Make Love. Das Männerbuch - Marc Rackelmann - E-Book

Make Love. Das Männerbuch E-Book

Marc Rackelmann

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Beschreibung

Wir lernen in der Schule im Sexualkundeunterricht vielleicht, wie ein Kind entsteht und wie man ein Kondom benutzt, aber kaum etwas über den Zusammenhang von Körper, Emotionen und Sexualität. Wir lernen nicht, auf die Signale unseres Körpers zu achten und sie ernst zu nehmen. Gerade sexuell sind Männer noch immer zahlreichen Erwartungen ausgesetzt, die man eigentlich für überholt halten möchte: Männer können immer, Männer sind stark, Männer fühlen keinen Schmerz. Doch menschliche Sexualität ist mehr als nur biologischer Trieb. Sie ist die intimste Form der Kommunikation zwischen zwei Menschen und der Ort, wo sich die Persönlichkeit am stärksten offenbart. Marc Rackelmann entwirft in seinem Buch ein umfassendes Panorama männlicher Sexualität und zeigt anhand von Fallbeispielen aus seiner Praxis, mit welchen Ansätzen man scheinbar unlösbaren Problemen begegnen und sein Liebesleben weiter vertiefen kann.

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Seitenzahl: 292

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INHALT

» Über den Autor

» Über das Buch

» Buch lesen

» Impressum

» Weitere eBooks von Kein & Aber

» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Marc Rackelmann wurde 1964 geboren und hat weite Teile seines Lebens den Themen Sexualität und Liebesbeziehungen gewidmet.

Er schrieb seine Diplomarbeit in Politikwissenschaften über die Sexualreformbewegung in der Weimarer Republik und war u. a. in der Jungen- und Männerarbeit tätig, bevor er Körperpsychotherapeut wurde. Heute ist er verheiratet, hat zwei Söhne und arbeitet als Körperpsychotherapeut, Paartherapeut und Sexualtherapeut in eigener Praxis in Berlin.

ÜBER DAS BUCH

Männer wollen nur das eine ?

Ja, genau wie Frauen wünschen sie sich ein erfülltes Liebesleben.

Denn das gehört für die meisten Menschen zu ihrem Glück dazu.

Dieses Buch verrät Ihnen nicht die geheime Liebesformel, aber es zeigt, dass guter Sex mehr ist als zwei Orgasmen.

Und dass jede Krise im Bett ihren Sinn hat – wer sich darauf einlässt, wird am Ende reich belohnt.

Vorwort

NOCH EIN SEXRATGEBER – ECHT JETZT?

Auf verschiedene Weisen beschäftige ich mich schon fast mein ganzes Leben mit dem Thema Sexualität: als sexuell tätiges männliches Wesen – erst mit mir selbst, später mit anderen –, in meinem Studium, dann in der Beratungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen und heute als Psycho-, Paar- und Sexualtherapeut.

Lange fragte ich mich, wieso das, was ich in der Sexualität erlebte, oft so anders war als das, was mir in Büchern, Zeitschriften, Bildern und Filmen präsentiert wurde. Ich erlebte Sex als manchmal wunderbarer, manchmal schwieriger, auf jeden Fall vielschichtiger als das, was ich darüber zu lesen bekam. Die vielen gut gemeinten Ratschläge in den Ratgebern halfen mir meist nicht weiter. Ich zog daraus den Schluss, dass mit mir etwas nicht stimmte. Zu meiner Erleichterung lernte ich durch die Arbeit mit vielen Menschen im Laufe der Jahrzehnte, dass ich mit dieser Ansicht nicht alleine war. Ja, mehr noch – niemand, den ich kennenlernte, fand sich und seine Sexualität in dem vorherrschenden Bild wieder. Bei praktisch allen gab es den einen oder anderen schwierigen Aspekt. Mir wurde klar: Diese Aspekte gehören offenbar dazu.

Heute weiß ich: Wir bekommen sehr vereinfachte und geschönte Vorstellungen davon vermittelt, wie »richtiger Sex« aussieht. Und wir versuchen, zumindest in jüngeren Jahren, diesen Bildern zu entsprechen. Viele dieser Bilder sind jedoch nicht nur unrealistisch, sie sind verrückt: »Ein richtiger Mann kann und will eigentlich immer«, »Frauen stöhnen vor Lust, wenn man sie an den richtigen Stellen stimuliert« und »Wenn man sich liebt, ist Sex kein Problem«.

Diese falschen Annahmen können einen immensen Leistungsdruck erzeugen und uns den Spaß am Sex komplett verderben. Wenn wir mit unseren Erwartungen und unserem Stress alleine bleiben, kann Sex – auch mit Partner – zu einer ganz schön einsamen und frustrierenden Angelegenheit werden.

Ratgeber à la: »Wie Sie garantiert jeder Frau den Orgasmus ihres Lebens verschaffen!« oder: »Nie wieder schlechter Sex!« füllen ganze Bücherregale und erzeugen die Vorstellung: Guter Sex ist nur eine Frage der richtigen Technik. Sexrubriken sind ein unverzichtbarer Bestandteil in Frauen- wie Männerzeitschriften. Die dort gegebenen Tipps lauten meist (leicht verkürzt): Der Mann solle seiner Frau doch mal Blumen mitbringen und ihr Komplimente machen. Frauen wird empfohlen, ab und zu etwas Erotisches anzuziehen und sich nicht so darüber aufzuregen, wenn er mal wieder Zahnpasta im Waschbecken hinterlassen hat. Man solle sich Zeit zum Sex nehmen, den G-Punkt stimulieren, gelegentlich miteinander reden, ab und an etwas Neues ausprobieren, auch im Bett mal miteinander lachen und überhaupt sich einfach mal locker machen.

Sollten Sie in einer Beziehung leben – und der meiste Sex findet in Beziehungen statt –, haben Sie vermutlich festgestellt, dass es in Ihrer Beziehung sexuelle Flauten gab oder gibt, auch wenn Sie im Blumenladen Stammkunde sind und zu Hause ein Schrank voller Reizwäsche steht. Manchmal können diese Phasen Jahre dauern. Auch das ist normal.

Alle Paare kommen irgendwann in eine sexuelle Krise – und oft auch wieder heraus. Alle Männer bekommen es früher oder später mit der einen oder anderen sexuellen Schwierigkeit zu tun, egal ob es sich dabei um vorzeitigen Samenerguss, Erektionsprobleme oder Lustlosigkeit handelt. Unsere Sexualität wandelt sich unser ganzes Leben hindurch und wir müssen damit Schritt halten. Manchmal stolpern wir dabei.

Es ist normal, dass nicht alles reibungslos verläuft.

Es ist normal, dass es nicht normal ist.

Wenn wir also nicht mehr versuchen, »normalen Sex« haben zu wollen (und normal zu sein), können wir uns den wichtigeren Fragen zuwenden: Wie sieht meine eigene, individuelle Sexualität aus? Wie reagiert mein Körper und auf was? Was sind meine eigenen Rhythmen und was ist mein eigenes Tempo? Wie nah und intim darf eine sexuelle Begegnung für mich sein? Kann ich meine sexuelle Reaktionsweise beeinflussen? Wie kann ich meine Erlebnisfähigkeit vertiefen? Wie kann ich meinen Beziehungssex vor dem langsamen Ableben bewahren? Und: Was zeichnet einen guten Liebhaber aus – langer Penis, Stehvermögen und technisches Know-how?

Sex ist bei uns Menschen mehr als ein »natürlicher Trieb«, er ist auch mehr als zwei Orgasmen. Wir drücken uns über unsere Sexualität als Menschen aus und treten mit ihr auf unsere eigene Art und Weise in Beziehung. Wir können mit unserer Sexualität jemanden lieben oder verachten. Wir können uns Bestätigung oder Entspannung holen. Wir können Matratzensport betreiben oder unsere Körper können im Bett miteinander verschmelzen. Wir können uns beim Sex anöden oder in ekstatische Zustände geraten. Wir können dabei die schönsten und die schrecklichsten Erfahrungen machen.

Wir werden unsere Sexualität nur dann verstehen, wenn wir sehen, wie verwoben sie mit dem Rest unseres Lebens ist. Unser Penis ist ohne uns nicht lebensfähig. Er ist mit uns verbunden und zeigt, was in uns vor sich geht. Sein Träger ist ein Mann mit seinem Körper, seinen Erfahrungen, seiner Art zu fühlen, seinen Überzeugungen, seinen Ängsten, seinen Vorlieben, seiner Art in Beziehung zu treten.

Im ersten Teil des Buches werden wir sehen, wie unsere Sexualität in unserem Körper verankert ist. Ich möchte Ihnen zeigen, wie genau Ihre Sexualität mit Ihrer Art zu fühlen, Ihrem Körper und Ihrer persönlichen Geschichte zusammenhängt, und ich werde Ihnen konkrete Möglichkeiten nennen, wie Sie auf Ihre Sexualität Einfluss nehmen können. Da sich Ihre Sexualität nicht von Ihnen trennen lässt, kann es sein, dass Sie auf diesem Wege noch andere Aspekte von sich selbst erweitern: die Art, wie Sie Ihr persönliches Mannsein mit Leben füllen, wie Sie mit sich selbst und Ihrem Körper umgehen, und die Art, wie Sie mit anderen in Beziehung treten.

Ich werde Ihnen einige Männer und Paare vorstellen, die meine Praxis wegen weit verbreiteter sexueller Schwierigkeiten aufgesucht haben. Sie können so ganz konkret nachvollziehen, wie die Sexualität von den verschiedenen Ebenen unseres Seins beeinflusst wird und welchen Weg diese Ratsuchenden aus ihren Schwierigkeiten gefunden haben.

Alle Darstellungen basieren auf realen Fällen aus meiner Praxis. Um die Anonymität zu wahren, habe ich manche Teile verändert oder mehrere ähnliche Fälle miteinander vermischt.

Im zweiten Teil des Buches wird es darum gehen, welche Mechanismen auf unsere Sexualität in einer Paarbeziehung einwirken und wie Sie damit umgehen können.

Ist Sex an sich schon komplex, wird es hier noch einmal ein gutes Stück komplizierter. Sex in Beziehung ist Sex für Fortgeschrittene.

Die Liebe, Liebesbeziehungen und Sexualität faszinieren mich schon mein ganzes Leben.

Schon immer wollte ich verstehen, wie das alles funktioniert und miteinander zusammenhängt. Auf meinem Weg bin ich einigen Ansätzen und Ideen begegnet, die mir bei der Klärung dieser Fragen sehr weiterhalfen.

Eine große Entdeckung waren für mich die Ansätze des Arztes, Naturforschers und Urvaters der Körperpsychotherapie WILHELMREICH. Reich, ein Schüler SIGMUNDFREUDS, hatte ein umfassendes Modell für das Zusammenspiel von Körper, Emotionen und Sexualität entwickelt. Er konnte erklären, auf welchem Wege sich gemachte Erfahrungen in unserem Körper und unserer Seele gleichermaßen niederschlugen. Seine Entdeckungen führten über viele Jahrzehnte wissenschaftlich zwar eher ein Nischendasein. Dennoch hatten seine Arbeiten einen großen Einfluss auf das Feld der Psychotherapie. In seiner Nachfolge gründeten sich eine Vielzahl von körperpsychotherapeutischen Schulen – als bekannteste die Bioenergetik ALEXANDERLOWENS –, die seine Ideen mit Erfolg für die therapeutische Arbeit nutzten. Heute kommt keine psychosomatische Klinik mehr ohne körperpsychotherapeutische Angebote aus. Neuere Forschungsergebnisse auf den Gebieten der Neurologie, der Embodiment(=Verkörperungs)-Forschung, der Entwicklungspsychologie, der Säuglingsforschung, der Traumatherapie und natürlich der Sexualtherapie bestätigten Reichs Verständnis der Zusammenhänge von Körper, Seele und Sexualität in vielen Punkten und erweiterten sie um neue Aspekte.

Ich konnte als Klient in meiner Therapie am eigenen Leib erleben, wie sich mein Selbstgefühl, meine Sexualität und meine Fähigkeit, in Beziehung zu sein, positiv veränderten, als ich immer mehr meinen eigenen Körper zu bewohnen begann, anstatt ihn lediglich als Tragegestell für meinen Kopf zu nutzen. In meiner Praxis als Körperpsychotherapeut kann ich diese Veränderungen immer wieder auch bei meinen Klientinnen und Klienten beobachten.

In diesem Buch wird gelegentlich von der Sexualtherapie Sexocorporel die Rede sein, in der ich mich seit einigen Jahren fortbilde. Im Sexocorporel wird, angelehnt an Reichs Entdeckungen, auf physiologisch erklärbare Weise der Zusammenhang von Muskelspannung, Erregungsaufbau und Emotionen zur Behandlung von Sexualstörungen genutzt. In den Fallgeschichten werden Sie viele Vorgehensweisen dieses Ansatzes erkennen, doch in meine Arbeit fließen noch andere Elemente mit ein, sodass mein Vorgehen nicht immer typisch für diese Methode sein mag.

Mein Verständnis der sexuellen Dynamik in Paarbeziehungen ist maßgeblich von den Ansätzen DAVIDSCHNARCHS geprägt, dem wohl einflussreichsten Paar- und Sexualtherapeuten unserer Zeit. Schnarch erforscht, welche Kräfte auf unsere Sexualität einwirken, wenn sie in einer Beziehung stattfindet. Seine Erkenntnisse fügen sich nahtlos in die Sichtweise dieses Buches ein: Unsere Sexualität ist ein Teil und ein Ausdruck unserer Persönlichkeit. Sie ist mehr als ein automatisch ablaufender, biologisch vorgegebener Trieb. Wenn wir menschliche Sexualität verstehen wollen, müssen wir alle Ebenen berücksichtigen: die körperliche, die seelische und die zwischenmenschliche.

Ich stelle Ihnen hier meinen Versuch vor, diese unterschiedlichen Forschungsergebnisse, Ansätze und Erfahrungen zu einem Gesamtbild der menschlichen Sexualität zusammenzufügen. Dank dieser Ergebnisse können wir heute die menschliche Sexualität umfassender verstehen, als das noch vor zwanzig Jahren möglich gewesen ist.

Meine Sicht auf die menschliche Sexualität ist auch das Ergebnis von vielen Jahren praktischer Tätigkeit als Körperpsychotherapeut, Paar- und Sexualtherapeut.

Und nicht zuletzt greife ich auf meine persönlichen Erfahrungen als sexueller Mann und Beziehungspartner zurück. Alles, was ich Ihnen hier präsentiere, hat sich in meiner therapeutischen Praxis bewährt und ist am eigenen Leib und in der eigenen Beziehung erprobt.

Was Sie in diesem Buch nicht finden werden, sind Sex-Stellungen und technische Anleitungen. Die gibt es anderswo zuhauf. Falls Sie sich dafür interessieren sollten, bitte ich Sie, auf einen der vielen entsprechenden Ratgeber auszuweichen.

Wir bewegen uns als sexuelle Männer zuweilen durch sehr forderndes Terrain. Verstehen Sie dieses Buch als eine Art Reiseführer durch dieses oft unbekannte und aufregende Land. Das Buch kann nicht verhindern, dass es auch mal schwierig wird, aber es kann dazu beitragen, eine schwierige Situation besser einzuordnen und leichter zu meistern.

Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und anregende Lektüre!

EIN WORT AN MEINE SCHWULEN LESER

Schwule Männer haben sich schon daran gewöhnen müssen, sich in einer heterosexuell geprägten Welt zurechtzufinden. Ich befürchte, mein Buch macht von dieser Zumutung keine Ausnahme. Die meisten, wenn auch nicht alle, Fallbeispiele in diesem Buch handeln von heterosexuellen Männern oder Paaren und ich benutze überwiegend den Begriff »Partnerin«. Wenn es Ihnen gelingt, über diese Einseitigkeit großzügig hinwegzusehen und an die entsprechenden Stellen »Partner« oder »Mann« setzen, werden Sie das Buch sicher mit Gewinn lesen können. Das meiste gilt ebenso für schwule Männer und schwule Beziehungen.

EIN WORT AN MEINE LESERINNEN

Auch wenn dieses Buch für Männer geschrieben ist, werden die meisten Ratgeber ja doch von Frauen gelesen, schon gar, wenn es um Sex und Beziehungen geht. Ich hoffe, Sie finden, dass ich der weiblichen Seite gerecht wurde und dass für Sie die eine oder andere neue oder hilfreiche Information dabei ist.

WENN SIE DIESES BUCH VON IHRER PARTNERIN GESCHENKT BEKOMMEN HABEN

Womöglich noch mit der Bemerkung: »Das solltest du mal lesen!«, dann kann es sein, dass Ihre Bereitschaft, dem Buch eine Chance zu geben, dadurch ziemlich herausgefordert wird. Die wenigsten Männer lassen sich gerne sagen, was gut für sie sein soll. Wenn Sie das hier lesen, haben Sie jedoch zumindest schon einen Blick hereingeworfen. Ich würde mich freuen, wenn Sie es sich erlauben könnten, noch ein wenig darin herumzuschmökern, um schließlich selbst zu entscheiden, ob das Buch etwas für Sie ist.

WAS DIESES BUCH KANN UND WAS NICHT

Die hier gegebenen Informationen und Übungen sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Die Übungen werden Ihnen bei richtiger Durchführung vermutlich einen Nutzen bringen, zumindest aber nicht schaden. Dennoch behalten Sie natürlich die volle Verantwortung für sich selbst. Tun Sie nichts, was sich für Sie nicht richtig anfühlt.

In manchen Lebenssituationen reicht das Lesen eines Ratgebers nicht aus. Wenn Sie an bestimmten Punkten für sich und mit diesem Buch nicht weiterkommen, empfiehlt sich der Besuch eines Sexual- oder Paartherapeuten oder eines entsprechenden Arztes.

Um das Buch lesbar zu halten, sind Verallgemeinerungen nicht immer vermeidbar. Sollten Sie bei der Lektüre gelegentlich denken, dass es bei Ihnen aber ganz anders ist, ignorieren Sie einfach den Teil, der für Sie nicht stimmt, und nehmen Sie sich das heraus, mit dem Sie etwas anfangen können.

1.Pioniere einerneuen Männlichkeit

MANN-O-MANN

Der Ruf der »Männlichkeit« hat in den vergangenen Jahrzehnten ganz schön gelitten.

Die öffentlichen Bilder von Männlichkeit bewegen sich heute zwischen Männern als orientierungslosen Witzfiguren, Gewalttätern, den grauen Herren an den Schalthebeln der Macht und waschbrettbäuchigen Fußballern, die Werbung für Rasierschaum machen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – ich habe Schwierigkeiten, mich in diesen Bildern wiederzufinden.

Was zeichnet einen »modernen Mann« aus?

Die Leitbilder von Männlichkeit sind heute anspruchsvoll und widersprüchlich: Wir sollen einfühlsam und partnerschaftlich, aber auch zupackend und selbstsicher sein; gute Väter und erfolgreich im Beruf; sensibel, aber keine Weicheier – »schnurrender Kater und penetrierender Tiger«, wie der Sexualforscher VOLKMARSIGUSCH meint.

Wir versuchen als Männer einen Weg durch dieses Dickicht der Anforderungen zu finden, der irgendwie zu uns passt. Es ist nicht zu vermeiden, dass wir dabei manchmal nicht wissen, wo es gerade langgeht. Wie könnte es anders sein, denn wir sind Pioniere auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit. Wir haben dafür keine Vorbilder. Wir entwickeln gerade gemeinsam ein modernes Mannsein, das es vorher nicht gegeben hat. Wir versuchen eine Art von Männlichkeit zu leben, die anders ist als die unserer Väter und Großväter.

Ich glaube, ein Mann will von einer Frau das Gleiche wie eine Frau von einem Mann: Respekt.CLINT EASTWOOD

In Deutschland gab es nach dem Zweiten Weltkrieg einen kollektiven Bruch mit den Männlichkeitsidealen der Nazis: »Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie’n Windhund.« Diese entstellte Idee von Mannsein wurde danach gleichgesetzt mit Männlichkeit an sich. Die Männlichkeit war diskreditiert. Mann müsste also einfach alles weglassen, was uns Männer von Frauen unterscheidet, und wir wären bessere Menschen. Ein frauenbewegter Slogan aus meiner Jugendzeit lautete: »Weniger Mann ist mehr Mensch!« Zeitweise wurde mit dem Männlichkeitsmodell »Softie« herumexperimentiert. Der sanfte, gutmütige, feminine Mann.

Das Modell konnte sich allerdings nicht durchsetzen – es war zu langweilig und darüber hinaus unsexy. Ein Mann, der sein Mannsein leugnet, kommt in seinem Leben meist nicht weit und ist für Frauen zudem nicht sonderlich attraktiv.

Nein, ein Mann ist nicht einfach eine Frau mit einem Penis und der Neigung zur Glatzenbildung.

Der amerikanische Psychologe DAVIDDEIDA hat sich viel mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, sexuell wie spirituell ein »ganzer Mann« zu sein. Er meint: »Es ist an der Zeit, sich über das Macho-Ideal – nur Rückgrat und kein Herz – hinauszuentwickeln. Es ist aber auch an der Zeit, sich über das sensible Softie-Ideal, nur Herz und kein Rückgrat, hinauszuentwickeln.«

Ich möchte mit Ihnen in diesem Buch erkunden, wie diese Verbindung aussehen kann und was das für unsere Sexualität bedeutet.

Erfreulicherweise haben wir uns von diesen simplen Polaritäten – Nazi / Softie – ein gutes Stück weiterentwickelt, auch wenn es nach wie vor Anhänger eines traditionell patriarchalen Männerbildes gibt und es für einen Mann häufig immer noch schwieriger ist, zugunsten der Familie weniger zu arbeiten oder sich ganz der Familie zu widmen. Zumindest in Städten ist es heute nichts Besonderes mehr, wenn man Männer mit einem Baby vor dem Bauch oder auf dem Spielplatz sieht. Viele Männer brechen sich auch keinen Zacken mehr aus der Krone, wenn Sie den Geschirrspüler ausräumen oder die Wäsche aufhängen.

Je mehr sich die Männer den Wünschen der Frauen anpassen, desto weniger können die Frauen mit ihnen anfangen. CAMILLE PAGLIA

Männer trauen sich heute eher zu weinen und sie machen bei Bedarf eine Psychotherapie. Zugleich »stehen sie ihren Mann« in ihrem Leben und versuchen den Spagat zwischen Karriere und Familie, öffentlichem Männerbild und gelebter eigener Männlichkeit. Oft bleiben Zweifel, ob wir alles richtig machen und ob die anderen nicht die »richtigeren« Männer sind als wir. Ein anderes Mannsein als das unserer Vorväter ist heute vielfach gelebte Realität. Dass das noch lange nicht perfekt ist und es noch viel zu entwickeln gibt – geschenkt.

Auch beim Sex sind die Ansprüche gewachsen. Früher hat Mutti oder Großmutti eben im Dunkeln mit Vati oder Großvati ihre ehelichen Pflichten erfüllt. Sex war oft eine recht schnelle, freud- und anspruchslose, nicht selten auch traurige Angelegenheit.

Heute hingegen wollen und sollen wir gute und einfühlsame Liebhaber sein, die ihre Partnerinnen glücklich machen. Bei diesen Ansprüchen ist der Stress vorprogrammiert.

Steht er, also bin ich: Ein zu Erektionen fähiger Penis ist für die meisten von uns ein Teil unserer Identität als Männer. Zugleich machen alle Männer früher oder später die Erfahrung, dass ihr Penis manchmal (oder dauernd) nicht so will wie sie – mal steht er nicht, wenn er soll (oder er steht, wenn er nicht soll) oder er kommt zu früh oder gar nicht. Ein eigenwilliger Kerl.

Männer sind Menschen, bei denen Pubertät und Midlife-Crisis in-einander übergehen. GRAF FITO

Um diesen eigenwilligen Kerl besser verstehen zu können, nehmen wir ihn im ersten Kapitel einmal genauer unter die Lupe. Was ist ein Penis, wie ist er aufgebaut und wie funktioniert er? Da sich das männliche Geschlechtsorgan nicht unabhängig von seinem Träger verstehen lässt, werden wir uns anschließend mit dem komplexen Zusammenspiel von Körper, Psyche und Sexualität befassen.

Stefanie Moshammer

Als ich sieben Jahre alt war, haben wir in der Schule ein Spiel gespielt. Die Mädchen mussten den Buben die Hosen hinunterziehen. Je mehr Hosen, desto besser. Ich war die Anführerin. Die Lehrerin hat mich nach der Pause zum Direktor geschickt. Was ich als Spaß empfand, war auf einmal unangenehm und peinlich.

Kurz darauf bekam ich ein Geschenk von meinen Eltern: Das Buch vom Körper. Mir war klar, dass sie mir den männlichen Körper nahebringen wollten. Das fand ich komisch.

Und nun: Make Love – Das Männerbuch. Männer? Hach, Männer sind wunderschön und stets ein Mythos. Wie PLATON sagt: »Schönheit ist Ausdruck der Wahrheit.« Aber Wahrheit ist für jeden etwas anderes.

Für mich als Fotografin und als Frau ist es die Neugier, das Fremde, aber auch das Erforschen. Wo Anziehung und Verlangen auf Entdeckung und Enthüllung stoßen. Die Bildstrecke ist eine Zusammenstellung zu diesen Themen. Die Weiblichkeit dient mir als Instrument, das Männliche zu erforschen. Ich kann es nicht verstehen. Aber das macht nichts. Vielmehr geht es um Liebe, und dabei spielt Männlichkeit nur die zweite Rolle.

2.Penis, Hoden & Co

ANATOMISCHE BASICS

»Wenn Sonne scheint auf Penis – scheen is’!«

VOLKSMUND

Äußerlich ist der Penis unterteilt in den Schaft, die sensible Eichel mit der Vorhaut und dem Vorhautbändchen. In der Eichel liegen 4000 Nervenendigungen (in einer Klitoris sind es 8000), mehr als an jeder anderen Stelle des Körpers!

Wie ein Baum hat auch ein Penis eine »unterirdische« Wurzel, die Peniswurzel. Diese befindet sich zu ungefähr einem Drittel der Gesamtlänge in den Muskeln des Beckenbodens. Der Beckenboden spielt beim Aufbau und der Steuerung der Erregung eine zentrale Rolle – dazu später mehr.

Der Mensch hat 199 Knochen, der Mann 200. THOMAS GOTTSCHALK

Der Penis besteht innen zum größten Teil aus den beiden Schwellkörpern, links und rechts der Harnröhre. An seiner Unterseite verläuft ein weiterer Schwellkörper, der Harnröhrenschwellkörper (in der Eichel heißt er Eichelschwellkörper). Die Schwellkörper sind übrigens keine Muskeln, wie viele glauben, sondern zwei schwammartige Behälter aus Bindegewebe, die sich bei einer Erektion mit Blut füllen. Tatsächlich arbeiten die Muskeln im Penis die meiste Zeit daran, das Füllen der Schwellkörper mit Blut zu verhindern, indem sie diese zusammenpressen. Bei einer Erektion entspannt sich die Muskulatur im Penis und die Schwellkörper füllen sich mit Blut. Medikamente wie Viagra, Levitra oder Cialis, sogenannte PDE-5-Hemmer, sorgen für eine Entspannung dieser Muskulatur und können so Erektionen verstärken. Bei einer Erektion drücken die mit Blut gefüllten Schwellkörper auf die dünnen Venen im Penis und verringern so das Abfließen des Blutes aus dem Penis. Die Erektion bleibt erhalten.

Männer haben nachts Erektionen, während sie träumen (daher die »Morgenlatte«). Die nächtlichen Erektionen treten übrigens unabhängig vom Inhalt der Träume auf (na ja, fast – bei Albträumen bleibt die Erektion aus). Warum das so ist, weiß man nicht genau. Es wird vermutet, dass der Körper hier eine Art Systemtest durchführt. Wenn ein Mann beim Sex unter Erektionsstörungen leiden sollte, aber im Schlaf Erektionen bekommt, ist das ein sicherer Hinweis darauf, dass die Ursache seiner Erektionsstörung keine organische ist – wie bei einer Diabeteserkrankung, bei Verletzungen oder nach manchen Operationen. Sie werden später erfahren, was Sie bei nicht organisch bedingten Erektionsstörungen tun können.

Auch Frauen reagieren mit Anzeichen sexueller Erregung, während sie träumen: die Schamlippen und die Klitoris schwellen an und die Vagina wird feucht. Da das weniger augenfällig ist als eine Erektion, wird diese Reaktion oft nicht wahrgenommen und ist daher weniger bekannt.

Im Hodensack befinden sich die beiden Hoden, in denen die Spermien produziert werden. In den Hoden werden pro Sekunde (!) 1000 Samenzellen hergestellt, das sind pro Tag etwa 90000000. Bei einem Samenerguss gehen etwa 80–500000000 Samenzellen ab. Das entspricht der Bevölkerung Deutschlands oder gar der gesamten EU! In den Hoden wird außerdem das männliche Geschlechtshormon Testosteron erzeugt, das für die Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale (Muskelentwicklung, tiefere Stimme, Steuerung der Sexualfunktion usw.) verantwortlich ist.

Sex ist einer der neun Gründe für die Wiedergeburt. Die anderen acht sind unwichtig.HENRY MILLER

Außen liegende Hoden haben beim Fußballspielen, beim Nahkampf oder beim Geräteturnen deutliche Nachteile. Für die Spermienproduktion haben sie einen entscheidenden Vorteil: Da die Samenzellen sich bei einer Umgebungstemperatur von 34–35 °C am wohlsten fühlen, wäre es ihnen im Körper zu warm. Bei höheren Temperaturen ist die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt (das geht uns ja auch so). Wenn wir Fieber haben, senken sich die Hoden daher noch ein wenig mehr ab, bei Kälte zieht sich der Hodensack zusammen und die Hoden kommen näher an den Körper.

Der Mann ist leicht zu erforschen, die Frau verrät ihr Geheimnis nicht.IMMANUEL KANT

In den auf den Hoden liegenden Kanälen der Nebenhoden warten die fertigen Spermien auf ihr Schicksal. Anders als von manchen Männern befürchtet, muss übrigens kein Mann Angst haben, dass ihm »die Eier platzen« oder das Sperma zu den Ohren rauskommt, wenn er längere Zeit keinen Orgasmus hatte. Die Samenzellen machen nur einen sehr kleinen Teil des Ejakulats aus (3–5 Prozent) und nicht genutzte Samenzellen werden einfach vom Körper wieder abgebaut oder in einem nächtlichen Samenerguss entsorgt.

In der im Unterbauch liegenden Samenblase wird ein Sekret hergestellt, das 70 Prozent des Ejakulats ausmacht.

DIE PROSTATAUND DER MÄNNLICHE G-PUNKT

In der unterhalb der Harnblase liegenden Prostata wird weitere Samenflüssigkeit dazugemischt. Das etwa walnussgroße Organ spielt beim Orgasmus eine entscheidende Rolle. In der Prostata laufen Harnröhre und Samenleiter zusammen und dort wird entschieden, ob uriniert oder ejakuliert wird. Durch rhythmisches Zusammenziehen entleert die Prostata im Orgasmus ihr Sekret schlagartig in die Harnröhre und schleudert das nun fertig gemischte Ejakulat hinaus. Ihre rhythmischen Kontraktionen machen einen wichtigen Teil des männlichen Lustempfindens aus. Die Prostata kann vom Anus aus mit dem Finger ertastet und stimuliert werden, was von vielen Männern als lustvoll empfunden wird. Man spricht hier auch vom männlichen G-Punkt.

Alle Männer sind eitel – vor allem jene, die es nicht zugeben.SEAN CONNERY

Wenn Sie sich auf die Suche machen wollen: Vom Anus aus etwa fünf bis sieben Zentimeter entfernt im Enddarm, in Richtung Bauchdecke (Gleitmittel bitte nicht vergessen), kann man die Prostata als härteren Knubbel fühlen. Bei älteren Männern vergrößert sich die Prostata häufiger, was zu Schwierigkeiten beim Urinieren führen kann, wenn die vergrößerte Prostata die Harnröhre zusammendrückt. Forschungen belegen, dass eine Prostata, die mindestens zwei Mal in der Woche im Orgasmus trainiert und entleert wird, elastischer und gesünder bleibt. Eine Studie zeigte, dass sich Prostatakrebs umso seltener entwickelt, je häufiger die Befragten zwischen ihrem 20. und 50. Lebensjahr ejakulierten. Das ist doch mal eine Krebsvorsorge, die uns gefällt!

REFLEXZONEN DES PENIS

Sie kennen möglicherweise die Reflexzonen an den Füßen oder an den Händen aus der Akupressur oder der Akupunktur. Der Penis verfügt in asiatischen Gesundheitslehren, wie dem chinesischen Taoismus, ebenfalls über Reflexzonen (die Vagina übrigens auch). Die Taoisten raten daher, nicht nur einzelne Bereiche des Penis zu stimulieren, weil das zu einer Überstimulation der betreffenden Organe führen könne. Bemerkenswert erscheint mir, dass sich die Reflexzone des Herzens mitten im sensibelsten Teil unseres Penis befindet. Führt nicht für viele von uns der Weg zu unserem Herzen über unseren Penis?

3.Vagina, Klitoris & Co

WEIBLICHE SEXUALITÄT – EINE SCHWIERIGE GESCHICHTE