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Das "Lyrikwerkbuch" ist Teil III der Trilogie (mit "Frühblüherlyrik" u. "Kompensatorenlyrik"). Es demonstriert in den "Fingerübungen" das Handwerkszeug des Autors und rundet mit den "Anlassgedichten" das Bild seiner lyrischen Aktivitäten ab. (Alle Bände hier im Shop beziehbar.)
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Seitenzahl: 46
Veröffentlichungsjahr: 2014
für Beate
Thomas Michels
Lyrikwerkbuch
Fingerübungen
Anlassgedichte
Impressum:
© 2014 Thomas Michels
Umschlaggestaltung u. Illustrationen © Thomas Michels
Lektorat/Satz: Angelika Fleckenstein, spotsrock.de
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-7940-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Fingerübungen
Daktylus
Brüllend erwachst Du
Anapäst, eingestreut
Ja, das Glück, ja, das liegt
Amphibrachys
Zweitausend
Hexameter
Ganga, Seele, Ghats, Nirwana
Distichon
Ob aus der Ferne vom Rhein
Alkäische Ode
Nicht Geld, noch Ehr
Jambischer Trimeter
Drei Stühle, aufgeklappt
Sonett
Der Mutter roter Mohn
Le château St.Chamant situé joliment
Hier, wo in der Provence
Du grünes Bäumlein hier
Die Straßenbahn klopft an mich an
Sonette find ich so was von
Hymne
Die Sonne sinkt
Scheinalexandriner mit Binnenreim
Damals zu Schwörstadt
Stanze (ottava rima)
Dein Festtag kommt
Kanzone
Quer in Herbstwinden
Knittelvers
Heissa, juchheia!
Terzine (terza rima)
Lieber Walter
Karin, cara
Ich, Maharadscha auf Amber, Jai Singh
Ich weiß nicht, was soll es
Madrigal
In Madrigalen auf Westfalen
Das platte, weite Land
Geliebtes Land
Holunderstrauch
In Straßenmitte
Der Meierhof
Welch unbegrenztes Glück
Wie oft lag man dort
Ein helles ‚ schmales Band
Am Mühlenbach
Am Bachrandüberhang
Kartoffelfeuer
Es ist schon dunkel
Die Meierhofweiher
Und wenn man mich
Spielart der Madrigalform
Wo ist der Mann
Hier sind die Stunden,
Ghasel
Hamburger Ghasele
Am Anfang
Hilke
Arabella
Lilian
Philine
Alena
Doppelghasel
Eckhard
Kushinagar
Freier Rhythmus
Kormoran
Blankvers
Was treibt mich
Wort-Enjambement
Heut geht’s mit Ziel und Will
Limerick
Dear Carol
Anlassgedichte
Carolin sucht
Mechthild und Helmut
Beate, Dir heute vier und vier
Willi, Widder, Holderied
Dani, mich träumte!
Daddy heute, neun und null
Es dämmert schon schließlich: da ist die Rentei
Lieber Tobias, Patenjunge
Armbandgoldplatingefunkel
Wie der Mond die Erde umkreist
Schon wieder jährt sich Dein Tag im Jahr
Daniel, eins und drei, Du bist wieder dabei;
Ich weiß doch selbst, was ich will!
Dies traurige Jahr
Aus der Pferdmengesstraße zu Cöllen entwich
Mein Freund auf dem Weg
Änne, Patriarch,
Über die Fußspitzen hinaus
Himbeeren, Himbeeren, Himbeeren
Nicht kirchlich getraut?
Ein weißes Blatt
Hallo, wie schaut’s?
Buntes Porzellan
Glück wird wahr
Lochbrillenblind
Ba, ba, ba, ba, ba, ba, ba, ba, ba
Ganz gänzlich Gans
Inga rief
Der Weg, so schwer,
Lieber Walter, alter Junge,
Zum Geburtstag in Reimen
Ninty that’s plenty
Liebe Inga, liebe Tiger
Stephan, Gesundheit, Erfüllung,
Andreas, vierzig Jahre vollendet
Christoph wird achtunddreißig
Daniel, 31 vollendet
Fingerübungen
Daktylus
Brüllend erwachst Du, Neu Delhi, zu neuem Leben,
stampfend durchzuckt Dich der Lärm des Verkehrs.
Auch in den teppichgedämpften Gemächern des Imperial
beben die Decken, als ginge ein Gott durch den Raum.
Und auf dem Couchtisch erblühen zwei knospende Rosen,
mit ihrem Dufte bezaubern sie Deinen Sinn,
der ist verwirrt von dem Lärm aus angrenzenden Zimmern
und dem Geplärre der zeternden Nachbarin.
Schärfe die Sinne, Du wandernder Pilger,
denn hier in Indien ist jeder auf Pilgerschaft.
Trinke begierig, was sie Dir auch künden,
strecke die Arme mit äußerster Spannkraft.
Anapäst, eingestreut
Ja, das Glück, ja, das liegt auf dem Rücken der Pferde,
und auch wenn ich noch siebzig Jahre alt werde,
sitz ich lustvoll mit schwarzbraunem, trommelndem Bein
auf einem Schimmel,
galoppiere mit donnernden Autos hinein
nach Neu-Delhi, als wär ich im siebten Himmel,
und ich treibe noch an
und ich steure verwegen durch dichtes Gewimmel
und ich führe an kürzestem Seil im Gespann
Nüster an Nüster ein weiteres Pferd,
damit ich selbst in dem tiefsten Getümmel
unter fliegenden Mähnen noch umsteigen kann,
und ein jeder begreift, ja, ich bin noch was wert.
Amphibrachys
Zweitausend
und elf im
September,
San Juan
la Rambla
las Aguas
el Faro;
das Tosen
und Dröhnen
der Brandung
an Deine
Grundfesten
macht süchtig,
wir kommen
bald wieder.
Hexameter
Ganga, Seele, Ghats, Nirwana im alten Benares,
Morgenkühle der schwärenden Nebel auf schmutzigen
Fluten,
nackte Körper zur heiligen Waschung in knietiefem Wasser,
kindliche Händchen verteilen den Pilgern die flackernden
Lichtlein,
neben den Booten auf schwankenden Blättern entschwinden
sie gleitend;
blakendes Feuer am schlammigen Ufer, der Körper orangen
umhüllet,
frierende Rücken in schäbigen Pullis verhindern die Blicke,
Ruder bewegen die Schiffe, die Szene verändert sich ständig,
niederste Kaste schwingt rhythmisch und klatschend die
Wäsche auf Stein.
Göttlich gerecht ist ihr Los, durch früheres Leben verursacht.
Singh, unser Lehrer, der weise, der nie Benares verlassen,
kritisch und unverstellet im Blick erklärt er die Regeln:
duldsam ist diese Religion, denn duldsam sind ihre
Menschen.
Doch wer sich auflehnt gegen sein Schicksal, den strafen die
Götter.
Duldsam sind diese mitnichten, denn jener wird
wiedergeboren,
niederer als noch zuvor, das irdische Leiden verlängernd.
Schickt er sich aber in sein Geschick, so wird er erhöhet.
Höher wiedergeboren erreicht er schließlich Erlösung.
Stirbt er aber am Ganges im heiligen Staub von Benares
spült seine Asche sofort der trübe Strom ins Nirwana.
Hier in Benares ist Gott von weichlicher Gutheit befreit.
Lieb ist er auch, wie der Ort, der jegliches Elend beherbergt;
Gott gegenwärtig in allem, selbst im menschlichen Geiste.
Distichon
Friedrich Schiller:
Im Hexameter steigt
des Springquells flüssige Säule,
im Pentameter drauf
fällt sie melodisch herab.
Ob aus der Ferne vom Rhein
beim Streifen durch Felder und Auen
oder inmitten der Stadt
ständig beherrscht es den Blick,
mächtig die massige Front,
die ungeheure Fassade,
mal in der Dämmerung,
mal auch in sternklarer Nacht,
dann wieder leuchtend im
Morgenduftglanz der erwärmenden Sonne,
oder in jedem Licht,
tags oder nachts, es ist eins,
so auch aus jeder Entfernung
und von jeglicher Seite,
immer ist’s Harmonie,
Kleinstes im Größten gewahrt,