Love Revolution - Yung Pueblo - E-Book

Love Revolution E-Book

Yung Pueblo

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Die deutsche Ausgabe von "Lighter"

Mit seinen unnachahmlich kraftvollen, klaren Gedichten über Selbstzweifel, Einsamkeit, Ohnmacht oder das Gefühl, nie gut genug zu sein, trifft der junge US-Poetry-Star Yung Pueblo auf Instagram eine begeisterte Community mitten ins Herz. Seine Mission: Liebe in die Welt zu bringen, damit sie für uns alle ein besseres Zuhause wird. Die Voraussetzung dafür ist es, diese Liebe in uns selbst zu finden. Denn nur so begegnen wir dem anderen in Mitgefühl und Verbundenheit. Wie wir dieses Licht in uns selbst entzünden, zeigt Yung Pueblo in seinem klugen Selbstliebe-Manifest: indem wir nicht länger vor uns selbst weglaufen, vor unserer Vergangenheit, unserem Schmerz, all den Wunden und unguten Gefühlen. Stattdessen radikal ehrlich sind, großzügig und nachsichtig, das Gestern loslassen und uns bedingungslos annehmen. Mithilfe von essenziellen Fragen ermutigt der Autor uns, den inneren Dämonen auf die Spur zu kommen, aber auch unseren authentischen Bedürfnissen wie unserer wahren Berufung. Denn kommen wir bei uns selbst an, können wir Egoismus, Schmerz und Selbstbezogenheit hinter uns lassen und ein neues Miteinander begründen.

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Seitenzahl: 323

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Über das Buch

Mit seinen unnachahmlich kraftvollen, klaren Gedichten über Selbstzweifel, Einsamkeit, Ohnmacht oder das Gefühl, nie gut genug zu sein, trifft der junge US-Poetry-Star Yung Pueblo auf Instagram eine begeisterte Community mitten ins Herz. Seine Mission: Liebe in die Welt zu bringen, damit sie für uns alle ein besseres Zuhause wird. Die Voraussetzung dafür ist es, diese Liebe in uns selbst zu finden. Denn nur so begegnen wir dem anderen in Mitgefühl und Verbundenheit. Wie wir dieses Licht in uns selbst entzünden, zeigt Yung Pueblo in seinem klugen Selbstliebe-Manifest: indem wir nicht länger vor uns selbst weglaufen, vor unserer Vergangenheit, unserem Schmerz, all den Wunden und unguten Gefühlen. Stattdessen radikal ehrlich sind, großzügig und nachsichtig, das Gestern loslassen und uns bedingungslos annehmen.

Mithilfe von essenziellen Fragen ermutigt der Autor uns, den inneren Dämonen auf die Spur zu kommen, aber auch unseren authentischen Bedürfnissen wie unserer wahren Berufung. Denn kommen wir bei uns selbst an, können wir Egoismus, Schmerz und Selbstbezogenheit hinter uns lassen und ein neues Miteinander begründen.

Über den Autor

Diego Perez, Bestsellerautor und Poetry-Star, wurde in Ecuador geboren und wanderte als Kind in die USA ein. Er wuchs in Boston auf und studierte an der Wesleyan University. Seine erste beiden Bücher »Inward« und »Clarity & Connection« erlangten sofort den Bestsellerstatus. Mit der englischsprachigen Ausgabe von »Love Revolution« landete er anschließend auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste. Als Yung Pueblo ist er darüber hinaus sehr erfolgreich in den sozialen Netzwerken unterwegs und hat mit über zwei Millionen Abonnenten seine größte Fangemeinde auf Instagram. Er lebt heute im Westen von Massachusetts, wo er gemeinsam mit seiner Frau ein ruhiges Leben führt und täglich meditiert.

Weitere Informationen unter www.yungpueblo.com

YUNG PUEBLO

REVOLUTION

Wie wir mit Selbstliebe und Verbundenheit erst uns und dann die Welt verändern

Aus dem amerikanischen Englisch von Violeta Topalova

Die amerikanische Originalausgabe ist 2022 unter dem Titel »Lighter. Let Go of the Past, Connect with the Present, and Expand the Future« bei Harmony Books erschienen.

This translation published by arrangement with Harmony Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC.

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstausgabe

© 2023 Arkana, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Originalausgabe: © 2022 by Diego Perez Lacera

Originally published in 2022 by Harmony Books

Lektorat: Pascal Frank

Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Daniela Hofner

Umschlagmotiv: © Daniela Hofner/ki36

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-28975-1V001

www.arkana-verlag.de

Inhalt

Zur Einführung: Meine Geschichte

Wie entstanden Yung Pueblo und dieses Buch?

1. Selbstliebe

Was bedeutet Selbstliebe?

Radikale Ehrlichkeit

Positive Gewohnheiten formen

Selbstakzeptanz

Selbstliebe ist eine Pforte

Der Brückenschlag zwischen Selbstliebe und Heilung

2. Heilung

Emotionale Geschichte

Wie ich meine Muster fand

Kindheit und mehr

Die passende Methode finden

3. Loslassen

Probleme, die wir uns selbst bereiten

Wandel und Widerstand

Dein wahres Ich

Anhaftungen

Die Kontrolle des Egos

Loslassen braucht Zeit

Klarstellung

4. Deine Methode finden

Tipps zur Methodensuche

5. Menschliche Gewohnheit und menschliche Natur

Menschliche Gewohnheit als Überlebenstechnik

Die wahre Schönheit menschlicher Natur

Die menschliche Natur steht uns allen offen

6. Emotionale Reife

Vermeidung ist das Gegenteil von emotionaler Reife

Zeichen emotionaler Reife

Meinungsverschiedenheiten

Intuition

Emotionale Reife bedeutet, ein flexibles Identitätsgefühl zu kultivieren

Schwierige Momente akzeptieren

7. Beziehungen

Nach dem Liebeskummer

Deine Heilung hebt eure Beziehung auf eine neue Stufe

Gute Kommunikation macht den Unterschied

Was bedeutet es wirklich, das Glück deiner Partnerin oder deines Partners zu unterstützen?

Intensivere Kommunikation

Der Wert der Freundschaft

8. Die Herausforderungen im Heilungsprozess

Den eigenen Fortschritt messen

Schwierige Befreiungsmomente

Das alte Ich loslassen

Die Langsamkeit akzeptieren

Das eigene Tempo finden

9. Innere Veränderung breitet sich nach außen aus

Kreativität

Neue Grenzen, neues Handeln

Gemeinschaft

Konventionelle und ultimative Wahrheit

Nach außen vordringen

10. Die Welt harmonisieren

Das Ego erschafft Dreiecke

Die geheilte menschliche Natur erschafft Kreise

Gleichgewicht statt Extreme

Ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung

Strukturelles Mitgefühl

11. Eine neue Ära

Prioritäten

Mut

Ein liebevoller Ansatz ist wichtig

Fazit

Über den Autor

Sachregister

such dir den Weg, der dich erhellt,

den du im tiefsten Inneren als die richtige Wahl erkennst

hör nicht mehr auf die Zweifel

verbinde dich mit Mut

lass nicht zu, dass sich dir das »Normale« in den Weg stellt

es mag schwierig sein,

aber du weißt, dass Großes Mühe kostet

arbeite an deiner Entschlossenheit

arbeite an deiner Mission

arbeite an deinem wahren Selbst

Menschen, die tiefes Leid durchlebt haben

und dennoch sanft und freundlich mit anderen umgehen,

werden nicht genug gewürdigt

es ist heroisch, schlechte Erfahrungen nicht gewinnen zu lassen;

die Bitterkeit abzuwerfen

und trotz allem mit offenem Herzen zu leben

ist ein immenses Geschenk an die Welt

Zur Einführung

Meine Geschichte

Als ich auf dem Fußboden lag und Tränen der Angst und der Reue weinte, begriff ich zum ersten Mal mit absoluter Klarheit, wie achtlos ich mein Potenzial verschleudert hatte – und dass ich mich mit den Drogen davon abgehalten hatte, mich meiner inneren Traurigkeit zu stellen.

Ich hatte meinen Körper und meinen Geist jahrelang durch gefährliche Exzesse leichtfertig an ihre Grenzen getrieben, bis ich dann eines Tages zu weit ging. Es war im Sommer 2011. Nach einer weiteren Nacht, in der ich mich blind entschlossen ins Vergnügen geflüchtet hatte, lag ich auf dem Boden und dachte, mein Herz würde gleich explodieren. Ich war 23 und überzeugt davon, dass ich gerade einen Herzinfarkt erlitt. Ich verspürte eine Mischung aus Todesangst und Scham darüber, dass ich es so weit hatte kommen lassen.

Meine Gedanken wanderten zu meiner Teenagerzeit zurück, in der ich als junger Aktivist das Boston Youth Organizing Project (BYOP) mitorganisiert hatte. Ich erinnerte mich daran, wie gut es mir getan hatte, einer Gruppe anzugehören, die anderen half, ihre Kraft wiederzufinden und echte Veränderungen in Gang zu setzen. Wie war ich bloß so in die Irre gegangen?

Anfangs wollte ich nur ein bisschen Spaß und dachte, ich hätte alles unter Kontrolle. Aber nun begriff ich, dass all diese Partys für mich nur ein Mittel gewesen waren, um zu vermeiden, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich nahm und missbrauchte Drogen, um meinen Schmerz zu betäuben und der Realität zu entfliehen. In mir bettelten Traurigkeit und Furcht um meine Aufmerksamkeit, aber ich konnte mich nur hilflos von ihnen abwenden. Und inzwischen hatte sich der Drang, meinen Emotionen zu entfliehen, zu einer Mauer aufgetürmt, die mir den Blick darauf versperrte, wie schrecklich sich die Drogen langfristig auf mein Wohlergehen und mein Leben auswirken würden.

Wieder und wieder dachte ich daran, wie tapfer meine Eltern gewesen waren, wie viel sie geopfert und wie hart sie gearbeitet hatten, um mir, meinem Bruder und unserer kleinen Schwester ein besseres Leben in den USA zu ermöglichen. Als ich vier Jahre alt war, wanderten wir von unserer Heimat Ecuador in die Vereinigten Staaten aus. Unser Leben als Einwanderer und der Kampf darum, in Boston, unserer neuen Heimat, ein gutes Leben zu führen, hinterließen in uns allen Spuren. Langfristig betrachtet war es die richtige Entscheidung gewesen auszuwandern, aber in den ersten 15 Jahren war unsere Armut extrem belastend für uns. Meine Mutter ging putzen, und mein Vater arbeitete im Supermarkt. Es war ein Wunder, dass wir irgendwie über die Runden kamen, aber viel zu oft war dies nur unter größter Mühe möglich und verursachte meinen Eltern immensen Stress. Obwohl wir ein bescheidenes Leben ohne jeden Luxus in einer kleinen Dreizimmerwohnung führten, fehlte das Geld an allen Ecken und Enden. Ich lag auf dem Boden und dachte immer wieder: »Ich will so nicht sterben. Ich möchte meine Eltern nicht hängen lassen. Sie haben so schwer und selbstlos geschuftet und mir so vieles gegeben, dass es furchtbar wäre, wenn ich so sterbe. Ich muss weiterleben und das Beste aus dem machen, was sie mir ermöglicht haben.«

Ungefähr zwei Stunden lang lag ich nur reglos auf dem Boden und versuchte, den Schock durchzustehen, den mein Körper gerade erlitt. Ich betete und bettelte um mein Leben, hin- und hergeworfen zwischen Reue und Dankbarkeit. Reue, weil ich allmählich die Motivation verloren hatte, anderen zu helfen, und weil ich es bisher nicht geschafft hatte, mich auf gesunde Art und Weise mit meiner inneren Anspannung auseinanderzusetzen. Dankbarkeit für die Stärke meiner Eltern, die es geschafft hatten, sich trotz aller Herausforderungen gut um mich und meine Geschwister zu kümmern, für ihre Selbstlosigkeit und ihre unerschütterliche Liebe. Vor allem aber spürte ich den unwiderstehlichen Drang, mich an mein Leben zu klammern und neu anzufangen. Von nun an würde ich das Beste aus all der Energie machen, die meine Eltern investiert hatten, um mir die Chance auf ein besseres Leben zu schenken.

Dieses Wechselbad zwischen Reue und Dankbarkeit entfachte das Lebensfeuer in meinem Körper neu. Nach ein paar Stunden hörte mein Herz auf zu rasen, und ich hatte nicht länger das Gefühl, an der Schwelle des Todes zu stehen. Ich fühlte mich körperlich sehr fragil und war von meinem Kampf darum, in der Welt der Lebenden zu bleiben, völlig erschöpft, dennoch rappelte ich mich vom Boden auf. Ich hatte ein klares Ziel vor Augen. Als Erstes suchte ich alle »Schmerzmittel« zusammen, die ich mir selbst verschrieben hatte, und warf sie in den Müll. An diesem Tag fasste ich tief in meinem Inneren den festen Entschluss, meine Sinne nicht länger zu betäuben und mich auf den langen Weg zurück in ein besseres Leben zu machen. Ich würde nie wieder aus Angst vor meinen Gefühlen mein Leben aufs Spiel setzen. Und ich wusste, dass ich dafür die Drogen aufgeben und von nun an radikal ehrlich zu mir sein musste.

Ich begriff damals noch nicht, was in mir geschehen war und wie ich in derart schlechte Gewohnheiten verfallen konnte, aber zumindest teilweise musste es daran liegen, dass ich meine wahren Gefühle verleugnet hatte. Wie ich mich schließlich heilen würde, war mir damals noch nicht bewusst, aber instinktiv spürte ich, dass mein Weg vorwärts auf radikaler Ehrlichkeit und der festen Entschlossenheit basieren musste, meine Gesundheit nicht länger durch gefährliche Rauschmittel zu zerstören. Ich musste mich darauf konzentrieren, mir neue, gesündere Gewohnheiten für meinen Körper und meinen Geist anzutrainieren.

Der Weg zurück in ein gesundes Leben war lang und steinig, aber ganz allmählich begann ich, mich zu verändern. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde. Neue, positive Gewohnheiten zu formen fühlte sich an, wie unbekannte Welten zu betreten, und mir war klar, dass dieser Weg nur zu schaffen sein würde, wenn ich jeden Schritt mit Mut und Entschlossenheit durchführte. Aber ich würde mich nicht länger verstecken.

In den Jahren, in denen ich mich im Stich gelassen hatte, war mein Geist eindeutig »schwer« gewesen, und ich wusste, dass ich einen klaren Weg finden musste, um mich wieder leichter zu fühlen. Ich begann damit, dass ich alle Aspekte meines Lebens genau unter die Lupe nahm und mich darauf konzentrierte, von nun an genau das Gegenteil von dem zu tun, was mich beinahe zu einem frühen Tod geführt hätte. Das bedeutete, Nahrung zu mir zu nehmen, die mich körperlich stärkte, Sport zu treiben und meinen Denkmustern echte Aufmerksamkeit zu widmen, selbst wenn sie sich chaotisch anfühlten. Ich begann, meine Beziehungen zu meinen Freunden und meiner Familie genauer zu beleuchten, und versuchte, nicht länger ruppig und gereizt zu handeln, sondern geduldig und freundlich zu bleiben. Vor allem in den Bereichen, in denen mir das anfangs schwerfiel.

Wie ein Kriminalbeamter unterzog ich meinen Geist einem regelrechten Verhör und versuchte, durch die richtigen Fragen bis zur Ursache meiner Probleme vorzudringen. Wenn mich der Drang überfiel, mithilfe von Rauschmitteln aus der Realität zu flüchten, richtete ich meine Aufmerksamkeit nach innen und erforschte, was genau diese Spannung verursachte. Ich weiß noch, dass ich immense Trauer und Angst in mir entdeckte wie auch eine Leere, die sich nach Liebe sehnte. Später begriff ich, dass nur ich selbst dieses Loch mit meiner Liebe und bedingungslosem Mitgefühl füllen konnte. Ich fand nicht sofort die Antworten auf all meine Fragen, und erst als ich zu meditieren begann, entdeckte ich die wahre Ursache meines Leidens. Aber schon der simple Entschluss, ohne Angst aufmerksam den Blick nach innen zu richten, löste eine Menge Spannungen in mir. Das, was ich in mir fand, einfach zu akzeptieren half mir, mich leichter zu fühlen, selbst wenn es mir schlecht ging. Vor mir selbst wegzulaufen kostete so viel mehr Energie, als den Mut aufzubringen, die Einsamkeit und den Stillstand einfach anzunehmen.

Das Jahr, in dem ich mir positive Gewohnheiten antrainierte, änderte mein Leben von Grund auf. Ich fühlte mich nicht sofort fantastisch, und nicht jeder Tag war ein guter Tag. Meist hatte ich schwer zu kämpfen. Mich bewusst Emotionen zu stellen, die mir Angst machten, oder so banale Aufgaben zu erfüllen, wie in der Kälte auf den Bus zum Fitnessstudio zu warten, stellten mein Durchhaltevermögen auf eine harte Probe. Alles fühlte sich neu und schwierig an. Während dieser Zeit durchlebte ich eine Menge Höhen und Tiefen, aber meine Entschlossenheit geriet nicht ins Wanken. In mein altes Leben zurückzukehren war keine Option mehr. Die Gewohnheiten, die sich anfangs noch wie unüberwindbare Hindernisse anfühlten, wurden ganz allmählich Alltag für mich. Und genauso allmählich fühlte ich mich häufiger glücklich, und mein Herz wurde stärker. Immer öfter fand ich zufällige Momente der Freude, egal wie turbulent meine Emotionen auch sein mochten. Ich richtete auch weiterhin regelmäßig den Blick aufmerksam nach innen auf alles, was immer wieder in mir hochkochte. Als die Veränderungen in mir langsam größer wurden, merkte ich, dass auch die Beziehungen zu meinen Freunden und meiner Familie besser wurden. Das alte Gefühl von Schwere und Stagnation begann sich aufzulösen. Vor meinem Heilungsprozess waren mein Geist und mein Herz mir fremd gewesen. Ganz allmählich verflüchtigte sich nun dieses Gefühl, und ich begann, mich in mir selbst zu Hause zu fühlen.

Mein Leben hatte neu begonnen, und ich lernte stetig Neues dazu, aber als mir ein Freund 2012 von Vipassana-Meditation erzählte, spürte ich intuitiv, dass ich diese Praxis erlernen musste, wenn ich meine Heilung weiter vorantreiben wollte. Vipassana bedeutet in etwa »die Dinge sehen, wie sie wirklich sind«. In zehntägigen Schweigeretreats lernt man, wie man sein Unterbewusstsein durch achtsame Selbstbeobachtung reinigt.

Mein Heilungsprozess wurde in Gang gesetzt, sobald ich begann, radikale Ehrlichkeit zu praktizieren, aber erst die Meditation half mir, in weit tiefere Ebenen der Heilung vorzudringen. Pro Jahr besuchte ich mehrere dieser Schweigeretreats, und dank meiner Fortschritte in der Meditation fühlte ich mich nicht nur besser, sondern auch freier. Es dauerte eine Zeit lang, bis ich auch zu Hause konsistent meditieren konnte, aber als ich mich Anfang 2015 dazu entschloss, mich von nun an täglich zur Meditation niederzulassen, verbesserte sich meine psychische Verfassung in kurzer Zeit enorm. 2016 hörte ich auf, Alkohol und Marihuana zu konsumieren, und begann, ein komplett rauschmittelfreies Leben zu führen. Alkohol und Marihuana beschwerten meinen Geist, während die Meditation versuchte, ihn leichter zu machen.

Mich mithilfe von Meditation nach innen zu wenden fühlte sich für mich wie eine intime, ganz persönliche Renaissance an. Ich begann, so viel über mich selbst und den menschlichen Geist zu lernen. Die Augen zu schließen und zu spüren, was wirklich in mir war, eröffnete mir ein ganz neues Universum. Ich gewann nicht nur Einsicht in meine persönliche emotionale Geschichte, sondern begann auch, die Vergänglichkeit zu spüren, die alle Realität unterströmt und durchdringt. Meine Einsicht erreichte ein Niveau, das irgendwann weit über bloßes Wissen hinausging und bereits den Bereich der Weisheit berührte. Diese Form des Verständnisses ging weit über alles hinaus, von dem ich je gelesen hatte, und war nur durch direkte, unmittelbare Erfahrung zu erlangen. Diese Veränderung in meinem Innenleben wirkte sich auch unverzüglich auf mein äußeres Leben aus, vor allem dann, wenn es darum ging, meiner eigenen Intuition zu folgen. Meine neue Lebensperspektive verlieh der Welt eine ganz neue Definition – Achtsamkeit zu kultivieren ließ alles um mich herum lebendiger und klarer erscheinen. In mir erblühte ein ganz neues Selbstbewusstsein, und dieses größere Gefühl von innerer Klarheit half mir, die Angst davor zu überwinden, mit meinen Gedanken allein zu sein. Mein Geist verfügte über viel mehr Raum, in dem ich in schwierigen Situationen viel bewusster und absichtsvoller die Handlungen wählen konnte, die authentisch waren und am wenigsten Schaden anrichteten.

An dieser Phase war nichts perfekt, ich erreichte nichts Großes und hatte auch nicht das Gefühl, vollkommen geheilt oder wirklich weise geworden zu sein. Ich war nicht erleuchtet, fühlte mich aber erleichtert.

Erlangt hatte ich eine allumfassende Beziehung zu meiner Menschlichkeit und die immer größere werdende Akzeptanz dessen, dass es das Leben nur schwerer macht, Veränderungen nicht anzunehmen.

Obwohl mein Geist nicht länger von zu großen Anspannungen belastet wird und ich gelernt habe, bewusster in der Gegenwart zu leben, halte ich mich längst nicht für perfekt. Meine Reise zu Heilung und Freiheit geht weiter. Bis heute fühle ich mich wie ein Schüler, der das Glück gehabt hat, von einer Weisheit gelernt zu haben, die allen zugänglich ist, wenn sie die Realität vom Körperlichen ausgehend betrachten.

Heilung bedeutet nicht, dein Leben mit Genuss zu füllen oder

nie wieder Schwierigkeiten durchzumachen

Heilung bedeutet, authentisch zu sein

und dich deinen Gefühlen zu stellen,

damit sie sich nicht gefährlich anstauen

die Tiefpunkte bewusst zu erleben

ist besser, als unverarbeiteten Schmerz überall mit dir herumzutragen

Wie entstanden Yung Pueblo und dieses Buch?

Als ich zu meditieren begann, kristallisierten sich schon bald zwei Dinge heraus: erstens, dass es tiefgehende Heilung wirklich gibt, und zweitens, dass die Menschheit als Ganzes noch sehr jung ist. Als Traurigkeit und Angst mich fest in den Klauen hielten, konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Schwere, die auf mir lastete, eines Tages leichter und auf gesunde Weise beherrschbar werden könnte. Als ich im Laufe des ersten Jahres, in dem ich mich in eine gesündere Richtung bewegte, immer größere Fortschritte machte und später meine Meditationsreise begann, war ich geradezu schockiert, als ich merkte, dass ich mich tatsächlich besser fühlen konnte.

Dieses neue Gefühl des Wohlbefindens basierte nicht darauf, dass ich meine Gefühle unterdrückte und mir nur irgendwie einbildete, es ginge mir besser. Stattdessen wurde auf konkrete und beobachtbare Weise tatsächlich die Ursache meiner mentalen Unzufriedenheit gelindert. Auf grundlegender Ebene fand ein echter Wandel in mir statt. Natürlich läuft jeder Heilungsprozess anders ab, da auch jede emotionale Geschichte einzigartig ist, aber mir wurde klar, dass Heilung allen verfügbar ist und offensteht, die sie suchen.

Sich selbst zu heilen ist möglich, indem man die Vergangenheit loslässt und sich mit der Gegenwart verbindet, um so die Zukunft zu erweitern. Und sobald man die Praktiken gefunden hat, die gut zu der Konditionierung passen, die der Geist im Laufe der Zeit entwickelt hat, macht diese Heilung auch rasche Fortschritte.

Während ich durch die Meditation immer mehr lernte, kehrte auch ein anderer Gedanke wiederholt zu mir zurück: Die Menschheit ist noch nicht ausgereift. Die grundlegenden Dinge, die wir als Kinder lernen und zu praktizieren beginnen, – hinter uns aufzuräumen, die Wahrheit zu sagen, einander fair zu behandeln, zu teilen, freundlich zueinander zu sein, einander nicht zu schaden – sind auf gesellschaftlicher Ebene noch nicht erfolgreich umgesetzt worden. Aber diese Prinzipien zeigen uns einen Weg, um die Gesundheit und Harmonie aller Menschen zu fördern. Speziell in diesem Jahrhundert fühlt es sich an, als befänden wir uns in einem besonderen Moment der Menschheitsgeschichte, in dem wir uns darauf vorbereiten müssen, uns großen Herausforderungen zu stellen und uns damit auseinanderzusetzen, wie viel Unrecht wir einander direkt und indirekt zufügen. Dieser Moment ist eine Chance für uns, als Menschheit heranzureifen und eine Welt aufzubauen, die nicht länger strukturell schädlich ist, sondern deren Struktur auf Mitgefühl basiert.

Diese beiden Ideen treffen sich im Namen Yung Pueblo, was wörtlich übersetzt »junge Menschen« bedeutet. Dieses Pseudonym spiegelt einen sozialen Kommentar wider, der auf das bevorstehende Wachstum und die Reifung der Menschheit hinweist. Der Name markiert eine Zeit, in der wir gemeinsam von der Kurzsichtigkeit und Egozentrik, die uns beherrschen, zu einer höheren Wertschätzung unserer Verbundenheit übergehen werden. Eine neue Normalität, in der wir in rücksichtsvoller Sanftmut miteinander umgehen werden. Die Evolution des menschlichen Denkens und Handelns wird von vielen Faktoren vorangetrieben. Besonders wichtig und hervorstechend ist aber die Heilung jedes einzelnen Menschen. Es müssen nicht alle vollständig geheilt sein, damit wir in einer friedlichen Welt leben können. Aber je mehr Personen in ihrer Heilung Fortschritte machen, desto größere Wellen wird dies schlagen. Und diese Wellen werden den Lauf der Menschheitsgeschichte verändern können. Je mehr von uns sich selbst heilen, desto absichtsvoller werden unsere Handlungen, desto mitfühlender unsere Entscheidungen. Unser Denken wird klarer und die Zukunft der Welt heller werden. Dieses Buch soll eine Brücke zwischen persönlicher und globaler Transformation schlagen und zeigen, dass die beiden eng miteinander verflochten sind und sich gegenseitig unterstützen. Es soll nicht nur als Inspiration dienen, sondern auch persönliche Heilung und all ihre Vorteile entmystifizieren. Obgleich das Hauptaugenmerk auf der Heilung des einzelnen Menschen liegt, wird diese Reise – wenn du tief liegende Schwellen überschreitest und dich von menschlicher Gewohnheit zur menschlichen Natur bewegst – mit einer Erkundung von all dem enden, was möglich ist, wenn Mitgefühl nicht nur auf zwischenmenschlicher Ebene, sondern auch auf struktureller praktiziert wird.

Love Revolution zielt darauf ab, die gemeinsamen Auffassungen und Erfahrungen zu erforschen, die Menschen zuteilwerden, wenn sie tief in sich gehen – ganz unabhängig von der Praxis, mit deren Hilfe sie durch ihre innere Welt steuern. Obwohl menschliche Erfahrung ein breites Spektrum umfasst, gibt es einige universell gültige Aspekte, die hervorgehoben werden können, damit wir uns selbst und die Welt besser verstehen lernen. Ich hoffe, dass die Botschaft dieses Buches zu den vielen Kräften gehören wird, mit denen wir eine Welt erschaffen können, die nicht länger auf systemischer Ebene schädigend ist.

Meditation ist auch heute noch ein wichtiger Teil meines täglichen Lebens, aber als »Yung Pueblo« zu schreiben ist für mich zu einem wunderbaren Werkzeug geworden, um das zu verarbeiten, was ich als das Wesen von Heilung begreife. Als ich anfing, meine Texte mit anderen zu teilen, hoffte ich natürlich, dass zumindest einige davon Anklang finden würden, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass so viele Menschen auf der ganzen Welt Trost und Bedeutung in meiner Arbeit finden würden. Ich nehme das Vertrauen, das du mir entgegenbringst, ernst. Und ich werde es achtsam bewahren.

1. Selbstliebe

Wenn ich mich heute frage, wovon ich früher abhängig war, sticht keine bestimmte Droge oder Sehnsucht als einzige Ursache für meinen Weg in die Dunkelheit hervor. Nachdem ich mit dem schweren Drogenmissbrauch aufgehört hatte, wurde mir klar, dass ich mit dieser Mixtur aus allem, was mir vorübergehenden Genuss bereitete, nur die Leere in mir füllen wollte, die mir so viel Angst einjagte, dass ich mich ihr nicht stellen konnte. Diese Leere ließ sich nie füllen oder zufriedenstellen. Die Freude, die ich erleben konnte, und die Aufmerksamkeit, die ich erhielt, waren nie genug. In mir gähnte ein endloses Vakuum, das die ganze Welt aufsaugen und wieder ausspucken konnte und doch immer noch nach mehr verlangte.

Erst als ich damit aufhörte, dem Problem hedonistische Genussmomente entgegenzuwerfen und stattdessen begann, mich mit wertfreier und ehrlicher Aufmerksamkeit zu nähren, fand schließlich ein echter Wandel statt. Meine Energie neu zu fokussieren und meinen wechselhaften Emotionen endlich genug Aufmerksamkeit zu schenken zeigte sofort Wirkung. Mir selbst diese Aufmerksamkeit zu geben linderte mein unaufhörliches Verlangen nach noch mehr Vergnügen, und ich fühlte mich nicht länger so vernachlässigt und heruntergekommen.

Als ich meine persönliche Reise begann, kannte ich den Begriff »Selbstliebe« noch nicht, aber die darunter liegende Praxis war auf jeden Fall ein wichtiges Sprungbrett für mich. Ohne die aufmerksame Freundlichkeit und Akzeptanz, die ich mir selbst zu schenken begann, wäre ich nicht in der Lage gewesen, den Weg in ein besseres Leben zu gehen. Selbstliebe war das, was mir gefehlt hatte. Sie war der Schlüssel zur Ganzheit, nach der ich strebte, und unbewusst hatte ich immer danach gesucht. Ich habe festgestellt, dass Anerkennung, die von anderen kommt, nicht die gleiche erneuernde Kraft hat wie die Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, die du dir selbst entgegenbringen kannst.

Was bedeutet Selbstliebe?

Alles, was stark und langlebig sein soll, braucht ein stabiles Fundament. Wenn ein Haus gebaut wird, richtet sich alle Aufmerksamkeit zuerst auf das Fundament, das die Struktur stabilisiert. Sobald dieser Unterbau sicher steht, kannst du darauf aufbauen, expandieren und etwas Großartiges erschaffen. Individuelle Weiterentwicklung funktioniert ganz ähnlich. Selbstliebe ist das Fundament, auf dem alle innerlichen und äußerlichen Erfolge basieren. Selbstliebe verleiht die Energie und Stabilität, mit deren Hilfe die Reise in eine klare Richtung verläuft. Sie ist eine umfassende Verpflichtung dazu, sich selbst zu erforschen und das eigene Wohlbefinden zur obersten Priorität zu machen.

Irgendwann um 2014 oder 2015 herum erfuhr das Konzept der Selbstliebe einen großen kulturellen Wandel. Mir fiel vor allem auf, dass der Begriff im großen Stil Einzug in die Sphäre der sozialen Medien hielt. Ich stelle mir Social Media gern als eine Art Forum vor, in dem die Menschheit quasi mit sich selbst redet, und damals fühlte es sich an, als hätten wir alle kollektiv das Wort »Selbstliebe« aufgegriffen und angefangen, es auf unterschiedlichste Weise zu betrachten und in alle Richtungen zu drehen, um ein besseres Verständnis seiner wahren Bedeutung zu erlangen. Zu jener Zeit fragten sich viele Menschen, was Selbstliebe für sie bedeutete, und gleichzeitig durchlief ich meinen eigenen Prozess mit dem Begriff. Gibt es Selbstliebe wirklich? Ist sie überhaupt nötig? Kann ich sie in meinem täglichen Leben anwenden? Ist Selbstliebe dasselbe wie Egozentrik? Welche Beziehung besteht zwischen Selbstliebe und Selbstheilung?

Anfangs wurde das Konzept in die Nähe von Kommerzialisierung gerückt, und vor allem die Mainstream-Medien verbreiteten die Ansicht, Glück und Selbstwert könne man sich kaufen. Aber das ist irreführend, denn diese Auffassung verwechselt Bedürfnisse mit Begehren. Selbstliebe damit gleichzusetzen, sich selbst alle Wünsche – vor allem materielle – zu erfüllen, scheint bis zu einem gewissen Grad unproblematisch, aber die Erfahrungen vieler Menschen mit dieser Auffassung sprechen dafür, dass materielle Dinge nur sehr begrenzt wirksam sind. Sich selbst ein bisschen zu verwöhnen oder eine erholsame Reise anzutreten kann zwar unter den Begriff der Selbstliebe fallen, aber sie sollte nicht mit Materialismus verwechselt werden. Materielle Dinge können weder inneres Gleichgewicht verleihen noch die Wunden der Vergangenheit grundlegend heilen. Beim Versuch, Trost in ihnen oder Äußerlichkeiten zu finden, verfällt man leicht ins Extrem und schürt damit genau das Feuer des Begehrens, das schließlich zu Unzufriedenheit führt. Selbstliebe als etwas zu definieren, was man kaufen oder bekommen kann, aktiviert ihre lebensverändernde Kraft nicht.

Für andere bedeutete Selbstliebe, sich um jeden Preis zunächst einmal um sich selbst zu kümmern. Dass dieses Verständnis von Selbstliebe vielen Menschen reizvoll erscheint, ergibt durchaus einen Sinn. Zu viele von uns leben ihr Leben für andere, vernachlässigen sich immer wieder selbst und nehmen sich nie die Zeit, sich angemessen um sich zu kümmern. Wir laufen jedoch Gefahr, in die Ego-Falle zu tappen, wenn wir nur an uns selbst denken. Uns in allen Situationen in erster Linie um uns selbst zu kümmern kann schnell in eine andere Art von Extrem münden, in dem wir das Wohlergehen anderer missachten und immer egozentrischer werden. Wenn das eigene Ego immer größer wird, steigt auch die geistige Unruhe, und es wird immer schwieriger, die Realität klar zu sehen. Wenn Selbstliebe unser Leben verbessern soll, dann kann dies nicht die richtige Richtung sein. 

Für mich ist ein viel mehr nach innen gerichtetes Verständnis von Selbstliebe am sinnvollsten. Nach diesem bedeutet sie, sich selbst mit Mitgefühl, Ehrlichkeit und Offenheit zu behandeln. Sie bedeutet, sich ganz und gar bedingungslos zu akzeptieren, und zwar nicht nur die liebenswerten Aspekte, sondern auch die rauen und unvollkommenen, vor denen man sich gern verstecken möchte. Selbstliebe beginnt mit Akzeptanz, hört aber damit nicht auf. Echte Selbstliebe bedeutet, sich voll und ganz anzunehmen, aber gleichzeitig anzuerkennen, dass man noch wachsen kann und vieles loslassen muss. Echte Selbstliebe ist ein kniffliges Konzept, das einen Sinn für Balance erfordert, wenn man seine transformative Kraft nutzen will – sie bedeutet, sich selbst zu umsorgen, ohne dabei egozentrisch oder egoistisch zu werden. Sie bedeutet, sich nicht länger als minderwertig zu betrachten, aber gleichzeitig genug Demut zu bewahren, um nicht überheblich zu werden. Am positivsten wirkt sich die Selbstliebe darauf aus, wie man mit sich selbst interagiert. Sie ist nicht nur eine Denkweise, sondern äußert sich auch in Taten. In ihrer höchsten Form ist sie eine Energie, die wir nutzen, um uns weiterzuentwickeln. Ich definiere Selbstliebe also letztendlich als »das zu tun, was nötig ist, um dich selbst zu erkennen und zu heilen«.

Wahre Selbstliebe hat viele Facetten und beinhaltet radikale Ehrlichkeit, positive Gewohnheiten zu formen und bedingungslose Selbstakzeptanz. Diese drei Säulen wirken innerlich und äußerlich zusammen und erzeugen und stützen gemeinsam ein dauerhaftes Gefühl der Selbstliebe.

überall dort,

wo in dir einst Lüge war,

liegt jetzt Wahrheit

eine Wahrheit, die dich enger

mit deinem Selbst verbindet

Radikale Ehrlichkeit

Radikale Ehrlichkeit ist eine Form der Wahrhaftigkeit, die in dir selbst beginnt, eine freundliche Anerkennung, die du sorgsam auf dein bewusstes Leben anwendest. Bei dieser Auffassung von radikaler Ehrlichkeit geht es nicht darum, allen zu sagen, was man denkt. Sie ist vielmehr die Wurzel, aus der Selbsterkenntnis sprießen kann. Gedanken und Emotionen, die bisher verworfen oder ignoriert wurden, werden jetzt angenommen.

Wo du früher den Drang zu fliehen verspürt hast, forderst du dich jetzt dazu heraus, dich dem zu stellen, was dort zu finden ist. Vor allem aber prüfst du alle Lügen, die du dir früher selbst erzählt hast, so lange, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Der Schlüssel zu radikaler Ehrlichkeit ist nicht, wie aufrichtig du anderen Menschen gegenüber bist. Es geht vielmehr darum, wie ehrlich du in allen Situationen mit dir selbst umgehst, egal, ob du nun allein oder mit anderen zusammen bist.

Radikale Ehrlichkeit bedeutet nicht, dich selbst zu bestrafen oder schonungslos mit dir ins Gericht zu gehen. Sie bedeutet, stets gelassen mit der eigenen Wahrheit in Kontakt zu stehen. Diese Balance zu trainieren ist entscheidend. Radikale Ehrlichkeit mag anfangs kaum zu handhaben sein, aber sie ist auch eindeutig ein Langzeitprojekt.

Wer gute Ergebnisse erzielen will, muss sich ganz und gar auf den Prozess einlassen, gerade dann, wenn es schwer wird. Nur so kannst du der Versuchung widerstehen, in Verhaltensweisen zurückzufallen, deren Motivation dir nicht voll bewusst ist.

Wenn weiterhin Lügen deinen Weg pflastern, werden deine Ängste stetig zunehmen – wie auch die Furcht und die Wut, als die sie sich oft manifestieren.

Zuerst hat man Angst vor der Wahrheit und lügt, um sich die Angst zu nehmen. So gerät man unweigerlich in einen Teufelskreis, in dem man seine Angst nur noch verstärkt, da jede neue Lüge neue Ängste schürt. Die einzige Möglichkeit, diesem Fegefeuer der Angst zu entkommen, besteht darin, seine Flammen gründlich mit der Wahrheit zu löschen. Unehrlichkeit ist die Angst vor der Wahrheit. Sich selbst zu belügen schafft Distanz, und je mehr Lügen man im Laufe der Zeit anhäuft, desto fremder wird man sich selbst. Wer seine eigene Wahrheit nicht akzeptieren kann, bewegt sich fort von der Selbsterkenntnis. Wenn der eigene Geist voller Lügen steckt, wird das Leben undurchsichtig, und es wird schwierig zu entscheiden, was man tun muss, um seine innere Anspannung zu lösen. Die Lügen, die man sich selbst erzählt, manifestieren sich auch darin, dass die Beziehungen zu anderen recht oberflächlich bleiben. Eine tiefe Verbindung zu einem anderen Menschen ist unmöglich, wenn man vollkommen von sich selbst abgeschnitten ist.

Praktiziert man radikale Ehrlichkeit, schwindet diese Distanz allmählich, und der Geist klärt sich wieder. Sich selbst die Wahrheit zu sagen ist der Anfang innerer Harmonie.

Und diese Harmonie macht deine Beziehungen zu anderen sofort lebendiger. Wenn du deine Vergangenheit untersuchst und die Wahrheiten zutage förderst, die du bislang verleugnet hast, machst du damit deine Ehrlichkeit nur noch stärker. Und der damit verbundene höhere Grad an Präsenz ist ein guter Nährboden für Selbsterkenntnis. Schließlich wird deine radikale Ehrlichkeit bis zu dem Punkt heranreifen, an dem sie nicht mehr verhandelbar sein wird – du nimmst sie überallhin mit, und sie wird in jeder Situation eine gute Ressource werden, auf deren Basis du deine Entscheidungen treffen kannst.

Statt dir wie früher einzureden, dass alles in Ordnung ist, gestehst du dir jetzt ein, dass du aufgewühlt oder verletzt warst. Statt dir wie früher Dinge oder Situationen schönzureden, gibst du jetzt zu, dass sie dir unangenehm waren. Statt wie früher alte Schmerzen zu verleugnen, gestehst du dir jetzt ein, dass eine Wunde in dir versorgt werden muss.

Selbstliebe ist eine Einladung dazu, unser Inneres zu erforschen. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, begegnen wir dem gesamten Ausmaß unserer Konditionierung. Radikale Ehrlichkeit bedeutet nicht nur, das zu betrachten, was man findet – sie erfordert auch, dass wir uns selbst mit Neugier begegnen.

Sich mit Neugier auf uns selbst einzulassen gibt all der Energie, mit der wir früher vor uns selbst geflüchtet sind, eine neue Bestimmung. Jetzt kann sie uns dabei helfen, tiefer zu unserer eigenen Wahrheit vorzudringen. Wenn uns dort etwas Schwieriges begegnet (beispielsweise die Erkenntnis, dass die Beziehung zu einem Elternteil von unverarbeiteten Traumata belastet wird), weichen wir nicht voller negativer Gefühle zurück, sondern überlegen stattdessen, warum wir so empfinden und wo genau die eigentliche Ursache liegen könnte.

Neugier ist vor allem dann hilfreich, wenn intensive Emotionen in uns aufsteigen. Begegnet uns etwa Traurigkeit, können wir uns fragen, wo sie herkommt. Wenn wir auf ein verhärtetes Denkmuster stoßen, können wir uns fragen, wie es entstanden ist. War es ursprünglich eine Überlebenstaktik? Entspringt es der Angst? Woher stammt diese Traurigkeit? Wann hat sich dieses Denkmuster gebildet? Wodurch wird es getriggert, und wie beeinflusst dieses Verhalten mein Leben?

Neugier kann uns auch dabei helfen, im Laufe unserer Transformation auf der richtigen Bahn zu bleiben. Während wir uns verändern und alte Schichten abwerfen, müssen wir uns immer wieder neu kennenlernen, indem wir uns in regelmäßigen Abständen selbst fragen: Was möchte ich wirklich erreichen? Welchen gesellschaftlichen Zwängen muss ich mich eigentlich gar nicht mehr aussetzen? Mit wem möchte ich meine Zeit verbringen? Wie kann ich mein Verhalten besser an meine Weiterentwicklung anpassen?

Radikale Ehrlichkeit kann mithilfe von nach innen gerichteter Neugier unsere Transformation kanalisieren. Die Dynamik von Ehrlichkeit und wachsendem Selbstverständnis kann eine Kraftquelle werden, die uns dabei hilft, alte Barrieren zu überwinden und Altlasten loszuwerden, die wir eigentlich nie mit uns herumschleppen wollten.

Positive Gewohnheiten formen

Radikale Ehrlichkeit führt dazu, dass positive Gewohnheiten geformt werden. Wenn wir uns mit den altgewohnten, eingefahrenen Verhaltensweisen auseinandergesetzt haben, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinträchtigen, wird uns klar werden, dass wir ganz bewusst neue Gewohnheiten formen müssen. Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich zugeben, was uns mehr schadet als nützt, dann können wir unsere Energie neu ausrichten.

Als ich begann, radikale Ehrlichkeit zu praktizieren, gehörte die Tatsache, dass ich mich über meinen Gesundheitszustand belogen hatte, zu den ersten Dingen, mit denen ich mich beschäftigte. Ich war ganz und gar nicht gesund. Schon die kleinste Aufregung brachte mein Herz aus dem Rhythmus. Meine Lunge war erschöpft und schwach, und meine Essgewohnheiten laugten mich noch mehr aus. Ich wusste, dass ich hier ansetzen musste, wenn ich mein Leben ändern wollte. Es war zwar extrem schwierig, aber ich durchbrach meine alten Verhaltensmuster dadurch, dass ich draußen joggen ging und meinen normalen Speiseplan mit gesunden und nahrhaften Nahrungsmitteln ergänzte. Ehrlich gesagt waren diese Veränderungen anfangs ziemlich schmerzhaft. Meinen Körper hatte ich schon seit Jahren nicht mehr sportlich gefordert, und mental hatte ich damit zu kämpfen, dass mein Geschmackssinn von den neuen Nahrungsmitteln anfangs gar nicht begeistert war. Trotz alledem konnte ich einfach nicht aufgeben. Ich war entschlossen, mein Leben zu ändern, also musste ich eben die Unannehmlichkeiten aushalten, die persönliche Transformationen manchmal mit sich bringen.

Positive Gewohnheiten zu formen ist eine Langzeitaufgabe, und anfangs sind die Ergebnisse nicht besonders beeindruckend – das werden sie erst, wenn man sich wirklich konsequent an sie hält.

Sich klarzumachen, dass man gerade dabei ist, sich etwas Großartiges aufzubauen, lindert die Sehnsucht nach schnellen Resultaten eventuell ein bisschen. Wie es James Clear in seinem Buch Die1%-Methode so treffend formuliert: »Alles, was Sie tun, ist eine Stimme für die Person, die Sie werden wollen. Kein einzelnes Ereignis wird Ihre Einstellung transformieren, aber je mehr Stimmen abgegeben werden, desto deutlicher wird auch Ihre neue Identität.«

Meiner Erfahrung nach bringt es nichts, alles auf einmal ändern zu wollen. Konzentriere dich lieber auf ein paar entscheidende Veränderungen. Mache so lange weiter, bis das, was du ändern wolltest, sich nicht länger wie ein Kampf anfühlt, sondern zu einem ganz natürlichen Teil deines Lebens geworden ist. In diesem Moment weißt du, dass du erfolgreich gewesen bist.

Dein ganzes Leben umzukrempeln und alles auf den Kopf zu stellen verteilt deine Energie auf zu viele Aufgaben. Entscheide dich lieber dafür, deine Kraft strategisch zu bündeln. Bau dir eine notwendige Gewohnheit auf, bis sie fest in deinem Geist und Körper verwurzelt ist, anschließend kannst du leichter in neue Bereiche vordringen. Die positive Gewohnheit, die du so lange und mühevoll kultiviert hast, wird nicht verschwinden, wenn du deine Aufmerksamkeit von ihr abwendest, weil du ihr genug Zeit gegeben hast, ein wichtiger Bestandteil deines Lebens zu werden. Wenn du eine neue Gewohnheit vollständig verinnerlicht hast, sinkt auch die Anspannung, die du dabei fühlst. Die Wiederholung der Gewohnheit fühlt sich nicht länger an wie Schwerstarbeit, sondern ist zur mühelosen Routine geworden, die dir vielleicht sogar Spaß macht. Als ich anfing, täglich zu meditieren, war dies für mich eine Mammutaufgabe, die ich jeden Tag erfüllen musste, aber weil ich in meinen Bemühungen nicht nachließ, wurde die Meditation irgendwann zu einem Teil meines Lebens, auf den ich inzwischen nicht mehr verzichten will.

Wenn du zulässt, dass deine Entscheidungen von deiner Selbstliebe beeinflusst werden, wird dich das dazu herausfordern, deinen Selbstanspruch zu erhöhen. Das bedeutet nicht, dich für jede Kleinigkeit überschwänglich zu loben. Selbstliebe sorgt dafür, dass du dir selbst ganz offen sagst, was nötig ist, damit du wirklich gedeihen kannst. Wenn du dich darauf konzentrierst, gesunde Verhaltensweisen zu wiederholen, die dich von innen heraus unterstützen, dann wirst du damit die Anzahl der Kämpfe, die du früher täglich mit dir selbst ausfechten musstest, stark verringern.

Selbstakzeptanz