Lore-Roman 32 - Ursula Freifrau von Esch - E-Book

Lore-Roman 32 E-Book

Ursula Freifrau von Esch

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Beschreibung

Verführte Unschuld - Carolas bitteres Erwachen aus süßen Träumen


Carola strahlt über ihr ganzes bezauberndes Gesicht - nicht nur, weil sie ein ausgezeichnetes Abitur gemacht hat, sondern vor allem, weil sie endlich aus dem Internat und der gestrengen Aufsicht der Klosterschwestern entlassen ist. Nun freut sie sich darauf, das Leben und ihre neue Freiheit zu genießen.

Carola ahnt noch nicht, dass ihre besorgten Eltern ganz andere Pläne mit ihr haben, denn sie wissen, dass ihr bildhübsches Töchterchen im Internat vieles gelernt hat, nur das Wichtigste nicht: Gut und Böse zu unterscheiden ...

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Seitenzahl: 101

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Inhalt

Cover

Impressum

Verführte Unschuld

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Andreshkova Nastya/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6646-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Verführte Unschuld

Carolas bitteres Erwachen aus süßen Träumen

Von Ursula Freifrau von Esch

Carola strahlt über ihr ganzes bezauberndes Gesicht – nicht nur, weil sie ein ausgezeichnetes Abitur gemacht hat, sondern vor allem, weil sie endlich aus dem Internat und der gestrengen Aufsicht der Klosterschwestern entlassen ist. Nun freut sie sich darauf, das Leben und ihre neue Freiheit zu genießen.

Carola ahnt noch nicht, dass ihre besorgten Eltern ganz andere Pläne mit ihr haben, denn sie wissen, dass ihr bildhübsches Töchterchen im Internat vieles gelernt hat, nur das Wichtigste nicht: Gut und Böse zu unterscheiden …

„Carola, niemals hätte ich dir das zugetraut!“, sagte Roderich Prinz von Lichtenfels mit der grausamen Ehrlichkeit zu seiner Schwester, die sich auch in fürstlichen Familien in nichts von anderen Geschwisterbeziehungen unterscheidet.

„Ich auch nicht“, stimmte ihm Erbprinz Hubertus aus vollem Herzen zu und tätschelte der Jüngsten der Familie mit freundlicher Herablassung die Hand.

Die neunzehnjährige Prinzessin Carola hatte ein ausgezeichnetes Abitur gemacht und strahlte über ihr ganzes bezauberndes Gesicht.

Das Fürstenpaar von Lichtenfels betrachtete seine drei Kinder mit liebevollem Stolz. Sie hatten ausgesprochenes Glück mit ihren Kindern: Alle drei waren sie gesund, sahen gut aus und waren zu intelligent, um Stolz mit Arroganz zu verwechseln.

Erbprinz Hubertus, wie seit Jahrhunderten der älteste Spross des Hauses Lichtenfels hieß, war vierundzwanzig Jahre und bereitete sich auf sein Abschlussexamen in Land- und Forstwirtschaft vor. Heiraten eilte nicht, fand er, und seine Eltern stimmten ihm darin zu. Wenn ihm die Richtige über den Weg lief, konnte er es sich immer noch überlegen!

Prinz Roderich, zweiundzwanzig, studierte Jura. Mit seinem Mundwerk war er dafür prädestiniert, fand die Familie.

Carola, das Nesthäkchen, wie ihre Brüder sie nannten, war hellhäutig mit blonden, ins Rötliche spielenden Haaren. Einen aparten Gegensatz zu ihren sonst blassen Farben bildeten ihre Augen. Sie waren sehr groß, mit langen, dichten, schwarzen Wimpern und von einem so tiefen Blau, dass man sie für schwarz halten konnte. Besonders dann, wenn sie sich ärgerte.

„Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt!“, erzürnte sie sich über die herablassenden Bemerkungen ihrer Brüder zu ihrem Abitur. „So überrascht braucht ihr wirklich nicht zu sein: Meine Zeugnisse waren die ganze Schulzeit hindurch wirklich gut, nicht wahr, Mama? Papa?“

Die Eltern nickten lächelnd. Sie nahmen die Spöttelei der Söhne nicht so ernst.

„Carola ist wirklich nicht dumm“, kam ihr der Vater zu Hilfe. „Lass also dein albernes Geflachse! Im Übrigen müsstest du, Carola, ihn kennen und wissen, dass er es nicht so meint und im Grunde sehr stolz auf seine schöne, kluge Schwester ist!“

„Bin ich“, lenkte Prinz Roderich gutmütig ein. „Und dass du so naiv bist, erhöht in meinen Augen nur deinen Wert!“

„Naiv! Das ist gemein! Nein, ich bin nicht naiv! Mama? Papa?“ Wieder erhoffte sich die Prinzessin Beistand.

Tatsächlich gab der Fürst beiden Prinzen ein ungeduldiges Zeichen, endlich aufzuhören – allerdings über Carolas Kopf hinweg, sodass sie es nicht bemerkte.

Deshalb machte die Prinzessin nun Anstalten, sich auf ihren Bruder zu stürzen. Da rannte er lachend aus dem Salon.

„Hubertus, sieh nach, dass die beiden sich vertragen“, bat Fürstin Adelaide und schüttelte seufzend den Kopf. „Sie sind wie die jungen Hunde!“

Der Erbprinz zögerte einen Moment.

„Aber Roderich hat doch recht – mit Carolas Naivität. Auf alle Fälle sollten wir versuchen, dass sie an der gleichen Universität wie wir einen Studienplatz bekommt“, meinte Hubertus, sichtlich um seine kleine Schwester besorgt.

„Sie ist so gutgläubig“, sagte die Fürstin leise. „Dein Vater und ich haben uns schon etwas überlegt, und es wäre ganz gut, wenn wir deine und Roderichs Unterstützung dabei hätten“, begann die Fürstin ihre Pläne zu erzählen. „Wir möchten Carola in die Schweiz in eine renommierte Haushaltsschule für höhere Töchter geben. Für ein Jahr, weißt du. Es schadet bestimmt nicht, wenn sie die Führung eines großen Haushalts von der Pike auf lernt. Wer befehlen will, muss wissen, was er befiehlt.“

Vater und Bruder teilten die Ansicht. Und da sich die Schule im Ausland befand, waren sie alle auch sicher, dass sie es Carola schmackhaft machen konnten.

„Und die jungen Damen – alle stammen aus internationalen, ersten Familien – werden unser Nesthäkchen dann schon mit den Gefahren des Lebens vertraut machen“, behauptete Erbprinz Hubertus mit einem bedauernden Seufzer.

Auch seinem Vater tat der Gedanke sichtlich leid.

„Es hilft nichts.“ Die Fürstin bemühte sich, praktisch zu denken. „Carola lebt nun einmal in der heutigen Welt, und sie muss lernen, darin zurechtzukommen.“

Die Tür flog auf, und Carola und Roderich stürzten ins Zimmer.

„Diana hat geworfen!“, schrie Carola.

Und Roderich fügte hinzu: „Zehn Welpen, stellt euch vor! Und alle bildschön!“

Der Streit der beiden war längst vergessen. Jetzt übertrafen sie sich mit ihrem Bericht über die fabelhafte Leistung der Jagdhündin.

„Zehn Junge, die Ärmste“, seufzte Fürstin Adelaide mitleidig.

„Ich hatte schon damit gerechnet“, gestand der Fürst. „Oskar, der Pferdebursche, hat eine sehr nette, schlaue Mischlingshündin. Sie hat gleichfalls kürzlich geworfen. Aber er hat ihr bis auf einen Rüden die Jungen genommen. Sie kann gut vier von Dianas Welpen ernähren. Kommt, wir gehen sie aussuchen!“

Die Fürstin blieb zurück. Sie hatte noch eine Menge mit den Vorbereitungen für das Fest zu tun, das am späten Nachmittag beginnen sollte.

Nochmals seufzte sie. Sie machte sich mehr Sorgen um Carola, als sie vor den anderen zugab. Das Mädchen war so weltfremd! So erschreckend gutmütig und naiv! Carola konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand etwas durchaus anderes meinte, als er es sagte. Hoffentlich verliebte sie sich sehr bald in einen zu ihr passenden jungen Mann!

Adelaide von Lichtenfels ging in Gedanken die Liste der Gäste durch. Rolf von Hochheim – der würde ihr gefallen. Er hatte zwar kein Geld, aber schließlich war Carola nicht arm, und zum Glücklichsein stand dies nicht an erster Stelle.

Hubertus hatte von einem Kommilitonen erzählt, den er mitbringen wollte. Walter Erbgraf zu Steinburg. Die Fürstin kannte seine Mutter noch aus dem Internat. Sie waren sehr befreundet gewesen, doch hatten sie sich aus den Augen verloren. Die Familie war erstklassig, verkehrte aber hauptsächlich mit dem italienischen Adel.

Wieder seufzte die Fürstin. Es kam ihr vor, als wäre es heute weit schwieriger Töchter aufzuziehen und durchs Leben zu bringen als Söhne.

***

Prinzessin Carola schaute in den Spiegel und zog ein sehr missbilligendes Gesicht.

„Das Kleid ist einfach furchtbar, Mama“, sagte sie unzufrieden. „Ein richtiges Klein-Mädchen-Kleid! Ich gehe doch nicht mehr in die Schule!“

Fürstin Adelaide unterdrückte ein amüsiertes Lächeln.

„Nun, so lange ist es ja noch nicht her, dass du zur Schule gegangen bist. Und was findest du daran so furchtbar? Mir tat es einfach leid, dein Tanzstundenabschlusskleid wegzugeben, nur, weil es weiß ist. Es steht dir doch ausgezeichnet. Und kein Mensch wird es wiedererkennen!“

Das glaubte Carola auch nicht. Die bauschigen Ärmel hatte ihre Mutter heraustrennen lassen und das tief ausgeschnittene Oberteil wurde von Trägern aus seidenen Wiesenblumen gehalten. Die Haare hatte die Zofe der Fürstin ihr hochgesteckt und mit den gleichen Wiesenblumen geschmückt.

Es stimmte: Sie sah hübsch aus! Aber gleichzeitig schrecklich kindlich.

„Ich könnte direkt dreizehn sein“, sagte Carola und schob schmollend die Unterlippe vor.

„Das kann ich nicht finden“, behauptete ihre Mutter.

„Na ja“, resignierte Carola, „man kann jetzt ohnehin nichts mehr ändern!“

Die Tür flog auf, und Prinz Roderich stürmte in das Ankleidezimmer seiner Schwester.

„Los! Wo bleibt ihr denn so lange? Die ersten Gäste sind schon da!“ Dann ließ er einen anerkennenden Pfiff hören. „Na, ich wusste gar nicht, dass wir ein Blumenkind in der Familie haben!“

„Du findest, ich sehe so aus?“, fragte Carola voller Hoffnung. Sie lächelte zufrieden. „Gut, ich komme mit dir!“ Und schon lief sie vor ihrer Mutter aus dem Zimmer.

***

Als das Fürstenpaar zusammen auf die Terrasse hinaustrat, um die Gäste zu begrüßen, tummelten sich die jungen Leute bereits auf dem Rasen. Einige unterhielten sich mit Ballspielen, andere standen in Gruppen herum, lachten und redeten.

„Wie nett das aussieht“, stellte der Fürst zufrieden fest und drückte leicht den Arm seiner Gemahlin. „All die fröhlichen bunten Sommerkleider der Mädchen! Und ich finde es eigentlich auch ganz lustig, dass die jungen Männer heute nicht mehr unbedingt im Smoking kommen oder im weißen Dinnerjacket.“

Als die Gäste die Eltern ihrer Gastgeber auf der Terrasse entdeckten, unterbrachen sie ihre Unterhaltung und eilten artig herbei, um sie zu begrüßen.

Prinz Roderich übernahm es, jene Besucher, die seinen Eltern nicht bekannt waren, vorzustellen. Das Fürstenpaar wechselte mit jedem einige liebenswürdige Worte.

„Wo ist eigentlich Walter von Steinburg?“, erkundigte sich die Fürstin zuletzt, denn sie war schon neugierig auf den Sohn ihrer ehemaligen Internatsfreundin, ganz besonders, weil Hubertus ihn so außerordentlich schätzte.

„Ich weiß es auch nicht.“ Hubertus blickte sich suchend um. „Er wollte sogar etwas eher kommen – und nun sieht es aus, als wäre er der Letzte. Hoffentlich ist ihm nichts passiert!“

In diesem Moment trat ein livrierter Diener zur Fürstin.

„Verzeihung, Durchlaucht, eben hat Seine Erlaucht der Erbgraf von Steinburg angerufen. Wegen einer Panne kommt er leider etwas später.“

„Dann wollen wir aber nicht weiter warten“, schlug der Fürst vor, „sondern mit dem Essen beginnen!“

Im Gartensaal waren große und kleinere Tische aufgestellt. Jeder mit kostbarem weißem Leinen gedeckt, mit schwerem Silberbesteck und schön geschliffenen Kristallgläsern. Aus der eigenen Gärtnerei waren die Tische mit bezaubernden Gestecken aus Sommerblumen dekoriert worden.

Fürst und Fürstin Lichtenfels hatten an einem großen Tisch in der Mitte Platz genommen. Als der Fürst feststellte, dass sämtliche Gäste versammelt waren, stand er nochmals auf und brachte einen Toast auf Prinzessin Carola und alle frischgebackenen Abiturienten aus.

Carola sprang von ihrem Platz auf, lief zu ihrem Vater und umarmte ihn.

„Danke, Papa, danke, Mama! Für alles! Und auch dafür, dass ihr so ein wunderschönes Fest für mich gebt!“ Dann wandte sie sich ihren Gästen zu. „Und euch danke ich herzlich, dass ihr gekommen seid, um mit mir zu feiern!“

Als sie sich mit hoch erhobenem Glas nach allen Seiten drehte, fiel ihr Blick auf einen jungen Mann, der neben einem der livrierten Diener abwartend in der Tür stand.

„Hallo! Wollen Sie auch noch zu uns?“, fragte sie neckend.

Er lächelte und kam jetzt mit schnellen Schritten über die Terrasse auf den Tisch des Fürstenpaares zu.

„Ich wollte den Toast nicht stören. Ich bin Walter von Steinburg. Ich hoffe, mein Anruf wurde ausgerichtet.“ Und mit einem vergnügten Blinzeln zu Carola fügte er hinzu: „Ich bin sogar offiziell eingeladen!“

„Nun, Gott sei Dank ist dir nichts passiert“, meinte der Fürst und drückte dem jungen Mann die Hand.

„Ich freue mich!“ Liebenswürdig reichte die Fürstin ihm die Hand.

„Mutter lässt besonders herzlich grüßen. Sie hat mir eine ganze Liste von Fragen gestellt. Ich hoffe, Sie haben genug Zeit, um mir alle zu beantworten, Durchlaucht.“

„Die nehme ich mir“, erklärte Adelaide von Lichtenfels. „Allerdings nur, wenn du mich umgehend zu siezen aufhörst! Für den Sohn meiner Schulfreundin bin ich Tante Adelaide!“

„Danke, Tante Adelaide!“ Höflich beugte Walter sich nochmals über ihre Hand.

„So, und jetzt musst du schauen, wo du noch Platz findest“, meinte der Fürst freundlich.

„Bei mir am Tisch!“, rief Prinzessin Carola. „Hubertus hat einen Stuhl für dich freigehalten. Geradezu unhöflich war er in seinen Bemühungen.“ Sie zog ihn am Arm mit sich fort.

***

„Eine Haushaltsschule?“ Prinzessin Carola sah entsetzt von einem zum anderen. „Das ist doch hoffentlich nicht euer Ernst?“

Aber es war der Ernst ihrer Eltern. Sie sah es ihren Gesichtern an, und auch Hubertus und Roderich nickten durchaus einverstanden.

„Ja – aber wozu denn?“, rief Carola verzweifelt. „Jetzt habe ich endlich diese langweilige Schule hinter mich gebracht – und jetzt schickt ihr mich auf eine, die, wenn das überhaupt geht, noch langweiliger ist. Kochen! Putzen! Mama, Papa – bitte!“

„Anscheinend habe ich noch nie erwähnt, Carola, dass ich auch auf einer solchen Schule war“, sagte die Fürstin.

„Wirklich?“ Carola machte keinen Hehl aus ihrem Zweifel.