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Rachel Carson, die legendäre Pionierin der Umweltbewegung, schrieb Menschheitsgeschichte. Dieses Buch ist ihr Vermächtnis: Einfühlsam und mit einem feinen Sinn für die uns umgebende Welt beschreibt sie, wie wir unser Verhältnis zur Natur heilen und unsere Entfremdung überwinden können. Wie finden wir wahrhaft zurück zur Natur? Indem wir auf unser Herz hören und das Staunen wieder lernen. In wunderbarer Sprache erzählt Rachel Carson, wie sie ihrem kleinen Neffen mit einfachsten Mitteln die Wunder der Natur nahe bringt – nicht mit enzyklopädischem Wissen, sondern durch intensives, gemeinsames Erleben. Was folgt, ist eines der schönsten Bekenntnisse zur Natur, das die Literatur zu bieten hat, und zugleich ein Ratgeber für Eltern und Kinder ohne modischen Firlefanz. »Magie des Staunens« zeigt beide Seiten der großen Rachel Carson: die praktische einer Wissenschaftlerin, die die Welt verändern wollte, und die künstlerische einer Autorin, die als Pionierin des »nature writing« noch zu entdecken ist.
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Seitenzahl: 31
Rachel Carson
Magie des Staunens
Die Liebe zur Natur entdecken
Aus dem Englischen von Wieland Freund und Andrea Wandel
Mit Illustrationen von Johann Brandstetter
Klett-Cotta
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Klett-Cotta
www.klett-cotta.de
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Sense of Wonder. A Celebration of Nature for Parents and Children« im Verlag HarperCollins Publishers, New York
© 1956 by Rachel L. Carson
Für die deutsche Ausgabe
© 2019 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg
Unter Verwendung einer Illustration von Johann Brandstetter
Datenkonvertierung: C.H.Beck.Media.Solutions, Nördlingen
Printausgabe: ISBN 978-3-608-96410-3
E-Book: ISBN 978-3-608-11576-5
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Magie
des
Staunens
Nachwort
Bildnachweis
Rachel Carson wollte »Magie des Staunens« erweitern, aber ihre Zeit ging vorher zu Ende. Sie wollte den Text auch mit einer Widmung versehen. Also: Dieses Buch ist für Roger.
Die Übersetzer danken Jonathan Franzen, der Englisch, Deutsch und die Sprache der Vögel spricht.
In einer stürmischen Herbstnacht, als mein Neffe Roger etwa zwanzig Monate alt war, wickelte ich ihn in ein Laken und trug ihn durch die regnerische Dunkelheit hinab zum Strand. Da draußen, gerade an der Grenze des Wohin-wir-nicht-sehen-konnten, donnerten große Wellen herein, verschwommene weiße Gestalten, die brausten und brüllten und ganze Hände voll Gischt nach uns warfen. Zusammen lachten wir aus schierer Freude – er ein Baby, das zum ersten Mal Okeanos’ wildem Tumult begegnete, ich mit dem Salz eines halben Lebens der Liebe zum Meer in mir. Doch ich denke, wir spürten die gleiche prickelnde Reaktion auf den gewaltigen, tosenden Ozean und die wilde Nacht um uns herum.
Ein oder zwei Nächte später hatte sich der Sturm erschöpft und ich brachte Roger wieder zum Strand, diesmal trug ich ihn an der Wassergrenze entlang, der gelbe Kegel unserer Taschenlampe schien durch die Dunkelheit. Obwohl es nicht regnete, lärmten die brechenden Wellen und der beharrliche Wind auch in jener Nacht. An diesem Ort, zu dieser Zeit waltete offenkundig Großes und Elementares.
Unser Abenteuer in dieser besonderen Nacht hatte etwas mit dem Leben zu tun, denn wir hielten Ausschau nach Geisterkrabben, diesen sandfarbenen, flinkbeinigen Wesen, die Roger tagsüber am Strand flüchtig zu Gesicht bekommen hatte. Doch die Krabben sind vor allem nachtaktiv, und wenn sie nicht über den Nachtstrand streifen, graben sie nahe der Brandungslinie kleine Höhlen, in denen sie sich verbergen, scheinbar Ausschau halten und erwarten, was immer das Meer ihnen bringt. Für mich hat der Anblick dieser kleinen lebendigen Wesen, einsam und zerbrechlich vor der rohen Gewalt des Meeres, etwas Rührendes und Philosophisches, und ich will nicht so tun, als hätten Roger und ich dasselbe gefühlt. Aber es war schön, sein kindliches Einverständnis mit der elementaren Welt zu sehen, wie er weder das Lied des Windes noch die Dunkelheit noch die tosende Brandung fürchtete und sich mit kindlicher Begeisterung auf die Suche nach einem »Geist« machte.
Es war kaum eine gewöhnliche Beschäftigung für einen so jungen Menschen, aber jetzt, nicht lange nach Rogers viertem Geburtstag, teilen wir unsere Abenteuer in der Welt der Natur noch immer, so wie zu der Zeit, als er ein Baby war, und ich glaube, die Ergebnisse sind gut. Wir teilen die Natur im Sturm und in der Stille, bei Nacht und bei Tag, und es geht viel mehr darum, Spaß zu haben, als etwas zu lernen.
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