Lore-Roman 222 - Ina Ritter - E-Book

Lore-Roman 222 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Wie jede junge Frau sehnt Irene Dühring sich nach Liebe und Zärtlichkeit, nach der Geborgenheit einer Ehe und nach Kindern. Doch bisher hat sie nicht den richtigen Mann gefunden. Als wieder einmal eine Verbindung in die Brüche gegangen ist, will Irene fast verzweifeln. Doch ihre Freundin Claudia spricht ihr liebevoll Mut zu, und an diesem Abend haben Irene und Claudia eine geniale Idee ...

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Nur ein Abenteuer?

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Nur ein Abenteuer?

Der Roman einer schicksalhaften Liebe

Von Ina Ritter

Wie jede junge Frau sehnt Irene Dühring sich nach Liebe und Zärtlichkeit, nach der Geborgenheit einer Ehe und nach Kindern. Doch bisher hat sie nicht den richtigen Mann gefunden. Als wieder einmal eine Verbindung in die Brüche gegangen ist, will Irene fast verzweifeln. Doch ihre Freundin Claudia spricht ihr liebevoll Mut zu, und an diesem Abend haben Irene und Claudia eine geniale Idee ...

»Wie geht es dir?«, fragte Claudia Berling ihre Freundin Irene, während sie forschend in das schmale, aparte Gesicht der jungen Frau schaute.

»Ich lebe und bin gesund, dafür muss man ja dankbar sein.« Irene Dühring wirkte müde und verzagt. »Wie schön du wohnst! Ich beneide dich jedes Mal um dein Haus.«

»Dazu hast du überhaupt keinen Grund. Der Konsul hat gekündigt, und ich weiß nicht, was ich jetzt mit den Räumen unten anfangen soll. Für Büros sind sie viel zu groß, ein neues Konsulat habe ich nicht interessieren können, auch keine Tanzschule ... Für eine Tanzschule wären die Räume besonders gut geeignet. Vielleicht muss ich sie leer stehen lassen.«

»Das ist wirklich Pech für dich. Die Brüder haben eine gute Miete bezahlt, nicht wahr?«

»Ja, und die fehlt mir jetzt natürlich. Der Unterhalt des Hauses ist aufwendig. Aber sprechen wir jetzt nicht von diesem alten Kasten, erzähl lieber von dir. Ich habe immer auf eine Verlobungsanzeige von dir gewartet.«

»Ich hätte dir auch gern eine geschickt«, erwiderte Irene, während sie sich um ein Lächeln bemühte. »Aber es hat wieder nicht geklappt. Das sind alles Betrüger, diese Leute. Aber man kann nichts dagegen machen, es ist legal, hat man mir erzählt. Diese stetigen Enttäuschungen tun weh.«

»Du hattest doch einen netten jungen Freund, der dir gefiel.«

»Ja. Er war bloß nicht für mich allein da. Ich habe herausbekommen, dass das Heiratsinstitut ihn fest angestellt hat, damit er mit jungen, ehesuchenden Damen flirtet. Er ist damit voll ausgelastet, der liebe Mann. Und sein Job macht ihm darüber hinaus Spaß. Jede Nacht in einem anderen Bett ... Aber in meinem war er wenigstens nicht, ein Trost. Umbringen könnte ich ihn! Und die, die ihn so etwas tun lassen, erst recht.«

»Irene!« Claudia kannte das Temperament ihrer Freundin, aber dieser Ausbruch entsetzte sie doch.

»Die spielen mit den Gefühlen der Frauen, die nichts weiter wollen als ein bisschen menschliche Wärme. Das finde ich so gemein! Da habe ich nun geglaubt, Ralf liebe mich wirklich. Wir haben von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen, von dem Haus, das wir uns kaufen wollen. Und die ganze Zeit hindurch war ich nur eine von einem Dutzend. Von mir ist er zu einer anderen gegangen, von einer anderen zu mir gekommen. Mir hat er erzählt, er wäre Vertreter und viel unterwegs, deshalb könne er mir nicht so viel Zeit widmen, wie er gern möchte. Vertreter in Liebe. Und ein sehr guter Verkäufer.«

»Hatte das Heiratsinstitut denn nicht andere Männer anzubieten?«

»Ja. Das letzte Aufgebot. Männer, die keine Frau haben will, die hatten sie. Männer, die eine Frau suchen, die für sie arbeitet. Es ist zum Weglaufen. Was ist denn nur mit mir los, dass ich keinen Mann finde, der mich haben will?«

»Du übertreibst. Du bist äußerst sympathisch, sehr hübsch, hast eine nette kleine Wohnung und verdienst gut.«

»Aber ich bin allein. Jeden Abend sitze ich zu Hause und stiere meine Wände an oder sehe fern, konsumiere jeden Schwachsinn. Morgens stehe ich dann auf und trabe ins Büro, hämmere den ganzen Tag auf der Schreibmaschine herum, und danach fahre ich wieder in meine hübsche, kleine Wohnung. Mir steht manchmal alles bis obenhin.«

»Du bist ungeduldig. Auch du wirst einmal einen Mann kennenlernen, der ...«

»Wenn ich achtzig bin. Ich weiß nicht, wie die anderen es schaffen, Männer kennenzulernen, ich bringe offenbar kein Talent dafür mit. Soll ich allein in irgendein Lokal gehen und darauf warten, angesprochen zu werden? Die Männer dort suchen eine Frau für eine Nacht. Ja, ich habe es getan, du brauchst gar nicht so große Augen zu machen. Aber die, die dann kamen ... Nein, Claudia, nicht mit mir. Ich bin eben total verbogen. Aber genug jetzt von mir. Wie geht es dir?«

»Abgesehen von meinen Sorgen um das Haus ganz gut.«

»Du lebst doch auch allein. Oder hast du einen Freund im Verborgenen, von dem auch ich nichts weiß? So einen netten, soliden Ehemann, der sich bei dir von der Langeweile seines Alltags erholt. Die Alltagsfrau, die Sonntagsfrau ... Von der Sorte habe ich auch einige kennengelernt. Ach, waren sie in ihrer Ehe alle unglücklich, hätten sie mich doch bloß früher kennengelernt ... Aber eine Scheidung kam der Kinder wegen nicht infrage. Jeder hatte die gleiche Geschichte auf Lager. Diese Männer!«

Irene Dühring schüttelte sich buchstäblich.

»Und doch kann ich es nicht abwarten, einen abzubekommen, wirst du jetzt denken. Sie ist inkonsequent, die doofe Irene. Sie weiß überhaupt nicht, was sie will. Aber es muss doch auch einen Mann geben, der es ehrlich meint, der seine Frau nicht betrügt. Wenn man alleinstehend ist, dann lernt man immer nur die Abenteuersuchenden Ehemänner kennen, die ihren Ring in der Hosentasche tragen.«

Sie schaute sich in dem riesigen Wohnzimmer um.

»Der reinste Tanzsaal und trotzdem hübsch und gemütlich. Mit der Erbschaft hast du wahnsinniges Glück gehabt, Claudia. Allein dieser Wohnung wegen würden die Männer dich heiraten wollen, wetten? Dein schöner Kamin ... Du bist wirklich zu beneiden. Du hast einen Beruf, der dir Spaß macht ...«

»Ja, ich arbeite gern in der Werbebranche.«

»Und sicherlich lernst du dadurch auch nette Menschen kennen, interessante Menschen, mit denen man reden kann. Es ist schrecklich, wie schwierig es ist, Männer zu finden, mit denen man ein vernünftiges Gespräch führen kann. Sie können nur von sich erzählen, von ihrer Arbeit, und danach ist es meistens zappenduster. Bücher sind nur eine Dekoration der Wohnung, dass man sie lesen kann, wissen die meisten nicht. Entschuldige, ich lasse mich gehen ... Ich habe Ralf gerade gesehen, bevor ich zu dir kam, er fuhr mit einer anderen an mir vorbei. Sie war bestimmt zehn Jahre älter als er. Und das liegt mir jetzt ein bisschen im Magen.«

»Dieser Ralf?«

»Ja. Ich habe wirklich nicht gedacht, dass er ein Betrüger ist! So ein charmanter Bursche, weißt du, er sieht nicht einmal umwerfend aus, aber er besitzt das gewisse Etwas. Für das Heiratsinstitut ist er unentbehrlich. Er macht den dummen Frauen Mut, sie bezahlen gern den Vorschuss ...«

»Du hast einen Vorschuss bezahlt?«

»Das sei so üblich, hat mir der Inhaber erklärt. Tausend Mark. Und weitere dreitausend bei erfolgreichem Abschluss ihrer Bemühungen. Er besitzt eine wunderschöne Kartei mit attraktiven Ehekandidaten. Bloß dass es die alle nicht gibt. Na ja ... was soll's? Du hältst das Alleinsein gut aus, nicht wahr?«

»Ja, ich bin gern allein. Ich glaube, ich könnte mich gar nicht an einen Mann in meiner Wohnung gewöhnen. Wenn seine Sachen rumliegen, wenn es nach ihm riecht ... Nein. Es gibt geborene Junggesellinnen, glaube ich, und offenbar gehöre ich dazu.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen. Man braucht doch jemanden, mit dem man alles gemeinsam erlebt. Du wirst älter, und irgendwann schaffst du dir dann einen Mops an, den du zu Tode fütterst oder einen Kanarienvogel, mit dem du dich unterhältst, weil sonst niemand da ist. Denkst du eigentlich manchmal an die Wohnung, die wir damals gemeinsam hatten, weil wir uns nichts anderes erlauben konnten? Es war doch eigentlich eine schöne Zeit. Und dann hast du geerbt ...«

»Ich habe dir damals angeboten, hierher mitzukommen.«

»Woran ich mich dankbar erinnere. Es war vielleicht ein Fehler, dass ich das abgelehnt habe. Aber ich dachte damals, ich hätte größere Chancen, wenn ich über eine sturmfreie Bude verfüge. Fehlanzeige.«

»Du kannst jederzeit zu mir kommen.«

»Zu spät. Du hast dich ans Alleinsein gewöhnt. Auch damals habe ich dich manches Mal gestört, wenn ich reden wollte und du lieber lesen. Zwei Weiber in einer Wohnung, nein, das ist nichts. Es sei denn, sie liebten sich heiß und innig, und so sind wir ja nicht veranlagt.«

»Bei dir wird es vorübergehen, dein seelischer Katzenjammer, meine ich. Man wird im Leben häufig enttäuscht.«

Irene funkelte sie aufgebracht an.

»Ich spinne, ich weiß. Ach, Claudia, wozu lebt man eigentlich? Um zu arbeiten? Das denkt mein Chef.«

Claudia legte mitleidig den Arm um Irenes Schultern.

»Sei nicht so ungeduldig. Das Glück lässt sich nicht zwingen.«

»Eines Tages kommt es von selbst und klopft an meine Tür. So steht es in Märchenbüchern, Claudia. Ich bin doch nicht mannstoll, ich mag nur nicht immer allein sein. Ich kann mich anpassen, und ich würde bestimmt eine gute Frau sein. Warum nur gerate ich immer an die falschen Männer?«

Darauf konnte Claudia ihr auch keine Antwort geben.

»Ich mache jetzt das Abendessen. Wie viel Schnitten möchtest du?«

»Keine. Mir steht alles bis obenhin.«

»Zwei Schnitten«, entschied Claudia.

Wie kann ich Irene helfen?, überlegte Claudia, während sie in der geräumigen, modern eingerichteten Küche ein paar Schnitten anrichtete. Ihr einen Mann besorgen. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Die meisten netten Männer waren verheiratet, Gott seis geklagt, und die wenigen Ausnahmen nicht bereit zu heiraten, was genauso bedauerlich war. Aber irgendeiner müsste sich doch finden lassen, dachte Claudia.

»Hast du es schon einmal mit einer Anzeige in der Zeitung versucht?«, rief sie durch die geöffnete Tür.

»Ja. Zweimal. Es war eine absolute Fehlanzeige. Ausschuss, was sich da gemeldet hat.«

»So, das Essen ist fertig. Tee habe ich auch gekocht. Du trinkst doch immer noch Tee? Oder bist du inzwischen eine Kaffeetante geworden?«

»Mir ist es egal, was ich trinke. Mir ist überhaupt alles egal. Dass ein Mann sich für so etwas hergibt ... Er liebt eben die Abwechslung. Aber wie verkraftet ein Mann so etwas?«

»Er hat weder Fantasie noch ein Gewissen«, meinte Claudia.

»Ich weiß nicht, ob das stimmt. Er ist so auf mich eingegangen. Wirklich, ich habe gedacht, das ist endlich ein Mann, der dich versteht. Dabei versteht er nur sein Geschäft. Ein Jammer, dass auf Mord solch eine hohe Strafe steht.«

»Bleib doch für diese Nacht bei mir. Das Bett im Besuchszimmer ist schnell bezogen, wir klönen noch ein bisschen.«

»Warum eigentlich nicht, Claudia? Es ist zwar nicht nett von mir, dir auf den Wecker zu fallen, aber warum muss man immer nett sein? Zur Abwechslung bin ich auch einmal egoistisch und nehme deinen Vorschlag dankend an.«

»Das freut mich. Lass es dir schmecken. Ralf ist eine Ausnahme.«

»Glaube ich nicht, er ist typisch. Die anderen können bloß nicht so wie er, sonst würden sie es auch tun. Was hat er mir alles vorgesponnen ... Zeit für einen Hund habe ich nicht, sonst würde ich mir wenigstens einen Hund kaufen, der sich freut, wenn ich abends nach Hause komme. Aber so ein armes Vieh den ganzen Tag allein lassen, nein, das geht nicht. Müsste ich nicht arbeiten, würde ich mir ein Kind zulegen, aber dann hätte ich das gleiche Problem. Und mir hinterlässt ja niemand eine Riesenvilla mit Park und allem Pipapo.«

»Höre auf von der Villa. Was mache ich mit den Räumen unten? Wenn ich sie leer stehen lasse, wird es auch teuer, allein durch die Heizung. Und dann muss ich Hasenpusch noch bezahlen.«

»Warum? Wenn das Haus leer steht, brauchst du auch keinen Hausmeister.«

»Testamentsbestimmung. Ich habe mich verpflichtet, ihn auf Lebenszeit zu behalten und natürlich zu bezahlen. Was mache ich nur mit den Räumen? Für einen Kindergarten sind sie zu groß. Was die sich damals zusammengebaut haben.«

»Damals brauchten reiche Leute Festsäle, und sie hatten ja Personal genug, das für sie arbeitete. Du wirst schon wieder einen neuen Mieter finden. Wie wäre es mit einer Gaststätte?«

»Zu abgelegen. Und außerdem gäbe das zu viel Krach. Die Nachbarn würden gewiss nicht mitmachen.«

»Schade. Wenn du eine Gaststätte eröffnen würdest, würde ich dir helfen, und unter den Gästen wäre vielleicht der Mann meines Lebens. In meinem Büro lerne ich ja niemanden kennen. Hab' schon gedacht, ob ich dort nicht kündige und mir etwas anderes suche. Die meisten Eheleute haben sich im Beruf kennengelernt, habe ich mal irgendwo gelesen. Bloß ist man heutzutage froh, eine sichere und einigermaßen gut bezahlte Stellung zu haben. Wenn ich arbeitslos wäre, könnte ich die Wohnung nicht halten. Das Leben ist eine schwierige Angelegenheit. Man müsste immer Kind bleiben können, mit Puppen spielen, versorgt werden von den Großen, die alles können und alles wissen ...«

Ihre Stimmung wird vorübergehen, dachte Claudia. Jeder hat mal ein seelisches Tief, und so lange man drinnen ist glaubt man, das Leben kaum ertragen zu können. Wenn es vorbei ist, kann man sich selbst nicht mehr verstehen. Sie war froh, dass Irene wenigstens die Schnitten, die sie fertiggemacht hatte, brav aufaß.

»Ich möchte wetten, es gibt auch Männer, die in meiner Lage sind, die eine Frau suchen und nicht wissen, wie sie an eine Frau herankommen können. Was machen diese Männer, Claudia?«

»Weiß ich nicht. Aber du hast recht, es gibt sehr viel Einsamkeit und seelische Not in unserem Land.«

»Du, ich habe eine Idee. Neulich habe ich gelesen, dass es so etwas gibt. Keinen Ball der Einsamen Herzen, das meine ich nicht, sondern ein seriöses Treffen von Menschen, die Kontakt mit anderen suchen. Hätte ich Geld und Unternehmungsgeist, würde ich so etwas aufziehen. Treffpunkt der Einsamen. Nicht der einsamen Herzen, das klingt so kitschig. Und dazu könnten alle kommen, denen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Man ist dann unter sich, unter gleichgestimmten Seelen. Weil ich gerade von Sälen gesprochen habe, da fällt mir ein ...« Irene Dühring beugte sich vor, und ihre Augen funkelten unternehmungslustig. »Bis du neue Mieter für die Räume gefunden hast, könntest du so etwas eigentlich aufziehen. Ein paar große Anzeigen in der Zeitung, und du sollst mal sehen, wie sie dann strömen. Wir würden für Getränke sorgen, Hasenpusch muss sich ums Essen kümmern ... keine großen Sachen, auch nicht teuer ... Und natürlich müssten wir eine Art Eintrittsgebühr nehmen, damit wir auf unsere Kosten kommen. Zwanzig Mark sind immer noch billiger als tausend, die man einem Heiratsinstitut nachwirft. Man müsste Gelegenheit zum Tanzen bieten, und das wäre kein Problem bei den riesigen Räumen unten. Ausflüge organisieren, Wochenendreisen ... Claudia, ist das eine Idee oder ist das keine?«

Irenes Freundin beugte sich zurück und lachte.

»Du denkst jetzt, ich spinne, aber das tu ich nicht. Hättest du meine Erfahrungen mit Heiratsinstituten, würdest du sofort erkennen, wie gut mein Vorschlag ist. Du brauchtest dich um nichts zu kümmern, wenn du nicht willst. Ich würde das schon organisieren.«

»Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Wer weiß, wer da alles kommt?«

»Auch schwarze Schafe, das ist vollkommen klar, dieses Risiko müssen wir eingehen. Denk an die, die wirklich einsam sind und Anschluss suchen. Keinen Partner fürs Bett, sondern einen Menschen.«

Claudia fühlte sich merkwürdig gerührt durch die Eindringlichkeit und den Ernst, mit dem Irene jetzt sprach. Sie selbst fühlte sich nicht einsam, obwohl sie in dieser Wohnung allein lebte. Sie hatte Freunde und Bekannte, mit denen sie sich traf, wenn ihr der Sinn danach stand, aber eigentlich war sie lieber allein in ihren vier Wänden, arbeitete, las oder hörte Musik. Langeweile war für sie nur ein Wort, kein Begriff.

»Ich könnte meine Stereoanlage mitbringen. Es braucht ja nicht aufwendig zu sein, jedenfalls am Anfang nicht. Wenn sich die Sache bewährt, dann könnten wir mehr daraus machen. Erst einmal müssten wir sehen, wie so etwas überhaupt läuft.«

»Vom Ersten an stehen die Räume leer, und bis ich neue Mieter gefunden habe, könnte ich sie dir zur Verfügung stellen.«

»Dann bist du also einverstanden? Claudia, du bist ein Schatz«, strahlte Irene ihre Freundin an. »Und den nettesten Mann reserviere ich für dich.«

»Wenn überhaupt Männer kommen werden.«

»Sie kommen, genau wie Frauen und Mädchen. Warte ab, bis es sich herumgesprochen hat, wie nett es bei uns ist. Dann werden wir eine Warteliste anlegen müssen.«

»Du bist sehr optimistisch.«

»Nein, realistisch, weil ich besser weiß als du, wie schlimm es ist, allein zu leben. Was für ein Glück, dass ich heute zu dir gekommen bin. Die Heiratsinstitute werden unsere Aktivitäten zwar nicht gern sehen, aber sollen sie sich ruhig schwarz ärgern. Die haben ihr Geld bisher viel zu leicht verdient, ohne Risiko.«

»Ich dachte immer, sie bekämen eine Provision nur, wenn eine Eheschließung zustande gekommen ist.«

»So sollte es sein, aber die setzen dich unter Druck. Ohne Vorschuss rühren die keinen Finger. Der Vorschuss ist für ihre Auslagen. Möchte mal wissen, was für Auslagen die haben? Natürlich Ralf ...« Einen Moment wirkte ihr Gesicht verbissen, als sie den Namen des Mannes aussprach, der sie so gemein hintergangen hatte.

»Auch zu dir werden Männer wie Ralf kommen, wenn du das wirklich machst.«

»Ich passe auf, und wenn, dann mache ich sie fertig und schmeiße sie anschließend ›raus. Ich habe einen Blick für Männer.« Irene stutzte und grinste dann selbstironisch. »Das muss gerade ich sagen, nicht? Aber in der Regel kann ich mich auf mein Urteil schon verlassen. Wollen wir jetzt die Anzeige gemeinsam aufsetzen?«

»Nicht so schnell ...«

»Es ist schade um jeden Tag, den wir ungenutzt verstreichen lassen. Du, wir müssen uns mit der Zeitung in Verbindung setzen und den Redakteuren unseren Plan unterbreiten, damit sie darüber schreiben. Soziale Aktivitäten sind jetzt in, und was wir vorhaben ist ein Versuch, sich selbst zu helfen. Dafür sind die, und wenn sie mal gerade nichts Besseres haben, um ihre Seiten zu füllen ... Ich setze mich mit der Zeitungsredaktion in Verbindung.«

Mit Irene ging das Temperament wieder einmal durch. Morgen wird sie an diese Sache nicht mehr denken, glaubte Claudia. Irene begeisterte sich schnell, aber ob sie die nötige Zähigkeit besaß, ihre Projekte auch durchzuführen, wagte Claudia zu bezweifeln. Heute tat es ihr immerhin gut, solche Pläne zu schmieden, deshalb spielte Claudia gern mit.

***