Magic Force. Verborgene Macht - Raywen White - E-Book
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Magic Force. Verborgene Macht E-Book

Raywen White

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Beschreibung

**Wenn die Magie dein schlimmster Feind ist** In einer Welt, in der Magie die größte Bedrohung für die Menschen darstellt, hat der Kampf gegen diese höchste Priorität. Das gilt auch für Eve, die als Mitglied der Eliteeinheit Magic Force täglich ihr Leben aufs Spiel setzt. Doch als sie plötzlich dem meistgesuchten Magier der Welt gegenübersteht, ist nichts mehr wie zuvor: Jarven scheint sie zu kennen und löst mit seinen sturmgrauen Augen ein wahres Gefühlschaos in Eve aus. Auf einmal zeigen sich auch bei ihr verbotene magische Fähigkeiten. Und plötzlich ist sie ausgerechnet auf Jarvens Hilfe angewiesen … Tauch ein in die unwiderstehlich düstere und magische Welt der Magic Force Eine Kämpferin, die nichts mehr hasst als die Magie, und ein Magier, der zu ihrer einzigen Hoffnung auf Rettung wird. Der neue Roman von Raywen White lässt dich von der ersten Seite an nicht mehr los! //»Magic Force. Verborgene Macht« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//  

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Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

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Raywen White

Magic Force. Verborgene Macht

**Wenn die Magie dein schlimmster Feind ist**In einer Welt, in der Magie die größte Bedrohung für die Menschen darstellt, hat der Kampf gegen diese höchste Priorität. Das gilt auch für Eve, die als Mitglied der Eliteeinheit Magic Force täglich ihr Leben aufs Spiel setzt. Doch als sie plötzlich dem meistgesuchten Magier der Welt gegenübersteht, ist nichts mehr wie zuvor: Jarven scheint sie zu kennen und löst mit seinen sturmgrauen Augen ein wahres Gefühlschaos in Eve aus. Auf einmal zeigen sich auch bei ihr verbotene magische Fähigkeiten. Und plötzlich ist sie ausgerechnet auf Jarvens Hilfe angewiesen …

Wohin soll es gehen?

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Vita

Danksagung

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© privat

Raywen White lebt gemeinsam mit ihrem Mann im Raum Frankfurt am Main. Erst 2014 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben und erzählt nun Geschichten, in denen Liebe und Magie der Fantasie keine Grenzen setzen. Jedoch haben in ihrem Leben Bücher schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Es gibt nichts Schöneres, als in eine Geschichte einzutauchen und den Alltag vergessen zu können. Dieses Gefühl möchte sie auch ihren Lesern ermöglichen.

Ab dem Tag, an dem die Wissenschaft beginnt, nicht-physikalische Phänomene zu analysieren, werden in einem Jahrzehnt mehr Fortschritte gemacht werden als in all den Jahrhunderten seit deren Bestehen.

Nikola Tesla

01

Eve

Gedankenverloren rührte Eve ihren Joghurt um.

»Und? Schon Pläne fürs Wochenende?«, fragte Romeo, schob sein Tablett mit dem Frühstück auf den zerkratzten Tisch und ließ sich neben ihr auf den Stuhl fallen.

»Es ist erst Dienstag und du machst dir schon Gedanken über deine Wochenendplanung?« Ungläubig schüttelte Milena den Kopf und steckte sich einen Löffel voll Müsli in den Mund. Es krachte laut, während sie kaute.

Romeo zuckte mit den Schultern. »Es passiert ja sonst nichts. Wird Zeit, dass wir mal wieder einen Auftrag …« Der einsetzende schrille Alarm unterbrach ihn.

Eves Herzschlag geriet ins Stolpern. Entsetzt tauschte sie einen Blick mit Milena aus. Ihre Muskeln spannten sich an, bereit jeden Moment loszustürmen. Doch sie verharrte und hielt abwartend die Luft an, wie jeder in der Mensa, die normalerweise von aufgeregtem Gemurmel erfüllt war. Die Sirene verstummte abrupt und in der darauffolgenden Stille hallte der Ton nach.

Ein Knacken signalisierte, dass gleich eine Durchsage folgen würde. Man hätte in diesem Moment eine Stecknadel in dem Saal fallen hören können, der sich über zwei Stockwerke zog. »Die Einheiten Drei bis Sieben und Zehn bis Vierzehn ausrücken. Dies ist keine Übung. Die Einheiten Drei bis Sieben und Zehn bis Vierzehn ausrücken. Ich wiederhole, dies ist keine Übung.«

»Scheiße«, fluchte Milena entnervt und ließ ihren Löffel in die Müslischüssel fallen, deren Inhalt zu allen Seiten spritzte.

»Vielleicht behältst du deine Wünsche in Zukunft für dich«, knurrte Eve in Romeos Richtung.

Erneut setzte der Alarm ein, wurde jedoch fast vom Klappern des Bestecks und dem metallischen Kratzen etlicher Stuhlbeine übertönt, die über den grauen Boden schrammten.

Frustriert schnappte sich Eve das Käsesandwich von ihrem Teller und ließ den Rest ihres Frühstücks stehen. Ihr Magen grummelte beleidigt. Im Laufschritt stürzte sie mit den anderen aus dem Speisesaal und stopfte sich das belegte Toastbrot in den Mund. Der breite Flur, an dessen Wänden immer noch Veranstaltungsplakate für Verbindungspartys von vor vier Jahren hingen, füllte sich binnen kürzester Zeit. »Macht Platz!« Eve drängte sich an einigen Rekruten vorbei, die gaffend im Weg standen.

Abermals verstummte die Sirene und die unpersönliche Durchsage wiederholte sich. Einzig die in regelmäßigen Abständen angebrachten Lampen, in denen sich ein oranges Licht drehte, blieben die ganze Zeit an.

Milena war zwei Schritte vor Eve und erreichte als Erste die offene Tür, die zu der Umkleide ihrer Einheit führte. Noch im Laufen zog Eve sich den bequemen Hoodie aus, warf ihn achtlos auf die beiden Bänke, die zwischen den Spinden im Raum standen. Mit dem Handgelenk wischte sie über das schwarze Display ihres Schranks und entriegelte das Schloss. Die blau gestrichene Metalltür quietschte protestierend, als sie sie aufriss. Mit den Zehen streifte sie die ausgelatschten Schuhe ab, während sie die schweren Kampfstiefel aus dem Fach nahm und vor sich auf den Boden fallen ließ.

Ihr Blick glitt zu dem abgegriffenen Foto, das auf der Innenseite der Metalltür klebte. Ihre Mutter lächelte ihr mit einem stolzen Strahlen in den warmen Augen entgegen. Ihren rechten Arm hatte sie um Eves Bruder Aiden gelegt, der ihre Mutter um einen Kopf überragte und frech grinste. Vor seinem Gesicht baumelte die Quaste seines viereckigen Hutes. Seine schlaksige Gestalt steckte in einem weinroten Talar. Es war der Tag seiner Abschlussfeier an der Highschool gewesen. Ihr Vater stand rechts von ihm und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

Das letzte Bild ihrer Familie. Es kam ihr vor, als hätte sie erst gestern den Auslöser gedrückt. Mit den Fingerspitzen berührte Eve ihren Mund und legte sie dann an das abgegriffene Papier. »Wünscht mir Glück«, hauchte sie und wandte sich entschlossen ihrer Ausrüstung zu. So etwas wie damals durfte nie wieder passieren.

In Windeseile zog sie die Trainingshose aus, schlüpfte in die schwarze Cargohose, einen farblich passenden Longsleeve und streifte die Multifunktionsweste über. Dann schnallte sie sich den Gürtel mit den beiden Handfeuerwaffen um, befestigte die Holster an ihren Oberschenkeln und nahm den Helm aus dem Spind.

Ein Blick in die Runde zeigte ihr, dass Milena bereits abmarschbereit war. Genauso wie Romeo, der ihr mit einem Lächeln zuzwinkerte.

»Wird’s bald, Grayson?«, drängte Sergeant Lovewood, der an der Tür stand und ungeduldig mit dem Fuß wippte, während er sie missmutig beobachtete. Dabei war sie nicht einmal die Letzte. Schnell schlüpfte Eve in ihre Stiefel, stellte einen Fuß auf die Bank, band sich die Schnürsenkel und wiederholte dies mit dem anderen.

»Wo ist Jefferson?«, fragte Lovewood ungehalten, als sie sich an ihm vorbeischob.

»Noch immer auf der Krankenstation, Sir«, antwortete sie und sprintete zur Waffenkammer, während er ihr fluchend folgte.

Der mittlerweile stumme Alarm tauchte den Flur weiterhin in ein unheimliches Orange. Die kurze Schlange der Männer und Frauen an der Ausgabe bewegte sich zügig vorwärts. Als Eve am Scanner vorbeikam, hielt sie – wie schon am Spind – ihr Handgelenk mit dem implantierten Chip an die dunkle Fläche und ging weiter zum Fach, an dem ihr Name aufleuchtete, um ihre Waffe zu entnehmen. Sie schnappte sich die veraltete P90, prüfte, ob sie gesichert war, und lief zu den wartenden Fahrzeugen. Die Sonne ging gerade auf und tauchte die verwitterten Gebäude der ehemaligen Universität in ein warmes goldenes Licht.

Die ersten gepanzerten SUVs fuhren bereits vom Gelände der Magic Force. Kaum passierten sie die großen Stahltore, die die Basis schützten, schalteten sich ihre Sirenen und das Blaulicht ein.

Eve sprang hinter Milena in den umgebauten Wagen. Für einen Moment sah sie nur Schemen, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Inneren gewöhnt hatten. Sie nickte Sutton zu. Der ehemalige Footballprofi saß bereits auf dem Fahrersitz und stieß sich immer wieder mit den Füßen ab, sodass sich sein Stuhl im Kreis drehte.

Mit eingezogenem Kopf ging sie bis zum letzten freien Platz. Smith, der Computergeek ihres Teams, saß wie ein düsterer Schatten in der Ecke ihr gegenüber und beobachtete sie unter halb geöffneten Lidern. Milena setzte sich zu ihm, während Romeo zu Eve aufrückte. Er klopfte neben sich auf das Polster, als West nach ihm einstieg. »Hey, Süße, hast du einen Kuss für mich? Bringt Glück«, meinte er grinsend zu ihr und spitzte die Lippen.

West zeigte ihm den Mittelfinger und warf die seitliche Schiebetür zu. »Behalt deine Pfoten bei dir, Romeo, sonst hast du bald keine mehr«, warnte sie ihn mit honigsüßer Stimme und band ihre blonden Locken zu einem strengen Knoten zusammen.

Eigentlich hieß der hübsche Latino mit gebürtigem Namen Tony Romero, aber Wests Spitzname für ihn hatte sich mittlerweile im Team festgesetzt. Er seufzte theatralisch und wandte sich Eve zu. »Und was ist mit dir, Grayson? Ein Kuss für einen Todgeweihten?«

»Hat das irgendwann schon mal gezogen?«, fragte sie süffisant.

»Bei dir nicht, aber bei der kleinen Blonden gestern Abend«, schnurrte er und strich sich verträumt über die schwarzen Stoppeln auf seinem Kopf.

Der Wagen schaukelte leicht, als Lovewood die Beifahrertür aufriss und sich schwungvoll auf den Sitz wuchtete. »Genug getratscht«, bellte er und alle verstummten.

Nun war ihr Team vollzählig und das elektrische Fahrzeug fuhr mit einem leisen Surren los. Kurz darauf erklang gedämpft das Heulen der Sirene auf dem Dach.

Smith, der wie immer keinen Ton von sich gab, stellte sein Maschinengewehr neben sich und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab, während Milena die Lippen zusammenpresste und auf den Boden starrte.

Eve wäre es lieber gewesen, wenn Romeo weiter seine blöden Sprüche gerissen hätte, wie er es vor jedem Einsatz tat. Stattdessen dachte nun jeder an den bevorstehenden Kampf. Anspannung machte sich breit und hing wie eine düstere Wolke über ihnen.

Sutton tippte auf dem in der Konsole eingelassenen Display herum. Kurz darauf erklang der Klassiker Bad Guy von Billie Eilish aus den Boxen.

Eve beugte sich vor, um einen Blick aus der Frontscheibe zu erhaschen. Die in den Himmel ragenden Hochhäuser zeigten ihr, dass sie Richtung Boston unterwegs waren.

»Was, denkt ihr, könnte los sein?«, fragte Milena beunruhigt und fuhr sich durch ihre kurzen roten Haare. »Zehn Einheiten, so viele sind schon lange nicht mehr gleichzeitig ausgerückt.« Ihr russischer Akzent klang schwerer als sonst.

»Wahrscheinlich haben sie erneut von einem bevorstehenden Terroranschlag erfahren«, mutmaßte Sutton. Der Hüne hielt das Lenkrad umklammert, als würde er das autonome Fahrzeug tatsächlich durch die Rettungsgasse fahren, die das Verkehrsleitsystem gebildet hatte. »Erst letzte Woche wurde einer in Portland vereitelt und fünf Magier dabei verhaftet.«

»Wenn die in den Verhören irgendetwas verraten hätten, dann wäre dies hier eine durchdachte Aktion, auf die wir uns besser vorbereitet hätten«, bemerkte Milena schnippisch.

»Petrowa, hören Sie auf zu spekulieren«, herrschte Lovewood sie an und drehte sich mit dem Sitz in Richtung des Innenraums. Sein verkniffener Blick war auf das Tablet in seiner Hand gerichtet, über das er immer wieder mit seinen Fingern strich. Wahrscheinlich ging er gerade die Daten zu ihrem Auftrag durch.

»Ja, Sir«, erwiderte Milena zackig und presste ihre Lippen missmutig aufeinander.

Lovewood schob seinen Unterkiefer vor, was ein eindeutiges Zeichen war, dass ihm etwas missfiel. In letzter Zeit hörte man wieder vermehrt von seltsamen Vorkommnissen, die auf Magie oder deren Gebrauch zurückzuführen waren, obwohl dieser seit dreieinhalb Jahren verboten war. Der entsprechende Gesetzesentwurf zum Magical Defence Act war innerhalb weniger Tage durch den Kongress und den Senat gepeitscht und am Ende einstimmig angenommen worden. Eine Gänsehaut überzog Eves Arme, als sie an den Grund dafür dachte. Unruhig rutschte sie auf der harten Sitzfläche hin und her.

Nie wieder.

»Haben Sie etwas zu sagen, Grayson?«, fragte Lovewood und schaute grimmig vom Tablet auf.

»Nein, Sir.« Der gepanzerte Wagen fuhr um eine Kurve und Eve wurde unsanft gegen die Seitenwand gepresst.

Die Musik verstummte und der Sergeant räusperte sich. »Heute Morgen um Null Fünfhundert hat ein Zivilist einen Verdächtigen im Hafenviertel bemerkt. Laut der Beschreibung könnte es sich um Jarven Barton handeln.«

Jarven. Allein bei dem Namen wurde Eve heiß und kalt zugleich. In ihrem Inneren schien sich ein riesiges Loch aufzutun.

Romeo versteifte sich ebenfalls. »Fuck.« Damit drückte er treffend ihre eigenen Gedanken aus.

»Die sind doch nicht allen Ernstes der Meinung, dass zehn Einheiten für dieses Schwein reichen?«, fragte Sutton mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen. Jarven war nicht ohne Grund einer der meistgesuchten Magier des Kontinents. Angeblich beherrschte er sowohl Spruch- als auch Gestenmagie und verfügte über eine Zauberkraft, die Massachusetts dem Erdboden gleichmachen könnte. Außerdem galt er als Hauptverantwortlicher für den Anschlag auf Washington vor knapp vier Jahren, bei dem mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen waren.

Das Sandwich kam Eve wieder hoch. Sie hatte das Gefühl, als legten sich Stahlseile um ihre Brust, die sich langsam zuzogen. Fest krampften sich ihre Finger um das kühle Metall der P90 und sie atmete tief ein und aus.

»Haben Sie ein Problem mit dem Befehl, Sutton?«, fragte Lovewood scharf.

»Nein, Sir«, antwortete der Soldat sofort.

Lovewood wandte sich wieder seinem Tablet zu und sprach weiter: »Es wurden daraufhin zwei Drohnen ausgeschickt, die die Situation analysieren sollten. Sie fielen jedoch aus, sobald sie sich einem verlassenen Fabrikgelände näherten. Ihre Wärmebildkameras haben zu diesem Zeitpunkt zehn Personen aufgezeichnet.« Er ließ das Gerät auf den Schoß sinken und schob erneut den Unterkiefer vor.

Es wurde so still, dass Eves Herzschlag laut in ihren Ohren dröhnte.

Jarven.

Ihre Gedanken waren wie leergefegt. Wahrscheinlich war dies besser, als sich an die Geschehnisse vor vier Jahren zu erinnern, die dazu geführt hatten, dass sie den neu gegründeten Streitkräften zur Magieabwehr beigetreten war. Das Bild ihrer Familie, das in ihrem Spind hing, drängte sich in ihren Geist. Ein leichtes Zittern erfasste ihren Körper und sie schob die Erinnerungen von sich, bevor sie in ihrem Kopf Fuß fassen konnten.

»Mehr Informationen haben wir nicht?« Ungläubig runzelte Romeo die Stirn und schnappte sich sein Gewehr. Die Sirene war verstummt. Der Wagen wurde langsamer und kam mit einem sanften Ruck zum Stehen. Blaues und rotes Licht beleuchtete den Innenraum und überzog ihre Gesichter mit Schatten.

West schnaubte und stand auf. »Uns allen ist doch bewusst, was mit den Drohnen geschehen ist. Die wissen, dass wir kommen.« Schwungvoll riss sie die Seitentür auf und ein Windstoß brachte den Geruch nach gammeligem Fisch mit sich.

»Wahrscheinlich ist dieser verdammte Dreckskerl schon längst wieder weg«, schimpfte Sutton und stieg ebenfalls aus.

Nervös schluckte Eve und ließ den anderen den Vortritt, bevor sie sich ebenfalls erhob. Stimmengewirr empfing sie draußen. Überall standen Teams aus den anderen Einheiten zusammen und warteten, bis auch die restlichen Wagen am Bürgersteig hielten. Die kühle Morgenluft ließ sie frösteln.

Einige Polizeiwagen parkten bereits am Ende der Straße. Die Beamten hatten Absperrungen aufgestellt und drängten die Schaulustigen zurück. Am Rand wurde eine Kommandozentrale aufgebaut. Der Wind riss am schwarzen Stoff des Pavillons, unter dem einige Tische standen. Leute von der Technik rollten Kabel über den Asphalt und verbanden das elektronische Equipment miteinander.

Eine vertraute innere Ruhe trat ein. Das hier kannte sie. Dafür hatte sie trainiert. Nicht mehr denken, nur noch funktionieren. Befehlen folgen.

Eve setzte ihren Helm auf, hörte das Knistern des eingebauten Funks und schob die Smart-Lens über ihre Augen. Blaue Schrift lief am unteren Rand vorbei und gab nochmal dieselben Informationen wieder, die ihnen Lovewood bereits mitgeteilt hatte. Zusätzlich erschien eine Karte der Gebäude am Hafen aus der Vogelperspektive. Rote Punkte zeigten an, wo die Drohnen Wärmesignaturen aufgezeichnet hatten.

Die ersten Teams marschierten los. »Team Dreizehn, starten«, erklang die weiche Stimme des Artificial Intelligence Support for Magical Defence – von ihnen kurz MAI genannt – aus dem Headset. Eine blaue Linie führte von ihrer Position zur linken Seite eines Gebäudes, das die Einheiten in diesem Moment umzingelten. Als würde man mit einem Flugzeug zur Landung ansetzen, veränderte sich die Karte von einer zuvor zweidimensionalen in eine dreidimensionale Perspektive.

Im Laufschritt trabte ihr Team die Straße hinab. Lieblos hingeschmierte Graffitis an den grauen Gebäuden waren das Einzige, was etwas Farbe in das heruntergekommene Viertel brachte. Trotz der kühlen Meeresbrise bildeten sich schon nach kurzer Zeit Schweißperlen auf Eves Stirn. Die Metalldrähte in der Uniform, die eingearbeitet waren, um sie vor einem magischen Angriff zu schützen, machten sie schwer und das Laufen anstrengend.

Vor ihnen erhob sich eine Lagerhalle, die mit rostigem Wellblech verkleidet war und mehrere Stockwerke umfasste. Einige Container vom Hafen stapelten sich in der Nähe und wirkten wie Bauklötze von Riesen. Knapp einen Meter unterhalb des Flachdaches befand sich eine Reihe blinder Fensterscheiben, von denen die Hälfte bereits kaputt war. Einige Soldaten würden sich oben in Stellung begeben, um sich abzuseilen. An einigen Ausgängen positionierten sich bereits die anderen Einheiten, während ihr Team das Areal noch umrunden musste.

»Jetzt, wo wir unseren Gegner kennen, habt ihr euch das mit dem Kuss noch mal überlegt?«, fragte Romeo und rempelte West spielerisch an.

»Du bist ein Vollidiot«, gab diese zurück, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und beschleunigte ihre Schritte.

»Du solltest vorsichtiger sein. Sie hat eine Kanone«, bemerkte Eve amüsiert.

»Aber nicht so eine wie ich«, erklärte er zweideutig und wackelte mit den Augenbrauen.

»Uhhh, ganz flach, Romeo«, kommentierte Milena und lief weiter, um zu dem Seiteneingang zu gelangen, den sie sichern sollten. Ein Funkeln forderte Eves Aufmerksamkeit. Auf dem Display ihrer Smart-Lens erschien ein Kreis um eine Stelle, die auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes lag. Der Bereich wurde herangezoomt, sodass Eve einen ihrer Leute ausmachen konnte, der sich dort mit einem Scharfschützengewehr in Stellung gebracht hatte.

Geduckt eilten sie über den freien Platz und nutzten die herumstehenden rostigen Container als Deckung, bis sie bei einer Stahltür ankamen, deren Farbe bereits abblätterte. An dieser Stelle überzog ein buntes Graffiti die Wand. Drohend streckte ein Mann, von dem nur der Oberkörper zu sehen war, einen Arm in die Luft und sammelte eine Energiekugel in seiner Hand. Vor ihm lag zerbrochen ein Schild mit einem Blitz darauf. Das Zeichen der Magic Force.

»Offenbar treiben sich hier schon länger Magier herum«, flüsterte Sutton.

»Dann wird es wohl Zeit, dass wir die Ratten mal ausräuchern.« Romeo stopfte eine kleine Menge Sprengstoff ins Schloss, steckte einen Zünder hinein und entfernte sich.

Immer mehr Punkte auf dem Display färbten sich grün und zeigten, dass die entsprechenden Teams in Position waren.

»LOS!«

02

Eve

Romeo drückte den Auslöser. Ein Knall erklang und eine kleine Rauchwolke nebelte sie ein. Sutton gab der Tür mit einem kräftigen Tritt den Rest. Daraufhin zog Eve den Stift aus der Blendgranate und warf sie durch die Öffnung. Zweimal traf der Metallbehälter auf dem Boden auf, bevor er hochging.

Sofort trat Sutton mit dem Gewehr im Anschlag ein. Hinter ihm sicherte West die rechte Seite und gab das Zeichen, dass die anderen folgen konnten. Da es dunkel war, schaltete Eves Brille automatisch in den Nachtsichtmodus und zeigte die Wärmesignaturen ihrer Teammitglieder. Es gab nur eine Tür, die tiefer in das Gebäude führte. Langsam wechselte das Display zurück zum Tagmodus und die Helmleuchte ging an. Überall lag Staub auf dem Boden und den alten Möbeln, doch nirgends waren Fußabdrücke zu erkennen. In der Ecke standen einige große Kartons auf Paletten. Die aufgedruckte Farbe war bereits ausgebleicht und Ratten hatten die Kanten angefressen. Dies musste mal eine Art Büro gewesen sein.

Erneut positionierte sich ihr Team links und rechts von der Tür und Sutton brach sie auf. Eve ging vor. Einzelne Sonnenstrahlen, in denen Staubflocken tanzten, drangen durch die zerbrochenen Fenster in den dreigeschossigen Raum, der dahinter lag. Rohre, Förderbänder und Bottiche beherrschten die riesige Halle. Auf dem Display konnte sie zeitgleich verfolgen, wie die anderen Teams vorrückten.

»Feindkontakt Team Neun«, erklärte MAI.

Lovewood huschte an ihr vorbei, zeigte mit zwei Fingern nach oben, dann auf Smith und sie, bevor er nach rechts wies. Eve hob den Daumen. In geduckter Haltung schlich sie zu der Metalltreppe, die auf eine zweite Ebene des Raumes führte, durch den sie gerade erst das Gebäude betreten hatten.

Smith war dicht hinter ihr.

»Feindkontakt Team Zwölf.«

Ihre schweren Stiefel erzeugten ein dumpfes Pochen auf den Metallgittern, während sie die Stufen hinaufeilten. Von hier oben konnten sie die Halle gut überblicken. Konzentriert musterte Eve jeden Schatten, während ihr Team sich auffächerte und vorrückte. Das Display zoomte automatisch die Objekte heran, die sie länger als zwei Sekunden anstarrte. »Position halten«, erklärte MAI.

Plötzlich richteten sich Eves Härchen am ganzen Körper auf. Milena streckte die Faust in die Höhe, genauso wie Romeo. Alle verharrten. Ein Knistern lag in der Luft, krabbelte ihren Arm hinauf und ließ sie ihren Rücken durchdrücken. Wie eine Welle, die sich langsam aufbaute, wurde die elektromagnetische Spannung stärker. Das Display flackerte und fiel aus. Nur noch ein leises Rauschen war zu vernehmen. Sie konnte sich denken, was MAI jetzt allen anderen Teams durchgeben würde: »Feindkontakt Team Dreizehn.« Sie hörte jedoch nichts. Der Impuls, der beim Gebrauch von Magie entstand, hatte ihr elektronisches Equipment lahmgelegt, obwohl es angeblich dagegen abgeschirmt war.

Fluchend schob sie die Brille hoch. Wenn sie den Magier zwischen die Finger bekam, der den starken Zauber gewirkt hatte, würde er sein blaues Wunder erleben.

Lovewood schien etwas entdeckt zu haben. Er signalisierte ihnen, dass sie zu ihm kommen sollten.

Die Maschinen waren größer, als es von oben den Anschein gemacht hatte, und Eve verlor kurz die Orientierung. Smith klopfte ihr auf die Schulter und neigte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, die sie bereits eingeschlagen hatte. Sie nickte und blickte sich immer wieder zu allen Seiten um, während sie ihm folgte.

Als sie bei Lovewood ankamen, stand ihr befehlshabender Offizier neben Sutton und Romeo, die einen massiv wirkenden Tank zur Seite zu schieben versuchten. Schweißperlen bildeten sich auf ihren vor Anstrengung geröteten Gesichtern. Smith drückte ihr seine Waffe in die Hand und packte mit an.

Im Staub waren etliche Fußspuren zu sehen, die alle zu dem Kessel führten und unter ihm verschwanden.

Die Männer schnauften und ein metallisches Schleifgeräusch, das dem Kreischen einer Katze ähnelte, gesellte sich hinzu, als der riesige Behälter sich bewegte und ein Loch im Boden zum Vorschein kam.

»Manchmal wünschte ich mir Magie benutzen zu können«, keuchte Romeo, stützte sich auf seine Oberschenkel ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Smith nahm ihr sein Gewehr wieder ab. »Ich verzichte. Da ist mir meine Freiheit lieber.«

Milena stimmte ihm zu. »Und mir die Bequemlichkeiten der modernen Welt. Oder würdest du etwa dein heiß geliebtes Elektronikspielzeug aufgeben und wieder wie im Mittelalter leben wollen? Gerade du?« Milena lachte bei der Vorstellung und auch Eve musste grinsen. Romeo vergötterte seine Smart-Lens, mit der er Stunden in irgendwelchen VR-Spielen oder -Bars abhing.

»Wir sind hier nicht bei einem Kaffeekränzchen«, unterbrach Lovewood harsch das Gespräch. »Ich könnte Sie für diese Aussage vors Kriegsgericht bringen, Romero.«

Entsetzt blickten alle beunruhigt von ihm zu Romeo, dessen Adamsapfel nervös auf und ab hüpfte.

Eve presste frustriert die Lippen aufeinander, nahm drei Knicklichter aus ihrer Weste, brach sie und warf die Röhrchen in das finstere Loch. Das gelbliche Licht zeigte etliche Rohre und Leitungen, die an der Wand eines Versorgungsschachtes entlangliefen, bevor es nach knapp zwei Metern auf dem Boden aufkam.

»West. Sie machen Meldung«, befahl Lovewood und die zierliche Blondine trabte davon.

»Sutton, Grayson. Sie gehen vor.« Auffordernd musterte Lovewood erst den Hünen, dann sie.

Eve hing sich ihre schwere Waffe um und zog die leichtere Pistole aus dem Halfter. Sutton sprang, ging in die Knie, um den Schwung abzufedern, und trat sofort einen Schritt vor, damit sie ihm folgen konnte. Rücken an Rücken standen sie in einem niedrigen Gang, der sich in beide Richtungen in der Finsternis zu verlieren schien. Der Gestank nach verrottetem Fisch und Ammoniak hing schwer in der modrigen Luft. Auf dem feuchten Boden waren keine Spuren zu erkennen.

Langsam entfernten sie sich voneinander. Es raschelte und kurz flackerte die Lampe von Suttons Helm auf, bevor alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde.

»Du dachtest nicht allen Ernstes, dass nach dem starken EMP noch irgendetwas funktioniert?«, spottete Eve, probierte vorsichtshalber aber auch ihre Lampe aus. Nichts.

»Ich hasse Magier«, brummte Sutton. Kurz darauf erklang ein leises Knacken und ein rotes Schimmern warf unheimliche Schatten.

Sie tat es ihm gleich und holte weitere Knicklichter aus ihrer Tasche. Im Abstand von knapp drei Metern brach sie jeweils eins und ließ es fallen.

»Sicher!«, riefen Sutton und sie fast gleichzeitig. Kurz darauf erklangen die Geräusche von vier fallenden Körpern.

»Wir teilen uns auf.« Lovewoods Befehl hallte von den Tunnelwänden wider. »Romero, Smith, Sie gehen mit Grayson. Petrowa, Sie folgen mir und Sutton.«

Ohne sich zu ihren Teamkollegen umzudrehen, ging Eve weiter, bis sie zu einem rostigen Schott kam, wie man es auf Schiffen fand. Vom vielen Gebrauch glänzte das Rad zum Öffnen der Stahltür im fahlen Licht. »Offenbar hat der Hafen schon seit Längerem ein Rattenproblem«, bemerkte Romeo spitz und hielt eines seiner grünen Knicklichter nach oben.

»Die hätten öfter Patrouillen hier runterschicken müssen, dann hätten die Magier sich gar nicht erst heimisch fühlen können.« Eve steckte ihre Waffe weg, packte das Rad und versuchte es zu drehen. Es bewegte sich nur Millimeter, bevor es blockierte, obwohl sie mit ganzer Kraft zog.

»Die Tür scheint absichtlich verkeilt worden zu sein«, zischte Eve.

»Geh zur Seite«, befahl Smith.

Keuchend ließ sie los, während Smith sich ein am Boden liegendes Stück Rohr griff, es zwischen die Speichen klemmte und die Hebelwirkung nutzte. Auch Romeo und Eve halfen und hängten sich mit ihrem ganzen Gewicht an die Stange. Ein unheimliches Knarzen war zu hören, dann fehlte plötzlich das Gegengewicht. Das Rad drehte sich. Eve fiel nach hinten und stolperte gegen Romeo, der sie auffing. »Ich wusste ja, dass du auf mich fliegst«, flüsterte er.

»Halt die Klappe«, zischte sie und zog ihre Waffe, ehe Smith ihnen mit Handzeichen bedeutete, wer welche Seite absichern würde, wenn sie durch die Tür gingen. Allerdings war dies unnötig, denn dahinter befanden sich keine Magier, nur eine Kreuzung, von der drei Tunnel abgingen. In der Ferne rauschte Wasser und der penetrante Geruch der Kanalisation schlug ihnen entgegen. Ein Tropfen fiel auf Eves Wange und sie wischte ihn angewidert fort.

»Leute, das solltet ihr sehen«, sagte Romeo beunruhigt.

Auf dem rostigen Stahl der Tür waren von dieser Seite seltsame Symbole zu sehen, die an eine dämonische Beschwörungsformel erinnerten. Sie flackerten blau und verschwanden.

Smith gab ein unzufriedenes Grunzen von sich. »Jemand hat die Tür verzaubert. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum vorhin unsere Elektronik ausgefallen ist.«

»Shit.« Aufgebracht sah sich Eve um. »Das heißt, sie können noch nicht weit sein.«

Leises Platschen und Kratzen erklangen in der Nähe.

Blitzschnell drehte sie sich um, hob ihre Handfeuerwaffe und richtete sie auf den Tunneleingang, aus dem das Geräusch gekommen war.

Ein kleiner Schatten löste sich aus der Finsternis und huschte auf sie zu. Adrenalin überflutete ihren Kreislauf. Ohne nachzudenken, schoss sie eine Salve in die Richtung. Die Schüsse schienen sich zu vervielfachen, dröhnten in ihren Ohren und übertönten fast vollständig das Quieken, das sich schnell entfernte.

»Da mag wohl jemand keine Ratten«, foppte Romeo sie.

Sie zeigte ihm den Mittelfinger. »Das hätte sonst was sein können. Immerhin haben wir es mit Magiern zu tun«, verteidigte sie sich.

»Das sind auch nur Ratten.«

»Chillt mal.« Smith ging an ihnen vorbei und betrachtete misstrauisch die Abzweigungen, die in die Dunkelheit führten. Für einen Moment wirkte ihr ältestes Teammitglied unentschlossen, straffte dann aber die Schultern und zeigte auf eine Stelle am Boden, wo sich etwas Schlick gesammelt hatte. Das Profil eines Stiefels war darin zu erkennen. »Bleibt zusammen.«

Eve steckte die Pistole weg und zog ihre P90 wieder vom Rücken. Romeo bildete die Nachhut. Leise schlichen sie sich durch die Kanalisation. Smith hob plötzlich die Faust und deutete auf ein Stück Stoff, das sich an einer Rohrschelle verfangen hatte.

Immer wieder kamen sie an Abzweigungen vorbei und markierten ihren Weg, bis sie abermals vor einem verschlossenen Schott standen. Dieses Mal konnten sie es jedoch mühelos öffnen. Dahinter befand sich ein Raum, in dem mehrere Rohre aus verschiedenen Versorgungsschächten in einem Becken zusammenliefen. Zersprungene und mit Algen bewachsene Fliesen bedeckten Boden und Wände. »Das muss eine alte Pumpstation sein«, vermutete Smith und ging tiefer in den Raum. An der hinteren Wand lagen acht Matratzen dicht beieinander. Die verknüllten Decken wiesen allerdings darauf hin, dass hier sehr viel mehr Leute geschlafen hatten. Auch der Müll, der sich neben einer weiteren Tür stapelte, ließ das vermuten.

»Die sind schon eine Weile hier«, flüsterte Eve und hob mit dem Lauf ihrer Waffe eine der Decken an, die auf dem Boden lagen. Widerlich.

Romeo schüttelte fassungslos den Kopf. »Wer weiß, ob es nicht noch weitere Verstecke in der städtischen Kanalisation gibt.«

Eve stieß frustriert die Luft aus. Obwohl der Staat eine Menge Geld ausgab, um die Bevölkerung über die negativen Auswirkungen der Magie und ihres Gebrauchs aufzuklären, schienen sich immer mehr Menschen von den Versprechen nach Macht einlullen zu lassen, die ihnen Magier gaben. »Wollen oder können diese Idioten nicht begreifen, was für Auswirkungen es hat, wenn die physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt werden?«, bemerkte Eve wütend. Hatten sie die vielen Leben vergessen, die fehlgeschlagene Zauber bereits gekostet hatten?

Sie ging zur anderen Seite des Raumes, bückte sich und hob eine verrußte Stoffpuppe auf, die offensichtlich einem Kind gehörte. »Und wofür? Um zu leben wie Ratten?«

»Vergiss es einfach. Die sind unbelehrbar.« Romeo stieß die Luft aus und ließ seinen Blick über das provisorische Lager gleiten. »Wir sollten zurück und Meldung machen«, sagte er resigniert.

Smith hob den Daumen und wandte sich ab, während Romeo bereits den düsteren Raum verließ, dessen Atmosphäre auf Eves Gemüt schlug.

Ein leichtes Tappen – wie Schritte – ließ sie innehalten. Die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Die Luft knisterte. Sie schwang herum. Eine brennende Kugel schoss aus der Schwärze des Tunnels auf sie zu.

»Smith, pass auf!«, brüllte sie.

In letzter Sekunde sprang sie zur Seite und der Feuerball schlug in den Matratzenhaufen ein. Alles brannte innerhalb eines Wimpernschlags und schnitt ihr den Rückweg ab.

Smith schrie und rollte sich über den Boden, da sein Arm in Flammen stand. Romeo stürzte zu ihm, um zu helfen.

Fluchend rappelte sich Eve auf. Ihre P90 hatte sie bei dem Sturz fallen gelassen. Also griff sie nach einer der Pistolen und lief in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war. Niemand war in dem finsteren Tunnel zu sehen, der schon nach einigen Metern einen Knick machte, aber sie hörte ein Platschen, das vermutlich der Flüchtende erzeugte, während er durch irgendwelche Pfützen rannte.

Schnell eilte sie ihm nach. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Finsternis gewöhnt, dennoch war es schwer, mehr als irgendwelche Schatten auszumachen. Mehrfach verlor sie beinahe ihr Ziel. Hier unten sah alles gleich aus. Rostige Rohre. Ziegelwände und Betonmauern. Es war feucht und stickig. Japsend blieb sie an einer Kreuzung stehen. Sie war mit ihrer schweren Ausrüstung eindeutig im Nachteil.

Verzweifelt drehte sie sich im Kreis, schaute in die unterschiedlichen Gänge, konnte aber nichts Verdächtiges sehen oder hören. Ihr eigener Herzschlag war so laut, dass er jedes andere Geräusch übertönte.

So ein Dreck! Wütend trat sie nach einem Rohr, klappte keuchend nach vorn und stützte sich auf ihre Oberschenkel ab. Ihre Seite brannte wie Feuer. Es war nutzlos, dem Mistkerl länger zu folgen, er würde seinen Vorsprung immer weiter ausbauen. Der Magier war entkommen. Fluchend richtete sie sich auf und ging langsam zurück.

Plötzlich erklang ein Schaben hinter ihr und ihr Herz setzte einen Moment aus. Vorsichtig drehte sie sich um und bemerkte einen jungen Mann, dem sie zuvor zwar noch nie begegnet war, aber dessen Bild sich bereits vor Jahren in ihr Gedächtnis gebrannt hatte. Sie war erstarrt. Voller Entsetzen. Fühlte sich in eine Zeit ihres Lebens zurückgeschleudert, die sie nur zu gern vergessen hätte. Das Bild des riesigen Kraters kam ihr in den Sinn. Vor ihrem inneren Auge spielten sich die Szenen ab, die sie damals im Fernsehen gesehen hatte und die sie noch immer bis in ihre Albträume hinein verfolgten. Ein schwarzer, abgewetzter Ledermantel verdeckte einen Großteil der hochgewachsenen Gestalt, die vor den Trümmern des Weißen Hauses stand. Die kräftigen Hände des Mannes waren erhoben und schimmerten in einem zarten Blau von den Resten der Kraft, die er kurz zuvor entfesselt hatte. Die schwarzen Haare, die ihm über die hohe Stirn fielen, bildeten einen kräftigen Kontrast zu seinem blassen Teint. Sein fein gemeißeltes Gesicht mit dem hervorstehenden Kinn und der schmalen Nase zeigte keine Regung. Keine Reue über seine Tat.

Die Zeit schien stehen zu bleiben. Die Jahre, die vergangen waren, seit ihn die Kameras kurz nach dem Anschlag eingefangen hatten, hatten sein Gesicht markanter und härter werden lassen. Ein Bartschatten betonte sein breites Kinn und ein verbitterter Zug lag um seine Mundwinkel. Sturmgraue und skrupellose Augen bohrten sich in ihre.

Erneut spürte sie die Elektrizität im Raum, als würde er einen Zauber wirken, jedoch bewegte er weder seine schmalen Lippen, die leicht geöffnet waren, noch seine Finger.

Was machte er mit ihr? Sie fühlte sich wie hypnotisiert. Konnte sich immer noch nicht bewegen, konnte ihn nur anstarren. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein leichtes Flattern entstand in ihrem Magen. Aus dem Augenwinkel sah sie eine weitere knisternde rot-gelbe Kugel aus Energie, die direkt auf sie zukam. Sie würde verbrennen. Ihr Leben zog wie ein Film an ihr vorbei.

»Cas!«, brüllte jemand in ihrer Nähe. Alles ging so schnell.

Etwas riss sie von den Füßen. Sie spürte, wie die Hitze des Zaubers ihren rechten Oberschenkel streifte. Kurz darauf explodierte etwas direkt neben ihr und alles wurde schwarz.

03

Jarven

Staub lag in der Luft und reizte seine Lungen. Jarven hustete und versuchte sich zu orientieren. Er fühlte sich, als wäre jeder einzelne Knochen seines Körpers gebrochen. Ein Stöhnen entwich seinem Mund.

Unter ihm bewegte sich etwas. Mühsam stemmte er sich mit den Unterarmen hoch. Kleine Steine polterten zu Boden. Atemlos betrachtete er das blut- und rußverschmierte Gesicht der jungen Frau, die er vor dem Zauber gerettet hatte.

Das letzte Mal hatte er sie vor vier Jahren gesehen. Ihre Wangen waren voller gewesen. Das Lächeln, das sie ihm geschenkt hatte, hatte ihr ganzes Gesicht zum Strahlen gebracht. Sein Herz schlug wie wild in der Brust.

Ihre Lider zuckten. Als sie sie öffnete, versank er in dem warmen Goldton ihrer Augen. Sein Körper schien vergessen zu haben, wie man atmete. »Cas?«, hauchte er fassungslos.

»Eve!«, schrie jemand leise in der Ferne.

Plötzlich verdüsterte sich ihr Blick. Bevor er wusste, wie ihm geschah, schnellte ihr Kopf nach oben und traf ihn am Kinn. Schmerz durchzog seine untere Gesichtshälfte und ließ ihn Sterne sehen. Grob stieß sie ihn zur Seite und rollte sich fluchend unter ihm hervor. Er gab ein schmerzhaftes Grunzen von sich und versuchte sie festzuhalten, was ihm einen fiesen Ellenbogencheck in die Seite einbrachte.

»Eve!« Erneut erklang die weibliche Stimme, diesmal näher. Offenbar rief jemand nach ihr.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wo er sich befand. Überall lag der Schutt des Tunnels und an einigen Stellen loderten kleine Flammen. Das vor ihm war nicht Cas! Sie konnte es nicht sein.

Er musste hier weg. Mit seinen letzten Reserven versuchte er aufzustehen. Schmerzensblitze zuckten durch seinen Rücken, aber er biss die Zähne zusammen. Bevor er sich schwankend aufrichten konnte, warf ihn jedoch wieder etwas um. Sein Handgelenk gab ein protestierendes Knacken von sich, als er seinen Fall mit den Händen abfangen wollte. Schmerzhaft landete er bäuchlings auf einigen scharfkantigen Steinen.

Arme umklammerten ihn. Er versuchte die Soldatin abzuwehren, aber schon nach kurzer Zeit hatte sie die Oberhand und saß plötzlich auf seinen Hüften. Er versuchte sie abzuwerfen, doch kühles Metall presste sich gegen seine Stirn. »Keine Bewegung, du verdammter Dreckskerl«, zischte sie und drückte ihm den Lauf ihrer Waffe fester zwischen die Augen. Er erstarrte und konnte es nicht fassen.

»Eve?« Das Gesicht einer weiteren Soldatin tauchte oberhalb einiger Steine auf, die bei der Explosion herabgefallen sein mussten und nun den Tunnel versperrten. Von überall kam plötzlich Licht und schien ihm grell in die Augen.

»Macht mal Platz«, erklang eine weitere Stimme.

»Du hast ihn«, meinte jemand verwundert.

»Du hast Jarven geschnappt«, jubelte ein anderer Soldat.

»Grayson.«

»Sind Sie verletzt?«

Von überall tauchten weitere Einsatzkräfte der Magic Force auf und zielten mit etlichen Waffen auf ihn. Es war vorbei. Er war umzingelt.

Frustriert ließ er den Kopf sinken und schloss die Augen. Sie hatten ihn. Nach all den Jahren.

Das Gewicht der Soldatin, die ihn gefangen genommen hatte, verschwand von seinem Körper. Brutal wurde er vom Boden gerissen, doch schon im nächsten Moment trat ihm jemand in die Kniekehlen. Seine Arme wurden nach hinten verdreht und die Kabelbinder schnitten in seine Handgelenke, als sie festgezogen wurden. Ein eisiges Brennen setzte an seinem Hals ein, als hätte ihn etwas gebissen. In seinen Gliedmaßen breitete sich ein taubes Gefühl aus.

Er sah noch eine Spritze aus dem Augenwinkel, bevor ihm jemand einen widerlich schmeckenden Lappen in den Mund stopfte und in seinem Nacken zusammenband. Einzelne Haare verfingen sich in dem Knoten und verstärkten seine Kopfschmerzen. Etwas wurde um seine Hände gewickelt, sodass er nicht einmal mehr den kleinen Finger rühren konnte.

Als sie sich offenbar sicher waren, dass er nicht länger eine Gefahr darstellte, packten ihn zwei Männer an den Oberarmen und hängten ihn an irgendwelche Seile, die ihn nach oben ins Tageslicht zogen.

Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß der Zerstörung bewusst, die Taylors Zauber verursacht hatte, damit er mit den anderen hatte fliehen können. Ein riesiger Krater befand sich unter ihm. Der halbe Tunnel war eingestürzt.

Er versuchte sich zu orientieren. Überall waren Einheiten der Magic Force. Ihre Fahrzeuge, gepanzerte SUVs, standen kreuz und quer auf der breiten Straße. Schaulustige hatten sich hinter einem gelben Absperrband versammelt. Die Einsatzkräfte konnten nur mühsam den wütenden Mob zurückhalten. Mit erhobenen Fäusten forderten sie wahrscheinlich seinen Tod, wurden jedoch von den dröhnenden Rotoren der Hubschrauber übertönt, die in der Luft über ihnen kreisten. Die Geier von der Presse waren auch schon da. Überall schwirrten Drohnen herum und beobachteten alles.

Er stolperte vorwärts, als ihn jemand grob in Richtung eines wartenden Kastenwagens schubste, auf dem das Logo der Magic Force prangte. Ein Schild, auf dem ein gezackter Blitz horizontal verlief.

In der Nähe entdeckte er die Soldatin, die Cas zum Verwechseln ähnlich sah. Sie saß in einem Krankenwagen und ein Sanitäter kümmerte sich um sie. Der Helm war mittlerweile verschwunden. Ihre auffällig blau gefärbten Haare klebten an ihrem Kopf. Wie hatte die andere Soldatin sie vorhin genannt? Eve?

Er wurde an ihr vorbeigeführt und ihr Blick begegnete seinem. Einen Moment schien sie genauso verwirrt zu sein, wie er sich fühlte, doch schon im nächsten Moment konnte er nichts mehr in ihrem nun ausdruckslosen Gesicht lesen. Sie wischte die Hand des Sanitäters fort und stand auf.

Erneut stieß jemand ihn vorwärts und er achtete wieder auf den Weg vor sich. Mit hinter dem Rücken gefesselten Händen fiel es ihm schwer, in das Fahrzeug zu klettern. Die Bodenkante schnitt schmerzhaft in sein Schienbein, als er stolperte und dagegen prallte.

Um ihn herum wurden Befehle gebellt.

Offenbar ging es den Soldaten nicht schnell genug, denn sie zerrten ihn grob in die Kabine des Gefangenentransporters, der bereits auf ihn wartete, und stießen ihn in Richtung einer niedrigen Bank. Sein Gesicht schabte über die Verkleidung der Wand.

Bevor er mit der Nase voran auf den Boden krachte, packte ihn jemand am Oberarm, zog ihn zurück und riss ihn schwungvoll herum.

Sein Blick begegnete Eves, tauchte ein in dunkles Braun, das dem von Cas ähnelte und zugleich doch so anders war. Ohne Wärme. Erneut schien die Zeit still zu stehen, wie schon in dem Augenblick, als er sie das erste Mal in der Kanalisation bemerkt hatte.

»Grayson?«, rief jemand von draußen.

»Ich fahre bei dem Gefangenen mit«, antwortete sie, ohne sich zu dem Besitzer umzudrehen. Ihre Hand schoss vor und schlug ihn hart gegen die Brust. »Setzen.«

Er stolperte nach hinten und landete unsanft auf der schmalen Bank. Alles drehte sich und er fühlte sich benommen.

»Ich habe ihn mir irgendwie größer vorgestellt«, bemerkte der bullige Fahrer des Wagens. Hass blitzte in seinen Augen auf. Genauso wie in denen des schlaksigen Kerls neben ihm.

Jarven schluckte, als er die Waffen seiner drei Wächter bemerkte, die auf ihn gerichtet waren. Verbittert schloss er die Augen. Seit jenem Moment vor vier Jahren, als er das Bild von sich in den Nachrichten gesehen hatte, wusste er, dass dieser Tag unvermeidbar gewesen war. Der Wagen fuhr an und Jarven wurde durchgerüttelt, als sie über eine Kante fuhren.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Frau, die ihn gefangen genommen hatte und ihm nun gegenübersaß. Ihr leerer Blick war auf den Boden gerichtet, sodass er sie das erste Mal ausgiebig betrachten konnte.

Dank des Trainings und der vielen Einsätze der Magic Force war ihr Körper geschmeidig und definiert, ohne seine Weiblichkeit verloren zu haben. Die frechen blauen Fransen betonten ihren schlanken Hals und die feengleichen Gesichtszüge. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Er konnte sich nicht an ihr sattsehen, obwohl er wusste, dass dies nicht Cas war. Es nicht sein konnte, auch wenn er das im ersten Moment in dem dunklen Tunnel gedacht hatte und sich nichts sehnlicher wünschte.

Cas war tot. Seit vier Jahren.

Der Schmerz schwappte über ihn hinweg. Nahm ihm die Luft zum Atmen. Fest biss er auf den Knebel. Die Qual, die ihm seit jenem Frühlingstag auf Schritt und Tritt gefolgt war, hatte ihn eingeholt. Die Schuldgefühle. Die Verzweiflung. Er ertrank. Wurde immer tiefer in den Wahnsinn gezogen.

Doch er kämpfte gegen die Dunkelheit an, in der er unterzugehen drohte. Flüchtete stattdessen in die Arme des Zorns, der seit jenem Tag sein ständiger Begleiter war.

Sie hatten sie getötet. Weil sie anders gewesen war. Besonders.

Jetzt konnte er sich nicht einmal mehr rächen und jene zur Rechenschaft ziehen, die die Fäden in der Hand hielten und für ihren Tod verantwortlich waren.

Wegen ihr. Weil sie ihn geschnappt hatte. Der Hass brannte in seinem Herzen, vertrieb die Kälte. Statt der Gemeinsamkeiten zwischen ihr und Cas traten die Unterschiede deutlicher hervor. Der gefühllose Ausdruck, der im krassen Gegensatz zur blühenden Lebenslust von Cas stand. Er hatte ihr langes braunes Haar, das ihr in weichen Wellen bis zu den Hüften fiel, geliebt, auch wenn sie die Farbe nicht gemocht und immer als Straßenköterblond bezeichnet hatte. Eves rechte Wange zierten ein paar silbrige Linien, die Cas nicht besessen hatte.

Die junge Frau hob den Kopf und erneut versank er in ihren Augen. Ihre zarten Lippen öffneten sich vor Erstaunen und ihr Brustkorb hob und senkte sich heftiger.

Was sie wohl gerade in ihm sah? Das Monster, das die Medien aus ihm gemacht hatten? Den Magier, der das Leben von Tausenden auf dem Gewissen hatte? Den Mann, der er in Wahrheit war, wohl kaum, denn der war damals mit Cas gestorben.

Abrupt bremste der Wagen und Jarven wurde gegen den Soldaten gepresst, der auf der Pritsche neben ihm saß. Der Lauf des Gewehrs drückte sich in seine Seite. Der Blickkontakt mit Eve riss ab. Angewidert stieß ihn der Mann von sich, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Kurz darauf ertönte aus verschiedenen Richtungen heftiges Klopfen. Der Wagen fing an zu schaukeln.

»Scheiße, was ist denn hier los?« Der Fahrer drückte auf die Hupe.

»Die Aasgeier sind aber verdammt schnell gewesen«, bemerkte der Mann neben Jarven, stand auf und trat nach vorn, um aus der Frontscheibe zu sehen. »Man könnte meinen, die wollen uns gleich mit zerfleischen.«

Selbst von hier konnte Jarven erkennen, was sich um den großen Kastenwagen herum abspielte. Zig Hände trommelten auf das Glas der Fensterscheiben. Hasserfüllte Fratzen sahen herein und suchten ihn. In der Menge erkannte er Schilder mit seinem Abbild. Auf einigen Plakaten stand sein Name. Auf anderen waren Karikaturen von ihm gekritzelt, wie er an einem Galgen baumelte oder die Giftspritze bekam.

Erneut erklang die Hupe, doch die Menge verschwand nicht. »Ich würde denen ja zu gern diesen Mistkerl überlassen«, bemerkte einer der Soldaten und grinste diabolisch. Für ihn war Jarven schuldig, genauso wie für alle anderen. Er konnte sich vorstellen, wie in sämtlichen Newsfeeds seine Festnahme gefeiert wurde. Vielleicht wäre es besser, wenn sie ihn dem wütenden Mob überließen, dann wäre es wenigstens bald vorbei.