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Es ist eine bekannte Tatsache, dass alle Dinge, welche jemals geschehen sind, nichts weniger als spurlos aus der Gegenwart verschwinden, sondern im Gegenteil im Weltenraum gleichsam fotografiert aufbewahrt bleiben. Von jedem Geschehnis gehen Lichtschwingungen aus, die in den Weltenraum entschwinden. Gelänge es, diese Schwingungen an einem anderen Orte aufzufangen und in einem geeigneten Apparate zu sammeln, resp. auf einen Empfänger zu übertragen, so würde sich dasselbe Bild, gleichgültig auf welche Entfernung, wiederum so darstellen lassen, wie es durch die von der Quelle ausgehenden Schwingungen ausgestrahlt wurde. Eine solche Erfindung würde den Anfang jener Kunst bedeuten, welche die Psychometrie in vollendeter Art auszuüben vermag. Denn diese will nicht nur Gegenwärtiges, sondern längst Vergangenes reproduzieren vermöge der Tatsache, dass die in den Raum entsandten Schwingungen, die von einem Geschehnis ausgingen, eingeholt, gesammelt und zu einem Bilde wieder zusammengestellt werden können. Der Apparat, der diese wunderbare Leistung vollbringt, ist das Gehirn.
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Seitenzahl: 234
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Titelseite
Einleitung
Von der Erde ins Weltall
Die Herkunft des Ringes
Der Orostein
In der Heimat
Aus der Vergangenheit des Mallona-Reiches
König Areval
Nach den Höhlen des Wirdu
Die Höhlen des Wirdu
Ein Königssohn
Das Gift der Selbstsucht
Der Vizekönig von Nustra
In Nustra
Im Tempel der Schönheit
Sutors Heimfahrt
Rebellion
Karmuno Siegt
Sutona
Das Ende Mallonas
Die letzte Vision
Nachwort
Namenverzeichnis
Mallona
Der Untergang des Asteroiden-Planeten
Leopold Engel
Verlag Heliakon
Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
2017 ©Verlag Heliakon
www.verlag-heliakon.de
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über-setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die merkwürdigen Entdeckungen der Psychometrie, jener Eigenschaft des inneren Gesichts, durch die längst Vergangenes für den Beschauer wieder in die Gegenwart zurückversetzt werden kann, hatten stets mein größtes Interesse erregt. In mir erwachte der lebhafte Wunsch, möglichst selbst psychometrische Bilder schauen zu können oder wenigstens ein geeignetes Medium zu entdecken, das in unzweifelhaft echter Art diese Fähigkeit besitzt. Alle Versuche, günstige Erfolge selbst zu erzielen, misslangen völlig. So blieb nur der zweite Weg gangbar. Die Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit wurde mit Ausdauer von mir betrieben, ohne zu ahnen, wie nahe die Verwirklichung dieses Wunsches lag. Bevor ich jedoch die Entdeckung jenes Mediums schildere, durch das die Veröffentlichung der folgenden merkwürdigen Bilder erst möglich wurde, ist es notwendig, einen kurzen Blick auf das Wesen der Psychometrie selbst zu werfen.
Es ist eine bekannte Tatsache, dass alle Dinge, welche jemals geschehen sind, nichts weniger als spurlos aus der Gegenwart verschwinden, sondern im Gegenteil im Weltenraum gleichsam fotografiert aufbewahrt bleiben. Von jedem Geschehnis gehen Lichtschwingungen aus, die in den Weltenraum entschwinden. Gelänge es, diese Schwingungen an einem anderen Orte aufzufangen und in einem geeigneten Apparate zu sammeln, resp. auf einen Empfänger zu übertragen, so würde sich dasselbe Bild, gleichgültig auf welche Entfernung, wiederum so darstellen lassen, wie es durch die von der Quelle ausgehenden Schwingungen ausgestrahlt wurde. Eine solche Erfindung würde den Anfang jener Kunst bedeuten, welche die Psychometrie in vollendeter Art auszuüben vermag. Denn diese will nicht nur Gegenwärtiges, sondern längst Vergangenes reproduzieren vermöge der Tatsache, dass die in den Raum entsandten Schwingungen, die von einem Geschehnis ausgingen, eingeholt, gesammelt und zu einem Bilde wieder zusammengestellt werden können. Der Apparat, der diese wunderbare Leistung vollbringt, ist das Gehirn.
Entzieht sich auch das Gesetz, wodurch diese Dinge möglich werden, heute noch unserer Kenntnis, so bestehen doch die Wirkungen dieses Gesetzes. Denn es gibt Personen, die, sobald sie irgend einen Gegenstand an die Stirn halten mit dem lebhaften Wunsche, über dessen Herkunft genaue Auskunft zu erhalten, in klaren, lebhaften Bildern die Geschichte des Gegenstandes an ihrem geistigen Auge vorüber ziehen sehen.
Diese Entdeckung, psychometrisches Schauen genannt, kam wie so manche auf dem Gebiete des Okkultismus aus Amerika. Sie wurde dort namentlich durch Dr. Buchanan zu einem System ausgearbeitet, mittels dessen die merkwürdigsten Experimente möglich wurden. Schilderungen des Unterganges von Pompeji, von vulkanischen Ausbrüchen aus der prähistorischen Zeit unseres Erdballes u. a. wurden von geeigneten, mit psychometrischer Begabung ausgestatteten Persönlichkeiten gegeben. Die Umstände bewiesen klar, dass hier mehr als nur erregte Einbildungskraft im Spiel sein müsse, weil die Kenntnisse der betreffenden Personen über die geschilderten Ereignisse nicht ausreichten, um diese Bilder lediglich als Spiel der Fantasie zu erklären.
Es ist leicht einzusehen, dass der Wunsch, solche Fähigkeiten auf ihre Wahrheit oder Unwahrheit hin zu prüfen, sich zu lebhaftem Verlangen eines Forschers gestalten muss, der die Probleme der menschlichen Seele auf dem Gebiete ihres magischen Könnens verfolgt und naturgesetzmäßig zu lösen bemüht ist. In diesem Bestreben hatte ich mich seit Jahren mit einem wissenschaftlich hochgebildeten Freund vereint, dessen ärztlicher Beruf ihn ganz besonders geeignet machte, den dunklen Schatten des Unbewussten im Menschen nachzuspüren und dessen Beobachtungen nicht leicht dem von Gegnern gern gemachten Vorwurf der Beobachtungsfehler unterlagen, noch weniger aber einem Selbstbetrug oder der Überschätzung der gewonnenen Resultate.
In seiner eigenen Familie machten wir Versuche mit Psychometrie, und zwar mit überraschendem Erfolg. Bald erwies sich seine Tochter als ein hervorragendes, schnell immer vollkommener werdendes Medium, die bei vollem Bewusstsein imstande war, mit überraschender Korrektheit die Herkunft eines jeden Gegenstandes und was sonst mit dessen Geschichte zusammenhing zu berichten. Die Mitteilungen durch die junge Dame beschränkten sich zuerst nur auf alltägliche Dinge, deren Richtigkeit kontrolliert werden konnte und uns Experimentierenden bekannt waren. Dann aber gingen wir zu Gegenständen über, deren Herkunft uns selbst unbekannt blieb, die wir jedoch nachträglich kontrollieren konnten; stets wurde mit größter Genauigkeit alles berichtet.
Eines der ersten Experimente ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil es charakteristisch ist für die Art dieses Schauens und gleichzeitig den Beweis lieferte, dass wir keiner Selbsttäuschung unterlagen. Wir hatten bei einem mit Gipsfiguren handelnden Bildhauer eine kleine Figur erstanden, die uns von der Verkäuferin ohne jede weitere Auskunft übergeben worden war. Zuhause ersuchten wir die junge Dame, uns über deren Herstellung eine kleine Schilderung zu geben. Der Bildhauer war uns bekannt, wir demnach in der Lage, die Angabe nachzuprüfen.
Das junge Mädchen legte die Stirn an die Figur, schloss die Augen und erzählte uns sofort, sie sähe den Laden, in dem wir die Figur kauften. Wir wären beide zugegen – man gäbe uns die Figur, wir zahlten zwei Mark dafür, – jetzt verändert sich das Bild – ein Mann mit Bart im weißen Arbeitsanzug stehe allein im Laden (es war der uns bekannte Bildhauer); eine Frau, seine Frau, trete in den Laden durch eine hintere Tür ein, sie hat die von euch gekaufte Figur in der Hand; sie redet ihren Mann an, sie habe auf einer Wohltätigkeitslotterie diese Figur gewonnen – sie weiß nichts damit anzufangen, – sie sagt, vielleicht kauft sie jemand. Ihr Mann lacht, er nennt sie seine kleine praktische Frau, – er stellt die Figur auf den Tisch und schreibt 2 Mark als Preis auf den Sockel. ich sehe jetzt einen großen Saal, – lange Tische, mit Geschenken bedeckt, – an einem Tisch werden Lose verkauft, – die Dame aus dem Laden kommt, – sie kauft fünf Lose, – sie öffnet sie, – sie hat zwei Gewinne, – sie geht zur Gewinnausgabe, – ach, da steht die Figur, man gibt ihr diese und noch eine kleine Ledertasche. – In dieser Weise wurde noch ausführlicher die Herkunft der Figur, immer weiter rückwärts in die Vergangenheit gehend, geschildert. Diese Dinge zu erzählen ist zwecklos, weil wir nicht in der Lage waren, die Wahrheit der Angaben festzustellen, wohl aber vermochten wir es über das bis dahin Geschilderte. Es stimmte alles auf ein Haar!
Längst schon hatten wir die Überzeugung gewonnen, dass unser Medium ein absolut sicheres Ferngesicht besaß, die vielfachen Beweise hiefür waren schlagend. Eines Tages fiel mir ein, demselben einen Ring zur Prüfung zu übergeben, dessen merkwürdiger Stein schon manchem Archäologen ein Kopfschütteln abgenötigt hatte. Der Ring enthielt eine antike Gemme: auf weißem Grund zeigt sich ein erhaben brauner Kopf von eigentümlichem Gesichtsschnitt und merkwürdigem Helmaufsatz. Der Stein ist kein Achat, dessen verschieden gefärbte Adern besonders gerne zu derartigen Darstellungen benutzt werden, sondern ein Stein, dessen Herkunft nicht festzustellen ist. Am ähnlichsten erscheint er noch unserem Quarz, reagiert jedoch nicht auf Proben mit Salzsäure, denn letztere griff ihn nicht an. Gesicht und Helmschmuck des Kopfes hatten nichts ähnliches mit anderen Gemmen bekannter Museen aufzuweisen, sodass jeder Archäologe über die Herkunft dieses alten, aus unbekannter Zeit stammenden Ringes im unklaren blieb.
Die junge Dame prüfte den Ring, resp. die denselben enthaltende Gemme, und es entwickelten sich die frappierendsten Bilder, die in den nachfolgenden Blättern zu einem übersichtlichen Ganzen zusammengestellt worden sind. Es wurde uns damit durch Psychometrie ein Einblick in eine uns gänzlich fremde und dennoch wiederum bekannte Welt gegeben, jene Bilder führen uns auf einen unserem Sonnensystem einst angehörigen Planeten, der vor langen Zeiten zerstört wurde durch die Schuld des ihn bewohnenden Menschengeschlechtes. Ein furchtbares Zeugnis, wohin der Wahn und die Verworfenheit des Menschen führen kann, der sich selbst höher dünkt als die das All regierende göttliche Kraft.
Die Gesetze der Psychometrie ergeben (man vergleiche das geschilderte Beispiel), dass sich die Ereignisse, immer mehr die Vergangenheit erschließend, rückläufig darstellen. Da jedoch eine Erzählung gerade den umgekehrten Weg geht, so sind in dem folgenden Gang der Handlung zwar alle Schilderungen genau wiedergegeben, jedoch der Art entsprechend, wie es der Leser gewöhnt ist, d. h. fortschreitend und nicht rückläufig. Es war eine Bearbeitung der nur in abgerissenen Sätzen dargestellten Bilder notwendig, die zwar sehr oft lange Dialoge der auftretenden Personen enthielten, deren stenografisch mitgeschriebener Wortlaut jedoch in seinem ursprünglichen Text ermüden würde.
Die Aufgabe des Schriftstellers war es, ein geschlossenes Ganzes zu bieten. Diese Arbeit hoffe ich geleistet zu haben, ohne dabei dem psychometrisch Geschauten etwas hinzuzusetzen oder abzunehmen. Möge der Leser Gefallen an der Arbeit finden, mehr aber noch Nutzen ziehen aus den Lehren und den Darstellungen, die sich ihm nun erschließen werden.
Der Verfasser
Von vielen Erdenbewohnern, die nachts zum gestirnten Himmel emporschauen, wird oft der Wunsch gehegt, sie möchten den unendlichen Raum durchdringen und hinübereilen zu jenen ferne leuchtenden Welten, die unsere Nächte so glanzvoll verschönen. Zu jenen Sonnensystemen mit ihren vermuteten Planeten, um zu erfahren, ob auf jenen Welten auch menschliche Wesen leben gleich denen unserer Erde, und ob diese ebenfalls unter den Gesetzen des vegetabilen und intellektuellen Lebens stehen, die den Menschen auf der Erde ins Leben riefen. Tausend neue Fragen drängen sich dem auf, der jemals den Versuch gemacht, diese Hauptfrage zu lösen, deren endgültige Beantwortung in dem irdischen Leben, das uns körperlich an unseren Planeten gefesselt hat, wohl nie beantwortet werden kann. Wird es jemals dem Menschen gelingen, Mittel und Wege zu finden, um den Weltraum im Körper zu durcheilen? So weit es auch die Technik noch bringen wird, die irdische Sphäre scheint jedem Wunsch eines waghalsigen Fluges auf körperlichem Wege unüberwindliche Hindernisse entgegenzusetzen. Die Kunst des Ingenieurs und des Physikers erlahmt an dem gebieterischen Halt der Mutter Erde, das sie ihren Kindern, die sich körperlich ihrem Schoss entwinden möchten, zuruft.
Anders ist es mit dem Geiste, der nicht aus ihrem Schoss entsprungen; sie kann ihn nicht fesseln, sie kann ihm nicht zurufen: ich gebiete Dir zu bleiben innerhalb der Grenzen meines Reiches! Ein Gottessohn, geboren aus dem Wesen des Alls, durchdringt er das All, seine ewige Heimat, aus der er entsprossen, und die ihm auch, hat er sich einmal seinem stofflichen Kerker entwunden, alle Geheimnisse offenbart.
Wir sind im innersten Wesen Geist, Gotteskinder aus dem urewigen Gottesgeiste! Wir ersehen in dem Spiegelbilde unseres Seins das Wesen des ewigen Weltenschöpfers, vor dessen Walten wir wohl in Ehrfurcht erschauern, jedoch nicht in Furcht vor dessen Allgewalt erzittern. Denn wir erglühen in Liebe, je mehr wir erkennen, wie alles wohlgetan, das aus seinem Willenszentrum fließt. Wir empfinden, dass dieses All nie uns feindlich ist, wenn wir nicht selbst uns töricht ihm entgegenstellen; dass es uns freundlich, dienlich, heilbringend ist, wenn der Mensch die tiefe Wahrheit des Urgesetzes alles Lebens erkennt: Schöpfer und Geschöpf sind nicht getrennte Wesen, sondern sollen darstellen eine Ehe, die ihre reichsten Früchte in steter Vollendung zeitigt.
Auch mein Geist erkennt diese Absicht des Weltplanes und so erkühne ich mich, einzudringen in die Geheimnisse seines Werdeganges, einen kleinen Teil desselben zu erforschen. ich befreie mich von den Banden des irdischen Körpers, schwinge mich empor in den ewigen Raum, tief unten die Welt, Stätte der irdischen Leiden und Freuden, zurücklassend.
Ich steige empor in sonnendurchglänzte Lüfte. Über mir wölbt sich ein tiefes Blau, das sich allmählich zu einem undurchdringlichen Schwarz verdichtet, je höher ich die Atmosphäre der Erde durchdringe. – jetzt habe ich diese hinter mir gelassen und schwebe frei im unendlichen Raume. Unter mir sehe ich die mächtige Erdkugel schweben, deren Umfang sich immer mehr verkleinert, je höher ich einem mir unbekannten Ziele entgegenziehe. Die Sonne durchwärmt die Stille des Raumes nicht mehr, wohl aber spendet sie noch ihr Licht, denn ich durchquere nicht den Erdschatten, der als langer Kegel sich in die Unendlichkeit verliert.
In dieser ewigen Stille und öde erzittert die menschliche Seele. Denn sie empfindet hier das Walten der unsichtbaren Gottheit, deren Wille alle die glänzenden Gestirne zwingt, sich nach den Gesetzen zu bewegen, die sie aus eigener Machtvollkommenheit aufgestellt. Auch ich bin ihnen untertan, ich – dem es vergönnt ist, als ein vom Irdischen losgewundener Geist all diese Erhabenheit zu schauen, die Werke des Ewigen zu bewundern.
Immer höher geht der Flug. Rechts von mir scheint eine Welt auf mich zuzukommen als eine glänzende Scheibe, die sich allmählich vergrößert und im rötlichen Schein das Licht der Sonne widerstrahlt. ich weiß, es ist der Planet Mars, der sich rechts von mir liegend meinen Blicken zeigt, so nahe, wie keines Astronomen Auge ihn je gesehen. Jetzt sinkt auch er unter meine Füße, denn immer höher geht der Flug, einem Gestirn entgegen, das sich gerade über meinem Haupte befindet. Unter mir gewahre ich die Scheibe der Erde, noch deutlich kann ich die Flecken erkennen, die ihre Meere bilden, die Kontinente zeichnen sich hell ab. ich erkenne Europa, aussehend wie eine Halbinsel des gewaltigen Asien. Afrika und am Rande der Kontinent von Amerika tauchen auf.
Immer höher geht der Flug, den eine mir unerklärliche Kraft ermöglicht. Und jetzt – jetzt vergrößert sich zusehends der Planet, der über meinem Haupte schwebt und dem mich die treibende Kraft zusteuern lässt. Was ist das? Zeigt sich mir ein Abbild der Erde? Deutlich hatte ich die Ländermassen der Erde in Erinnerung und nun sehe ich in ähnlicher Form das Abbild derselben? Ist das eine Absicht der schaffenden Hand des Schöpfers, die jenen Planeten entstehen ließ, der sich immer mehr meinen Blicken enthüllt?
Deutlich kann ich zwei getrennte mächtige Erdteile erkennen, sie gleichen denen von Amerika, nur dass die Landenge von Panama fehlt und das Meer sich ungehindert zwischen beiden ergießt. Am linken Rande tauchen weitere Kontinente auf. Der Flug wendet sich ihnen zu und je weiter eine Wendung erfolgt – augenscheinlich, um die andere Seite des Gestirnes zu erreichen – sehe ich nun, dass diese der Gestalt des zusammenhängenden Asiens mit Europa ähnelt. Die mich treibende Kraft führt mich der noch unsichtbaren Seite des Planeten zu, die, der Sonne abgewendet, im Dunkel seines Schattens liegt. Immer mehr mich dessen Oberfläche nähernd, nimmt die riesige Wölbung der Kugel den ganzen Horizont bereits ein. Bald werde ich erkennen können, was ihre Oberfläche birgt, noch ist die Entfernung für das menschliche Auge zu weit. –
Was ist das für ein Gestirn, dem ich zueile? Nach der Bahn des Mars, die ich durchschnitten, folgt doch die Zone der Asteroiden, nach dieser die Bahn des Jupiter! Jupiter aber ist es nicht, ich müsste seine Monde auch erblicken, doch dieser Planet scheint keinen Trabanten wie die Erde zu besitzen. Ist es einer der größten jener Asteroiden, die in großer Anzahl jenen Raum durchlaufen, an dessen Stelle jahrelang ein Planet gesucht und nicht gefunden wurde, bis die Kraft des Fernrohres zuerst vier allerdings nur kleine Welten entdeckte? Er scheint mir zu mächtig in seiner Masse, auch findet das Auge im Raum keinen der Genossen, die doch diese Bahn mit ihm teilen? – Wer bist Du, unbekannte Welt, der ich entgegeneile, die mir jetzt so nahe kam, dass ich farbige Abstufungen von Wäldern, Flächen, Seen, Meeren und Flüssen erkennen kann. Enthülle mir Deine Herkunft, Deinen Namen! –
Da zuckt es durch meine Seele: »Du siehst die Trümmer einer einstigen großen, schönen Welt, die jetzt als Asteroiden den Raum durchschwirren, wieder zusammengefügt zu einem Ganzen. Der einstige Planet, er ist in seiner Schönheit wiedererstanden vor Deinen staunenden Augen, denn Du sollst von ihm Kunde geben, den keines Menschen Augen je vor Dir sahen! Du sollst schauen, was vor Jahrtausenden auf ihm geschehen, sollst Zeugnis geben von dem großen Weltengeist, der geschehen ließ, was er nicht hindern wollte um des großen Zieles willen, das es zu erreichen galt!« –
Ich komme immer näher, – da – tiefe Dunkelheit umgibt mich, schwarze, tiefe Nacht. Ich bin in den Schatten des Planeten getaucht und mit rasender Geschwindigkeit eile ich jetzt dem Ziel meiner Reise zu. Ich atme Luft wie auf Bergeshöhen, Wolken werden von mir zerteilt. Dunkle Bergspitzen strecken sich mir drohend entgegen, als wollten sie es versagen, dass mein Fuß das Land betrete und dessen Geheimnisse verrate, – doch nichts kann mich hindern.
Über Berge, Klüfte, rauchende und Feuer speiende Vulkane hinweg verlangsamt sich mein Flug; das Donnern brandender Wogen schlägt an mein Ohr, grüne Matten dehnen sich auf sanft gewölbten Bergen, matt erleuchtet von dem Glanze einer wunderbaren Sternenwelt und dem ersten Schimmer eines jetzt heranbrechenden Morgens. Auf einer solchen Höhe, von wallenden Nebeln umgeben, die die Aussicht auf das tiefer liegende Land noch verschleiern, endet meine wunderbare Fahrt von der Erde zu jenem fernen Planeten. Ich stehe auf dem Gebiete von Mallona, der einst zerstörten Welt unseres Sonnensystems.
Langsam rötet es sich im Osten. Die Sonne steigt majestätisch empor über den Horizont und verscheucht die wallenden Nebel, die rings umher die tiefen Täler Dein Blick verhüllen, die Höhen des Gebirges noch verschleiern. Es wird lichter, die Gegend wird klarer. Immer mehr enthüllt sich die den hohen Berg umgebende Landschaft, auf dessen dem Meere zugewandter Seite der kühne Flug geendet hatte.
Ein lebhafter Wind, der vom Meere herweht und dessen Fläche zu leichten, schaumgekrönten Wellen kräuselt, zerreißt die letzten gespensterhaften Nebelstreifen. Jetzt liegt die Landschaft klar vor mir in der Röte eines herrlichen neu anbrechenden Morgens. Wie so ganz der Erde ähnlich ist doch diese Gegend, nur alles gigantischer und mächtigeren Eindruck auf die Seele ausübend.
Der Berg, von dessen Gipfel ich herabschaue, ist hoch bewachsen mit Bäumen und Sträuchern, die auch unsere Erde trägt. Er ist der Letzte in der Reihe einer imposanten, jedoch lieblichen Gebirgsreihe. An ihn reiht sich eine Gebirgsszenerie von wild zerrissenem Charakter, die, wie es scheint, von noch nicht erstorbenen vulkanischen Kräften gebildet wurde und wohl auch noch von diesen verändert wird. So weit das Auge reicht, wird hier das Meer durch hoch emporstrebende, gewaltige Felsen abgeschlossen, die dessen Fluten einen unübersteigbaren Wall entgegensetzen. Dieser ist dringend nötig, denn – ein merkwürdiger Anblick – nur eine kurze Strecke hinter der natürlichen Schutzwehr beginnt das Land zu sinken und bildet eine Einsenkung, die bedeutend tiefer als das Meer liegt. Wehe dem Land dort unten, wenn jemals die gewaltige Felsenmauer zerrisse: unwiderstehlich würden sich die Fluten in jene Senkung ergießen und alles zerstörend mit den Gewässern des Meeres bedecken.
Dort hinten am Horizont sehe ich Rauch aufsteigen; ab und zu zucken Flammen auf, denen ein leiser, unterirdischer Donner folgt. Vulkanische Kräfte müssen dort tätig sein und einen Kampf führen mit dem Meere, das hier eine tiefe Bucht in das Land einschneidet und auch dort von dem Herde jener Eruptionen nur durch jene fortlaufende, hochstrebende Felsenmauer getrennt wird.
Ich hegte den Wunsch, diese Stätte näher ins Auge zu fassen. Und siehe, leicht wie eine Feder hebt sich mein Körper in die Lüfte und strebt dem Ziel meines Wunsches zu. Jetzt kenne ich die treibende Kraft, die mir die Reise von der Erde aus ermöglichte: es ist mein Wille, der stärker ist als der Widerstand, den die Materie bildet.
Welch fürchterlicher Anblick wild tobender und entfesselter Naturkräfte bietet sich hier! Ähnliches gibt es nicht auf Erden. Jetzt sehe ich, dass eine andere, fremde Welt von mir betreten wurde. Es ist ein Höllenrachen, der sich hier zeigt. Nehmt alle Vulkane unserer Erde, häuft sie zusammen auf einen Fleck, so habt ihr ein Bild von dem, was sich hier zeigt. – Nicht nur einen einzigen Schlund, aus dem glühende Lavamassen, Flammen und erstickende Dünste sich ergießen, gibt es hier. Nein, so weit das Auge reicht, reiht sich Krater an Krater, eine tätige Werkstätte gewaltiger Kräfte. Hier ist das wahrhaftige Reich des Pluto und Vulkan, hier sind sie unumschränkte Gebieter. Aber ihr Feind, der Gott Neptun, der Herr aller Wasser, zeigt sich in bedrohlicher Nähe. Alles Land, von vulkanischen Eruptionen so wild zerrissen, zeigt gleichzeitig die merkwürdige Depression, wie wir sie auch auf Erden kennen.
Wäre nicht der Felsenwall, der das Meer begrenzt, es müsste sich unaufhaltsam in jene Feuerschlünde stürzen. Wehe dann diesem Lande, es ist nicht abzusehen, welch fürchterliche Katastrophe über dasselbe hereinbrechen würde!
Ich schwebe an dem Felsenkamm entlang durch diese Gegend des Schreckens, aus deren Kratern unaufhörlich Flammen und feurige, oft mit betäubendem Lärm in den Lüften zerplatzende Bomben aufsteigen. Jetzt gelange ich, in rasender Geschwindigkeit die Lüfte durcheilend, zu dem Ende dieser schreckensvollen Landschaft. Hohe Berge fallen schroff zum Meere ab, nackte Felsen starren längs der Küste und bieten einen ungastlichen Aufenthalt dem armen Schiffbrüchigen, der sein Leben vielleicht hierher gerettet. Dort springt ein Vorgebirge weit ins Meer, eine Bucht schließt sich dahinter an und sieh, gleich einer freundlichen Oase in der Wüste zeigt sich am Gelände dieser Bucht ein freundliches Landschaftsbild.
Hier grünt und sprießt es hervor von wunderbaren Blumen, Sträuchern und Bäumen, ein kleines Paradies offenbart sich dem erstaunten Blick. Es ist rings eingeschlossen von hohen, schroff abfallenden Bergen, von denen anscheinend ein Niedersteigen zur Küste unmöglich; nach der Meeresseite hin geöffnet, wird die paradiesische Bucht durch eine Felsenbank geschützt, die die Kraft der Wellen bricht: ein natürlicher Hafen, in dem des Wassers ruhige Fläche die himmelhohen Berge widerspiegelt. Hier hat die gütige Natur einen Ort des Friedens geschaffen, gesichert vor den gewaltigen Kräften des Feuers, die man zeitweilig mit dumpfem Donnern hinter den Bergen poltern hört, sowie des Wassers, dem es unmöglich ist, über die Felsenbank hinweg den Strand mit verzehrender Gewalt zu überfluten.
In dem weiten Halbkreis dieser sturmgeschützten Bucht hat sich eine üppige Vegetation entwickelt. Voll behangene Fruchtbäume stehen umher und laden zum Genuss; ein Quell entspringt an der Felsenwand und plätschert abwärts dem Meere zu. In der Mitte des Halbkreises haben die einst wohl durch Erdbeben abgestürzten Felsenmassen eine Art Terrasse erbaut, sodass es möglich ist, bis zu einem Drittel des schroff abfallenden Gebirges hinanzusteigen. Auch hier hat das verwitternde Gestein ein fruchtbares Erdreich geschaffen, alles grünt und blüht dort in leuchtenden Farben. Dieser anscheinend weltverlassene Winkel bietet in Fülle, was die gütige Mutter Natur zu geben vermag.
Heller Tag ist es inzwischen geworden, die Sonne übergießt mit warmen Strahlen das kleine Paradies. Hier ist es wohlig, hier wohnt der Frieden. Ob auch Menschen? Es scheint fast nicht. Doch regt sich nicht etwas auf der Terrasse?
Ganz recht, dort sehe ich einen jungen Menschen! Notdürftig bekleidet mit Fellen, macht er den Eindruck, als sehe man einen der jungen Germanen, wie sie einst in den Wäldern Deutschlands gehaust haben mögen. Die abgestürzten Felsblöcke haben auf der Terrasse eine Höhle gebildet, die, dicht umwachsen von blühenden Schlingpflanzen, einen eigenartigen Anblick bietet. Man könnte glauben, einen von Gnomen gebildeten Felspalast vor sich zu sehen, dem die Zauberkunst ihrer Bewohner einen mit märchenhafter Blumenpracht geschmückten Eingang verliehen hat. Es duftet und blüht ringsum. Brennende Farben der Blütenkelche erfreuen das Auge vor dem Eingang der Höhle, in die der junge Mensch nun verschwunden ist. Ein herrlicher Blick auf Meer und Bucht bietet sich von dieser Höhe aus. Wahrlich eine Wohnstätte, die jeden Freund der Natur entzücken muss.
Jetzt regt es sich in der Höhle, und auf den Jüngling gestützt tritt langsam eine Ehrfurcht gebietende Gestalt hervor. Es ist ein Greis mit lang wallendem Haupt- und Barthaar. Und welch ein Auge! Das ist der Blick eines Menschen, der sich losgerungen von dem Leid des Daseins, der nur lebt in der Erkenntnis seines Gottes und die Tiefen der Schöpfung zu ergründen vermag. So mögen sie ausgesehen haben, die gewaltigen Propheten Israels, die ohne Menschenfurcht einherschritten, furchtlose Verkünder des Wortes und Willens Jehovas.
Ein einfaches, die ganze Gestalt umhüllendes grobes Gewand – um die Hüften gehalten von einem ledernen Gürtel – bekleidet den muskulösen Körper des Alten, der keineswegs ein schwacher Greis, sich nur liebevoll auf den jungen Mann an seiner Seite stützt. Langsam kommen beide hervor; jetzt schreitet der Alte allein voraus, ehrfürchtig bleibt der jüngere zurück. Der Alte streckt seine Hände zum Himmel und kniet nieder. Seine Lippen bewegen sich im stummen Gebet. Gleich einer Statue bleibt er in unbeweglicher Stellung. Auch der jüngere kniet nieder und beugt das Haupt auf seine Brust, die Arme über diese gekreuzt.
Der seltsame Ort, das leise Rauschen des Meeres, das gemeinsam mit dem weit entfernten Donner vulkanischer Eruptionen die sonstige Stille nur unterbricht, die unbeweglichen Gestalten der beiden anscheinend einzigen Bewohner dieser Felsenhöhle übergossen von dem warmen, hellen Lichte der immer höher steigenden Sonne, im tiefen Gebet versunken ihrem Gotte dienend: das ist ein Bild von mächtigem Eindruck! Es erfüllt mich mit Ahnungen großer Dinge, die sich enthüllen werden.
Der alte Mann neigt das Haupt tief zur Erde. Seine emporgestreckten Arme kreuzen sich über seine Brust. Er murmelt leise Worte und scheint einer Person, die ich nicht sehen kann, zu antworten. – Längere Zeit dauert diese Unterhaltung mit einem unsichtbaren Wesen. Jetzt erhebt sich der Alte, sein Blick sucht den jüngeren Gefährten und dieser eilt auf ihn zu.
»Muraval«, tönt es von seinen Lippen, »Allvater gab mir Aufklärungen über das Schicksal, dem Mallona entgegen geht, wenn nicht bald ein besserer Geist die Herzen jener umstimmt, die sich Herrscher der Welt nennen. Würdest Du bereit sein, die Befehle Allvaters zu erfüllen, die er mir gibt?«
Der Jüngling antwortet: »Vater, alles, was Du mir sagst, werde ich tun, denn ich weiß, Du forderst nichts von mir, was nicht im Willen Allvaters liegt!«
»Komm, setze Dich zu mir«, sagt der Alte und wendet sich zu einem flachen Felsstück, einer natürlichen Bank am Eingang der blumenumrankten Höhle.
Merkwürdig, ich verstehe die Sprache dieser Menschen, obgleich sie doch ein mir gänzlich fremdes Idiom reden! Es ist also wahr, dass der freie Geist unabhängig ist von der Form des Wortes, nur der in diese eingekleidete Begriff spricht zu ihm und er versteht den Eindruck, den Worte hervorrufen, gleichviel in welcher Form er versteckt liegt. Jetzt begreife ich, was es heißt, das Wort ist lebendig; Wort ist der von Buchstaben oder Lauten nur umschlossene Begriff, der unabhängig ist von seiner toten Hülle; gleichwie ich nun unabhängig bin von meinem den Geist umhüllenden Körper.
»Muraval«, sagt nun der Alte zu dem Jüngling, die Stunde ist gekommen, in der ich Dir erklären darf, wozu uns Allvater in diese Gegend wandern hieß, die ich nunmehr mit Dir schon siebzehn Kreisläufe allein bewohne. Zum siebzehnten Male stieg heute die Sonne dort an dem geschweiften Felsenufer dieser Bucht aus dem Meere empor, als zeichne jener Felsenbogen ihr die Bahn am Himmelszelt. Nur einmal in jeder Jahrung gleitet sie langsam an dessen Kante hin, ohne den Schatten des Felsens in die Bucht zu werfen; was wird geschehen sein, wenn die achtzehnte Jahrung naht?
Muraval, Du weißt doch, hinter jenen Bergen wohnen Menschen, die wir fliehen. Sie wissen nichts von uns, doch habe ich Dir gezeigt, wie sie so ganz anders gesinnt sind als wir. Du weißt, was Sünde ist, und dass jene drüben nur der Sünde dienen. Einst lebte ich mitten unter ihnen, geehrt und umgeben von allem Glanz, den sie sich geben können. Doch nicht den äußeren Schimmer suchte ich, ich fand Befriedigung nur im Suchen nach der hehren Wahrheit, die nicht im Weltgetümmel lebt, für die in uns der gute Gott, Allvater allein eine Wohnstätte bereitet hat.
Ich sehe, wohin es führen muss, wenn nicht noch einmal jenen Selbstherrlichen dort hinter den Bergen die Wahrheit gepredigt wird, ihnen ein Spiegel vorgehalten wird, in dem sie sich selbst erkennen können. Möchten ihre Herzen dann gerührt, ihr Sinn geändert werden.
Muraval, mein Sohn, wisse, dass König Areval nunmehr den Erdkreis beherrscht. Es ist ihm gelungen, durch die Kraft seines Feldherrn Arvodo den letzten Widerstand zu brechen, den ihm der vierte und letzte Teil des Mallonakreises entgegenstellte. Er beherrscht nunmehr Mallona ganz und gar. Ein Reich, ein unumschränktes Weltenreich ist ihm eigen.