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Als wäre das Magiechaos nicht schon genug Arbeit, will ein Lehrer jetzt auch noch ein Oster-Theaterstück aufführen. Das heißt Luke und seine Freunde müssen proben, während sie gleichzeitig eine besonders listige Pathologie jagen. Doch diese ist anders, als alle zuvor: Sie kann reden! Und sie ist extrem nervig. Um sie wieder loszuwerden, müssen sich die Abenteurer tief in das Reich der Knochen wagen und niemand kann sagen, was sie dort noch alles erwartet.
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wilma Müller, geboren 2003, ist mitten in ihrem dualen Studium im Bereich Physiotherapie. Mit 13 Jahren fing sie an ihre Ideen zu Papier zu bringen und das Schreiben ist aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Luke von Wizik und die Gefangenen der Anatomie“ ist der dritte Teil der Luke von Wizik-Reihe und gehört zu ihren Kinderbüchern.
1 VERRÜCKTES SCHAUSPIEL
2 MÄUSEJAGD
3 IN DER MAUSEFALLE
4 MACH DIE OHREN AUF
5 KNOCHENGEKLAPPER
6 GRILLEN
7 IN DEN ROLLEN
8 MIT BÄNDERN VERBUNDEN
9 ERKUNDUNGEN
10 ZWEITE CHANCE
11 SHOWTIME
12 MISSION HAPPY END
13 ZUSAMMEN
GROßE PROBLEME!
„Ich bin Luke von Wizik und ich bin gut in Mathe und Physik und gebe damit auch immer an. Aber das mache ich nur, wenn ich nicht wie eine Schlaftablette irgendwo rumhänge oder mit den beiden Klassensprechern zusammen bin. Mit den beiden bilde ich eine ganz komische und lächerliche Freundesgruppe, nur dass ich nicht einmal, wie die beiden, Fußballspielen kann. Außerdem trage ich immer ganz dumme Mützen, um die Narbe auf der Stirn zu verstecken, weil ich mich wie Harry Potter fühle, aber der einzige Zauber, den ich bisher geschafft habe, ist, dass auf mysteriöse Weise zwei Schüler verschwunden sind“, imitierte Marcel mich extra beleidigend und bewegte sich dabei, als wäre ich eine Mischung aus Gollum und einem Zombie. Keine Ahnung warum wir dieses Schauspielerei-Projekt überhaupt machen mussten.
Was sollten wir daraus lernen? Dass Marcel ein Idiot war, hatte ich vorher schon gewusst und er hatte gerade nur Schwachsinn erzählt. Ja, mein Name stimmte und ich mochte Mathe und Physik, aber Bene und Tamtam waren viel mehr als nur Klassensprecher und Fußballspieler, sie waren unglaublich! Bene war ein richtiger Anatomie-Profi, der auch echt viel Ahnung von Technik hatte und Tamtam war super mutig und ging immer entschlossen voran.
Mit ihnen zusammen hatte ich schon die Gallenblase und das Herz wieder in Ordnung gebracht, aber das konnte Marcel ja nicht wissen, das war unser Geheimnis. Apropos Geheimnisse, zwei davon spielten gerade über unseren Köpfen mit einem geknüllten Stück Papier Basketball: Brady und Tachy, unsere beiden Zeitgeist-Freunde, die Sachen verlangsamen und beschleunigen konnten. Sie waren echt die perfekten Streichespieler, doch gerade hielten sie sich zurück.
„Was ist denn da oben?“, mit gerunzelter Stirn blickte Marcel ebenfalls hoch. Zum
Glück bemerkten die beiden Zeitgeister es noch rechtzeitig und flüchteten sich in die Wand. Der Papierball flog noch ein letztes Mal durch den Korb und landete verloren auf dem Boden. Gar nicht seltsam. Gefasst machte ich einfach mit unserer Aufgabe weiter: „Ich bin Marcel und ich bin reich und habe viele Fans.“
Mehr hatte ich eigentlich nicht zu ihm zu sagen. Ich war aber auch kein großer Schauspieler. Meine Freunde dafür umso mehr.
Sie waren mit der ersten Aufgabe schon fertig und Tamtam spielte gerade eine Hexe oder so und kicherte dabei super schurkisch. Währenddessen tat Bene so, als wäre er eine noble Prinzessin mit Knicks und Haare zurückwerfen und allem.
Ich konnte nicht mehr! Das sah zu lustig aus! „Es ist wundervoll sich von anderen inspirieren zu lassen, aber ihr solltet trotzdem versuchen, eure eigene Performance zu verbessern. Wir wollen doch alle gemeinsam ein schönes Oster-Theater auf die Beine stellen“, meldete sich auf einmal unser Lehrer zu Wort und grinste uns durch seinen dicken, weißen Bart an.
Mit einer roten Jacke und Stiefeln könnte er glatt als Weihnachtsmann durchgehen.
Als Antwort nickte ich einfach mal. „Oh! Bravo Matts! Herrliche Darstellung!“, richtete unser verrückter Lehrer seine Aufmerksamkeit auf die nächste Gruppe.
Ich verstand immer noch nicht, warum wir ein Oster-Theater machen mussten, aber Herr Triller ging darin vollkommen auf. Und jetzt mussten wir unseren inneren Schauspieler finden, da wollte ich ja sogar lieber normalen Unterricht machen.
Plötzlich sah ich etwas Weißes über den Boden zischen. Im ersten Moment dachte ich, es wäre nur das Papierbällchen, das vielleicht von einem Windstoß erfasst worden wäre, aber etwas stimmte nicht. Verwirrt sah ich es mir genauer an.
„Luke! Ich will eine gute Rolle haben! Meine ganze Familie wird da sein, also streng dich als mein Partner mehr an. Ich kann ja nichts dafür, dass du keine richtige Familie mehr hast“, wies mich mein unfreiwilliger Partner zurecht und landete damit einen totalen Tiefschlag.
Bis vor Kurzem hatte ich noch bei meinen Großeltern gewohnt, die jetzt aber im Altenheim lebten.
Und meine Eltern waren als Archäologen ständig irgendwo auf Reisen und schickten mir nur immer wieder Postkarten und kleine Souvenirs.
Deshalb wohnte ich nun hier in Schlimmthal bei meinem Onkel und meinen beiden Cousinen.
Wirklich wie meine Familie fühlte es sich noch nicht an, sie waren halt nervig und komisch und es gab fast nur alptraumhaftes Essen, aber trotzdem sollte er nicht so etwas sagen. „Meine Familie ist immer noch besser, als deine. Sie erwarten nicht von mir, dass ich quasi Männchen mache, damit alle sehen, wie toll ich doch bin. Außerdem ist es bei euch doch einfach nur langweilig“, schoss ich zurück.
„Du weißt doch gar nicht, wie es bei mir zu Hause ist! Ihr habt einfach überhaupt keine Ziele!“, beleidigte uns der Schnösel weiter.
Plötzlich schrie unser Lehrer laut auf.
Erschrocken fuhren wir herum. Er war auf den Boden gefallen.
Tamtam war sofort zur Stelle. Verkrampft schüttelte Herr Triller sein Bein aus und sein Gesicht entspannte sich wieder.
Was war denn das gewesen? Moment mal! Da war nochmal das weiße Ding auf dem Boden!
Jetzt konnte ich es auch richtig erkennen! Es war eine Maus! Eine weiße Maus! Hatte die irgendetwas damit zu tun?
Hier gab es so viele verrückte Sachen, eine magische Maus wäre da nicht das Verrückteste.
Auch einer unserer Klassenkameraden bemerkte das Tier und schrie ängstlich auf. War deswegen auch der
Schauspielbegeisterte hingefallen? Einfach nur aus Schreck? Gab es doch eine schlichte, nichtmagische Erklärung? Aber warum hatte er dann sein Bein so komisch ausgeschüttelt? Außerdem war hier doch nie etwas normal, immerhin war das hier Schlimmthal.
Sofort suchte ich den Blick meiner Freunde und es war klar: Sie dachten genau das Gleiche.
„Alles ist gut. Wir sagen einfach dem Hausmeister Bescheid und üben schön weiter. Seht es als Zeichen. Jetzt könnt ihr nochmal ganz frisch in eure Rollen schlüpfen“, überspielte Herr Triller den Moment leichtfertig, aber darin waren ja alle Erwachsenen Weltklasse.
Blöd war nur, dass meine Freunde und ich deswegen nicht reden konnten, mein Schauspiel-Partner war ja immer noch Marcel. Hoffentlich würde die Aufteilung nicht die ganze Zeit so bleiben.
Diese Stunde zog sich schrecklich in die Länge und ich konnte mich auch überhaupt nicht auf dieses Theaterzeug konzentrieren, aber ich brauchte sowieso keine Hauptrolle in dem Quatsch.
Der einzige Lichtblick war, als ich einmal aufs Klo ging und Brady und Tachy die Chance nutzten, mitzukommen.
Sie hatten sogar schon eine Idee, was diese weiße Maus gewesen sein könnte: Eine Gelenkmaus.
„Gelenkmäuse haben viele Namen, zum Beispiel freie Gelenkkörper oder auf Latein Corpus liberum. Die hier sah aus wie aus Knorpel oder Knochen, das sind auch die meisten. Oft entstehen sie bei Unfällen als Splitter, die sich lösen oder sich bei Gelenkerkrankungen abspalten“, lieferte mir Brady gleich einen halben Lexikon-Bericht.
Eifrig übernahm Tachy: „Und wenn die so im Gelenk rumschwirren, können sie sich verkanten. Dann ist die Bewegung eingeschränkt und man hat oft Schmerzen.
Aber wenn man das Gelenk schüttelt, kann es wieder freikommen und es ist nochmal gut.
Deswegen könnte dieser verrückte Heini auch sein Bein geschüttelt haben. Allerdings ist diese Gelenkmaus sehr weit weg von ihrem Gelenk, so viel ist sicher.“
„Hier gibt es auch unterirdische Skelette?“, fragte ich und hatte sofort eine schaurige Skelett-Armee im Kopf.
„Natürlich! Anatomie ist mehr als nur Organe“, entgegnete der flinke Zeitgeist völlig selbstverständlich. Aber woher sollte ich das denn wissen?
„Hallo?! Kannst du mal schneller machen?! Und was führst du für seltsame
Selbstgespräche?“, kam es zusammen mit einem ungeduldigen Klopfen von der anderen Seite der Tür. Ups.
Ich hatte vergessen, dass ich noch auf dem Klo war und eigentlich musste ich auch noch.
„Tut mir leid! Ich brauch noch einen Moment!“, rief ich und wandte mich leiser an meine geisterhaften Freunde: „Ihr könnt gehen, wir reden dann in der Pause weiter.“
„Bis später!“, verabschiedete sich Brady locker und schwebte einfach durch die Wand.
„Aber gib dir mehr Mühe. Bene und Tamtam sind viel lustigere Schauspieler. Die Show muss doch gut werden“, merkte Tachy noch an, bevor auch sie verschwand. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln.
„Beeil dich!“, drängelte der vor der Tür. Ja, es war wirklich mal Zeit. Und danach musste ich weiter mit Marcel irgendwelche dummen Rollen verkörpern, sowas wie zwei Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen hatten. Ein unpassenderes Szenario gab es für uns kaum.
Besser waren da die beiden Pizzaboten, die sich streiten sollten, streiten konnten wir. Oder die alten Opis aus dem Altenheim, die kriegten wir auch sehr gut hin.
„Du hast bestimmt ein Gebiss aus Gold“, grummelte ich mit meiner besten Opa-Stimme und hielt mir mit einer Hand den gebeugten Rücken. „Und du versteckst unter deiner Mütze nur deine Glatze“, meckerte er wie eine alte Ziege. „Wenigstens ist in meinem Kopf noch was drin, anders als bei dir“, konterte ich und klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Was? Ich hör dich nicht richtig! Du musst lauter reden! Du bist immer so leise wie eine Kirchenmaus!“, mein dummer Partner hielt sich die Hand ans Ohr.
„Du hörst einfach nur schlecht, du taube Nuss!“, gab ich ganz in meiner Rolle zurück. Wie gesagt, im Streiten waren wir gut, so gut, dass unser Lehrer irgendwann dazwischen ging.
Und danach bekamen wir die Aufgabe, feine Leute auf einem Ball zu spielen, damit wir wandelbarer wurden.
Die Erklärungen von Herr Triller waren immer wieder komisch. Doch zum Glück klingelte es nur ein paar Minuten später.
Endlich konnten wir raus!
Zwischendurch hatten die beiden Zeitgeister auch Bene und Tamtam informiert, sodass wir jetzt alle drei Gelenk-Profis waren.
Eigentlich mussten wir nur noch überlegen, ob wir zuerst versuchten die Gelenkmaus zu fangen oder nach dem Gelenk suchten, das dieses Problem verursacht hatte.
Bene wollte unbedingt die Knochenorte sehen und ich fände es auch super interessant, aber nach der ganzen Gefahr in der Herzkammer und davor schon der Gallenblase wäre zur Abwechslung doch mal ein ruhiges Abenteuer ganz nett.
Wir hatten zwischen den Pathologien kaum Pause! Erst einmal schön in der normalen Welt bleiben. So sahen es auch die Zeitgeister und Tamtam konnten wir überreden. Mehrheitsentscheidung.
Außerdem müsste das Problem im Grunde erledigt sein, wenn die Gelenkmaus weg war.
Die Schmerzen und so kamen ja nur davon, wenn die Gelenkmaus an eine blöde Stelle kam. Es könnte ganz leicht sein.
Oder vielleicht auch nicht, die Gelenkmaus war seit unserer Theaterübung nämlich nicht mehr aufgetaucht. Wir mussten sie wohl irgendwie anlocken, eine Falle. Allerdings würde eine normale Falle eher weniger funktionieren.
Mussten Gelenkmäuse eigentlich etwas essen? Bestimmt war das eine der Fragen, die Tachy und Brady dumm fanden und deswegen nicht beantworten wollten oder konnten. Auf jeden Fall brauchten wir irgendeinen Köder.
Bei den Zeitgeistern hatten wir dafür ja ein seltsames Hexenbrett genutzt und damit die Chance für einen super krassen Streich. Ob die Gelenkmaus auch Lust auf eine Streiche-Gelegenheit hätte? Sie hatte ja schon ziemlich frech gewirkt.
Konnte sie uns eigentlich auch verstehen? Bei Tieren war ich mir da nicht so sicher, allerdings war sie ja auch magisch.
„Wir kennen nicht jede Pathologie persönlich! Woher sollen wir das wissen?“, schmetterte Tachy irgendwann alle meine Fragen ab, als wir in der zweiten großen Pause auf dem Schulhof weiter knobelten.
„Vielleicht können wir ja versuchen, die Routen der Gelenkmaus nachzuverfolgen. Eine Schülerumfrage oder so würde sicher funktionieren. Und dann suchen wir ein Muster“, schlug Bene wieder eine ganz wissenschaftliche Methode vor und meinte schmunzelnd: „Oder wir gehen das Ursprungsgelenk ausfindig machen. Das läuft uns auch nicht weg.“
„Das ist so langweilig! Wir machen daraus doch keine Wissenschaft! Das ist Magie!“, widersprach Brady ihm und rollte mit den Augen. „Aber unsere Probleme werden sich nicht wie durch Magie lösen“, warf ich ganz gefasst ein.
„Ihr könntet aber auch einfach mal mit eurem Pläneschmieden aufhören und die Augen aufmachen“, mit diesen Worten stieß Tamtam gleich Bene und mir den Ellenbogen in die Seite. Aua.
„Guckt mal“, half sie mir noch ein wenig auf die Sprünge und deutete nach oben. Oh. Etwas Kleines, Weißes huschte durch die Regenrinne.
Die Gelenkmaus! Tamtam hatte sie einfach gefunden! Vielleicht sollte ich auch mal anfangen, einfach die Augen aufzuhalten, statt immer vor mich hin zu grübeln.
„Und wie kriegen wir sie jetzt da runter?“, fragte Bene und legte nachdenklich den Kopf schief. „Hier zu mir!“, rief unsere Freundin nur komplett aus dem Zusammenhang und riss die Arme hoch.
Was hatte sie vor? So würde die Gelenkmaus doch nie zu ihr kommen! Das war viel zu offensichtlich!
Oh. Ihr wurde ein Fußball zugekickt. Gekonnt nahm sie den Pass an und schoss den Ball dann mit aller Kraft aufs Dach hoch, direkt gegen die flüchtige Pathologie. Ein Weltklasse-Schuss! Mit diesem Plan hätte ich nie gerechnet und die Gelenkmaus anscheinend auch nicht. Sie verlor den Halt und fiel vom Dach runter, während der Ball vom Schwung ein Stück nach oben rollte und beim Rückweg in der Dachrinne hängen blieb.
„Ey! Was sollte das!?“, kam es aufgebracht von hinter uns, doch wir achteten gar nicht darauf.