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2023 erkrankt die Autorin zum dritten Mal an Corona, trotz dreifacher Impfung. In ihren autobiographischen Essays setzt sie sich mit ihrer nachfolgenden Erkrankung Long Covid und den Folgen in den nächsten zwei Jahren auseinander. Kati Hornbach ist Mitte/Ende 30, verheiratet mit 2 Kindern. Von einem Tag auf den anderen bricht ihr Energielevel vollständig zusammen und nichts ist mehr wie vorher. Sie kann nicht mehr als Lehrerin arbeiten, ihr Familienleben muss neu organisiert werden. In kurzen Szenen illustriert sie die Veränderungen in ihrem und im Leben ihres Mannes und ihrer Kinder. Anschaulich und bewegend schildert sie ihren Kampf mit der Krankheit, die Odyssee zu Ärzten, Kliniken, Ämtern oder Verwaltungen. Mit welchen Symptomen ihre Krankheit sie konfrontiert und wie sie in kleinen Schritten ihre Einschränkungen verarbeiten, in Teilen überwinden und sich langsam Freiräume schaffen kann, lässt die Ich-Erzählerin die Lesenden hoffnungsfroh mitempfinden und miterleben. Und obwohl hin und wieder Trauer über Verluste ihrer bisherigen Persönlichkeitsausprägung zu spüren ist, kann sie sich doch positiv und voller innerer Stärke aus dieser Lebenskrise weiterentwickeln. „Hab Vertrauen in deinen eigenen Weg“, dieser zufällige Übungssatz fürs Handlettering gibt die positive Grundhaltung wider, die zu einer größeren Entfaltung des persönlichen Potentials führen kann und zu neuen Talenten. Die Zeichnungen, die den Essays beigefügt sind, sprechen nochmals eine ganz eigene Sprache und verbildlichen verschiedene Szenen und Erlebnisse, Gefühle und Einschätzungen. Sie sind Ausdruck der „neuen“ gestalterischen Kraft der Erzählerin.
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Seitenzahl: 78
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kati Hornbach
Mama,
bist du heute fit?
Einblicke in ein Leben mit Long Covid
© 2025 Kati Hornbach
Coverdesign von: Kati Hornbach
Illustration von: Kati Hornbach
Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Kati Hornbach,
c/o Block Services, Stuttgarter Str. 106, 70736 Fellbach
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
Für euch,
die ihr immer für mich da seid.
Inhalt
Prolog
Wer ich bin
Corona
Herzinfarkt mit Mitte 30?
Erschöpfung
Mein Mann
Arztbesuche
Sachliche Informationen
Mögliche Symptome bei Long Covid:
Was ist Pacing?
Die Kinder
Dinge, die ich jetzt besitze, die mir helfen I
In der Uniklinik
Spannungen
Ablenkung
Zu viel
Ist das alles nur psychisch?
Gehen 1
Atemnot
Sommer
Herzstolpern
Werde ich dement?
Wahrnehmung
Verarbeitungsprobleme
Ein Online-Programm verspricht Hilfe
Die Kinder 2
Nervensurren
Ruhestand
Brainfog
74
Äußerlichkeiten
Heuschnupfen
Dinge, die ich jetzt besitze, die mir helfen 2
Trauer
Dinge, die ich jetzt besitze, die mir helfen 3
Dinge, die ich jetzt besitze, die mir helfen 4
Sommer 2
Schmerzen
Dinge, die ich jetzt immer dabeihabe
Gehen 2
(Un-)Verständnis
Dinge, die ich jetzt besitze, die mir helfen 5
Pulswerte
Emotionen
Man muss doch etwas tun können
Behindert
Gehen 3
Schule
Was ich in den letzten zwei Jahren gelernt habe
Was mir immer noch schwer fällt/ Was ich immer noch nicht kann.
Wer bin ich?
Anmerkungen
Zum Nachhören/ -schauen
Zum Nachmachen
Zum Nachlesen
Danksagung
Informationen zur Autorin
Oktober 2024
»Wie geht es dir?« fragst du.
Und ich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bist du bereit, es zu hören? Denn ich will kein Mitleid. Ich will nicht hören: »Das muss so schlimm für dich sein.« »Das tut mir so leid für dich.«
Aber ich verstehe, du weißt nicht, wie du reagieren sollst, wenn ich sage, wie es mir wirklich geht.
Deswegen überlege ich: Bist du bereit, es zu hören? Auch, weil es nicht in einem Satz gesagt ist.
Es fühlt sich an wie ein Kampf, mal mehr, mal weniger. Oder eine Bergbesteigung, mit Hochebenen und oft sehr tiefen Tälern.
Der Ischias schmerzt im rechten Bein, und auch im rechten Arm schmerzen die Nerven vom Haaransatz bis zum Mittelfinger.
Ich habe Kopfschmerzen, mal mehr, mal weniger. Die Nerven im Gesicht ziehen an den Zähnen und Augen.
Manchmal ist mein Stresslevel so hoch, dass ich das Gefühl habe, die Nerven in meinem Körper surren, wie die Saiten einer Gitarre.
Ich esse manchmal über Tage wenig, denn sobald ich esse, fängt der Magen an zu schmerzen.
Oft bekomme ich schlecht Luft, was nicht an der Lunge liegt, sondern daran, dass sich mein Brustkorb anfühlt wie eingeschnürt.
Ich bin lichtempfindlich und geräuschempfindlich.
Ich bin immer noch schnell erschöpft
Ich kann nicht rennen, hüpfen, springen.
Und rechnen kann ich auch nicht. Es scheint, mein Gehirn verweigert den Umgang mit Zahlen.
Aber, die Symptome sind Gott sei Dank nicht immer alle da. Und, und das ist wichtig, ich bin in den letzten 1,5 Jahren schon weit gekommen.
Ich bin nicht mehr so erschöpft, dass ich das Gefühl habe auseinanderzufallen. Ich kann in normaler Geschwindigkeit gehen und kleine Strecken auf dem E-Bike fahren.
Ich kann Ausflüge mit den Kindern machen. Und mich mit Freundinnen auf einen Kaffee treffen. Wir waren sogar im Urlaub.
Ich kann lesen und lerne schwedisch. Ich male und kalligraphiere.
Einen normalen Tagesablauf, wenn ich vormittags allein zu Hause bin, bekomme ich meistens gut hin.
»Wie geht es dir?«, fragst du.
Und an manchen Tagen kann ich sogar sagen: »Gut!«
Aber was heißt »gut« für dich? Wenn ich »gut« sage, denkst du: »gesund«. Für mich bedeutet »gut« aber: Die Symptome sind kaum oder sogar gar nicht zu merken. Solange ich mich also nicht überanstrenge, fühle ich mich gut.
Und es gibt sie, die guten Tage und manchmal auch guten Wochen. Dann muss ich aufpassen, nicht zu viel zu machen, sonst wird es wieder schlimmer.
Und ich bin auch glücklich. Ich mag meine Vormittage für mich, wenn ich Zeit habe zu zeichnen, zu kalligraphieren, zu schreiben oder zu lesen. Wenn ich Zeit habe, spazieren zu gehen und mich danach auszuruhen. Alles in meinem Tempo.
»Wie geht es dir?«, fragst du.
»Es geht«, sage ich, »ich bin zufrieden.»
»Meistens.«
Ich heiße Kati. Ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Töchter. Sie sind zwei und sieben Jahre alt.
Wir wohnen zusammen mit unserem Kater in einem Haus mit Garten am Rande einer kleinen Stadt in Süddeutschland.
Ich bin Lehrerin an einer Realschule. Ich habe Englisch, Mathematik und Hauswirtschaft/ Textil studiert und zehn Jahre in allen Klassenstufen unterrichtet. Zurzeit bin ich allerdings Klassenlehrerin in einer Klasse für Geflüchtete. Dort unterrichte ich Deutsch, Demokratiebildung und Soziales Lernen. Ich schaffe für heimatlose Kinder einen sicheren Ort.
In meiner Freizeit singe ich im Jazzchor, spiele Saxofon in der Bigband. Ich leite das Eltern-Kind-Turnen hier im Ort und organisiere zusammen mit anderen Frauen die Naturentdecker – Kindergruppe. Und natürlich verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie. Wir machen Ausflüge gemeinsam, gehen ins Schwimmbad, zum Bouldern und vieles mehr.
Bis vor zwei Jahre hätte ich mich so oder so ähnlich vorgestellt. Jetzt ist alles anders. Jetzt weiß ich nicht so genau, was ich antworten soll, wenn ich neue Leute kennenlerne und gefragt werde, was ich mache.
Ich heiße Kati, bin 39 Jahre alt, glücklich verheiratet, habe zwei wundervolle Töchter, jetzt vier und neun Jahre alt, und ich habe seit mehr als zwei Jahren Long Covid1.
Dies ist meine Geschichte.
Die Geschichte eines Lebens, das sich von einem Tag auf den anderen komplett veränderte.
Ich bin dreimal geimpft und hatte dreimal Corona. Zweimal hatte ich eigentlich kaum Symptome. Beim dritten Mal hat es mich etwas heftiger erwischt. Aber auch hier hat es sich nur wie eine mittlere Erkältung angefühlt. Auf jeden Fall dachte ich noch: »Wenn Corona so ist, kann ich das auch noch 10-mal bekommen.«
Ich blieb fünf Tage zuhause, es waren eh Ferien, dann ging ich wieder in die Schule.
Die darauffolgende Woche war richtig anstrengend, allerdings nicht, weil ich noch angeschlagen war. Ich war 3-mal nachts für zwei Stunden wach, weil die Kleine Theater gemacht hat. Sie wollte unbedingt wieder an die Brust, dabei hatte ich sie schon eine ganze Weile vorher abgestillt. Weil sie nicht durfte, hat sie so lange getobt, bis sie wieder in den Schlaf gefallen ist. Ich bin trotzdem arbeiten gegangen. Freitags musste ich dann einspringen und Englischprüfungen abnehmen, an meinem freien Tag. Am Freitagabend spürte ich dann auf einmal stechende Schmerzen in der rechten Wade. Diese ließen zwar über Nacht etwas nach, waren am Samstagmorgen aber immer noch vorhanden. Da ich in der zweiten Schwangerschaft Probleme mit der Blutgerinnung hatte, befürchtete ich, es könnte eine Thrombose sein. Die Notfallpraxis verließ ich aber ohne Befund. Monate später weiß ich nun, dass das der Ischias war, der sich da gemeldet hat.
Am Montag ging ich wieder in die Schule. Nachmittags in der Eltern-Kind-Turngruppe hatte ich mit leichtem Schwindel zu kämpfen. Ich dachte mir nichts dabei, Kreislaufprobleme habe ich manchmal. Nachts kamen aber starke Druckschmerzen im Oberbauch dazu, ich konnte kaum schlafen. Und am nächsten Morgen hatte ich dann Schmerzen im Brustkorb und war völlig erschöpft. Statt in die Schule zu gehen, suchte ich meinen Hausarzt auf.
14. März
Huhu!!!
Wie geht es euch denn?
Hoffe alle sind fit und munter.
07:42
KKH zum Ausschluss eines Herzinfarktes.
17:47
Was???
Oh nein
Was merkst du?
17:50
Hatte heute so Schmerzen in der Brust, und beim Hausarzt war das EKG auffällig und der Schnelltest auf Thrombose positiv. Da wollte er auf Nummer sicher gehen und hat mich vom Rettungsdienst abholen lassen.
Das 2. EKG, das die Sanis gemacht haben, war aber schon wieder besser
17:50
Mist
Ja…
17:51
Melde dich, wenn du mehr weißt. 😘
❤
Mach ich, ich warte noch
18:21
🦾
Ich warte immer noch auf die Ärztin
19:59
Du Arme
Jetzt nochmal EKG, Blutabnahme, Ultraschall vom Bein.
Dann wird entschieden
20:07
Im Moment sieht der Arzt keine Anzeichen für einen Herzinfarkt.
20:09
Alles in Ordnung, ich darf wieder nach Hause
21:06
15. März
Guten Morgen! Wie geht es dir?
07:41
Schon, ein bisschen schwach noch
20:07
17. März
Wie geht‘s dir?
15:25
Solange ich auf dem Sofa liege und den Druck auf der Brust ignoriere, kann ich mir fast einreden, dass es mir gut geht
15:26
Na, toll
Klingt aber nicht gut
15:27
Schon eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine machen, bringt mich an den Rand meiner Kräfte
15:27
Am Montag wird dann nochmal Blut abgenommen, dann sehen wir weiter…
15:28
Kann das noch von Corona sein?
Also Spätfolgen?
15:28
Könnte schon, könnte auch eine verschleppte Herzmuskelentzündung sein 🤷♀️
15:29
😒
15:30
jep
15:30
21. März
Hey!! Was sagt dein Blut?
14:06
Nichts, ich hab jetzt eine Überweisung an den Kardiologen
14:08
23. März