Love x Style x Life - Garance Doré - E-Book

Love x Style x Life E-Book

Garance Doré

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Beschreibung

Das erste Buch der Fashion-Ikone Garance Doré!

Garance Doré, die Stimme hinter dem gleichnamigen Erfolgsblog, begeistert Millionen von Lesern weltweit mit ihrem unverwechselbaren Stil. In ihrem Fashionguide gibt sie Tipps zu Mode und Beauty, verrät, wie man in allen Lebenslagen stilvoll und cool auftritt, und nimmt uns mit hinter die Kulissen der Modewelt. Hier ist alles vereint, was Modefans lieben: tolle Fashion-Fotos und Illustrationen, besonderes Layout und Dorés außergewöhnliches Erzähltalent. Die perfekte Verbindung von französischer Nonchalance und New Yorker Coolness!

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EPUB

Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Buch

Garance Doré, die Stimme hinter dem gleichnamigen Erfolgs-Blog, begeistert Millionen von Lesern weltweit mit ihrem unverwechselbaren Stil. In ihrem Fashionguide gibt sie Tipps zu Mode und Beauty, verrät, wie man in allen Lebenslagen stilvoll und cool auftritt, und nimmt uns mit hinter die Kulissen der Modewelt. Hier ist alles vereint, was Modefans lieben: tolle Fashion-Fotos und Illustrationen, besonderes Layout und Dorés außergewöhnliches Erzähltalent. Die perfekte Verbindung von französischem Chic und New Yorker Coolness!

Autorin

Garance Doré, von der New York Times als »Guardian Of All Style« bezeichnet, ist eine der weltweit bekanntesten Fashion-Bloggerinnen. Neben ihrem Blog schreibt sie eine wöchentliche Kolumne für die »Vogue« Paris. Außerdem arbeitet sie als Fotografin, Illustratorin und Autorin für zahlreiche Modemarken und Zeitschriften.

GARANCE DORÉ

LOVE × STYLE × LIFE

Aus dem Amerikanischen von Isabella Bruckmaier

Für Tahmanent, meine Großmutter. Mina, du hast für immer einen Platz in meinem Herzen, du fehlst mir jeden Tag. Und für deine wunderschönen Söhne und Töchter, die die Welt mit ihrer ganz besonderen Form der Liebe und der Wärme erfüllen, und einem Humor, der weder Grenzen noch Religionen kennt.

»Als Kind – ich wuchs auf Korsika auf – waren Mode und Style wie eine Flucht aus dem Alltag, und sie wurden zu meinem Tor in die Welt. Nun möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise zum Wesen des Stils, vom Äußeren (wie trägt man eine Jeansjacke) bis ins tiefste Innere (wie liebt man jemanden). In den Pariser Cafés, den New Yorker Straßen und auf meinen Reisen rund um den Globus habe ich gelernt, dass sich echter Stil mit einer einzigen Frage zusammenfassen lässt: Wodurch fühlt sich eine Person schön? So viel schon mal vorweg: Es wird eine unbeholfene, nicht ganz perfekte, manchmal glamouröse und größtenteils (hoffentlich!) unterhaltsame Reise werden.« Lasst uns aufbrechen!

Inhalt

Wir stehen in Verbindung

Style

Wie ich meinen Style fand

LEKTION GELERNT: DER SCHAL

So findest du deinen Stil

LEKTION GELERNT: DIE HIGH HEELS

Die Französin sagt nein

LEKTION GELERNT: DIE CLUTCH

Designerstücke mit Mode von der Stange kombinieren

Es ist okay, die Regeln zu brechen

Der Smoking

Meine Style Basics

ÜBER STIL: EMMANUELLE ALT

PARIS VS. NEW YORK: PARTY! PARTY!

Métier

Die 10 Schritte

Bei den Fashion Shows

24 Stunden im Leben der Garance Doré

Mein Nomadenbüro

ÜBER KARRIERE: DIANE VON FÜRSTENBERG

PARIS VS. NEW YORK: DINGE, DIE NEW YORKER TUN

Beauty

Schön werden

Der Spiegel

So sieht man auf Fotos besser aus

Eine lange Geschichte in aller Kürze: Meine Haare

Meine Beauty Basics

Maniküre! Pediküre! Gesichtsbehandlung!

Die Geschichte meines Lebens Körpers

Und plötzlich 40

ÜBER SCHÖNHEIT: DREW BARRYMORE

PARIS VS. NEW YORK: DINGE, DIE PARISER TUN

Élégance

Élégance de Cœur

Wie man das Hallo nicht vermasselt

Die Dankeskarte: Ein Wettkampfsport

E-Mails haben aus mir einen schlechten Menschen gemacht

Netiquette

Eleganz heißt nicht …

Eleganz heißt …

ÜBER ELEGANZ: JENNA LYONS

PARIS VS. NEW YORK: PERFEKTION

Love

Das L-Wort

In der Familie

L’Amitié

100 Liebeslektionen

Fazit

Dank

Register

Seit beinahe zehn Jahren schreibe ich in meinem Blog über Leben, Liebe und Style, das heißt:

1. Ich kommuniziere gern und viel.

2. Ich äußere mit Vergnügen meine Meinung.

3. Hmm, eigentlich sollte mich das super-stylish gemacht haben.

Warum habe ich heute Morgen dann nur diese blöden Schuhe angezogen?

In meinem Blog spreche ich auf der einen Seite über Themen, die so sehr an der Oberfläche bleiben (brauche ich wirklich Kitten Heels?), dass sie sich bereits eine Stunde nach der Veröffentlichung wieder verflüchtigen, aber auch über Dinge, die so tief gehen (die Beerdigung meiner Großmutter in Marokko), dass ich bis heute unglaublich ergreifende Briefe dazu erhalte. Ich schreibe über Dinge, die so peinlich sind, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre, und genauso über die Ereignisse, die mich stolz gemacht haben.

Ich begann relativ spät damit, meine Storys mit anderen zu teilen, aber mir wurde sofort klar, wie unglaublich das ist, was dabei passiert. Denn wenn man sich Menschen gegenüber öffnet, die man kaum kennt, öffnen sich diese ebenfalls auf magische Weise.

Anfangs ging es in meinem Blog ganz pragmatisch darum, meine Illustrationen zu veröffentlichen. Aber ich merkte bald, dass ich mir eigentlich einen Austausch wünschte, ich wollte einfach wissen, ob es da draußen noch andere Verrückte wie mich gibt. Und es gibt sie.

Ich machte mich auf die Suche nach dem wahren Wesen von Stil. Meine Reise führte mich von Korsika über Südfrankreich nach Paris und schließlich nach New York. Und dabei lernte ich, dass »Stil« so viel mehr bedeutet als Kleidung. Da ist die Art und Weise, wie wir gehen, lächeln, wie unsere Augen funkeln und wie wir leben. Stil ist eine Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird, eine Sprache, die uns verbindet.

Ich wuchs in Korsika auf, in einem kleinen Vorort von Ajaccio am Meer, aber mein Herz gehört Paris und New York, den Heimatstädten meiner Wahl. Beide sind so faszinierend und inspirierend, so ähnlich und doch so verschieden. Ich könnte ein ganzes Buch damit füllen, was sie so liebenswert und besonders macht, und wie ich versuche, jeweils das Beste von beiden Städten zu übernehmen. Es ist mir wichtig, französisch zu bleiben, also Wert darauf zu legen, nicht vollkommen zu sein und mein Glas Rotwein zu genießen – und gleichzeitig bin ich begeistert von diesem umwerfenden New Yorker Selbstvertrauen. Ich habe den typischen unverbesserlichen Sinn für Ironie einer Französin – aber gebe mich zugleich gern und leidenschaftlich dem amerikanischen Traum hin. Und dabei erkenne ich allmählich, dass wir alle, egal in welcher Stadt wir leben, im Grunde dasselbe wollen.

Wir wollen Liebe. Wir wollen uns schön fühlen. Wir wollen gute Freundinnen sein, gute Partnerinnen, gute Schwestern, gute Töchter. Wir wollen wissen, wie wir es schaffen, nie mehr die falschen Schuhe zu kaufen. (Tut mir leid, ihr werdet die falschen Schuhe kaufen, solange ihr lebt. Genießt euer Leben trotzdem!) Wir wollen eine Arbeit, die uns befriedigt.

Vor allem aber wollen wir unseren Platz finden in dieser Welt.

Und dabei stylish aussehen.

Ich fand meinen Platz in dieser Welt eher durch einen Zufall – darüber später mehr –, einen Platz, von dem ich nicht zu träumen gewagt hätte. Wie nur provoziert man einen so wunderbaren Zufall?

Genau darüber schreibe ich in diesem Buch. Und ich hoffe, meine Geschichte inspiriert euch zu vielen kleinen Zufällen – und dazu, das Leben zu genießen, denn darum geht es.

So viel weiß ich: Mode hat Macht, wir fühlen uns durch sie stark und schön. Und ein Fashion-Fauxpas ist nicht das Ende der Welt.

ICH BIN VIER, UND MEIN STIL GEHÖRT MAMAN.

Der Stil meiner Mutter Kheira ist außergewöhnlich.

Keine Ahnung, woher sie ihn hat – vielleicht von meiner Großmutter Tahmanent, einer Berberin aus den Bergen Marokkos. Meine Großmutter trug stets kräftige Farben und Muster, knallige Kleider, die wunderbar aussahen zu ihren langen hennafarbenen Haaren. Kleidung war ihr wichtig, aber sie musste sich an die strengen Regeln ihres Umfelds halten: Zeig wenig Haut, zeig Demut.

Meine Mutter ist da ganz anders. Sie ist eine freie, moderne Frau, und das soll die Welt ruhig wissen. Sie trägt enge Jeans und glättet ihre Haare, und ihre Outfits sind akkurat durchdacht. Hat sie Geld, kauft sie sich die besten Teile von Alaïa, Montana und Thierry Mugler (hallo, 80er!). Hat sie keins, variiert sie, was sie hat, ändert es ab, kauft Secondhand und wird superkreativ.

Sie wickelt mir einen Leopardenmusterschal um den Kopf und kombiniert ihre Streifen mit meinen Polka Dots. Ich brauche orthopädische Schuhe, weil ich zu Plattfüßen neige. Statt die Schuhe zu verstecken, steckt sie mich in luftige Kleidchen, um ihre Plumpheit auszubalancieren.

Und so bin ich das stylishste Kind der Stadt.

Aber das ist mir nicht wirklich wichtig, denn bald …

ICH BIN ACHT UND IN MEINEN PAPA VERLIEBT.

Ich bin ein Papamädchen. Ich liebe ihn, als gäbe es kein Morgen, und selbst wenn es mich einmal eine Stange Geld für Therapeuten kosten wird, will ich im Augenblick nichts anderes, als so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Also beginne ich, mich für alles zu interessieren, wofür er sich interessiert: Autos, Fahrräder, Küchengeräte (mein Papa ist Koch).

Er ist ein gutaussehender italienischstämmiger Korse mit einem ausgeprägten Stilgefühl. Wir reden; er erzählt mir, was ihm gefällt. Ich verstehe es vollkommen!

Ich werfe meine Kleider weg. Kleider sind etwas für kleine Mädchen.

Und ich bin kein kleines süßes Mädchen. Ich bin Fan von George, dem Wildfang aus der Kinderbuchreihe Fünf Freunde, nach der ich süchtig bin. George ist meine Lieblingsheldin, draufgängerisch, androgyn und cool – zu einer Zeit, als es das Wort noch gar nicht gab. Sie ist klüger als die Jungs, und ich identifiziere mich total mit ihr. Also bitte ich meine Mama, mir die Haare so zu schneiden, wie sie sie trägt.

Meine Mama hat (noch) keine Angst vor meiner Kreativität. Sie legt los und schneidet alles ab.

Ich bin das einzige Mädchen in der Schule mit kurzen Haaren.

Die Mädchen mit den perfekten Zöpfen in meiner Klasse ziehen eine Augenbraue hoch und mustern mich verkniffen. Ich lerne, was es heißt, anders zu sein. Nicht dass ich es sehr schlimm finden würde.

ICH BIN 13 UND IN MARCEL VERLIEBT.

Marcel ist der hübscheste Skater an der Schule, und ich bin ein wahnsinnig schüchterner Nerd und verstecke meine plötzlich gewonnenen Kurven (ich sage nur: Busenexplosion!!!) unter riesigen Pullis. Natürlich hat er keine Ahnung von meiner Existenz.

Ich möchte von ihm bemerkt werden. Wahrscheinlich bin ich schon damals von der Allmacht der Mode überzeugt, weil ich beschließe:

a. Seinen Stil zu kopieren. Skater. Weite Jeans. Weite T-Shirts. Chucks.

Ergebnis: Null. Er hat noch immer keine Ahnung von meiner Existenz.

b. Ich überarbeite meinen Ansatz. Mir fällt auf, dass Marcels Skaterfreunde allesamt mit Super-Girlies zusammen sind.

Klar – Jungs wollen richtige Mädchen!!! Strategiewechsel. Ich werde ein Super-Girlie. Zum ersten Mal trage ich Schmuck (von meiner Mutter), mein Schulranzen landet in der Ecke, und ich kaufe mir eine äußerst unpraktische Handtasche (die Schulbücher muss ich jetzt unter dem Arm tragen wie die Mädels in den Filmen, für mich der Inbegriff von Chic), und ich trage ein enganliegendes Top. Darin fühl ich mich zwar nicht unbedingt wohl, aber für Marcel würde ich alles riskieren.

Ergebnis: Null. Er hat noch immer keine Ahnung von meiner Existenz.

Schlussfolgerung: Mit Stil richtet man bei Jungs nichts aus. Eine sehr befreiende Erkenntnis.

Beweis? In dem Augenblick, als mir das klar wird, lerne ich meine erste Liebe kennen, einen Skateboarder. Nein, nicht Marcel. Marcel hat bis heute keine Ahnung von meiner Existenz.

ICH BIN 15 UND IN REI KAWAKUBO VERLIEBT.

… die ich durch The Face kennenlernte, das wunderbare britische Fashionmagazin aus den 90er-Jahren. Bis heute danke ich den Modegöttern für die britischen Touristen, die eine Ausgabe im Restaurant meines Papas liegen ließen.

Ich abonniere The Face, und es wird meine Bibel. Das ist die Welt, zu der ich gehören möchte, und das bedeutet – so gut kennt ihr mich inzwischen –, deren Stil ich übernehmen möchte.

Aber meine Eltern sind nicht scharf darauf, ihr Geld für etwas anderes als meine Ausbildung auszugeben. Mein Kleiderbudget ist unterirdisch, also mache ich mich klammheimlich auf Beutezug durch den Schrank meiner Mutter.

Mit Hilfe der großen Küchenschere meines Vaters verwandle ich ein paar ihrer schönsten Kleider in etwas, das in meinen Teenageraugen aussieht wie Comme des Garçons.

In Ajaccio versteht niemand meinen Stil. Les ignorants.

Meine Mutter kommt mir auf die Schliche, als sie ihre Montana-Jacke sucht und nur einen Ärmel findet, den ich vergessen hatte.

Sie brüllt. Und dann wird sie ohnmächtig. Und als sie wieder zu sich kommt, lässt sie mich nie wieder an ihren Schrank.

In Tränen aufgelöst laufe ich davon und erkläre, dass mich Rei Kawakubo eines Tages adoptieren werde und dann alle endlich glücklich sein würden, da mich in unserer Familie eh niemand verstünde.

In anderen Worten, ich bin ein Teenager.

ICH BIN 18, STUDENTIN, UND IN MEINE BESTE FREUNDIN VERLIEBT.

Ich ziehe nach Südfrankreich, um zu studieren. Eigentlich sollte ich im Studentenwohnheim wohnen, aber die Wohnung meiner besten Freundin ist viel netter, und wir beschließen zusammenzuziehen. Wir studieren Literatur, aber das Leben interessiert uns viel mehr. Und wir wollen herausfinden, wer wir sind.

Und damit meine ich natürlich Partys. Was gibt es Wichtigeres, wenn man 18 ist?

Meine Freundin Anne ist das Beste, was mir je passiert ist. Wir verstehen uns ohne Worte, trotzdem quasseln wir ununterbrochen.

Unser Stil? Enge Jeans von agnès b. (hautenge Stretchjeans gab es noch nicht. Ich weiß, Neandertal), weite Pullis von agnès b., Doc Martens. Immer das Gleiche, immer aufeinander abgestimmt, Tag für Tag, ständig. Die Klamotten von Anne und mir? Wir tragen dieselben, abwechselnd. Unsere Freunde? Wir haben dieselben. Unsere Lieblingsfilme? Wir haben dieselben. Unsere Persönlichkeit? Moment, wie war die Frage? Unsere was?

Jahre später entdecke ich, dass ihre Füße drei Nummern kleiner sind als meine, sie hat es nie erwähnt, einfach weil sie so froh war, dass wir dieselben Klamotten und Doc Martens tragen konnten. Wir hatten Doc Martens in allen Farben des Regenbogens, sogar die goldenen, die man so schwer kriegt.

Ah, Freundschaft ist was Tolles!!!

ICH BIN 22 UND IN BJÖRK VERLIEBT.

Hikingschuhe wie Björk, Minirock wie Björk, Schneckendutts wie Björk und ein Armeeparka, nicht wie Björk, weil ich mir keine Jacke von Hussein Chalayan leisten kann.

Als ich in Washington, D.C. einen Freund besuche, der bei einer bunten Truppe aus Punkrockern lebt, habe ich plötzlich dieses Gefühl von Freiheit und Inspiration. Und ich gehe, nur um mal zu sehen, wie das so ist, zum Friseur um die Ecke und lass mir eine Glatze rasieren.

Es fühlt sich seltsam und toll an. Eher ungewöhnlich als schön, aber schön zu sein ist mir nicht wichtig. So oberflächlich bin ich nicht. Ich bin eine Punkintellektuelle!

Nein, echt. Mir die Haare abzurasieren heißt … na ja … Irgendetwas heißt es sicher. Vielleicht, dass ich mich befreit fühle in diesem fernen, wundervollen Land, wo ich nicht ständig beurteilt werde und wo ich mit einem kahlrasierten Kopf und einem Coffee-to-go-Becher herumlaufen kann – das stylishste Accessoire, das es für eine Französin wie mich gibt.

1. Ein Shirt von agnès b. – hier gab ich mein ganzes Geld aus. 2. Björk, mein Idol, als ich 20 war. 3. The Face, die Zeitschrift, die mir eine neue Welt eröffnete.

ICH BIN 24 UND IN ROCK’N’ROLL VERLIEBT.

Ich stehe auf Indie-Rock. Statt zu studieren, organisiere ich mit einem Freund Konzerte. Wir holen Bands, die wir lieben, in unsere Stadt. Wir buchen Gruppen wie Cat Power, Blonde Redhead und – etwas verkopfter, schließlich sind wir intellektuell – Tortoise.

Mein Freund und ich, wir sind absolut cool.

Ich trage hautenge Jeans (sind damals schwer zu kriegen, kostet mich Stunden in Secondhandshops, aber, hey, zwischen zwei Rockkonzerten und wenn man die eine oder andere Vorlesung sausen lässt, hat man alle Zeit der Welt), spitze flache Schuhe (damals schwer zu kriegen, kostet mich Stunden in Secondhandläden, aber, hey, zwischen zwei Rockkonzerten und wenn man die eine oder andere Vorlesung sausen lässt, hat man alle Zeit der Welt), Secondhandpelze (kein Problem im Secondhandladen, pfff, wie langweilig). Ich halte eine Zigarette in der einen, ein Bier in der anderen Hand, und um meinen Hals baumelt ein Backstagepass.

Geld hab ich keins – mit Konzerten verdient man auch keins, außerdem gebe ich es lieber für Bier als Klamotten aus. Also bin ich für meinen Look auf Secondhandshops angewiesen, ein Look, der im Nachhinein ziemlich Margot-Tenenbaum-mäßig war. Mein Schrank riecht wie ein Secondhandladen, aber ich sehe cool aus und amüsiere mich prächtig!

Nach einer Weile stelle ich fest, dass ich stinke, dass ich Bier nicht mag und dass man mehr von einem Konzert hat, wenn man die Bühne von vorne sieht. Ich lasse meinen Lifestyle sausen, die Skinny Jeans und die Ballerinas aber behalte ich.

Meine erste Lektion in klassischem französischem Stil: Was funktioniert, wird beibehalten.

ICH BIN 26 UND IN ZARA VERLIEBT.

Ich habe einen Job!!! Aber ich habe noch immer kein Geld. Nach meinem Studium arbeite ich in einem sehr stylishen Programmkino. Ich kümmere mich um die Pressearbeit und das Programm. Ich schau mir den ganzen Tag Filme an; es ist superromantisch; ich lerne unglaublich viel. Aber in meinem Job muss ich gut aussehen, und das kann ich mir eigentlich absolut nicht leisten.

Das ist der Moment, in dem Zara einen Laden in Marseille, meiner Stadt, eröffnet. Ich sehe die Preise und bin hin und weg. Eine Revolution. Ich verliebe mich in die Tatsache, dass ich plötzlich Zugriff auf jeden Trend habe. Goodbye, Secondhandshops! Schluss mit dem verstaubten Bibliotheksrattenlook. Her mit den schicken neuen Klamotten!

Keine paar Monate, und meine Garderobe besteht zu 80 Prozent aus Zara. Zara ist meine Religion, und ich achte darauf, einmal pro Woche in meine Kirche zu gehen, um kein Modewunder zu verpassen. Und Zara enttäuscht mich nicht: Hier geschehen ständig Modewunder. Bald kann ich mich nicht mehr erinnern, wie ich mich in der Zeit vor Zara einkleidete.

Das Problem? Ich trage denselben Look wie meine Freundinnen. Nein, Moment … wie die ganze Stadt. Nein. Wie ganz Frankreich! Nein. Wie die ganze Welt!

Ich sage mir, wenn man wie alle anderen aussieht, sieht man wie niemand aus, und ziehe an meiner Zigarette.

Ich streife wieder durch meine Secondhandläden und lerne zu kombinieren. Inzwischen habe ich eine richtige Waschmaschine und kenne mich mit Textilien aus. Polyesterstoffe, weg mit euch!

Ich lerne sogar zu bügeln. Ich bin erwachsen. Ich kenne mich aus. Einigermaßen.

ICH BIN 27 UND TOTAL PLEITE.

Ich habe gekündigt und arbeite nun als freie Illustratorin. Bohème, hier bin ich! So pleite war ich noch nie.

Sogar H&M ist Luxus für mich, es ist die reinste Fashiondiät. Nur bei Modezeitschriften kann ich nicht widerstehen. Gedruckte Träume …

Ich lerne, mit meiner Garderobe auszukommen, meine alten Klamotten neu zu inszenieren, mich im Schrank meines Freundes zu bedienen, mit meinen Freundinnen zu tauschen. Und ich lerne, meine Sachen auszubessern, abzuändern und zu färben. Ich werfe nichts weg, ich verwandle alles, so wie meine Mama es machte. Aus einem Herrenhemd wird ein supercooler Rock. Weite Jeans kann man mit einem Gürtel ultratief tragen und hat sofort einen völlig anderen Look. Ein Slipdress sieht im Winter mit einem Oversize-Sweater darüber super aus …

Die Shoppingdiät hilft mir letztlich enorm, wichtige Elemente meines Stils zu finden: Männerklamotten, Jacken, Klassiker …

Durch meinen leeren Geldbeutel lerne ich, dass man auch ohne Geld kreativ, trendy und cool sein kann. Und vor allem lerne ich, dass man kein Geld braucht, um glücklich zu sein.

ICH BIN 33, ILLUSTRATORIN UND HABE EINEN BLOG!!!

Fashion Blogs beginnen in Frankreich genau dann aus dem Boden zu sprießen, als der Massenmarkt für Mode explodiert.

Zara, Topshop, H&M, und dazu die neue Zusammenarbeit von exklusiven Designern und günstigen Labels (man erinnere sich an den Kampf um eine Jacke von Karl Lagerfelds Kollektion für H&M). Die nächsten Jahre heißt es shoppen, shoppen, shoppen.

Allmählich kann ich von meinen Illustrationen leben, und nach der Fashion-Entwöhnung erlebe ich einen totalen Rückfall: Statt cool zu bleiben und mir nur ein paar gute Stücke zu kaufen, ruiniere ich mich finanziell mit sogenannten Schnäppchen.

Ich ziehe nach Paris und muss erkennen, dass der Mythos der stylishen Pariserin gar kein Mythos ist, wahrlich eine deprimierende Erfahrung. Der Look des coolen Girls, das ich in Marseille war, hat nicht die geringste Chance gegen den unglaublich unangestrengten Chic der Pariserin. Dazu kommt das Gefühl, als Fashion Bloggerin müsse ich den Erwartungen gerecht werden. Ich versuche mich anzupassen, aber was Stil angeht, ist das die schlimmste Zeit meines Lebens.

Ich ziehe mich nicht für einen Typen an, für meine beste Freundin, versuche nicht wie mein Idol auszusehen, besonders zu sein oder einfach nur ich: Mein einziges Ziel ist es, modisch zu sein.

Ohne nachzudenken, kaufe ich mir die billige Version der Runway-Kollektionen. Ich trage Sachen, die mir nicht stehen, nur weil sie trendy sind.

Erinnert ihr euch an diese Babydoll-Kleider, die absolut in waren, als Phoebe Philo bei Chloé war? Könnt ihr euch mich darin vorstellen? Nein? Ich auch nicht.

Aber ich kaufe sie und trage sie. Falls ihr ein Foto von mir in so einem Kleid findet, bitte vernichtet es. Das sind die düsteren Zeiten in meiner Modebiografie. Das Schlimmste daran: Ich weiß, es funktioniert nicht, aber ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.

Ich lerne, dass ich Trends gegenüber nicht immun bin und dass ein Fashion Victim vor allem ein Victim ist. Genau, ein Opfer. Das ist alles, was ich dabei lerne, aber die Lektion ist es mir absolut wert.

Und wenigstens springen ein paar witzige Storys für den Blog dabei heraus.

ICH BIN 36, MEIN BLOG IST BERÜHMT, UND ICH BIN EIN FASHION INSIDER!

Langsam beginne ich zu verstehen:

Wer ich bin, was ich will und was ich nicht will. Ich lerne, nein zu sagen. Nein zu kurzlebigen Trends, nein zu billigen Kopien, nein zu Stücken, die mir nicht stehen.

Ich entdecke die Basics für meinen eigenen Style: Männerkleidung mit femininen Elementen wie Röcken und High Heels zu kombinieren. Ich tätige meine ersten Investitionen in Mode und leiste mir eine Hermès Kelly. Einen Burberry-Trenchcoat. Ein Paar High Heels von Manolo.

Ich werde mir über meine Farben klar. Dabei kannte ich sie eigentlich schon immer – ich fühlte mich immer zu ihnen hingezogen –, aber jetzt sind sie wichtiger Bestandteil meiner Garderobe. Weiß-, Beige- und Grautöne – dazu etwas Rot, Blau und Grün.

Es gibt noch immer Momente, in denen ich Panik bekomme und versuche, mich in eine sexy-coole Jenna Lyons oder eine sexy-schicke Carine Roitfeld zu verwandeln. Aber solche Momente gehen in der Regel schnell vorüber.

Ich muss noch viel lernen. Die feine Abendgesellschaft zum Beispiel bleibt eine Herausforderung für mich. Und manchmal verliere ich die Nerven, wenn die Runway-Shows heranrücken, weil ich glaube, mich dafür wie eine Modegöttin kleiden zu müssen. Aber mir wird mehr und mehr klar, dass ich, was immer ich auch tue, ich selbst bleibe. Ich kann gar nicht anders.

ICH BIN 39 UND HABE DIE HOHE KUNST DER MODE GEMEISTERT!!!

War ein Witz.

Ich weiß, was mir steht und worin ich gut aussehe. Ich stelle fest, dass ich immer das Gleiche kaufe, aber das stört mich nicht – das sind meine Klassiker, die funktionieren immer, sie machen mich glücklich. Auf den folgenden Seiten erfahrt ihr alles über diese Basics.

Fehler unterlaufen mir noch immer, doch inzwischen bewege ich mich routiniert durch das Fashion-Labyrinth: An Tagen ohne wichtige Termine experimentiere ich mit neuen Kombinationen, neuen Längen und neuen Farben – und wenn es drauf ankommt, halte ich mich an Bewährtes.

So viel weiß ich: Mode hat Macht, wir fühlen uns durch sie stark und schön. Und ein Fashion-Fauxpas ist nicht das Ende der Welt. Fehler sind okay! Sie sind witzig! Niemand schert sich darum!

Style ist ein wunderbares Instrument, um herauszufinden, wer wir sind und wer nicht, um kreativ zu sein und unser Innerstes auszudrücken.

1. Ich liebe dieses Foto von Derek Anderson für die australische Vogue. Eine sehr stylishe Version von mir. 2. Ein Arbeitstag in New York. 3. Erste Reihe bei Chanel, bin ich cool, oder was? 4. Kleine Pause, ich checke meine E-Mails zwischen den Shows. 5. Ein Foto von Patrick Demarchelier für eine internationale Kampagne von Net-A-Porter, hier in der Zeitschrift V. 6. Eine etwas elegantere Version von mir auf der Fashion Week. 7. Bei den Shows, in Heels, die man nur zu Shows anziehen kann.

LEKTION GELERNT: DER SCHAL

Der Schauplatz ist Paris zu einer Zeit, als ich in überfüllten Sample Sales nach Antworten auf alle Fragen des Lebens suchte.

Anders ausgedrückt, ich gehe unter in einem Meer von Rykiel-Hosen, die die letzten 20 Jahre Modegeschichte spiegeln, ihre glanzvollsten wie ihre obskursten Momente. Das Einzige, was in meinem Kleiderschrank fehlt, ist die Gegenwart – die aktuelle Winterkollektion –, von der ich Tag und Nacht träume.

Ich schleppe eine Tasche mit mindestens drei Paar 15-Zentimeter-High-Heels1, einem langen Cardigan – natürlich gestreift – und einem ganzen Schwung Rykiel-Accessoires, die ich sofort anlege, sobald ich sie bezahlt habe.

In dem Moment treffe ich auf meine Freundin, die auch in dem Laden auf der Pirsch ist, wunderschön und mit einem brandneuen Schal um den Hals. Sofort ist er da, der Stachel der Eifersucht. Ausschließlich von Gier getrieben stürze ich mich auf eine große Kiste mit Schals und tauche stolz mit einem grünen, seidenweichen, geblümten Schal wieder auf. Ich schlinge ihn mir um die Schultern, und sie sagt nur: »Wow«2.

Er fühlt sich absolut richtig an. Ich muss diesen Schal haben. Wie viel kostet er? Nicht dass das eine Rolle spielte. »Ich habe eine Altersvorsorge« und andere Endzeitgedanken schießen mir durch den Kopf. Ich schnappe mir die nächste Verkäuferin und mache mir das Bedrohungspotenzial meiner 15-Zentimeter-Heels zunutze.

SIE: Überraschter Blick.

ICH: Wild-herausfordernder Blick.

SIE: Hämisch-süffisanter Blick.

SIE: »Aber Madame, das ist kein Schal! Damit kleiden wir unsere Wühlkisten aus!«

ICH: Fühle mich wie Jessica Stam, als sie auf dem Runway stolperte.

Ein paar Schritte hinter mir schüttet sich meine Freundin aus vor Lachen.

Und was, glauben Sie, tat ich dann?

Ich suchte die Geschäftsführerin und erklärte ihr, sie müsse mir unbedingt das Wühlkistenauskleidematerial geben. Sie: »Nein.« Ich: »Doch.« Sie: »Niemals.« Ich: »Ich bezahle dafür!« Sie: »Das bekommen nicht mal unsere Angestellten.« Ich: »Nennen Sie einen Preis.« Sie: »Okay, warten Sie hier.«

Sie kommt mit einem kleinen Karton zurück und erklärt: »Das geht aufs Haus.«

Ich sag immer, auf dieser Welt gibt es zwei Arten von Menschen. Die einen haben einen geladenen Revolver … und die anderen buddeln.3

Ich buddle. Ich bleib dran. Ich box mich durch. Und manchmal triumphiere ich.

1 Mein Freund meint später, das sehe ein bisschen nach Drag Queen aus. »Garance, zieh die aus, bevor du dir wehtust!«

2 So redet man während der großen Abverkäufe in Paris. Die Preise sind so niedrig, man hört ringsum nur: »Wow«, »Igitt«, »Niemals«, »Würde ich nur kaputt machen« und natürlich: »Wow, phänomenales Schnäppchen, du Miststück.«)

3 Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie hätten »Zwei glorreiche Halunken« nicht gesehen.

Warum es einen weiterbringt, wenn man seinen Style kennt.

Man kann sich anderen mitteilen, ohne ein Wort zu sagen; man shoppt gewieft und hat seine Garderobe fest im Griff.

Nach Jahren ernsthafter Recherche, modischer Fehlgriffe und etlicher Fehlkäufe wurde mir klar, dass persönlicher Stil und modische Glückseligkeit an der Schnittstelle von vier Hauptachsen liegen.

1. WAS MAN ÜBER SICH SELBST WEISS.

Zum Beispiel Heels. Sosehr ich sie liebe, ist mir klar, ich muss sie für besondere Gelegenheiten aufsparen – für einen Ausgehabend oder einen Geschäftstermin.

Einen festen Tagesablauf gibt es bei mir nicht. Ich fotografiere, schreibe zusammengerollt auf meiner Couch oder laufe zu einem Meeting durch die Stadt. Zum Feierabend genehmige ich mir oft einen Cocktail oder gehe auf ein Konzert, ohne die Zeit zu haben, mich extra umzuziehen.

Ich will bei allem, was ich tue, präsent sein. Dazu muss ich wissen, was ich will. Ich will gut aussehen, aber ich will auch nicht ständig über meine Kleidung nachdenken.

Deshalb lege ich Wert auf Kleidung, die funktioniert, egal ob ich flache Schuhe oder hohe Absätze trage. Dann wechsle ich die Schuhe je nachdem, was ich gerade mache. Ich kleide mich nicht nur nach meinem Geschmack, sondern passe meine Outfits auch an meinen Lifestyle an.

Wer sich selbst kennt, weiß um den Unterschied zwischen dem Traum-Ich und dem wahren Ich.

2. WAS MAN ÜBER SEINEN KÖRPER WEISS.

Jeder Körpertyp kann, wenn die Bedingungen stimmen, schön aussehen. Aber seien wir ehrlich: Die Sachen vom Runway sehen wesentlich besser aus, wenn man superschlank ist, so gut wie keinen Busen und schmale Hüften hat. Das ist langweilig, grundfalsch und nervt.

Wisst ihr, warum es nervt?