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Prinzessin Arabella ist empört.
Sie, die als Modejournalistin in den letzten drei Jahren hofiert und gelobt wurde, soll unzuverlässig und völlig unbegabt sein? Das jedenfalls behauptet der neue Chef des Modemagazins "Mylady", Dr. Berenzow, und lehnt jede weitere Zusammenarbeit mit ihr ab.
Wie schwer ihm die Trennung fällt, ahnt Arabella nicht. Denn Dr. Berenzow hat sich auf den ersten Blick in die schöne, aber viel zu stolze Prinzessin verliebt ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2014
Cover
Impressum
Hübsch — aber viel zu stolz
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / Agnes Kantaruk
Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-8387-5917-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Tauchen Sie ein in die glanzvolle Welt des Hochadels.
Erleben Sie Leid und Glück in Märchenschlössern und Liebe, die nicht nach Rang und Namen fragt.
Hübsch – aber viel zu stolz
Ein hochmütiges Mädchen wird gezähmt
Von Ursula Freifrau von Esch
Prinzessin Arabella ist empört. Sie, die als Modejournalistin in den letzten drei Jahren hofiert und gelobt wurde, soll unzuverlässig und völlig unbegabt sein? Das jedenfalls behauptet der neue Chef des Modemagazins »Mylady«, Dr. Berenzow, und lehnt jede weitere Zusammenarbeit mit ihr ab.
Wie schwer ihm die Trennung fällt, ahnt Arabella nicht. Denn Dr. Berenzow hat sich auf den ersten Blick in die schöne, aber viel zu stolze Prinzessin verliebt …
Gerbert Goslar, Deutschlands Modezar Nummer eins, sah ungeduldig auf seine Cartier-Armbanduhr. Er war ein überschlanker, übersensibler und übereleganter Mann, Anfang fünfzig, sonnengebräunt und das dichte, aus der hohen, schmalen Stirn zurückgebürstete Haar unauffällig blondiert.
Man sah ihm den Ästheten an, was man ihm nicht ansah, war, dass er ein hervorragender und kalt kalkulierender Geschäftsmann war. Das machte die Menschen, mit denen er zu tun hatte, gelegentlich unvorsichtig.
Seit mehr als zehn Jahren waren seine Kreationen von durchschlagendem Erfolg. Die europäischen Prinzessinnen kamen zu seinen Modenschauen ebenso wie die großen Stars aus Hollywood. Wer einen hochkarätigen Namen und ein dazu passendes Bankkonto besaß, legte Wert darauf, pro Saison mindestens ein oder zwei Schöpfungen des Couturiers zu erwerben.
Für diese superexklusiven Damen, die zu versnobt waren, um sich mit gewöhnlichen Sterblichen zusammen eine Modenschau anzusehen, führte der Modezar in seinen eigenen Räumen in München vor der offiziellen Premiere ausgewählte Modelle vor.
Auch heute warteten wieder fünfzehn Film-, Geld- und Blutsprinzessinnen auf dieses Ereignis. Es waren Damen, die nicht zu warten gewöhnt waren und bereits ungeduldig wurden.
Wo blieb sie nur? Wieder ein ungeduldiger Blick auf die Uhr.
Goslar hatte einen Vertrag mit der international renommierten Modezeitschrift »Mylady«, der dahin lautete, dass eine Journalistin des Blattes an dieser unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Modenschau anwesend sein und darüber berichten durfte, über die vornehmen Gäste ebenso wie über die Modelle, immer vorausgesetzt, es handelte sich um eine Dame, die zu seiner Kundschaft passte.
Die Dame, die man ihm zum ersten Mal vor drei Jahren geschickt hatte, passte zweifellos zu seiner Kundschaft. Es handelte sich um Arabella Prinzessin von Dornsbergen. Was sie von den übrigen Damen unterschied, war lediglich ihr Bankkonto.
Prinzessin Arabella stammte aus der verarmten Seitenlinie eines uradeligen Geschlechts. Ihre Eltern waren kurz hintereinander gestorben, als sie noch ein Teenager gewesen war, und ihre reichen Verwandten hatten keinen Wert darauf gelegt, dass ein Mädchen von so auffallender Schönheit, dazu begabt und klug, ihren weniger prachtvoll ausgefallenen Töchtern auf dem internationalen Heiratsmarkt Konkurrenz machte. Deshalb hatte man die schöne Arabella, kaum dass sie volljährig gewesen war, in die Modebranche abgeschoben.
Entschlossen, es ihrer wenig liebevollen Familie zu zeigen, hatte sich die Prinzessin in die Arbeit gekniet. Sie hatte zunächst einige Semester die Modeschule besucht. Als sie dann gemerkt hatte, dass ihr das Entwerfen nicht besonders lag, hatte sie sich als Modell Geld verdient und Journalismus studiert. Dank ihrer Erfahrungen in der Modebranche, kombiniert mit diesem Studium, und nicht zuletzt wegen ihres Äußeren war es ihr nicht schwergefallen, in diesem überlaufenden Beruf unterzukommen.
Und da sich Arabella nicht langsam hochdienen, sondern gleich oben anfangen wollte, hatte sie sich bei dem teuersten Mode- und Gesellschaftsjournal Deutschlands vorgestellt – und war aufgrund ihres Namens empfangen und angestellt worden.
Man hatte nämlich gerade jemand gesucht, der geeignet war, die private Modenschau Goslars zu kommentieren. Warum sollte man es nicht mit einer Hoheit versuchen, die erfreulicherweise sogar noch die notwendige Ausbildung vorweisen konnte?
Prinzessin Arabella hatte einen flüssigen Stil und verstand es, geistreich und charmant im Jargon eben dieser Leute zu plaudern. Natürlich half ihr auch der Umstand, dass sie mit den meisten Familien des Hochadels irgendwie verwandt oder verschwägert war. Sie hörte Dinge, die man jemand anderem nie anvertraut hätte, und brachte sie auf eine Art, dass derjenige sich sogar noch geschmeichelt fühlte.
Dazu war ihr Geschmack hervorragend. Sie konnte die extravagantesten Modelle mit selbstverständlicher Grazie tragen – und sie standen ihr sogar noch!
Und so hatte man sich bald darum gerissen, einen Beitrag der schönen Prinzessin zu veröffentlichen. Arabella schrieb nicht nur für die »Mylady«, sondern auch für andere Hochglanzmagazine dieser Art.
Da die Prinzessin von ihren reichen Verwandten nicht gerade mit Liebe verwöhnt worden war, genoss sie jetzt den Triumph der Anerkennung. Sie reiste in der ganzen Welt herum, selbstverständlich immer erster Klasse, wohnte in den teuersten Luxussuiten der Hotels und wurde von den Modeleuten ebenso hofiert wie von der Schickeria, über die sie berichtete.
Aber heute würde er ihr die Meinung sagen!, entschloss sich Gerbert Goslar. Was bildete sich diese aristokratische Gans eigentlich ein?
Ihr letzter Artikel war miserabel gewesen – auf die wesentlichen Dinge war sie überhaupt nicht eingegangen! Und er hatte gehört, dass es nicht das erste Mal war, dass sie ihre Arbeit nachlässig erledigte. Sicher, man hatte ihr vor Jahren die Chance aufgrund ihres Namens gegeben – aber das bedeutete nicht, dass sie es sich leisten konnte, größenwahnsinnig zu werden. Jedenfalls nicht bei ihm!
Es war bereits zwanzig Minuten über die Zeit, und der Couturier entschloss sich, mit der Modenschau zu beginnen.
Der Vorführraum war lang und schmal. Die Wände bestanden aus Spiegeln, vor denen, locker gruppiert, mit blassgrauem Samt bezogene Sessel standen. Auf kleinen Tischchen standen Champagner und silberne Platten mit winzigen Weißbrotscheiben mit Kaviar, Hummer, rohem Schinken und würzigem Käse. Man bekam Hunger, wenn man sie ansah, und noch mehr, wenn man sie probierte.
Nun trat Gerbert Goslar vor den zartgrauen Samtvorhang, der die kleine Bühne verdeckte.
»Für Sie meine verehrten Damen: die schönsten Modelle meiner diesjährigen Herbstkollektion!« Eine Verneigung, freundlicher Applaus. Die indirekte Beleuchtung erlosch, der Vorhang rauschte zur Seite, Scheinwerferlicht erfasste die Gestalt, die in der Mitte der Bühne stand.
»Du lieber Himmel!« Prinzessin Arabella lachte hell auf. »Was für ein Auftritt! Und ich hoffte, mich ganz heimlich hereinzuschleichen, damit niemand mein Zuspätkommen entdeckt! Verzeihung!«
Sie verneigte sich übertrieben vor dem wie versteinert dastehenden Modeschöpfer und sprang dann, noch immer lachend, die Stufen hinunter, lief über den roten Teppich, winkte einer Cousine zu, küsste die Hand einer alten Tante und ließ sich schließlich neben einer bekannten Filmschönheit in den Sessel fallen.
»Uff, immer diese Hetze! Jetzt brauche ich ein Glas Champagner!« Sie winkte eine der Bedienungen herbei, sprach laut und ungeniert und bat um die Namensliste der Anwesenden.
Goslar kochte vor Wut. Sein Lächeln aber blieb liebenswürdig, während er die Namen der verschiedenen Modelle ansagte. Die Skianzüge, die Après-Ski-Modelle, die sportlichen Tageskleider, Kostüme und Pelze, die eleganten Nachmittagskleider und schließlich, wie immer, die großen Abendroben.
Arabella machte sich Notizen über die Modelle und interviewte so nebenbei den Filmstar, der sehr davon beeindruckt war, dass eine echte Prinzessin sich die Mühe machte, sie nach ihrem Werdegang zu fragen, um darüber exklusiv in »Mylady« zu berichten.
Während Goslar seine fünf Mannequins über den roten Teppich schickte, der sich der Länge nach durch den Raum erstreckte und einen Laufsteg ersetzte, erinnerte er sich daran, wie er vor drei Jahren zu jenen gehört hatte, die die schöne Prinzessin förderten, wo sie nur konnten. Wie bezaubernd war sie damals gewesen! Schön, charmant, klug, fleißig und ehrgeizig. Sie hatte die große Karriere gemacht, zu der ihr Name ihr die Türen geöffnet hatte.
Und was war im letzten Jahr aus ihr geworden? Zumindest fiel es seit einem Jahr auf, dass sie unzuverlässig, unpünktlich und gleichgültig in ihrer Arbeit war. Ihre Ansprüche und ihre Arroganz wuchsen mit dem Nachlassen ihres Fleißes und ihrer Arbeitsqualität.
In ihrer Selbstüberschätzung vertrat sie die Ansicht, dass sich alles nach ihr zu richten hatte. Und dass auch eine lässig hingeworfene Studie, wenn sie nur mit »Arabella« gezeichnet war, das höchste Honorar verdiente.
Das Einzige, das sich nicht geändert hatte, war ihre hinreißende Schönheit – wenn man davon absah, dass ihr ehemals liebenswerter Gesichtsausdruck inzwischen hart und hochmütig geworden war.
Arabella war groß, bestimmt einen Meter fünfundsiebzig, und sehr schlank. Da sie feingliedrig war, wirkte sie nicht eckig oder knochig, wie man das auch bei den berühmtesten Mannequins häufig antraf. Sie hatte traumhaft geformte Beine und bemerkenswert schöne Hände. Ihr Hals war graziös gebogen und ihre Haltung wahrhaft königlich.
Ihr Gesicht war von einem vollkommenen Oval, die feine Nase mit stark ausgeprägten Nüstern und ein wenig gebogen, was sie ungeheuer rassig wirken ließ. Der Mund war groß, mit weichen, schön geschwungenen Lippen, ihre Zähne regelmäßig und beneidenswert gesund, und ihre Augen – ja, ihre Augen waren so, dass die Männer zu träumen anfingen, von einem seltenen dunklen Grau, das je nach der Farbe des Kleides, das sie trug, ins Blaue oder Grüne wechselte.
Auffallend dichte, lange schwarze Wimpern gaben ihrem Blick etwas Geheimnisvolles – wenn sie in guter Stimmung war. Ihre Brauen hoben sich in schmalen Bögen von der Stirn ab. Und ihr Haar, üppig, weich, verlockte zum Streicheln, gleichgültig, welche Farbe ihre Hoheit gerade gewählt hatte. Zurzeit war es ein herrliches Blond, was raffiniert zu ihrem verrückten Hosenanzug passte.
Ein blusiges Oberteil, in verschiedenen Violetttönen unregelmäßig gestreift, auf den schmalen Hüften mit einer Schärpe aus dem gleichen Stoff gegürtet, dazu enge Bermudashorts in demselben verwegenen Design und darüber zwei Schürzenteile, einige Zentimeter länger als die Shorts, mit großen Blumen in Weiß, Braun und Violett bedruckt.
Wer außer ihr und dem einen oder anderen Mannequin konnte so etwas tragen?
Gerbert Goslar kochte. Mindestens den ersten drei Modellen hatte Prinzessin Arabella die Schau gestohlen, und die ganze Vorführung hindurch hatte sie geredet und gestört. So ging das nicht weiter!
In diesem Sinn führte er auch einige tief gekränkte Telefongespräche, deren Ergebnis ihn keineswegs freundlicher gegen die Prinzessin stimmte. Man war zwar überall einer Meinung mit ihm, dass sie arrogant, unsympathisch und dazu noch nachlässig in ihrer Arbeit geworden sei, aber – und das ärgerte alle anderen kaum weniger als ihn – sie hatte eine persönliche Einladung zum Sommerfest des monegassischen Fürsten. Sie war unter den Gästen des spanischen Königspaares auf dessen Jacht. Und so weiter und so fort.
Prinzessin Arabella hatte überall Zutritt, und deshalb wagte man nicht, ihr die Meinung zu sagen, weil man fürchtete, sie könnte einen anschwärzen bei jenen Leuten, die das große Geld hatten, im Mittelpunkt des Interesses der Öffentlichkeit standen und somit die Mode mitmachten.
»Eines Tages«, sagte Gerbert Goslar zähneknirschend, nachdem er nach seinem letzten Telefongespräch aufgelegt hatte, »eines Tages wird auch diese Arabella es noch zu spüren bekommen. Und darauf freue ich mich!«
***
Doch vorläufig war es noch nicht so weit. Prinzessin Arabella ließ sich von Gott und der Welt hofieren, von verliebten Herren des Geld- und Blutadels auf Händen tragen und genoss ihr Dasein mit allen Fasern ihres Herzens.
Sie hatte nicht das geringste Verständnis für jene, die im Beruf weniger glücklich oder erfolgreich waren. Dumm waren die eben und ungeschickt!
Niemals hätte sie eingesehen, dass das Schicksal es gut mit ihr gemeint hatte, als es sie mit Schönheit, Geschmack und nicht zuletzt einem großen Namen beschenkte. Sie war fest davon überzeugt, ihren Erfolg nur ihrer persönlichen Tüchtigkeit zu verdanken. Was sie keineswegs hinderte, Menschen, die ohne das Wörtchen »von« vor dem Namen herumliefen, kaum als solche anzusehen. Und wenn jemand nicht zumindest eine Grafenkrone nebst passendem Vermögen sein eigen nannte, brauchte erst gar nicht zu versuchen, mit Arabella in privaten Kontakt zu kommen.
Arabella glaubte sich an ihrer hochnäsigen Verwandtschaft, die sie auf einmal überaus schätzte, am besten zu rächen, wenn sie noch hochnäsiger und arroganter als diese war. Sie beging allerdings dabei den Fehler, sich als Opfer die Falschen auszusuchen.
»Sie kommt!«, tuschelte Susi Sachs und beugte sich schnell über die Fotos, die vor ihr lagen, um die Prinzessin Dornsbergen nicht sehen und grüßen zu müssen. Genauso machte es ihre Kollegin Petra Berger und auch Rolf Walter, der für das Layout bei »Mylady« verantwortlich war.
Arabella grüßte nicht, als sie das Großraumbüro betrat. Man hatte sie – ihrer Meinung nach – zuerst zu grüßen. Sie ging mit langen Schritten, den Trenchcoat lässig über die Schulter geworfen, zwischen den Tischen hindurch, an denen plötzlich nur mehr überaus beschäftigte Mitarbeiter des Verlags saßen. Aber es kümmerte die Prinzessin wenig, dass man sie nicht mochte.
Als sie am Tisch Rolf Walters vorbeikam, warf sie ihr Manuskript über die Modenschau von Goslar auf die Fotos, dass diese durcheinanderrutschten und zum Teil auf den Boden fielen. Sie tat, als habe sie es nicht bemerkt.
»Mein Artikel!«, rief sie und ging weiter – direkt zum Chefbüro, wo sie jederzeit Zutritt hatte, da der alte Herr einen Narren an ihrer Schönheit gefressen hatte.
»Die wird sich wundern!«, zischte Susi und sah ihr nach, während Petra ärgerlich die Bilder aufsammelte.
Walter grinste. Er konnte sich nicht einmal über Arabellas Benehmen ärgern. Mal sehen – schätzungsweise kam größerer Ärger auf die schöne Hoheit zu!
Arabella klopfte, wartete aber nicht auf ein »Herein«, sondern betrat das Büro. Und blieb verblüfft stehen.
»Sie wünschen?« Es klang ziemlich kühl.
»Ja, ist hier nicht das Büro von Dr. Harms?«
Ein Herr Mitte Fünfzig, mit dunkler Hornbrille und grau meliertem Haar kam auf sie zu.
»Es war das Büro meines Schwiegervaters. Er ist heute Nacht einem Herzinfarkt erlegen. Mein Name ist Bogner. Dr. Heinz Bogner.«
»Um Gottes willen!«, stieß Arabella entsetzt hervor, und für einen Augenblick war aller Hochmut verflogen.
Sie hatte den alten Herrn wirklich gern gehabt. Und sie hatte dazu auch allen Grund: Er hatte sie entdeckt und gefördert. Er war zweifellos in ihre Schönheit und mondäne Eleganz verliebt gewesen. Aber den Ausschlag hatte auch bei ihm ihr Name gegeben. Er hatte noch einer Generation angehört, die von Adelstiteln beeindruckt war.
Arabella hatte dies alles natürlich gewusst und geschickt ausgenutzt. Trotzdem hatte sie ihn ehrlich gemocht, auch wenn sich ihrer Sympathie im Lauf der Zeit eine gewisse Verachtung beigemischt hatte. Eine Verachtung, die sie für alle empfand, von denen sie glaubte, dass sie standesmäßig unter ihr standen.
Dr. Harms hatte großen Einfluss. Und deshalb hatte sie sich liebenswürdig von ihm auf altmodische Weise den Hof machen lassen. Mit Blumen, gelegentlichen Einladungen zum Essen, da er sie bei dieser Gelegenheit mit weiteren einflussreichen Personen zusammengebracht hatte, und kleinen Geschenken, die sie zu nichts verpflichtet hatten.
Zudem war die Verehrung des alten Herrn für sie ein nicht zu verachtender Schutzschild gewesen.
Alles Gründe genug, dass Arabella entsetzt und bekümmert war. Und dabei ahnte sie noch nicht alles, was der verstorbene Dr. Harms für sie getan hatte. Er hatte sie nämlich verteidigt, wann immer sich jemand über ihre ständig zunehmende Arroganz und Unzuverlässigkeit beschwerte. Er hatte für sie Entschuldigungen erfunden und nicht selten die Schuld auf sich genommen. Und da er eine im Verlagswesen hochgeschätzte Persönlichkeit war, hatte man ihm zuliebe immer wieder Arabellas Unverschämtheiten geschluckt.
Aber davon hatte die schöne Prinzessin keine Ahnung.
Sie drückte Bogner und den anderen die Hand und versicherte sie ihres aufrichtigen Mitgefühls. Man nahm es zur Kenntnis und versicherte ihr, dass sich für sie nichts ändern würde.
»Mein Schwiegervater hat Sie als Mitarbeiterin sehr geschätzt, Prinzessin«, sagte Bogner. »Übrigens habe ich hier im Schreibtisch ein an Sie adressiertes Päckchen gefunden.« Er händigte es ihr aus, und Arabella hatte Mühe, nicht aufzulachen. Sie wusste, was darin war.
»Mein Schwiegervater hatte festgelegt, dass Sie kommendes Wochenende nach Rom fahren, Prinzessin. Sie sollen dort an den verschiedenen Modenschauen teilnehmen und dann einen Bericht schreiben. Als Fotografin wird Sie Frau Sachs begleiten.«
»Du liebe Zeit!« Arabella schnitt ein Gesicht. »Wozu? Ich kenne dort unten einen fabelhaften Modefotografen, Andrea Callini …«
»Mein Schwiegervater hat es noch so festgelegt, und ich möchte an seinen letzten Anordnungen …«
»Natürlich, das verstehe ich«, unterbrach ihn Arabella und kam sich sehr großzügig vor. »Was ist mit den Modeschauen in Mailand? Soll ich die nicht gleich mitmachen?« In der Nähe von Mailand wohnten Verwandte, außerdem stand die Eröffnung der Scala vor der Tür, ein verlockendes Ereignis.
Bogner reagierte ablehnend.
»Tut mir leid, Prinzessin, die Modeschauen überschneiden sich zum Teil. Herr Fleischer«, das war der Chefredakteur, »hat mich darauf aufmerksam gemacht. Wir schicken ein anderes Team dorthin.«
Arabella zuckte ungeduldig mit den Schultern. Mailand wäre ihr lieber gewesen. Nun, mal sehen, was sich ergab.
