Luke von Wizik - Wilma Müller - E-Book

Luke von Wizik E-Book

Wilma Müller

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Beschreibung

Luke ist gar nicht glücklich darüber nach Schlimmthal zu seinem Onkel und seinen nervigen Cousinen zu ziehen und dann passieren auch noch all diese seltsamen Dinge! Erdbeben, flackernde Laternen, Magenkrämpfe und Zuckerschock-Blitze, die alles in Zucker verwandeln. Was ist da nur los? Sein Sitznachbar hat da eine Idee, doch die ist absolut verrückt: Anatomie-Magie.

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Wilma Müller, geboren 2003, ist mitten in ihrem dualen Studium im Bereich Physiotherapie. Mit 13 Jahren fing sie an ihre Ideen zu Papier zu bringen und das Schreiben ist aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Luke von Wizik und der Stein der Galle“ gehört wie die Bougoslavien-Reihe zu ihren Kinderbüchern.

Für Loui

Inhaltsverzeichnis

1 : Willkommen in Schlimmthal

2 : Poltergeister

3 : Im Regen

4 : Ganz langsam

5 : Die bifurkation

6 : Vorbereitung

7 : Der verschwundene Junge

8 : Das Fußballspiel

9 : Geisterjagd

10 : Geister seid ihr da?

11 : Der Eingang

12 : Im Untergrund

13 : Der Stein der Galle

Geisterstarke Neuigkeiten!

Vielen lieben Dank!

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1

Willkommen in Schlimmthal

„Hallo, ich bin Lukas von Wizik, aber ich mag Luke mehr. Bis vor zwei Wochen habe ich noch bei meinen Großeltern in Mützenheim gewohnt, doch jetzt bin ich zu meinem Onkel hier nach Schlimmthal gezogen. Ähm ja. Das war’s eigentlich… Oh.

Und bevor ihr fragt: Nein, die Narbe auf meiner Stirn hat nichts mit irgendwelchen dunklen Zauberern zu tun.

Als ich noch ganz klein war, hatte unsere Katze mal ein Glas vom Tisch gekickt und ich hab mich blöd an einer Scherbe geschnitten, das ist alles. Ja, das war’s“, schloss ich meine Vorstellrunde ab und mein Blick zog durch all die Reihen fremder Gesichter.

Mitten im Schuljahr an eine neue Schule zu wechseln, war wirklich kein Spaß. Aber hier stand ich.

Es war schon klar, wo ich später sitzen würde, in der Klasse gab es nämlich nur noch einen freien Platz und der war neben einem gebräunten Jungen mit dunklen Haaren und einem Pulli auf dem ein grinsendes Gehirn mit einem kleinen Geweih abgebildet war, an dem Christbaumkugeln hingen und darunter stand: „Gehirn mit Gehörn.“

Das war schon ein seltsamer Spruch und irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass er ein seltsamer Kerl war.

Ich meine, ein verrückter Weihnachtspulli im Februar?

Auch wenn es noch kalt war, war es echt nicht die Jahreszeit dafür. Und dann auch noch sein Mäppchen, das die Form eines Ufos hatte.

Ein vielversprechendes Gesamtbild…

„Und jetzt alle zusammen!“, auffordernd wandte sich die Lehrerin an die Klasse. „Hallo Luke“, kam mir als geleierter Chor entgegen, wobei manche auch Lukas sagten. Insgesamt total unangenehm.

„Willkommen hier in Schlimmthal. Es ist wirklich schön, dich jetzt bei uns zu haben.

Setz dich doch schon mal neben Benedikt“, einladend deutete Frau Schulten auf den Stuhl neben dem merkwürdigen Jungen, den ich auch schon entdeckt hatte.

Halleluja.

Widerwillig schlurfte ich auf meinen neuen Platz. Auf meiner alten Schule hatte ich wenigstens Freunde gehabt.

Ich hatte keine Lust auf einen Neuanfang! Und ich wollte auch nicht in der ersten Reihe direkt vor der Lehrerin mit einem Gehirn-Spinner sitzen!

Gerade war ich einfach nur voll deprimiert.

Schlimmthal war wie der Name schon sagte einfach schlimm.

Echt blöd, dass meine Oma ein neues Hüftgelenk gebraucht hatte und sie wegen ihrem neuen Pflegegrad ins Altenheim gemusst hatte und mein Opa war mit ihr gegangen. Ich war so gerne bei ihnen gewesen!

Viel besser als bei meinen Eltern, die mit ihrem Archäologie-Zeug ständig hin und her reisten.

Da war immer alles so chaotisch gewesen.

Als Kind hatte ich kaum Zeit gehabt neue Freunde zu finden, doch zum Glück war das mit der Schulpflicht dann nicht mehr gegangen und ich war zu meinen Großeltern gezogen.

Und jetzt war ich hier bei meinem Onkel…

Yeah…

„Hallo Luke! Du kannst mich gerne Bene nennen! Das ist mein Spitzname, ist mir auch lieber. Übrigens, schicke Mütze“, quatschte mich mein spezieller Sitznachbar auch schon an.

„Hallo Bene“, begrüßte ich ihn mit einem wahrscheinlich ziemlich gezwungenen Lächeln.

Er versuchte ja nur nett zu sein.

„Ich bin mir sicher, du wirst dich hier schnell einfinden und wie zu Hause fühlen. Aber wir machen jetzt erst einmal mit dem Unterricht weiter und du guckst dir ganz entspannt an, wie es läuft.

Tamara kann dir später vielleicht auch noch ein bisschen die Schule zeigen. Sie ist hier die Klassensprecherin“, schallte erneut die hohe, fröhliche Stimme der Lehrerin durch die Klasse und ich folgte ihrer schwungvollen Armbewegung.

Sie deutete auf ein Mädchen mit Brille, vollgekrakelten Armen und lässigem Kurzhaarschnitt. Knapp nickte sie mir zu.

Aha. Sie wirkte auf jeden Fall sehr durchsetzungsfähig und auch nicht ganz normal. „Ich bin übrigens der stellvertretene Klassensprecher. Ich kann dir auch alles zeigen“, erklärte sich Bene strahlend bereit: „Es hat sich zwar sonst niemand zur Wahl gestellt, aber ich finde es trotzdem spitze. Vielleicht können wir ja nächstes Jahr zusammen kandidieren.“

„Ja, vielleicht“, meinte ich nur mit einem nichtssagenden Schulterzucken. Wer wusste schon, was bis nächstes Jahr noch alles passierte…

Der Unterricht zog irgendwie unwirklich an mir vorbei. Es war Mathe und eigentlich wusste ich schon alles. Auf meiner alten Schule hatten wir total den Mathe-Professor gehabt, der mit den Themen nur so durchgerast war, aber ich hatte das Fach auch schon immer gemocht. Es war so schön logisch.

„Psst!“, zischte mir mein Sitznachbar zu:

„Wenn du irgendwo nicht mitkommst, kann ich dir gerne helfen. Mathe ist voll mein Ding und Naturwissenschaften.“ „Danke, aber ich kann Mathe eigentlich auch ganz gut und das ist für mich auch nur alles Wiederholung“, flüsterte ich zurück.

„Oh! Dann könnten wir ja Mathebrüder werden oder so!“, ging er total begeistert gleich aufs Ganze. Allerdings brauchte ich immer erst ein bisschen mehr Zeit, bevor ich mit neuen Leuten warm wurde, ich war halt nicht so ein Energiebündel wie dieser Typ hier.

„Wenn es ja nur Wiederholung ist, kannst du uns sicher die Antwort zeigen“, meinte Frau Schulten mit einem herausfordernden Lächeln. Wortlos richtete ich meinen Blick auf die Tafel.

Dort stand eine Gleichung von klassischer Prozentrechnung, jedoch wahnsinnig kompliziert aufgeschrieben.

„Darf ich?“, fragte ich schon halb im Stehen. „Natürlich“, die Lehrerin wirkte ein wenig überrascht von meiner Initiative und machte mir so dynamisch Platz, dass ihr langer, bunter Rock richtig flatterte.

Kurzerhand griff ich mir die Kreide und schrieb die Faustformel eines Dreisatzes an die Tafel und tadaa!

Nach zwei einfachen Schritten hatte ich auch schon ein Ergebnis.

„Ein anderer Rechenweg, aber das richtige Ergebnis. Sehr gut! Versuch es das nächste Mal vielleicht trotzdem mit dieser Methode“, kommentierte die kleine Frau mit einem freundlichen Lächeln und schrieb den, von ihr gewünschten, Rechenweg an.

„Aber so ist es viel leichter und schneller“, erwiderte ich mit schief gelegtem Kopf.

Warum sollte man es denn unnötig schwer machen?

„Solche Rechenhilfen sind ja schön und gut und bringen einen auch ans Ziel, aber die Mathematik dahinter geht dabei verloren. So kann man es besser nachvollziehen“, erklärte mir Frau Schulten gut gelaunt.

Ich konnte nur nicht nachvollziehen, warum man es unbedingt so machen musste.

Allerdings war der erste Tag vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Diskussion.

Also ging ich brav auf meinen Platz zurück.

„Hey, klasse Aktion Neuer“, raunte mir jemand von hinten zu. Irritiert drehte ich mich um.

Da hockte ein Junge mit braunen, gelschmierigen Haaren und einer fetten Uhr am Handgelenk. Er trug sogar oberschick ein Hemd. Ehrlich!

Wieso war mir dieser Typ vorher nicht aufgefallen? Das sah so verrückt aus! Als wollte er gleich in ein Büro gehen und eine Firma übernehmen oder auf einer ganz feinen Party Kinderpunsch schlürfen. Oh ja, da sah ich ihn richtig.

„Bitte die Konzentration wieder nach vorne“, ermahnte uns Frau Schulten, eigentlich immer noch viel zu nett. Ein Wunder, dass alle so gut auf sie hörten, an meiner alten Schule wäre längst absolutes Chaos ausgebrochen.

Hier kam das Chaos erst als es zur Pause klingelte. Natürlich strömten sofort alle nach draußen, als wäre es ein Wettlauf.

„Bist du dir sicher, dass deine Narbe nichts mit Magie zu tun hat? Das sieht schon sehr nach einem Blitz aus. Du könntest der nächste Harry Potter sein“, legte Bene gleich los.

Eigentlich hatte ich ja gehofft, mit meiner Vorstellung solche Gespräche direkt zu verhindern, aber bei diesem Vogel hatte es wohl nicht funktioniert.

„Wenn ich magische Kräfte hätte, hätte ich es ja wohl gemerkt“, erwiderte ich nüchtern.

„Harry Potter hat seinen Brief nach Hogwarts auch erst mit elf bekommen. Oder du bist wie Percy Jackson und du wirst mit zwölf abgeholt. Das würde vom Alter doch fast passen“, bestand mein Sitznachbar auf dieser dämlichen Theorie.

„Dich sollte man wohl eher abholen und zwar ins Irrenhaus“, meldete sich auf einmal eine selbstgefällige Stimme und auf diesen gemeinen Spruch hin lachten ein paar schnatternd auf. Aha, das war dieser Hemdjunge, der so übertrieben seriös und schnöselig aussah.

„Nein danke, ich will dich nicht zu Hause besuchen“, konterte Bene locker und das Gesicht des anderen verfinsterte sich. Seine Anhängerschar brauchte einen langen Moment, um zu verstehen, dass Bene gerade sein Zuhause als Irrenhaus bezeichnet hatte und dann verzogen sie auch mal ihre Gesichter und schüttelten genervt die Köpfe.

Ich fand seinen Konter ja ziemlich gut.

„Ich bin Marcel. Du hast mit deinem Sitzplatz Pech gehabt und mit deiner Familie wohl auch, aber du könntest mich tatsächlich nach der Schule zu Hause besuchen“, lud er mich zu sich ein, aber wie!

Erst einmal meine Familie beleidigen und dann so tun, als könnten wir Freunde werden? Nicht mit mir.

„Nein, danke, ich will nicht ins Irrenhaus“, baute ich auf Benes Spruch auf und jetzt schnitt der Schnösel ein richtig verkniffenes Gesicht. Er sah aus, als hätte er eine ganze Zitrone gefuttert. Oh ja. Dem hatten wir es gezeigt.

„Wenn du meinst…“, Marcel sprach diese schlichten Worte wie die schlimmste Beleidigung der Welt aus und zog mit seinem Fan-Mob ab.

„Schlag ein!“, grinsend hob mein Sitznachbar die Hand. Ausgelassen klatschte ich ihn ab.

Eigentlich war er doch nicht so verkehrt.

„Aber eigentlich wäre es mega interessant gewesen, wenn du zu Marcel mit nach Hause gegangen wärst. Seine ganze Familie sind Bänker und sie sind steinreich! Ihr Haus ist so eine voll krasse Villa mit perfekt gestutzten Hecken drum herum, sogar mit Zinnen wie bei einer Burgmauer. Dafür haben sie extra Gärtner. Da sieht bestimmt alles total protzig aus. Du hättest auch davon erzählen können“, plauderte der Verrückte weiter:

„Aber bei mir zu Hause ist es auch ziemlich interessant. Auf der anderen Straßenseite haben wir eine Wiese, wo wir Weihnachtsbäume anpflanzen, quasi wie bei einer kleinen Baumschule. Allerdings haben wir bei ein paar den Moment zum Abschneiden verpasst und jetzt sind sie riesengroß. Perfekt zum Verstecken und so.“

Anerkennend nickte ich: „Das klingt schon lustig.“

„Du kannst mich ja mal besuchen!“, schlug er sofort einladend vor.

„Aber zuerst müssen wir noch die Schule hinter uns bringen. Zeigst du mir jetzt noch alles?“, bat ich ihn mit einem kleinen Lächeln.

„Oh ja, klar! Gerne!“, war er direkt wieder so begeistert: „Und nach der Schule zeige ich dir noch den Rest der Stadt!“ Diese Energie konnte ich echt gut gebrauchen.

„Dann legen wir mal los“, war ich bereit, mich an den netten Verrückten dran zu hängen.

Gut gelaunt führte er mich einmal herum, von den Musikräumen über die Kunsträume (mit einer Kunstwerk-Wand), die Bio-, Chemie-und Physiksäle, die Turnhalle, die Cafeteria und schließlich den Schulhof.

Er hatte seine Aufgabe als Führer wirklich ernst genommen und auch überall irgendwas zu erzählen gehabt.

Allerdings hatte ich nicht immer zuhören gekonnt. Das waren einfach zu viele Informationen auf einmal.

Typisch erster Tag.

„So. Alles in allem ist es eigentlich nur eine normale Schule, aber in Schlimmthal ist nichts normal“, geheimnisvoll winkte mich Bene näher: „Hier passieren seltsame Dinge.

Die Anatomie ist lebendig.“

Verwirrt runzelte ich die Stirn. War Anatomie nicht immer lebendig?

„Du wirst es schon noch sehen…“, meinte der Verrückte mit einem ganz mysteriösen Grinsen.

Aha. Wenn ich so an sein Ufo-Mäppchen dachte, hatte ich das Gefühl, dass er sich diese besondere, lebendige Anatomie vielleicht nur eingebildet hatte.

Er war trotzdem ein guter Sitznachbar, dass er ein bisschen verrückt war, war nicht so schlimm. Er teilte sogar einen Schokoriegel mit mir. Ein großer Pluspunkt für ihn. Dann in der nächsten Stunde hatten wir Erdkunde mit Herrn Fibel und der wollte richtig übermotiviert auch eine Vorstellung von mir. Also leierte ich das gleiche Zeug wieder runter, plus die komischen Zusatzinformationen die er wollte, über mein Lieblingsessen, mein Lieblingsland und so einen Quatsch.

Aber danach wurde es sogar noch seltsamer, denn er machte ein Geographie-Quiz, bei dem er einen aufgeblasenen Globus, quasi als Erdball durch die Klasse warf und jeder musste ein Land, eine Stadt oder einen Fluss nennen.