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Eine Reise zur kleinen Meerjungfrau und in dunkle Trollwälder, zu magischen Elfenstätten und mythischen Wasserfällen, zu uralten Runensteinen und geheimnisvollen Schwertern im Fjell, zu einstigen Wikingersitzen und heiligen Klöstern. Entdecken Sie Dänemark, Schweden, Norwegen, Island und Grönland von ihrer fantastischsten Seite. Eine Inspiration für Skandinavienbegeisterte, Fantasyfans und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.
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Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2024
Martin Wein
Fantastische Reisen zu
mystischen Orten in Skandinavien
ÜBersichtskarte
Playlist
Einleitung
Unser Nachhaltigkeitskodex
Norwegen
1
Jotunheimen-Gebirge
/ Wo die Riesen hausen
2
Stavanger
/ Drei Schwerter im Fels
3
Trolltindene
/ Das Ende einer Hochzeit
4
Trollstigen
/ Elf Kurven für ein Panorama
Special / Fabelwesen in Wald und Wasser
5
Trolltunga
/ Über dem Abgrund
6
Trollheimen
/ Bei den Bergtrollen
7
Trollkyrkja
/ Tief unten im Fels
8
Trondheim
/ Ein Dom am Rand der Welt
9
Moskenstraumen
/ Das Salz im Meer
10
Trollfjord
/ Zu den Seeadlern
11
Tromsø
/ Magisches Leuchten
Schweden
12
Skåne
/ Das Land von Ivar Vidfamne
13
Getåravinen
/ Wo der Steintroll schläft
Special / Top 10 Magische Orte
14
Nationalpark Tresticklan
/ Bores Höhle
15
Trollwald auf Öland
/ Vom Winde verweht
16
Vadstena
/ Eine Frau für den Frieden
17
Gamla Uppsala und Birka
/ Tempel der Svear
18
Storsjön
/ Ungeheuer groß
19
Nationalpark Muddus
/ Land des Sonnenvolks
DÄnemark
20
Ribe
/ Hexen und Heilige
21
Jelling
/ Beim alten Gorm
22
Slagelse
/ Geheimnisvolle Trelleborg
23
Roskilde
/ Roars Quelle
24
Kopenhagen
/ Die Kleine Meerjungfrau
25
Helsingør
/ Holgers Schloss
Färöer
26
Saksun
/ Das Dorf der Pestfrau
Special / Märchenparks und Wikingerdörfer
27
Trælanípa
/ Die Sklavenklippe
28
Elduvík
/ Pech für den Meeresgnom
29
Svínoy
/ Eine Insel kommt geschwommen
30
Eiði
/ Risin und Kellingin
31
Kalsoy
/ Die Seehundfrau
Island
32
Hafnarfjörður
/ Die Stadt der Elfen
33
Nationalpark Thingvellir
/ Althing in der Bruchzone
34
Reykholt
/ Snorris Bad
35
Vík í Mýrdal
/ Versteinerte Trolle
36
Goðafoss
/ Die Götter gehen baden
37
Hveravellir
/ Eyvindurs Hütte
Special / Mythologie des Nordens
38
Ásbyrgi
/ Im Elfenreich
39
Dimmuborgir
/ Die dunkle Festung
40
Kap Ingólfshöfði
/ Tor zu einer neuen Welt
41
Askja
/ Heimstatt der Götter
GrÖnland
42
Nanortalik
/ Stadt der Eisbären
43
Qassiarsuk
/ An Eriks Hof
44
Hvalsey
/ Der letzte Tanz
Special / Schamanismus im Norden
45
Nuuk
/ Die Mutter des Meeres
46
Uummannaq
/ Sommer unterm Robbenherz
47
Tasiilaq
/ Geister und Schatten
Register
Bildnachweis
Impressum
Von majestätischen Bergen umgeben: der Romsdalsfjord in Norwegen
Magische Orte im Norden (von links nach rechts): die Krönungsstadt Trondheim, der Jotunheimen-Nationalpark, Polarlichter bei Tromsø, der Trollfjord auf den Lofoten und die Kleine Meerjungfrau in Kopenhagen
Die schwarzen Basaltstrände rund um Vik auf Island blicken auf angeblich versteinerte Trolle.
Von links nach rechts: einsame Landschaften auf Eysturoy, in der Eisbärenstadt Nanortalik, im Wikingerdorf in Hafnarfjörður, spärlicher Moosbewuchs und heiße Quellen im isländischen Hochland
Schlittenhunde sind im Osten Grönlands im Winter noch heute ein wichtiges Transportmitel.
Viele markante Felsformationen auf Island wie hier auf der Halbinsel Vatnsnes regen die Fantasie an.
Magische Playlist
Diese Playlist besteht aus einem bunten Mix: nordische Interpreten, mythische Melodien, Fernweh weckende Songs, sogar ein samischer Joik ist mit dabei. Viel Spaß beim Hören und Träumen!
Norwegens Fjorde verändern im wechselnden Spiel von Sonne und Wolken ständig ihre Atmosphäre.
Fever RayIf I Had a Heart
SKÁLDNorðrljós
Siv JakobsenDark
TÅRNFrihed I Forfald
Monica HeldalSiren
Agnes ObelRiverside
KaleoVor í Vaglaskógi
Of Monsters And MenDirty Paws
EivØrThe Swing
Friska ViljorInbreeds
Siri NilsenAlle Snakker Sant
Ekaterina ShelehovaSavage Daughter
The Oh HellosNew River
SongleikrJenta ho gjekk seg
Sigur RÓsHeysátan
Inga Juuso, Harald SkullerudJussána Mihkkal
Unergründliche Seen, ein Labyrinth an Schären, weglose Wälder und zerklüftete Gebirge – der Norden Europas ist voller archaisch wirkender Urlandschaften. Sie sind Heimat magischer Wesen wie Trolle, Elfen oder Wassergeister, mythischer Sagenhelden und beliebter Märchenfiguren. Ihren Spuren folgt dieses Buch.
Im Goðafoss im Norden Islands gingen die altnordischen Götter auf ihre letzte Reise.
Der Muddus-Nationalpark in Nordschweden ist eine riesige Wildnis geblieben.
N orden – schon das Wort allein hat einen magischen Klang. Diesen hören längst nicht nur die vielen Tausend Skandinavienfans, die jeden Sommer aufs Neue ihr Auto oder ihr Wohnmobil beladen und über die Vogelfluglinie in den Urlaub nach Schweden oder nach Norwegen oder ins Ferienhaus in Dänemark starten. Norden ist auch ein Traumziel vieler anderer, die einmal im Leben am Nordkap stehen oder ihren Fuß auf den Fels von Grönland, der größten Insel der Welt, setzen möchten. Norden ist dabei aber längst nicht nur eine Himmelsrichtung und der Namensstamm des Zwergs Norðri, der in der nordischen Mythologie mit seinen drei Kollegen den Schädel des Riesen Ymir als Dach des Himmels hält.
Norden ist auch ein geistiges Ziel, eine Verheißung, ja ein Lebensgefühl. Mit dem Norden assoziiert man ungezähmte Natur, eine Ahnung von Freiheit jenseits des durchgetakteten Alltags. Er verspricht frische See- oder Bergluft zum Durchatmen und selten begangene Bergpfade zum Wandern. Er lässt tiefblaue Seen zum Kajakfahren oder einsame Strände für einen Ausritt mit dem Islandpferd vor dem geistigen Auge erscheinen. Er steht für Mittsommer und Santa Claus. Nicht zu vergessen sind Erlebnisse wie ein Bad in Islands natürlichen Thermalquellen, eine winterliche Fahrt mit dem Hunde- oder Rentierschlitten oder eine durchfrorene Nacht unter dem magischen Schimmer des Nordlichts. Selbst als im Frühjahr 2010 die Vulkanasche des Eyjafjallajökull zeitweise den Flugverkehr in ganz Europa und über dem Atlantik zum Erliegen brachte, war das vor allem faszinierend. Es zeigte, was im Norden alles möglich ist. Der Norden ist mithin ein Synonym für Abenteuer. Mit seinen riesigen Weiten bietet er reichlich Raum zur Entfaltung – und für gute Geschichten.
Im Nationalpark Jotunheimen sollen Riesen oder Trolle zu Hause sein.
Nicht umsonst werden die archaischen Landschaften im Norden oft als Kulisse für Fantasyfilme oder -serien gewählt. Die wilde Natur Skandinaviens, Islands, Grönlands und der Färöer-Inseln ruft geradezu dazu auf, Geschichten zu erzählen. Das hat schon eine lange Tradition. Ihre Ursprünge liegen womöglich bei den Raubzügen der geheimnisvollen Nordmänner, die auf ihren schlanken, schnellen Schiffen im 8. Jahrhundert urplötzlich überall in Europa auftauchten und reichlich Beute machten. Was waren das für Leute und wieso waren sie so erfolgreich? Viele Gerüchte wuchsen damals ins Kraut und bildeten Mythen von sagenhaften Helden.
In Skandinavien selbst erschienen mächtige Wasserfälle, knorrige Baumriesen oder einsame Inseln seit Anbeginn der Geschichte als Kraftorte und zogen Menschen magisch an. Sie waren Kultplätze animistischer Religionen und Orte, in denen man das Werk nordischer Götter oder übernatürlicher Wesen zu erkennen glaubte. Diese großartigen Plätze wirken nach wie vor magisch anziehend und doch auch ein wenig unheimlich zugleich. Und sie verbinden sich mit ungezählten Märchen, Geschichten, Sagen und Legenden über mutige Helden und überirdische Wesen. Für einen tieferen Eindruck lohnt es sich, sie zu erzählen. Denn die Magie des Nordens hat auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrem großartigen Zauber verloren.
Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:
Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.
Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.
Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.
Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.
Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.
Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.
Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.
Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.
So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!
Der Preikestolen, 600 Meter über dem Lysefjord in Südnorwegen, ist einer der spektakulärsten Orte Europas.
Das winzige Leuchtfeuer an der Nordspitze der Insel Kalsoy im Färöer-Archipel
Norwegens Natur ist wild und voller Geheimnisse und regte schon immer die Fantasie der Menschen an, die sie mit Trollen und Riesen bevölkerte.
Die magischen Landschaften der Lofoten haben viele Künstler und Schriftsteller inspiriert.
Nirgendwo in Skandinavien sind die Berge höher und schroffer als in Norwegens Süden zwischen dem Gudbrandsdal und dem Sognefjord. Deshalb klingt es gar nicht abwegig, dass sich in dieser unwirtlichen Gegend vierschrötige Giganten austoben. Gesehen hat sie allerdings noch niemand. Vermutlich ist das besser so.
Gletscher haben die Berge und Täler von Jotunheimen geformt und prägen sie noch heute.
Verheißungsvoll schlängelt sich die Reichsstraße 55 vom Dorf Lom mit seiner markanten Stabkirche in die Berge hinauf. Unten war die Otta mit weiß schäumender Gischt durchs Tal gerauscht. Jetzt folgt der alte Handelsweg aus dem Mittelalter der kleineren Bovra flussaufwärts. Die Felswände reichen immer näher an die Fahrbahn heran, die arbeitslose Jugendliche in den 1930er-Jahren planiert haben. Achtung Steinschlag! Die letzten stolzen Bauernhäuser des Gudbrandsdal bleiben zurück. Es geht über schmale Brücken und hinauf auf windige Heidehänge auf Nordeuropas höchster Passstraße weit über der Baumgrenze. Eine solche Reise trat früher nur an, wer ein gutes Geschäft mit seinen Handelswaren erwarten konnte. Tatsächlich taten das viele, beladen mit eingepökeltem Salzfisch vom Meer für die Fastentage und Tierhäuten oder haltbarer Butter aus den Tälern im Landesinneren. Der Fantesteinen ganz oben auf 1434 Metern über dem Meer trägt schon im Namen, wer die tapferen Wanderer dort erwartete: Strauchdiebe und Mundräuber.
Die vielen Geschichten über raue Gesellen und das unbeständige Wetter mit viel Schnee und Frost mögen die Menschen früherer Zeitalter inspiriert haben, hinter manchem Steinschlag oder Murenabgang in dieser nacheiszeitlichen Landschaft das Werk von Riesen zu vermuten. Nicht von ungefähr übersetzt sich das norwegische Wort Jötunn mit »Gefräßige«. Nach der altnordischen Mythologie lebten diese Jötunn unter ihrem Herrscher Utgardloki als Verbannte im Osten der Menschenwelt Midgard in einer unheimlichen Einöde namens Jötunheim. Nicht alle fraßen Menschen, einige waren ihnen auch gutgesinnt. Dennoch waren beider Welten durch einen dichten Wald und mehrere reißende Ströme voneinander getrennt, und Thor, der streitbare Donnergott, war ständig damit beschäftigt, die Riesen in Schach zu halten. Das wird, glaubt man den alten Schriften, auch so lange weitergehen, bis mit Ragnarök, dem Kampf der Götter und Riesen, die Welt untergeht.
Tatsächlich hat erst der Journalist und Volksdichter Aasmund Olavsson Vinje (1818–1870) dem Gebirge seinen heutigen Namen Jotunheimen gegeben und es bei allen Nordlandfreunden bekannt gemacht. Olavsson selbst hatte in jungen Jahren als Hütejunge die schroffen Berge durchstreift. Heute ist der Nationalpark ein Paradies für Outdoorfans nur drei Fahrstunden nördlich der Metropole Oslo. Auf abgelegenen Wanderwegen zwischen dem Galdhøpigen und dem Glittertind kann es außerhalb des kurzen Sommers noch heute unheimlich zugehen. Das Wetter wechselt häufig und dramatisch. Und die düstere Landschaft weckt die Fantasie. Schon Henrik Ibsen ließ sich 1867 von der Gegend zu seinem »Peer Gynt« inspirieren.
Info
Historisches Ambiente Im RØIsheim Hotel
Seit Jahrhunderten bietet der Røisheim, eine Viertelstunde südwestlich von Lom, Reisenden auf dem Sognefjellsveien Unterschlupf, die bei Wind und Wetter über die Berge müssen. Aus der alten Kutschenstation von 1858 ist längst ein besonderes Hotel mit Erlebnischarakter geworden. Die Gäste werden in 14 Holzhäusern auf dem Hofgelände einquartiert. Teils geht es über steile Stiegen in die geräumigen Zimmer. Teils wartet dort ein altmodisch anmutender Badezuber auf wandermüde Knochen. Dabei fehlt es nicht an modernen Annehmlichkeiten. Und abends begrüßt der Küchenchef persönlich die Gäste zum gemeinsamen Vier-Gänge-Menü im festlich gedeckten Restaurant. Kein Wunder, dass hier schon Norwegens Könige Station machten.
Weitere Informationen
www.visitjotunheimen.de
www.jotunheimen.info/de
https://roisheim.no
Die berühmte Stabkirche von Lom erinnert an ein umgedrehtes Wikingerschiff.
Kaum ein Ereignis wurde in den nordischen Sagas und Skaldendichtungen inbrünstiger besungen als die Schlacht am Hafrsfjord bei Stavanger. Im 9. Jahrhundert trafen hier nach einem geheimnisvollen Gelübde zwei Wikingerflotten aufeinander. Aus dem Getümmel ging Harald Schönhaar als Norwegens erster König hervor.
Um die Schlacht am Hafrsfjord ranken sich viele Legenden.
Das Kriegsgeschrei und der Schlachtenlärm sind verklungen. Als am Morgen danach die Sonne aufgeht, liegt der Strand in der Møllebukta wieder still und friedlich da. Nur das Rauschen der Brandung ist zu hören und vereinzeltes Stöhnen der Verletzten, das die Idylle stört, ebenso wie der Anblick der drei Schwerter, die mit ihren Spitzen im Sand stecken. Diese Szene aus der erfolgreichen History-Serie »Vikings« könnte sich tatsächlich so zugetragen haben. So wie die indigenen Völker Nordamerikas einst ihr Kriegsbeil begruben, so war es bei den Wikingern Skandinaviens üblich, das Ende eines Kampfes zu besiegeln, indem die Schwerter der Anführer gut sichtbar in den Boden gestochen wurden. So stehen die drei übermannsgroßen Waffen, die der Künstler Fritz Røed 1983 südlich der Stadt Stavanger an der Møllebukta auf einer felsigen Landzunge montieren ließ, paradoxerweise auch für den Frieden – den Frieden eines geeinten Norwegens.
Über die Schlacht, die diese Einigung herbeiführte und die sich hier an den Gestaden des engen Hafrsfjords in der historischen Landschaft Jæren zugetragen haben soll, ist hingegen weitaus weniger Gesichertes bekannt, auch wenn sie in fast allen nordischen Sagas und Skaldendichtungen eine zentrale Rolle einnimmt. Mundpropaganda und politische Absichten haben das Geschehen ins Heldenhafte gesteigert, und Wahrheit und Fiktion werden wohl bis ans Ende aller Tage eine unentwirrbare, große Erzählung bilden. Nicht einmal der Zeitpunkt der Schlacht ist bekannt. Manche schwören Stein und Bein, sie habe am 18. Juli des Jahres 872 stattgefunden. Aber das ist letztlich nur der mittelalterliche Versuch einer genauen Datierung, der auf zahlreichen ungesicherten Annahmen beruht. Andere Gelehrte nannten die Jahre 868, 875, 885 oder sogar 900. Irgendwann in dieser Zeitspanne werden sich die Ereignissse abgespielt haben.
Was wir hingegen wissen, ist, dass die Gegend rund um den gut geschützten Hafrsfjord schon seit Beginn der Geschichte begehrtes Siedlungsland war. Die Bauern, die hier das Land bestellten, fuhren reiche Ernten ein und konnten sich große Boote für Handel und Plünderungsfahrten leisten. Archäologen haben am Fjordufer Pfostenlöcher von 14 großen Bootshäusern gefunden. Um Eindringlinge abzuwehren, gab es Befestigungen am Ufer. Wer hier regierte, der konnte sich den Schutz seines Besitzes einiges kosten lassen und eigene Machtansprüche stellen.
Einer dieser Männer hieß Harald. Poeten haben ihm später viele sagenhafte Vorfahren angedichtet wie die Ynglinge als Könige von Alt-Uppsala oder den legendären Ragnar Lodbrok. Damit wollten sie seine Legitimation unterstreichen. Einig sind sie sich nur hinsichtlich seines Vaters Halvdan Svarte, der als Kleinkönig im Ostland regierte, aber mit einer arrangierten Hochzeit als erster nach Gebieten im Westen des Landes griff. Nachdem der »schwarze« Halvdan ertrunken war, setzte sein Sohn Harald die Expansionspolitik fort. Wie uns der Isländer Snorri Sturloson in der Heimskringla-Saga über die norwegischen Könige berichtet, tat Harald das für die Hand einer schönen Frau: Prinzessin Gyda. Diese war mit Haralds Aufgebot zunächst nicht zufrieden. Sie wollte nur einen besonders mächtigen Mann zum Gatten. Einen, der zum Beispiel Norwegen geeint habe, wie etwa König Gorm zuvor Dänemark und König Erich Schweden. Harald war laut Snorri so vernarrt in Gyda, dass er schwor, sein Haar nicht mehr zu schneiden und zu kämmen, bis die Tat vollbracht sei. Als »Harald Wuschelkopf« sei er in die Schlacht gezogen.
Die weiße Altstadt lädt zu einem ausgedehnten Bummel ein.
Erdöl hat Norwegen reich gemacht. Ein Museum erzählt davon.
Wie aus dem tapferen Wikingerrecken schließlich Harald Schönhaar wurde, will der Skaldendichter Torbjørn Hornkløve für sein Haraldslied dem Gespräch eines Raben mit einer Walküre entnommen haben. Als Totenvogel war der Rabe stets da zugegen, wo es Opfer zu beklagen galt. Aus dem Hinterland hatten mehrere andere Kleinkönige Harald angegriffen. Harald stellte sie und erlaubte der feindlichen Flotte offenbar die geregelte Einfahrt in den engen Fjordeingang. Die Ehre verbot den Angreifern jetzt einen Rückzug. Erst als die Schiffe beider Seiten sich in zwei Reihen gegenüberlagen, begann das traditionelle Kriegsgeschrei, bei dem die Schwerter auf die Schilde geschlagen wurden. »Da riefen die Hörner durchs ganze Heer, und die Männer rüsteten sich, jeder nach seinem Vermögen. Das war König Haralds größte Schlacht«, berichtet die viel jüngere Vatnsdœla Saga.
Am Ende muss Harald ganz ehrenvoll und damit verdient, wie die Dichter berichten, gesiegt haben, denn wie bei Snorri zu lesen ist, wusch er sich nun endlich und griff zur Schere. So bekam er seinen neuen Beinamen Harald Schönhaar. »König Harald war nun Alleinherrscher ganz Norwegens geworden«, schreibt Snorri – wohl eine ziemliche Übertreibung, denn Haralds Machtbereich reichte gerade mal über den Südwesten und bis zum dänischen Einflussgebiet am Oslofjord. Aber als sagenhafter Held, der aus eigensinnigen Wikingern ein Volk schuf, taugt Harald allemal. Und die Raben trugen seinen Ruhm in die Welt. So kommen heute viele Tausend Besucher im Jahr in die friedliche Møllebukta. Mit dem Fahrrad kann man rund um den Fjord fahren, der von einer Brücke überspannt wird. Und weil der Eingang so flach ist und das Wasser am Strand nur schwach bewegt, kann man an warmen Tagen im Sommer sogar als mäßig abgehärteter Mitteleuropäer ein Bad im Meer nehmen.
Stavanger ist heute das wirtschaftliche Zentrum des Südwestens.
Info
Weitblick Auf Dem Predigtstuhl
Als die letzte Eiszeit ihre Klauen von Skandinavien zurückzog, hat sie markante Landmarken hinterlassen. Eine der bekanntesten ist der Preikestolen oder Predigtstuhl, nur 25 Kilometer Luftlinie östlich von Stavanger entfernt. Vor 10000 Jahren drang Schmelzwasser in die Felsspalten, gefror, dehnte sich aus und sprengte große Blöcke heraus. Übrig blieb ein glattes Felsplateau von rund 25 Metern Länge und Breite, das heute als Aussichtskanzel 600 Meter über dem Lysefjord hängt. Ein Ort von spezieller Ausstrahlungskraft, der inzwischen jedes Jahr Hunderttausende anlockt. Um den Andrang zu begrenzen, ist inzwischen eine saftige Parkgebühr fällig. Die durchaus anstrengende Wanderung (1,5–2 Stunden für den einfachen Weg) mit 330 steilen Höhenmetern sollte man deshalb möglichst in den Randzeiten frühmorgens oder gegen Abend antreten. Unterwegs gibt es keine Versorgung. Picknick und Fernglas nicht vergessen.
Weitere Informationen
www.fjordnorway.com
www.stavanger.kommune.no
https://preikestolen365.com
Eine anstrengende Wanderung führt auf den Predigtstuhl.
Die fast 1800 Meter hohen Trollspitzen südlich von Åndalsnes bergen nicht nur Europas höchste senkrechte Steilwand. Angeblich sind sie auch das Ergebnis einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Hochzeitsfeier, die unter Trollen stattfand. Und wie seismologische Daten vermuten lassen, sind die gefürchteten Riesen womöglich in jüngster Zeit zu neuem Leben erwacht.
Im Besucherzentrum erfährt man mehr über die Trollveggen.
Wie hält man einen Troll in Schach, der nach einem ausgiebigen Schlaf von 1000 Jahren im Dovrefjell aufwacht und anschließend marodierend durch Norwegen poltert? Diese Frage bewegte im Dezember 2022 die Gemüter rund um den Erdball. Netflix hatte für seinen Film »Troll« ein Wesen aus der Vergangenheit zu neuem digitalem Leben erweckt. Die Aufmerksamkeit für den Unhold war gewaltig: Keine nicht-englische Produktion des Streamingdienstes fand in der Premierenwoche jemals mehr Zuschauer.
Ganz real kann man das wüste Wirken der Riesen in den Trolltindene erleben. In diesem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gebirgskamm zwischen dem Romsdalen und dem Isterdalen bei Åndalsnes erheben sich viele Gipfel, die mit etwas Fantasie an riesige menschenähnliche Wesen erinnern. Sie tragen Namen wie Trollspitze, Trollpaar, Trollgreis, Trollpfoten oder Trollrücken. Die Geschichte dazu geht so: Ein Troll wollte im Romsdalen Hochzeit halten und lud seine ganze trollige Verwandtschaft ein. Das Fest zog sich in die Länge, denn man hatte viel zu erzählen und noch mehr zu trinken. Über all dem vergaßen die Trolle die Zeit, denn sie gelten nicht eben als die schlauesten Kreaturen der Nacht. Und weil sie sich nicht rechtzeitig in ihre Höhlen und Verstecke trollten, wurden sie zu Stein, als sie am Morgen die Sonne sahen. Und so stehen sie da noch heute.
Der bekannteste Ort der Trolltindene ist die Felswand Trollveggen. Über 1000 Meter ragt sie senkrecht über dem Romsdal auf – und das sogar mit 50 Metern Überhang. Sie zu erklettern gelang zwei Seilschaften parallel erstmals 1965. Seither haben sich viele Extremsportler an Europas höchster Felswand versucht. »Vertical mile« hat man sie ehrfurchtsvoll getauft und eine Outdoor-Marke danach benannt. Im Besucherzentrum am Fuß der Trollwand, die sich mit preisgekrönter Architektur präsentiert, zeigt ein sehenswerter Film spektakuläre Aufnahmen von den Besteigungen. In den letzten Jahren hat sich indes niemand mehr hinaufgetraut. Im Herbst 1998 erschütterte ein Erdbeben der Stufe 2,2 auf der Richterskala die Wand. Seither sind viele Bereiche im oberen Teil abgestürzt oder verschüttet. Eine Ursache könnte der auftauende Permafrost im Gebirge in Kombination mit Erdbewegungen sein. Vielleicht haben aber auch einfach die versteinerten Trolle wie ihr Filmkollege im Dovrefjell mal probeweise ihre Glieder gereckt. Am besten hält man jedenfalls gebührenden Abstand.
Info
Blick In Den Abgrund
Wer die Trollveggen von oben sehen möchte, der darf einige (Wander-)Mühen nicht scheuen. Die beste Aussicht gewährt der Store Trolltind (1788 m) oberhalb der Wand. Los geht es auf dem höchsten Punkt der Straße 63 kurz vor dem Trollstigen. Die erste Hälfte des Weges ist weniger steil und technisch einfach. Sie führt von hinten an die Trollwand heran. Danach wird es schwieriger mit einigen technisch recht anspruchsvollen Passagen über loses Geröll und entlang steiler Abhänge. Schwindelfreiheit und gute Kondition sind bei 1000 Höhenmetern unerlässlich. Auf dem Gipfel liegt Wanderern nicht nur der Abgrund der Trollwand zu Füßen. Der Panoramablick schweift bei guter Sicht über Fjorde und Fjell bis hinüber zum Atlantik weit im Westen. Unerfahrene Bergwanderer buchen für die achtstündige Tour besser einen Guide.
Weitere Informationen
https://trollveggen.com/de
https://uteguiden.com
Trolle sind auch für Autofahrer im Straßenverkehr ein Risiko.
Wasser rauscht in Norwegen fast überall von den Bergen, besonders eindrucksvoll am Låtefoss.
Der Bischof, der König und die Königin bieten den passenden Rahmen: Selbst wenn gerade kein Troll vorbeikommt, ist eine Fahrt über den Trollstigen ein atemberaubendes Erlebnis. Und so wie die Souvenirläden voller lustiger Trollfiguren sind, ist die ganze Gegend voller Geschichten über die magischen Wesen.
Trollstigen ist eine der spektakulärsten Bergstraßen Europas.
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