Lust in der Mitte - Gabi Pertus - E-Book

Lust in der Mitte E-Book

Gabi Pertus

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Beschreibung

Wie gestalten sich Sexualität und Liebe in der Mitte des Lebens? Die Autorin wirft einen Blick in die „Schlafzimmer" ihres Umfeldes. Offen und ehrlich berichten sehr unterschiedliche Menschen (viele Frauen, einige Männer) über 50 von ihrem Liebesleben. Losgelöste Lust gibt es nicht, sie ist eingebettet in die unterschiedlichen Lebenssituationen der Menschen. Es erzählen Heterosexuelle, Lesben, Schwule, Menschen mit verschiedenen Berufen, Gutsituierte, RentnerInnen, Arbeitslose, Obdachlose. Sie reden über unterdrückte Wünsche und das Ausleben von Fantasien, über die Liebe, die gelebte Sexualität und auch über Probleme mit dem Alltag und der Lust. Sie zeigen kein retuschiertes, beschönigendes, sondern ein authentisches Bild, sie zeigen, wie sich das Liebesleben einer Generation entwickelt hat und heute gestaltet. „Es ist eine geballte Portion Lebenserfahrung, die die Interviewpartner preisgeben.“(Schleswig-Holstein Journal)

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Gabi Pertus

Lust in der Mitte

Gesprächsprotokolle

konkursbuch Verlag Claudia Gehrke

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Über das Buch

Zur Autorin

Amanda, 53

Bernhard, 58

Carla , 58

Dorothea, 50

Eva, 52

Friederike, 65

Gunter, 55

Heidemarie, 56

Ingrid, 54

Johanna, 56

Karina, 51

Lutz, 50

Martha, 55

Nina und Peter, 50 und 55

Otto, 60

Patricia, 55

Quentin, 52

Ruth, 55

Sabine, 50

Thorsten, 53

Ulrike und Maximilian, 48 und 56

Veronika, 63

Wilma, 53

Xenia, 50

Yvette, 58

Zita, 56

Impressum

Über das Buch

Wie gestalten sich Sexualität und Liebe in der Mitte des Lebens? Die Autorin wirft einen Blick in die „Schlafzimmer" ihres Umfeldes. Offen und ehrlich berichten sehr unterschiedliche Menschen (viele Frauen, einige Männer) über 50 von ihrem Liebesleben.

Losgelöste Lust gibt es nicht, sie ist eingebettet in die unterschiedlichen Lebenssituationen der Menschen. Es erzählen Heterosexuelle, Lesben, Schwule, Menschen mit verschiedenen Berufen, Gutsituierte, RentnerInnen, Arbeitslose, Obdachlose. Sie reden über unterdrückte Wünsche und das Ausleben von Fantasien, über die Liebe, die gelebte Sexualität und auch über Probleme mit dem Alltag und der Lust. Sie zeigen kein retuschiertes, beschönigendes, sondern ein authentisches Bild, sie zeigen, wie sich das Liebesleben einer Generation entwickelt hat und heute gestaltet. „Es ist eine geballte Portion Lebenserfahrung, die die Interviewpartner preisgeben.“(Schleswig-Holstein Journal)

Zur Autorin

Gabi Pertus lebt in Rostock. Ausbildungen als Chemiefacharbeiter, Diplomkulturarbeiter, Genesungsbegleiter. Viele Jahre betrieb sie den Trödelladen „Frau Geyer“ in Rostock.

Weiteres Buch der Autorin: Begleitservice. Protokolle. Gabi Pertus protokollierte für dieses Buch  Erlebnisse Alexandras, einer Frau über sechzig, die sich aus Lust an neuen erotischen Erfahrungen in einer Begleitagentur etwas hinzuverdient. Zu Recherchezwecken begab sich auch Gabi Pertus selbst in das Milieu einer Begleitagentur. So entstanden 17 Protokolle über Begegnungen mit Kunden. Dabei beschreibt sie einfach, wie es ist, unterhaltsam und unverblümt.

Amanda, 53

Ich liebe das Rollenspiel. Es macht mir unheimlichen Spaß, etwas auszudenken, zu planen – bis ins kleinste Detail. Schon in meiner Vorstellung muss alles stimmen, ich habe ein sehr konkretes Bild vor Augen. Tagelang geistert es in meinem Kopf herum. Dabei reizen mich Themen, die nicht der Moral der Gesellschaft entsprechen. Auf dieser Strecke probiere ich mich mit Freude aus.

Als ich mit Bernhard zusammen war – das ist ein Liebhaber, der nach meinem Mann kam – ist es mir einmal gelungen, ihn völlig aus der Fassung zu bringen. Wir waren im Café zum Abendessen verabredet. Diebisch freute ich mich auf sein Gesicht, wenn ich dort als Hure verkleidet auftreten würde. Eine Perücke mit langen blonden Haaren, dicke Schminke, hohe Absatzschuhe und ordinäre Kleidung sorgten für das entsprechende Outfit. Als ich in den Spiegel sah, hätte ich mich beinah selbst nicht erkannt. Das steigerte meine Vorfreude enorm.

Ich also auf zum Café-Haus. Bernhard saß an einem Tisch am Fenster. Als ich dort vorbeischlenderte, registrierte ich, er bemerkte mich, auffallend wie ich aussah, erkannte mich aber nicht. Auf keinen Fall dachte er: „Da kommt Amanda“, als ich von der Eingangstür direkt auf seinen Tisch zusteuerte. Erst auf meine Frage: „Hallo, ist bei Ihnen frei? Kann ich mich vielleicht zu Ihnen setzen?“, reagierte er erstaunt. Er hatte mich an der Stimme erkannt. Ich wartete gar keine Antwort ab, sondern setzte mich einfach hin. Ein am Tisch sitzendes älteres Ehepaar betrachtete mich unverhohlen. Bei so vielen Zuschauern musste man doch einfach eine ordentliche Show abziehen. Mit Bernhard war nicht groß ein Gespräch anzufangen, er ließ sich sämtliche Worte aus der Nase ziehen. Auf meine Frage, ob er mich zum Essen einladen würde, nickte er nur. Es war, als wäre er von einem Moment zum anderen stumm geworden.

Das Ehepaar war peinlich berührt, schielte herüber und versuchte, nichts falsch zu machen.

Na, die hatten aber am nächsten Tag was in ihrem Bekanntenkreis zu erzählen! Andere Café-Besucher waren inzwischen auf mich aufmerksam geworden, man tuschelte. Die Kellnerin behandelte Bernhard geradezu liebevoll, wahrscheinlich tat er ihr leid. Das ließ mich noch einen Zahn schärfer sein: „Ich koste 75 Euro, kommen Sie mit?“

Bernhard antwortete nicht, zahlte und steuerte in Windeseile auf die Ausgangstür zu. Als wir draußen waren, krümmte ich mich vor Lachen. Ich konnte gar nicht wieder aufhören, so hat mich das Ganze amüsiert. Mein Gott, hat das einen Spaß gemacht.

Wie eine kleine Maus in der Falle hatte mein Geliebter am Tisch gesessen. Es ging mir nicht darum, ihn zu blamieren. Es war eher so etwas wie ein Test, wie weit er ein Spiel mitspielen könnte. Bei meiner innerlichen Auswertung ist er nicht sehr gut weggekommen. Zwei andere Opfer haben noch kläglicher versagt.

Wo liegt mein Lustgewinn bei solcher Art Vergnügen, habe ich mich schon oft gefragt. Ich denke, es ist das Inszenieren von Situationen, die für beide erotisch besetzt sind. Dabei wird der Intellekt und nicht nur der Körper sexuell gereizt.

Das Rollenspiel ist ausgleichend. Daraus schöpfe ich Energie. Wenn es gut läuft, ist es ein Austausch zwischen zwei Polen. Für den Alltag ist so etwas sehr wichtig. Seitdem ich mir dessen bewusst wurde, bin ich in der Lage, mich selbst zu steuern.

Bedeutend ist, dass ich diejenige bin, die das Spiel vorgibt. Ich inszeniere, überrasche, konfrontiere, beobachte, wie der Mitspieler mir ausgeliefert ist, wie er sich bemüht, entweder mitzuspielen oder sich verzweifelt herauszuwinden.

Mein Traum ist ein Mann, der auf alles, was ich mache, reagieren kann. Er sollte mich zum Staunen bringen können – auch beim Rollenspiel, souverän sein, nichts und niemand ihn aus der Ruhe bringen. Den suche ich mir, und den kriege ich. Meine Freundin Katja zweifelte: „Wie willst du das denn machen?“

Da kann ich nur lächeln, ich mache gar nichts. Ich glaube an magische Kräfte. Und meine magischen Kräfte haben mir die große Gewissheit gegeben, dass ich meinen Prinzen im Alter von 56 Jahren finden werde. Ich weiß es. Eigentlich weiß ich es schon seit zwei, drei Jahren. Seitdem ist mein Interesse an aktivem Sex weniger geworden. Ich sehne mich nach einer Bindung, nach Wärme, nach Liebe. Sexualität spielt dabei nicht mehr die erste Rolle. Offenheit, sich Verstehen sind mir wichtig. Dadurch kann eine tiefe körperliche Beziehung entstehen. Ich habe mich immer sehr genau auf den Menschen eingestellt, mit dem ich Liebe gemacht habe, so eine besondere Atmosphäre erzeugt. Zwei Menschen, die ohne Scheu und Beklemmung alles miteinander tun können. Dennoch interessiere ich mich nicht für Sex in der Öffentlichkeit oder einen flotten Dreier. Das gibt mir nichts. Ich muss mich auf nur einen Menschen konzentrieren können. Alles andere ist deprimierend für mich, es kommt mir mechanisch vor. Deswegen ist es mir im Swinger-Club unangenehm. Da ist keiner persönlich, den Leuten dort geht es um einen fremden Körper, der ihnen Lust verschaffen soll. Ich lasse mich gern streicheln, möchte mit allen Sinnen dabei sein, ein großes, schönes Fest.

Manch einer ist verwundert, mit welcher Ernsthaftigkeit ich berichte, dass der Mann meiner Träume mir im Alter von 56 Jahren begegnen wird. Ich denke, ich bin eine Hexe und die wissen so etwas. Schon meine Tante war eine. Sie brachte mir bei, aus Heilkräutern Salben herzustellen, Tarotkarten zu legen und vieles mehr, das für Normalsterbliche ungewöhnlich oder gar unheimlich ist. Sie hat mir ihr Haus und ihre Kunst vererbt. Nicht selten kommen Menschen zu mir, denen ich mit meinen Kräften helfen soll. Mal soll ein böser Geist vertrieben werden, andere wollen ihre Lebenslage durch die Karten erklärt haben. Träume verraten viel. Auch Zahlen und Buchstaben können Auskunft über Körper und Seele geben. Schon seit Langem beschäftige ich mich mit dem Zusammenhang von Seele und Körper. Leider wird dieser Fakt in der modernen Medizin noch immer viel zu wenig beachtet. Dabei verraten schon viele Sprichwörter wie „Da läuft mir die Galle über“ oder „Das schlägt mir auf den Magen“, wie sensibel unsere Organe auf psychische Probleme reagieren.

Ich kann über mangelnde Kundschaft nicht klagen, so etwas spricht sich herum. So mal versuchen, ist da nicht drin, man muss es einfach können, muss an sich glauben – der Glaube versetzt Berge – sonst kommt man sich vor wie ein Scharlatan. Die Leute sind dankbar, wenn sie von mir etwas Lebenshilfe bekommen. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass mir keiner meine Elfen genommen hat. Ich habe sie gesehen, damals, als ich ein Mädchen war. Erst dachte ich, es sei der Wind. Der war es aber nicht. Man kann Elfen nicht richtig beschreiben, sie gleichen einem Nebel. Ich habe es empfunden und daran geglaubt. So richtig körperlich ausgebildet sind sie nicht, sie sind vielleicht ein Hauch in Bläulich und Gräulich. Sie haben sich auch nie mit mir eingelassen. Es war einfach unterhaltsam. Ich hatte das Gefühl, sie hätten ihr eigenes Leben und ich durfte mal zuschauen, damit ich mich freuen kann. Elfen sind für mich Naturenergie, sie geben mir eine enorme Kraft. Und so fühle ich mich in der Lage, die Aura anderer Menschen zu sehen, in Schwarzweiß. Das kommt mir bei Behandlungen zugute, denn ich kann so entdecken, wo eine Störung ist und nach Mitteln und Wegen zur Beseitigung suchen. Ich habe eine Ausbildung als Heilpraktikerin und mir Fußreflexzonenmassage und Reiki angeeignet. Zu diesen und anderen Praktiken organisiere ich gut besuchte Lehrgänge. In wirklich unterschiedlichsten Lebenslagen konnte ich Menschen schon helfen. Das liegt auch an meiner eigenen Lebenserfahrung – und die ist nicht ohne.

Jung und verliebt, heiratete ich und bekam Kinder. Meinem Mann war ich treu ergeben. Wir waren so oft wie möglich im Bett, natürlich nicht, um zu schlafen. Heute weiß ich, dass die Qualität zu wünschen übrig ließ. Der Sex war langweilig. Über Experimente auf diesem Gebiet war mit Kalle nicht zu reden. „Was soll denn das?“, war die Reaktion. Ich hätte schon ganz gern mal was anderes ausprobiert. Also lag ich da, hielt hin und fragte mich, was das Ganze eigentlich solle und warum andere so scharf drauf seien. Weil Kalle ständig fremdging – es konnte durchaus passieren, dass eine andere Frau in der Badewanne lag, wenn ich nach Hause kam – suchte ich mir Liebhaber in meinem Arbeitsbereich. Gebracht hat es mir nichts. Ich wollte mich rächen und anerkannt sein – mehr Lust als zu Hause fand ich dort nicht. Also ließ ich es bald sein.

Allerdings registrierte ich, dass sich meine Sexualität entwickelte, so nach und nach.

Irgendwann trennte ich mich unter Schmerzen von Kalle. Ich konnte es nicht mehr aushalten, mit seinen Weibergeschichten konfrontiert zu werden. Unser gemeinsamer Freund Gernot tröstete mich. Nächtelang lag ich weinend in seinen Armen. Dadurch kamen wir uns immer näher, Stück für Stück. Bis wir eines Tages zueinanderfanden. Bei Gernot bekam ich im hohen Alter von 37 Jahren meinen ersten Orgasmus. Nicht so in Missionarsstellung wie in meiner Ehe, sondern oral. Er lehrte mich auch, am Höhepunkt des Mannes beteiligt zu sein und dieses Gefühl zu genießen.

Von diesem Zeitpunkt an wollte ich wissen, was Sex noch so zu bieten hatte. Unbewusst hatte ich mich immer nach gutem Sex gesehnt, konnte den Weg aber nicht finden. Ich wollte Neues ausprobieren, Erfahrungen sammeln, wissen, was für mich gut ist. Hatte ich doch in den langen Jahren meiner Zweisamkeit mit Kalle und meinen kurzfristigen Selbstbestätigungserlebnissennie die Gelegenheit dazu.

Acht Jahre waren Gernot und ich zusammen, eine wirklich schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Dann zog er in eine andere, weit entfernte Stadt. Auf die Dauer war er nicht kraftvoll genug, eine Beziehung ohne ständige Nähe zu leben. Über längere Zeit musste ich Energien für beide aufbringen, das war ein Ungleichgewicht, was sich bemerkbar machte in Unzufriedenheit und schwindender seelischer Nähe. Kurz: Wir lebten uns auseinander.

Heute sind wir gute Freunde. Helfen uns gegenseitig bei Partnerschaftsproblemen, na ja, vielleicht ich ihm mehr als er mir, weil ich ganz gut alleine zurechtkomme.

Hin und wieder vergnüge ich mich mit zwei bedeutend jüngeren Männern, natürlich nicht zu dritt. Sie haben beide eine große Achtung vor mir und es ist ihnen anzumerken, wie gern sie zu mir kommen. Bei mir können sie viel lernen – das Gefühl habe ich zumindest. Nicht technikmäßig, das ist zweitrangig. Wir machen uns zwei, drei richtig schöne Stunden, bei denen wir uns auch recht nahe sind. Kein gieriger Sex oder gar Quickie. Wir lassen uns viel Zeit, um zu erkunden, was dem anderen gut tut, zeigen uns gegenseitig, wie wir uns am wohlsten fühlen. Sie sind natürlich beide verheiratet, haben junge Frauen.

Sie behaupten, es würde sie viel Mühe kosten, ihre Partnerinnen dahin zu bringen, aus der Liebe ein Fest zu machen, so wie es mit mir ist. Das macht mich stolz und ein klein wenig glücklich. So alle zwei Wochen gönne ich mir ein Fest der Liebe. Ich bereite mich dann auf ein richtig gutes Erlebnis vor. Von solch sporadischen Angelegenheiten wie früher habe ich längst Abstand genommen, da komme ich nicht auf meine Kosten. Wenn schon, denn schon. Die jungen Männer sind allerdings nicht alltagstauglich, deshalb sollen sie mal schön bei ihren Gattinnen bleiben. Für den Alltag muss es ein souveräner Mann sein, der ein eigenes Lebenskonzept besitzt, das meines nur bedingt tangiert. Aber da muss ich noch drei Jahre warten ... Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit männlichen Wesen, die mich verehren und achten. Das ist ein schönes Gefühl und ist gut für mein Selbstbewusstsein.

Mich macht es an, wenn ein Mann demütig ist. Ich würde mich bestimmt als Domina eignen. Dabei meine ich keine Unterwürfigkeit, sondern eben Demut. Mich interessiert das Machtgefälle, der Schlagabtausch, der Weg, wie ein anderer durch mich devot gemacht wird. Ich beobachte das gern. Allerdings habe ich es so oft noch nicht praktiziert. Ich weiß aber, dass es mich reizt. Meine Fantasie geht oft in diese Richtung, dann denke ich mir richtige Szenen aus.

Zu Sado-Maso fühle ich mich allerdings nur bedingt hingezogen. Der masochistische Typ könnte ich nie sein, weil ich meinen eigenen Willen gern durchsetze – vor allem gegen Widerspruch. Eigentlich hat ja jede sexuelle Beziehung etwas mit Macht zu tun, nur kommt sie bei derlei Spielen offener zum Ausdruck als bei dem üblichen Schmusesex. Wenn es richtig gut ist, kommt jeder auf seine Kosten.

Dazu gehören aber immer zwei, die sich ergänzen.

Bernhard, 58

Der Vorteil der Bisexualität ist, dass man – und das im wahrsten Sinne des Wortes – nach allen Seiten offen ist, mehr Möglichkeiten hat. Der Nachteil ist: Man kann, zumindest in einer Partnerschaft, nicht beide Seiten haben, etwas fehlt immer, entweder etwas Weibliches oder etwas Männliches, oder einfach nur das weibliche oder männliche Geschlechtsteil, das kann kein Vibrator ersetzen.

Seit ich nicht mehr zur See fahre, also meinen Beruf durch sexuelle Ungewöhnlichkeiten nicht mehr gefährden kann, lebe ich offen bisexuell. Manchmal macht es mir sogar Spaß, die Leute zu schocken, indem ich ganz selbstverständlich Episoden mit anderen Männern erzähle. Die meisten lassen sich gar nichts anmerken, tun so, als wäre es ganz normal, andere wieder meinen, ich würde scherzen. Da ich einen recht gediegenen Eindruck mache, trauen mir die meisten das wohl nicht zu.

Ich bin immer geil. Mit dem Können ist es seit einiger Zeit nicht mehr ganz so. Ich will ja unbedingt, aber ER nicht in jedem Fall. Da hilft dann so eine halbe blaue Pille, Viagra genannt, natürlich nach Absprache mit meinem Hausarzt. Dann ist ER wieder aktiv und kann wie früher seine wundervolle Aufgabe erfüllen.

Ich bin dann durchaus in der Lage, das beiderseitige Vergnügen auf fünf bis sechs Stunden auszudehnen. Von einer weiteren Verlängerung sehe ich ab, da ich sonst aufgrund des Muskelkaters in der Zunge Artikulationsprobleme hätte, und ordentlich gehen will ich ja auch noch.

Ich bin wirklich froh über dieses medizinische Wunder Viagra, denn ein Leben ohne Sex ist für mich undenkbar. Ich brauche ihn zwar nicht täglich wie das liebe Brot, aber er gehört für mich zu einer guten Lebensqualität einfach dazu. Das ist so, seitdem ich meine ersten Erfahrungen im zarten Knabenalter machte.

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