Loving the Enemy - Alice Ann Wonder - E-Book
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Alice Ann Wonder

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Beschreibung

**Wenn du dich in den Feind deiner Familie verliebst ...** Nachdem Elaine ihren Nebenjob verloren hat, fallen ihre Pläne für den Sommer förmlich in sich zusammen. Sie kehrt nach drei Jahren der Abwesenheit zurück in ihre alte Heimat und läuft dort prompt dem Sohn der Familie in die Arme, die ihrer eigenen alles genommen hat – Cole Cunningham: Frauenheld, Angeber und verboten gutaussehend. Als er ihr jedoch unerwartet Hilfe anbietet, entdeckt Elaine noch eine ganz andere Seite an Cole. Aber das, was er ihr verschweigt, könnte alles zwischen ihnen zerstören ...  Bad Boy Romance par excellence! Böse Jungs liebt man nicht – bis man es doch tut ... Textausschnitt: Ohne es zu wollen, fährt mein Blick von seinem Gesicht hinab zu seinen Bauchmuskeln. Sie bewegen sich beim Gehen und sehen dabei irgendwie … »Das macht dann zehn Dollar fürs Anstarren.« Erschrocken wende ich mich ab. So ein Mist. Er hat mein Glotzen also bemerkt. Wie peinlich! »Ganz schön billig«, entgegne ich kess. »Passt zu dir!« Statt einen Gegenangriff zu starten, beginnt er herzlich zu lachen. Dabei bilden sich zarte Fältchen um seine Augen. Wäre er nicht ausgerechnet Cole Cunningham, würde ich sogar sagen, dass es ein sehr schönes Lachen ist. »Du gibst also zu, dass du mich heiß findest?«  //»Loving the Enemy« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.// 

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Alice Ann Wonder

Loving the Enemy. Bad Boy Liebesroman

**Wenn du dich in den Feind deiner Familie verliebst  …**Nachdem Elaine ihren Nebenjob verloren hat, fallen ihre Pläne für den Sommer förmlich in sich zusammen. Sie kehrt nach drei Jahren der Abwesenheit zurück in ihre alte Heimat und läuft dort prompt dem Sohn der Familie in die Arme, die ihrer eigenen alles genommen hat – Cole Cunningham: Frauenheld, Angeber und verboten gutaussehend. Als er ihr jedoch unerwartet Hilfe anbietet, entdeckt Elaine noch eine ganz andere Seite an Cole. Aber das, was er ihr verschweigt, könnte alles zwischen ihnen zerstören  …

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© privat

Alice Ann Wonder, bürgerlich Anika Pätzold, wurde 1990 in Arnstadt geboren. Schon früh konnte sie ihr erstes Lieblingsbuch auswendig aufsagen. Seit 2019 veröffentlicht sie selbst Romane. Sie reist gern quer durch die Welt – am liebsten dorthin, wo es warm ist – hört jeden Tag Hörbuch und liebt es, zu tanzen.

Lovers don’t finally meet somewhere.

They’re in each other all along.

– Rumi

1

Wie alles begann …

LAINY

Freitag. Eigentlich sollte Lainy jetzt zusammen mit ihren drei besten Freundinnen in den Flieger nach Saint-Tropez steigen. Wie jedes Jahr in den Semesterferien machten sie eine fast drei-wöchige Luxusreise. Nur war Lainy dieses Mal nicht dabei. Sie hatte vor zwei Monaten ihren heimlichen Nebenjob als Hostess verloren und jetzt konnte sie sich diesen Trip schon gar nicht mehr leisten. Das durfte allerdings niemand wissen. Im Gegensatz zu ihren Freunden hatte Lainy nämlich keine reichen Eltern, die ihr solche Reisen oder das College spendierten. Allein dank ihres Stipendiums konnte sie sich das Studium am Gladwell Hills überhaupt leisten. Aber auch davon hatten Megan, Elizabeth und Cathy keinen Schimmer. Lainys Freundinnen brachten wenig Verständnis für jemanden auf, der zwei Saisons hintereinander die gleichen Schuhe trug, oder für Schnäppchensuchen, günstiges Fast Food oder All-inclusive-Urlaube – es verstand sich von selbst, dass sie ihnen nichts von ihrer Herkunft erzählen durfte, wenn sie weiterhin von ihnen geachtet werden wollte.

»Das geht gar nicht!«, um es mit Megans Worten zu sagen.

Lainy wusste, dass es so wirkte, als wären ihre Freunde ziemlich oberflächlich, und in mancher Hinsicht traf das vielleicht auch zu – aber wenn man sie besser kannte, waren sie nett.

Die letzten drei Jahre zusammen mit ihnen am College waren die besten gewesen, die Lainy bisher erlebt hatte.

Sie wollte endlich weg aus South Carado, weg von ihrem im Selbstmitleid versinkenden Dad und weg von den engstirnigen Kleinstadtbürgern, die den ganzen Tag lang nichts Besseres zu tun hatten, als sich über ihre Nachbarn das Maul zu zerreißen.

Das Gladwell Hills war ihr Ticket raus aus dieser zermürbenden Einöde gewesen, die sie achtzehn Jahre lang ihr Leben genannt hatte – bis heute zumindest.

»Macht jede Menge Fotos für mich, okay?«

Nervös strich Lainy sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie ihr schönstes Lächeln aufsetzte.

»Check einfach mein Instagram, du weißt doch, dass ich täglich poste!«, empfahl ihr Megan, bevor sie ihren Lipgloss nachzog. Das zarte Rosa passte hervorragend zu ihren hellblonden Haaren. Sie war wie ein Barbie-Verschnitt, von Kopf bis Fuß stets perfekt gestylt. Wenn sie irgendetwas Pinkes trug, erinnerte sie Lainy jedes Mal an Reese Witherspoon in Natürlich Blond.

»Hast ja recht«, erwiderte Lainy und stöhnte innerlich, denn Megan informierte sie mindestens zweimal am Tag über ihren aktuellen Followerstand.

Megan lächelte zufrieden und hakte sich bei Elizabeth unter.

»Wollen wir?«, fragte Cathy erwartungsvoll, woraufhin Megan nickte.

»Alles klar, dann macht’s mal gut! Trinkt ein Gläschen Schampus für mich mit!«, verkündete Lainy etwas gestelzt.

»Viel Spaß auf der Beerdigung!«

Elizabeth tätschelte Lainys Schulter. Dabei schien ihr zu entgehen, dass das Wörtchen »Spaß« in diesem Zusammenhang etwas unpassend war. Aber da Lainys Tante Agatha ja nicht wirklich gestorben war, konnte ihr das eigentlich auch egal sein.

»Danke.«

»Ja genau, wir sind in Gedanken bei dir, Süße! Du schaffst das schon!«

Megan schüttelte ihr Haar auf und zwinkerte Lainy zu. »So, ihr Lieben, jetzt müssen wir aber! Toi, toi, toi, Herzchen!«

»Küsschen!«

Lainy erwiderte Cathys Luftkuss, winkte und lächelte noch einmal, bevor sich die drei Grazien umdrehten und auf die Rolltreppe zusteuerten. Das wäre erledigt. Gut, dass Lainy inzwischen so eine überzeugende Lügnerin geworden war. Seitdem sie sich vor ihren Freundinnen und vor allen übrigen Studenten des Gladwell Hills als reich ausgab, fiel es ihr auch in anderen Situationen zunehmend leichter, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Das war auch bei dem Hostessenjob ziemlich hilfreich gewesen.

Hin und wieder gab es zwar Momente, in denen ihr Gewissen sie eines Besseren belehren wollte, aber die hielten meist nur sehr kurz an. Immerhin spielten doch alle von Zeit zu Zeit irgendjemandem etwas vor …

Lainy warf einen Blick auf ihre Cartier-Armbanduhr. Zwanzig Minuten zu Fuß, bis sie wieder am Hills war, zehn Minuten fürs Zusammensuchen ihrer Sachen, fünfzehn Minuten bis zum Diner, um das Auto abzuholen … Wenn alles gut ging, sollte sie gegen neunzehn Uhr in South Carado sein.

»Oh, Verzeihung!«

Ein dumpfer Schmerz an ihrer Schulter – dann plumpste sie unkontrolliert auf den Boden.

»Aua«, hörte sie sich rufen, bevor sie realisierte, was da gerade passiert war.

Ein blonder, großer Typ in Bambus-Flipflops reichte ihr lächelnd seine Hand.

»Danke, geht schon«, entgegnete sie, ohne auf seine Geste einzugehen, und richtete sie sich aus eigener Kraft wieder auf.

»Sorry, hab dich gar nicht gesehen! Tut mir wirklich leid«, entschuldigte sich der Anrempler. Aus dem Augenwinkel sah Lainy, dass rechts hinter ihm auf dem Boden etwas Schwarzes lag. Ihre Geldbörse! Der Unbekannte hatte offensichtlich ihren Blick verfolgt, denn noch ehe Lainy sich bücken konnte, um danach zu greifen, hatte er sie bereits aufgehoben. Als sie nach ihrem Portemonnaie griff, berührten sich ihre Finger und die des Fremden. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

»Danke«, murmelte sie.

»Gern.«

Der blonde Typ sah ziemlich gut aus. Die Haut gebräunt, ein markantes Gesicht und samtige braune Augen. Lainy schätzte ihn auf Anfang zwanzig.

»Darf ich dich auf einen Kaffee einladen?«, fragte er mit einem breiten Lächeln, das seine geraden weißen Zähne zum Vorschein brachte.

Der typische Sonnyboy-Look, dachte Lainy, während sie die Lippen zusammenpresste und die Achseln hob. Diese Art von Männern gab es hier zuhauf. So war das in Savannah eben.

»Kein Bedarf«, antwortete sie knapp und bahnte sich schnurstracks ihren Weg an ihm vorbei und raus aus der Flughafenhalle.

Ein Mann in ihrem Leben war das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnte!

***

Als sie nach einem zwanzigminütigen Fußmarsch wieder in ihrem Studentenzimmer ankam, waren ihre restlichen Sachen schnell gepackt. Die große Reisetasche hatte sie schon vorbereitet, ihre Handtasche mit ihrem Handy, Geldbörse, Taschentüchern, Schlüssel, einem Make-up-Notfallset und ihre Kopfhörer hatte sie bereits bei sich. Fehlten also nur noch ihr Proviant aus dem Kühlschrank und ihre kurze Lederjacke.

In South Carado war es um diese Jahreszeit zwar noch heißer als sonst, aber am Abend konnte es mitunter schon ein bisschen frisch werden – sicher war sicher!

Nachdem Lainy all ihre alten Kleidungsstücke nach und nach verbannt hatte, war die Lederjacke so ziemlich das einzige Teil gewesen, das bleiben durfte. Ein Relikt aus einem vergangenen Leben. Lainy wusste auch nicht genau, warum sie es nicht übers Herz gebracht hatte, sie wie die anderen Sachen einfach zu entsorgen. Das war schon manchmal seltsam mit der Vergangenheit. Eigentlich wollte man sie gerne abschütteln. Doch dann gab es da, irgendwo ganz tief in einem, einen Teil, der sich wie ein verrückt gewordener Gremlin daran klammerte und einfach nicht loslassen wollte.

Lainy ließ einen letzten Blick durch ihr Zimmer schweifen, um sicherzugehen, dass sie an alles gedacht hatte: Heizung aus, Fenster zu, Licht aus. Dann eilte sie nach unten.

Die Reisetasche hinter sich – zum Glück hatte es vor einer Woche eine mit Rollen im Sonderangebot gegeben – verließ sie mit großen Schritten den Campus.

***

Am Diner um die Ecke ließ sie sich von der Aushilfe Betty den Schlüssel für Michaels Wagen geben, denn so war es abgemacht.

»Ich soll dir liebe Grüße ausrichten.«

Betty grinste und händigte ihr neben dem Schlüssel noch einen zusammengefalteten Zettel aus.

»Danke, Betty.«

Lainy verabschiedete sich mit einem kurzen Handzeichen und einem Lächeln. Sie musste sich sputen, wenn sie die Fähre nach South Carado noch erwischen wollte.

Sie war während ihrer gesamten bisherigen Zeit am College nicht ein Mal zu Hause gewesen. Es war nicht so, dass sie ihren Dad nicht liebte, aber seit ihre Mom ihn verlassen hatte, war er einfach unmöglich geworden.

Wenn er nicht arbeitete, sah er den ganzen Tag fern und beschwerte sich darüber, wie unfair die Politik, die Welt und das Leben waren. Für den ultimativen Leidenskick leerte er dann mindestens noch eine halbe Flasche Bourbon, nur um am nächsten Tag mit einem Kater morgens zur Arbeit zu fahren und sich nach Feierabend darüber zu beklagen, wie anstrengend es war, sich in diesem Zustand durch so eine harte Schicht quälen zu müssen. Und dann ging das ganze Spiel vom Vorabend wieder von vorne los.

Dabei war er kein schlechter Mensch. Immerhin rettete er jeden Tag Menschenleben – so wie ein richtiger Held. Bis zwei Tage vor ihrem sechzehnten Geburtstag hatte auch Lainy immer Rettungssanitäterin werden wollen. Dann war ihre Mom urplötzlich und ohne Vorwarnung an einem Sonntagmittag mit einem Typen namens Hardy Ashfield durchgebrannt. Das war der Auslöser für die außerordentlich hingebungsvolle Flodder- und Depriphase ihres Dads gewesen. Nach ungefähr vier oder fünf Monaten war es Lainy zunehmend schwerer gefallen, ihre Bewunderung für ihn weiterhin aufrechtzuerhalten. Hätte er sich doch bloß nach einer kurzen Phase der Trauer wieder in den Griff bekommen, hätte weitergemacht, so wie das die Leute normalerweise nach einem Schicksalsschlag taten.

Trotz allem hätte sie ihn vermutlich mal anrufen sollen. Aber mit dem Aufschieben von vermeintlich unangenehmen Dingen war das so eine Sache … irgendwann zog man es schon allein deshalb nicht mehr in Betracht, aktiv zu werden, weil man so lange gewartet hatte. Lainy hoffte inständig, er würde ihr nicht gleich die Tür vor der Nase zuschlagen. Denn – wo hätte sie sonst hingehen sollen?

Das hieß, wenn sie überhaupt ankam. Sie war natürlich froh, dass Michael von Double Burger & Cross Fries ihr seinen klapprigen gelben Honda für die dreistündige Fahrt nach Highfield geliehen hatte. Allerdings machte das Auto schon seit zwanzig Minuten äußerst seltsame Geräusche. Fast so, als würde er irgendwann in nächster Zeit entweder explodieren oder anderweitig den Geist aufgeben. Michael hatte sich wahrscheinlich innerlich längst von ihm verabschiedet. Kein Wunder, dass es ihm nichts ausmachte, ihn an jemanden mit wenig Fahrerfahrung auszuleihen.

Michael wusste als Einziger darüber Bescheid, dass Lainys Familie nicht so wohlhabend war, wie sie es hier in Radding allen vorschwindelte.

Als Lainy sich in ihrem ersten Collegejahr allein rausgeschlichen hatte, um sich statt der täglichen Jumbosalate und grünen Kale-Smoothies klammheimlich eine große Portion Pommes zu kaufen, hatte er gerade Nachtschicht im Double Burger & Cross Fries gehabt.

Es war angenehm gewesen, mal nicht so tun zu müssen, als wäre sie ein superreiches It-Girl, und mit Michael hatte sie sich auf Anhieb gut verstanden. Vielleicht weil er – genau wie sie – aus einer Kleinstadt kam, in der die wenigsten Einwohner je etwas von Christian Louboutin oder Pierre Cardin gehört hatten.

In dieser Nacht hatte Lainy auch Harold Black kennengelernt. Black war natürlich nur sein Deckname. Seinen richtigen wusste sie bis heute nicht und er war ihr auch egal. Was zählte, war, dass er ihr mit seinem Jobangebot damals den Arsch gerettet hatte.

Das Geld, das sie bis dahin für das Korrekturlesen der Hausarbeiten von anderen Studenten bekommen hatte, war zwar nicht schlecht gewesen, aber es hätte auf Dauer keinesfalls gereicht, um mit dem ausschweifenden Lebensstil ihrer drei neuen Freundinnen mitzuhalten. Lainy hatte kurzzeitig schon überlegt den Ring ihrer Urgroßmutter zur Pfandleihe zu bringen. So verzweifelt war sie gewesen und alles bloß, weil sie unbedingt dazugehören wollte.

Dieses Leben, das Cathy, Elizabeth und Megan führten, war das komplette Gegenteil von ihrem und genau das hatte sie sie magisch angezogen.

Natürlich war es auch anstrengend, vorzugeben eine ganz andere Person zu sein, aber Lainy war gewillt das alles auszuhalten für ein Stück vom Glück.

Immerhin hatte es Zeiten gegeben, in denen ihre Familie auch mal reich gewesen war. Lainy erinnerte sich noch gut daran, wie es sich angefühlt hatte, zu Geburtstagen viele Geschenke zu bekommen statt nur einen feuchten Kuss zusammen mit einem Muffin, in dem eine einzelne, dünne Kerze steckte.

»Pass doch auf!«

Ein lauter Ruf riss sie aus ihren Gedanken. Eilig schaute sie nach links. Ein älterer Herr mit Schnauzbart funkelte sie von seinem Fahrrad aus böse an, woraufhin Lainy entschuldigend die Hand hob.

Hätte sie doch bloß diesen verfluchten Job nicht verloren!

Wäre sie ruhig geblieben, als ihr der gut aussehende Mr Connetti bei einem ihrer Dates zu nah gekommen war, würde sie jetzt in der Business-Class Richtung Saint-Tropez sitzen!

Aber das hatte sie nicht gekonnt. Stattdessen war sie vollkommen ausgeflippt, hatte ihm eine Ohrfeige verpasst und war, so schnell sie ihre Füße getragen hatten, abgehauen. Das war ausreichend für eine fristlose Kündigung von Mr Black gewesen. Dabei hatte er ihr eine Woche zuvor noch gesagt, sie sei eines seiner beliebtesten Mädchen und er sehr froh sie in seinem Team zu haben. Einen Bonus am Monatsende hatte sie auch bekommen sollen.

Aber sie hatte es mal wieder versaut, und zwar auf ganzer Linie. Lainy hatte den besten Job, den sie je gehabt hatte, verloren. Und wenn ihre Freunde doch noch irgendwie herausfanden, dass es bei ihr in der Familie gar keinen plötzlichen Todesfall gegeben hatte, dann konnte sie einpacken. Denn dann war sie für alle Zeiten erledigt, was ihr gesellschaftliches Ansehen am Gladwell Hills Elite College anging.

Cathy war neulich eh schon misstrauisch geworden, als Lainy wieder einmal ein geplantes Essen in einem Drei-Sterne-Restaurant wegen Magenbeschwerden hatte sausen lassen.

Jetzt mal nicht den Teufel an der Wand, sprach ihr ihre innere Stimme gut zu, während sie den Blinker setzte.

Lainy atmete auf und fühlte, wie die Anspannung der vergangenen Wochen von ihr abfiel. Die Stimme hatte recht. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Sie würde nach Hause fahren, die Zeit dort mit Lernen verbringen und einfach hoffen, dass die acht Wochen so schnell wie möglich rumgingen. Und wenn sie wieder zurück war, würde sie Harold Black auf Knien anflehen ihr noch eine Chance zu geben.

Lainys Blick fiel auf ihre Armbanduhr – sie musste einen Zahn zulegen, denn ihre Fähre legte in weniger als drei Stunden ab und sie musste noch ein Ticket kaufen. Also trat sie aufs Gas und gab ein stummes Stoßgebet in Richtung Himmel, dass das Knarzen aus der Motorhaube nichts Schlimmes zu bedeuten hatte.

Zweieinhalb Stunden später erreichte sie den Anlegeplatz gerade noch rechtzeitig.

Michaels Auto und auch sein Navi hatten sie nicht im Stich gelassen. Das war hoffentlich ein gutes Zeichen.

2

LAINY

Lainy nahm auf einer der schmalen Holzbänke auf dem Fährenoberdeck Platz. Alles hatte geklappt, sie würde noch im Hellen ankommen. Gedankenversunken suchte sie in ihrer Handtasche nach ihrem … nach ihrem … Wo zur Hölle? Sie hatte es doch bei sich gehabt … ganz sicher … am Flughafen, als sie ihre Mails gecheckt hatte, kurz vor der Verabschiedung von Megan, Elizabeth und Cathy … da hatte sie noch aufs Display geschaut … dann hatte sie es wieder in ihre Tasche gesteckt!

Ihr Herz raste. Als wäre sie ein Maulwurf auf Steroiden, gruben sich ihre Hände ohne Unterlass immer tiefer in das Innere ihrer Handtasche. Dabei war sie nicht einmal besonders geräumig: Seitenfächer, Reißverschluss … Das durfte nicht wahr sein!

Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Das Handy musste ihr runtergefallen sein! Bei ihrem Zusammenprall mit diesem Surfertypen! Lainy versuchte das Bild von dem anthrazitfarbenen Gussboden in der Empfangshalle noch einmal im Geiste zu rekonstruieren – aber außer an ihren Geldbeutel konnte sie sich an nichts erinnern, das auf dem Fußboden gelegen hatte.

Voller Verzweiflung kippte sie den gesamten Inhalt der Tasche auf ihren Schoß. Nichts! Jedenfalls nichts, das nach einem Samsung Note 8 aussah. Hätte sie nicht mindestens eine halbe Dose Festiger in ihren Haaren, würde sie sie sich jetzt raufen! Aber wie eine Vogelscheuche auszusehen konnte sie zusätzlich zu diesem Dilemma jetzt nicht auch noch gebrauchen …

»Miss – Ihr Ticket, bitte!«

Ein schmächtiger Mann in dunkelblauer Uniform wackelte auffordernd mit seinen Fingern vor Lainys Nase. Merkte er denn nicht, dass sie gerade Wichtigeres zu tun hatte? Als sie ihn böse anfunkelte, räusperte er sich und machte ungeduldig einen Schritt nach hinten. Zumindest hatte sie noch ihr Geld und all ihre Ausweise. Sie schnappte nach Luft. Kein Nachteil war so groß, dass er nicht auch einen Vorteil mit sich brachte – man musste ihn nur erkennen! Es war nur ein Handy. Sie würde sich einfach ein neues kaufen, wenn sie angekommen war. Alle ihre Daten waren in der Cloud gespeichert. Halb so wild!

Lainy lächelte angestrengt, als sie dem Kontrolleur schließlich ihren zerknitterten Fährenschein überreichte. Ohne genauer hinzusehen, stempelte er ihn ab und zog weiter.

Es war entsetzlich, einen so wichtigen und persönlichen Gegenstand zu verlieren. Gerade für Lainy, denn sie hatte oft das Gefühl, dass die Dinge, die sie besaß, eine Art Erweiterung von ihr selbst waren. Hinzu kam, dass es gerade der denkbar ungünstigste Zeitpunkt war, um sich ein neues Smartphone kaufen zu müssen. Sie atmete tief ein und stöhnte leise. Ihr Leben fühlte sich im Moment gerade alles andere als rosig an.

Als der Dampfer ein lautes Hupgeräusch ausstieß, fiel Lainys Blick hinaus aufs Wasser. Die Wellen führten unbekümmert ihren Tanz auf, vollkommen sorgenfrei. Es musste schön sein, ein so unbeschwerter Teil der Welt zu sein. Alle wesentlichen Dinge des Lebens waren einfach.

Ein schwermütiges Seufzen kam über ihre Lippen, bevor sie beschloss sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Die Fähre war nicht ausgebucht, deshalb konnte sie problemlos von einer Seite auf die andere gehen und sich an jeden beliebigen Platz am Geländer stellen, um Richtung Horizont zu sehen. Hätte sie ihr Handy nicht verloren, könnte sie jetzt Musik hören oder ein Hörbuch. Aber in diesen Genuss kam sie gerade nicht. Tja. Pech gehabt, Elaine. So einfach war das.

***

Gefühlte fünf Stunden später legte die Fähre endlich in South Carado an. Vom Anlegeplatz waren es noch ungefähr dreißig Minuten zu Fuß bis zu ihrem Elternhaus. Auf dem Weg dorthin müsste sie an Barneys Supermarkt vorbeikommen. Das hieß, sofern es ihn noch gab. In drei Jahren konnte viel passieren. Immerhin war er früher schon nicht sonderlich gut besucht gewesen. Hätte sie ihren Dad vorher informieren sollen, dass sie kommen würde? Was, wenn er nicht da war?

Mach dich nicht lächerlich, Harry geht nie irgendwohin, natürlich wird er da sein!, beruhigte sie etwas in ihrem Inneren. Gut, also los! Entschlossenen Schrittes lief sie am Straßenrand entlang, während ihr der Schweiß an allen möglichen Stellen vom Körper hinunterrann. Im Vergleich zu der Hitze hier konnte man das Wetter in Savannah bestenfalls als mild bezeichnen.

»Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?«

Ein schwarzer Truck kam plötzlich neben ihr zum Stehen. Die Stimme des Fahrers kam Lainy irgendwie bekannt vor.

»Dan?«

Zögerlich näherte sie sich dem Wagen, um die Person auf dem Fahrersitz besser erkennen zu können.

»Elaine? Wow, du hast dich ganz schön verändert! Ich hätte dich fast nicht wiedererkannt!«

»Ja, war lange nicht mehr hier«, murmelte sie und wünschte sich augenblicklich die Anonymität der Großstadt zurück.

»Da wird sich Marty aber freuen! Seit du weg bist, hat er Monica und mich bestimmt ein Jahr lang jeden Tag nach dir gefragt. Mittlerweile sind wir bei einmal die Woche angelangt. Du weißt ja, wie er ist …«

Lainy war überrascht, dass Dans Ton gar nicht vorwurfsvoll klang. Damit hätte sie gerechnet, denn sie hatte natürlich gewusst, dass Marty nicht verstehen würde, dass sie von heute auf morgen nicht mehr Teil seines Lebens war. Sie hatte damals damit gerechnet, dass ihn das vollkommen aus der Bahn werfen würde – und trotzdem war sie gegangen.

»Ja, ich weiß, wie er ist«, antwortete sie und deutete ein Lächeln an. Dieses Gespräch war ihr reichlich unangenehm, dabei war es doch ihr gutes Recht gewesen, von hier zu verschwinden.

Wöchentliche Anrufe oder Karten zu Geburtstagen und Weihnachten waren nicht ihr Ding. Sie mochte Verabschiedungen lieber kurz und schmerzlos – wozu sich lange quälen?

Abgesehen von ihren familiären Verhältnissen war South Carado ein Paradies zum Aufwachsen gewesen. Ihre Eltern hatten sich nie Sorgen machen müssen, dass ihr etwas geschah, denn die Kleinstadt war bekannt für ihre Idylle. Es war damals nicht viel los gewesen und Lainy bezweifelte, dass sich das geändert hatte, aber abgesehen von dem tragischen Verkehrsunfall ihrer früheren Nachbarin Christina Higson konnte sie sich an keinen schwerwiegenden Vorfall erinnern. Sie seufzte leise bei dem Gedanken an Christina. Die untersetzte Mitvierzigerin, die immer ein bisschen zu schrill gekleidet gewesen war, hatte sie früher oft zum Kaffee und Kuchen zu sich eingeladen. Da hatte sie es sich nicht nehmen lassen, Lainy von ihren zahlreichen Liebschaften zu erzählen und sie eindringlich davor zu warnen, ihr Herz an »den Falschen« zu verschenken. »Ein Bruch in jungen Jahren heilt nur sehr schwer«, hatte sie ihr eingebläut. Sie solle stets auf der Hut sein, besonders vor denen, mit diesem speziellen Funkeln in den Augen oder einem ganz besonderen Lächeln. Lainy hatte nur genickt, denn das Thema war ihr einfach nur peinlich gewesen damals.

»Steigst du jetzt ein?«

Dan sah sie mit großen Augen an. Dabei schossen ihr Bilder in den Kopf, die ihn, Monica, Marty und sie zeigten, wie sie einen Sommer zusammen zelten gewesen waren. Monica hatte irgendwann so einen ekelhaften Ausschlag bekommen. Eine Allergie auf eine Pflanze, an deren Namen Lainy sich nicht mehr erinnern konnte. Und Marty und sie hatten die tollsten Buden aus heruntergefallenen Ästen und Blättern gebaut. Abends hatten sie dann alle stundenlang zusammen am Feuer gesessen und Dans lahmen Gruselgeschichten gelauscht. Das war ein schöner Ausflug gewesen. Vielleicht der beste, den sie je erlebt hatte.

»Wieso nicht?«, entgegnete sie und hievte ihren Koffer auf die Ladefläche des Trucks, ehe sie einstieg.

»Neu?«

»Allerdings! Monica hat mir schon seit Längerem damit in den Ohren gelegen, dass wir ein anderes Auto brauchen. Mir ist’s zwar nicht gerade leichtgefallen, mich von unserem alten zu trennen, aber inzwischen habe ich den hier schon ganz gern.«

Dan schlug zweimal mit der flachen Hand auf die vordere Ablagefläche des Pick-ups.

»Sieht gut aus. Ziemlich geräumig«, bestätigte Lainy, während sie einen Blick auf die Rückbank warf.

»Weiß dein alter Herr, dass du kommst?«

Dan sah sie nicht an, als er ihr die Frage stellte. Darüber war Lainy ganz froh, denn so bemerkte er nicht, dass sich ihre Hand auf dem Schoß unwillkürlich zu einer Faust ballte.

»Ist ne Überraschung«, sagte sie leise und vergrub ihre Nägel noch ein bisschen fester in ihrem Fleisch – so lange, bis es schmerzte.

»Ach so.«

Dan nickte, schielte einen Moment lang zu ihr hinüber, sagte dann jedoch nichts weiter.

Anscheinend war mit Lainys Dad alles in Ordnung, sonst hätte Dan sicherlich irgendwas erwähnt. Das war gut. Sie hatte es sich nämlich bisher verboten, darüber nachzudenken, dass er in der Zwischenzeit womöglich unheilbar krank geworden war und ihr deshalb die Flucht nach Savannah auf ewig vorwerfen würde.

»Kannst du kurz bei Barneys anhalten?«, bat Lainy Dan, während die rot-gelbe Anzeigentafel so grell wie eh und je an der Abzweigung zur Louisiana Road blinkte.

Offensichtlich hatte sich hier tatsächlich nicht viel verändert. Hoffentlich traf das nicht auch auf Barneys Sortiment zu! Als Lainy das letzte Mal in dem Laden gewesen war, hatte es nur diese klobigen Wegwerfhandys mit Tasten so groß wie Ein-Cent-Stücke gegeben.

»Sicher.«

Nachdem Dan den Truck direkt vor dem Laden geparkt hatte, sprang Lainy hastig heraus.

»Nur die Ruhe, ich hab Zeit, brauchst dich nicht hetzen!«, rief Dan ihr hinterher, nett, wie er nun einmal war. Wahrscheinlich war Lainy deswegen früher schon viel lieber bei ihm und seiner Familie zu Hause gewesen als bei ihrer eigenen. Erst recht nachdem ihre Mom nicht mehr da gewesen war.

Akribisch suchte sie jeden Winkel des Geschäfts ab. Barneys konnte man wohl am ehesten als Tante-Emma-Laden bezeichnen: Hier gab es einfach alles! Hervorragend schlecht sortiert, verstand sich. Als Lainy sich der Kasse näherte, fielen ihr sofort die schwarzen Wegwerfhandys ins Auge.

»Entschuldigung, sind das die einzigen Modelle, die Sie führen?«

Der korpulente Mann hinter dem Tresen sah Lainy an, als würde sie ihm gerade eine Pistole an den Kopf halten. Als sein Blick nach einigen Sekunden von ihrem Gesicht hinunter zu ihren Brüsten wanderte, wurde Lainy ungeduldig.

»Also?«

Sie versuchte Blickkontakt mit ihm aufzunehmen.

»Ja, äh, tut mir leid, so etwas führen wir hier nicht. Nur das, was dort ist.«

Er deutete auf die Wegwerfhandys, die hinter ihm im Regal hingen.

»Gibt es hier im Ort noch ein anderes Geschäft, das welche hat?«

Viel Hoffnung hatte sie nicht, aber möglich wäre es ja.

»Nicht dass ich wüsste.«

Lainy seufzte kaum hörbar, ehe sie »Dann nehm ich so eins« antwortete und auf das in der Mitte zeigte. Das sah irgendwie ein bisschen kleiner aus als die anderen. Aber womöglich täuschte sie sich auch. Zumindest lagen die Dinger in ihrer Preisklasse.

»Und noch eine Prepaidkarte für dreißig Dollar, bitte.«

Nicht gerade ein Schnäppchen, aber ohne Guthaben nützte ihr dieses schicke Schätzchen reichlich wenig.

Noch ehe der Angestellte ihr das Wechselgeld für den Kauf ihres neuen Begleiters geben konnte, hatte sie bereits die Verpackung aufgerissen, die SIM-Karte eingelegt und die Nummer ihres richtigen Handys gewählt. Vielleicht hatte es ja jemand gefunden und am Flughafen abgegeben …

»Hallo – am Apparat der schönsten Frau, die ich in meinem ganzen Leben je gesehen habe – mit wem spreche ich?«

Was zum …?

»Wer ist da? Haben Sie mein Handy gefunden?«

»Ich hätte es dir ja noch hinterhergebracht, aber du warst vorhin so was von schnell weg und ich musste meinen Flieger erwischen …«

»Danke fürs Aufbewahren, das ist wirklich nett. Kannst du’s mir zusenden?«

»Logo, wird allerdings ein Weilchen dauern, bis es ankommt. Bin gerade auf dem Weg nach Bali.«

Großartig! Lainy seufzte und verdrehte die Augen.

»Ähm, hör zu, ich ruf dich wieder an. Kann grad nicht länger sprechen. Pass bitte weiterhin gut auf mein Handy auf, ja?«

»Nichts würde ich lieber tun! Ich bedauere zwar deinen momentanen Verlust, aber hey – es geschieht nichts ohne Grund, stimmt’s?«

Er lachte.

»Dieser Spruch gehört zu den dämlichsten, die es gibt«, entgegnete Lainy genervt.

Aber es wunderte sie nicht, dass jemand wie er ihn benutzte.

»Na, na … warum denn so verbittert?«

»Ich bin nicht verbittert!«

»Wenn du das sagst …«

»Pass einfach drauf auf, okay? Ich melde mich so schnell wie möglich, dann können wir den Versand besprechen!«

»Aber klar doch! Ich werd nicht länger als zwölf Sekunden brauchen, bis ich zum Hörer greife, wenn du anrufst – zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit!«

»Bis dann«, erwiderte Lainy und unterdrückte ein Stöhnen.

Wenigstens brauchte sie sich jetzt keine Gedanken mehr um die zusätzlichen Ausgaben für ein neues Smartphone zu machen.

»Hier, Ihr Wechselgeld!«

Der Kassenwart grinste sie an.

Lainy nahm die zwei Scheine und das Kleingeld bereitwillig entgegen. Dabei ignorierte sie das dreiste Glotzen von Barneys Mitarbeiter des Monats – so stand es auf einer kleinen runden Plakette, die er an der Brusttasche seiner Uniform angebracht hatte. Als sie auf den Ausgang zusteuerte, fiel ihr Blick auf eine Anzeige, die direkt neben der Tür hing. Darauf stand in Großbuchstaben: »Aushilfskraft gesucht!«

»Ist das noch aktuell?«, erkundigte sie sich bei dem Angestellten.

»Ist es.«

»Ich hätte den Job gern!«

Der Kassierer kratzte sich verlegen am Kopf.

»Äh, ja dann … schreiben Sie mir Ihre Nummer auf … ich, äh … ich geb sie meinem Boss, der ruft Sie dann an.«

Lainy schmunzelte. Wenn sie hier anfing, würde sein schönes Abzeichen schneller, als er gucken konnte, an ihrer Brust haften.

Mit großen Schritten steuerte sie erneut die Kasse an, schnappte sich einen Kugelschreiber vom Tresen und kritzelte ihre neue Nummer auf die Rückseite des Kassenzettels.

»Vor Dienstag wird das aber nichts mit dem Anruf, der Boss ist nämlich grad im Urlaub, hab ich ganz vergessen …«, bemerkte der Mitarbeiter.

»Okay«, antwortete Lainy und drehte sich noch im Gehen um. Viel zu spät bemerkte sie, dass ihr auf einmal jemand im Weg stand. Ihr Kopf stieß an harte Brustmuskeln, während ihr rechter Fuß auf den des zugehörigen Besitzers trat.

»Hast du Tomaten auf den Augen, Kleine?«

Cole Cunningham!

Diesen dunklen Lockenkopf, gepaart mit dem wohl dämlichsten Grinsen der Welt, würde sie überall wiedererkennen!

Der Tag wurde immer besser! Das war dieser verfluchte Ort hier …

»Aus dem Weg, Cunningham«, gab sie mürrisch von sich, aber Cole rührte sich nicht von der Stelle. Stattdessen musterte er sie von oben bis unten.

»Wen haben wir denn da? Elaine Wigmore! Hätte dich kaum wiedererkannt! Mannomann, Savannah scheint dir gut zu bekommen! Nur an deinen Manieren müssen wir noch arbeiten!«

Cole rieb sich das Kinn, während er seinen Blick noch einmal an Lainy rauf- und wieder runtergleiten ließ.

Woher wusste der Typ eigentlich, dass sie in Savannah studierte?

»Lass mich durch«, drängte sie ihn genervt und weil Cole noch immer nichts dergleichen tat, legte sie ihre Hand auf seinen unteren Bauch und schob ihn mit aller Kraft zur Seite.

Der Kerl hatte ganz schöne Muskeln. Lainy konnte sich nicht daran erinnern, ihn früher je bei einem der Sportteams gesehen zu haben.

Als sie aus dem Laden hechtete, drückte ihr die Schwüle wie eine unsichtbare Wand ins Gesicht und vertrieb damit auf der Stelle alle Erinnerungen an den damaligen Cole Cunningham aus ihrem Kopf. Wieso dachte sie überhaupt über ihn nach?