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Im Grenzbereich, in welchem Traum und Wirklichkeit innig miteinander verschmelzen, wird das Tier, das wir zu kennen glauben, zu einem magischen Wesen, und wir können mit Geistwesen in Kontakt treten. Fließend gleitet Realität in Alterrealität, folgt des Wortes Sinn willig dem Hintersinn der Gedanken. Hierüber erzählt dieses Buch der bekannten Münchner Schriftsteller in Geschichten und Gedichten.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Stufe für Stufeden Gipfel erklommenstürzt die Katarakte hinabauf dem Weg ins Meerwoher er gekommen
Der Fischein Fisch bin ichein Meerestierich spüre eine Kraft in mirsie treibt mich durch diegrüne Gischtals gäbe es ein Ziel für michals zöge es mich hinzu einem fernen Kontinentjenseits der Flutvon einem Gesterneinem Morgenweiß ich nichtsweiß nichts von einemandern Tages gibt nur diesdie klare Sichtes sprüht die Gischtes braust die Flutwas aber regt sich da in mirals ob ich Atem holen sollin einem andern Elementich tauche aufund sitze in der Runde hierein Fisch war ichein Meerestier
Wie man sie sich zieht, so hat man sie: Kätzchen, kleine Hunde, … Männer.
Der HeilerEr schweigt, verordnet kein Rezept,schaut dich mit rätselhaften Augen an,und du weißt, was dir fehltund was du tun musst.
Gelegentlich lässt er sichvon seiner Katze vertreten.Die Katze hockt vor dir am Schreibtisch.Sie schweigt,schaut dich mit rätselhaften Augen an,und du weißt, was du tun musst.
Leda
Zum Opfer und zur Weiheerschuf dich die Natur-Wehr dich nicht länger gegen den,der von den Wolken glitt,auf deinen Hüften hockt er schon,stößt wilde Laute aus,überlasse dich ihmmit einem tiefen Seufzer.
Ananke
Einsamerwohin willst du dich verkriechenda selbst ein Mauseloch dir viel zu weitschon zu viel Welt istdie Schicksalsgöttin sitzt davorals Katze
Unser Kater Felix spricht mit uns. Er behauptet sogar, das tue er schon immer, wir hätten ihn nur früher nicht verstanden. Wir schreiben es dem Erfolg unserer Meditationsübungen zu, dass wir die Katzensprache verstehen. Bevor Felix etwas zu uns sagt, stößt er einen Maunzer aus. „Das hat er von dir“, behauptet Isolde. „Du machst auch vor jedem Satz zuerst ‚hmm’“. „Mir ist das bis jetzt nicht aufgefallen“, gebe ich zu. „Siehst du, und der Kater denkt, das muss so sein!
Professor Zeus gelang durch Genmanipulation, dass seine Assistentin Leda, auf die seine Frau schon lange eifersüchtig war, Zwillinge gebar, die aufs Haar jener ausgestorbenen Menschenrasse glichen, die man in alten Schriften Engel nannte.
Archäopterix. Als Zeus sich dem Saurierweibchen Leda nahte, zeugte er mit ihr die Vögel.
Die Schnur
Vor einem kleinen Hotel in der Umgebung von München wartete ein Bus für sechzig Personen. Er stand bereit für die Gemeinschaft der Zauberer und Hexen, die eine Reise an die Nordsee zu einem dreitätigen Seminar vorhatten. Nach und nach trafen alle Teilnehmer ein. Josef, Vorsitzender und Urbayer, hatte alle Hände voll zu tun und zu schütteln.
Ich bot Josef meine Hilfe an. Er bat mich, ich solle aus dem Speicher Proviant herunter bringen. Durch eine Luke zum Speicher baumelte eine Schnur herab. Ich zog. Vielleicht hing ein dicker Schinken dran. Der Schinken, oder was das auch war, schien sich dagegen zu sträuben, eingeholt zu werden. Irgend etwas zerrte jedenfalls am anderen Ende wie ein großer Fisch an der Angel.
Ich war stärker und zog den Kontrahenten heran. Es war ein grauer, magerer Kater, der in Panik ungeahnte Kräfte entwickelte. Die Schnur hing aus seinem Katermaul und er sprang wie besessen hin und her. Das Entsetzen war ihm anzusehen, saß ihm im Nacken oder auch im Bauch, vielleicht hatte er einen vergifteten Köder verschluckt.
Trotz seiner Kapriolen riss ich ihn mit einem kräftigen Ruck zu mir her und schnitt mit meinem Taschenmesser dicht am Katermaul die Schnur durch, vielleicht wegen seines Gehampels ein bisschen sehr dicht am Katermaul. Er sauste sofort davon und hüpfte mit einem Satz nach oben durch die Luke. Ich hoffte für ihn, dass er ohne Nachteile verdaut, was er vermutlich Grausliches in sich hineingegiert hatte und holte Wanda aus unserem Hotelzimmer und wir gingen nach unten in den Gastraum.
Ungefähr eine Viertelstunde war vergangen, da traf Willi ein, unser hagerer, sommersprossiger Könner auf der Gitarre. Ich hatte mit ihm vor drei Tagen über die Reise zur Nordsee gesprochen und ihn überredet, mitzumachen. „Muss ich mich extrafein ausstaffieren oder genügt Freizeitkleidung.“ „Freizeit reicht“, versicherte ich ihm. Nun waren aber doch alle elegant gekleidet erschienen. Willi fühlte sich deplaziert. Wanda und ich fanden, dass er mit seinem marineblauen losen Hemd, natürlich ohne Krawatte, und seiner sandfarbenen Jeanshose und Jacke, gut aussah.
Er trat in die Runde, die sich inzwischen fast vollzählig versammelt hatte, zeigte auf mich mit den Worten: „Benno ist schuld an meiner unvorteilhaften Kleidung“. Und er bat, seinen Aufzug zu entschuldigen. Von diesem Auftritt fühlte sich offenbar ein junger Mann, den wir in diesem Kreis noch nie gesehen hatten, angespornt, ebenfalls das Wort zu ergreifen. Sein Gesicht war flächig und wies so etwas wie eine Hasenscharte auf, sie klaffte schräg über seine Oberlippe und nässte. Er stellte sich in die Mitte des Raums, wies mit dem Finger auf mich, und sagte, er sei mir dankbar, dass ich die Schnur gekappt habe, aber ich hätte seine Oberlippe dabei verschonen und sie nicht halb mit abschneiden sollen.
„Komisch“, flüsterte ich Wanda zu, „er war doch ein so magerer Kater, und der da wirkt eher dicklich.“ Uns war die Lust an der Busreise nun endgültig vergangen, und da sich Willi in dem Kreis sowieso nicht wohl fühlte, schlugen wir ihm vor: Steigen wir einfach in Frankfurt aus dem Bus und lassen die andern ohne uns drei weiterfahren. Und dann tingeln wir durch die Lande, das hatten wir doch längst mal vor.“
Rasur
Die struppige schwarze Katze saß auf der Treppe vor dem Haus. Der Mann aus der Parterrewohnung rasierte sich im Gehen mit seinem elektrischen Rasierapparat. So eilig hatte er es. Aber für einen Scherz musste Zeit sein. Er fragte die Katze, ob sie auch rasiert sein wolle. Der Mann war sich nicht sicher, ob sein Scherz bei der Katze angekommen war. Die Katze aber dachte, weiß denn der Blödling nicht, dass sich Katzen nicht rasieren.
Pfotenleisejagt das gestiefelte Kätzchendein Herzeine Delikatesse.Hüte dich!
Ich werde aus meiner Frau nicht schlausie schaut mich an aus Augen so blauund voller Unverstand.Wenn ich sie kraul, weiß ich nie genauschnurrt sie diesmal oder kratzt sie mich.Miau!
Der Kater in mir schleckt sich begehrlich das Maul nach der Katze in dir.
Der fremde Kater stieg zu der grünen Witwe über die Mauer. Sie zwitscherte verführerisch in ihrem Bauer. Als er zubiss, war sie sauer.
Die ganze Familie ist betrübt. Die Tochter hat sich in den Kater verliebt. Ach hätte sie nur den Vetter genommen. Doch nach der Affär mit dem Kater will der sie nicht mehr.
Die Katzendame
Ob du je denken wirst wie eine Menschenfrau, das weiß ich nicht, bloß dies weiß ich gewiss, dass du in meinem Bett für mich gefährlich bist.
Meine Katze wünscht sich einen Kater, kommt er dann ins Haus, packt sie ein Graus.
Morgens drängt sich der Rivale voller Gier in der Küche an den Kühlschrank, kriegt sein Frühstück. Ist die Katze endlich satt, kommt der Ehemann als nächster dran.
„Was krieg ich heute zu essen?“ Ich weiß, was meine Katze mir sagen will, wenn sie mich so anschaut. Sie mag es nämlich, wenn ich ihr die Namen von Leckerbissen ins Ohr säusle.
Er hat seine Jahre vergeudetfür einen Schwarm.Sie wurde nie wirklich für ihn,obwohl es sie wirklich gibt.Sie schnurrt in einem anderen Arm.
Der Inder
er sah nicht aus wie ein Sponti klein und drahtig mit Stoppelfrisurdoch wer ihm über den Weg lief der machte lieber eine Biege nach gegenüber und flüsterte hinter ihm her"das war Narasima der Löwenmann"wenn aber ein Großer ihn mein Kleiner nannte dem machte er mit seiner Pranke klar wer er wirklich warden verdrosch er mit dem Mobiliar der nächsten Kneipe nach allen Regeln der Veden
KatzennachtGenussaroma der KatzennachtSchwermut und Entzückenmalen ihre Bläue in die Schatten,Kätzchen befeuchten die Mäulchen,feinnervige Zungenschlecken aus Schälchen Säuerliches.morgens hat die Welt für Katzenein böses Hundegesicht.
Wenn unterm Mond die Kater minnesingen, komm ich mir vor wie ein aus der Tierwelt Ausgestoßener.
Der Kater
Unser langjähriger Freund Max, Katzenliebhaber und Diplomat, überließ uns seinen Kater Felix. Das Auswärtige Amt schickte Max für fünf Monate nach China.
Vor seiner Abreise ließ Max wissen, der Kater schätze durchaus die chinesische Küche. Dennoch verreise er dieses Mal vorsichtshalber ohne den Kater, und zwar wegen gewisser eigenartiger Vorlieben chinesischer Gourmets. Und da wir mit Katzen langjährige Erfahrung hätten, würde er uns Felix zu treuen Händen anvertrauen, obwohl dies gegen die Vorschrift sei; denn Diplomatenkatzen dürften genau genommen nur von Diplomaten gehalten werden. Nach seiner Rückkehr werde er Felix umgehend wieder zu sich nehmen.
Bei der Übergabe des Katers um vier Uhr morgens nannte er uns die Telefonnummer seines Berliner Büros. Wir sollten uns, falls wir Probleme mit Felix hätten, an seine Sekretärin wenden, die über alle Eigenheiten des Katers Bescheid wisse. Noch nicht recht wach, kritzelte ich die Telefonnummer auf den Rand einer alten Zeitung.