Love & Money - Marielle Schäfer - E-Book

Love & Money E-Book

Marielle Schäfer

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Vom ersten Kuss zur ersten Million Geldfragen zählen zu den häufigsten Konfliktherden in Beziehungen. Ob erstes Date, Zusammenziehen, Ehe und Kinder oder Trennung oder Tod – Geld spielt in jeder Beziehung eine Rolle. Mit gezieltem Vermögensaufbau und strukturierter Finanzplanung wollen die Beziehungsinvestoren Marielle und Mike dem entgegenwirken. Dafür zeigen sie die Grundlagen: Von Kommunikationshilfen über Geld und Lebensplanung bis hin zu konkreten Geldverwaltungs- und Anlagestrategien bieten sie in diesem Buch alles, was Mann und Frau dazu brauchen. Sie beleuchten die typischen Meilensteine einer Beziehung aus finanzieller Sicht und geben praktische Tipps, wie Geldgespräche einfacher werden und gemeinsamer Vermögensaufbau auf Augenhöhe gelingt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 473

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mirelle Schäfer / Mike Schäfer

Love & Money

Gemeinsame Finanzen zukunftssicher und erfolgreich gestalten

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Vom ersten Kuss zur ersten Million

Hast du Lust, mit uns auf eine romantische, aufregende und erlebnisreiche Reise zu gehen? Mit diesem Buch laden wir dich ein, Liebe und Geld neu zu entdecken, um keinen finanziellen Einzelkampf zu betreiben, sondern gemeinsam mit deinem Lieblingsmenschen eure Beziehung nach euren Wünschen zu gestalten. Denn Liebe und Geld gehen Hand in Hand. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Eure Liebe kann euer Vermögen und euer Vermögen kann eure Liebe wachsen lassen. Hä?! Wie soll das denn gehen?Liebe ist doch Liebe, etwas Romantisches, mit Schmetterlingen im Bauch, umgeben von Vertrauen und Geborgenheit. Geld ist etwas Kapitalistisches, mit lauter Verträgen und einer Schneller-höher-weiter-Mentalität. Das passt so gar nicht zur Liebe.

Bist du dir sicher? Lies noch ein bisschen weiter und wir können sicherlich deine Neugier wecken. Also Love and Money: Liebe und Geld gehören zusammen. Es beginnt schon vor dem ersten Date. Denn wo hast du deinen Lieblingsmenschen kennengelernt? Im Studium? Die Studiengebühren hast du jedes Semester aufs Neue überwiesen. Auf der Arbeit? Na klar, dort verdienst du dein Geld. Beim Handballspielen? Handball, Hallenschuhe und Mitgliedsbeitrag im Verein kosten ebenfalls Geld. Selbst wenn ihr euch über eine Dating-App kennengelernt habt, hast du Geld für dein Smartphone und Internet ausgegeben. Ohne Geld hätte es zumindest in unserer Gesellschaft keine Möglichkeit gegeben, dass du deinen Lieblingsmenschen getroffen hättest. Wieso dann also Geld aus der Beziehung ausklammern? Weil es romantischer ist und du eure Liebe nicht gefährden möchtest?

Ist das wirklich so? Gefährdest du mit dem Thema Geld eure Liebe? Bis zum Ende des Buches gehen wir neun finanzielle Meilensteine einer Beziehung durch. Diese neun Meilensteine sind in drei Abschnitte kategorisiert. Im ersten Abschnitt lernst du die Grundlagen und füllst deine Beziehung mit reichlich Gesprächsstoff über Geld. Zusammen mit deinem Lieblingsmenschen legst du während des ersten Dates, des Kennenlernens und eurer ersten Wohnung die Basis für eure weitere Zukunft. Wollt ihr heiraten, Kinder kriegen oder ein Eigenheim kaufen, geht es im zweiten Abschnitt ins Detail: Von Eheverträgen über Elternzeitrechner bis hin zum Hausbau kalkulieren wir, wie du finanzielle Stolpersteine erkennst und umgehst, damit du und dein Lieblingsmensch lange glücklich und zufrieden in eurer Beziehung seid. Im letzten Abschnitt blickt ihr gemeinsam in die Zukunft. Als Erstes sichert ihr euch dabei vor Krankheit und Tod ab, danach nehmt ihr eure Altersrente selbst in die Hand, bevor ihr wohl zum schönsten Abschluss eines Buches kommt: eurer gemeinsamen Beziehungsvision!

Los geht’s mit dem ersten Date (Kapitel 1). Wusstest du, dass Männer Frauen einladen, weil Frauen bis vor 50 Jahren kaum ein eigenes Einkommen hatten und somit nicht in der Lage waren, Männer einzuladen? Dass etwa jeder fünfte Mann bei einer Einladung zum ersten Date im Gegenzug sexuelle Aktivitäten erwartet? Und dass über die Hälfte sich wünscht, die Rechnung aufzuteilen, es aber kaum jemand tut? Damit werden nicht nur die Rollenbilder der Fünfziger- und Sechzigerjahre gelebt, sondern es wird geprobt für den weiteren Verlauf eurer Beziehung. Wir sprechen darüber, wie du schon zu Beginn klar über Geld kommunizieren kannst, und warum das so wichtig für eine gelingende Beziehung ist.

Seid ihr endlich zusammen, ergeben sich neue Fragen: Gemeinsame Urlaube wollen bezahlt werden, auch im Alltag wollt ihr euch immer öfter sehen. Wie sieht es aus, wenn ihr euch großteils bei dir oder deinem Lieblingsmenschen trefft? Hier ein Essen, da eine Dusche, dort eine extra Wäscheladung – und die Ausgaben summieren sich. Wir rechnen im zweiten Kapitel aus, was eine Beziehung kostet, und wie ihr aufeinander zugehen könnt, um mit gemeinsamen Vorstellungen so richtig in eure Beziehung einzutauchen.

Und schon steht der nächste Meilenstein an: Wie sieht es finanziell mit dem Zusammenziehen (Kapitel 3) aus? Hast du vorher auf Geldgespräche verzichtet – spätestens zu diesem Zeitpunkt kommt ihr um das Thema nicht mehr herum. Um das neue Wohnungsglück zu genießen und ab jetzt abends täglich mit deinem Lieblingsmenschen einzuschlafen und morgens aufzuwachen, sind ein paar Finanzfragen zu klären: Miete, Einrichtung und Alltagsausgaben wollen abgestimmt sein. So weit, so einfach. Was ist aber, wenn du deutlich mehr oder weniger als dein Lieblingsmensch verdienst? Macht ihr dann trotzdem fifty-fifty? Wer mietet die Wohnung, wenn dein Lieblingsmensch zu dir zieht? Was ist, wenn ihr euch nicht einigen könnt, wie hoch die Miete sein darf? Wir zeigen versteckte Kostenfallen und Strategien auf, wie ihr gleichberechtigt in euren neuen Lebensabschnitt starten könnt.

In den ersten drei Meilensteinen eurer Beziehung findest du heraus, ob eure Werte und Vorstellungen zusammenpassen beziehungsweise ob ihr bereit seid, euch bei einigen Werten anzugleichen. Denn mit Geld gehen Aspekte wie Sicherheit, Risiko, Sparsamkeit oder Freiheit einher. Das ist eure Grundlage für die nächsten Beziehungsmeilensteine, deren Auswirkungen du noch bis an dein Lebensende spüren kannst. Dramatisch, nicht wahr?

Bei einem Buch kommt man nicht umhin, eine Entscheidung zu treffen, was weiter vorne und was weiter hinten steht. Während die ersten drei Meilensteine eine logische Reihenfolge bieten – die wenigsten ziehen wohl schon vor dem ersten Date zusammen -, gibt es bei den nächsten drei Meilensteinen – Heiraten, Kinderkriegen und Eigenheim – eine inhaltliche Reihenfolge. In Wirklichkeit finden sie aber bunt gemischt statt. Sieh es bitte daher nicht als Wertung an, dass in diesem Buch erst das eine und dann das andere erfolgt. Auch ist es allein eure Entscheidung, ob ihr überhaupt einen dieser Meilensteine angehen wollt. Aber so fällt es uns leichter, die Geschichte vom ersten Kuss bis zur ersten Million zu erzählen.

Weiter geht’s daher mit der Hochzeit (Kapitel 4). Wusstest du, dass jedes Paar, das in Deutschland heiratet, einen Ehevertrag besitzt? Dieser steht im Bürgerlichen Gesetzbuch zum Nachlesen. Manchmal wird bei der standesamtlichen Hochzeit auch darauf hingewiesen, dass nun bestimmte gesetzliche Vorteile und Pflichten entstehen, an die sich die neuen Eheleute fortan zu halten haben. Der Vertrag wird jedoch nicht feierlich übergeben; auch nicht per Post nachgeschickt. Geschlossen wird er jedoch mit zwei einfachen »Ja.«. Wie siehst du das? Bist du Team »Heiraten nur aus Liebe« und der Vertrag ist egal – oder ist es bei der Hochzeit auch wichtig, darüber nachzudenken, wie ihr nach einer Trennung weiter miteinander umgehen wollt? Schließlich heißt es: Bis dass der Tod euch scheidet. Auch über die finanziellen Konsequenzen bei einer Scheidung schreiben wir in diesem Kapitel, ebenso über die großen Vorteile einer Eheschließung. Da die meisten ihre Liebe auch gebührend feiern wollen, gibt es einen Exkurs, in dem ihr erfahrt, wie ihr mit euren finanziellen Mitteln eure Traumhochzeit umsetzen könnt.

Und schon sind wir beim größten Meilenstein angelangt, wenn ihr euch für Kinder entscheidet. Trotz großem Babyglück ist Eltern zu werden aktuell das größte finanzielle Risiko in einer Beziehung, da es bis an dein Lebensende spürbar und bereits vor der Geburt des Wunschkindes sichtbar wird. Falls du mit deinem Lieblingsmenschen diesen Meilenstein gehen möchtest oder ihn bereits gegangen bist, laden wir dich ein, das Kapitel 5 mit besonderer Offenheit und Neugier zu lesen. Dort findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie ihr mit allen Herausforderungen umgehen und so für eure Familie eine sichere, glückliche Zukunft schaffen könnt.

Nun möchten wir euch noch helfen, dem großen Traum des Eigenheims (Kapitel 6) einen Schritt näher zu kommen. Klar, das Eigenheim stellt ebenfalls eine hohe finanzielle Verpflichtung dar, vor allem aber, wenn es Hand in Hand mit der Kinderplanung geht. Die Risiken begünstigen sich gegenseitig, weshalb wir auf diesen Meilenstein auch keinesfalls verzichten wollten. Gemeinsam wägen wir ab, ob es finanziell klüger ist, ein Eigenheim zu kaufen oder doch lieber zur Miete im gewünschten Haus zu wohnen – und welche Ideen es gibt, das eine oder andere finanziell aufzuwerten. Steht ihr gerade vor der Entscheidung, euch ein Eigenheim zu kaufen? Wie geht ihr mit unterschiedlicher Vermögensgrundlage um? Und wie mit unterschiedlichen Gehältern? Zu welchen Teilen lasst ihr euch ins Grundbuch eintragen? Was darf euer Haus kosten, damit es euch auch weiterhin finanziell gut geht? All das erfährst du im sechsten Kapitel.

Im dritten Abschnitt befassen wir uns mit den Tabuthemen Krankheit und Tod (Kapitel 7). Ähnlich wie bei der Hochzeit beschäftigst du dich hier ausführlich mit dem »Danach«. Wie sichert ihr euch gegenseitig finanziell ab, solltest du oder dein Lieblingsmensch dauerhaft erkranken oder gar versterben? Falls ihr Kinder habt oder bekommen wollt: Wie könnt ihr euren Nachwuchs ebenfalls finanziell absichern? Hier schon ein erster Perspektivwechsel, um leichter in das Kapitel zu starten: Wir werden uns nicht über deine Verletzbarkeit oder Sterblichkeit oder die deines Lieblingsmenschen unterhalten, sondern wie du es schaffst, zu Lebzeiten sicherzustellen, dass es deinen liebsten Menschen auch nach deinem Lebensende gut geht. Bist du dabei?

Weil wir dir wünschen, dass du lange munter und gesund bist, sprechen wir direkt im Anschluss über deine und eure Rente. Hast du dir schon mal deinen Rentenbescheid angeschaut? Wenn ja, weißt du, was er bedeutet? Übersetzt steht da in etwa: »Später musst du mal mit der Hälfte deines heutigen Einkommens über die Runden kommen.« Hast du heute eine Sparquote von mindestens 50 Prozent? Und selbst wenn – habt ihr sie als Paar? Wenn du nicht weißt, was das alles für dein Alter bedeutet, kannst du zurückspringen und in Kapitel 3 die Antwort finden. Du erfährst im Kapitel zur Altersrente, was du heute tun kannst, damit es dir und deinem Lieblingsmenschen im Alter finanziell gut geht. Das Kapitel 8 lohnt sich für dich, egal welches Alter heute in deinem Ausweis steht.

Nach Tod und Rente kommen wir zum schönsten Kapitel des Buches (Kapitel 9). Ohne Zahlenakrobatik, ohne Abgründe, dafür mit sehr viel Liebe finden wir euren ganz eigenen Weg ins Glück – und zur ersten Million. Hier schließt sich der Kreis zum Beginn des Buches. Du gestaltest mit deinem Lieblingsmenschen eure Beziehungsvision nach euren Wünschen, nach euren Zielen, nach euren Bedürfnissen. Perfekt zu euch passend. Die ersten acht Kapitel sind einzelne Bausteine, damit ihr in diesem finalen Kapitel genügend Inspiration und Handwerkszeug habt, um eure Beziehungsvision zu erstellen und sie zu leben. Denn so gelingt es, was wir zu Beginn versprochen haben: aus Liebe mehr Vermögen zu machen und mit Vermögen mehr Möglichkeiten für eine erfüllte Beziehung zu schaffen.

Konnten wir dich etwas neugierig machen? Hast du Lust weiterzulesen? Oder fragst du dich, wer dir das hier alles erzählen will? Marielle. Mike. Noch nie gehört? Dann lass uns das mal ändern. Wir stellen uns kurz vor, damit du beurteilen kannst, ob du uns all die Themen zutraust und von uns lernen willst.

Das sind wir, die Beziehungsinvestor*innen

Wir sind Marielle und Mike. Eltern von zwei Söhnen. Reiselustig. Gerade in Elternzeit. Im Theater anzutreffen. Und seit 13 Jahren ein Paar. Unsere Geschichte begann im Jahr 2010 an einem Wintertag, als wir uns zufällig im Internet begegneten. Zwei Monate später folgte das erste persönliche Treffen. Daraus wurden zwei. Dann drei. Dann vier. Bevor wir uns versahen, besuchten wir zusammen München, verbrachten Weihnachten zusammen, zogen in dieselbe Wohnung, heirateten, bekamen zwei Kinder, kauften zwei Wohnungen und sitzen nun am Laptop, um über all das zu schreiben. Stets aus der Perspektive »Love and Money«. Denn bei unserem ersten Date sprachen wir zwar kurz über Geld. Jedoch führte der erste gemeinsame Urlaub zur ersten größeren Beziehungskrise und der Zusammenzug lief so gar nicht finanziell gleichberechtigt ab. Doch als wir endlich begannen, tiefgehend über Geld miteinander zu sprechen, gelang es uns endlich, unsere gleichberechtigte Beziehung auch in Gelddingen auf Augenhöhe zu leben.

»Herzlichen Glückwunsch«, könntest du jetzt sagen: »Aber was befähigt euch, so ein Buch über Liebe und Geld zu schreiben? Oder ist das nur eine persönliche Geschichte?« Berechtigte Frage. Schließlich empfiehlt es sich stets zu prüfen, von wem du einen Tipp annehmen möchtest. Wir stellen uns dabei zwei Fragen:

»Ist die Person schon da, wo ich hinkommen will?«

Sieben der neun Meilensteine haben wir bereits selbst erlebt. Lediglich bei Krankheit und Tod sowie dem Renteneintritt können wir nur auf indirekte Erfahrungen durch unsere Eltern zurückgreifen, die uns an der Stelle tatkräftig unterstützt haben und sofort offen dafür waren, dass wir über Todesfälle und deren Herausforderungen in unserer Familie in diesem Buch sprechen möchten.

 

Stehst du mit deinem Lieblingsmenschen gerade vor dem nächsten Meilenstein und ihr wollt zusammenziehen, heiraten, Eltern werden, ein Eigenheim kaufen oder habt euch gerade zum ersten Date verabredet und lernt euch gerade kennen, dann waren wir da schon überall und teilen sehr offen unsere Herausforderungen und unsere Lösungsansätze, sodass du auf jeden Fall etwas für dich mitnehmen kannst.

»Hat die Person das nötige Hintergrundwissen, um die eigenen Erfahrungen einzuordnen?«

Bei Geld und Liebe geht es um Fakten, um Gefühle und darum, beides in Einklang zu bringen. Fakten bei Geld sind einleuchtend: Gibst du mehr aus, als du einnimmst, hast du am Ende des Monats ein geringeres Vermögen. Da Liebe bereits selbst ein Gefühl ist, ist auch das leicht nachvollziehbar. Doch auch beim Geld geht es um Gefühle. Beispielsweise, wenn du das Gefühl hast, ständig mehr zu zahlen und stets draufzulegen, weil dein Lieblingsmensch es mit dem Geld nicht »so eng« sieht. Dann bleiben Bedürfnisse unerfüllt oder Werte werden verletzt. Auch die Liebe kann aus Fakten bestehen. Kümmert ihr euch nicht um eure Liebe, wird sie verschwinden und ihr trefft irgendwann die Aussage: »Wir haben uns auseinandergelebt.«

Wir bringen beide Welten zusammen. Marielle als Betriebswirtin (M.A. Corporate Management & Governance) und Mike als Psychologe (M.Sc. Psychologie). Als Paar kombinieren wir unsere beiden Expertisen und haben in diesem Buch das wichtigste Basiswissen über Geld in der Beziehung, in den genannten Meilensteinen, zusammengetragen. Gemeinsam sind wir die Beziehungsinvestor*innen und coachen online Paare und Einzelpersonen bei ihren gemeinsamen Finanzen.

In diesem Buch wirst du noch vieles über uns erfahren, denn zu jedem Beziehungsmeilenstein teilen wir unsere persönliche Geldgeschichte mit euch. Und weil es sich voneinander am besten lernen lässt, haben wir noch vier andere Paare interviewt, die sich gerade in unterschiedlichen Lebensphasen wiederfinden. Diese Geldgeschichten findet ihr im QR-Code am Ende des Buches: Jenny und Tobias sind frisch verheiratet und stehen vor der Familiengründung. Fiona und Dominik haben sich gegen das Eigenheim und die riesige Hochzeitsfeier und stattdessen für gemeinsame Immobilieninvestitionen entschieden. Pina und Caro haben 50.;000 Euro für ihren Kinderwunsch ausgegeben und meisterten dafür ihr Leben in der teuren Schweiz monatelang mit nur einem Gehalt. Und bei Dani und Sven ist die gemeinsame Tochter gerade so langsam aus dem Haus und sie machen sich Gedanken über eine passende Erbfolge für ihre Patchworkfamilie.

Für wen ist dieses Buch gedacht?

Lange haben wir überlegt, an welchem Punkt einer Beziehung Geld die wichtigste Rolle einnimmt, wann es unabdingbar ist, über Finanzen zu sprechen. Doch wir haben festgestellt, dass das so unfassbar individuell ist – wie eure Beziehung. Denn manche Paare sprechen von Anfang an total offen über Geld, haben aber einen finanziell sehr unterschiedlichen Hintergrund und empfinden eine faire Aufteilung trotz offener Gespräche als große Herausforderung.

Andere Paare haben einfach grundsätzlich viel zu wenig Geld, müssen immer am Monatsende jeden Cent zweimal umdrehen und sprechen daher zwangsläufig darüber miteinander. Allerdings immer aus einem negativen Mindset heraus.

Dann gibt es auch noch die Paare, die Geld nie als großes Thema wahrgenommen haben. Denn es war da und hat die Grundversorgung sichergestellt. Zum Austausch gab es immer Spannenderes. Doch dann kommt ein wichtiger Meilenstein, der die finanzielle Situation stark beeinflusst – seien es Kinder, das Eigenheim oder andere Einschnitte im Leben -, und dann fehlt die Übung in Geldgesprächen, um die Krisensituation zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu lösen.

Wir wünschen uns, dass durch die Lektüre dieses Buches Geld und Liebe näher zusammenfinden. Dass Geld kein Tabuthema mehr ist, sondern der offene Austausch über Finanzen euch Spaß bringt und euer gemeinsames Vermögen steigern wird. Egal in welcher Lebensphase du dich in eurer Beziehung befindest, du kannst hier etwas für dich und deinen Lieblingsmenschen mitnehmen. Bist du gerade Single oder steht ihr noch ganz am Anfang eurer Beziehung, hältst du ein wunderbares Nachschlagewerk in den Händen, das du in Zukunft immer dann zücken kannst, wenn ihr euch auf den nächsten Meilenstein vorbereitet.

Hast du schon einige Meilensteine mit deinem Lieblingsmenschen erlebt, kannst du entscheiden, ob ihr einige der genannten Tipps nachholen, das Buch für euren nächsten Meilenstein als Ideengeber verwenden oder bei aufkommenden Fragen in eurer Beziehung durch die vielen Anregungen blättern und das Richtige für euch herauspicken wollt.

Doch egal wo ihr steht, um eine Sache möchten wir euch bitten: Setzt die Dinge um!

Nur dieses Buch zu lesen, kräftig mitzunicken und vielleicht noch dem Lieblingsmenschen zu sagen, welche Kapitel er oder sie auch unbedingt mal lesen sollte, wird euch nicht zu entspannteren Geldgesprächen und mehr Vermögen bringen. Dafür gilt es mitzumachen!

So funktioniert dieses Buch

Du kannst ›Love & Money‹ von vorne nach hinten lesen. Du kannst direkt zu dem Meilenstein springen, in dem ihr euch gerade befindet oder den ihr als Nächstes gehen wollt. Du kannst von Übung zu Übung springen, praktisch markiert in Übungskästen. Du kannst es jetzt lesen und später zur Hand nehmen, wenn eine Geldfrage in eurer Beziehung auftaucht. Du kannst alle Übungen zunächst allein durchführen oder deinen Lieblingsmenschen direkt dazu einladen. Bestimmt fallen dir noch mehr Ideen ein, wie du dieses Buch am besten für dich und eure Beziehung nutzen kannst.

Liebe und Geld sind so vielfältig, bunt und persönlich wie eure Beziehung. Es wäre anmaßend von uns zu behaupten, es gäbe nur diesen einen Weg, und wenn ihr diesen nicht geht, dann warten die schlimmsten Dinge auf euch. Das ist nicht so. Deswegen wirst du in diesem Buch ganz viele Anregungen finden, worüber du mit deinem Lieblingsmenschen oder ohne ihn nachdenken kannst, wie ihr ins Gespräch miteinander geht und als Team Entscheidungen trefft. Wir begleiten euch dabei, zu eurer Entscheidung zu kommen, und zeigen euch, wie ihr die Umsetzung schafft.

Und weil unser größter Wunsch ist, dass du das Buch nicht nur liest, sondern damit deine Beziehung gestaltest, findest du am Ende des Buches noch einen QR-Code, mit dem du auf unsere Webseite mit vielen hilfreichen Informationen und allen weiterführenden Inhalten kommst. Diese Seite findest du in keiner Suchmaschine und auch nicht über das Menü auf unserer Homepage, sondern nur über dieses Buch.

In diesem Sinne hoffen wir, dass die Lektüre dieses Buches für dich und deinen Lieblingsmenschen ein Startpunkt ist – für mehr Liebe und für mehr Geld.

Disclaimer

Wir sind Betriebswirtin und Psychologe. Wir sind keine Steuerberater*in, keine Jurist*in und auch keine Versicherungsberater*in. Aussagen in diesen Bereichen dienen der Information, dass du dir mit deinem Lieblingsmenschen darüber Gedanken machst und erfährst, dass es diesen oder jenen Sachverhalt gibt. Es ist ausdrücklich keine Beratung. Auch wenn alle Inhalte dieses Buches bestmöglich recherchiert und mit Fachpersonen diskutiert wurden. Für Detailfragen und individuelle Berechnungen sowie Fallbesprechungen empfehlen wir euch, immer mit genau diesen Expert*innen zu sprechen.

Kennenlernen – die Rechnung selbst zahlen

Einen Monat nach Erscheinen dieses Buches feiern wir unseren 13. Jahrestag. Ich (Marielle) musste dafür extra nachrechnen. So lange ist es schon her, dass wir unser erstes Date hatten und somit unsere Beziehung ihren Weg begann. Erst als »Kann-man-mal-machen«-Verabredung, aus der ein zweites, drittes, und viertes Treffen entstand. Dann eine Geburtstagseinladung, ein gemeinsamer Trip nach München, ein weiterer Geburtstag, und nach fast einem Jahr gaben wir uns die Bezeichnung »Beziehung«. Und heute sind wir verheiratet und haben zwei Söhne. Die Grundlage für all das legten wir damals bei unserem ersten Date. Dabei schien es lange Zeit, als würde dieses Date nicht stattfinden.

Denn für 2010 total untypisch, lernten wir uns im Internet kennen, auf einer lokalen Dating-Plattform. Mike langweilte sich und verschickte an dem Tag wahllos Nachrichten. Und mir war ebenfalls sehr langweilig und ich antwortete als Einzige auf seinen Text. Und das, obwohl er damals noch ein Bild mit schulterlangen Haaren in seinem Profil hatte, die ihm aus meiner Sicht so gar nicht standen. Aber ich entdeckte noch ein anderes Bild, auf dem er richtig sympathisch aussah. Das plus die Langeweile, führte zu den ersten Gesprächen. Es dauerte fast zwei Monate, bis ich einem Treffen zustimmte. Mike hingegen haben schon die ersten fünf Minuten überzeugt. Nun wohnten wir aber fast 50 Kilometer voneinander entfernt. Damals waren Smartphones noch nicht geläufig, Google Maps war eine Randerscheinung und ein Navi besaß Mike nicht. So irrte er auf der Aschaffenburger Ringstraße umher, bis er mit fast einer Stunde Verspätung endlich ankam. Ich war schon kurz davor ihm zu sagen, dass er einfach wieder heimfahren soll, weil das eh keinen Sinn hat. Glücklicherweise brachte ich es nicht übers Herz. Schließlich war er extra eine dreiviertel Stunde zu mir gefahren und ich fühlte mich verpflichtet, zumindest »Hallo« zu sagen.

In einem Restaurant mit Filmplakaten und -requisiten an den Wänden vertieften wir uns in ein langes Gespräch. Der Abend verging wie im Flug und bald wurde es Zeit zu zahlen. Mike war bereits hergefahren, hatte mich zu Hause abgeholt und würde mich auch wieder nach Hause bringen, weshalb ich vorhatte, zumindest die Hälfte der Rechnung zu bezahlen. Doch bis zu diesem Date war das stets in Diskussionen ausgeartet: Alle bisherigen Dates hatten darauf bestanden zu zahlen. Das frustrierte mich schon damals. Ich verdiente mir durch kleinere Jobs bereits eigenes Geld und war stolz auf meine Selbstständigkeit mit fast 18 Jahren. Das wollte ich auch zeigen, durfte es aber nicht. Ja, manche Frauen feiern es so sehr, bei ersten Dates eingeladen zu werden, dass sie sogar in Talkshows auf die Frage, was das Beste am Frausein sei, antworten: »Kostenlose Restaurantbesuche!« Aber das bin nicht ich. Mir fehlte schon damals die Augenhöhe. Und das hat für mich auch nichts mit Höflichkeit, Zuvorkommenheit oder irgendeiner anderen Tugend zu tun, wenn ich gegen meinen Wunsch oder viel schlimmer gegen meinen Willen eingeladen werde. Es wäre etwas anderes, wenn die Männer zuvor gesagt hätten: »Ich möchte dich an dem Abend einladen. Ist das okay für dich?« Und meine Antwort wäre, dass ich mich über die Einladung freuen würde. Aber es vorauszusetzen und über mich hinweg zu entscheiden, war eben nicht okay.

Aber woher kommt dieser Irrglaube, dass beim ersten Date der Mann einzuladen hat?

»Beim ersten Date hat der Mann einzuladen!«

Was ist aber, wenn gar kein Mann beim Date anwesend ist? Oder wenn sich nur Männer verabredet haben? Oder wenn sich mehr als zwei Personen zu einem ersten Date treffen?

Die Aussage stößt also schnell an die eigenen Grenzen. Doch woher kommt diese Einstellung, dass Männer beim ersten Date die Rechnung zahlen sollen?

Ein kurzer Blick in die Geschichte des BGB – das Bürgerliche Gesetzbuch – zeigt, dass Frauen erst seit 1958 ohne die Zustimmung ihres Mannes ein eigenes Bankkonto führen dürfen. Bis dahin konnten Männer zudem die Arbeit ihrer Frau ohne deren Zustimmung kündigen. Selbst bis 1977 durften Frauen nur arbeiten gehen, wenn »dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar« war.[1]

Kurzum, bis vor etwa 50 Jahren hatten Frauen schlicht kein oder nur sehr wenig eigenes Geld, um die Rechnung nach dem ersten Date oder zu späteren Anlässen übernehmen zu können. Wollte man sich damals in einem Restaurant näher kennenlernen, war klar: Der Mann bezahlt! Ob er das problemlos konnte, wurde nicht infrage gestellt. Damit war bereits festgelegt, wer in der möglichen Beziehung welche Rolle einnehmen würde. Der Mann verdient das Geld und ernährt die Familie. Die Frau sieht hübsch aus und übernimmt später Haushalt und Kinder.

Obwohl sich in den letzten 50 Jahren einiges geändert hat, wird diese Rollenverteilung beim ersten Date weiterhin übernommen. Keineswegs nur bei den Generationen, die noch zur Zeit der damaligen Gesetze geboren wurden und es dadurch im Elternhaus erlebt haben. Auch junge Erwachsene, die erst in den Achtzigern, Neunzigern oder später zur Welt kamen, übernehmen diese Rollenbilder.[2] Das wird auch durch soziale Medien begünstigt. Bei einer Umfrage von Plan International wurden Menschen zwischen 14 Jahren und 32 Jahren zu ihrer Nutzung sozialer Medien und ihrer Einstellung zu Care-Arbeit, Gehaltsunterschieden und anderen Rollenerwartungen befragt. Das Ergebnis: Wer täglich auf Instagram und Co. aktiv ist, antwortete eher mit einem konservativen Rollenverständnis. Sprich, dass es okay sei, dass Frauen weniger verdienen oder allein für den Haushalt verantwortlich sind.[3]

Dabei hat unsere Gesellschaft an Diversität gewonnen. Es gibt nicht mehr die eine prototypische Beziehung à la (vermeintlich) heterosexueller Mann heiratet (vermeintlich) heterosexuelle Frau und sie bekommen (vermeintlich) heterosexuelle Kinder. Dieser veralteten Vorstellung zufolge soll natürlich der Mann arbeiten gehen, Karriere machen, die Welt gestalten und das Geld nach Hause bringen, während die Frau putzt, kocht, erzieht und das Geld aus der Haushaltskasse sinnvoll ausgibt.

Glücklicherweise haben wir uns als Gesellschaft von diesen starren Rollenbildern verabschiedet, auch wenn es noch sehr viel Widerstand, Hass und Diskriminierung gegen alle gibt, die diesem Bild nicht entsprechen. Und trotz allen Fortschritts sind in vielen Beziehungen – ob heteronormativ oder nicht – alte Klischees immer wieder an der Tagesordnung. Besonders spiegelt sich das bei den finanziellen Aspekten wider. Woran liegt das?

Erwartungen beim ersten Date

Obwohl sich die Gesetze schon lange geändert haben, hatte sich die Erziehung bis in meine Jugend nicht sonderlich verändert. Während Mike schon in der Grundschule (und das war in den Neunzigerjahren) einen Fünfmarkschein in die Hand gedrückt bekommen hat, um die Eiskugel des Mädchens zu bezahlen, war mir das völlig fremd. Es gab nicht eine Situation, in der meine Eltern mir Geld gegeben hätten, um einen Jungen einzuladen (»Weil man das eben so macht«). Oder mich darauf hingewiesen hätten, dass ich mein Date als ordentliche Dame doch bitte einladen solle. Vielmehr lernte ich, dass ich mich nicht ausnutzen lassen soll, nur die Dinge tun soll, auf die ich auch Lust hatte und ja auf mich aufpassen soll. Meine Großeltern steckten mir kein Geld für eine Eiskugel für den hübschen jungen Mann zu. Was aber immerhin mitschwang, war meine Unabhängigkeit, also dass es wichtig ist, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich wollte meine Rechnung also selbst zahlen – die Erwartung meiner Dates hingegen war, mich einzuladen. Das passte eben nie zusammen und führte tatsächlich immer mal dazu, dass das Ende so nervig war, dass es anschließend zu keinem weiteren Date kam. Ärgerlich.

Für Mike wurde die Erwartungshaltung zur regelrechten Belastung. Mike bekam bei seinen ersten Treffen mit Mädchen in der Grundschule bereits Geld von seinem Opa mit den Worten zugesteckt: »Denk dran, sie einzuladen. Das macht man so.« Niemals hätte er Geld bekommen, wenn er sich mit Jungen traf. Bei Mike verstärkte sich der Druck, beim ersten Date die Rechnung zu übernehmen. Egal, in welchem Alter. Das sorgte gerade als Jugendlicher und in den ersten Jahren als Erwachsener zu inneren und äußeren Konflikten. Denn er musste stets genügend Geld für ein anstehendes Date besitzen und die Datewahl dem Budget anpassen. Es ging also nicht mehr darum, was am meisten Spaß bereiten könnte, sondern was das Geld hergab. Bei Dates gab es dann auch Diskussionen, wer nun was bezahlen durfte.

 

In welchem Umkreis zu deinem Wohnort darf ein Date an einem freien Tag stattfinden? Wie verändert sich der Umkreis, wenn es ein Arbeitstag ist? Wie, wenn du Kinder hast und diese abends von Opa betreuen lässt? Je nach Situation ändern sich deine Erwartungen an dein Date. Deshalb spielen vor zukünftigen Ereignissen Erwartungen stets eine große Rolle. Auch wenn du dir vornimmst, ohne Erwartungen zum ersten Date zu gehen – das ist nicht möglich. Dein Gehirn stellt sich ein zukünftiges Ereignis vor, sonst wüsstest du gar nicht, wie du dort hinkommst, dich kleiden oder verhalten willst. Bist du berufstätig und dein Date schlägt vor, sich an einem Arbeitstag 350 Kilometer von deinem Arbeitsort entfernt zu treffen, dann wird das nicht deinen Erwartungen entsprechen. Gleiches gilt für die Art des Dates. Bist du es gewohnt, dich auf Dates zu bewegen, sei es ein Spaziergang, eine Tretbootfahrt oder eine Radtour? Dazu magst du es nicht, wenn ihr euch beim Essen zuschaut? Schlägt dein Date nun ein Restaurant vor, liegt dies außerhalb deiner Erwartungshaltung. Das könnten wir nun auch beispielsweise für die Kleidung durchführen, für Gesprächsthemen oder für den ersten Kuss. Bei alldem gibt es einen Erwartungskorridor. Bewegt sich dein Date innerhalb des Korridors, ist alles okay. Trifft das auf die Erwartungen deines Dates ebenfalls zu, dann werdet ihr euch höchstwahrscheinlich wiedersehen.

Gleiches gilt auch für das Zahlen der Rechnung beim ersten Date. Auch da gibt es eine Erwartungshaltung. Sie hat – genauso wie bei all den anderen Themen – sehr viel mit deinen bisherigen Erfahrungen und Erlebnissen zu tun. Bei welchen vergangenen ersten Dates hast du dich besonders wohlgefühlt? Wann hast du dich unwohl gefühlt? Welche positiven Erzählungen hast du von deiner Familie und deinen Freund*innen gehört? Welche negativen waren dabei? Was sind deine Konsequenzen aus diesen Erfahrungen?

Übung

Führe doch ein kleines Experiment durch und beantworte die Fragen für dich selbst. Nimm dir Zeit, gehe gedanklich in deine Vergangenheit zurück und tauche dabei etwas tiefer in die Bezahlsituation ein. Wie ging es dir dabei? Welche Dinge sind dir bis heute gar nicht so bewusst gewesen?

Bist du aktuell in einer Beziehung? Dann teile die Übung mit deinem Lieblingsmenschen und bitte ihn oder sie, die Fragen ebenfalls für sich zu beantworten. Anschließend sprecht darüber, welche Gefühle aufgekommen sind und was euch selbst überrascht hat. Seid ihr erstaunt über die Antworten voneinander?

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Bezahlen beim ersten Date

Im Jahr 2023 haben sich diese Vorstellungen doch sicher geändert! Oder? Oder?! Zumindest in der Erwartungshaltung hat sich etwas geändert. Die Studie »Gender Roles in the Millennium: Who Pays and Is Expected to Pay for Romantic Dates?« befragte heterosexuelle Student*innen nach ihren Erwartungen beim Bezahlvorgang des ersten und weiteren Dates. Fast die Hälfte (44,2 Prozent) der Studentinnen wollte zumindest einen Teil selbst bezahlen. Etwa 55 Prozent erwarten, dass der Mann die gesamte Rechnung übernimmt. Fast vier von fünf Männern (77,5 Prozent) gehen jedoch davon aus, dass sie selbst das erste Date zahlen werden. Die restlichen 22,5 Prozent gehen davon aus, dass zumindest ein Teil von der Frau übernommen wird. Bei weiteren Dates mit derselben Person verschob sich die Erwartungshaltung weiter Richtung Parität. Bei den Frauen waren es nun 79,5 Prozent, die zumindest einen Teil übernehmen wollten. Und bei den Männern wuchs der Anteil auf 57,6  Prozent an. Nur in einer Sache waren sie sich alle einig:[1]

Mit der Rechnung werden auch Gefühle ausgelöst. Beispielsweise fühlen sich 76  Prozent der Männer schlecht, wenn sie nicht bezahlen (dürfen).[2] Das erklärt auch, weshalb einige vehement darauf bestehen, die Rechnung zu übernehmen, auch wenn die Frau explizit sagt, dass sie das nicht will. Es dient dem Selbstschutz, niemand will als Loser dastehen. Und eigentlich wäre Mann modern und auf Augenhöhe, wenn er Parität zulassen würde. Doch die gesellschaftliche Erwartung ist so stark, dass dieser Schritt sehr schwerfällt. Dazu passt auch, dass sich über ein Drittel der Männer davon gestört fühlen, wenn die Frau versucht, die Rechnung zu begleichen. Gleichzeitig fühlen sich 44 Prozent der Frauen davon gestört, dass sie ihren Teil der Rechnung nicht übernehmen dürfen. Allerdings findet die andere Hälfte der Frauen es nicht gut, wenn von ihnen erwartet wird, ihren Teil zu bezahlen bzw. wenn ihr Angebot zu zahlen angenommen wird. Eine Zwickmühle: Nur bei ein paar Matches passen die Erwartungen zueinander und das nächste Date kann folgen. Mindestens genauso wahrscheinlich ist aber, dass zumindest eine Person mit (großem) Frust das Date beendet. Selbst wenn alles andere gut gepasst hat und ihr euch für ein weiteres Date entscheidet, steht so das Thema Geld von Anfang an unter keinem guten Stern.

Leider zeigt die Studie auch, dass jeder fünfte Mann bis 35 Jahre irgendeine Form sexueller Aktivität als Dank zur Einladung erwartet. Und damit sind wir an einem sehr unschönen Punkt der Erwartungshaltung angekommen. Während Erwartungen dir allgemein helfen, Situationen besser einzuschätzen und dich auf sie vorzubereiten, können sie manchmal gefährlich werden.

Das gilt besonders, wenn unterschiedliche Aktivitäten, die unabhängig voneinander sein sollten, wie das Zahlen des ersten Dates und der Sex später am Abend, miteinander vermischt werden. »Ich zahle, deswegen hast du später Sex mit mir« ist eine äußerst schädliche und übergriffige Erwartungshaltung – auch oder besonders, weil sie nicht ausgesprochen wird.

Wie stark diese Erwartungshaltung sexueller Aktivitäten ausgeprägt ist, zeigt sich auch bei den Antworten der befragten Frauen. Etwa ein Viertel der Frauen fühlt sich nicht mehr so unter Druck gesetzt, sexuelle Handlungen durchzuführen, wenn sie zumindest einen Teil der Rechnung übernommen hat.

Dass das keine Basis für eine heiße Nacht, ein weiteres Date und schon gar nicht für eine lang anhaltende Beziehung auf Augenhöhe ist, brauchen wir wohl nicht extra zu erwähnen. Es unterstreicht jedoch die Notwendigkeit für Männer und Frauen vor dem Date zu klären, wer die Rechnung bezahlen wird. Leider passiert das in der Realität viel zu selten.

Ich denke, dass du denkst, dass ich denke, dass ich dich einlade

Was denkt die andere Person nun? Wir wissen es nicht. Wir wissen aber, dass es keine eindeutige Erwartungshaltung mehr gibt, so wie es vor 50 Jahren noch der Fall war. Das führt zu einer Vielzahl unterschiedlicher Glaubenssätze, wilder Spekulationen und sinnloser Regeln. Aber: Sie sind nur da, weil nicht darüber gesprochen wird.

 

Hier einige Beispiele, die wir in unserer Community gesammelt haben:

»Ich lade beim ersten Date natürlich ein. Das gehört sich so. Aber es wäre schon schön, wenn die Frau zumindest nach dem Portemonnaie greifen würde.«

»Wer einlädt, muss auch zahlen.«

»Beim ersten Date – oder sogar davor – über Geld zu reden, ist voll unromantisch. Das macht jede Stimmung kaputt.«

»Wenn die Frau die Rechnung übernimmt, dann wird der Mann entmannt.«

»Nur ein Geizkragen würde die Frau etwas zahlen lassen.«

»Es muss getrennt gezahlt werden, keinesfalls darf irgendeine Schuld entstehen.«

»Nur wenn wir getrennt bezahlen, bewahren wir uns unsere Unabhängigkeit.«

»Ich verdiene mein eigenes Geld, also will ich auf jeden Fall auch selbst bezahlen.«

»Am besten wird die Rechnung bezahlt, wenn die Frau kurz auf Toilette geht. Dann gibt’s auch keinen Widerspruch.«

 

Und nun? Das ist alles so widersprüchlich. Es ist wenig überraschend, dass bei der Frage »Getrennt oder zusammen?« beide nervös auf ihren Stühlen hin und her rutschen, mit den Fingern knibbeln oder verlegen lächelnd auf den Tisch blicken. Keiner will etwas Falsches sagen oder tun – besonders, wenn das Date eigentlich richtig schön war.

Findest du das wirklich romantisch? Oder eher unromantisch?

Es gibt keine klaren Regeln mehr, wie du dich in der Situation verhältst. Zum Glück! Machen wir es uns leicht und sprechen miteinander darüber – über das Bezahlen beim ersten Date. Bevor wir übers Reden schreiben, stellen wir uns noch die Frage, wie es in der Realität aussieht: Wer zahlt denn nun beim ersten Date?

Bezahlen beim ersten Date – so sieht’s tatsächlich aus

Die Erwartungshaltungen zeigen ein durchwachsenes Bild. Einerseits der Wunsch nach Gleichberechtigung und Augenhöhe. Andererseits konservative bis sehr übergriffige Einstellungen. Wie sieht es nun in der Wirklichkeit aus?

Die gleichen Student*innen, die sich die Parität gewünscht hatten, vermelden nun, dass in 85 Prozent der ersten Dates der Mann die gesamte Rechnung übernimmt. An nur etwa 13 Prozent der Rechnungen beteiligen sich beide. Bei den restlichen zwei Prozent lädt die Frau ein. Diese sehr einseitige Art der Verteilung wirst du in diesem Buch noch öfter sehen. Sie zieht sich wie ein roter Faden vom ersten Date bis hin zur Rente und zum Tod.

Erst bei weiteren Treffen verschiebt sich die Aufteilung etwas. »Nur« noch 58 Prozent der Rechnungen werden dann von Männern bezahlt und am Rest sind beide irgendwie beteiligt. Immerhin fünf Frauen der über 500 Student*innen übernahmen vollständig die Rechnung bei darauffolgenden Dates.[1]

Unter deutschen Millennials gab es bisher keine solche Erhebung. Eine Statistik, die wir dann doch noch gefunden haben, zeigt ein etwas milderes Bild. Nämlich, dass nur etwa jeder zweite Mann (47,2  Prozent) beim ersten Date einlädt.[2]

Warum ist das nun problematisch? Wir haben schon kurz angesprochen, dass sich nach einer Einladung eine Schuld aufbauen kann, im Sinne von »Weil ich dich eingeladen habe, bist du verpflichtet … zu tun«. So konkret würden das nur die wenigsten äußern, aber das Konzept der sogenannten Reziprozität (»Ich tue dir was Gutes, du tust mir was Besseres«) ist in der Psychologie ein bekanntes Phänomen.

Reziprozität

Wenn du zufällig zehn Cent auf der Straße findest, bist du gewillter, einem obdachlosen Menschen etwas in den Hut zu werfen oder jemand anderem Geld zu leihen.[3] Es ist eines der mächtigsten psychologischen Prinzipien, die sich in fast jeder Marketingstrategie wiederfinden. Du bekommst eine Kleinigkeit (z. B. ein Buch) geschenkt und bist dann bereit, viel mehr dafür an anderer Stelle auszugeben. Deswegen gibt es bei allen Messeständen, Tagen der offenen Tür und weiteren Werbeorten irgendwelche Goodies, die dir bereitwillig in die Hand gedrückt werden.

Geschenke, und damit auch Dinge wie eine Einladung am Ende eines Dates, gehen mit sehr vielen sozialen Erwartungen einher. Das kennst du vielleicht noch aus deiner Kindheit, als du ein unbrauchbares Geschenk gerne in die Ecke gefeuert hättest und deine Eltern dich dennoch aufforderten, es anzunehmen und dich zu bedanken. Wer dir etwas schenkt, kommuniziert damit eine Botschaft, und mit der Art, wie du das Geschenk annimmst, kommunizierst du eine weitere Botschaft. Geschenke sind darauf ausgelegt, etwas zurückzubekommen – das muss nicht die gleiche »Währung« haben. Auch das kennst du aus deiner Kindheit: Du bekommst ein Puzzle geschenkt und sollst dich mit einer Umarmung dafür revanchieren. Du begleichst also nicht Spielzeug mit Spielzeug, sondern Spielzeug mit Dankbarkeit. Es kann also sein, dass du Geld geschenkt bekommst und die Schuld auf emotionaler oder körperlicher Ebene begleichst.[4] Dies spiegelte sich auch in den oben diskutierten Erwartungshaltungen wider.

Achtung! Achtung! Hier stimmt was nicht!

Es sollte die zweitgrößte Überraschung des Abends werden. Die größte war bereits, dass Mike doch noch die richtige Abzweigung gefunden hatte. Gegen Ende unseres Gesprächs erzählte er ausführlicher von seinem Psychologiestudium und welche Studien er gerade las. Darunter waren einige, die zeigten, dass selbst bei kleinen Geldbeträgen oder Geschenken, selbst wenn du sie gar nicht haben wolltest, eine Schuld entsteht. Diese Schuld würde in der Regel nicht in gleichen Maßen und auf gleichem Wege beglichen, sondern mit einem Vielfachen der Einladung vergolten werden. Zudem würde diese Schuld auch emotional, körperlich oder durch weitere Treffen zurückgezahlt werden. Mike erklärte deshalb, dass er gerne getrennt zahlen würde. Er wolle mich sehr gerne wiedertreffen und hätte gerne die Gewissheit, dass ich das auch wirklich möchte und nicht einem zweiten Date zustimme, weil ich mich dazu verpflichtet fühle.

 

Dieser unbequeme Moment, wenn die Bedienung fragt: »Getrennt oder zusammen?«, ist nur unbequem, weil du bereits weißt, dass hier etwas schiefläuft. Willst du beispielsweise gerne selbst zahlen, dein Date besteht aber darauf, dich einzuladen, wird daraus eine stressige Situation. Dieser Stress wird gleich durch zwei Dinge befeuert. Erstens entspricht es nicht deiner eigenen Erwartungshaltung. Dein Körper sendet dir Signale, dass du dir die Situation anders vorgestellt hast. Zweitens entsteht (unbewusst) eine (ungewollte) Schuld, die du im Zweifel gar nicht begleichen willst. Lief das Date insgesamt schlecht und du hast keine Lust dich erneut zu treffen, kann die Einladung also noch mehr Stress auslösen. Egal, ob du nun eingeladen werden willst oder nicht, es entsteht das Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Dieses Verlangen nennt sich Reziprozität und gilt als Basis für den Beziehungsaufbau. Aus gesellschaftlicher Sicht ist es also auch erst mal eine sehr gute Sache, wenn du etwas Gutes mit etwas Gutem erwidern willst. Heikel wird’s eben, wenn du das »Geschenk« gar nicht erst haben wolltest. Denn die Reziprozität wirkt dennoch.[5]

Dieses Phänomen wirkt sich auch auf eure Gleichberechtigung beim ersten Date aus. Nun ist eine offene Schuld durchaus etwas Gutes. Sie entsteht sogar während eures gesamten Dates, durch Zuhören, Verstehen oder Aufeinandereingehen und so weiter. Auf diesem Weg entstehen gesunde Beziehungen. Es vermittelt stetig das Gefühl, füreinander da zu sein, sich zu unterstützen und gemeinsame Werte zu teilen. Daher spricht auch nichts dagegen, sich einladen zu lassen, wenn es vorher klar abgesprochen wurde, es auf Gegenseitigkeit beruht und beide das in Ordnung finden. Wir reden hier von der Schuld, die du selbst nicht willst, die dir aber einfach mitgegeben wird, weil übergriffig die Rechnung gegen deinen Willen bezahlt wurde. Dieses Phänomen wirkt sich dann auf eure Gleichberechtigung beim ersten Date aus.

Denn diese Art der Einladung hat einen maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung. Es entstehen weitere Fragen, die nicht zwangsweise bewusst gestellt werden, aber die unbewusst mitschwimmen: Gibt es nur ein zweites Date wegen des Gefühls der Verpflichtung? Findet die Einladung in die Wohnung nach dem Date aus der gleichen Verpflichtung statt? Dienen die sexuellen Handlungen nun als Schuldausgleich?

Gleichberechtigung beim ersten Date

Gleichberechtigung ist nicht gegeben, wenn durch die gesellschaftliche Norm »der Mann muss beim ersten Date bezahlen« nur eine Person einladen darf. Es sitzen am Tisch also nicht mehr zwei Personen, die die gleiche Berechtigung haben. Stattdessen hat der Mann die Berechtigung, die Frau einzuladen. Der Frau wird diese Berechtigung verwehrt. Gleichzeitig darf der Mann sich nicht einladen lassen. Das steht nur der Frau zu. Du erinnerst dich, dass 85 Prozent der Frauen und Männer angeben, dass beim ersten Date der Mann die Rechnung übernommen hat. Und das, obwohl immerhin ein Viertel der Frauen die Erwartung hatte, die Rechnung zu teilen.[6]

Dadurch entstehen bereits Rollenbilder, die wir auch im weiteren Verlauf des Buches immer wieder sehen werden. Der Mann übernimmt hier die Rolle des »Ernährers«, die er dann auch bei der Familienplanung zugeschrieben bekommt. Das bleibt aber nicht ohne Folgen, denn die Erwartungshaltung an sich selbst, der Einlader und später der Ernährer zu sein, übt ebenfalls starken Druck aus, finanziell erfolgreich zu sein. Das mag beim Date noch eine Kleinigkeit sein, aber der Druck zieht sich über alle Lebensbereiche. Was das auf Dauer wohl mit der mentalen Gesundheit macht? Kein Wunder, dass die Geschichte von Jack, der nicht genügend Geld hat, um Rebecca (aus der Netflix-Serie »This is us«) in ein Restaurant einzuladen, daraufhin alles in Bewegung setzt, um dies zu verheimlichen oder direkt mit der Frau darüber zu sprechen, immer wieder in Serien, Filmen und Büchern aufgegriffen wird. Denn in seinen Augen ist er es nur dann wert, sich mit der Frau zu treffen, wenn er auch die Rechnung zahlt. Die Geschichte geht weiter, dass sie es herausfindet, ihm versucht zu erklären, dass Geld egal ist und nur die Liebe zählt, sie sich trennen, weil er sich so sehr als Versager fühlt, dann aber doch noch erfolgreich wird und sie wieder zusammenkommen. Er schuftet, schuftet, schuftet und verbringt kaum Zeit mit seiner Familie. Happy End? Ja. Ja. Klischees ohne Ende. Aber weshalb wird es dann in der realen Welt tagtäglich nachgespielt?

Dabei ignorieren Jack und Rebecca ihre finanziellen Verhältnisse. Sie ist wohlhabend. Er kann seine Miete nicht bezahlen. Natürlich alles nur auf der Leinwand, oder? Nein. Bei unserem ersten Date hatte Mike ein paar hundert Euro auf dem Konto, wohingegen Marielle mehr als zehn Mal so vermögend war. Ist es da angebracht, dass Mike aus gesellschaftlicher Sicht die Rechnung übernehmen müsste? Dieses konservative Muster setzt eben voraus, dass Frau kein Geld hat und Mann das Geld zu haben hat, auch wenn das nicht der Fall ist. Wieso wird der Mann finanziell so unter Druck gesetzt? Beim ersten Date handelt es sich dabei vielleicht um ein paar Euro (die für manche zu viel sind), aber im späteren Verlauf geht es um tausende, zehntausende Euro jedes Jahr. Wozu? Nur um irgendeine überholte Machtposition zu wahren?

Wie passt es zusammen, eine gleichberechtigte, emanzipierte Beziehung führen zu wollen und dann auf entgegengesetzte Werte beim ersten Date zu bestehen? In den ersten Stunden des Kennenlernens wird dadurch eine Hierarchie aufgebaut, die weitere Entscheidungen in der Beziehung beeinflussen wird. Es entsteht ein Machtgefälle zwischen Mann und Frau, das im Kleinen kaum erkennbar ist, aber später riesige Auswirkungen haben kann. Da ist zunächst nur dieses flaue Gefühl, aber das verfliegt beim ersten Kuss auch schon wieder. Wie riesig dieses Thema aber ist, werden wir im weiteren Verlauf des Buches noch sehen. Den Schaden tragen beide – jedoch auf sehr unterschiedliche Art.

Halten wir fest, dass bereits beim einseitigen Zahlen des ersten Dates Konsens eine wichtige Rolle für alle weiteren Dates und die anschließende Beziehung spielt. Seid ihr euch einig? Wunderbar. Wird über deinen Kopf hinweg für dich entschieden, weißt du, dass verschiedene Alarmglocken zu läuten beginnen. Willst du deinen Teil selbst zahlen, der Wunsch wird aber übergangen – Alarmglocke! Willst du einladen, aber dein Date möchte lieber selbst zahlen – respektieren. Wie wäre es, beim nächsten Date schon im Vorfeld eine Einladung auszusprechen? Wie das aussehen kann, dazu gleich mehr. Und dann wollen wir dir noch etwas die Angst nehmen. Denn was, wenn du es ansprichst und sofort ein Streit entflammt?

Wie du die Einladung ansprechen kannst

»Wie habt ihr das denn angesprochen?«, lautet die häufigste Reaktion in Interviews, in denen wir über die Rechnung beim ersten Date sprechen. Die Interviewenden stellen sich sofort eine noch unangenehmere Situation vor. Über Geld zu sprechen, ist mit engen Freundinnen und Freunden oder der Familie schon heikel. Aber dann auch noch direkt beim ersten Date? Mit jemand noch Unbekanntem? Lieber nicht!

Wir haben die Lösung! Wer nicht während des ersten Dates über Geld sprechen will, kann es bereits bei der Einladung ansprechen:

Date: Hey, hättest du vielleicht Lust, nächste Woche zusammen was essen zu gehen?

Du: Klar, können wir machen. Ich hätte Donnerstag Zeit. Wie sieht’s da bei dir aus?

Date: Gut. Ich kenne da ein schönes Restaurant um die Ecke von hier. Wollen wir uns um sieben treffen?

Du: Ja. Lass uns direkt vor Ort treffen. Wollen wir an dem Abend einfach 50:50 machen?

Date: Okay. Na ja, ich hatte eigentlich vor, dich einzuladen. Wäre das auch okay?

Du kannst nun frei entscheiden, ob du eingeladen werden möchtest oder ob du doch lieber bei deinem Vorschlag bleiben willst. Es kann beim Date nicht mehr zu einer unangenehmen Situation kommen.

Auch während des Dates ist es jederzeit möglich, über die Rechnung am Ende des Abends zu sprechen. Ein einfacher Trick ist, das Problem selbst anzusprechen. Dein Date hat höchstwahrscheinlich schon ähnliche Erfahrungen gemacht und ist dankbar, wenn sich diese nicht wiederholen.

Du: Sag mal. Kennst du die Situation, dass du ein tolles Date erlebst, und am Ende des Abends fragt die Bedienung: »Getrennt oder zusammen?«, und beide wissen nicht so recht, wie sie jetzt reagieren sollen?

Date: Ähm ja. Eines meiner ersten Dates ist deswegen in die Hose gegangen. Seitdem zahle ich einfach.

Du: Ja, die Situation würde ich gerne vermeiden. Was hältst du davon, wenn wir die Rechnung am Ende einfach durch zwei teilen und im Anschluss unseren Abend fortsetzen?

Date: Hmm, ich würde dich schon sehr gerne einladen und mich für den schönen Abend bedanken. Du hattest ja auch die lange Anfahrt. Wenn du magst, können wir danach noch runter ans Wasser. Da gibt’s eine coole Schiffsbar. Wäre es für dich okay, wenn du dann dort die Getränke übernimmst?

Erneut kannst du nun überlegen, ob der Vorschlag für dich okay ist oder ob deine Bedürfnisse davon abweichen. Weichen sie ab, sprich es gerne weiter an. Hier entsteht gerade eine wunderbare Möglichkeit, offen miteinander zu reden.

Wie du vielleicht auch schon merkst, kommt es nicht so sehr darauf an, wer am Ende wirklich zahlt. Entscheidend ist, dass ihr euch darüber austauscht und dass euch das Ergebnis beide glücklich macht. Ob das nun getrenntes Zahlen, Zusammenschmeißen oder eine Einladung ist, ist euch überlassen. Da gibt es kein Richtig oder Falsch.

Mit etwas Offenheit und ein wenig Mut bereits zuvor über Geld zu reden, macht aus einer unangenehmen Situation eine schöne Geste der Einladung, über die ihr euch beide freuen könnt. Ganz ohne den lästigen Gedanken: »Muss ich das nächste Mal einladen? Was wird nun von mir erwartet? Wo bleibt da die Gleichberechtigung?«

Aber ungeübt bei einem echten Date das erste Mal über Geld sprechen? Dann übe es vorher. Schnapp dir deinen besten Freund, deine beste Freundin oder eine andere Vertrauensperson und leg los. Das mag immer noch komisch und ein wenig peinlich sein, aber es hilft, die Scheu davor zu verlieren. Nach ein paar Durchgängen wirst du dich schon sicherer fühlen.

Dein Übungsdate kann mit der Zeit auch den Schwierigkeitsgrad erhöhen und nicht auf jeden deiner Vorschläge eingehen. Sondern ganz andere Werte und Ansichten vertreten. So bekommst du auch schon mit, wie es ist, mal »Nein, danke« zu sagen, weil’s einfach nicht passt.

Viel öfter wirst du jedoch spüren, dass eine große Last von beiden Schultern fällt. Obwohl ihr vorher gar nicht bemerkt habt, dass sie überhaupt da war. Wir wünschen dir viele schöne Dates mit finanzieller Gelassenheit.

 

Am Ende unseres ersten Dates fühlte ich mich das erste Mal ernst genommen und respektiert. Es war so simpel und hatte doch einen solchen Eindruck hinterlassen. Denn das erste Mal fühlte ich mich am Ende des Dates als vollwertige Person wahrgenommen und nicht als jemand, um die Mann sich kümmern muss. Es wurde für uns eine der wichtigsten Grundlagen unserer Beziehung, denn wir hatten in diesem Moment bereits vereinbart, offen und auf Augenhöhe miteinander umzugehen, was im späteren Verlauf sogar mehr als einmal unsere Beziehung retten sollte.

Bezahlen angesprochen und direkt der erste Streit?

Du hast dir unseren Rat zu Herzen genommen und direkt beim ersten Date die Rechnung angesprochen – Glückwunsch! Aber was, wenn hier schon ein Streit vom Zaun gebrochen wird? Ihr gar nicht zu einer gemeinsamen Lösung findet und das Thema eskaliert? Ist das nicht schade, da hier gegebenenfalls eine Beziehung gar nicht erst entstehen kann?

Nein. Denn das erste Date dient dem ersten Kennenlernen. Ihr tauscht euch aus, schaut, ob ihr auf einer Wellenlänge seid und ob eure Werte zusammenpassen.

Streitet ihr euch jedoch unüberwindbar vor dem ersten Date oder während eures Dates über die Einladung, dann habt ihr offensichtlich unterschiedliche Werte und Vorstellungen. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wichtig erscheint, spielen in der Bezahlfrage vielfältige Werte wie Offenheit, Kommunikation, Gleichberechtigung, Vertrauen und vieles mehr mit.

Werden wichtige Werte direkt zu Beginn verletzt, führen diese im späteren Verlauf eurer Beziehung zu weiteren Streitigkeiten. Natürlich kannst du nun sagen, dass ihr euch dann länger kennt, mehr Vertrauen aufgebaut habt und einen Weg gefunden habt, miteinander umzugehen. Gleichzeitig werden die Geldthemen komplexer und entwickeln Konsequenzen mit größerer Reichweite, auch auf ein Leben nach der Beziehung. Beispielsweise durch eine Kündigungsfrist bei eurem Mietvertrag, die Gesetze im BGB rund ums Heiraten oder einen gemeinsamen Kreditvertrag zur Finanzierung eures Hauses. Es ist also eine sehr wertvolle Erkenntnis, wenn das erste Date am Geld scheitert. Im ersten Moment ist es ärgerlich. Langfristig kann es jede Menge Ärger ersparen.

KENNENLERNEN – AUF EINEN BLICK

Diese drei Fragen darfst du dir beim ersten Date über Geld stellen:

Wie empfindest du die Situation am Ende eines Dates, wenn gefragt wird »getrennt oder zusammen«?

Was wäre deine Wunschvorstellung, wenn es ums Begleichen der Rechnung geht? Und wieso würdest du es gerne so machen?

Wie sieht das dein Lieblingsmensch und wie war es bei eurem ersten Date?

Noch etwas zum Ausprobieren. Bei deinem nächsten Date könntest du die Situation spielerisch ändern, indem du:

(zumindest kurz) ansprichst, wer welchen Teil der Rechnung übernehmen wird – bevor die Bezahlsituation eintritt.

das Thema »Geld« offen auf den Tisch bringst – idealerweise irgendwo in der Mitte des Dates und nicht erst »kurz vor knapp«.

deinem Date verrätst, was deine Wünsche zu eurem Abend sind.

Zusammen sein – mutig sein & über Geld reden

Zum ersten Mal mehrere Tage rund um die Uhr zusammen zu sein und dabei alle Ecken und Kanten des Lieblingsmenschen kennenzulernen, bevor ihr euch eine Wohnung teilt, gilt oftmals als Härtetest einer frischen Beziehung. Eine gute Idee, denn vieles von euch bleibt verborgen, wenn ihr euch nur für ein paar Stunden oder mal ein Wochenende trefft. Die alltäglichen Eigenheiten kommen da eher selten zum Vorschein. Ganz anders sieht es bei einem zweiwöchigen Urlaub aus. Was bei dem Härtetest jedoch nicht berücksichtigt wird, ist, wie herausfordernd das eigentlich aus finanzieller Sicht ist. Das siehst du auch an unserer Geschichte.

 

Nach zwei Jahren Beziehung planten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub. Wobei, das ist nicht ganz korrekt. Marielle plante ihn und ich versuchte ihn eher zu verhindern. Marielle zog es nach Kenia: erst eine aufregende Safaritour und anschließend Verwöhnprogramm im All-inclusive-Hotel. So zumindest aus Marielles Sicht. Sie war reiselustig, studierte dual in der Tourismusbranche und bekam auf die Reise einen Rabatt von fast 60 Prozent und damit überhaupt die Chance, so günstig einen solchen Urlaub erleben zu können. Meine Perspektive klang eher so: WAS?!? 1100 Euro pro Person? Das ist viel zu teuer. Wer soll sich so was denn leisten? Und das alles, um ein paar Tiere zu beobachten, die ich auch im Zoo sehen kann, nur um anschließend in einem Hotel zu versauern? Ohne mich!

Weg war die Urlaubseuphorie –, hallo Streitigkeiten übers Geld. Dieser Streit war vorprogrammiert. Obwohl wir bei unserem ersten Date übers Bezahlen gesprochen hatten, war Geld danach kein Thema mehr. Sonst hätten wir uns diese Qual ersparen können. Denn mit Marielles Urlaubswunsch prallten zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander. Wie wir mit Geld aufgewachsen sind, welche Werte wir mit Geld verknüpften und wie wir mit Geld umgingen, unterschied sich fast vollständig. Das stellte unsere Beziehung auf die Probe.

Geld spielt keine Rolle! Hauptsache, wir lieben uns

Hauptsache, wir lieben uns – ein Satz, den du noch an anderen Stellen lesen wirst. Doch damit aus dem Verliebtsein Liebe entstehen kann, braucht es gemeinsame Werte. Sind diese zu unterschiedlich, wird sich die Beziehung früher oder später auflösen (vorausgesetzt, dass es eine Wahlfreiheit gibt, was in toxischen Verhältnissen oft nicht gegeben ist). Stimmen eure wichtigen Werte jedoch überein, kann eure Beziehung blühen und gedeihen. Werte sind der innere Kompass, anhand dessen Entscheidungen getroffen werden. Eine sicherheitsliebende Person trifft andere Entscheidungen als eine risikoliebende. Legst du viel Wert auf Offenheit und Transparenz, entscheidest du dich anders, als wenn dir die Wirkung nach außen besonders wichtig ist. Finden Menschen zusammen, die sich auf dieselben Werte einigen können, entsteht Vertrauen und damit die Grundlage für eine Beziehung.

Und so ungern es manche hören möchten: Auch Geld und unser Umgang damit ist Teil unseres Wertesystems. Damit hängen Ideale wie Sicherheit, Freiheit oder Unabhängigkeit zusammen und daraus ergibt sich eine Idee vom Leben. Darf Geld wichtig sein? Oder soll es lieber keine Rolle spielen? Wir alle verknüpfen damit bestimmte Werte, und wie bei so vielen Bereichen im Leben haben wir häufig schon in unserer Kindheit gelernt, gewisse Dinge mit Geld gleichzusetzen. Wie auch bei anderen Wertvorstellungen in Beziehungen können sich diese in Bezug auf Geld stark unterscheiden. Das zeigt auch unser Beispiel:

 

Marielles Mutter ist Beamtin und ihr Vater war Beamter. Sie investierten ihr Geld in Immobilien und Aktien. Auch ihre Großeltern kauften Aktien. Marielle erinnert sich noch lebhaft an die Aktienkurse im Teletext und die Worte ihres Opas: »Von den Dividenden fahren wir drei Mal im Jahr in den Urlaub.« Marielle kam also aus einem Haushalt, in dem zum einen großer Wert auf ein sicheres, zuverlässiges Einkommen gelegt wurde. Außerdem wurde investiert, um davon Reisen bezahlen zu können. Für Urlaub würde immer genügend Geld vorhanden sein. In ihren ersten Jahren als junge Erwachsene setzte Marielle ihr Wissen entsprechend ein. Ein duales Studium der BWL mit Schwerpunkt Tourismus brachte ihr ein kleines, aber zuverlässiges Einkommen während ihrer Ausbildung. Gleichzeitig investierte sie ihr Geld und konnte dieses dafür einsetzen, zu sehr günstigen Konditionen die Welt zu entdecken.

 

Mike wuchs mit einem anderen Bezug zu Geld auf. Geld selbst war in seiner Familie nie wirklich ein Thema, außer, es wurde in Krisenzeiten knapp. Aber selbst dann wurde darüber nicht offen gesprochen. Mikes Mutter liebte es, ihren Alltag selbstbestimmt gestalten zu können, und war überglücklich, als sie ihr Angestelltenverhältnis kündigen und sich selbstständig machen konnte. Mike studierte erst Mathe und Physik, wechselte in die Psychologie und ergänzte später mit Sportwissenschaften. Als ehemaliger Schwimmer begann er als Schwimmtrainer zu arbeiten, machte sich selbstständig und war mit seinen Teams viel unterwegs. Urlaub spielte keine Rolle: Er konnte es sich als Selbstständiger weder leisten, länger wegzubleiben, noch blieb viel Geld übrig.

 

Aber welche Werte stecken nun dahinter? Die eine hat halt Geld, der andere nicht, könntest du dir denken – aber so einfach ist das nicht. Für Marielles Familie wurde Urlaub mit Bildung gleichgesetzt. Kunst und Kultur zu entdecken, Neues kennenzulernen und sich mit Geld dieses zu ermöglichen, war in ihrer Familie sehr wichtig. In Mikes Familie war es hingegen essenziell, den Alltag selbstbestimmt und in Freiheit gestalten zu können. Geld spielte in Mikes Wahrnehmung dabei nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war es ihm, dem nachzugehen, was er gerne tat. Bei unserem ersten Versuch, in den Urlaub zu fahren, prallten zwei sehr unterschiedliche Welten aufeinander.