Mystic Highlands 2: Druidenliebe - Raywen White - E-Book
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Mystic Highlands 2: Druidenliebe E-Book

Raywen White

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Beschreibung

Band 2 der fantastischen Reihe über die sagenhafte Welt Schottlands und eine gefährliche Liebe **Von Elfengefühlen und anderen Kräften** Zu viel steht zwischen Rona und Sean. Obwohl sie es sich fest vorgenommen hat, gelingt es Rona nicht, ihre Gefühle für Sean zu vergessen. Zu sehr zieht der Schotte sie mit seiner charmanten Art in den Bann. Nun wird auch noch die Welt der Síd, und damit auch Ronas Heimat, bedroht und beginnt allmählich zu zerfallen. Um der Fehde zwischen Menschen und Síodhach ein für alle Mal ein Ende zu setzen, will der Herr der Elfen in die Schlacht ziehen. Rona kann und will diese Lösung nicht akzeptieren und beschließt aus der Anderswelt in die Menschenwelt zurückzukehren, um Sean trotz allem um Hilfe zu bitten… Raywen White verzaubert ihre Leser mit einer einmaligen Landschaft und einer atemraubend romantischen Story. Alle Bände der sagenhaften Highland-Fantasy-Reihe:  //Die Geschichte von Rona & Sean   -- Mystic Highlands 1: Druidenblut    -- Mystic Highlands 2: Druidenliebe    -- Mystic Highlands: Band 1-2 der fantastischen Highland-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Rona & Sean)    //Die Geschichte von Kathrine & Logan    -- Mystic Highlands 3: Mythenbaum   -- Mystic Highlands 4: Mythenschwert    -- Mystic Highlands: Band 3-4 der Fantasy-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Kathrine & Logan)//   //Die Geschichte von Ciarda & Darach   -- Mystic Highlands 5: Feenhügel  -- Mystic Highlands 6: Feenkampf -- Mystic Highlands: Band 5-6 der Fantasy-Reihe im Sammelband (Die Geschichte von Ciarda & Darach)//  Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Dark Diamonds

Jeder Roman ein Juwel.

Das digitale Imprint »Dark Diamonds« ist ein E-Book-Label des Carlsen Verlags und publiziert New Adult Fantasy.

Wer nach einer hochwertig geschliffenen Geschichte voller dunkler Romantik sucht, ist bei uns genau richtig. Im Mittelpunkt unserer Romane stehen starke weibliche Heldinnen, die ihre Teenagerjahre bereits hinter sich gelassen haben, aber noch nicht ganz in ihrer Zukunft angekommen sind. Mit viel Gefühl, einer Prise Gefahr und einem Hauch von Sinnlichkeit entführen sie uns in die grenzenlosen Weiten fantastischer Welten – genau dorthin, wo man die Realität vollkommen vergisst und sich selbst wiederfindet.

Das Dark-Diamonds-Programm wurde vom Lektorat des erfolgreichen Carlsen-Labels Impress handverlesen und enthält nur wahre Juwelen der romantischen Fantasyliteratur für junge Erwachsene.

Raywen White

Mystic Highlands 2: Druidenliebe

**Von Elfengefühlen und anderen Kräften** Zu viel steht zwischen Rona und Sean. Obwohl sie es sich fest vorgenommen hat, gelingt es Rona nicht, ihre Gefühle für Sean zu vergessen. Zu sehr zieht der Schotte sie mit seiner charmanten Art in den Bann. Nun wird auch noch die Welt der Síd, und damit auch Ronas Heimat, bedroht und beginnt allmählich zu zerfallen. Um der Fehde zwischen Menschen und Síodhach ein für alle Mal ein Ende zu setzen, will der Herr der Elfen in die Schlacht ziehen. Rona kann und will diese Lösung nicht akzeptieren und beschließt aus der Anderswelt in die Menschenwelt zurückzukehren, um Sean trotz allem um Hilfe zu bitten …

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Vita

Danksagung

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© privat

Raywen White lebt gemeinsam mit ihrem Mann im Raum Frankfurt am Main. Erst 2014 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben und erzählt nun Geschichten, in denen Liebe und Magie der Fantasie keine Grenzen setzen. Jedoch haben in ihrem Leben Bücher schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Es gibt nichts Schöneres, als in eine Geschichte einzutauchen und den Alltag vergessen zu können. Dieses Gefühl möchte sie auch ihren Lesern ermöglichen.

Für all jene, die in der Liebe die größte Magie sehen.

1

Leise schwappte das pechschwarze Wasser ans Ufer des Lochs, das sich bis an den dunkelrosa Horizont auszudehnen schien. Rona beobachtete stumm, wie die ringförmigen Wellen langsam verebbten und warf einen weiteren Stein hinein. Mit einem dumpfen Geräusch durchbrach er erneut die glatte Oberfläche und verschwand in der Finsternis.

Es hatte etwas Meditatives, dieses Schauspiel zu beobachten, während sie versuchte sämtliche Gedanken aus ihrem Geist auszusperren. Doch es blieb bei dem Versuch, denn vor ihr breitete sich eine sonderbare Landschaft aus, die sie stets daran erinnerte, dass sie sich in einer anderen Welt befand. Dem Síd. Einem Reich unter der Erde, in dem Milesius laut der keltischen Legenden einst das Volk der Túatha Dé Danann einsperrte, nachdem er sie besiegt hatte.

Über ihr spannte sich ein dunkelvioletter Himmel, an dem nie die Sonne oder der Mond aufging. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wirkte es fast so, als wäre er mit Sternen übersät. Eines dieser funkelnden Lichter flackerte kurz auf. Es schien zu ihr herabzuschweben und wurde zu einer leuchtenden Kugel, bevor Rona die filigranen Flügel erkannte. Sie streckte die Hand der Motte entgegen, die sich für einen Wimpernschlag auf ihrem Finger niederließ und schließlich weiterflog zu einem der Bäume, die das Ufer säumten und deren Kronen sich im Himmel verloren.

In dieser Welt war alles anders. Fremd. Hier herrschten andere gesellschaftliche Regeln, andere physikalische Gesetzte und jeden Tag entdeckte Rona etwas Neues. Es war zugleich faszinierend und beängstigend. Sie kam sich wie Alice im Wunderland vor, nur dass es weder den verrückten Hutmacher noch die Herzkönigin gab. Dafür bevölkerten Elfen, Irrwische, Kobolde, Feen und andere mystische Kreaturen diese Welt. Es gab Magie, die ihre Vorstellungskraft immer wieder auf die Probe stellte und ihr das Gefühl vermittelte, verrückt zu sein oder dies alles nur zu träumen.

Sie warf einen weiteren Stein, der eine Weile durch die Luft flog, bevor er mit einem Plopp in den Tiefen des Sees verschwand.

Die keltischen Sagen waren wahr. Mehr oder weniger. Wohl eher weniger. Das, was Rona aus den Geschichten kannte, war bereits in den ersten Tagen, die sie hier verbracht hatte, vollständig auf den Kopf gestellt worden. Ja, es gab Feen und Elfen. Jedoch sah jeder Bewohner desSíd innerhalb seiner Grenzen gleich aus. Augen wie der Sternenhimmel, helles Haar, einen Teint wie feines Porzellan und hohe Wangenknochen. Jeder einzelne Síodhach war schön und perfekt.

Zu perfekt. Rona kam sich in ihrer Gegenwart vor wie ein hässlicher und tollpatschiger Gnom. Jede Bewegung dieser Wesen zeugte von Anmut und Eleganz. Ihre Kleidung schimmerte seidig. Wenn sie sich bewegten, wirkte es, als würde der Stoff im Wasser schweben.

Seit sie vor über vier Monaten die Grenze zwischen den Welten überschritten hatte, war sie nun ein Teil dieser Gesellschaft. Eine Bewohnerin des Síd. Ihr Blick fiel auf den Saum ihres vornehmen weißen Kleides, den bereits zu dieser frühen Stunde einige Flecken verunzierten, und sie ließ die Schultern sinken. Sie kam sich einfach nicht wie ein Síodhach vor, denn sie hatte sich nicht verändert seit jenem Tag. Mit ihren dunkelroten Haaren fiel sie unter ihnen auf wie ein bunter Hund. Allerdings war das nur äußerlich. Innerlich fühlte sie sich anders, verloren, wusste nicht mehr, wo sie hingehörte oder wer sie war. Innerhalb eines Augenblicks war ihr altes Leben beendet worden und ein neues lag wie ein ungewisser Pfad vor ihr, ohne Ziel. Früher wollte sie Architektur studieren, doch hier wurde sie nur fragend angesehen, was das überhaupt sei, denn die bizarren Gebäude, die sie manchmal an Hundertwasser erinnerten, entstanden durch den reinen Willen und die Magie ihrer Bewohner.

Rona bückte sich und hob einen weiteren wie rotes Glas wirkenden Stein vom Ufer auf und wog ihn in der Hand, während sie gedankenverloren ins Nichts starrte. Sie vermisste ihre eigene Welt, in der Sonnenstrahlen ihre Haut berührten oder der Regen leise gegen das Fenster prasselte. Seit sie hier war, hatte es kein einziges Mal geregnet. Noch mehr vermisste sie ihre menschlichen Eltern, ihre Freunde, New York.

Und Sean.

Vor allem Sean.

Sie biss die Zähne fest zusammen, um die Trauer abzuwehren, die sie überkam, wenn sie an ihn dachte. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte niemals schottischen Boden betreten, dann wäre ihr Herz jetzt nicht gebrochen. Immer wieder erinnerte sie sich an ihre letzte Begegnung.

Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebe.

Rona rieb sich über die Stirn und schluckte den Kloß im Hals hinunter. Noch heute fühlte sie die Verzweiflung, die sie bei seinen Worten überkommen hatte.

»Du wirst mich hassen.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das könnte ich nie.«

»Auch nicht, wenn ich diejenige war, die deinen Vater getötet hat?«

Der darauffolgende Schmerz, die Enttäuschung und die Wut in seinem Gesicht, schienen sich in ihrer Netzhaut eingebrannt zu haben. Heiß sammelten sich Tränen in ihren Augen und sie kämpfte gegen die Verzweiflung an, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Ihre Schuldgefühle hinterließen einen bitteren Nachgeschmack.

Wie oft hoffte sie, dass alles nur einer ihrer Albträume war und sie jeden Moment in seinen Armen erwachen würde, während er ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Doch es war kein Traum. Tief sog sie die modrige Luft in ihre Lungen und schob sämtliche Erinnerungen an Sean und ihre Tat von sich. Sie führte nun ein anderes Leben.

Rona holte aus und warf den faustgroßen Stein in hohem Bogen ins Wasser. Es gab ein schmatzendes Geräusch und erneut wölbte ein Wellenkranz die glatte Oberfläche. Sie versuchte ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit ihm zu verdrängen, doch was blieb, war der pochende Schmerz in ihrem Herzen.

»Hey, Rotschopf, denkst du etwa wieder an diesen Menschen?«, erklang eine dunkle Stimme hinter ihr und sie spürte, wie der Sprecher neben sie trat.

»Und wenn schon. Was spielt das für eine Rolle, Darach?«, fragte Rona müde. Sie wandte sich von ihm ab, doch schon stellte er sich ihr mit verschränkten Armen in den Weg und sah sie herausfordernd an.

»Du solltest ihn endlich vergessen und dafür lieber deine Augen auf das richten, was du vor dir siehst.« Darach straffte die Schultern und streckte sich zu seiner vollen Größe.

Rona hätte ihren Kopf in den Nacken legen müssen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Stattdessen richtete sie ihren Blick auf seine Brust. Eine dunkelgrüne mit Bronze bestickte Tunika spannte sich über kräftige Muskeln. »Einen Fleck?« Fragend zeigte sie auf den tiefsten Punkt des Halsausschnittes.

Sofort zerrte Darach fluchend an dem glänzenden Stoff, um den Makel ebenfalls zu entdecken, der sein perfektes Äußeres verschandelte. Sein weißblondes Haar, das ihm bis über die Schulter reichte, hatte der Irrwisch zu einem Zopf gebunden, sodass man die spitzen Ohren erkennen konnte, die jeder Síodhach besaß.

»Du bist ein aufgeblasener Pfau, Darach.« Rona nutzte die Gelegenheit und gab ihm einen Schups, sodass er ins Straucheln kam. Mit rudernden Armen und einem lauten Platschen fiel er ins Wasser, was Rona überhaupt nicht beabsichtigt hatte.

Entsetzt sah sie dabei zu, wie er in der dunklen Brühe versank und prustend wieder an die Oberfläche kam. Sein helles Haar klebte ihm nun dunkel am Kopf und seine feine Tunika war mit Schlamm bedeckt. Er sah aus wie ein begossener Pudel. Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar und wechselte zwischen Bestürzung, Frustration und Entsetzen hin und her. Am Ende starrte er sie nur noch fassungslos an und Rona musste lachen. Sie konnte nicht anders. Es war verrückt. Ihr neues Leben war schlicht und ergreifend verrückt.

Fluchend hievte sich Darach ans Ufer und warf ihr einen erbosten Blick zu. »Verdammt, Rona! Das ist nicht lustig.«

Nein, eigentlich war es das gar nicht. Ganz im Gegenteil. Es war erschreckend. Darach war ihr Beschützer und der einzige, der so etwas wie ein Freund für sie war.

»Du hättest dein Gesicht sehen müssen, es war urkomisch«, murmelte sie und seufzte. Wenn sie seine kräftige Statur betrachtete, an der nun seine triefnasse mittelalterliche Kleidung klebte, konnte sie sich kaum vorstellen, wie es ihr gelungen war, ihn zu Fall zu bringen. Doch es war möglich, denn sie war mit jedem Tag stärker geworden, seit ihre Kräfte erwacht waren, und hatte mittlerweile Probleme ihre Kraft zu kontrollieren. »Es tut mir leid. Das war nicht meine Absicht gewesen.« Sie drehte sich um und lief den Weg entlang, der von dem Anwesen wegführte, das nun ihr Zuhause war. Ohne Darach war es ihr verboten das Grundstück zu verlassen, das direkt bis an das dunkle Wasser des Lochs reichte.

»Du kannst mich gern noch einmal in den See werfen«, erklang Darachs Stimme ohne einen Hauch von Wut. Stattdessen hatte sie einen fast zärtlichen Klang angenommen.

Verwundert warf Rona einen Blick über die Schulter. »Wieso?«

Darach legte den Kopf schräg und schmunzelte. »Das ist das erste Mal, dass ich dich lachen gehört habe.«

Rona schluckte und ging weiter. »Aber ich lache doch ständig.«

»Nein, tust du nicht. Du starrst die ganze Zeit traurig ins Leere«, belehrte er sie.

Sie blieb stehen und wollte ihm widersprechen, doch dann ließ sie die Schultern hängen. Bisher hatte sie gedacht, sie hätte ihre Gefühle gut vor ihm verbergen können. »Ist das verwunderlich?«, murrte sie ertappt.

»Dabei klingt es wunderschön«, ergänzte er liebevoll.

Rona schnaubte bei seinen Worten. Sie drehte sich zu ihm um – und ihr blieb erstaunt der Mund offenstehen. Darach hatte seine Tunika ausgezogen und auch das dunkelblaue Hemd, das er darunter trug. Der breite Oberkörper, den er ihr präsentierte, sah aus wie der einer griechischen Götterskulptur aus Marmor. Das Spiel seiner Muskeln wirkte hypnotisierend, während er seine Sachen auswrang. Tropfen rannen über seine makellose Brust und ihr Blick folgte einem von ihnen fasziniert bis zu den Hüftknochen, bevor er in dem Bund seiner eng anliegenden Hose versickerte, die sich wie eine zweite Haut an Darachs Beine schmiegte.

»Gefällt dir, was du siehst?«, fragte er.

Rona klappte verlegen den Mund zu und schüttelte schnell den Kopf. »Nein.«

»Doch, tut es.« Er grinste zufrieden und streifte sich das noch feuchte Hemd über.

»Nein, tut es nicht«, widersprach sie ihm energisch. Frustriert riss sie den Blick von ihm los und ging weiter. Natürlich hatte ihr gefallen, was sie gesehen hatte. Wie konnte es auch anders sein, bei den perfekten Konturen von Darachs Körper, der einem Bildhauer in der Antike einst Model gestanden haben könnte. Ihre Augen waren auf den bunten Kies gerichtet, der den Weg bedeckte. Doch sie sah die Regenbogenfarben nicht. Stattdessen schwirrten Erinnerungen an eine andere nackte Männerbrust durch ihren Kopf. Glatt und dunkel, mit einem wunderschönen Raben verziert, der seine Schwingen zu beiden Seiten ausbreitete. Sie zeichnete in Gedanken mit ihrem Finger die Spitzen der Federn nach und alles in ihr zog sich vor Sehnsucht zusammen. Ihr ganzer Körper fühlte sich zittrig an. Sean. Verdammt. Alles erinnerte sie an Sean.

Rona konnte ihn einfach nicht vergessen, obwohl sie es musste, denn für sie beide existierte keine gemeinsame Zukunft. Sie standen auf verschiedenen Seiten eines Krieges, der bereits seit Jahrtausenden wütete. Niemals würde er akzeptieren, was sie war. Noch schwerer wog ihre Tat. Die würde er ihr niemals verzeihen, sie war ja selbst kaum dazu im Stande. Jede Nacht plagten sie Albträume, in denen sie zusah, wie Seans Vater brannte. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken.

»Was ist übrigens ein Pfau?«, fragte Darach und riss sie aus ihren schmerzlichen Gedanken.

»Ein Vogel«, murmelte sie und wandte den Blick zu dem Mann, der sie begleitete.

»Du vergleichst mich mit einem Vogel?!«, entrüstete sich Darach und sah sie gekränkt an.

»Es ist ein sehr schöner Vogel«, versuchte sie ihn zu beruhigen.

»Also findest du mich schön«, stellte er fest.

Die Selbstgefälligkeit in seiner Stimme ließ Rona mit den Zähnen knirschen. Natürlich fand sie ihn schön. Genauso wie jeden anderen Síodhach, dem sie bisher begegnet war. Sein Gesicht könnte Plakatwände zieren und für Auffahrunfälle sorgen. Auch er besaß hohe Wangenknochen, die ihm ein aristokratisches Aussehen verliehen. Sein energisches Kinn und sein intensiver Blick aus dunkelvioletten Augen gaben ihm etwas Kämpferisches und Gefährliches. Allerdings würde sie sein ohnehin viel zu großes Ego nicht weiter füttern, indem sie dies zugab. Bisher hielten sich seine Annäherungsversuche glücklicherweise in Grenzen, daher ignorierte sie ihn meistens.

Stattdessen richtete sie ihren Blick auf den riesigen Gebäudekomplex in der Ferne, der sich nahtlos an die Klippen hinter ihm schmiegte. Kasdale. Es war der einzige andere Ort im Síd, den sie bisher kannte. Seit drei Wochen gingen sie und Darach jeden Morgen dorthin, damit sie lernte mit ihren magischen Fähigkeiten umzugehen. Die riesige Festung in der die Vasallen ihrer Mutter lebten, ähnelte einer kleinen Stadt.

Der faszinierende Anblick der verflochtenen Architektur des Bauwerkes, das wie eine riesige Burg wirkte und doch so ganz anders war, lenkte sie wirkungsvoll von ihren Gedanken und Fragen ab und versetzte sie abermals in Staunen. Das Gestein des Mauerwerks hatte einen dunkelbläulichen bis grauen Ton und erinnerte an glänzende Drachenschuppen. Spitze Türme ragten einer Krone gleich in den violetten Himmel. Riesige Balkone, die wie Baumpilze anmuteten, umspannten die gesamte Außenmauer und trotzten jeglicher Schwerkraft. Rona hatte sich immer gefragt, warum diese Vorbauten in schwindelerregender Höhe keinerlei Geländer besaßen, doch jetzt sah sie zum ersten Mal, wie etwas Großes darauf zuraste, kurz davor abbremste und dann in einem sanften Bogen landete.

»Was ist das?« Rona zeigte auf das schimmernde Objekt, das nun auf dem Balkon stand.

Darach blieb abrupt stehen und ergriff ihren Arm. »Wir gehen zurück.«

»Was?« Verwirrt stolperte sie hinter ihm her, während er sie entschlossen mit sich zog.

»Ich sagte, wir gehen zurück. Sofort!« Er wirkte beunruhigt und ernst.

»Ja, aber warum?«, hakte sie nach.

Er antwortete ihr nicht. Stattdessen umfasste er ihr Handgelenk fester und presste die Lippen missmutig aufeinander.

Rona stemmte sich gegen ihn und versuchte sich aus seiner Umklammerung zu winden. »Du tust mir weh«, fauchte sie und Darachs Griff lockerte sich etwas. Sofort riss sie sich von ihm los, stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn herausfordernd an. »Ich gehe keinen Schritt weiter!«

»Wir müssen gehen.« Wieder griff er nach ihrer Hand, doch sie wich ihm aus.

»Erst wenn du mir sagst, was los ist«, entgegnete sie.

»Rona, es ist nur zu deinem Besten.«

Wie sie diesen Spruch hasste! »Das entscheide ich selbst!«

Darach wirkte hin- und hergerissen. »Das sollte dir besser deine Mutter erklären«, entgegnete er resigniert und sah sie entschuldigend an.

Rona stieß einen überraschten, spitzen Schrei aus, als er in einer fließenden Bewegung, der sie kaum folgen konnte, ihre Hüften packte. Er hob sie hoch und der laute Ton aus ihrer Kehle erstarb, da sich seine Schulter in ihren Magen bohrte und alle Luft aus ihren Lungen wich.

»Meine Aufgabe ist es dich zu beschützen. Ob du das nun willst oder nicht«, meinte er entschlossen.

»Vor was denn?« Ihr ging die Geheimniskrämerei auf die Nerven. Erbost trommelte Rona auf seinen Rücken ein und strampelte mit den Beinen in der Luft. »Ich brauche keinen Babysitter.« Fast wäre sie von seiner Schulter gerutscht.

Darach packte sie fester. »Rona, es gibt da einige Dinge, die du nicht weißt.«

Dieselben Worte hatte Sean zu ihr gesagt. Damals. Eiswasser rauschte durch Ronas Adern und sie versteifte sich. Bei jedem Schritt drückte sich Darachs Schulter tiefer in ihren Magen. Doch sie spürte es kaum. Ihre Gedanken verweilten in der Vergangenheit. In jenem Moment, als sie glücklich gewesen war und noch nicht geahnt hatte, dass ihr normales Leben bald enden würde.

Es ist kompliziert.

Seans Worte hallten in ihr wider und sie unterdrückte den Wunsch, wie eine Irre loszulachen. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. Die wenigen Probleme, die sie zu diesem Zeitpunkt gehabt hatte, erschienen ihr so lächerlich. Gegen den Willen ihrer Eltern war sie nach Schottland gereist und hatte sich vor dem Ärger gefürchtet, der sie bei ihrer Rückkehr erwartete. Sie hatte sich Hals über Kopf in Sean verliebt und gedacht, er würde ihre Gefühle nie erwidern und ihr das Herz brechen.

Am Ende hatte sie seins gebrochen.

Jetzt würde sie ihn nie wiedersehen. Genauso wie ihre Eltern – ihre menschlichen Eltern. Sie würde ihnen niemals sagen können, wie leid es ihr tat und wie sehr sie sie liebte. Sie hätte auf sie hören sollen, dann hätte sie niemals die Wahrheit erfahren: Sie war kein Mensch.

Sean hatte damals geglaubt, sie sei eine Druidin, wie er und ihre Eltern. Eine Nachfahrin von Milesius oder einem seiner Männer, deren Aufgabe es war die Welt der Menschen vor den Síodhach zu beschützen, damit die nicht erneut die Macht an sich reißen und die Menschheit versklaven konnten.

Doch sie war keine Druidin wie Sean. Sie war etwas anderes. Ein Wesen aus beiden Welten. Zu gut erinnerte sich Rona noch an das Buch über keltische Sagen, das sie in Seans Wohnung in Händen gehalten hatte. Es war, als könnte sie das dünne Papier unter ihren Fingern spüren, während sie umblätterte. Deutlich sah sie die gedruckten Lettern im Geiste vor sich: der Wechselbalg.

Das war sie! Ein Wechselbalg.

Ronas Hand ballte sich um den feuchten Stoff von Darachs Tunika. Alle Geschichten über diese Wesen hatten einen gemeinsamen Kern: Böse Kreaturen vertauschten ihre hässlichen Kinder mit den schönen der Menschen. Aber es war kein Aberglaube, wie sie damals gedacht hatte, und es war auch nicht wie in den Geschichten. Islind – eine Elfe, eine Síodhach – hatte ihr Kind nicht mit dem von Menschen getauscht. Sie hatte den Lebensfunken ihres ungeborenen Kindes in einen menschlichen Embryo gesetzt. Rona war beides. Druidin und Síodhach. Kompliziert traf es nicht einmal ansatzweise und Rona bekam stets Kopfschmerzen, sobald sie darüber nachdachte.

Darachs Schritte wurden langsamer und er ließ sie an sich hinabgleiten. Sobald sie auf ihren eigenen Füßen stand, sah sie fragend zu ihm auf. Zerknirscht fuhr er sich durchs nasse Haar. »Es tut mir leid, Rona, dass ich dich so behandeln musste.«

Vielleicht hätte sie darüber wütend sein sollen, früher wäre sie es auch sicherlich gewesen, doch momentan fühlte sie sich zu erschöpft. »Du könntest mir einfach sagen, warum du es tun musstest«, murrte sie.

Darach schüttelte bedauernd den Kopf. »Das kann ich nicht. Du musst deine Mutter fragen.«

Rona nickte, rieb sich über die pochende Stirn und schloss für einen Moment die Augen. Darach zu bedrängen würde nichts bringen, das wusste sie aus Erfahrung. Er war ein Irrwisch und stand in der Hierarchie unter den Elfen. Er hatte seine Befehle von ihrer Mutter erhalten und würde diese befolgen. Wortgenau. Egal um was es sich handelte und was es ihn kosten würde. Wenn sie ihn so betrachtete, konnte sie immer noch nicht glauben, dass er eines dieser Wesen sein sollte, von denen Sean und sie im Moor angegriffen worden waren. Erneut spürte sie einen schmerzhaften Stich in der Brust, als sie Seans besorgte braune Augen vor sich sah.

Seufzend wandte sie sich von Darach ab und folgte dem Kiesweg die letzten Meter bis zu ihrem neuen Zuhause, das wie ein riesiger Mammutbaum die Landschaft überragte. Sie raffte ihr Kleid, als sie die glänzenden Stufen hinauflief, die Wachen passierte und die beiden großen Türen aufschwangen, die zwischen den dunklen, verflochtenen Wurzeln des Baumes hindurchführten. Schmale Streifen zogen sich durch die Rinde, wirkten wie Fenster und ließen Licht in das Gebäude. Ihre Schuhe erzeugten auf den weißen Fliesen ein lautes Klacken, das in der hohen Empfangshalle widerhallte. Darach trat neben sie, während hinter ihr die Tür von allein laut ins Schloss fiel.

Ihre Mutter wusste wahrscheinlich schon, dass sie zurück waren, und es würde ihr nicht gefallen. Rona ließ den Blick über die kunstvolle Einrichtung schweifen und wartete auf Islinds Erscheinen. Das Innere des Baumhauses, wie sie den hohen Turm nannte, war eine Mischung aus dem wilden Wuchs des Baumes und klaren Linien. Es wirkte modern und uralt zugleich. Ein Zusammenspiel von Kunst und Natur. In der Mitte stand ein weiterer Baum mit grünen Blättern und roten Blüten um den sich eine Treppe wand. Seine breiten Äste schienen mit den Wänden des Hauses zu verwachsen und seine Krone war von hier unten nicht mehr zu erkennen.

Der Síd war ein dunkler Ort, doch hier drin funkelte und strahlte alles um die Wette. Kleine Kristalle hingen von den Ästen, die etliche von den leuchtenden Motten beherbergten. Ihr Licht wurde durch die Prismen gebrochen und überzog die Wände mit einem faszinierenden Farbspiel.

Die Síodhach waren nicht nur schön, sie liebten auch schöne Dinge. Oft fragte sich Rona jedoch, ob das, was ihre Augen erfassten, der Realität entsprach oder nur eine magische Illusion war.

Verunsichert blickte sie Darach von der Seite an. Sah der Irrwisch tatsächlich aus wie der Adonis, der neben ihr stand, mit schulterlangen hellen Haaren und dem wie gemeißelten Profil? Oder war seine wahre Gestalt die eines Skelettes, das mit pergamentartiger, durchsichtiger Haut überzogen war?

»Wieso seid ihr bereits zurück?«, erklang die klare Stimme von Islind und lenkte Ronas Blick auf die kleine Empore, die die Äste des Baumes in der Mitte des Raumes bildeten, wo ihre Mutter stand.

2

Langsam kam Islind auf Rona zu, gefolgt von zwei ihrer Zofen. Die Elfe schien die geschwungene Treppe regelrecht herabzuschweben. Auf ihrem strahlendweißen Haar, das von silbernen Strähnen durchzogen war, glitzerte ein Diadem mit dem weiß-silbern schimmernden Stoff ihres langen Kleides um die Wette. Der Anblick von Islind raubte Rona stets den Atem. Diese Frau sollte ihre Mutter sein?

Rona hatte sie kein einziges Mal anders als atemberaubend zu Gesicht bekommen– weder in Schlappen noch mit Lockenwicklern im Haar, wie es oft bei ihrer Mutter Jodee der Fall gewesen war, wenn diese ihr das Frühstück für die Schule vorbereitet hatte. Erneut spürte Rona einen schmerzhaften Stich. Seitdem war viel passiert.

»Darach, warum ist meine Tochter nicht bei ihrem Unterricht?«, fragte Islind. Missfallen schwang in ihrer sonst so ruhigen und deutlichen Stimme mit.

Darach verbeugte sich tief. »Er ist da, Herrin.«

Für einen Moment schien Angst über Islinds Antlitz zu huschen, dennoch wich das Lächeln für keine Sekunde aus ihrem Gesicht.

»Wer ist da?« Ronas Stimme war nur ein heiseres Flüstern und ihre Mutter schien sie gar nicht gehört zu haben.

»Du hast richtig gehandelt, Darach.« Islind nickte ihm knapp zu, bevor sie sich ihr zuwandte. »Fearchara, geh bitte auf dein Zimmer.«

Rona verdrehte die Augen, als sie ihren zweiten Vornamen hörte, mit dem Islind sie immer rief, und schnaufte. »Ich bin kein Kind mehr.«

»Vielleicht nicht in der Welt, in der du bisher gelebt hast, doch für mich bist du noch ein Kind. die ich beschützen muss«, sagte Islind kühl, auch wenn sie ihr dabei ein warmes Lächeln schenkte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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