Lore-Roman 159 - Helga Winter - E-Book

Lore-Roman 159 E-Book

Helga Winter

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Beschreibung

Zwei Jahre nur ist Dunker von Benningstedt mit seiner Frau Nora verheiratet, als diese bei der Geburt der Tochter stirbt. Der Baron ist außer sich vor Trauer und Wut. Fortan will er von dem Baby, das man Renate tauft, nichts mehr hören und sehen.
Drei Jahre gehen ins Land. Dunker von Benningstedt ist finster geworden, spricht nur das Allernotwendigste, und das Lachen hat er ganz verlernt. Aus Renate ist ein kleines Mädchen geworden, das man einfach liebhaben muss. Ihr Haar ist honiggelb, in natürlichen Locken umgibt es ihr frisches Gesichtchen, in dem die tiefblauen Augen so schwermütig in die Welt schauen. Die Kleine leidet unter der Ablehnung ihres Vaters, sie ängstigt sich regelrecht vor ihm. Die strenge Erziehung durch die ständig wechselnden Kindermädchen tun ihr Übriges dazu. Doch mit der Ankunft von Silke Wiesmar soll sich alles ändern. Die neue liebevolle Kinderfrau erobert das Herz der kleinen Renate im Sturm. Die so herzliche und anmutige junge Frau hat im Nu alle auf Gut Benningstedt verzaubert. Einzig Dunker ist immun gegen ihren Liebreiz ...


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Inhalt

Cover

Liebe über den Tod hinaus

Vorschau

Impressum

Liebe über den Tod hinaus

Der Leidensweg des Herrn von Benningstedt

Von Helga Winter

Zwei Jahre nur ist Dunker von Benningstedt mit seiner Frau Nora verheiratet, als diese bei der Geburt der Tochter stirbt. Der Baron ist außer sich vor Trauer und Wut. Fortan will er von dem Baby, das man Renate tauft, nichts mehr hören und sehen.

Drei Jahre gehen ins Land. Dunker von Benningstedt ist finster geworden, spricht nur das Allernotwendigste, und das Lachen hat er ganz verlernt. Aus Renate ist ein kleines Mädchen geworden, das man einfach liebhaben muss. Ihr Haar ist honiggelb, in natürlichen Locken umgibt es ihr frisches Gesichtchen, in dem die tiefblauen Augen so schwermütig in die Welt schauen. Die Kleine leidet unter der Ablehnung ihres Vaters, sie ängstigt sich regelrecht vor ihm. Die strenge Erziehung durch die ständig wechselnden Kindermädchen tun ihr Übriges dazu. Doch mit der Ankunft von Silke Wiesmar soll sich alles ändern. Die neue liebevolle Kinderfrau erobert das Herz der kleinen Renate im Sturm. Die so herzliche und anmutige junge Frau hat im Nu alle auf Gut Benningstedt verzaubert. Einzig Dunker ist immun gegen ihren Liebreiz ...

Dunker von Benningstedt schnellte herum, als der Arzt ins Wartezimmer trat. Unter der Gesichtsbräune war er fahl, seine Augen flackerten unruhig.

»Wie geht es ihr?«, presste er hervor.

Der Arzt lächelte ihm beruhigend zu, wie er es schon oft getan hatte, wenn die Angehörigen von Patienten sich so aufgeregt gebärdeten.

»Wir müssen noch abwarten, Herr von Benningstedt.«

»Mein Gott«, stöhnte der Mann und presste die Fäuste gegen die Augen. »Seit über zehn Stunden liegt sie nun hier ...«

»Manchmal dauert eine Geburt vierundzwanzig Stunden«, erinnerte der Arzt gelassen. Er zündete sich eine Zigarette an und sog voller Genuss.

»Darf ich meine Frau denn einmal sehen?«, fragte Dunker leise. »Bitte, erlauben Sie es mir.«

Der Arzt nickte ihm zu.

»Sie müssen mir nur versprechen, unsere werdende Mutter nicht aufzuregen. Und bleiben Sie nicht zu lange. Es ist für Ihre Gattin gar nicht gut, wenn sie durch irgendetwas abgelenkt wird. Kommen Sie.«

Er drückte seine Zigarette aus und ließ dem Freiherrn höflich den Vortritt.

Eine Minute später schaute Dunker von Benningstedt in das schweißüberströmte Gesicht seiner über alles geliebten jungen Frau.

Sie versuchte, ihm zuzulächeln, sie war sehr tapfer, aber ihr Lächeln wurde nur eine verzerrte Grimasse. Dann begann sie zu stöhnen, verkrallte die Hände in die Decke, biss die Zähne zusammen, aber dieses Stöhnen schien ganz tief aus ihr herauszukommen, sie konnte es einfach nicht zurückhalten.

Die Schwester, die neben ihr auf einem Stuhl saß, wischte ihr den Schweiß vom Gesicht.

Dunker taumelte förmlich, denn ihm war, als schnitte dieses Stöhnen in sein Herz.

Der Arzt packte seine Schulter, drehte ihn herum und schob ihn gutmütig aus dem Zimmer.

»Das ist kein Anblick für Männer«, sagte er jovial. »Damit müssen die Frauen allein fertigwerden.«

»Wie entsetzlich ist das. Dass Nora so leiden muss ... Ich will kein Kind wieder haben, nie wieder, wenn sie deshalb solche Schmerzen erdulden muss.«

»Das zweite Kind kommt meistens leichter.« Der Arzt wusste, was er von solchen Versprechungen zu halten hatte. Man vergaß sie ebenso schnell, wie man sie aussprach.

»Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee mit mir trinken? Sie sehen aus, als hätten Sie eine kleine Stärkung nötig.«

Dunker von Benningstedt schüttelte ablehnend den Kopf. Sein Magen würde sich weigern, irgendetwas aufzunehmen. In seinem Ohr war noch immer dieses schreckliche Stöhnen, und im Geist sah er Noras verzerrtes Gesicht vor sich.

Wie lange dauerte es denn noch! Alle Augenblicke schaute er auf die Uhr, und es war ihm, als sei die Zeit stehen geblieben. Morgens in aller Herrgottsfrühe hatte er Nora in die Klinik gebracht. Jetzt wurde es schon wieder dunkel, und noch nichts hatte sich geändert.

Freiherr von Benningstedt ging im Wartezimmer auf und ab. Er ähnelte einem gefangenen Tier, das ruhelos einen Ausweg aus seinem Käfig sucht.

»Herr von Benningstedt.« Eine Schwester hatte die Tür aufgerissen, ohne vorher anzuklopfen. Ihre Augen waren entsetzt geweitet. »Ihre Frau möchte Sie noch einmal sehen, kommen Sie schnell mit.«

Der Mann wankte wie ein Baum, in den ein Holzfäller die Axt geschlagen hat. Es gab eigentlich nur eine einzige Deutung für die Worte der Schwester, aber die durfte nicht wahr sein.

Drei Ärzte standen um Nora von Benningstedts Bett herum, als er ins Zimmer stürzte.

»Tot?«, fragte er fassungslos.

»Ja. Es tut uns allen sehr, sehr leid. Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen meine herzliche Anteilnahme ausdrücke.«

Ein Arzt bot dem Freiherrn die Hand, aber Dunker stieß sie zurück. Er sah aus wie von Sinnen, als er die drei Ärzte anstarrte. Sie hatten Nora sterben lassen, den besten Menschen, den die Erde je getragen hatte. Man müsste sie umbringen, sie sind zu gleichgültig, sie haben sich keine Mühe gegeben, dachte er, und zugleich wusste er auch, dass es Unsinn war, sich so etwas einzureden.

»Ihr Töchterchen behalten wir noch ungefähr vierzehn Tage in der Klinik. Es wäre gut, wenn Sie eine Amme besorgen könnten, Herr von Benningstedt.«

»Ich will sie nicht haben. Sie ist schuld daran, dass Nora sterben musste. Machen Sie mit ihr, was Sie wollen, ich hasse sie.«

»Herr von Benningstedt!« Der Arzt hob entsetzt die Hände, aber dann ließ er sie wieder sinken, weil er begriff, dass Dunker im Augenblick Vernunftgründen nicht zugänglich war.

Er hatte eine sprichwörtlich gute Ehe geführt, und der unerwartete Tod der geliebten Frau musste ihn ja vorübergehend umwerfen. Er wird sich schon wieder fassen, dachte der Professor.

Mit den Augen gab er seinen Kollegen einen Wink, und hinter ihnen verließ auch die Schwester das Zimmer, in dem Nora von Benningstedt gestorben war. Den Säugling nahm sie mit.

***

Dunker war nur noch ein Schatten seiner selbst, als er sein Gutshaus betrat. Die Leute, die zufällig auf dem Hof zu tun hatten, wichen scheu zur Seite und starrten ihm dann furchtsam nach. Niemand wagte, den vom Schicksal geschlagenen Mann anzusprechen.

»Ob irgendetwas mit seiner Frau nicht in Ordnung ist?«, wisperte man. Es war die nahe liegendste Erklärung, aber sie scheuten sich, ihn danach zu fragen.

Dunker setzte sich ins große Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Der Sessel ihm gegenüber war leer, es war Noras Sessel, und er würde immer leer bleiben. Dunker versuchte, das zu begreifen, aber er schaffte es nicht. Sie war doch so lebendig, in seiner Erinnerung lebte sie frisch und frohgemut weiter, und es konnte doch einfach nicht sein, dass sie niemals wiederkehren sollte.

Zwei Jahre waren sie verheiratet gewesen, und in drei Tagen jährte sich ihr zweiter Hochzeitstag.

Wie hatte Nora sich darauf gefreut, was für Heimlichkeiten hatte sie vorher mit der Mamsell gehabt, um ein schönes kleines Fest vorzubereiten.

In seinem Tresor im Arbeitszimmer lag das Etui mit dem wunderschönen Brillantring. Er hatte ein Vermögen gekostet, und zu ihrem Hochzeitstag wollte er ihn Nora schenken.

»Herr von Benningstedt.« Die Mamsell räusperte sich, aber der Herr hörte sie gar nicht. »Herr von Benningstedt, Sie müssen etwas essen«, mahnte sie.

»Nein. Ich mag nichts.« Mit müder Handbewegung schickte Dunker die treue alte Seele wieder hinaus.

»Was ist denn nur geschehen?«, fragte Mamsell Alwine Fräulein Mücke, die gerade ins Gutshaus getreten war. »Wissen Sie etwas, gnädiges Fräulein?«

Rosalinde Mücke, eine alte Junggesellin, die das Leben von der heiteren Seite nahm, runzelte die Stirn.

»Was soll schon geschehen sein?«, fragte sie schmunzelnd, »Herr von Benningstedt ist von der Geburt erschöpft, das soll bei Vätern häufig der Fall sein, habe ich mir erzählen lassen. Was ist es denn geworden, ein Junge oder ein Mädchen?«

Alwine zuckte die Schultern.

»Weiß ich nicht, und ich mochte auch nicht danach fragen. Wenn der gnädigen Frau man nur nichts passiert ist.«

»Unsinn, sie ist gesund und kräftig. Sie haben eine schwarze Fantasie, Alwine. Sitzt er im Wohnzimmer?«

»Ja.« Alwine machte sich in der Diele zu schaffen, denn Fräulein Mücke hatte die Tür offen stehen lassen, und so konnte sie jedes Wort hören, das drinnen gesprochen wurde.

»Hallo, junger Vater«, sagte sie munter und trippelte auf den Mann zu. Aber das Lachen verging ihr, als Dunker den Kopf wandte. Sie prallte förmlich vor der Verzweiflung zurück, die so deutlich auf seinen Zügen lag.

»Herr Baron, was ist mit Ihrer Gattin?« Sie ahnte etwas Schlimmes, aber Dunkers Antwort übertraf alles.

»Tot«, sagte der Mann, nur dieses eine Wort.

Fräulein Mücke schreckte zusammen und schüttelte den Kopf. Sie stellte keine weiteren Fragen, versuchte auch nicht, dem Herrn ihr Beileid auszudrücken, dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie ließ ihn allein, denn nur die Zeit, das wusste sie, würde die Wunde schließen, die das Leben ihm geschlagen hatte.

Sie rief in der Klinik an und ließ sich alle notwendigen Einzelheiten erzählen.

»Das arme Würmchen«, murmelte sie mitleidig, und ihre Augen wurden feucht. »Es wird ohne Mutter aufwachsen.«

Dann stellte sie eine Liste der Personen auf, denen sie die Todesnachricht schicken musste. Einmal nur zögerte sie, und ihr Blick ging über ihren Schreibtisch hinweg ins Leere. Musste sie Fräulein von Beuthen einladen oder nicht?

Sie war Noras Schwester, deshalb konnte man sie nicht gut übergehen, aber andererseits hatten Nora und sie seit einigen Jahren keine Verbindung mehr miteinander.

Fräulein Mücke kannte den Grund. Das Fräulein Stefanie war damals in Herrn von Benningstedt verliebt gewesen, und sie hatte nichts unversucht gelassen, Nora den Mann fortzunehmen.

Ja, es war eine schreckliche Szene gewesen, als Dunker von Benningstedt ihr das Haus verboten hatte.

Er liebte eben nur die eine, für die es keinen Ersatz gab, aber wenn Fräulein Stefanie die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben hatte, Dunker zu erringen ...

Noch immer schwebte ihr Federhalter in der Luft, ohne den Namen in die Liste eingetragen zu haben. Aber dann gab sie sich einen Ruck und schrieb mit ihrer feinen, zierlichen Schrift auch Fräulein von Beuthens Namen in die Liste. Sie ist immerhin Noras Schwester, rechtfertigte sie sich.

An diesem Tag bekam man den Gutsherrn nicht mehr zu Gesicht. Auch am nächsten Tag gelang es nur Fräulein Mücke, zu ihm vorzudringen. Sie brauchte einige Unterschriften und gab sich so kühl und sachlich, wie es nur möglich war. Den plötzlichen Tod der gnädigen Frau erwähnte sie mit keinem Wort.

Dunker war ihr dankbar für diese Rücksicht.

»Erledigen Sie alles, was getan werden muss«, bat er seine zuverlässige Mitarbeiterin. »Sie werden es schon richtig machen«, fügte er hinzu.

»Danke für Ihr Vertrauen.« Fräulein Mücke verneigte sich und blieb nur an der Tür noch einmal stehen. »Haben Sie noch besondere Wünsche in irgendeiner Beziehung?«, fragte sie.

»Nein.«

»Und das Kind, das Mädchen ...«

»Ich will es nicht sehen, verstehen Sie, Fräulein Mücke, ich will dieses Geschöpf nicht sehen. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen, nur halten Sie es von mir fern. Es hat meine Frau getötet.«

»Es war Schicksal. Lassen Sie es die Kleine nicht entgelten, Herr Baron. Wie soll sie heißen? Ich muss sie ja beim Standesamt anmelden.«

»Geben Sie ihr irgendeinen Namen, mir ist es gleichgültig, nur ... nur Nora darf sie nicht heißen, das versteht sich wohl von selbst. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?«

»Herr Baron, sie ist doch Ihre Tochter. Sie müssen ihr den Namen geben.«

»Nein.« Das klang hart und kompromisslos, und Fräulein Mücke wusste, dass es keinen Zweck hatte, weiter in ihn dringen zu wollen.

Sie soll Renate heißen, dachte sie. Der Name klang so hell und fröhlich, und vielleicht schaffte die Kleine es ja, sich später in das Herz des Vaters einzuschmeicheln.

Eine junge Frau aus dem Dorf war gern bereit, die Tochter des Barons zu stillen. Fräulein Mücke versprach ihr eine hübsche Belohnung dafür, und so war auch diese Sache bestens geregelt.

***

Dann kam der Tag der Beisetzung. Es war still geworden im Schloss, die Bediensteten wagten kaum laut zu sprechen, denn alle hatten an der jungen, wahrhaft gütigen Herrin gehangen.

Ohne Frau Nora fehlte ihnen etwas. Fräulein Mücke gab sich alle Mühe, die Verstorbene auch im Haushalt zu ersetzen. Es wurde ihr fast zu viel, denn der Gutsbetrieb ging ja weiter, die Ernte musste eingebracht werden, ob ein Mensch gestorben war oder nicht.

Baron Benningstedt kümmerte sich um nichts. Er verließ kaum sein Zimmer, und wenn Fräulein Mücke bei ihm eintrat, saß er meist am Fenster und starrte zum Himmel empor.

Die ersten auswärtigen Gäste waren schon eingetroffen, und Fräulein Mücke hatte dafür gesorgt, dass die Fremdenzimmer tadellos in Ordnung waren. Schließlich stand nur noch eines leer, nämlich das, was sie für Fräulein von Beuthen bestimmt hatte. Ob sie nicht kommen wird?, fragte sich Rosalinde Mücke besorgt. Hat sie den Herrn noch immer nicht vergessen?

Die Beisetzung war auf fünfzehn Uhr angesetzt, und erst eine Stunde vorher kam Stefanie auf Gut Benningstedt an.

Sie ist immer noch so hübsch wie früher, dachte Fräulein Mücke, als sie Noras Schwester freundlich begrüßte. Und doch wirkte sie ganz verändert, die kecke, lebenshungrige Stefanie.

Sie wirkte ernster und reifer, ein gefestigter Mensch. Sie arbeitete sogar, und Fräulein Mückes Hochachtung wuchs.

Die Beuthens stammten nämlich aus einer verarmten Familie, und für Nora war es ein Glück gewesen, dass der ungeheuer reiche Dunker von Benningstedt um sie geworben hatte.

Als letzter kam der Baron in die Halle, in die man den Sarg mit den vielen Blumen gestellt hatte. Er nickte den vielen Gästen mit unbewegtem Gesicht zu. Die Worte der Anteilnahme, die man ihm sagte, klangen an seinem Ohr vorbei.

Fräulein Mückes Herz klopfte schneller, als Stefanie auf ihn zutrat, um ihm ihr Beileid auszudrücken.

Dann atmete sie befreit auf. Es war alles gutgegangen. Dunkler hatte nicht gestutzt, und Stefanie schien ihre törichte Liebe zu diesem Mann überwunden zu haben.

Sie ahnte nicht, dass auch Fräulein von Beuthen ein wenig ängstlich auf diesen Moment gewartet hatte. Was werde ich fühlen, wenn ich Dunker wiedersehe, hatte sie sich gefragt, als sie die Todesnachricht erhielt.

Jetzt wusste sie es: Mitleid mit dem Mann. Aber keine Liebe. Es war damals wohl nur eine Schwärmerei gewesen, nichts weiter.

»Ich danke dir, dass du gekommen bist«, sagte Baron Benningstedt leise, dann trat ein neuer Gast zu ihm.

***

Drei Jahre vergingen. Der Gutsbetrieb auf Benningstedt ging seinen geregelten Gang, der Baron hatte die Arbeiten wie immer eingeteilt und beaufsichtigt, und doch war alles anders geworden.