Mama kann nicht kochen - Martin Jaschke - E-Book

Mama kann nicht kochen E-Book

Martin Jaschke

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Beschreibung

Martin und Camilo Jaschke sind, seit sie denken können, von den miserablen Kochkünsten ihrer kubanischen Mutter Yordanka fasziniert. In 'Mama kann nicht kochen' berichten sie in kurzweiligen und amüsanten Geschichten über ihre schlimmsten Kochunfälle - von 'Zement-Sternen', 'Zerstörtem Fisch' bis zu 'Brot, um eine Burg zu erobern'. Dabei kommen sie zum Schluss: Mama ist zwar nicht perfekt, doch das macht sie geradezu perfekt. Mit dieser Auffassung stehen die Geschwister nicht alleine da. Ideelle Unterstützung finden sie nebst bei ihrer eigenen Mutter bei zehn weiteren tatkräftigen Müttern, die in persönlichen Liebeserklärungen im Buch dem Perfektionismus abschwören. Mit Michèle Binswanger, Kafi Freitag, Andrea Fischer Schulthess, Nathalie Sassine, Andrea Jansen, Daniela Nagel, Nadja Zimmermann, Dania Schiftan, Susanne Kunz und Barbara Hochstrasser. 'Mama kann nicht kochen' richtet sich an all die Mütter, die dem Perfektionswahn nicht (mehr) unterliegen und endlich von ihren Schuldgefühlen oder dem schlechten Gewissen befreit werden wollen.

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Unbeschönigt, aber durchaus amüsant erzählen die beiden Buben Martin und Camilo Jaschke von den erfolglosen Versuchen ihrer Mutter, ein gutes Essen auf den Tisch zu zaubern. Die Titel der Geschichten verraten bereits, worum es gehen wird: «Zement-Sterne», «Zerstörter Fisch», «Brot, um eine Burg zu erobern » u. v. m. Trotz des Desasters in der Küche – die Buben sind sich einig: «Mama ist zwar die schlimmste Köchin der Welt, doch sie ist trotzdem perfekt!»

Dass unperfekte Mütter eben gerade perfekt sind, zu diesem Schluss kommen nicht nur die Geschwister. Zehn prominente Mütter und Fachfrauen haben ihrer Stimme Ausdruck verliehen und persönliche Liebeserklärungen ans unperfekte Mutterdasein verfasst. Namentlich: Michèle Binswanger, Andrea Fischer Schulthess, Kafi Freitag, Andrea Jansen, Susanne Kunz, Daniela Nagel, Nathalie Sassine-Hauptmann, Nadja Zimmermann, die Sexualtherapeutin Dania Schiftan und die Burnout-Spezialistin Barbara Hochstrasser.

«Mama kann nicht kochen» zeigt auf, warum es sich lohnt, dem Perfektionsdrang Einhalt zu gebieten, und warum die Perfektion letztlich in der Unvoll kommenheit liegt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2018, Arisverlag

(Ein Unternehmen der Redaktionsbüro.ch GmbH)

Schützenhausstrasse 80

CH-8424 Embrach

www.arisverlag.ch/www.redaktionsbüro.ch

Umschlaggestaltung und Satz: Lynn Grevenitz,

www.kulturkonsulat.com

Lektorat: Vanessa Sonder, Zürich

E-Book: CPI books GmbH, Leck

ISBN: 978-3-9524924-7-5

INHALT

Vorwort von Martin & Camilo Jaschke

Geschichten

Liebeserklärungen

Andrea Fischer Schulthess

Susanne Kunz

Kafi Freitag

Michèle Binswanger

Barbara Hochstrasser

Geschichten

Die Mutter, Yordanka Jaschke

Geschichten

Liebeserklärungen

Nathalie Sassine-Hauptmann

Nadja Zimmermann

Andrea Jansen

Daniela Nagel

Dania Schiftan

Geschichten

Nachwort von Martin & Camilo Jaschke

VORWORT VON CAMILO

Als Baby realisiert man nicht, ob die eigene Mutter gut kochen kann oder nicht. Aber als ich dann acht Jahre alt war, konnte ich feststellen, dass meine Mutter nicht gut kochen kann. So kam die Idee für unser Buch. Wir wollen euch von den schlimmsten Menüs unserer Mutter erzählen.

Aber sonst ist meine Mutter toll. Sie ist immer für uns da. Sie hat sogar gelernt, Fußball zu spielen, und ist nun Fußballtrainerin in unserem Fußballclub. Auch wenn sie nicht kochen kann, ich möchte nichts an meiner Mutter ändern!

VORWORT VON MARTIN

Viele Freunde von uns erzählen, dass ihre Mutter gut kochen kann oder konnte. Ich habe festgestellt, dass meine Mutter anders ist. Mir ist bewusst, dass die Kunst, gut zu kochen, schwieriger ist, als Mama denkt. Deswegen möchte ich euch von den schlimmsten Menüs unserer Mutter erzählen.

An meiner Mutter aber ist toll, dass sie immer so viele Sachen mit uns macht und so coole Ideen hat. Auch wenn meine Mutter nicht kochen kann, ist sie gerade perfekt, so wie sie ist.

ZEMENT-STERNE

Die Küche inspiriert meine Mutter ganz und gar nicht. Deswegen gibt es ab und zu auch solche wahren Geschichten, wie zum Beispiel die an Weihnachten.

Jedes Kind wünscht sich, dass Mama zu Weihnachten «Guetzli», Kekse, backt. So auch ich. Aber nach drei Versuchen meiner Mutter, Kekse selber zu machen, habe ich aufgehört, davon zu träumen.

Der erste Versuch waren Zement-Sterne. Der zweite Versuch waren Zement-Kekse ohne Zucker. Und beim dritten Versuch gab es verbrannte Weihnachtskekse, hart wie Zement und wieder ohne Zucker! Wir versuchten sie trotzdem zu essen. Das jedoch war eine «Mission impossible».

Camilo

BROT, UM EINE BURG ZU EROBERN

Wir entwickelten eine Faszination für die Ritterzeit. Die Kleider, die Schwerter, die Rüstungen, die Burgen und die Katapulte. Aber was braucht man, um eine Burg zu erobern? Ein selbst gemachtes Brot meiner Mutter! Dunkel wie die Nacht, hart wie Stein, kompakt wie ein Ziegel. Aber immerhin mit Liebe gemacht. Liebe verbindet und mit Liebe essen wir die schlimmsten Menüs meiner Mutter. Und wenn wir uns je verteidigen müssen, wird unsere Mutter Brot backen. So werden wir immer gewinnen.

Martin

TOTAL ROHE DREI-MINUTEN-EIER

Ab und zu am Sonntag gibt es bei uns Eier zum Frühstück. Drei-Minuten-Eier sind bei vielen Familien sehr beliebt. Aber bitte besucht uns nicht, wenn meine Mutter die Eier zum Frühstück kocht. Denn dann gibt es immer eine Überraschung.

Die fertigen Eier sind auf dem Tisch und wir freuen uns schon sehr darauf. Doch was passiert, wenn wir die Eier mit dem Messer aufschlagen? Auf dem Teller breiten sich Eigelb und Eiweiß aus, eine gelbliche Suppe. Leider kannst du nicht einmal mit dem Löffel dein theoretisches Drei-Minuten-Ei genießen.

Ja. Das ist die Kochkunst meiner Mutter.

Camilo

SPAGHETTI-SALZSTANGEN

Wie alle Kinder lieben wir Spaghetti. Ich behaupte, jede Mutter (jede!) kann Spaghetti kochen. Aber es gibt immer eine Ausnahme – und zwar unsere Mutter!

Sie kocht sie entweder sehr weich oder zu hart. Wenn sie keine Lust hat, zu kochen, gibt es zwei Möglichkeiten. Kaltes Essen oder aufgewärmtes Essen. Beim Aufwärmen wird das Essen entweder kalt serviert oder verbrannt. Ich mag es lieber kalt als verbrannt, so wie die Spaghetti von diesem Menü.

Es war einmal an einem Mittag. Wir haben uns auf die Spaghetti gefreut. Aber auf dem Teller lagen harte, frittierte Nudeln, die in Öl schwammen. Es waren Pasta-Salzstangen. Genau so haben sie getönt, als wir sie gegessen haben.

Zum Glück haben wir immer Hunger und so haben wir fast alles aufgegessen.

Camilo

LIEBESERKLÄRUNG #1AN PERFEKT UNPERFEKTE MÜTTER

von Andrea Fischer Schulthess, Geschichtenerzählerin und Autorin, Mutter von zwei Kindern (2001 und 2003)

Während der ersten Schwangerschaft hatte ich Panik und dachte, ich würde das alles nie hinkriegen. Und was dann?! Klar will man als Mutter perfekt sein. Mittlerweile ist mir allerdings bewusst, dass man Abstriche machen muss, um eine gute Mutter zu sein. Kein Kind braucht einen makellosen Haushalt und auch keine fehlerfreie Mutter, aber dafür eine, die liebend und authentisch ist.

Trotzdem: Der Verzicht auf übersteigerte Ansprüche an sich selbst ist ja gut und recht. Bloß ist das leichter gesagt als getan. Offen gestanden bin ich darin noch immer nicht sonderlich gut. Ich wünschte, ich könnte die Haltung einnehmen, «in meinem Haushalt muss nicht alles tipptopp sein». So ist es jedoch leider nicht. Zwar ist mein Haushalt in der Tat nicht perfekt, eher etwas chaotisch, dennoch tappe ich immer noch in die Perfektionismus-Falle. Manchmal hilft es, wenn ich mir vorstelle, die eigenen Kinder wären schon erwachsen und würden sich an die eigene Kindheit zurückerinnern. Vor allem als sie kleiner waren, stellte ich mir dann ab und zu die Frage: Was wäre schlimmer? Wenn sie sich an die Unordnung im Wohnzimmer zurückerinnern oder daran, wie ich sie bitte, nicht herumzutoben, damit ich aufräumen kann, und sie sich dafür einsam, vernachlässigt fühlen? Das half.

Ich vermute, hinter dem Perfektionismus-Anspruch vieler moderner Mütter steckt vor allem Angst. Im Elternsein insgesamt stecken ja sehr viele Ängste. Angst davor, was die anderen denken könnten; Angst, dass die Kinder sich in der Welt nicht zurechtfinden werden; Angst, dass die eigenen Kinder einen nicht mehr lieben könnten; Angst, dass sie deine Schwächen erkennen und benennen – was ich übrigens mittlerweile sehr erfrischend finde. Deshalb störe ich mich auch an den meisten Erziehungsratgebern. Sie schüren oft ungewollt solche Unsicherheiten und Ängste. Wie zum Beispiel Bücher mit Titeln wie: «Jedes Kind kann schlafen» etc. Wie es einem wohl ergeht, wenn man ein solches Buch gelesen hat und das eigene Kind trotzdem nicht schläft? – Das lässt doch viele denken: «Wie schrecklich! Jedes Kind kann dank diesem Buch schlafen, nur meines nicht!» Das macht alles noch schlimmer. Manchmal staune ich ob des ganzen Drucks, dass nicht mehr Mütter Alkoholikerinnen sind, kiffen oder sich sonst wohin flüchten.

Ängste und Unsicherheiten dieser Art rühren wohl zu weiten Teilen daher, dass wir nicht mehr in Familienverbänden aufwachsen. Eigentlich ist es ja geradezu bescheuert, als Frau einsam mit einem Baby daheim zu hocken und für alles verantwortlich zu sein. Es fehlt die Unterstützung und das Lernen in Großfamilien, die alle Generationen und Altersklassen vereinen und zusammenhalten. Klar kann man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, und die Vergangenheit zu beschönigen, bringt auch nichts, aber wir können uns heute einen Ersatz für die Großfamilien suchen. Mütter können sich zusammentun und sich dadurch gegenseitig genau diesen Austausch und diese Unterstützung ermöglichen, welche in der modernen Kleinfamilie fehlen. Zum Beispiel in Form von Mittagstischen oder häufigen Treffen etc.

Dabei empfehle ich von Herzen, sich soweit möglich mit solchen Müttern oder Eltern zusammenzutun, an denen man sich gern orientieren möchte, bei denen man sich aufgehoben und verstanden fühlt, so wie man eben ist. Denn eigentlich kann man gemeinsam über so vieles lachen, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und sich auf die Finger zu schauen oder sich zu konkurrieren. Davon hat keine was. Worüber ich jeweils mit anderen Müttern – auch heute noch – alles gescherzt oder auch geweint habe! Über so viele Dinge, durch die man als Mutter eben durch muss. Das half und hilft immer wieder, das Schöne und Wunderbare an dieser Aufgabe nicht aus den Augen zu verlieren und sich nicht allein zu fühlen, wenn mal wieder alles schiefgeht oder die Kraft fehlt.

Ein Beispiel: Kürzlich war ich bei einer Freundin – da kommt ihr Nesthäkchen zum Gefrierfach und schnappt sich, ohne mit der Wimper zu zucken, ein drittes Eis. Meine Freundin sieht mich an und sagt: «Sorry, bei den ersten beiden Kindern habe ich mich so sehr ins Zeug gelegt, ich mag nicht mehr perfekt sein. Der Kleine wird auch so gut rauskommen.» Ich fand ihre Aussage großartig entspannt.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass der größte Stress, den sich heutige Eltern machen, das Essen betrifft. Zumindest scheint es mir so. Ich kann mich noch gut erinnern, als meine Tochter ein Säugling war, posaunte ich laut herum, dass ich sie im ersten Jahr nicht mit Bananen füttern würde, damit der Körper sich nicht zu früh auf Süßes einschieße. Ein Freund von uns, der bereits Kinder hatte, grinste nur und meinte lakonisch: «Jaja, warte mal ab.» Und ehe ich mich versah, hatte ich auf jedem Ausflug Bananen dabei – keine Frucht ist praktischer für unterwegs. Ich lache heute noch über meine hehren Pläne von damals.

So kochte ich zum Beispiel tonnenweise Bio-Rüebli und Bio-Kartoffeln ein, pürierte alles mit hochwertigem Öl, damit das Vitamin A aufgenommen werden kann. Dann wurde das Ganze auf Vorrat eingefroren – was ich schon nach wenigen Wochen nur noch nervig fand. Beim zweiten Kind habe ich dann ganz entspannt Gläschen gekauft. Nichts gegen den perfekten Bio-Brei. Wenn eine Mutter gerne stundenlang in der Küche steht, dann nur zu, klar! Das ist super. Aber wenn es einen stresst und Zeit raubt, die man zur Erholung vom mütterlichen Alltag oder für die Kinder nutzen könnte, dann kann man da auch getrost mal Abstriche machen.

Und zum Abschluss habe ich noch eine Bitte an alle Mütter: Hört auf damit, euch selbst und den anderen etwas vorzumachen, wenn mal etwas nicht klappt, ihr überfordert oder unglücklich seid. Zwar tut das kaum jemand vorsätzlich oder aus böswilligen Motiven, sondern aus der Sorge heraus, als Versagerin dazustehen. Mit diesem Anspruch, perfekt zu sein und den Schein zu wahren, schaden sich die Mütter jedoch letztlich nur sich selbst und auch gegenseitig, statt sich eine Stütze zu sein. Deshalb habe ich auch schon häufig darüber geschrieben (im Mamablog des «Tages-Anzeiger»). Mir ging’s dabei darum, dass eine Mutter sich hinstellt und den Mut hat zu sagen, dass sie nicht perfekt ist und nicht alles im Griff hat und dass deswegen die Welt nicht untergeht. Mein Ziel war es, auch die Schüchternen zu ermutigen, dies zu tun. Zu zeigen, dass man mit solchen Sorgen nicht allein ist. Denn der Druck nützt niemandem was.