Mystic Highlands 1: Druidenblut - Raywen White - E-Book
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Mystic Highlands 1: Druidenblut E-Book

Raywen White

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Beschreibung

Ein fantastischer Roman über die sagenhafte Welt Schottlands und eine gefährliche Liebe **Von Feenhügeln und anderen Wundern** Als Rona Drummond auf einen versteckten Brief ihres Cousins stößt, beschließt die Studentin eine Reise nach Schottland zu wagen, um mehr über ihre ursprüngliche Heimat und ihre Ahnen zu erfahren. Schon lange hat sie das wilde Hochland und die weiten Wiesen vermisst. Doch mit was für einer Augenweide Rona tatsächlich konfrontiert wird, findet sie erst am Flughafen in Inverness heraus. Vor ihr steht Sean, ein athletischer, tätowierter Schotte, der einfach nur zum Umfallen gut aussieht. Und genau der ist es, der Rona auf ihre Ausflüge quer durch Schottland begleitet. Dabei sorgen merkwürdige Ereignisse dafür, dass sie einem dunklen Familiengeheimnis näherkommen, das nicht nur Ronas bisheriges Leben, sondern auch ihre aufkeimenden Gefühle für Sean in ein ganz anderes Licht stellt… Raywen White verzaubert ihre Leser mit einer einmaligen Landschaft und einer atemraubend romantischen Story. Alle Bände der sagenhaften Highland-Fantasy-Reihe:  //Die Geschichte von Rona & Sean   -- Mystic Highlands 1: Druidenblut    -- Mystic Highlands 2: Druidenliebe    -- Mystic Highlands: Band 1-2 der fantastischen Highland-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Rona & Sean)    //Die Geschichte von Kathrine & Logan    -- Mystic Highlands 3: Mythenbaum   -- Mystic Highlands 4: Mythenschwert    -- Mystic Highlands: Band 3-4 der Fantasy-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Kathrine & Logan)//   //Die Geschichte von Ciarda & Darach   -- Mystic Highlands 5: Feenhügel  -- Mystic Highlands 6: Feenkampf -- Mystic Highlands: Band 5-6 der Fantasy-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Ciarda & Darach)//  Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Seitenzahl: 422

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Dark Diamonds

Jeder Roman ein Juwel.

Das digitale Imprint »Dark Diamonds« ist ein E-Book-Label des Carlsen Verlags und publiziert New Adult Fantasy.

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Das Dark-Diamonds-Programm wurde vom Lektorat des erfolgreichen Carlsen-Labels Impress handverlesen und enthält nur wahre Juwelen der romantischen Fantasyliteratur für junge Erwachsene.

Raywen White

Mystic Highlands 1: Druidenblut

**Von Feenhügeln und anderen Wundern** Als Rona Drummond auf einen versteckten Brief ihres Cousins stößt, beschließt die Studentin eine Reise nach Schottland zu wagen, um mehr über ihre ursprüngliche Heimat und ihre Ahnen zu erfahren. Schon lange hat sie das wilde Hochland und die weiten Wiesen vermisst. Doch mit was für einer Augenweide Rona tatsächlich konfrontiert wird, findet sie erst am Flughafen in Inverness heraus. Vor ihr steht Sean, ein athletischer, tätowierter Schotte, der einfach nur zum Umfallen gut aussieht. Und genau der ist es, der Rona auf ihre Ausflüge quer durch Schottland begleitet. Dabei sorgen merkwürdige Ereignisse dafür, dass sie einem dunklen Familiengeheimnis näher kommen, das nicht nur Ronas bisheriges Leben, sondern auch ihre aufkeimenden Gefühle für Sean in ein ganz anderes Licht stellt …

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Vita

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© privat

Raywen White lebt gemeinsam mit ihrem Mann im Raum Frankfurt am Main. Erst 2014 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben und erzählt nun Geschichten, in denen Liebe und Magie der Fantasie keine Grenzen setzen. Jedoch haben in ihrem Leben Bücher schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Es gibt nichts Schöneres, als in eine Geschichte einzutauchen und den Alltag vergessen zu können. Dieses Gefühl möchte sie auch ihren Lesern ermöglichen.

1

Nachdenklich betrachtete Rona den an sie adressierten Brief in ihren Händen. Sie hatte ihn ungeöffnet in einer Schublade entdeckt, auf der Suche nach einem Flaschenöffner. Laut Poststempel wurde der Brief bereits vor vier Monaten in Schottland abgeschickt und dennoch hatten ihre Eltern ihn ihr bisher nicht ausgehändigt.

Langsam drehte sie ihn um. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie die raue Struktur des groben Papiers, während sie über den Absender strich. Sean Drummond. Drummond war ihr eigener Nachname, aber sie kannte keinen Sean. Ihre Eltern waren mit ihr nach New York gezogen, da war sie gerade einmal sechs Jahre alt gewesen. Eigentlich kannte sie überhaupt keinen ihrer schottischen Verwandten oder erinnerte sich an diese. Doch dafür konnte sie sich noch immer an den majestätischen Anblick der Steilklippen in der Nähe ihres Hauses erinnern. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie den Duft des Meersalzes, durchzogen vom Geruch frischer Tannennadeln, wahrnehmen und das Rauschen der Wellen hören, die an die Küste brandeten.

Fünfzehn Jahre war dies nun her und dennoch vermisste sie das wilde Hochland, die weiten Wiesen, auf denen Rinderherden grasten, und den freien Blick über das Land. Wenn sie jetzt einen Blick aus dem Fenster warf, sah sie nur die für Brooklyn Heights typischen roten Backsteingebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Nervös nahm sie einen Kugelschreiber, der halb verborgen unter den Unterlagen zur Vorbereitung für die Universität lag, und riss damit den Umschlagrücken auf. Als sie den Brief herauszog, segelte ein weißer Zettel heraus. Er landete auf ihrem Rucksack, den sie beim Betreten ihres Zimmers achtlos in die Nähe des Schreibtisches geworfen hatte. Neugierig nahm sie das unscheinbare Blatt hoch und staunte nicht schlecht, als sie das Flugticket für einen Hin- und Rückflug von New York nach Inverness in Schottland mit Zwischenstopp in Amsterdam in den Händen hielt. Ungläubig starrte sie auf das Papier, das besagte, dass ihr lange gehegter Traum bereits nächste Woche in Erfüllung gehen konnte.

Ihr Herz pochte wie verrückt.

Seit sie während der Ferien in dem kleinen Café die Straße runter jobbte, sparte sie jeden Cent, den sie verdiente, um einmal nach Schottland fliegen oder sogar ein ganzes Semester dort verbringen zu können. Doch warum schickte ihr jemand ein Flugticket?

Schnell griff sie nach dem Brief und begann zu lesen.

Liebe Rona,

wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr an mich, denn es sind viele Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen. Meine Mutter ist die Cousine deines Vaters und somit bin ich dein Großcousin. Ich würde dich gerne wiedersehen und lade dich deshalb ein, mich in Schottland zu besuchen, damit ich dir das Land deiner Ahnen zeigen kann.

Liebe Grüße Sean

Dieser Brief warf mehr Fragen auf, als er beantwortete. Es wäre schön gewesen, wenn dem kurzen Text wenigstens eine Telefonnummer beigelegen hätte, dann hätte sie Sean direkt ihre Fragen stellen können. Doch auch auf der Rückseite des Briefes stand nichts.

Sie las ihn noch zwei Mal durch, wurde dadurch allerdings auch nicht schlauer. Nachdenklich kaute sie auf dem Kuli herum, während sie versuchte sich daran zu erinnern, ob es jemals einen Sean in ihrem Leben gegeben oder ob ihn ihre Eltern irgendwann einmal erwähnt hatten. Kurz blitzte das Bild eines rothaarigen, schlaksigen Jungen auf.

»Schatz, komm Essen«, trällerte ihre Mutter von unten und riss Rona aus ihren Grübeleien. Wenn jemand ihre Fragen beantworten konnte, dann ihre Eltern. Sie schlüpfte in ihre Schlappen und polterte die alte Holztreppe hinunter, die bei jeder zweiten Stufe ein protestierendes Knarzen von sich gab. Unten angekommen hüpfte sie über Whisky, den Perser ihrer Mutter, der die dumme Angewohnheit hatte, immer genau im Weg herumzuliegen.

Der Geruch von geschmolzenem Käse stieg ihr in die Nase und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Heute war Mittwoch – Auflauftag.

»Hey, nicht so schnell, Schatz«, rief ihr Vater ihr entgegen, als sie auf ihn zustürmte. Er war offenbar gerade erst von der Arbeit heimgekommen und tauschte seine schwarzen Schuhe gegen bequeme Pantoffeln. Sein Jackett hing bereits an der Garderobe.

»Holst du bitte noch den Apfelsaft aus dem Kühlschrank«, bat sie die sanfte Stimme ihrer Mutter, sobald sie die Küche betrat.

Schnell befolgte sie die Anweisung, stellte den Saft auf den Tisch und setzte sich schließlich neben ihren Vater, der sich bereits eine große Portion auf den Teller geschaufelt hatte. Ihre Mutter nahm ebenfalls Platz und sprach leise ein Tischgebet.

Normalerweise erkundigte sich Rona bei ihrem Vater, wie sein Tag im Büro gewesen war, doch heute hatte sie eine ganz andere Frage, die ihr keine Ruhe ließ: »Wer ist Sean?«

Klirrend landete die Gabel ihrer Mutter auf dem Teller. Ihren Vater hörte sie neben sich tief einatmen. »Du hast also den Brief gefunden?«

Mit klopfendem Herzen wandte sie sich ihm zu und sah ihn herausfordernd an. »Ja.«

»Du willst wahrscheinlich wissen, warum wir ihn dir vorenthalten haben?«, fragte ihr Vater ruhig.

»Allerdings.« Nachdrücklich nickte Rona und knirschte empört mit den Zähnen. Bisher hatte sie gehofft, dass sie sich getäuscht hatte und ihre Eltern den Brief einfach nur vergessen hatten. Er hätte runtergefallen und erst beim Putzen wieder aufgetaucht sein können. Er hätte fälschlicherweise bei den Nachbarn im Briefkasten gelandet sein können. Doch so wie es aussah, hatten ihre Eltern nie vorgehabt, ihr diesen Brief zu geben. Sie spürte einen schmerzlichen Stich.

Ihr Vater warf ihrer Mutter einen fragenden Blick zu, doch die schüttelte nur ängstlich den Kopf und presste missmutig ihre Lippen aufeinander.

Rona bekam ein ganz flaues Gefühl im Magen. »Was ist los?« Was wollten ihre Eltern ihr nicht erzählen?

Einen Moment folgte sie der stummen Diskussion zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter, dann begann sie ungeduldig mit dem Finger auf den Tisch zu klopfen.

Ihr Vater seufzte. »Seans Mutter und ich haben uns zerstritten und den Kontakt abgebrochen.«

Das hörte sich jetzt nicht ansatzweise gefährlich an oder wie ein Grund, Seans Kontaktversuch zu ignorieren. »Mehr nicht?«

»Es gibt Dinge, die musst du nicht wissen.«

Also gab es doch mehr, aber ihr Vater wollte nicht, dass sie davon erfuhr. Für ihn schien das Thema damit beendet zu sein, denn er widmete sich bereits seinem Auflauf. Wer weiß, wie viele Briefe von Sean und seiner Mutter schon ungeöffnet im Müll gelandet waren.

»Ich bin kein Kind mehr.« Auch wenn ihre Eltern offensichtlich immer noch dieser Meinung waren und sie oft behandelten wie eine Zehnjährige. Für Eltern war das normal und daher versuchte Rona nachsichtig zu sein, solange sie noch mit ihnen unter einem Dach wohnte. In wenigen Monaten würde sich das jedoch ändern und sie würde in eines der vielen Studentenwohnheime auf dem Campus ziehen.

»Was stand in dem Brief?« Ihr Vater ging über ihre letzte Bemerkung einfach hinweg.

Erbost und enttäuscht antwortete Rona ihm nur widerwillig. »Nicht viel. Nur dass wir verwandt sind und er mich nach Schottland einlädt.« Das Flugticket verschwieg sie vorsorglich.

Ihre Mutter sprang auf und stemmte die Hände auf den Tisch. »Nein!«

Rona zuckte zusammen. Sie kannte diesen unmissverständlichen Nein-darüber-wird-nicht-mehr-diskutiert-Ton zur Genüge, auch wenn sie ihn schon lange nicht mehr zu hören bekommen hatte. Doch wie immer löste dieser Ton nur Trotz in ihr aus. Auch sie stand auf. »Ich bin volljährig, du kannst mir das nicht verbieten!«

»Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, befolgst du auch meine Regeln!«, erwiderte ihre Mutter streng.

»Prima, dann flieg ich halt hin, sobald ich ausgezogen bin!« Dass dies sehr bald der Fall sein würde, ignorierte Ronas Mutter schon seit Wochen. Auch jetzt. Ihre grünen Augen funkelten wütend und die Sommersprossen verschwanden in dem vor Zorn geröteten Gesicht. »Dann wirst du niemals ausziehen!«

Rona wusste, dass sie in diesem Moment ihrer Mutter, deren rote Haarfarbe und hohe Wangenknochen sie geerbt hatte, ähnlichsah – sie war nämlich genauso wütend. Doch bevor sie ihrem Temperament freien Lauf lassen konnte, mischte sich ihr Vater ein. »Was ist mit deinem Studium?«

Seine dunkle Stimme hatte schon immer einen beruhigenden Einfluss auf sie gehabt. Vielleicht lag es daran, dass er ihr als Kind immer Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen hatte. Also versuchte sie rational an die Sache heranzugehen, denn ein eskalierter Streit würde sie bestimmt nicht nach Schottland bringen. Sie wandte sich an ihren Vater in der Hoffnung, ihn auf ihre Seite zu ziehen, wie es ihr schon öfter gelungen war, wenn sie ihren Kopf hatte durchsetzen wollen. »Das fängt erst in drei Monaten an.«

»Du musst dich vorbereiten«, entgegnete er.

»Mein Stundenplan ist fertig und ich habe alles erledigt, was ich erledigen konnte. Das ist der ideale Zeitpunkt, um nach Schottland zu fliegen.« Sie setzte ihren flehenden Blick auf, der ihr in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen immer geholfen hatte. »Bitte.«

Sie warf einen vorsichtigen Blick zu ihrer Mutter, doch die hatte ihre Arme missmutig vor der Brust verschränkt.

»Du weißt, dass ich immer davon geträumt habe, einmal nach Schottland zu reisen«, fuhr Rona fort. »Wenn es nach mir ginge, ein ganzes Jahr.« Jedes Jahr versuchte sie ihre Eltern dazu zu überreden, den gemeinsamen Sommerurlaub in den Highlands zu verbringen, doch stattdessen fuhren sie immer an weiße Sandstrände und verbrachten ihre Zeit faulenzend am Pool unter Palmen. Zugegeben, es waren wundervolle Tage gewesen, an die sie sich gerne zurückerinnerte, doch ihr Herz sehnte sich nach den kargen Klippen und Steinstränden entlang der rauen Nordsee. »Ich könnte sogar noch ein Jahr später auf die Uni gehen.« Diese Idee war ihr spontan in den Sinn gekommen – augenblicklich wurde ihr jedoch klar, dass sie sie nicht laut hätte aussprechen dürfen.

Ihre Mutter presste die Lippen fest aufeinander, bis diese nur noch eine weiße Linie waren. Ihr Blick wanderte verzweifelt zu ihrem Mann und Ronas Augen folgten ihm.

Ihr Vater starrte stur geradeaus. »Es ist zu gefährlich.«

Gut, dieses Argument hatte ihr Vater auch schon vorgebracht, als sie letztes Jahr mit Freundinnen allein nach Mexiko gefahren war. Dasselbe Argument war ebenfalls aufgetaucht, als sie ihren Eltern mitgeteilt hatte, dass sie für ihren Master die Universität wechseln und daher in ein Studentenwohnheim ziehen wollte. Ihre Eltern gehörten einfach zu der übervorsichtigen Sorte, die sich immer Sorgen um ihren Nachwuchs machten.

»Du weißt, ich kann auf mich aufpassen.« Sie hatte ihren Vater bisher jedes Mal beruhigen können. Hatte einen Selbstverteidigungskurs belegt und immer Pfefferspray dabei. Außerdem stellte sie ihre Vorhaben normalerweise so harmlos wie möglich dar. Es gab Dinge, die auch Eltern besser nicht erfuhren, unter anderem, dass sie vor einigen Wochen nicht bei ihrer Freundin, sondern bei einem wildfremden Kerl übernachtet hatte. Wahrscheinlich dachten ihre Eltern auch noch, dass sie Jungfrau sei und noch nie einen Tropfen Alkohol angerührt hatte.

»Wir wissen nichts über Sean. Als wir Schottland verlassen haben, war er gerade einmal zwölf«, erwiderte ihr Vater.

Ungläubig sah sie ihn an. Hatte er jetzt allen Ernstes Angst davor, dass ihr Großcousin sie nur nach Schottland eingeladen hatte, um ihr etwas anzutun? Oder befürchtete er, dass Sean einen schlechten Einfluss auf sie haben könnte? Ersteres konnte sie kaum glauben und Letzteres würde ihr noch zur Genüge auf dem Campus begegnen. Gut, ihr Vater hatte Recht, sie kannte ihren Cousin nicht und wusste daher nicht, was für ein Typ er war, doch ihr Erspartes würde locker für ein Hotel reichen, sollte er sich als Arsch entpuppen. Aber das sagte sie nicht laut.

»Ich kann ja erst mal mit ihm in Kontakt treten und ihn kennenlernen«, murrte sie und tat so, als würde sie in diesem Punkt nachgeben.

Ihr Vater nickte. »Vielleicht kannst du dann nächstes Jahr nach Schottland fliegen«, versuchte er sie aufzuheitern, doch Rona hatte das Gefühl, dass er seinen Vorschlag überhaupt nicht ernst meinte.

Ein Blick in das wütende Gesicht ihrer Mutter verstärkte diesen Verdacht. Verkrampft lächelte Rona und begann enttäuscht ihren bereits kalten Auflauf zu essen, während sie im Kopf Pläne schmiedete.

2

Die Empfangshalle des Flughafens von Inverness war ein langgezogenes, weißes Gebäude, durch dessen Fensterfront die Sonne hereinschien. Rona blinzelte müde und hatte das Gefühl, dieser Tag würde nie enden. Als sie heute Morgen in New York in die Maschine gestiegen war, war es noch dunkel gewesen. Sie war erschöpft nach den zehn Stunden Flug, in denen sie kaum ein Auge zugemacht hatte, und dem Umstieg in Amsterdam. Sie wollte nur noch schlafen. Glücklicherweise war Inverness ein kleiner Flughafen und sie kam schnell durch die Abfertigung, da sie einen schottischen Pass besaß. Während sie am Gepäckband auf ihren Hartschalenkoffer wartete, sah sie sich immer wieder suchend nach jemandem um, der sie abholte.

Noch am selben Abend, als sie sich dazu entschlossen hatte, Seans Angebot gegen den Wunsch ihrer Eltern anzunehmen, hatte sie ihm geschrieben. Auch wenn sie vorgehabt hatte, selbst dann zu fliegen, wenn er überhaupt nicht auf ihren Brief reagiert hätte, so war sie doch erleichtert gewesen, als eine Nachricht von ihm auf ihrem Handy angekommen war, kurz bevor sie zum Flughafen aufgebrochen war.

Werde da sein.

Auf die Frage, wie sie ihn erkennen würde, hatte er leider nicht geantwortet. Seit sie das Flugzeug betreten hatte, war sie das reinste Nervenbündel. Plötzlich erschien ihr alles doch wie eine Schnapsidee. Ihre Eltern würden sie umbringen, wenn sie wüssten, dass sie keineswegs übers Wochenende mit einer Freundin den Campus ansehen wollte, wie sie ihnen weisgemacht hatte, sondern auf schottischem Boden stand.

O Gott, sie war tatsächlich in Schottland!

Ihr Koffer, mit dem Muster der schottischen Flagge, fuhr an ihr vorbei und sie ergriff ihn schnell. Während sie ihn zum Ausgang hinter sich herzog, tippte sie eine weitere Textnachricht an Sean.

Bin da, wo bist du?

Die Türen gingen automatisch auf und sie eilte hindurch, um endlich richtige Highlandluft atmen zu können. Tief sog sie den Geruch nach Tannenwald und Moor ein und konnte sogar das Meersalz von der nahen Küste in der Luft wahrnehmen. Es war, als würde plötzlich ganz viel Druck, der vorher auf ihr gelastet hatte, abfallen.

»Ich bin direkt hinter dir«, erklang plötzlich eine dunkle Stimme und ihr blieb für einen Moment das Herz stehen. Ein erstickter Schrei entwich ihrer Kehle und sie musste um Luft ringen.

»Hab ich dich erschreckt?«

»Ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen«, fauchte sie und spürte die Hitze auf ihren Wangen.

Sean trat in ihr Blickfeld und musterte sie besorgt. »Alles in Ordnung?«

Bei seinem Anblick blieb ihr gleich noch einmal die Luft weg. Sean hatte dasselbe rotblonde Haar wie ihr Vater in seiner Jugend und dasselbe energische Kinn mit dem Grübchen, das ihr Vater ihr glücklicherweise nicht vererbt hatte. Doch damit hörten die Familienähnlichkeiten schon auf. Seans Augen waren rostbraun und glänzten wie Kupfer statt in einem satten Grün wie bei ihrem Vater. Sean war gut einen Meter neunzig groß und überragte sie damit um einen ganzen Kopf. Seine athletische Gestalt steckte in einem engen roten T-Shirt und weiten Jeans, die tief auf seinen Hüften saßen. Verschiedene Tribal-Tattoos rankten sich um seine Arme. Himmel, sah der heiß aus.

»Alles in Ordnung?«, wiederholte er und sie spürte, wie ihre Wangen noch mehr glühten.

»Ähm, ja. Ja, ich bin nur … etwas erschöpft von dem Flug«, stotterte sie und kam sich in diesem Moment vollkommen dämlich vor, als wäre sie auf den Mund gefallen, was normalerweise gar nicht ihrer Art entsprach.

»Kein Problem, ich dachte mir schon, dass du erst einmal ins Bett willst.« Er sagte das mit einem solch sinnlichen und zweideutigen Ton, dass ihr Unterleib sich sehnsüchtig zusammenzog.

»Ja«, konnte sie nur krächzen und räusperte sich, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. Wenn ihre Eltern sie nicht dafür umbringen würden, dass sie einfach nach Schottland geflogen war, würden sie es spätestens dann tun, wenn sie etwas mit Sean anfangen sollte, da war sie sich sicher. Worüber dachte sie da eigentlich nach? Es könnte sein, dass er verheiratet war, Kinder hatte oder was wusste sie schon. Jemand, der so aussah wie er, war sicherlich kein Single. Außerdem waren sie verwandt, wenn auch nur entfernt.

»Komm.« Er nahm ihr den Koffer ab und ging voraus zu einem schwarzen Geländewagen, der hinten geschlossen war. Nachdem er ihr Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, öffnete er die Beifahrertür und lächelte sie an. Zögerlich stieg Rona ein und versuchte weiterhin ihr aufgeregt schlagendes Herz zu beruhigen.

Es war seltsam, auf der falschen Seite im Auto zu sitzen. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Die Tür auf seiner Seite wurde zugeschlagen und er startete den Motor.

»Warum hast du erst jetzt mit mir Kontakt aufgenommen?« Neugierig musterte sie ihn von der Seite und versuchte aus den Ornamenten auf seinen Armen schlau zu werden. Sie konnte eine stilisierte Distel etwas oberhalb des Ellenbogens erkennen.

»Das habe ich nicht. Seit fünfzehn Jahren lade ich dich nun schon ein, die Sommerferien bei uns zu verbringen. Seit deine Eltern mit dir nach New York gezogen sind. Meine Mutterhat auch immer wieder bei deinen Eltern nachgefragt, ob ihr gemeinsam den Sommer bei uns verbringen wollt. Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass du dieses Mal zugesagt hast. Und dann so kurzfristig.«

Sie löste ihren Blick von den Tribals und starrte ihn ungläubig an.

»Deine Eltern haben es dir nie erzählt«, stellte er nach einem kurzen Blick in ihr Gesicht fest, bevor er sich wieder ganz auf die Straße konzentrierte.

»Nein.« Sie ließ sich traurig in den Sitz fallen und nahm erst jetzt die von der Abendsonne beschienene Landschaft wahr, durch die sie fuhren. Doch der Anblick, nach dem sie sich schon sehnte, seit sie denken konnte, berührte sie nur am Rande. Die Enttäuschung darüber, dass ihre Eltern sie vermutlich die ganze Zeit belogen hatten, trübte ihre Stimmung. Es stellte sich nur die Frage: Warum? »Sie haben mir ehrlich gesagt gar nichts erzählt. Bis ich deinen Brief letzte Woche gefunden hatte, wusste ich nicht einmal, dass ich noch Familie in Schottland habe.«

Eine Weile schwieg Sean. Sie bemerkte, wie sich seine Finger immer fester um das Lenkrad schlossen, bis seine Knöchel weiß wurden. »Und jetzt haben sie dir alles erzählt und dich einfach hergeschickt?« Der ungläubige Tonfall in seiner Stimme ließ ihr nicht wirklich Spielraum für eine Lüge.

»Das kann man so nicht sagen«, erwiderte sie ausweichend.

Sean lenkte den Wagen an den Straßenrand, während er kräftig auf die Bremse trat, sodass der Schotter unter den Reifen knirschte. Nervös befeuchtete sich Rona die Lippen.

Sean wandte sich ihr zu und sah sie finster an. »Das heißt, du bist einfach in den Flieger gestiegen, ohne zu wissen, was dich hier erwartet?«

Schuldbewusst starrte sie auf die Armatur aus schwarzem Plastik vor sich. »Naja, ich bin davon ausgegangen, dass du mich nicht vergewaltigen oder umbringen wirst.«

Fluchend schlug Sean gegen das Lenkrad und schnaufte. »Nein, natürlich nicht. Du gehörst zur Familie. Verdammt, du bist mir damals als Kind überall hinterhergekrabbelt. Ich hab auf dich aufgepasst. Du warst wie eine kleine Schwester. Keiner versteht, warum Ian und Jodee mit dir damals nach New York gezogen sind und plötzlich keinen Kontakt mehr haben wollten. Ich hab es nie verstanden!«

Einen Moment verweilte ihr Gehirn bei der deprimierenden Tatsache, dass er in ihr nur eine kleine Schwester sah, doch dann widmete sie sich dem weit wichtigeren Thema. »Mein Vater sagt, er hätte sich mit deiner Mutter gestritten.«

Sean zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich an keinen Streit erinnern. Es hat auch nie jemand etwas von einem Streit erzählt.«

Müde lehnte sie den Kopf gegen das Seitenfenster, sie hatte nicht das Gefühl, dass sie so weiterkamen.

***

Einen Moment betrachtete Sean das junge Mädchen nachdenklich. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie tatsächlich auftauchen würde. Eigentlich hatte er den Brief aus reiner Gewohnheit abgeschickt, wie er es seit Jahren tat. Früher hatte er ihr immer geschrieben, was er erlebt hatte. Doch nachdem monatelang keine Antwort gekommen war, hatte er irgendwann damit aufgehört.

Er sah immer noch das kleine, nervige Mädchen vor sich, das ihm überall hin gefolgt war. Sei es in die hohen Baumwipfel der mächtigen Eichen oder auf die Steilhänge entlang der Küste. Ihre roten Locken waren immer windzerzaust gewesen und ihre Pausbäckchen voller Sommersprossen.

Er streckte seine Hand aus, um ihr eine dieser Locken hinters Ohr zu streichen, doch schnell zog er sie wieder zurück, als er bemerkte, was er da tat.

Seit sie und ihre Eltern ausgewandert waren, war viel passiert und er hatte erwachsen werden müssen. Auch Rona war erwachsen geworden. Jetzt war nichts mehr von den braunen Punkten auf ihren schmalen Wangen zu sehen. Nur ihre Augen waren noch wie damals, hellblau wie der wolkenlose Himmel, mit einem dunklen Ring außen. Ihre Lider sanken langsam darüber und ihr Atem wurde flacher.

Seufzend lenkte Sean den Wagen wieder auf die Straße. »Entschuldige, ich habe vergessen, dass du einen langen Flug hinter dir hast.«

Sie gab einen murrenden Laut von sich und er lächelte. Er trat das Gaspedal durch und fuhr die Küstenstraße nach Norden zu dem Gutshaus, das seiner Familie bereits seit drei Generationen gehörte. Als der Wagen stand, versuchte er sie zu wecken, doch sie schlug nach seiner Hand, als wäre sie eine lästige Fliege, die sie verscheuchen wollte. Also stieg er aus, öffnete die Beifahrertür und nahm sie in die Arme, um sie vorsichtig ins Haus zu tragen.

Bereits vor der Türschwelle kam ihm seine Mutter aufgeregt entgegengeeilt. »Ist was passiert?«

Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Nein. Mach dir keine Sorgen, sie schläft nur. Alles gut. Der Flug hat sie erschöpft.«

Sofort wich die Anspannung aus ihren Schultern. »Hat sie etwas erzählt?«, fragte sie leise und hoffnungsvoll. Schon seit Jahren bedrückte es seine Mutter, dass Ian, der mit ihr aufgewachsen war, einfach ohne ein Wort das Land verlassen hatte und seitdem jeden Kontakt mied.

»Nicht viel. Sie erinnert sich jedenfalls nicht mehr an uns und Ian und Jodee haben ihr auch nichts von uns erzählt. Kein einziges Wort. Angeblich hättest du dich mit Ian gestritten.« Sean stieg vorsichtig die alte Holztreppe nach oben, wo für Rona das Gästezimmer hergerichtet war, und hörte seine Mutter hinter sich seufzen. »Hat sie etwa Recht?« Am oberen Absatz blieb er stehen, damit seine Mutter an ihm vorbeikam, um die Tür zu öffnen.

»Wir haben uns ständig gezankt, schon seit wir klein waren. Doch das ist kein Grund, einfach der Familie den Rücken zu kehren. Wir haben eine wichtige Verpflichtung.«

Eine Verpflichtung, die schwer auf Seans Schultern lastete und sein ganzes Leben bestimmte. »Offensichtlich ist sie überhaupt nicht auf das alles vorbereitet worden. Aber wenn sie die Fähigkeiten einer Wächterin hat, dann müssen wir das wissen. Wir sind mittlerweile zu wenige, um den Síodhach Einhalt zu gebieten.« Weder bei seinen drei älteren Halbgeschwistern noch bei deren Kindern hatte sich ihr Erbe gezeigt. Immer weniger von ihnen wurden in jeder Generation geboren.

Er trat in das kleine Gästezimmer, das vom Schein der untergehenden Sonne rot erleuchtet wurde, und legte Rona vorsichtig auf dem schmalen Bett ab. Erneut gab sie einen Ton von sich, der eine Mischung aus Schnurren und Murren war und ihn zum Lächeln brachte. Zärtlich strich er ihr eine dunkelrote Locke aus dem Gesicht.

Seine Mutter trat neben ihn. »Sie ist eine Schönheit geworden.«

»Findest du?«, fragte er sie zweifelnd und bekam direkt einen Klaps auf dem Arm.

»Als ob dir Schwerenöter das noch nicht aufgefallen wäre. Du lässt doch sonst nichts anbrennen«, sagte sie.

Sean verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hab irgendwie das Gefühl, du versuchst mich mal wieder zu verkuppeln. Mit meiner Cousine!«

»Sie ist deine Großcousine. Außerdem wart ihr früher unzertrennlich.«

»Ihr habt mich gezwungen, auf sie aufzupassen. Sie war eine fürchterliche Nervensäge, hing an mir wie eine Klette«, verteidigte sich Sean.

Seine Mutter lachte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Das hast du damals zwar immer behauptet, aber sobald ihr länger als vierundzwanzig Stunden getrennt wart, wurdest du unerträglich.«

3

Vor dem Fenster lag eine sonnenverbrannte Graslandschaft, die sich bis zu einem kleinen Tannenwäldchen in der Ferne erstreckte. Dass sie wirklich in Schottland war, kam ihr immer noch wie ein Traum vor. Nur schwer konnte sie sich von dem Anblick lösen und ihre Aufmerksamkeit auf das Zimmer richten, in dem sie kurz zuvor erwacht war. Kleine Röschen zierten die Tapete und Häkeldeckchen lagen auf den Möbeln. Sie hoffte nur, dass die Frau, die eindeutig diesen Raum eingerichtet hatte, ihr die Jeans ausgezogen hatte und nicht Sean. Leise öffnete sie die Tür und trat in den leeren Flur.

»Guten Morgen«, erklang Seans tiefe Stimme von der Treppe und ließ sie erneut vor Schreck einen leisen Schrei ausstoßen. Spätestens jetzt war Rona hellwach.

»Du bist ganz schön schreckhaft«, feixte er.

Erbost schaute sie ihn an. Sie hatte ihn wirklich nicht bemerkt. »Ich glaube, das machst du mit Absicht«, warf sie ihm vor.

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