Notizen - Thomas Michels - E-Book

Notizen E-Book

Thomas Michels

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Beschreibung

Lyrik und Prosa in fließenden Übergängen zur Darstellung aktueller Ereignisse oder von Impressionen, oft als "life"-Reportagen, meist am Tag des Geschehens erfasst und verstärkt durch Text-Foto-Kombinationen als Bildver(s)dichtungen.

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Seitenzahl: 68

Veröffentlichungsjahr: 2021

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© 2021 Thomas Sebastian Heinrich Michels

Umschlaggestaltung und Illustration: Thomas Michels Zu Machäus auf den Trümmern des Herodespalast hoch über dem Toten Meer, auf dem Schoß ein Passport-Notizheft.

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:

Paperback:  978-3-347-30113-9

Hardcover:  978-3-347-31238-8

E-Book:     978-3-347-31841-0

Thomas Michels

Notizen

2017 - 2021

Inhaltsverzeichnis

2017

Klinge und Spitze

Schneesturm, uten tilsettningsstoffer, Langlauf

Sternzeichen Widder, Kaffeetassen-Umsturz

Arkadien in Öl

Italien

Alpenquerung Kardinalloschlucht

Sodoma

Crete Senesi

Piero della Franceska

Toscana-Traum, Kugelfrucht

Mimosen-Ballett, Pflugamboss Frank

La dolce fa niente, Wäsche im Wind

Never before after the war

Zeit vergeht

Geburtstag, Altdeutscher Mürbteig

Böhmen

Was lange währt

Adalbert Stifters Oberplan, Krumau

Donau grün grau

Toccata, Wayne

Lichtexplosion, Calidore String Quartett

Jordanien

Humus, Ruinen in Trümmern

Wildlife, Montreal Kastell

Petra, Schulkinder

Es stockte der Atem, Raumstation Mars

Herbe Strenge, Gelobtes Land

Herodes Burg

Weiß gewellte Gardienen

Weihnachtsoratorium

2018

To be or not to be

Nachtfähre Oslo

Pretty white coat, Hausbesuch

Apulien

Hell lichte Eleganz

Castel del Monte

La chicca – Juwel

Alles grün – Kirschen blühn

Lau – grau – dunstig verhangen

Ritter Rabe

Georgien

Viagra, Flohmarkt

Flieder hell lila

Feingliedrige Finger, Über Tiflis

Frühlingswind

Davit der Riese

Rioni Rauschende Schnellen

Hochkaukasus – alsbald sie ihn sah

Durchmarsch getrieben, Auf den Spuren der Argonauten

Windige Böen, Tamars Lapislazuli

Am Abgrund

Inselkonzert

Himmel entzündet

Jahre vergehen

Tansania

Serengeti – Endlosweiten, Jedwede Schönheit

Prometheus im Kral, Fröhlicher Handel

Im Trecker war es, Afrika schmecken

Höchstes Glück

„Fall“-Studie

2019

Treatment of Peripheral Pain

Grüne Steilwand

Eine von ihnen

La Bohème

Schwanenreise

Orta

Sohlen barbloss

Luberon

Glockentürme, Burgruinen de Sades, Elf Mönche

Elster Dieb, Syssiphus

Pastis Geschmack

Siesta in Brantes, Calanque

Mistral, Saint Hilair

Burgeleganz, Wasserglas

Masswerkstein

Wasserspeier, Jetzt reicht es

2020

Inspiration

Große Fuge

Alter schützt, Polizei Ballade

Corona Pandemie

Bild & Sprache

Anton

Schlesienreise

Schäfchen zählen

Antiquariat Goreliz

Steinerne Kehlung, Fastentuch

Kuckucksruf, Streuobstwiese

Neisse, Besuch aus Köln

Hoffmann von Hoffmannswaldau, Boutique Hotel Brajt

Katholischer Glanz

Angelus Silesius, Ameisenperspektive

Jagdhütte Kickelhahn Ilmenau

Hofhaltung

Traufenlaufen, Heimgarten

Goldgockel

Pfarrhaus

Zum Brexit

Merry Christmas

2021

Auf leichten Füßen

Legte Veilchen

2. Januar, 2017

18. März, 2017, Norwegen, Rondane

Es ist sehr warm, denn unser gusseiserner Kaminofen hält mit nur wenigen Birkenholzscheiten unsere circa 30 m2 große, durch wuchtige, runde Fichten- oder Kiefernholzstämme gefugte und hervorragend isolierte Hütte schon den ganzen Tag lang mehr als warm, so dass wir bei minus 8 - 10 °C Außentemperatur doch immer wieder Türen und Fenster öffnen müssen, um einem Backofengefühl gegenzusteuern.

Muen, 1400 m ü.d.M.

Gestern erlebten wir auf unserer Fahrt mit dem Auto von Spitzbergseter zurück nach Sollia vor und unterhalb des so eindrucksvollen, circa 1400 m hohen Muen-Zuckerhutschneebergs derartig scharfe, anhaltende Windverwehungen, die den Schnee von den weiten, flachen Hochebenen beidseits der Straße hoch in die Lüfte wirbelten, sodass man von der Straße zeitweilig nichts mehr sah und nur noch Halt und Orientierung in diesem wirbelnden Chaos an den immer wieder auftauchenden schwarzen und roten Wegemarkierungsstäben rechts und links der Straße fand. So tasteten wir uns mit circa 20-30 km/Std. durch diese weiß tobenden Schneewirbel, die immer wieder aber auch uns den Atem benehmend in dichtestem Schneetreiben die Sicht maximal verengten und zum Stillstand zwangen, bis in diesen Sturmverblendungen erneut ein Grenzstab Orientierung ermöglichte. Darüber hinaus durfte man nicht von der eisglatten Straße herunterrutschen und musste möglichen Gegenverkehrs stets gegenwärtig sein, der auch in Form großer Lastwagen gelegentlich auftauchte. In dieser Situation vermittelte uns das Bewusstsein, uns in einem Gefährt mit Vierradantrieb zu bewegen, erneut Halt und Zuversicht.

27. März, 2017

Morgen sehr früh ist endgültig Aufbruch… .uten tilsettningsstoffer… unsere Devise des diesjährigen Norwegenvergnügens – eller ??

Haben wir doch schon gelacht ob dieser Feststellung > ohne Zusatzstoffe<, die ja fast überall passt, so wie >ich brauche mehr Details< oder >haben Sie Beweise< ? Jedenfalls fand sich >uten tilsettningsstoffer< auf der Habsalt-Tüte, die uns Cäcilie aus der Küche zutrug und spontan schenkte, als ich beim vorletzten, von ihr bereiteten Abendessen den gebratenen Chicorée mit den darauf verstreuten, einzelnen groben Salzkörnern, und ganz besonders diese, sehr lobte, deren jedes einzelne auf der Zunge genossen so erblühte, als ob sich eine bisher noch nie empfundene und auch nie für möglich gehaltene Offenbarung des verführerischsten Geschmackserlebens auftue. Kurzum, eine völlig unerwartete und unverdiente, linguale Horizonterweiterung, die durch Erkundung im Internet ihrer handverlesenden Urheberschaft zu einer unabsehbaren Kette diskussionsauslösender, genüsslichster, kleiner Mitbringsel im weiten Freundeskreis führen könnte unter besondere Würdigung jeweils ihres uns so sympathisch gewordenen und gemeinhin doch leider so wenig bekannten Ursprungslandes.

Heute, wie bisher jeden Tag, aber heute doch für diese Saison letztmalig, erlebten wir noch eine sehr lange, Wind durchwütete Skilanglauftour über die Rondane-Hochebenen, die unter den brausenden, straffen Frühlingswinden plötzlich über weite Hangflächen das helle, leuchtende Blassgrün ihrer Moosflechtenpolster aufwiesen. Die versulzte Schneedecke brach an einzelnen Stellen schon ein, schrumpfte merklich, ließ sich aber noch immer auf gut gewachsten Skiern glattgleitend belaufen. Auf dem Hinweg bis in große Höhen hinauf kämpften wir gegen den kalt-wütigen, straff-böigen Wind an wie weiland wohl Scott und Amundsen am Südpol, wir aber im Gegensatz zu Ihnen unter leuchtend blauem Himmel in strahlender Sonne. Zurück blies uns der gleiche starke Nord-Ost wütig die Hänge hinauf, so dass ich meinen Mantel schließlich öffnete, seine Flügel mit meinen Armen weit aufspreizte und mich mit diesen Segeln vom Wind lustvoll vorantreiben ließ, wie die Wasserskiskater durch ihre großen Drachensegel.

1. April, 2017, im Sternzeichen des Widders

widerig widdriger Willi

wirblig gewelltes Gewöll

bockig gesteiftes versteintes Gehörn

göttlich in Karnak in Reihe und Glied

rhythmisch, altgyptisch, tiefinnerst kryptisch

wirkendes, währendes Schaffenslied

immer im Wandel

stets in Bewegung

stets produktiv

14. April, 2017, Köln

Heute ist Beates und mein 45. Hochzeitsjahrestag, in den wir bereits mit einer Flasche Sekt von Hans-Leo und allerhand sonstiger Kurzweil hineinfeierten, um ihn dann später zum Frühstück mit blühenden Apfelbaumzweigen aus dem Garten weiter zu zelebrieren, die uns an den ersten Tag unserer Hochzeitsreise durch die Vogesen mit dem durch blühende Kirschzweige geschmückten Deux cheveaux heftig erinnerten. Wir hatten sie damals einfach zwischen die Plane des Faltdachs und seine stützenden Querstreben gesteckt.

Noch immer ist Beate so spontan wie damals.

Als vorgestern beim Kaffeetrinken an meinem Geburtstag L. das Missgeschick einer Kaffeeverschüttung auf das weiße Tischtuch widerfuhr, und er von A. geschimpft wurde, nahm Beate spontan ihre noch halb volle, eigene Kaffeetasse und entleerte sie schwungvoll ebenfalls auf das weiße Tischtuch mit der Bemerkung, dass sie sich aus Tischtuchflecken nun wirklich gar nichts mache!

Die Stimmung war und blieb entsprechend locker unter der nur begrenzten Zahl der engsten Freunde, begrenzt, da ich durch Beates Fußknöchelfraktur pflegetechnisch relativ überfordert bin und mich in einem straffen Emanzipationsprozess befinde.

Alle hatten Verständnis, erwarteten wegen meiner Überforderung versorgungstechnisch das Schlimmste und waren dann doch angenehm überrascht, wie locker sich alles anließ; übrigens alle von mir bereiteten Speisen aus eigenem Anbau und biologisch!

15. April, 2017

Gestern Abend sagte Beate, als Kind habe sie sich unter dem Begriff Hochzeit vorgestellt, dass Mann und Frau sich gegensinnig mit angewinkelten Armen einhaken und dann in entgegengesetzter Richtung loshüpfen und rennen, wobei die Einhakung ein tangentiales Auseinanderdriften verhindert.

Christoph lächelte und bemerkte: „Besser lässt sich das kaum darstellen!“

9. Mai, 2017, Arkadien in Öl

Vor der illuminierten Wand hinter mir, auf der das große Landschaftsbild Italiens mit Alpenvorgebirgen seit heute Nachmittag für uns durch die von mir installierte LED-Beleuchtungsschiene hinter dem Kopfteil unseres Betts in all seinen Abstufungen vor allem des Vordergrunds sichtbar wurde und eine bislang ungeahnte plastische Tiefe entfaltete, die bislang im Dunkeln verborgen blieb und nur den lichten Himmel und die Gebirgszüge des Horizonts genießen ließ. Wir sind gerührt und denken uns, das selbst Uli dieses großformatige Ölgemälde in seiner Differenziertheit und der dadurch bewirkten Tiefenwirkung wahrscheinlich nicht genossen hat, da es in seinem Wohn-zimmer in einer viel zu dunklen Ecke hing. Frühere Illuminationsversuche scheiterten daran, dass das einfallende Scheinwerferlicht störende Reflexglanzpunkte auf den aufgetragenen Ölschichten hervorrief. Die drei auf einer Leiste montierten, warmlichtigen 10 Watt LED-Scheinwerferchen tuen das zum Glück überhaupt nicht.