Luft nach oben - Michael Barczok - E-Book
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Luft nach oben E-Book

Michael Barczok

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Beschreibung

Wussten Sie, dass wir regelmäßig einen Heißluftballon voller Luft ein- und ausatmen? Ob wir Marathon laufen oder schlafen, unsere Lunge versorgt uns permanent mit der optimalen Menge an Sauerstoff. Wir spüren unser Atemorgan bloß, wenn etwas nicht stimmt. Was passiert, wenn wir husten, kurzatmig sind oder schnarchen? Was steckt hinter Allergie, Asthma und COPD? Was können wir gegen all die Atembeschwerden tun? Wie fit ist eigentlich die eigene Lunge? Darüber hinaus stellt sich Barczok den Fragen der aktuellen Debatte: Wie sinnvoll sind Grenzwerte für Dieselabgase und Fahrverbote? Wie gefährlich ist die Feinstaubbelastung in unsere Atemluft? Alle Antworten und die besten Tipps für eine lebenslang gesunde Lunge finden sich in diesem Buch.

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Seitenzahl: 334

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumVorwortCOVID-19 – Risiken begrenzen bei Virus-EndemienPowerorgan LungeDie Reise ins Innere unserer LungeDer große und der kleine KreislaufJenseits der LungenbläschenVon Tauchern, Autopiloten und KühlschränkenEntspannend atmen – einfache Hilfestellungen für unsere LungeWas Hyperventilation mit Singen zu tun hatStellen Sie das Rauchen ein — am besten sofort!Vom Arbeitsplatz bis in den HobbykellerWer lange hustet, lebt auch langeHusten ist nicht gleich HustenDie Physik des HustenanfallsWarum Schleim nicht wässrig werden darfNur Zärtlichkeit hilft weiterDie unsichtbaren Gefahren in unserer Luft4000 Tonnen am ersten Tag des Jahres!Ozon und die Gefahren der HöheVom Winde verweht? Nicht wirklich!Lockende Duftstoffe — duftende AllergeneDer Dieselmotor im WohnzimmerVom grippalen Infekt über die Lungenentzündung bis zur SchwindsuchtNiemand bleibt verschont: der AtemwegsinfektUnterschätzte Gefahr: die LungenentzündungLuft am falschen Ort: PneumothoraxStechende Schmerzen: die RippenfellentzündungGanz plötzlich: die LungenembolieDas Comeback der LungentuberkuloseAsthma – Atmen durch einen StrohhalmDer Baum und die AtemnotDer Asthma-Motor schlechthin: AllergienLieber ein Nashorn als eine KatzeLuftschadstoffe als WegbereiterBacke, backe HustenDas Dumme am TrainingseffektMilben: zehn Millionen in jeder MatratzePollen: was der Klimawandel mit Allergien zu tun hatWelcher Sport ist bei Asthma sinnvoll?Was langfristig bei Allergien helfen kannCortison, muss das denn unbedingt sein?Asthmacontrolling: Wie stabil sind meine Bronchien?Das Beste aus beiden Welten: Sinnvolles und Sinnloses aus der KomplementärmedizinNicht die Psyche macht Asthma, sondern Asthma verändert die PsycheCOPD – wenn die Bronchien rostenWird COPD vererbt?Die Lunge altert vor — in RiesenschrittenDas Problem mit dem RückflugticketCortison, Adrenalin, Vagolytika – was hilft?Gute Lebensqualität trotz COPDLungenkrebs – wenn Zellen bösartig werdenWie entstehen Krebszellen?Vererbung oder Umwelt? Vorbeugung ist entscheidendVom Krebs geheilt?!Telemedizin à la Dr. Scott — die Zukunft der PneumologieSchlafapnoe – wenn nachts der Atem hängen bleibtBlau im SchlafZehn Kilo, die Mandeln und eine SchnarchschieneEin Tennisball im Schlafanzug?Der Klassiker: NasenmaskeTodesfalle SekundenschlafDie Lunge auf dem PrüfstandVon Gipfelfluss bis Totraum — jede Menge TestsDie Sache mit dem KohlenmonoxidWie kann ich meine Lunge testen?Nur im Röntgenbild wird die Lunge sichtbarAllerlei aus der SprechstundeVerheiratete Männer leben länger als alleinlebendeManchmal ist der Papagei der MörderUnd manchmal der RaumluftbefeuchterDiagnose: LandluftSind E–Zigarette, Heat Stick oder Shisha echte Alternativen?Flimmerhärchen flimmern - nicht nur in der LungeKein Termin beim Pneumologen - Bismarck ist schuld!Luft nach oben – aus Sicht der Atempädagogin Susanne Menrad–BarczokAtemraum ist LebensraumAtemrhythmus und AtemphasenKörperhaltungKönnen wir unsere Lunge trainieren?Mit Atemübungen endlich wieder durchatmenÜbungsimpulse - BasicsÜbungsimpulse für zwischendurchSchnelltest Lungenfunktion

Über dieses Buch

Wussten Sie, dass wir täglich einen Heißluftballon voller Luft ein- und ausatmen? Ob wir Marathon laufen oder schlafen, unsere Lunge versorgt uns permanent mit der optimalen Menge an Sauerstoff. Wir spüren unser Atemorgan bloß, wenn etwas nicht stimmt. Was passiert, wenn wir husten, kurzatmig sind oder schnarchen? Was steckt hinter Allergie, Asthma und COPD? Was können wir gegen all die Atembeschwerden tun? Und wie fit ist eigentlich die eigene Lunge? Alle Antworten und die besten Tipps für eine lebenslang gesunde Lunge finden sich in diesem Buch.

Über den Autor

Dr. Michael Barczok ist Internist und Arzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, Sozial-, Schlaf- und Umweltmedizin. Er praktiziert und lehrt am Lungenzentrum Ulm. Als gern gesehener Experte hält er Vorträge und gibt Interviews in überregionalen Zeitungen wie »Die Welt« und »Der Tagesspiegel«. Barczok ist in zweiter Ehe verheiratet mit der Atemtherapeutin Susanne Menrad-Barczok und Vater von fünf Söhnen.

DR. MICHAEL BARCZOK

LUFT nach OBEN

Wie richtiges ATMEN uns stärker macht

Mit hilfreichen Übungen aus der Praxis von der Atemtherapeutin Susanne Menrad-Barczok

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Alle medizinischen Ratschläge und Informationen in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen der Autoren und des Verlags, ersetzen aber in keinem Fall den Gang zum Arzt. Die Angaben erfolgen daher ohne Garantie und Gewährleistung.

Originalausgabe

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Steffen Geier, Heidelberg

Illustrationen Innenteil: Leonard Riegel, www.leonardriegel.de

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Einband-/Umschlagmotiv: © FinePic®, München/H. Henkensiefken; © FinePic/shutterstock

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-6074-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Vorwort

Haben Sie heute schon daran gedacht, dass Sie eine Lunge haben? Wenn ja, dann stimmt womöglich etwas nicht. Wenn sich Ihre Lunge mit Husten, Atemnot, Verschleimung oder ungewöhnlichen Geräuschen meldet, dann steckt etwas dahinter, im besten Fall eine harmlose Bronchitis, vielleicht aber auch Asthma, COPD oder Schlimmeres. Verhält sich Ihre Lunge dagegen unauffällig (so wie sie es am liebsten tut), heißt das aber nicht, dass sie faul »herumlungert«. Im Gegenteil!

Ob wir nun schlafen oder Marathon laufen, die Sauerstoffzufuhr klappt normalerweise völlig reibungslos. Jeden Tag pumpen wir so viel Luft durch unsere Lungen, schaufeln hektoliterweise Sauerstoff in unseren Körper hinein und verbrauchtes Kohlendioxid hinaus, dass wir jeden Monat einen Heißluftballon damit füllen könnten. Unsere Lunge ist ein Meisterwerk der Evolution, geschaffen dafür, dass wir alle unsere Organe ausreichend mit Sauerstoff versorgen können – und ohne Sauerstoff geht nun mal gar nichts.

In diesem Buch möchte ich Ihre Wahrnehmung für das Atmen schärfen, Ihnen zeigen, wie man die Kraft einer ruhigen Atmung freisetzen kann, aber natürlich auch, wie kleine und große Probleme mit unserer Lunge rechtzeitig erkannt und erfolgreich beseitigt werden können. Als ambulant tätiger Lungenspezialist habe ich in den letzten Jahrzehnten mehr als 40.000 Menschen mit Erkrankungen der Atemwege, der Bronchien und der Lunge untersucht und behandelt, Schulungsprogramme entwickelt und zahllose Fragen rund um das geflügelte Powerorgan in unserem Brustkorb beantwortet. Das alles ist in dieses Buch eingeflossen.

Jeder zwanzigste Mensch, der dieses Buch in die Hand nimmt, leidet unter Asthma und jeder zehnte an COPD, das heißt, alleine in Deutschland sind etwa zwölf Millionen Menschen von dem einen oder dem anderen betroffen. Weltweit ist die COPD drauf und dran, die dritthäufigste Todesursache zu werden. Dieses Buch beschäftigt sich daher besonders ausführlich mit diesen beiden Krankheitsbildern. Aber es geht mir dabei natürlich weniger um die Vermittlung von Fachwissen im Einzelfall (dieses Buch kann schließlich keinen Arztbesuch ersetzen!) als vielmehr um ein grundsätzliches Verständnis, das Sie bewusster und besser atmen lassen soll. Denn die meisten von uns haben, was ihre Lunge betrifft, noch Luft nach oben.

Mitgearbeitet hat daran auch meine Frau, Susanne Menrad-Barczok, die als Atemtherapeutin an meiner Seite tätig ist und für Kranke wie Gesunde im letzten Kapitel ganz konkrete Übungen und Ratschläge zur Optimierung der Atmung bereithält.

COVID-19 – Risiken begrenzen bei Virus-Endemien

Ausgehend von der chinesischen Industriemetropole Wuhan hat sich das sogenannte Corona-Virus oder auch SARS-CoV-2 in Windeseile zunächst über einige asiatische Staaten nach Europa weiterverbreitet, wo es insbesondere in Italien, später Spanien und schließlich vielen europäischen Ländern zu enormen Problemen geführt hat, bis es nach Amerika und schließlich auf andere Kontinente übergesprungen ist.

Die Pandemie erschüttert nicht nur unser Gesundheitssystem, sondern auch die gesamte Wirtschaft. Selbst starke Industrieländer wie Deutschland oder die Vereinigten Staaten kommen an ihre Belastungsgrenzen.

Besonders verheerend wirkt sich aus, dass nicht genügend Schutzanzüge, Schutzmasken, Handschuhe, Intensivbetten und nicht zuletzt Ärzte sowie Pflegepersonal vorhanden sind, als hätte uns dieses Virus ganz und gar unvorbereitet und ohne Ansage erwischt. Dabei haben schon die ersten Bilder, die aus Wuhan eintrafen, schnell klargemacht, dass das Ausmaß dieser Pandemie schlimmer ist, als selbst ausgeprägte Influenza-Wellen, wie die des Jahres 2018. Auch die sogenannte Vogelgrippe oder die Schweinegrippe haben viele Opfer gefordert, doch nur die berühmt-berüchtigte Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 hauptsächlich in Europa und Amerika wütete, kann wohl zum Vergleich mit der weltumfassenden COVID-19-Pandemie (wie das Krankheitsbild inzwischen wissenschaftlich richtig benannt wird) herangezogen werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt (April 2020) ist nicht klar, wie schnell und wie dauerhaft wir den neuen Erreger wirklich unter Kontrolle bringen können. Er wird uns möglicherweise in Zukunft, ähnlich wie die Influenza, weiter begleiten. Dann nämlich, wenn es zwar gelingt einen Impfstoff zu entwickeln, sich aber das Virus als so anpassungsfähig erweisen sollte, wie beispielsweise die Influenza-Viren, die es Jahr für Jahr durch einen sich ändernden Gen-Pool notwendig machen, immer wieder neue Impfstoffe zu entwickeln. Trotzdem müssen wir hinnehmen, dass der Impfschutz nicht immer lückenlos ist und Menschen an Grippe erkranken, obwohl sie geimpft wurden. Meist ist das Krankheitsbild dann allerdings weniger ausgeprägt als wenn überhaupt nicht geimpft wurde.

Bin ich besonders gefährdet?

In dieser Zeit spüre ich in vielen Gesprächen mit Atemwegspatienten die tiefe Verunsicherung, Sorge und Angst selbst zu erkranken, selbst Risikoperson zu sein. Verbunden ist damit der Wunsch, dagegen etwas machen zu können, sich nicht nur hinter einem Mundschutz zu verbarrikadieren und die eigene Wohnung nicht mehr verlassen zu können, sondern positiv und aktiv die Situation zu bewältigen und dem Virus die Stirn zu bieten.

Toll, das ist die richtige Einstellung, um mit dieser scheinbar unabwendbaren Problematik umzugehen. Gemeinsam mit meiner Frau, die als Atemtherapeutin tätig ist, wollen wir Ihnen ein Stück weit Mut machen, Ängste nehmen und Ihre Sorgen umlenken in Aktivität und entschlossenes Handeln.

Gegen Viren helfen keine Antibiotika

Viruserkrankungen haben es zumindest bislang an sich, dass wir außer Impfungen in der Regel keine wirklich wirksamen Waffen gegen sie in der Hand haben. Gleichwohl können wir hoffen, dass wir in Anbetracht großer Forschungsbudgets mittelfristig Waffen finden werden, die zumindest die Chancen verbessern, langfristig auch Virus-Infektionen zu besiegen. Das wäre jedenfalls bei Erregern wichtig, bei denen es nicht gelingt, durch Impfungen das Problem gut in den Griff zu bekommen. Wenn Impfungen verfügbar sind, dann gilt es allerdings auch, diese Möglichkeit wirklich zu nutzen.

Wir haben es beispielsweise kaum je geschafft, bei der Influenza die Impfquote auf nennenswert höhere Quoten als 50 Prozent zu bringen, das heißt, nur jeder Zweite hat die Chance genutzt, dieser durchaus ebenfalls potentiell schwerwiegenden, mitunter tödlichen Erkrankung durch eine Impfung ganz einfach zu begegnen.

Eine Lehre aus der COVID-19-Pandemie sollte sein, dass wir in Zukunft zumindest bei Virus-Erkrankungen oder auch bakteriellen Erkrankungen, gegen die Impfungen zur Verfügung stehen, diese Möglichkeit sehr viel besser und intensiver nutzen. So gesehen sollte die Liste der dringend empfohlenen und gesetzlich auch geforderten Impfungen über Masern hinaus, erweitert werden. Anders lässt sich der sogenannte Herdenschutz, also der Umstand, dass wenigstens 70 Prozent der Menschen entweder nach einer Erkrankung oder besser durch eine Impfung, nicht mehr angesteckt werden können, bei ansteckenden Erkrankungen nicht ohne viele Opfer erreichen.

Schutz schaffen durch Impfen

Ist ein so hoher Anteil der Menschen immun, dann treffen Krankheitserreger auf ausreichend geschützte Menschen, dass ihnen sozusagen die Opfer ausgehen und es immer unwahrscheinlicher wird, dass Erreger es überhaupt noch schaffen, sich in dieser Situation weiter auszubreiten. Ihnen geht sozusagen unterwegs die Puste aus, bevor sie einen neuen, empfangsbereiten Organismus finden.

Je nachdem wie ausgeprägt die Ansteckungsfähigkeit des Erregers ist, andere Organismen zu infizieren und wie gut es gelingt, durch entsprechende Maßnahmen die Verbreitung des Virus zu erschweren, wird die Ausbreitungswelle einer Virus-Pandemie sehr unterschiedlich ausfallen.

Wir alle haben gelernt, die Modellberechnungen der Virologen zu fürchten und ihre mathematische Unerbittlichkeit auf unser aller Leben, zunächst ungläubig, später bestürzt, zur Kenntnis genommen.

Kein Wunder, dass vor allem Menschen, die plötzlich zu Risikogruppen erklärt wurden, es mit der Angst zu tun bekamen. Neben dem Umstand, dass bei der COVID-19-Pandemie vor allem ältere Menschen besonders stark betroffen sind, wurde bereits aus den ersten chinesischen Studien schnell klar, dass es weitere Risikogruppen gibt, die stärker als andere befürchten müssen, dass eine COVID-19-Infektion bei ihnen zu größeren Problemen führen kann, als in der Normalbevölkerung und hier vor allem bei jüngeren Menschen, bei denen das Krankheitsbild in aller Regel nur als einfacher grippaler Infekt abläuft.

Der SARS-CoV-2 Virus tritt in ganz unterschiedlichen Ausprägungen auf

Bei etwa 80 Prozent der Menschen kommt es nur zu einer leichten, grippeartigen Symptomatik mit ein bisschen Husten, Fieber, Geschmacksstörungen, vielleicht auch etwas Durchfall, aber eher leichten Symptomen.

Etwa 15 Prozent der Patienten erwischt es schlimmer, sie entwickeln hohes Fieber, starken Husten und werden richtig krank. Mitunter werden Organsysteme wie Lunge, Herz, aber auch andere Organe von der Viruserkrankung miterfasst und machen entsprechende Beschwerden, bis hin zu einer Virus-typischen Form der Lungenentzündung.

Bei Gott sei Dank nur wenigen Patienten (circa 5 Prozent) geht dies soweit, dass die Lungenentzündung oft beängstigend schnell zu Sauerstoffmangel führt. Der macht es erforderlich, den Patienten zu beatmen, also ihn in ein künstliches Koma zu versetzen und über Tage, manchmal Wochen, mit hohen Sauerstoffraten am Leben zu halten, da die Kranken ansonsten schnell erschöpft wären. Die Atmung verflacht, der Körper kann weder genügend Sauerstoff aufnehmen und noch schafft er es, Kohlendioxid aus dem Körper über die geschädigte Lunge zurückzuführen. Es kommt zu einem Zusammenbruch der Körperfunktionen.

Für Risikopersonen gilt, dass sie, was die Frage einer möglichen Infektion mit dem Virus anbetrifft, genauso gut oder schlecht dastehen, wie andere auch. Wenn es aber darum geht, ob sie schwerere Komplikationen entwickeln, beatmet werden müssen und gegebenenfalls die Erkrankung nicht überleben, stehen sie deutlich schlechter da, als andere Menschen im selben Alter und in der gleichen Lebenssituation. Was die Lunge betrifft, werden insbesondere Menschen mit COPD, Asthma bronchiale, Lungenfibrosen und Patienten mit einem Lungentumor bzw. einer chronischen entzündlichen Erkrankung der Lunge, als Risikopersonen angesehen.

Warum ist das so, was macht einen Menschen, der beispielsweise ein allergisches Asthma hat, zur Risikoperson bei einer COVID-19-Infektion?Die gute Nachricht vorweg!

Menschen mit Asthma haben nicht einfach so ein höheres Risiko, schwerwiegendere Komplikationen einer Covid-19-Erkrankung zu erleiden als andere, jedenfalls dann, wenn noch keine dauerhaften Schäden an der Lunge entstanden sind und das Asthma gut unter Kontrolle ist. Alle bisher bekannten Daten, auch aus anderen vergleichbaren Virus-Pandemien zeigen deutlich, dass beispielsweise ein allergisches Asthma, das gut unter Kontrolle ist, bei dem die Belüftung der Lunge normal funktioniert und auch die »Müllabfuhr« ganze Arbeit leistet, kein höheres Risiko für die Entwicklung einer Virus-Pneumonie bietet, als für einen lungengesunden Menschen.

Das ist auch leicht zu verstehen.

Wo liegt denn das Risiko einer Vorerkrankung der Lunge oder der Bronchien?

Nun, zum einen gilt für alle Erkrankungen der Lunge, dass Verluste an Lungengewebe, die dazu führen, dass weniger Lungenleistung zur Verfügung steht als normal, schon für sich allein zum Problem werden kann, wenn das restliche Lungengewebe sich entzündet und der Gasaustausch vorübergehend nicht mehr funktioniert.

Während eine gesunde Lunge als Überschussorgan über viele Reserven verfügt, fehlen diese natürlich, wenn, aus welchem Grund auch immer, Lungengewebe vorab geschädigt wurde.

Was genau passiert in der Lunge bei einer Covid-19-Infektion

Unter Gasaustausch verstehen wir, dass der Körper über das Kanalsystem der Bronchien Luft zu den Lungenbläschen befördert und wie im Kapitel Powerorgan Lunge beschrieben, aus der Luft Sauerstoff über die dünne Membran der Lungenbläschen ins Blut übertritt und auf der anderen Seite das verbrauchte Gas, also Kohlendioxid aus dem Blut zurück in die Lungenbläschen wandert und von dort dann wieder in die Umgebungsluft abgegeben werden kann. Dieser Prozess funktioniert in einer unglaublichen Präzision und Funktionalität, aber nur, wenn genügend Lungenbläschen zur Verfügung stehen und wenn auch die Wand der Lungenbläschen hinreichend den Transport von Sauerstoff bzw. CO2 ermöglicht.

Das Problem bei Virus-Pneumonien ist, dass sich die Erreger vor allem im Lungengewebe, also zwischen den Lungenbläschen und den Bronchien vermehren, es zu einer Entzündungsreaktion mit entsprechenden Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen kommt und dabei auch die Wand der Lungenbläschen mit einbezogen wird. Das wiederum führt dazu, dass die Wand sich verdickt und der Übertritt von Sauerstoff ins Blut massiv behindert wird. Eine Lunge, die in einem größeren Umfang durch die Virus-Infektion lahmgelegt wird, ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Sauerstoff zu liefern, was schnell die zusätzliche Gabe von Sauerstoff notwendig macht und mitunter auch dazu führt, dass zusätzlich mit Druck Sauerstoff in das erkrankte Organ über eine Beatmungsmaschine eingeschleust werden muss. Sollte selbst dadurch kein ausreichender Effekt mehr zu erzielen sein, kann für längere Zeit Blut über eine spezielle Maschine außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anreichert werden. Die Funktion der Lunge wird komplett durch eine Maschine übernommen. Das geht freilich nur eine begrenzte Zeit und erfordert einen immensen Aufwand an Technik und Betreuung.

Ist aber genügend gesundes Lungengewebe vorhanden, funktioniert auch die sogenannte Atempumpe, also unser Zwerchfell und die sogenannte Atemhilfsmuskulatur ausreichend, dann kann man auch erstaunlich gut mit einer schweren Lungenentzündung fertig werden, bis der Körper den Entzündungsprozess selbst wieder unter Kontrolle hat.

Asthmatiker können aufatmen, wenn …

Die etwa vier bis acht Millionen Asthmatiker in der Bundesrepublik haben meist eine normale Lunge. Nur in Phasen, in denen sie Eiweißmoleküle einatmen, auf die sie allergisch sind, geht es ihnen schlechter, weil sich die Bronchien verengen und die Schleimhäute in den Bronchien anschwellen. Wird dies behandelt beziehungsweise verschwindet das Allergen wieder, bleiben in aller Regel keine dauerhaften Schäden am Lungengewebe zurück.

Wir können schon einmal festhalten, dass die allermeisten Asthmatiker bezogen auf ihre Lunge keine Sorge haben müssen, unter einer Virus-Infektion besonders stark zu leiden.

Allerdings kann es problematisch werden, wenn die Lunge nicht gut unter Kontrolle ist. Das lässt sich besonders gut bei Pollenallergikern beobachten, weil diese zeitlich begrenzt zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich der Baum- oder Gräserblüte, von Tag zu Tag immer stärkere Beschwerden entwickeln. Das führt in der Regel dazu, dass die Patienten schlecht Luft bekommen und dass durch die Schwellung der Schleimhäute die normalen Abwehrvorgänge in den Bronchien behindert werden. In Phasen einer Infektionswelle bekommen die Allergiker über das zunehmende Asthma hinaus ein weiteres Problem.

Das wird schnell klar, wenn wir uns die Frage stellen, warum in manchen Fällen das Virus im Bereich der oberen Atemwege bleibt, dort nur verhältnismäßig wenig Beschwerden verursacht und nach einer Zeit wieder verschwindet. Bei anderen Menschen dagegen wandert das Virus in die Tiefe und sorgt dort für Komplikationen, wie eben bei einer Viruspneumonie.

Weite Bronchien und eine gesunde Lunge senken das Risiko

Es scheint so, als würden Bronchien, die gut belüftet sind und deren Entsorgung problemlos funktioniert, das Virus eher daran hindern können, nach unten zu wandern und sich im Lungengewebe einzunisten, als wenn dies eben nicht der Fall ist. Wir wissen noch nicht sicher, welche Abläufe hier eine Rolle spielen.

Vieles deutet aber darauf hin, dass eine intakte Schleimhaut dem Virus mehr Widerstand leistet, als eine Schleimhaut, die in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigt ist.

Sie kennen ja schon die Struktur unserer Bronchien.

Während um den Bronchus herum Muskelfasern die Weite der Bronchien regulieren können, ist die Innenschicht mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die Schleimzellen enthält sowie sogenannte Flimmerhärchen, die ununterbrochen von unten nach oben schlagen und dabei in den Schleim hineingreifen können, der um sie herum produziert wird. Wie ein Förderband transportieren die Flimmerhärchen den Schleim schön langsam nach oben und mit ihm alles, was wir im Laufe der Zeit so einatmen: Dreckpartikel, Staubkörnchen, Bakterien, Pollen oder auch Viren, all dies bleibt im klebrigen Schleim hängen und wird von tausenden und abertausenden Flimmerhärchen in periodischen Wellenbewegungen schön gleichmäßig nach oben bewegt.

Nach oben heißt in diesem Fall, dass vom tiefsten Punkt der Lunge, unmittelbar über dem Zwerchfell bis nach oben zum Rachen und zum Kehlkopf immerhin etwa 50 Zentimeter Wegstrecke zurückgelegt werden müssen. Dies in aller Regel gegen die Schwerkraft, jedenfalls, wenn wir sitzen oder stehen. Nur nachts, wenn wir im Bett liegen, haben es die Flimmerhärchen leichter.

Bei Menschen mit einem schlecht behandelten Asthma ist die Schleimhaut verdickt und der Schleim oft zäh und klebrig. Insgesamt ist die Transportfähigkeit des Bronchialsystems damit deutlich reduziert. Für Viren und Bakterien bietet diese Situation die Chance, die Abwehrmöglichkeiten des Körpers zu umgehen, den Weg nach unten zu finden, und sich dort einzunisten, wo wir sie am wenigsten gebrauchen können, nämlich im Lungengewebe selbst. Es ist daher wichtig, dass wir gerade in Phasen einer Virus-Pandemie darauf achten, dass die Bronchien optimal funktionieren. Nur wenn sie ihre Abwehr- und Entsorgungsfunktion hundertprozentig wahrnehmen können, hat das Virus schlechte Chancen, sich in der Tiefe festzusetzten.

Aber wie ist das mit Cortisontabletten?

Für Patienten mit Asthma und COPD gilt in der Regel, dass eine konstante Gabe an Cortisontabletten nur selten erforderlich ist. Wenn überhaupt, finden diese Medikamente Verwendung in sogenannten Notfall-Plänen. Beispielsweise bei einem massiven Allergenkontakt mit Pollen, Tierhaaren oder Milben kann es notwendig sein, vorübergehend für kurze Zeit Cortisontabletten einzusetzen. Das ist dann auch bedenkenlos möglich, wenn die Einnahmedauer einen Zeitraum von ein bis maximal zwei Wochen nicht überschreitet und nach anfänglich hoher Dosierung die Medikamente in rasch abnehmender Dosierung eingesetzt werden. Erfahrungsgemäß sind bei diesem Vorgehen besondere Probleme mit der Abwehrbereitschaft des Körpers nicht zu erwarten. Im Gegenteil gilt, dass bei ausgeprägten Atemnotsbeschwerden, ausgelöst durch stark angeschwollene Schleimhäute, nicht nur die Belüftung der Lunge, sondern auch die »Müllabfuhr« stark behindert ist. Oft wirken deswegen auch inhalative Medikamente nicht mehr oder nur noch schwach, weil sie einfach nicht mehr in die Tiefe gelangen. In dieser Situation ist es notwendig und auch hinsichtlich einer möglichen Covid-19-Infektion von Vorteil, wenn die normale Funktion der Bronchien so schnell als möglich wiederhergestellt und im Weiteren dann durch inhalative Medikamente gesichert wird. Im Notfall also bitte, den Notfallplan, den Sie erhalten haben, nutzen, nicht zulassen, dass ein Asthma- oder COPD-Schub dazu führt, dass Sie stationär aufgenommen werden müssen. Das schlechteste, was passieren kann, ist, dass in Zeiten einer Virus-Endemie Patienten mit einem entgleisten Asthma in der Notaufnahme mit ansteckungsfähigen anderen Patienten kollidieren.

COPD und Covid-19

Viele Patienten mit COPD machen sich in Virus-Zeiten große Sorgen, akut zu erkranken und damit schnell und erheblich in Not zu geraten. Das ist auch nicht unberechtigt. Je nach Schweregrad der COPD stehen dem Körper nur geringe Reserven zur Verfügung, um eine akute Verschlechterung abfangen zu können. Gerne verwende ich in der Sprechstunde den Satz:

»Sie haben nur noch wenig Wasser unter dem Kiel. Ein ordentlicher Felsbrocken kann schon dazu führen, dass Ihr Boot aufläuft. Wir müssen daher alles dafür tun, dass Sie mehr Wasser unter den Kiel bekommen oder Schadstoff-Ballast loswerden.«

Auch hier gilt: Das wichtigste ist, die Bronchien so gut offen zu halten, wie nur irgend möglich. In Infekt-Zeiten ist es nicht sinnvoll, auszutesten, mit wie wenig Medikamenten man zurechtkommt, ob man nicht statt zweimal nur einmal seine Inhalationsmedikamente nimmt. Jetzt kommt es darauf an, alle Möglichkeiten zur Stabilisierung von Bronchien und Lunge konsequent zu nutzen.

Lassen Sie sich schon mal gegen Influenza und Pneumokokken impfen!

Für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen ist es überaus wichtig, dass sie möglichst umfassend geimpft sind gegen Influenza und sobald verfügbar auch Covid-19, aber auch gegen Bakterien, insbesondere gegen Pneumokokken. Pneumokokken spielen insbesondere bei chronischen Lungenerkrankungen beziehungsweise Herzerkrankungen eine große Rolle und können schwere, schlecht beherrschbare Pneumonien auslösen. Darüber hinaus passiert es nicht selten, dass Pneumokokken als Nutznießer einer Virus-Infektion auftreten, das heißt, sie befallen die akut bereits geschädigte und notleidende Lunge zusätzlich und stellen damit den Körper vor eine schier unlösbare Aufgabe. Deswegen ist es sinnvoll, den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts zu folgen und Pneumokokken bei Menschen über 60 Jahren mit einer chronischen Atemwegserkrankung und/oder einer Herzinsuffizienz gegen Pneumokokken zu impfen, wobei diese Impfung nur alle paar Jahre wiederholt werden muss und darüber hinaus ein neuer Impfstoff in der Zulassung ist, der überhaupt nur einmal im Leben gegeben werden muss.

Hygiene und Abstandregeln sind die halbe Miete

Einige Patienten mit Asthma oder COPD benötigen bei ausgeprägteren Beschwerden manchmal auch für längere Zeit Cortison in Tabletten- oder Spritzenform, manchmal auch andere Medikamente, wie beispielsweise Methotrexat oder Azathioprin. Patienten mit einer Tumorerkrankung benötigen darüber hinaus auch weitere, das Zellwachstum hemmende Medikamente, deren Nebenwirkung ebenfalls eine Reduktion der Abwehrbereitschaft sein kann.

Je nach Dosierung und Einnahmedauer können diese Medikamente die Gefahren einer Covid-19-Infektion ungünstig beeinflussen. Trotzdem dürfen diese Medikamente nicht einfach abgesetzt werden. Sie sollten vielmehr mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen und sich beraten lassen. Wenn Sie die entsprechenden Medikamente weiterhin benötigen, ist es wichtig, dass Sie besonders gut auf sich achten. In dieser Situation ist es gut, bei jedem Außenkontakt eine Schutzmaske vom Typ FFP2/3 zu tragen und die hervorragenden Vorgaben des Robert-Koch-Instituts zu beachten, was den Abstand zu anderen Menschen und das Händewaschen betrifft.

Sie sollten auch im häuslichen Bereich auf möglichst viele Fremdkontakte verzichten, bis auch für Sie Medikamente oder eine Impfung verfügbar sind. Auch für Sie gilt allerdings, dass Sie innerhalb der eigenen geschützten vier Wände möglichst aktiv bleiben sollten. Ich empfehle einfache Trimm-Dich-Übungen oder Atemtherapie machen (siehe Kapitel Atemtherapie Luft nach oben – aus Sicht der Atempädagogin Susanne Menrad-Barczok in diesem Buch) und auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung achten. Vor allem sollten Sie, falls Sie noch rauchen, jetzt damit aufhören. Nie war es so wichtig wie heute, damit Schluss zu machen.

Rauchstop jetzt, sofort!

In vielen Statistiken, die sich mit Todesfällen während der großen Covid-19-Pandemie befassten, war immer wieder überdeutlich zu sehen, dass Patienten mit einer fortgeschrittenen chronischen Atemwegserkrankung wie COPD ein besonders hohes Risiko haben, Komplikationen der Erkrankung zu erleiden, vor allem dann, wenn sie zum Zeitpunkt der Erkrankung auch noch rauchen.

Was verbirgt sich dahinter?

Nun, an anderer Stelle habe ich schon breit ausgeführt, dass Rauchen in besonderer Weise die »Müllabfuhr« der Lunge schädigt. Das Rauchen einer einzigen Zigarette reicht aus, um über einen Zeitraum von ca. acht Stunden die Müllabfuhr der Bronchien, also das synchrone Schlagen der Flimmerhärchen von unten nach oben, komplett lahmzulegen. Da die wenigsten Menschen drei Zigaretten auf einmal rauchen, sondern mehrere Zigaretten über den Tag verteilen, folgt daraus, dass die Müllabfuhr des Körpers über den ganzen Tag und oft auch bis weit in die Nacht hinein stark beeinträchtigt ist. Nur durch Abhusten von Schleim kann der Körper dann noch versuchen, zumindest einen Teil des Problems zu entsorgen.

Es ist immer schlecht zu rauchen, in Zeiten einer Virus-Pandemie ist es aber ganz besonders schlecht, da nun nicht nur der Dreck der eigenen Zigarette in der Tiefe liegen bleibt, sondern auch eindringende Viren nicht mehr gegen den Strom schwimmen müssen, sondern in aller Ruhe ihren Weg nach unten finden können.

Nie war es daher so wichtig wie heute, das Rauchen zu lassen!

Hinzu kommt, dass durch Rauch, Feinstaub und alle möglichen Gifte auch die Abwehrzellen des Körpers in ihrer Funktion beeinträchtigt sind und sich mit den eindringenden Feinden nur noch mit halber Kraft auseinandersetzen können.

Ein weiteres Problem scheint zu sein, dass der Umstand, dauernd eine Zigarette in den Mund zu nehmen und dabei mit den Fingern und der Zigarette im Gesichtsbereich herumzufummeln, ebenfalls den Kontakt zwischen Viren, die auf den Fingern an der Hand oder auf der Haut sitzen und dem Atemwegstrakt, begünstigt. Das erleichtert das Eindringen der Viren zusätzlich.

Also gilt es jetzt mehr denn je, das Rauchen zu lassen, zumal in Pandemiezeiten viele Menschen zuhause bleiben und die üblichen Zigarettenpausen bei der Arbeit wegfallen.

Vielen mag es leichter gelingen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie nicht dauernd von Kollegen und Kolleginnen zum Mitrauchen animiert werden. Für andere mag die häusliche Beengung freilich auch ein zusätzliches Problem sein, höre ich doch immer wieder die Sorge, dass man ja unausstehlich wird, wenn man das Rauchen einstellt und dass unter beengten Bedingungen die Stimmung zuhause dadurch nicht besser wird.

Das könnte in der Tat ein relevantes Problem sein. Gegebenenfalls macht es dann Sinn, nicht einfach mit dem Rauchen aufzuhören, sondern auf Nikotinersatzmittel zurückzugreifen, wie E-Zigarette, Nikotinpflaster oder Kaugummi, jedenfalls Möglichkeiten, die den Nikotinentzug zumindest abmildern und es einfacher machen, auf Zigaretten zu verzichten. Der Arzt kann Ihnen hierzu auch Medikamente verordnen, die über einen begrenzten Zeitraum hinweg die Sucht schwächen und es erleichtern, tatsächlich mit dem Rauchen aufzuhören.

Persönlicher Überlebensplan Virus-Schutz

Die Notwendigkeit eines möglichst umfassenden Impfschutzes habe ich bereits erwähnt. Darüber hinaus kann ich versuchen, die Bronchien in ihrer Entsorgungsfunktion stärker zu unterstützen und die Belüftung der Lunge mit dem Ziel zu optimieren, dass selbst, wenn Lungenteile geschädigt sind, noch genügend Reserven zur Verfügung stehen, um die Sauerstoffversorgung des Körpers auch unter ungünstigen Bedingungen garantieren zu können.

Für Menschen mit Allergien gilt, dass sie über die Einnahme entzündungshemmender und ggf. auch bronchienerweiternder inhalativer Medikamente hinaus unbedingt versuchen sollten, in Bezug auf ihr Allergen ganz besonders aufmerksam zu sein und möglichen Auslösern allergischer Beschwerden so konsequent wie nur irgendwie möglich, aus dem Weg zu gehen.

Das beste Spray hilft nichts, wenn eine Katzenallergikerin mit einer Katze schmust, die beste Vorbeugung versagt, wenn ein Pollenallergiker bei starkem Pollenflug einen Radausflug über offene Felder unternimmt. Auch regelmäßige Medikamenteneinnahme reicht nicht mehr aus, wenn ein Hausstaubmilbenallergiker meint, mitten im Winter den Keller ausräumen zu müssen. Immer, ganz besonders aber in Zeiten einer zusätzlichen Gefährdung durch Viruserkrankungen gilt, Allergenen so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Man kann diesen Ratschlag vergleichen mit der dringenden Empfehlung in Pandemie-Situationen nicht nur einen Mundschutz zu tragen, sondern auch die Ein-Meter-Fünfzig-Abstandsregel zu befolgen und sich häufig und intensiv die Hände zu waschen. Das lässt sich analog auch auf Allergene übertragen. In Zeiten zusätzlicher Gefährdung muss dem jeweiligen Allergen noch viel konsequenter aus dem Weg gegangen werden, als dies sonst der Fall ist.

Pollenallergiker sollten jetzt im Frühling und Sommer besonders achtsam sein.

Man kann versuchen, »seinen Pollen«, auf die man allergisch reagiert, möglichst konsequent aus dem Weg zu gehen. Beispielsweise ist die Hochzeit der Baumpollen meist gegen Mittag und am frühen Nachmittag, wenn die Blütenstände abtrocknen und Pollen dadurch verstärkt freigesetzt werden. Für Gräser hingegen gilt, dass sie unter bestimmten Bedingungen (Bodentemperatur über 16 Grad, leichter Wind, Erwärmung kurz nach Sonnenaufgang) eher am frühen Morgen Beschwerden verursachen, sodass es sinnvoll ist, das morgendliche Joggen eher auf den Abend zu verlegen und im Übrigen auch in einer Umgebung zu laufen, zu joggen oder Rad zu fahren, in der naturgemäß weniger Pollen unterwegs sind, wie zum Beispiel Waldgebiete. Der Wald dient als natürlicher Filter, am Waldboden ist die Luft sehr viel Pollenärmer, als rund um den Feldern.

Der zunehmende Einsatz von Mund-Nasen-Masken im Rahmen der Covid-19-Pandemie birgt im Übrigen gerade für Patienten mit einer Atemwegsallergie den durchaus relevanten Vorteil, dass große Partikel sehr gut von diesen Masken zurückgehalten werden. Ein Pollenkorn ist sehr viel größer als ein Virus und wird von Masken entsprechend gut aus der Luft herausgefiltert. Für Atemwegsallergiker hat also das Tragen einer Maske doppelten Nutzen. Die Gefährdung durch virushaltige Tröpfchen sinkt, darüber hinaus sinkt auch die Gefahr schwerer Asthmabeschwerden selbst durch den Einsatz einfacher Mund-Nasen-Tücher oder -Masken.

Was kann ich sinnvollerweise noch tun, um meine Lunge auf eine Infektphase vorzubereiten?

Nun, ganz wichtig ist eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und eine hinreichende Flüssigkeitszufuhr.

Wussten Sie, dass wir jeden Tag fast einen Liter Schleim produzieren, der die Innenschicht der Bronchien auskleidet und von den Flimmerhärchen tagaus, tagein nach oben transportiert wird, um Schmutzpartikel etc. aus dem Körper herauszuschaffen? Einwandfrei funktionieren kann das nur, wenn der Schleim die richtige Konsistenz hat. Das heißt, er darf nicht zu flüssig und nicht zu zäh sein. Ist er zu zäh, wird er klebrig, der Schutzfilm reißt ab und die kontinuierliche Reinigungsfunktion leidet. Oft kommt es dann zu Schleimzusammenballungen, die sich zusätzlich verhärten und immer schlechter abhustbar sind. Das ist häufig bei Infekten der Fall, sodass gemeinsam mit Antibiotika mitunter auch die Verabreichung von Schleimlösern sinnvoll sein kann. Ein gleicher Effekt lässt sich auch durch die Inhalation von Salzwasser erreichen, wobei die Konzentration von Salz beim Inhalieren am besten etwas höher sein sollte als üblich, beispielsweise in Form einer zwei- oder dreiprozentigen Salzlösung. Das hat den zusätzlichen Effekt, dass sozusagen Flüssigkeit aus der Umgebung angesaugt und geschwollene Bronchien dadurch ein Stück weit entlastet werden. Außerdem haben höherprozentige Salzlösungen ebenfalls den sinnvollen Effekt, dass Bakterien sie nicht mögen und ggf. absterben, weshalb man ja früher schließlich auch Nahrungsmittel, die man länger lagern wollte, mit einer Ladung Salz eingepökelt hat.

Nein, nein, soweit wollen wir natürlich bei Lunge und Bronchien nicht gehen, eine gepökelte Lunge wird nicht mehr so richtig funktionieren können. Aber die Inhalation einer zwei- bis dreiprozentigen Salzlösung hilft weiter und ist gut verträglich.

Nicht nur zu dicker Schleim stellt ein Problem dar, auch zu flüssiger Schleim ist nicht von Vorteil.

Nun, je flüssiger der Schleim ist, je wässriger seine Konsistenz sich verhält, desto größere Probleme haben die Flimmerhärchen, den Schleim zu fassen und mit ihren Schlagbewegungen nach oben zu bringen. Ist der Schleim richtig wässrig, dann versagt das System komplett. Flüssigkeit in den Bronchien kann dann nicht mehr nach oben befördert werden, sondern läuft immer wieder zurück in die Tiefe des Bronchialbaums. Das ist das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen. Manche schleimlösenden Medikamente, wie beispielsweise ACC, sind da unerbittlich und machen flüssigen Schleim immer flüssiger. Andere Mittel, wie pflanzliche Sekretolytika oder auch Ambroxol hingegen verändern nicht direkt die Zusammensetzung des Schleims, sondern regen stattdessen Drüsen zur Schleimproduktion an, die ein dünnes, geeignetes Sekret vermehrt herstellen. Ambroxol hat darüber hinaus noch einen spannenden Effekt dahingehend, dass nach neueren Forschungen die Müllabfuhr in Zellen durch diese Substanz verbessert wird, also insgesamt der Körper bei Reparatur- und Entsorgungsvorgängen unterstützt wird.

Die Müllabfuhr der Bronchien verstärken!

Bei der Beseitigung von zähem, Husten auslösenden und die Abwehr störendem Schleim, spielen auch mechanische Faktoren eine große Rolle. Wer dauernd sitzt oder liegt, wird schnell Probleme mit dem Schleimtransport entwickeln. Je mehr man sich bewegt und je intensiver dabei die Lunge durchgeschüttelt wird, desto besser funktioniert es, Schleim nach oben zu bringen. Optimal ist das Hüpfen auf einem Trampolin. Allerdings muss ich einräumen, dass einem älteren Menschen wie mir, der noch dazu die ersten Probleme mit seinen Gelenken hat, das Springen auf einem Trampolin nicht so ganz behagt, jedenfalls nicht ohne eine Stütze, an der ich mich festhalten kann. Es genügt im Übrigen, festen Schrittes zu wandern, zu joggen oder Nordic Walking zu praktizieren, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Auch Schwimmen eignet sich, wobei beim Schwimmen hinzukommt, dass man sich in einer dunstigen, Wasser gesättigten Atmosphäre aufhält, die ihrerseits wiederum die Schleimverflüssigung unterstützt. Auch in Virus-gefährdeten Zeiten lässt sich Bewegung ausüben, notfalls mit Hilfsmitteln in der eigenen Wohnung. Im schlimmsten Fall kann man im Flur auf und ab laufen, bis man seine Marathonkilometer abgespult hat.

Ein letzter Tipp: Sehr gut kann man die Schleimlockerung und -entsorgung unterstützen, indem man sich abklopfen lässt oder ein Zusatzgerät benutzt, beispielsweise den RC-Cornet, der sozusagen von innen die Bronchien abklopft und den Schleim lockert.

Für Infektzeiten gilt jedenfalls ganz besonders:Das Kanalsystem offen und sauber halten!

Ich habe schon erwähnt, dass körperliche Bewegung wichtig ist, um die Lunge ordentlich zu belüften und die Schleimentleerung anzuregen und zu unterstützen. Auch Sport ist für Patienten mit Asthma sowieso, aber auch für Patienten mit COPD nicht verboten. Im Gegenteil, wir können zwar unsere Lunge selbst nicht trainieren, durch noch so viel Sport wächst weder ein Lungenbläschen nach, noch regeneriert sich ein kaputter Bronchus, weil wir körperlich trainieren.

Und trotzdem ist Sport immens wichtig, um die Lungenleistung zu stabilisieren und möglichst gut dazustehen. Was wir nämlich sehr wohl trainieren können, ist zum einen die Funktion unseres großen Blasebalgs, des Zwerchfells, aber auch die sogenannte Atemhilfsmuskulatur rund um den Schultergürtel, Arme und Brustwandmuskeln. Gerade wenn eine vorgeschädigte Lunge zusätzliche Atemarbeit erfordert, weil plötzlich die Lunge durch einen Virus-Infekt unter Druck gerät, man schneller und tiefer atmen muss, um noch genügend Sauerstoff in den Körper zu bringen, ist die Funktionsfähigkeit dieser Muskulatur von möglicherweise lebensentscheidender Bedeutung. Deswegen ist es sinnvoll, diesen Bereich besonders zu fördern und zu trainieren. Am besten geht das in einem Studio, indem möglichst sogar ärztlicher Rat zur Verfügung steht, jedenfalls Trainer vorhanden sind, die sich mit der Problematik auskennen und entsprechend spezifische Tipps und Tricks geben können.

Es gibt auch atemgymnastische Übungen, die Sie im Atemtherapieteil des Buches finden, mit denen speziell das Zwerchfell trainiert werden kann. Darüber hinaus lassen sich auch alle anderen an der Atmung beteiligten Muskelgruppen gezielt fördern und ausbauen.

Gerade für Menschen deren Lungenleistung auf niedrigem Niveau limitiert ist, ist gezielter Lungensport von großer Bedeutung und wo immer entsprechende Lungensportgruppen vorhanden sind, sollten Patienten mit COPD und im Fall von Asthma auch bei Asthmasportgruppen sich anmelden und die Programme intensiv nutzen – damit sie im Falle einer Viruserkrankung ausreichend gewappnet sind.

Gilt all das, was wir bisher besprochen haben, auch für den Fall, dass ein Infekt wirklich ausbricht und man sich krank fühlt, vielleicht sogar Fieber entwickelt?

Manches ja. Schleimfördernde Maßnahmen und Atemgymnastik lassen sich auch mit Krankheitsgefühl noch machen. Verzichten allerdings sollte man auf anstrengende Tätigkeiten. Bei einem ausgeprägten Virusinfekt ist es wichtig, den Körper zur Ruhe zu bringen und sich möglichst wenig zu belasten. Viele Virustypen, auch Covid-19, befallen nicht nur die Atemwege und die Lunge, sondern auch andere Organe wie Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren und vor allem auch Herz und Gehirn. Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu tragischen, plötzlichen Todesfällen bei Hochleistungssportlern, bei denen sich im Nachhinein herausstellte, dass ein nicht erkannter Virusinfekt zu einer Muskelentzündung des Herzens (Myokarditis) geführt hat, die zu einer akuten Herzinsuffizienz unter Belastung führen und damit sogar tödlich sein kann.

Deswegen sollte man beim Ausbruch relevanter Krankheitssymptome mit allen Arten von Sport aufhören, allenfalls leichte Tätigkeiten wie Spazierengehen sind erlaubt, solange man noch kein Fieber hat. Ansonsten sollte man auf den Körper hören und sich Trainingsmäßig zurücknehmen. Der Patient sollte in einer solchen Situation auch Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten, ob zusätzlich der Einsatz beispielsweise von Fiebersenkenden Medikamenten notwendig ist oder auch die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, um während der Phase der Bettruhe nicht eine Thrombose oder gar Lungenembolie zu erleiden.

Die Covid-19-Pandemie zeigt weltweit, dass wir mit all den Möglichkeiten der modernen Medizin doch an Grenzen stoßen und weiter auf der Hut sein müssen, nicht plötzlich mit ganz neuen Erregern konfrontiert zu werden. Lernen kann man daraus vor allem, seinen Körper zu jedem Zeitpunkt so gut wie möglich fit zu halten, angebotene Präventionsmaßnahmen zu nutzen und darauf zu achten, dass chronische Erkrankungen möglichst gut unter Kontrolle sind. Damit hat man für sich alles Notwendige getan, um einer Gefahr von außen erfolgversprechend Widerstand leisten zu können.

Powerorgan Lunge

Zwischen 15.000 und 20.000 Liter Luft pumpen wir durch unsere Lunge, um unseren täglichen Bedarf an Sauerstoff zu decken. Und wo wir schon bei erstaunlichen Zahlen sind: Unserer Lunge steht – würde man sie auseinanderfalten – die Oberfläche eines Tennisplatzes zur Verfügung, um für unseren Körper genügend Sauerstoff bereitzustellen. Sie merken schon, die Lunge wird leicht unterschätzt, dabei ist sie ein wahrlich faszinierendes Powerorgan, das Tag und Nacht arbeitet und dabei Unvorstellbares für uns leistet.

Wir können Wochen ohne Nahrung überleben (ich sogar Monate, wenn ich meinen Bauchumfang betrachte), Tage ohne Wasser, aber nur Minuten, ohne zu atmen, bevor als Erstes das Gehirn und dann alle anderen Organe unwiderruflich ihre Funktion einstellen. Wie ein Computer sofort stoppt, dem plötzlich der Stecker gezogen wird, so schnell und endgültig erlischt das Leben in uns, wenn unsere Lunge den Dienst quittiert. Es ist daher kein Wunder, dass alle Funktionsstörungen, die bei der Atmung auftreten, von unserem Gehirn augenblicklich als äußerst bedrohlich und alarmierend erlebt werden – ob es uns direkt bewusst ist oder auch nicht.

Die Atmung ist alles, Anfang und Ende unseres Lebens. Einatmen, ausatmen, kurze Pause – ein ewig gleicher Kreislauf, vom ersten Schrei nach der Geburt bis zum letzten Atemzug. Wenn wir achtzig Jahre alt sind, wird die Atempumpe etwa 600 bis 700 Millionen Mal den lebensnotwendigen Sauerstoff in unseren Körper befördert haben. Ohne Pause, ohne Urlaub, dynamisch angepasst an den Bedarf zwischen Schlaf und körperlicher Belastung.

Die Menge an Luft, die täglich durch unsere Lungen fließt, würde einen Heißluftballon füllen

Auch wenn das Bild der Pumpe den Anschein erweckt, als handele es sich beim Atmen um einen rein mechanischen Vorgang, dem Atmen und dem Atem wohnt eine zutiefst mystische Bedeutung inne. Lungenärzte wie ich nennen sich Pneumologen. Das griechische Wort Pneuma steht dabei für den Atem ebenso wie für den Geist und die Seele. Gott haucht Adam den »Lebensodem« ein, und der erste Schrei eines Neugeborenen, das erste »Atemholen«, ist gleichsam eine ewig sich wiederholende Erneuerung dieses Schöpfungsaktes. Wir »schöpfen Atem« und befeuern damit »für einen Atemzug« die Energiegewinnung in unserem Körper. Archaische Ängste kommen sofort hoch, wenn wir »um Atem ringen« müssen, und ja, irgendwann werden wir »den letzten Atemzug tun«. Dann ist uns für immer »die Luft ausgegangen«.