Madame Panettone - Luzi van Gisteren - E-Book
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Luzi van Gisteren

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Beschreibung

Weihnachten mit der Famiglia ohne die italienische Patronin an der Festtafel? „Auf keinen Fall!“, findet Bella und reist ihrer temperamentvollen Schwiegermutter postwendend nach Montegrotto hinterher. In diesem gediegenen Thermalort möchte Super-Nonna offensichtlich dem Weihnachtstrubel in Saarlouis entgehen, dabei ist zu Hause doch gerade zu Weihnachten so viel zu tun! Zwischen den geheimnisvollen Quellen der euganeischen Hügeln, venezianischen Gondolieren und eidottergelben Weihnachtskuchen aus der Gefängnisbäckerei Paduas sucht die Deutsche nach Nonna Carmelina, doch leider fehlt von dieser auch nach Tagen noch jede Spur…

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Madame Panettone (Teil 1)

Nonnas Super-Gnocchi

Madame Panettone (Teil 2)

Nonnas Cantuccini

Madame Panettone (Teil 3)

Nonnas Weihnachts-ABC

Madame Panettone (Teil 4)

Italienischer Weihnachtskalender

Madame Panettone (Teil 5)

Principessa Citronella

Madame Panettone (Teil 6)

Luzis Lebkuchenpferde

Himmlische Mini-Stollen (kreiert von Luzi)

Madame Panettone (Teil 7)

Nonnas liebstes Weihnachtslied

Madame Panettone (Epilog)

Meine lieben Leserinnen und Leser!

Lisas Weihnachtswunder

Nonnas rauhaarige Romantiker (XXL-Leseprobe)

Madame Panettone

„Natale fatale“ mit der Super-Nonna

Eine turbulente Weihnachtskomödie von

Luzi van Gisteren

Inhalt

Weihnachten mit der Famiglia ohne die italienische Patronin an der Festtafel? „Auf keinen Fall!“, findet Bella und reist ihrer temperamentvollen Schwiegermutter postwendend nach Montegrotto hinterher. In diesem gediegenen Thermalort möchte Super-Nonna offensichtlich dem Weihnachtstrubel in Saarlouis entgehen, dabei ist in der Pizzeria Roma doch gerade zu Weihnachten so viel zu tun!

Zwischen den geheimnisvollen Quellen der euganeischen Hügeln, venezianischen Gondolieren und eidottergelben Weihnachtskuchen aus der Gefängnisbäckerei Paduas sucht die Deutsche nach Nonna Carmelina, doch leider fehlt von dieser auch nach Tagen noch jede Spur…

Ein weiteres turbulentes „Natale Fatale“ mit der Super-Nonna - die Fortsetzung von „Natale Special“ (erschienen in der Rowohlt-Anthologie „Morgen, Helga, wird`s was geben und als Hörbuch im Argon-Verlag). Inklusive Original Nonna-Rezepten und weiteren italienischen Erzählungen aus der humorvollen Feder von Luzi van Gisteren.

Impressum

© 2022 Luzi van Gisteren | Herrenlandstr. 6/1 | 78315 Radolfzell am Bodensee

Printed in Germany

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verarbeitung sowie Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Jegliche Parallelitäten zu Ereignissen, Firmen oder Personen, lebend oder tot, sind wenn, dann rein zufällig.

Umschlaggestaltung: Luzi van Gisteren, München Umschlagmotiv: Shutterstock und Adobe Stock Illustration Vignetten: Emily Brockmann und Nici di Segno Lektorat: Adriane Riccato, Reggello und Malin Borlinghaus, München

Für Christiane, Kant, Luisa und Leonie.

Vorwort

Nachdem letztes Jahr unterm Tannenbaum von Familie Poletti derart schillernder Weihnachtsbesuch gelauert hat, wollte ich noch einmal das Fest der Feste mit Super-Nonna feiern – und auch dieses Vergnügen aus der Schwiegertochter-Perspektive heraus erzählen. An dieser Stelle vielen Dank an Herausgeber Dietmar Bittrich, der mich mit „Morgen, Helga, wird`s was geben“ zu dieser neuen Perspektive animiert hat und Danke auch an Tanja Fornaro - denn die Super-Nonna mit dem zugehörigen argon-Hörbuch nun auch eine „reale Stimme“ (und zwar eine sehr schöne).

Lange Rede – kurzer Sinn: „Madame Panettone“ ist da! „Natale fatale“ als Fortsetzung von „Natale Speciale“ – liebe Leserinnen und Leser – machen Sie es sich gemütlich: „Buon divertimento“, „Buon appetito“ und last, but not least, „Buon Natale“

Ihre

Luzi van Gisteren

„Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi“ (Sinngemäß: „Weihnachten mit den Deinen, Ostern mit wem du willst“)

Italienisches Sprichwort

Madame Panettone (Teil 1)

Man brauchte wenig psychologisches Hintergrund-wissen, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass Nonna log, dass sich die Balken bogen. Nonna, das ist meine italienische Schwiegermutter und die Patronin unserer Familie. Dass sie wirklich mit allen Wassern gewaschen ist, musste ich erneut feststellen, als sie uns wenige Wochen vor Weihnachten offenbarte, dass sie uns mit der ganzen Arbeit im Roma alleine lassen würde.

„Das kannst du doch nicht machen, Carmelina!“, rief ich. „Du kannst uns doch nicht einfach hocken lassen und so mir nichts, dir nichts verreisen!“, versuchte ich an den letzten Rest Gewissen bei meiner Schwiegermutter zu appellieren. Doch dieses war scheinbar nicht mehr vorhanden, oder sie hatte komplett verdrängt, dass gerade in der Vorweihnachtszeit in unserem Ristorante in Saarlouis jede Menge zu tun war.

Der Grund ihrer spontanen Reise war laut Nonnas Aussage angeblich von „höherer Gewalt“ bestimmt. Ihre goldenen Kreolen wackelten im Takt mit ihrer silbernen Haarschnecke, als sie uns beichtete, warum sie ausgerechnet kurz vor Weihnachten im norditalienischen Montegrotto eine Kur gebucht hatte.

„Ich konnte es leider gar nicht anders legen, Bella“, beteuerte sie, während ich, kurz vor dem Super-Gau, um Atem rang. „La mia Cugina – meine Cousine will, dass ich mit ihr nach Montegrotto verreise. Gelsomina ist so allein, seit sie verwitwet ist. Sie braucht ein bisschen Zuspruch und Gesellschaft, meine Cugina, verstehst du?“ Nonna zog das „u“ und „a“ in „Cugina“ derart übertrieben in die Länge, dass mir gleich doppelt die Hutschnur platzte! Ich war zwar alles andere als bewandert, was die verwandtschaftlichen Verhältnisse meiner Schwiegermutter anbelangte, doch selbst zu mir war inzwischen vorgedrungen, dass Nonnas Cousine Gelsomina ihr Dasein inzwischen in einem traurigen Pflegeheim in Süditalien fristete. Wenn ich richtig informiert war, war sie inzwischen sogar bettlägerig. Von einem vorweihnachtlichen Wellnesstrip ins norditalienische Kurbad war die gebrechliche Gelsomina weiter entfernt als der Papst von der Kryptobörse – er würde es vermutlich noch eher ins norditalienische Thermalbecken schaffen als Nonnas Cousine Gelsomina!

„Du sagst doch selbst, man muss für die Familie da sein, wenn sie einen braucht“, säuselte Nonna. „Genau! Man! Muss! Für! Die! Familie! Da sein!“, schrie ich innerlich. Ich befand mich kurz vor einem Weinkrampf, mein Puls hatte sich in den letzten 20 Minuten bereits vervielfacht. In unserem Lokal herrschte seit Wochen Hochbetrieb: Eine Weihnachtsfeier jagte die nächste und auch gab es eine Reihe an häuslichen Pflichten: Haus und Stube wollten geputzt, der Baum geschmückt, die Geschenke besorgt und Fisch und Schinken rechtzeitig eingekauft werden. Nonnas Motive für ihre spontane Italienreise lagen meiner Meinung nach klar auf der Hand: Sie wollte sich vor der Arbeit drücken. Ich hatte keine Kraft mehr zu diskutieren, mir ging die Puste aus. Ich sagte einfach nichts mehr, sondern starrte meine Schwiegermutter mit zusammengekniffenen Augen an.

Und dann sprach Nonna den Satz aus, der an Dreistigkeit wirklich nicht mehr zu toppen war und es fällt mir schwer, ihn an dieser Seite zu wiederholen – sie sagte allen Ernstes: „Und bitte, Bella, denke daran, den Panettone von meiner Lieblingsmarke zu besorgen. Die Marke, die du letztes Jahr verwendet hast, hat mir überhaupt nicht geschmeckt!“

Mich überfiel ein übler Hustenreflex und unter mir begann sich der Boden zu drehen. Ich rang nach Luft, glaubte zu ersticken, sah nur noch Sternchen.

Meine Schwiegermutter klopfte mir kräftig auf den Rücken und lachte: „Das kenne ich. Man verschluckt sich an seiner eigenen Spucke. Das ist das Alter, Bella: Es läuft alles nicht mehr so, wie man es sich wünscht. Vielleicht solltest du auch mal ein bisschen Wellness machen?“

Das war das Stichwort für meinen Mann, der bisher geschwiegen hatte und sich hinter seiner Tageszeitung versteckt hatte: „Ein bisschen Wellness. So so! Und wer soll den Kakao kochen für den Nikolausnachmittag der Fußballkinder? Und wer den Sugo für den Pasta - All you can eat-Abend für die Kegelfrauen, hä? Wie soll das gehen, wenn ihr euch alle aus dem Staub macht?“

Er stöhnte laut auf und faltete wütend die Zeitung zusammen, doch Nonna ließ sich davon wenig beeindrucken. Sie verdrehte nur die Augen und stieß ein undefinierbares „Boh!“ aus. Das italienische „Boh“ konnte je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben: Es konnte „Hmmm“, „Vielleicht, vielleicht auch nicht“ oder auch „Mir doch egal!“ heißen. In Nonnas Fall war glasklar, was es bedeutete: Ihr „Boh“ hieß „Rutsch mir doch den Buckel runter!“

In meinen Adern rollte eine neue Wutwelle an: Sie durfte gehen, ich nicht! Plötzlich ging ich richtig auf: Ich bäumte mich vor Nonna auf und schrie sie an: „Was heißt hier Boh?“ Meine Stimme überschlug sich. „Einen Weihnachtskuchen von deiner Lieblingsmarke soll ich dir also besorgen, ja? Soll ich Madame Panettone eventuell auch noch ein Bad einlassen, wenn sie zurückkommt, damit sie, bevor sie ihren wohltemperierten thermalgeschwängerten Körper auf unserer Chaiselongue ausstreckt und nach der anstrengenden Zugfahrt noch ein bisschen chillen kann? Ich bin wirklich sauer, Carmelina. Eine verblasste Neunzigjährige willst du angeblich aufpäppeln, aber deine eigene Familie lässt du rücksichtslos im Stich!“ Ich plusterte mich auf wie Mafiaboss Michael Corleone in Der Pate - und dann setzte ich zum Rundumschlag an, was ich im Nachhinein ein bisschen bereue, aber leider nicht mehr rückgängig machen kann. Ich sagte: „Du musst mir wirklich nichts über Familienzusammenhalt erzählen, Carmelina! Eines sag ich dir: Wenn du jetzt gehst, dann brauchst du dich zu Weihnachten gar nicht mehr blicken lassen, verstanden?“

Die Augen meiner Schwiegermutter trafen mich pfeilscharf „Ich bin zu Weihnachten ausgeladen? Nun gut, wie du willst! Ich gehe!“, zischte sie und knallte die Tür hinter sich zu.

„Aber….Weihnachten ohne Nonna! Das geht doch nicht!“, weinte Federico als er beim Abendbrot von der Misere erfuhr.

Mein Mann schenkte sich das zweite Glas Chianti ein. „Was will man machen!“, seufzte er. „Reisende soll man nicht aufhalten. Weder zu Ostern, noch zu Weihnachten.“

Nonnas Super-Gnocchi

„Meine Großmutter ist eine Revolverheldin. Sie kann nämlich granatenmäßig gut kochen. Papa sagt, dass unser Ristorante erst so richtig gut läuft, seitdem die Patronin unserer Familie in den Schlagzeilen stand. Die Patronin unserer Familie, das ist meine Nonna – meine Super-Nonna!“

(Federico Poletti, 12 Jahre – Auszug aus: „Nonnas goldener Hochzeitsfall“/Band 1 der Super-Nonna)

Und hier ist das Original-Rezept für Nonnas Super-Gnocchi:

Wenn Nonna nicht gerade die Küchenarbeit schwänzt und sich in Montegrottos heißen Quellen vergnügt, bereitet sie einen Teig aus Kartoffeln, Mehl, Ei und Parmesan und kocht ihre berühmt berüchtigten Super-Nonna-Gnocchi:

Für 4 Personen verwendet Nonna 6 mittelgroße Kartoffeln, die sie weichkocht und durch ein Sieb presst.

Sie fragen Nonna, ob sie fest oder weichkochende Kartoffeln verwendet? Sie wird die Schultern zucken und Ihnen diese Frage nicht beantworten. Die Frage ist unnötig, denn es verhält sich bei den Gnocchi so: Entweder man braucht für den Teig mehr Mehl, oder weniger, so einfach ist das.

Und hier ist noch ein Küchen-Tipp von Super-Nonna: Nehmen Sie besser die Kartoffeln aus Deutschland, deutsche Kartoffeln sind besser 😊.

So geht es weiter:

Schlagen Sie ein Ei mit 1 TL Salz auf, vermengen Sie dieses mit dem Kartoffelbrei und mischen außerdem darunter:

3 EL geriebenen Parmesan

2 TL Zucker

500 Gramm Weizenmehl (davon, wenn vorrätig, 100 Gramm Hartweizenmehl).

Schön durchkneten und wie gesagt eventuell noch weiter Mehl hinzufügen, bis ein konsistenter Teig entsteht.

Jetzt den Teig in 4 Teile formen.

Jedes Teil ca. 2 cm dick auf einer bemehlten Arbeitsplatte ausrollen und danach die Rollen in daumendicke Scheiben aufschneiden. Diese Scheiben zu kleinen Kugeln formen. Der Teig schmeckt übrigens auch roh sehr gut, aber naschen Sie nicht zu viel – sonst reicht es am Ende nicht.

Die kleinen geformten Kugeln werden auf einer Gabel abgerollt, damit das typische Gnocchi-Muster entsteht. Hierfür benötigt man ein bisschen Übung, aber wenn die Gnocchi mit Liebe zubereitet werden, ist es egal, wie sie aussehen – sagt Nonna.

Die Gnocchi lassen Sie danach auf einem Blech (oder einem großen Teller) für eine gute Stunde ruhen.

Und dann kommt der letzte Schritt:

Einen Topf Salzwasser aufkochen und etwas Öl hinzufügen. Die Gnocchi vorsichtig hineingeben, aber ja nicht mehr kochen. Warten Sie stattdessen kurz, bis die kleinen Kartoffelknödel auf der Oberfläche schwimmen. Wenn das der Fall ist, sorgfältig abschöpfen: Vorsichtig abtropfen lassen und servieren!

Die Super-Gnocchi schmecken zum Beispiel mit Bolognese, Tomatensauce oder auch einfach mit Pesto. Ja nicht mit Mozarella sparen!

Pasta la Vista!

Madame Panettone (Teil 2)

Im Roma war ausgefeiert und die Stimmung am Tiefpunkt: Mein Göttergatte hatte unser Ristorante kurz vor den Feiertagen zugesperrt, damit wir laut seiner Aussage auch ein bisschen zur Ruhe kamen. Mich plagten des Nachts neuerdings schreckliche Albträume, aus denen ich immer wieder schweißgebadet hochgeschreckte: In meinen Träumen wimmerte meine Schwiegermutter gegeißelt und gefesselt im untersten Keller eines bruchfälligen Hotels und stierte mich aus schwarz unterlaufenen Augen vorwurfsvoll an.

Ich fragte mich, wie ich die Situation, die zu diesem Eklat geführt hatte, irgendwie hätte vermeiden oder zumindest in eine andere Richtung hätte lenken können.

Mit meinem Mann konnte ich über meine Sorgen nicht sprechen, er wollte das Wort „Nonna“ vor Weihnachten nicht mehr hören. Mein Sohn Federico dagegen lag mir stündlich mit dem Thema in den Ohren. Er gab mir die Schuld an dem fürchterlichen Streit: „Ober sticht unter, Mama, so ist das halt in Italien.“

Meine Vorwürfe und Selbstzweifel wuchsen quasi stündlich, dabei waren diese eigentlich sinnbefreit, denn das Kind (oder vielmehr die Oma) war schon längst in den Brunnen gefallen.

Und dabei stand doch Weihnachten vor der Tür! Nämlich schon heute in fünf Tagen. In unserer Pizzeria war es düster und kalt, im Haus Poletti hing der Haussegen schief und von meiner Schwiegermutter fehlte jede Spur - mir war zum Heulen!

Eine Reportage im Vierten lenkte mich ein wenig von der Misere ab: Es ging um die Weihnachtsbräuche in europäischen Nachbarländern und es wurde auch über den berühmt berüchtigten Weihnachtskuchen in Italien berichtet: Nämlich den Panettone, dessen Meisterwerk laut Bericht nämlich nicht aus Mailand, sondern aus einer Gefängnisbäckerei in Padua stammte. Mörder und andere Schwerenöter backten dem Vierten zufolge in Venetien die besten Panettoni Italiens, wobei die Häftlinge die Arbeit als ungewöhnliches Privileg wahrnahmen. Warum und wie jemand aus der Gefängnisbäckerei seine bürgerliche Existenz zerbrochen hatte, wurde in der Fernseh-Doku nicht thematisiert. Der hinter den schwedischen Gardinen gewalkte Hefeteig dagegen wurde über den grünen Klee gelobt, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief. Vielleicht schaffte ich es ja, ein solches Padovaner Prachtstück zu ergattern, um mit Hilfe eines solchen Gefangenenkuchens unsere interfamiliären Wogen glätten zu können? Padua war gar nicht weit weg von Montegrotto. Mir erschien die Doku im Vierten wie ein Wink des Schicksals: Nonna hatte mich doch gebeten, einen besonderen Panettone zu besorgen. Vielleicht würde ich die abtrünnige Badenixe mit meinem originellen Kuchen aus den heißen Quellen herauslocken und zurück nach Saarlouis bringen können, so dass wir den unheilvollen Familienzwist endlich besiegeln konnten.

Ich sehnte mich nach Harmonie und fasste den spontanen Entschluss, nach Padua zu reisen, um die geheimnisvolle Weihnachtsbäckerei, die angeblich regelmäßig renommierte Preise für die von Schwerverbrechern gebackenen süßen Brote absahnte, höchstpersönlich aufzusuchen.

Als erstes galt es herauszufinden, in welchem Hotel Nonna abgestiegen war. Es gab über 20 Hotels in der beliebten Kurstadt Venetiens, ein knappes Drittel davon hatte Weihnachtsferien und war geschlossen. Ein weiteres Drittel lag in einer Preiskategorie, die Nonna mit großer Wahrscheinlichkeit außen vorgelassen hatte – die Rente meiner Schwiegermutter war zwar ganz ordentlich, aber 280 Euro pro Nacht (ohne Frühstück versteht sich), überstieg dann vermutlich doch Carmelinas Budget. Blieben noch etwa acht Hotels, die ich durchzutelefonieren hatte. Mein Problem war, dass mein Italienisch nicht wirklich gut war.

„Potrebbe per favore mettermi in contatto con la signora Carmelina Poletti“, bekam ich halbwegs ohne Stottern heraus, als ich im ersten Hotel inmitten der Eugeneischen Hügel anrief.

Man sagte mir, dass es keine solchen Namen unter den Gästen geben würde, im zweiten wollte man mir keine Auskunft geben. Als nächstes versuchte ich mein Glück in dem mit vier Sternen ausgezeichneten Hotel „Palace Spa“.

„Pronto? Cosa vuoi?“, der männliche Angestellte schien mich nicht zu verstehen.

Ich wiederholte mein Anliegen auf Englisch und als der junge Herr an der anderen Leitung immer noch nicht reagierte, schrie ich den Namen meiner Schwiegermutter in den Hörer „Carmelina Poletti! La mia suocera – meine Schwiegermutter Carmelina Poletti!“

„Ach, Sie wollen mit Ihrer Schwiegermutter sprechen?“, sprach der Rezeptionist mit einem Mal in glasklarem Deutsch.

Ja! Beziehungsweise – nein! Ich möchte nur wissen, ob Sie bei Ihnen wohnt!“, verlieh ich meinem Gesuch Nachdruck.

„Nun, Signora, Sie wissen schon, dass meine Auskunft auch dem Datenschutz unterliegt?“

Ich nickte. „Natürlich. Aber bitte, es ist sehr wichtig. Und es ist ja auch bald Weihnachten“, presste ich heraus.

Der Angestellte druckste ein bisschen herum, dann erklärte er, dass meine Schwiegermutter tatsächlich im Hotel gewohnt hatte. Aber sie hätte gestern ausgecheckt.“

„Das heißt, sie ist abgereist?“, rief ich in Panik.

„Ja, es scheint so!“, bestätigte der Angestellte. Ich kämpfte mit den Tränen, da meldete sich der freundliche Rezeptionist erneut zu Wort: „Ach, da sehe ich ja gerade, Signora: Ihre Schwiegermutter hat gar nicht ausgecheckt – sie hat nur das Zimmer gewechselt. Sie hat die Junior-Suite bezogen, nicht schlecht, oder? Sie verraten aber bitte keinem, dass Sie diese Information von mir haben, das müssen Sie mir versprechen!“

Nonnas Cantuccini

„Wenn man sein Schlafgemach mit einer messerwetzenden italienischen Großmutter teilt und nachts auf den gespenstischen Fluren des Palazzo unheimliche Schatten im Nacken fühlt, freut man sich doppelt, wenn sich diese als harmlos herausstellen:

„Schau mal, was ich dir mitgebracht habe!“, sagte Constantin und drückte mir einen Quader in die Hand. Bei diesem handelte es sich um einen italienischen Weihnachtskuchen, in diesem Fall war es ein Panettoncino Amarena, ein Weihnachtskuchen, der mit schwarzsüßen Kirschen gefüllt war. Das Zuckergebäck hatte das Ablaufdatum längst hinter sich, aber ich freute mich aus purer Erleichterung.“

(Federico Poletti, 15 Jahre – Auszug aus: „Nonnas blütenreicher Waschsalon“/Band 3 der Super-Nonna)

Den Panettone backt Nonna nicht selbst, den lässt sie sich lieber schenken. Cantuccini dagegen backt sie gerne und oft.

Diese Mandelkekse gibt es nicht nur zu Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über.

Cantuccini halten 10 Jahre, aber nur in der Theorie. Denn sie werden immer schnell gegessen, weil sie so lecker sind!

Für ein ofenfrisches Blech Cantuccini verwendet Super-Nonna:

90 Gramm Butter 180 Gramm Zuck 250 Gramm Mehl ½ Packung Backpulver 1-2 Vanillezucker 2 Eier Zitronenabrieb (1/2 Biozitrone) 190 Gramm Mandeln (ganze Mandeln) – vorher im Ofen rösten (ca. 10 Minuten bei 200 Grad)

Und so stellen Sie die Cantuccini her:

Butter weich schlagen und Zucker zugeben, anschließend die restlichen Zutaten hinzugeben und verkneten.

Dann 3-4 Rollen formen (ca. daumendick)

Die Rollen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech und bei 180 Grad (Unter-/Oberhitze) 20 Minuten im Ofen backen.

Danach rausnehmen und ein paar Minuten abkühlen lassen. Dann schräg in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Plätzchen nochmal (mit der Schnittfläche nach oben) auf das Backblech legen und bei 150 Grad für 15 Minuten rösten, bis sie goldbraun sind.

Ofen ausmachen, aber die Cantuccini nochmal 15 Minuten ruhen lassen.

Basta!

Madame Panettone (Teil 3)

Dass sich meine Google-Zufallsstichprobe direkt als Volltreffer herauskristallisiert hatte, interpretierte ich als weiteren Wink des Schicksals. Nun wusste ich, wo Nonna steckte! Grund genug, für den Folgetag den Flug zu buchen, der sich als wahres Last-Minute-Schnäppchen herausstellte. Mein Herz machte eine Hopps - man musste ja auch mal Glück haben im Leben. Ein Zimmer in Nonnas Hotel reservierte ich noch nicht – ich wollte flexibel sein und musste ja auch noch zuerst den Panettone für die Madame besorgen. Der nette Herr würde mich so oder so im Palace Spa aufnehmen – schließlich war seit gestern in der Economy etwas freigeworden, da Nonna ja in die Junior Suite aufgestiegen war.

Nachdem sich der Flughafen in Venedig befand, wollte ich zunächst nochmal die Wasserstadt besuchen – lange war ich nicht mehr hier gewesen:

Erwartungsvoll schlenderte ich durch die Seitengassen: Glitzer, Glamour und üppige Lichterketten gab es in Venedig nicht, doch der Kanal vor dem Lokal, wo ich eine kleine Mahlzeit einnahm, war von einer dekorativen und stimmungsvollen Weihnachtsbeleuchtung geschmückt, die mein Herz höher schlagen ließ. Vor der goldenen Basilika strahlte auf dem Markusplatz ein Weihnachtsbaum mit Tausenden Lichtern und auch die Arkaden am Piazza di San Marco leuchteten in hellen Glanz. Die Zeit verging wie im Nu und es dämmerte bereits, als ich das Restaurant verließ. Kurzentschlossen buchte ich ein Zimmer, obwohl viel zu tun war, brauchte ich etwas Ruhe. Der Schrecken der letzten Woche und der Schlafmangel steckten mir noch in den Gliedern. Für den Preis der Übernachtung würden wir zwar im Folgejahr vermutlich mehr als ein Dutzend an Fußballjungs und Kegeldamen bewirten müssen, doch ich brauchte Zeit für mich.

Als ich ausgepackt hatte, schlenderte ich lustvoll durch die beleuchteten Gassen und sah verträumt den verliebten Paaren zu, die sich, in dicke Decken eingewickelt, von den Gondolieren am Canale Grande chauffieren ließen. So eine Fahrt hatten mein Mann und ich vor Jahren auch einmal unternommen - vor mindestens zwei Kleidergrößen. Wir waren damals wirklich sehr verliebt gewesen. Auf einmal hatte ich das spontane Bedürfnis, mit meinem Mann zu telefonieren. Ans Handy ging er wie üblich nicht (meist lag das Smartphone meines Mannes in irgendeiner Schublade außer Hörweite), so wählte das Festnetz zu Hause.

Federico meldete sich: „Ach, du schon wieder?“ Er bezeichnete mich als Helicopter-Mum. Gut, um die Gesundheit meiner Familie war ich stets besorgt. Auch kannte ich mich mit Globoli, Bachblüten und Schüssler-Salzen relativ gut aus. Vor allem aber lag mir eine ausgewogene Ernährung meiner Familie sehr am Herzen und so erkundigte ich mich sogleich nach dem Ernährungsplan der Zuhausegebliebenen. Da das Roma geschlossen war, gab sich Federico vermutlich in vollen Zügen dem Rohrzuckergenuss hin, ganz genau gab er es nicht zu. Ganz genau wollte ich es wahrscheinlich auch nicht wissen. Wenigstens hatte ich ein paar Dinkelkekse in die Plätzchendose gemischt. Ich fragte, ob die beiden denn schon etwas davon genascht hätten.

„Klar, die sind leer!“, berichtete Federico und erläuterte, dass Plätzchen schlecht würden, wenn man sie zu lange in der Dose aufbewahrte.

Ich seufzte. Ich hatte in der Nacht vor meiner Abreise fast durchgebacken in der Hoffnung, wenigstens am Heiligabend noch in paar von den salten Caramel-Cookies zu ergattern. Wieso hatte ich sie nicht besser unter meinem Bett versteckt?

„Wo ist den Papa?“, erkundigte ich mich.

„Der hängt unten im Keller die Wäsche auf!“, berichtete mein Sohn mit gewissem Unterton. „Nachdem sich die Damen des Hauses ja beide verabschiedet haben, muss man sich wirklich um alles selbst kümmern!“

Ich hielt die Luft an. Federico beschwerte sich noch weiter über dies und das – er war augenscheinlich mit der Gesamtsituation unzufrieden. Das Liebespaar zu meinen Füßen dagegen küsste sich heiß und innig. Der Gondoliere, der sie durch die Wasserstraßen lenkte, trug eine rote Nikolausmütze und fing nun noch an zu singen. Das Lied hatte ich nie vorher gehört, „O sole mio“ hätte auch nicht gepasst, denn in der nebligen Stadt setzte nun ein leichter Nieselregen ein. Mir wurde kalt und ich zog meinen Schal enger. Ich fragte Federico, was ich ihm aus Venedig mitbringen könnte. Zahlreiche Weihnachtsmärkte waren in der Stadt aufgebaut und auf dem Campo Santo Stefano hatte ich schon einen Blick auf die angebotenen Lebensmittel und das Kunsthandwerk werfen können: Ob sich ein 16-jähriger über eine mundgeblasene Weihnachtskugel aus Murano oder eine Karnevalsmaske freuen würde, war allerdings mehr als fraglich.

Federicos Antwort versetzte mir einen Stich in der Magengrube und hinterließ einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge „Bring doch einfach Nonna zurück“, sagte er. „Das wäre mein schönstes Geschenk zu Weihnachten, Mama, weißt du.“

Nonnas Weihnachts-ABC

„Nonna führte mich zu dem schief gewachsenen Olivenbaum im Garten.

---ENDE DER LESEPROBE---