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Was hat eine leerstehende Kneipe in der Lüneburger Heide mit John Lennons Haaren zu tun? Wo lag das Dorf der 1000 Sorgen? Wer war der Würger vom Lichtenmoor? Und warum steht in den Trümmern einer einstigen Schlafmittelfabrik heute eine Badewanne? Wer zwischen Heideblüten und historischen Fachwerkhäusern nach Nervenkitzel und spannenden Geschichten sucht, kann sich hier auf eine Reise zu Geisterdörfern und Schauplätzen von Verbrechen begeben.
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2023
Moosbewachsener Bunker im Wald bei Faßberg (Kapitel 7)
Kathrin Heynold
33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte
Lopau: Im Geisterdorf wird heute scharf geschossen (Kapitel 5).
Hier fährt schon lange kein Zug mehr (Kapitel 12).
In dieser Mühle hat es angeblich gespukt (Kapitel 1).
Vorwort
Verhaltensregeln für Lost Places
33 LOST & DARK PLACES
LÜNEBURGER HEIDE
1Hier klappert nichts mehr
Die verfallene Seppenser Mühle
2Verwunschen im Moor
Die alte Staumauer bei Dierkshausen
3Das Tor zur Unterwelt
Ein Lüneburger Stadtteil versinkt
4Festgebunden und entehrt
Der Pranger in Lüneburg
5Lebensgefahr im Geisterdorf
Das verlassene Lopau
6Rotes Wasser und Blutgeruch
Der Opferstein von Melzingen
7Geheime Ziele im Wald
Der ehemalige Bombenübungsplatz von Faßberg
8Militärische Beobachtung
Der historische Hindenburg-Bunker
9Es stank zum Himmel
Die ehemalige Schlafmittelfabrik in der Heide
10Das leere Gefängnis
Die JVA Salinenmoor zieht Einbrecher an
11Gespenstische Landstraße
Die geheimnisvolle Weiße Frau von der L282
12Für immer stillgelegt
Die alte Oberallertalbahn
13Riesige Feuerwalze
Der große Heidebrand und seine Folgen
14Särge der Unglücklichen
Die Fürstengruft in Celle
15Aktion Feuerzauber
Das Celler Loch und die Bomben
16Ausgebrannt und angesprüht
Die bunten Reste der alten Ziegelei
17Schwarze Gespenster
Auf den Spuren des Erdöls in Wietze
18Aus Angst abgeschossen
Der Würger vom Lichtenmoor
19Es hat sich ausgefeiert
John Lennon und die verlassene Gaststätte
20Rätselhafte Grabanlagen
Die Sieben Steinhäuser
21Sargentführung
Tragische Geschichte um das Lönsgrab
22Explosive Vergangenheit
Die Reste der Pulverfabrik EIBIA
231000 Sorgen und mehr
Camp Reinsehlen im Wandel der Zeit
WENDLAND
24Der Totenwald
Am Tatort der Göhrde-Morde
25Kaiserjagd beendet
Das verlassene Jagdschloss Göhrde
26Unter der Erde
Geheimes Tanklager bei Hitzacker
27Totenstille
Einsamer jüdischer Friedhof
28Für immer zerstört
Die Dömitzer Eisenbahnbrücke
29Gräber für Politiker
Friedhof der Bundestagsabgeordneten
30Tod auf der Flucht
Das Leid an der innerdeutschen Grenze
31Von Flammen zerstört
Der Rundling Satemin
32Ausgeschlachtet
Der einsame Schlachthof in Steine
33Alt und sagenhaft
Die Kapellenruine Spithal
Register
Impressum
Letzte Relikte eines riesigen Tanklagers bei Hitzacker (Kapitel 26)
Eintritt verboten! Ehemaliger Grenzturm bei Luckau (Kapitel 30)
Eingestürzte Überreste des geheimen unterirdischen Tanklagers bei Hitzacker (Kapitel 26)
Sie wollen das nordöstliche Niedersachsen abseits von blühender Heide, wunderschönen Fachwerkstädten, unberührter Natur und idyllischen Rad- und Wanderwegen entdecken? Verlassene oder vergessene Orte aufspüren und unheimliche Geschichten der Lüneburger Heide und des Wendlands kennenlernen? Dann kommen Sie mit auf eine Reise, die unter anderem zu einem Geisterdorf, tief im Wald liegenden Bunkern und den überwucherten Überresten einer Schlafmittelfabrik führt. Die an Eisenbahnrelikten anhält, auf denen schon seit Jahrzehnten kein Zug mehr gefahren ist, und an einem Opferstein, der nach Blut gerochen haben soll. Erfahren Sie, wer der Senkungsteufel ist, warum der Würger vom Lichtenmoor die Menschen in Atem gehalten und was John Lennon mit einer leerstehenden Kneipe zu tun hat. Auch ein Gefängnis ohne Gefangene, Schauplätze von Verbrechen und ein geheimes Tanklager liegen auf dem Weg.
An manchen Orten fasziniert der Verfall, bei anderen sind es die Geschichten, oft schon fast vergessen, angsteinflößend oder traurig, die die Orte zu etwas Besonderem machen. Mir hat es sehr viel Freude bereitet, für Sie die spannenden Orte zu recherchieren, sie zu besuchen, ihre Geschichten zu erkunden und aufzuschreiben. So konnte auch ich meine schöne niedersächsische Heimat noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Bei der Suche und Besichtigung der Orte gab es allerdings eine Regel: Von Grundstücken und Gebäuden, deren Betreten ausdrücklich verboten ist oder bei denen man Türen, Zäune oder andere Schutzmaßnahmen hätte aufbrechen müssen, habe ich mich ferngehalten. Sie sind in diesem Buch somit nicht enthalten. Wer diese Art von Nervenkitzel sucht, wird ihn hier nicht finden.
Bei einigen Orten müssen Sie unter Umständen schnell sein, da unsicher ist, wie lange diese sich noch in dem beschriebenen Zustand befinden: So steht das leere Gefängnis in der Nähe von Celle aktuell zum Verkauf, während bei anderen Gebäuden wie der alten Seppenser Mühle oder dem Jagdschloss Göhrde nur zu hoffen bleibt, dass ihr Verfall irgendwann gestoppt wird. An anderen Orten wie der alten Sprengstofffabrik EIBIA sorgen dagegen schon heute Menschen mit viel Herzblut dafür, dass die Erinnerungen an frühere – und nicht immer bessere – Zeiten am Leben gehalten und nicht weiter zerstört werden.
Besonders haben mich während meiner Recherche immer wieder einzelne Menschen beeindruckt, die sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, historische Gebäude oder Erinnerungen zu bewahren, mir ganz selbstlos bei meiner Recherche geholfen und ihre Geschichten erzählt haben. Ein besonderer Dank geht zudem an Dani, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, und an meinen Freund Jens, der mich bei diesem Projekt sehr unterstützt und alle Orte gemeinsam mit mir besucht hat – allein hätte ich mich an einige Orte wahrscheinlich auch nicht getraut!
Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen viel Spaß bei der Reise zu wünschen und Ihnen noch ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben: Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie die Orte besuchen, und schauen Sie sich vorab noch einmal genau an, wo Sie hinmüssen. Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Wendland reisen, sollten Sie zudem im Voraus prüfen, ob Sie vielleicht auf einen Rufbus angewiesen sind, der nur fährt, wenn Sie die Fahrt vorab telefonisch oder online buchen (siehe www.mobil-im-wendland.de). Bitte beachten Sie auch: Manche Orte sind nicht einfach zu finden, vor allem, wenn sie mitten im Wald liegen. Verlassen Sie sich insbesondere dort nicht darauf, eine gute Internetverbindung zu haben! Wir standen mehr als einmal in einer abgelegenen Gegend und konnten unsere Mobiltelefone nicht mehr nutzen. Es empfiehlt sich daher, digitale Karten vorab zur Offline-Nutzung herunterzuladen oder Karten in Papierform auf die Tour mitzunehmen.
Das Buch beschreibt den Zustand der Orte im Frühjahr/Sommer 2022.
Leerstand: Alle Bewohner des kleinen Ortes Lopau mussten ihre Häuser verlassen (Kapitel 5).
Hunderte Gebäude der alten Pulverfabrik EIBIA stehen noch am Standort Liebenau (Kapitel 22).
Jedes Bauwerk und jedes Gebäude erzählt eine Geschichte aus vergangenen Tagen. Dies gilt es zu schützen. Und auch wenn es teilweise nicht so aussieht, aber jeder dieser Lost Places hat einen Eigentümer. Das sollte respektiert werden. Das beinhaltet vor allen Dingen, dass nichts zerstört oder gewaltsam geöffnet wird. Sind Fenster oder Türen verschlossen, sollte das auch so bleiben. Gehen Sie respektvoll mit dem Ort um.
Wenn Sie etwas von einem Lost Place mitnehmen, und sei es noch so klein, ist es Diebstahl. Wie bereits in Punkt 1 gesagt, alle diese Orte haben einen Eigentümer. Daher gilt die Regel: Alles bleibt, wie es ist. Belassen Sie es bei den schönen Einblicken und Fotos, die Sie an dem Ort machen. Gleiches gilt auch umgekehrt: Lassen Sie nichts liegen. Keine Essensreste, keine Kaugummis, keine Kippenstummel.
Ein Friedhof für Politiker, auf dem keine Toten liegen (Kapitel 29)
Das bringt uns zum nächsten Punkt: Rauchen verboten. Zollen Sie dem ehrwürdigen Ort Respekt und verzichten Sie für die Zeit, die Sie da sind, auf Rauchen. Kippenstummel brauchen nicht nur 15 Jahre zum Verrotten (sie sollten übrigens nirgends achtlos weggeworfen werden), sondern können schnell ein Feuer verursachen.
Dass Sie nichts hinterlassen sollen, gilt auch für Kunstwerke an den Wänden. Man sprüht einfach nicht auf fremdes Eigentum, sei es noch so schön. Lassen Sie die Wände wie sie sind, sodass auch noch Menschen nach Ihnen den Ort so erleben können, wie er früher einmal war.
Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das gilt vor allem bei Lost Places. Marodes Holz, verrostete Geländer, einsturzgefährdete Decken, lockere Böden (teilweise befinden sich noch Kellergeschosse darunter), eingeschlagene Fenster – die Liste der Gefahren solcher Orte ist lang. Seien Sie daher immer wachsam. Begeben Sie sich niemals in Gefahr für das eine Foto. Das ist es nicht wert. Treppen und obere Etagen sind eine gängige Gefahrenquelle. Schauen Sie sich den Zustand der Treppe und der Decke genau an. Nehmen Sie auch eine Taschenlampe für dunkle Räume und Keller mit.
Es ist ratsam, immer mindestens zu zweit, besser noch zu dritt, einen Lost Place zu besuchen. Da gilt die alte Regel: Ist eine Person verletzt, bleibt die zweite vor Ort und die dritte holt Hilfe. Zudem weiß man nie, wen man vor Ort trifft. Plünderer, Spinner und betrunkene Jugendliche sind auch oft in Lost Places anzutreffen. Da ist es beruhigender, nicht allein unterwegs zu sein.
Da viele Lost Places in Privatbesitz sind, gilt hier »Betreten verboten«. Auch wenn das Tor angelweit aufsteht oder ein riesiges Loch im Zaun ist. An Orten, an denen das Zugangsrecht nicht ganz klar ist, ist es ratsam, sein Auto nicht direkt vor dem Gelände zu parken. Schauen Sie beim Betreten des Geländes auch immer, dass Sie niemand sieht. So vermeiden Sie unerwünschte Begegnungen und mögliche Konfrontationen mit der Polizei.
Wir empfehlen Folgendes:
• Festes Schuhwerk, hohe Socken (Schutz vor Zecken)
• Reißfeste Kleidung, ggf. leichte Regenjacke
• Kamera inkl. Zusatzakku, Speicherkarten, Stativ
• Proviant und Getränke (nehmen Sie aber alles wieder mit)
• Kopf- oder Stirnlampe für freie Hände
• Taschenlampe mit weitem Winkel für Keller und dunkle Räume
• Taschenmesser
• Aufgeladenes Handy (ggf. Powerbank)
• Notizblock und Stift
• Pflaster und Taschentücher
• Mücken- und Zeckenspray
Altes Schild auf dem Gelände der ehemaligen Pulverfabrik EIBIA (Kapitel 22)
Auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord liegt das verlassene Dorf Lopau (Kapitel 5).
Die verfallene Seppenser Mühle
In der Nähe von Buchholz verfällt seit Jahren eine jahrhundertealte Mühle und es sieht nicht aus, als ob sich daran so bald etwas ändern würde. Früher soll es in der Mühle auch gespukt haben.
Buchholz in der Nordheide Landkreis Harburg Ort Seppenser Mühle 1, 21244 Buchholz in der Nordheide GPS 53.285184, 9.889810 Anfahrt Von der A7 die Abfahrt Thieshope nehmen und über Brackel und Asendorf (Nordheide) nach Jesteburg. Von Jesteburg weiter auf der Lüllauer Straße/ Dorfstraße und Thelstorfer Straße, dann rechts abbiegen Richtung Buchholz in der Nordheide. Die Seppenser Mühle befindet sich direkt an der Straße gegenüber dem Mühlenteich.
Die alte Mühle liegt idyllisch an einem Waldgebiet und steht schon lange leer. Niemand hält den Verfall weiter auf.
Die alte Eingangstür ist notdürftig verbarrikadiert.
DIE HERUNTERGEKOMMENE MÜHLE VERFÄLLT Ganz idyllisch liegt die Seppenser Mühle zwischen einem kleinen Waldstück und dem aufgestauten Mühlenteich. Sie steht imposant direkt am Wegesrand. Ihr roter Backstein und das blaue Holz harmonieren perfekt im alten Fachwerkgemäuer. Das Blechdach schaut zwischen den Bäumen hervor. Wie ein wunderschönes altes Bauernhaus sieht die Mühle von Weitem aus. Doch je näher man kommt, desto mehr zeigt sich der Verfall. Die meisten Fensterscheiben sind zerbrochen, manche Fenster sind notdürftig mit Brettern verschlossen, die Fensterrahmen vermodern oder fehlen inzwischen ganz. Dass hier jemand lebte, ist Jahrzehnte her – so lange steht die Mühle nun schon leer und wird sich mehr oder weniger selbst überlassen. Auch die verzierte seitliche Eingangstür ist mittlerweile teilweise zerstört, die Klinke fehlt. Ringsumher haben sich Spinnweben gebildet.
Von einem Mühlenrad ist vor Ort nichts mehr zu sehen.
SICH SELBST ÜBERLASSEN Dass dieses Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt, wie man im digitalen Denkmalatlas des Landes Niedersachsen nachlesen kann, sieht man ihm von außen wahrlich nicht an. Während in vielen anderen alten Mühlen mittlerweile ein Museum, ein Café oder eine kleine Pension untergebracht sind, gibt es in der Seppenser Mühle weder Kaffee zu kaufen noch scheint jemand Interesse zu haben, das schöne, aber zusehends verfallende Gebäude zu sanieren. Laut Berichten ist die Mühle im Besitz einer Erbengemeinschaft, die in ihren Erhalt offenbar nicht investieren kann oder will, sodass sie sich selbst überlassen wird und vor sich hin rottet. Auch der Seppenser Bach vom gegenüberliegenden Mühlenteich fließt mittlerweile nicht mehr durch das vorgesehene Stautor, sondern bahnt sich seinen Weg mitten durch das Mauerwerk der alten Mühle. Von den zwei Wasserrädern, die es im 17. und 18. Jahrhundert hier gegeben haben soll, ist ebenfalls nichts mehr zu sehen.
Das Wasser des Seppenser Baches bahnt sich seinen Weg durch das Gemäuer.
JAHRHUNDERTEALTE GESCHICHTE Wann die Mühle gebaut wurde, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass schon 1581 ein Schmied die Mühle repariert haben soll. Sie muss also noch älter sein und ist damit wohl eine der ältesten Mühlen der Nordheide. Bereits 1585 wurde sie zudem als Amtsmühle der Herzöge von Braunschweig-Harburg erwähnt. Darüber hinaus ist überliefert, dass damals ungefähr 120 Höfe ihr Getreide in der Seppenser Mühle mahlen lassen mussten, da zu dieser Zeit noch der sogenannte Mühlenzwang herrschte. Dieser Zwang verpflichtete die Bauern dazu, ihr Getreide in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen. Wer heute vor den Überresten der alten Mühle steht, kann sich kaum vorstellen, was hier einst für ein Betrieb geherrscht haben muss. Bis 1735 war die Mühle im Besitz des Amtes Harburg. Danach wurde die Mühle verkauft und befindet sich bis heute in Privatbesitz. Neben der ursprünglichen Getreidemühle gab es vor Ort zwischenzeitlich auch eine Ölmühle, es wurde mit Holz gehandelt und Branntwein hergestellt. 1864 übernahm die Familie von Dorothea Müller die Mühle und noch im selben Jahr wurde der bis heute bestehende Anbau errichtet. Datum und Name sind immer noch über der straßenseitigen Eingangstür verewigt. Nachdem der letzte aktive Müller der Familie gestorben war, wurde der Mahlbetrieb 1992 endgültig eingestellt.
Die alte Inschrift über der Tür erinnert an die ehemaligen Besitzer.
Die zerschlagenen Fenster scheinen niemanden weiter zu stören.
SPUKGESCHICHTEN Mühlen waren früher oft geheimnisumwittert, und wie es sich für eine alte Mühle gehört, hat auch die Seppenser Mühle eine echte Spukgeschichte zu bieten. Der Sage nach verschwanden vor einigen Hundert Jahren die neuen Knechte der Mühle stets nach nur einer Nacht. Niemand wusste, woran das lag, bis ein besonders tapferer Knecht in der Mühle anfing. In der ersten Nacht begegneten ihm genau um Mitternacht drei furchterregende Katzen, die ihn mit feurigen Augen anstarrten. Doch der Knecht hatte keine Angst vor ihnen, sondern schlug sie mit einem Besen, den er vorab noch in einen kochenden Brei gesteckt hatte, in die Flucht. Am folgenden Tag erzählte man sich in der Gegend von drei alten Frauen, die mit frischen Verbrennungen gesichtet wurden.
Nur wenige Kilometer südlich der Seppenser Mühle liegt die Holmer Mühle, deren Grundmauern aus dem 16. Jahrhundert stammen. Auch sie stand lange ungenutzt leer, bis der Museumsverein Buchholz und Umgebung e. V. das alte Gemäuer ab 1977 liebevoll sanierte. Heute kann man die Mühle an jedem zweiten Sonnabend von 10:30–13:00 Uhr wieder in Aktion sehen. Dann treibt die Seeve das Wasserrad an, und es werden Mehl und Brot aus Bio-Getreide verkauft. Weitere Informationen gibt es unter www.gmv-buchholz.de
Die alte Staumauer bei Dierkshausen
Mitten im Wald bei Dierkshausen wurde eine kleine Staumauer sich selbst überlassen, denn sie wird nicht mehr benötigt. Dass dort einst ein Naturbad war, ist heute nicht mehr vorstellbar.
Dierkshausen, Gemeinde Asendorf (Nordheide), Landkreis Harburg Ort Am Moor, 21271 Asendorf (Nordheide) GPS 53.258003, 9.970678 Anfahrt Von der A7 die Abfahrt Thieshope nehmen und über Brackel nach Asendorf, dann links abbiegen Richtung Dierkshausen. Dort in die Straße Zum Moor fahren, an der Einmündung des Waldwegs von links parken. Zu Fuß links in den Waldweg an der Pferdekoppel vorbei und immer rechts halten. Nach ein paar hundert Metern kommt die Staumauer auf der linken Seite.
Heute ist die Staumauer durchlässig und der Wasserstand wesentlich niedriger als früher, als hier sogar gebadet werden konnte.
ALTE STAUMAUER Fast wie im Dschungel sieht es im Frühling im Moor bei Dierkshausen aus. Ein unbefestigter Weg führt durch das Waldgebiet, das direkt an die Heidefläche »Auf dem Töps« anschließt. Vögel zwitschern, alles ist zugewachsen. Ganz plötzlich taucht mitten im Wald eine Steinmauer auf. Sie steht tief und fest im Boden, Moos wächst auf ihren Steinen. Von einem Ende zum anderen führt die Mauer fast wie ein kleiner Weg durch den Wald. Auf der einen Seite der Mauer befindet sich ein kleines stehendes Gewässer. Ein wenig kommt es einem vor, als wäre man unerwartet auf die Begrenzung eines Gebäudes gestoßen. Warum sonst sollte hier mitten im Wald eine meterlange Mauer stehen, die einfach nur durchs Unterholz führt? Sind das hier vielleicht die Überreste eines verwunschenen Heideschlösschens, oder wurde auch dieser schöne Ort einst für militärische Zwecke genutzt? Ein Schild am Wegesrand und ein Blick in die Ortschronik von Asendorf geben die Antwort auf das Rätsel: Bei dem alten Mauerwerk handelt sich um eine Staumauer, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden ist und ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht weiter gepflegt wurde. Also kein Heideschlösschen, kein militärisches Gebäude, aber trotzdem ein verlorenes Stück Geschichte mitten im Nirgendwo, das heute an eine andere Zeit erinnert und ganz still und leise dem Wald überlassen wurde.
Die Natur erobert sich die alte Staumauer zurück.
Hier müssen Hobbyfotografen nicht in die Röhre schauen, sondern finden schöne Motive.
Das alte Gemäuer liegt mitten im Wald und setzt schon lange Moos an.
FRÜHER NATURBAD Die Staumauer begrenzte früher einen von zwei Teichen, die Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Mühlenbach aufgestaut wurden. Der obere Teich diente dabei der Wasserversorgung eines 1911 von einem Hamburger Kaufmann gebauten Hauses, das heute als Feriendomizil vermietet wird. Die Bewohner konnten sich auf diese Weise lange vor dem Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung über fließendes Wasser freuen. Am unten gelegenen Teich, wo nun die Reste der einsamen Staumauer stehen, bestand zeitweise die Möglichkeit zu baden. Sogar ein Naturbad mit Sandstrand soll es hier gegeben haben. Dass an diesem Ort einst Kinder lachend im Sommer in einem Teich geschwommen sind, ist heute allerdings nur schwer vorstellbar, da man das noch vorhandene Wasser mittlerweile wahrscheinlich einfach durchwaten könnte. Denn die Staumauer wird nicht mehr gepflegt und ist dadurch durchlässig, sodass sich das Wasser nicht mehr so wie früher sammeln kann. Auch das ehemalige Kaufmannshaus bekommt sein Wasser heutzutage auf einem anderen Weg. Es lässt sich daher nur noch erahnen, welche Rolle die alte Mauer einst hatte und welche wichtige Funktion sie ausübte. Aber zum Träumen und Staunen lädt sie weiterhin ein.