Low Carb für Diabetiker - Andrea Stensitzky-Thielemans - E-Book

Low Carb für Diabetiker E-Book

Andrea Stensitzky-Thielemans

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Mit Low Carb zu mehr Lebensqualität. Wer Diabetes Typ II hat, kennt das: Man will abnehmen, aber es funktioniert nicht recht. Der Grund dafür können zu viele und die falschen Kohlenhydrate sein. Diese lassen den Blutzucker schnell ansteigen und blockieren die Fettverbrennung. Die Lösung heißt: Low Carb - die reduzierte Aufnahme von guten Kohlenhydraten. In diesem Buch finden Sie mehr als 100 alltagstaugliche Rezepte: - Für Fleisch- und Fisch-Fans: Von Lammkarree bis Kabeljau. - Für Vegetarier: Von Mangoldgratin bis Gemüsecouscous. - Für Alle, die es klassisch mögen: Von Wirsingroulade bis Chili con Carne. - Für Neugierige: Von Amaranth-Auflauf bis Quinoa-Ratatouille. - Für Naschkatzen: Von Brombeer-Tiramisu bis Schoko-Pancake. - Für Frühaufsteher: Von Knusprigem Nussjoghurt bis Rührei mit Nordseekrabben. So fällt es leicht, die Ernährung auf Low Carb umzustellen.

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EPUB

Seitenzahl: 134

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Low Carb für Diabetiker

Mit über 100 Rezepten zu besseren Blutwerten

Andrea Stensitzky-Thielemans, Prof. Dr. Stephan Martin

1. Auflage

Liebe Leserin, lieber Leser,

schön, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben. Was dürfen Sie erwarten? Ein paar Neuigkeiten zum Thema Diabetes und eine Hilfestellung, mit der Erkrankung besser umzugehen. Übergewichtige Menschen, die kurz vor einem Diabetes Typ 2 stehen oder diesen bereits haben, produzieren in der Regel mehr Insulin als Gesunde. Das Insulin hat aber seine Wirksamkeit verloren, die Betroffenen haben eine sogenannte Insulinresistenz. Das führt dazu, dass sie auf Nahrungsmittel, die Zucker oder Stärke (Kohlenhydrate) enthalten, übermäßig viel Insulin produzieren. Die Empfehlung, Fette zu meiden und mehr Kohlenhydrate zu essen, hilft den Betroffenen daher nicht beim Abnehmen. Eine Lösung hierfür kann in einer Ernährungsform liegen, bei der der Gehalt an Kohlenhydraten reduziert wird. Man spricht von »Low Carb«. Aber keine Sorge. Low Carb bedeutet nicht den völligen Verzicht auf Kohlenhydrate. Es geht um den bewussten Umgang damit – also um die Reduktion der Menge und die richtige Auswahl. Genuss und Sättigung dürfen dabei nicht zu kurz kommen. Sie werden feststellen, dass die Rezepte in diesem Buch genau diese Erwartungen erfüllen. Und, es wird mächtig bunt auf Ihrem Teller. Viele Ballaststoffe und eine Portion Eiweiß in jeder Mahlzeit des Tages sorgen für eine ordentliche Sättigung. Ganz nebenbei verschwinden auch überflüssige Pfunde. Und plötzlich haben Sie wieder Freude an der Bewegung, falls Ihnen diese abhandengekommen sein sollte.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem Low-Carb-Rezeptbuch speziell für Diabetiker.

Ihre Andrea Stensitzky-Thielemans

Ihr Prof. Dr. Stephan Martin

Mein perfekter Tag

Birnen-Hüttenkäse

Für 2 Personen

geht schnell

250 g Hüttenkäse

1 Birne

2 EL Leinsamen

2 EL Nüsse

1 EL Hafer- oder Dinkelflocken

½ TL Zimt

Die Birne waschen, achteln und das Kerngehäuse entfernen. Den Hüttenkäse mit dem Leinsamen mischen. Die Nüsse hacken und dazugeben. Den Hüttenkäse auf einen Frühstücksteller geben, die Birnenstücke darauf verteilen, die Getreideflocken darüberstreuen und mit dem Zimt bestäuben.

Brokkoli-Frittata

Für 2 Personen

gelingt leicht

400 g Saisongemüse

5 Eier

ca. 50 ml Milch

Pfeffer

Salz

Muskatnuss

1 Zwiebel

60 g Schinken

2 EL Rapsöl

Gemüse zerkleinern und ca. 5 Min. in kochendem Salzwasser blanchieren. Eier mit Milch und Gewürzen verquirlen. Zwiebel und Schinken klein schneiden. Zwiebel in einer Pfanne mit Öl glasig dünsten. Gemüse und Schinken dazugeben und kurz anbraten. Die Eiermischung mit geschlossenem Deckel bei kleiner Hitze ca. 6 Minuten stocken lassen. Die Frittata wenden und nach ca. 3 Min. braten.

Dazu passt Tomatensalat.

Mediterranes Ofengemüse

Für 2 Personen

gelingt leicht

1 EL Rosmarinnadeln

½ Bund Oregano

3 EL Rapsöl

200 g kleine Kartoffeln

1 große Karotte

1 Aubergine

1 Zucchini (mittelgroß)

1 rote Paprikaschote

250 g Kirschtomaten

1 mittelgroße Zwiebel

5 Knoblauchzehen

schwarzer Pfeffer

Kartoffeln waschen und halbieren. Gemüse in Scheiben bzw. Würfel schneiden, Zwiebel und Knoblauch schälen und achteln. Alles zusammen mit dem Kräuteröl mischen, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und im vorgeheizten Backofen bei 180 C° ca. 20 Min. garen.

Dazu passt ein Quarkdip.

 Foto: Meike Bergmann, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser,

1 Low Carb bei Typ-2-Diabetes

1.1 Übergewicht als Krankheitstreiber

1.2 »Low Carb« ganz neu?

1.2.1 Wie hängen Zucker und Kohlenhydrate zusammen?

1.2.2 Was passiert im Körper, wenn wir Kohlenhydrate essen?

1.2.3 Warum wird dennoch kohlenhydratreiche Kost empfohlen?

1.3 Warum eignet sich Low Carb für Typ-2-Diabetiker?

1.3.1 Was müssen Sie als Typ-2-Diabetiker bei Low Carb bedenken?

1.4 Grundregeln bei Low Carb

2 Worauf kommt es bei Low Carb an?

2.1 Kohlenhydrate

2.1.1 Ballaststoffe

2.2 Eiweiß

2.3 Fett

2.4 Die Mikronährstoffe

2.5 Die optimale Flüssigkeitszufuhr

2.5.1 Welche Getränke?

2.6 Praxistipps und Überleitung zum Rezeptteil

2.6.1 Die Tellerregel – sie macht es Ihnen leichter

2.6.2 Lust auf Süßes

2.6.3 Bewegung hilft

2.7 Das Prinzip der Rezepte

Teil II Rezepte

3 Frühstück

4 Suppen

5 Vegetarische Gerichte

6 Fisch

7 Fleisch

8 Desserts

Autorenvorstellung

Verzeichnisse

Impressum

1 Low Carb bei Typ-2-Diabetes

Wenn man als Typ-2-Diabetiker auf eine kohlenhydratarme Ernährung umsteigt, profitiert sowohl die Gesundheit als auch das Gewicht.

Beim Diabetes Typ 2, der früher als Altersdiabetes bezeichnet wurde, spielt Insulin eine wichtige Rolle. Jedoch ist zu Beginn dieser Erkrankung der Insulinspiegel deutlich erhöht, da die Wirksamkeit des Hormons herabgesetzt ist. Dies bezeichnet man auch als Insulinresistenz, das heißt, dass bei ausreichend hohem Insulinspiegel dennoch die Körperzellen nicht darauf ansprechen, sozusagen resistent sind. Ein hoher Insulinspiegel blockiert zusätzlich die Gewichtsabnahme, sodass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, Gewicht zu verlieren. Eine Lösung für dieses Problem kann in einer Ernährungsform liegen, bei der der Gehalt an Kohlenhydraten reduziert wird – man spricht dabei von »Low Carb«. Diese Erkenntnis berücksichtigen die Rezepte in diesem Buch. Der Kohlenhydratanteil ist in ihnen deutlich reduziert, stattdessen wird auf Eiweiße, gute Fette mit einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffe gesetzt.

1.1 Übergewicht als Krankheitstreiber

In den vergangenen Jahren ist es weltweit zu einer deutlichen Zunahme des Körpergewichtes der Bevölkerung gekommen. In zunehmendem Maße leiden bereits Kinder und Jugendliche an Übergewicht oder sogar Fettsucht, die die Grundlage für viele Erkrankungen wie Diabetes, aber auch Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen sind. Diese Erkrankungen können auch bei nicht-übergewichtigen Menschen auftreten, jedoch handelt es sich dann meist um Erkrankungen, die andere Ursachen haben und in erster Linie mit Medikamenten behandelt werden müssen. Übergewichtige oder adipöse Personen, also Menschen mit einem starken Übergewicht, können hingegen durch eine Gewichtsabnahme Blutzucker, Blutdruck und Blutfette normalisieren. Am Diabetes mellitus (Diabetes Typ 2) kann man dies sehr gut demonstrieren: Treten erhöhte Blutzuckerwerte bei schlanken Menschen auf, so sind diese meist an einem Diabetes Typ 1 erkrankt. In dieser Personengruppe produziert der Körper das lebenswichtige Hormon Insulin in zu geringen Mengen. Da Insulin dafür verantwortlich ist, den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu schleusen, kommt es bei einem solchen Insulinmangel zu einem Anstieg der Blutzuckerwerte. Fehlt Insulin, kommt es zusätzlich zu einer Gewichtsabnahme, denn Insulin ist dafür zuständig, die Fettverbrennung zu blockieren. Daher haben Patienten mit einem Diabetes Typ 1 zu Beginn der Erkrankung neben Durst und vermehrtem Wasserlassen – beides Beschwerden, die durch die erhöhten Blutzuckerwerte entstehen – auch eine ungewollte Gewichtsabnahme.

1.2 »Low Carb« ganz neu?

Alle gängigen Diäten, wie u. a. das Montignac-Verfahren, die Trennkost, die Atkins-Diät oder die Logi-Methode, basieren in unterschiedlichen Ausprägungen auf dem Prinzip von »Low Carb«. Eigentlich wurde die kohlenhydratarme Diät erstmals im 19. Jahrhundert von dem Engländer William Banting bekannt gemacht. Er selbst konnte auf Anraten seines Arztes mit einer speziellen kohlenhydratarmen Ernährung innerhalb eines Jahres angeblich 23 kg abnehmen. Seine Erfahrungen hat er in seinem kleinen Buch »Letter on Corpulence« niedergeschrieben, das damals zu einem Bestseller wurde.

1.2.1 Wie hängen Zucker und Kohlenhydrate zusammen?

Mit »Zucker« ist gewöhnlich nur Haushaltszucker gemeint. Um jedoch das grundlegende Prinzip von »Low Carb« zu verstehen, muss man sich auf der Teilchenebene die Zusammensetzung von den unterschiedlichen Zuckern und Kohlenhydraten anschauen.

Es gibt Einfachzucker, wie Traubenzucker (Glucose), Fruchtzucker (Fructose) und Schleimzucker (Galactose). Neben dem Haushaltszucker, der Saccharose, finden wir in unserer täglichen Nahrung auch Milchzucker, die sogenannte Lactose (siehe ▶ Abbildung). Beide bestehen aus zwei Molekülen, man spricht von einem Zweifachzucker. Bei Haushaltszucker handelt es sich um ein Molekül Traubenzucker in Kombination mit einem Molekül Fruchtzucker. Milchzucker ist zusammengesetzt aus einem Molekül Traubenzucker und einem Molekül Schleimzucker. Neben Einfach- und Zweifachzuckern gibt es auch die Mehrfachzucker, wie zum Beispiel Stärke: Glucose findet sich aufgereiht wie eine Perlenschnur in Stärke, die in allen Getreideprodukten, Reis oder Kartoffeln enthalten ist. Wird reine Stärke aufgenommen, wie zum Beispiel in Kartoffelpüree, wird diese von Enzymen im Darm sehr schnell gespalten, sodass in unserem Körper umgehend purer Traubenzucker entsteht. Ist die Stärke besonders verpackt, wie zum Beispiel in Vollkornprodukten, wird diese nur nach und nach aufgeschlossen und langsamer aufgenommen.

Die verschiedenen Zuckerarten

(Grafik: Jelka Lerche, Lüneburg)

1.2.2 Was passiert im Körper, wenn wir Kohlenhydrate essen?

Unser Körper reagiert auf die Aufnahme von Glucose mit der Produktion von Insulin. Dabei interessiert es ihn nicht, ob diese aus weißem Haushaltszucker oder braunem Kandis, aus Mehl oder Kartoffelpüree, aus Pasta oder Pizza, aus Süßigkeiten oder Obst stammt.

Die Bauchspeicheldrüse produziert Insulin auf einen Glucosereiz: Wenige Minuten nach Nahrungsaufnahme wird Insulin ausgeschüttet, je übergewichtiger jemand ist, umso mehr. Bei stark übergewichtigen Personen ist noch bis zu zwei Stunden nach Zuckeraufnahme ein hoher Insulinspiegel nachweisbar. Spätestens nach einer Stunde sind aber die Kohlenhydrate ins Blut aufgenommen und durch die noch vorhandenen hohen Insulinmengen sinkt der Blutzucker ab. Dies merkt man durch ein Hungergefühl, das normalerweise zu einer erneuten Nahrungsaufnahme führt. Wieder wird nach wenigen Minuten und dann erneut nach einer Stunde Insulin ausgeschüttet, der Ablauf beginnt von vorne.

Zusätzlich führt Insulin dazu, dass die Fettverbrennung blockiert wird, sodass an Abnehmen nicht zu denken ist.

Bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas kommt es durch die Insulinresistenz dazu, dass der Körper auf Zucker oder Kohlenhydrate übermäßig viel Insulin ausschüttet. Die Betroffenen haben dann nach einer Stunde mehr Hunger als Schlanke und neigen dazu, noch mehr Nahrung aufzunehmen. Es beginnt also ein Teufelskreis aus Kohlenhydrataufnahme, vermehrter Insulinausschüttung, Blockade der Fettverbrennung und Hunger (siehe ▶ Abbildung).

Häufig berichten Betroffene, dass sie – obwohl sie kaum etwas essen – kein Gewicht verlieren können, und das ist tatsächlich der Fall.

Dies könnte daran liegen, dass es nicht nur Glucose bzw. Kohlenhydrate sind, die die Insulinproduktion anregen. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass auch künstliche Süßstoffe oder Emulgatoren, die in Back- und Konditoreiwaren, Schokoladenprodukten, Margarine, Säuglingsnahrung, Kakaopulver, Milchpulver, Kartoffelpüree, Reis oder Nudeln eingesetzt werden, die Insulinproduktion steigern können. Körperliche Aktivität hingegen hilft, die Insulinempfindlichkeit zu steigern. Wenig Insulin reicht dann aus, um die Kohlenhydrate zu verstoffwechseln – doch fällt es mit jedem Kilogramm Fett umso schwerer, sich regelmäßig zu bewegen. Auch hier kommt ein fataler Teufelskreis in Gang.

Regelkreis: Insulinresistenz und Blockade der Fettverbrennung.

(Grafik: Susanne Tischewski, Marburg)

1.2.3 Warum wird dennoch kohlenhydratreiche Kost empfohlen?

Ernährungsfachkräfte, wie Diätassistenten und Oecotrophologen, halten sich, sofern sie keine anderen Vorgaben von Ärzten bekommen, an die Ernährungsrichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Diese sehen vor, dass die Nahrung der Menschen in Deutschland zu 55–60 % aus Kohlenhydraten und zu weniger als 30 % aus Fetten bestehen soll. Hintergrund ist, dass der Energiegehalt von Fetten mit 9 kcal/g deutlich höher liegt als der von Kohlenhydraten mit 4,1 kcal/g. Das bedeutet, dass man bei gewichtsmäßig gleichen Mengen an Fetten doppelt so viel Energie aufnimmt wie bei Kohlenhydraten. Die Mengenbegrenzung von Fetten stammt aus dem Jahr 1977. Aufgrund von neuen wissenschaftlichen Ergebnissen wurde diese Ernährungsempfehlung kürzlich in den USA ersatzlos gestrichen, so dass es dort keine empfohlene Höchstmenge für die Aufnahme von Fett mehr gibt. Hintergrund dafür sind neue Studienergebnisse, die speziell für pflanzliche Fette Entwarnung geben. In einer großen Studie aus Spanien, der sogenannten PREDIMED-Studie, konnte sogar nachgewiesen werden, dass eine Ernährung, die reich an Olivenöl oder Nüssen (die auch sehr viel Fett enthalten) ist, stärker vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt als eine fettarme Kost.

1.3 Warum eignet sich Low Carb für Typ-2-Diabetiker?

Übergewichtige oder fettsüchtige Menschen mit Diabetes Typ 2 haben in der Regel eine besonders ausgeprägte Insulinresistenz, d. h., sie produzieren auf Nahrungsmittel, die Glucose oder Stärke enthalten, übermäßig viel Insulin. Häufig werden dann zusätzlich noch Medikamente gegeben, die die Insulinproduktion steigern. Oder es wird sogar schon in frühen Phasen der Erkrankung lang wirksames Insulin gespritzt, sodass die Insulinspiegel auch zwischen den Mahlzeiten immer erhöht bleiben. Somit haben diese Menschen meist permanent Hunger und die Fettverbrennung wird dauerhaft blockiert. Die Standardernährungsempfehlung, Fette zu meiden und mehr Kohlenhydrate zu verzehren, hilft den Betroffenen nicht dabei, abzunehmen. Das trägt nicht gerade zu einer hohen Motivation bei …

Doch diese Empfehlung galt nicht schon immer! Elliott P. Joslin (1869–1962), der sich als erster Arzt auf die Behandlung des Diabetes spezialisierte und nach dem ein berühmtes Diabeteszentrum in Boston (USA) benannt ist, verordnete seinen übergewichtigen Patienten mit Diabetes eine Kost bestehend aus 2 % Kohlenhydraten und 75 % Fett.

Nach der Entdeckung von Insulin Anfang des 20. Jahrhunderts sind die Diabetologen dazu übergegangen, die Diätvorschriften zu lockern. Speziell in Deutschland suggeriert man seit einigen Jahren Patienten mit Typ-2-Diabetes, dass man sich für eine Insulintherapie entscheiden solle, denn dann brauche man nicht mehr auf die Ernährung zu achten. Man müsse nur lernen, die korrekte Menge an Insulin zu berechnen und zu spritzen. Dass ein Großteil der bereits übergewichtigen oder fettsüchtigen Typ-2-Diabetiker nach Beginn einer Insulintherapie deutlich an Gewicht zunehmen, ist aufgrund der zuvor dargestellten Zusammenhänge ersichtlich. Da die Therapie mit Insulin für die Ärzte, aber auch für die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland finanzielle Vorteile hat, wird sich in den nächsten Jahren an dieser Verordnungspraxis vermutlich wenig ändern! Verschiedene Studien der letzten Jahre, bei denen Patienten mit Typ-2-Diabetes eine kohlenhydratreduzierte Low-Carb-Ernährung empfohlen wurde, konnten zeigen, dass sich diese Ernährungsform besonders günstig auf die Blutzuckerwerte auswirkt.

1.3.1 Was müssen Sie als Typ-2-Diabetiker bei Low Carb bedenken?

Wenn Ihr Typ-2-Diabetes noch nicht mit Tabletten oder Insulin behandelt wird, können Sie ohne irgendwelche Bedenken eine Low-Carb-Ernährung ausprobieren. Den Erfolg können Sie am Blutzuckertagesprofil sehen. Dabei wird der Blutzucker vor und ca. 1 ½–2 Stunden nach den Mahlzeiten gemessen. So kann man sehr gut sehen, wie sich die Mahlzeit auf den Blutzucker auswirkt.

Wenn Sie bereits eine Tablettentherapie erhalten, müssen Sie aufpassen, ob es sich um Medikamente handelt, die die Insulinproduktion anregen. Das sind sogenannte Sulfonylharnstoffe, die Wirkstoffe wie Glibenclamid oder Glimepirid enthalten. Aber auch Glinide zählen dazu, diese enthalten Repaglinid oder Nateglinid. Wenn man diese Medikamente weiter einnimmt und eine Low-Carb-Ernährung beginnt, kann es sehr schnell zu schweren Unterzuckerungen kommen. Da insbesondere die Sulfonylharnstoffe bis zu 72 Stunden im Blut wirksam sind, kann der Blutzucker auch viele Stunden nach Absetzen oder Reduktion dieser Medikamente deutlich abfallen. Gleiches gilt für eine Insulintherapie: Werden unveränderte Mengen an Insulin gespritzt, jedoch die Kohlenhydratmenge deutlich reduziert, können auch hier Unterzuckerungen auftreten.

Deshalb sollten Patienten, die an ihren Ernährungsgewohnheiten etwas ändern wollen, jedoch auf eine der genannten medikamentösen Therapien eingestellt sind, unbedingt Kontakt mit dem behandelnden Arzt aufnehmen. Mit ihm kann dann gemeinsam besprochen werden, die Therapie vorübergehend auf andere Medikamente umzustellen, die nicht zu Unterzuckerungen führen. Zu diesen Medikamenten gehört der Wirkstoff Metformin, aber auch die Wirkstoffklassen der DPP-4-Hemmer, der GLP-1 Agonisten oder der SGLT2-Blocker.

Gleiches gilt auch für die Bewegung, denn wenn man sich mehr bewegt, können die Blutzuckerwerte ebenfalls schnell abfallen. Solche Warnungen erschrecken häufig die Betroffenen und gelegentlich empfehlen auch Ärzte, dass man an den bisherigen Lebensgewohnheiten nichts ändern sollte, da sonst der Blutzuckerspiegel durcheinandergerate. Doch fahren wir in unserem Auto ja auch nicht einfach so weiter, wenn die Reifen oder die Bremsbeläge abgefahren sind, nur weil die Reparatur Mühen und Geld kostet. Lassen Sie sich nicht demotivieren, Ihren Lebensstil zu ändern!

1.4 Grundregeln bei Low Carb

Lernen Sie zu erkennen, wo Kohlenhydrate enthalten sind: Vielen Menschen sind die Grundbestandteile der Ernährung nicht so geläufig, so dass sie sehr unsicher sind, in welchen Nahrungsmitteln welche Mengen an Kohlenhydraten enthalten sind. Für Patienten mit Typ-1-Diabetes wurden sogenannte Austauschtabellen erstellt, anhand deren sie berechnen können, wie viel Insulin sie bei bestimmten Mahlzeiten spritzen müssen. Solche Tabellen sind sehr hilfreich, wenn man auf eine Low-Carb-Ernährung umstellen will. Im Buchhandel können sie sehr ausführliche Listen kaufen oder Sie laden sich eine entsprechende App herunter, wenn Sie ein Smartphone haben. Der Low-Carb Diät-Rechner & Kohlenhydrate-Assistent PRO von Jommi Online ist da eine gute Wahl. Die Menge an Kohlenhydraten, die zu einer bestimmten Insulinproduktion führt, wird als Broteinheit (BE) oder Kohlenhydrat (KH)-Portion angegeben. So hat ein Brötchen 2 BE oder KH-Portionen, ein Glas Milch 1 BE/KH-Portion. Wasserreiche Gemüse, Käse oder Fleisch sind nicht in den Listen enthalten, denn diese enthalten keine verwertbaren Kohlenhydrate, die eine Insulinproduktion auslösen.

Meiden Sie schnell verwertbare Kohlenhydrate komplett: Wenn Sie Kohlenhydrate aufnehmen, sollten Sie nur solche auswählen, die langsam ins Blut aufgenommen werden. Hier spielt der glykämische Index eine wichtige Rolle. Pure Trauben- bzw. Haushaltszucker, wie sie in Limonade, aber auch in Fruchtsäften enthalten sind, sollten Sie komplett meiden. Wählen Sie bevorzugt Vollkornprodukte, in denen ist zwar auch Stärke enthalten, doch ist diese in den Körnern so verpackt, dass sie nur langsam vom Körper aufgenommen wird.

Halten Sie große Abstände zwischen Mahlzeiten mit Kohlenhydraten ein: Um den Insulinspiegel im Körper absinken zu lassen, sollten Sie möglichst große Abstände zwischen kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten einhalten. Häufig berichten Patienten, dass sich der Verzicht von Kohlenhydraten zum Abendessen sehr positiv auf den Nüchternblutzucker, aber auch auf das Gewicht auswirkt.

Das »Alles-oder-Nichts«-Prinzip: