Mama sein - Nele Hillebrandt - E-Book

Mama sein E-Book

Nele Hillebrandt

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Mama zu werden bedeutet absolutes Glück. Meistens. Aber es gibt auch Tage voller Verzweiflung und Unsicherheit: Der Körper muss sich umstellen und erholen, die Hormone spielen verrückt, im Kopf herrscht Chaos – das kann enorm belasten. Erzieherin und Bloggerin Nele Hillebrandt liefert mit diesem Ratgeber eine echte Starthilfe für Mamas – von der Geburt über die ersten Wochen zu Hause bis zum entspannten Familienleben: Sie hat alle wirklich wichtigen Infos zu den großen Themen Stillen, Säuglingsmilch, Beikost, Wickeln und Schlafen zusammengestellt. Ihre praktischen Tipps helfen, sich auf das Kommende einzustellen und bereits bestehende Probleme möglichst schnell zu meistern. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund: #realtalk ist angesagt!

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Seitenzahl: 195

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INHALT

Über mich

Und dann ist man Mama

Die Geburt

Der Geburtsplan

Wege sein Kind zu gebären

Alleingeburt

Hausgeburt

Geburtshausgeburt

Spontane Klinikgeburt

Notfallkaiserschnitt

Geplanter Kaiserschnitt

Wunschkaiserschnitt

Geburtsverarbeitung

Die interventionsfreie Geburt

Eine Geburt ist kein Wettbewerb

Stolz auf sich sein

Gewalt unter der Geburt

Die ersten Stunden danach

Das Wochenbett

Der Sinn des Wochenbetts

Als Familie zusammenwachsen

Erholung für den Körper

Betreuung im Wochenbett

Was man im Wochenbett braucht

Zeit und Ruhe

Nahrung

Besuch

Weitere nützliche Dinge

Der Babyblues („Heultage”)

Hormone als Ursache

Den Babyblues überstehen

Die Wochenbettdepression (postpartale Depression)

Hilfe ist notwendig

Vorstellung vs. Realität

Regretting Motherhood

Sich schuldig fühlen

Das alte Leben vermissen

Die Krux mit dem Wunschkind

Ein neuer Abschnitt ist immer auch ein Abschied

Austausch unter Müttern

Der Druck, unter dem Mütter stehen

Wenn die Liebe langsam wächst

Mehr Zufriedenheit

Stress im Familienalltag

Ressourcen

Für sich selbst sorgen

Empathie

Die eigenen Bedürfnisse erkennen

Jede Empfindung hat einen Grund

Grenzen erkennen

Akzeptanz

Negatives als Bestandteil des Seins

Gelassenheitsgebet

Kongruenz

Verstell dich nicht

Negatives gehört dazu

Achtsamkeit

Bewusst im Hier und Jetzt

Achtsam im Alltag

Bewusst und informiert entscheiden

Bias

Grenzen

Den Alltag mit Baby gestalten

Schlaf

Schlafdauer

Durchschlafen

Mehr Schlaf bekommen

Schlaftrainings

Bedürfnisse vereinbaren

Schlafsituation

Beistellbett im Elternschlafzimmer

Das Familienbett

Ein Elternteil schläft mit im Kinderzimmer

Das Baby allein im Kinderzimmer

Den eigenen Weg finden

Wichtige Rahmenbedingungen

Stillen oder Flasche?

Stillen

Wunderelixier Muttermilch

Vorteile des Stillens für die Mutter

Die Mär von zu wenig Milch

Woran man merkt, dass das Kind genug Milch bekommt

Muttermilch abpumpen

Saugverwirrung

Säuglingsmilch

Pre-Milch

Anfangsmilch (1er)

Folgemilch (2er)

HA-Milch

Heilnahrung (HN-Milch)

Zwiemilch

Flaschen und Sauger

Den eigenen Weg finden

Bedürfnisse

Rahmenbedingungen

Beikost

Beikoststart

Babybrei

Gläschen

Tiefkühlkost

Selber kochen

Brei-Grundrezepte

Selbstgekocht vs. Fertigprodukte

Brei im Quetschbeutel (Quetschie)

Baby-led Weaning (BLW)

Fingerfood

Verschlucken

BLW und Brei

Den eigenen Weg finden

Bedürfnisse

Rahmenbedingungen

Transport

Schieben

Erstlingswagen

Sportwagen

Kombikinderwagen

Jogger

Buggy

Tragen

Tragetücher

Ring-Sling

Halfbuckle

Fullbuckle

„Gruseltragen”

Autofahren nur mit geeigneter Babyschale

Den eigenen Weg finden

Bedürfnisse

Wickeln

Wegwerfwindeln

Stoffwindeln

Stoffwindeln waschen und trocknen

Lagerung schmutziger Windeln

Windelfrei

Abhalten

Ist windelfrei schädlich?

Windelfrei weltweit

Den eigenen Weg finden

Bedürfnisse

Glücklich statt perfekt

Der eigene Anspruch

Perfekt gibt es nicht

Bedürfnisse

Kann man ein Baby verwöhnen?

Der Weg zu einem harmonischen Familienleben

ÜBER MICH

Ich bin Erzieherin und habe einen Bachelor of Science in Psychologie. Über ein Jahr lang dauerte unsere Kinderwunschzeit, und in dieser Zeit las ich unendlich viele Erziehungsratgeber. Ich dachte, dass ich gut vorbereitet wäre. Dass ich dieses „Mama sein” schon hinbekommen würde. Nein, ich habe es mir nicht leicht vorgestellt. Wenig Schlaf, viele Pflichten. Aber als dann mein Baby geboren war, da war es so anders, so überwältigend, so verunsichernd, dass ich oft nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.

Die ersten Wochen nach der Geburt waren für mich – und für uns als Familie – extrem belastend. Ich hatte große Schwierigkeiten, in meine neue Rolle zu finden, und die körperlichen Nachwehen der Geburt erschwerten es mir zusätzlich. Ich war verletzt, unsicher und durcheinander. Meine Hormone spielten verrückt, und in mir herrschte ein einziges Chaos.

Ich habe über diese Zeit ausführlich auf meinem Mamablog Faminino berichtet und dort die Rückmeldung erhalten, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin. Viele Frauen berichteten mir von ähnlichen Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen.

Und eins war allen gemeinsam: das Gefühl, dass es falsch ist, sich so zu fühlen. Dass man zu schwach ist. Zu wenig belastbar. Das Gefühl, dass alle Frauen um einen herum mit ihren Babys im siebten Himmel schweben. Dass Babys eine Familie doch komplett und das Leben schöner machen sollen.

Stattdessen stellte dieses kleine Wesen bei uns alles auf den Kopf.

Es dauerte lange, bis sich hier alles einspielte und noch länger, bis ich es geschafft habe, dass ich mich selbst nicht für eine unfähige Mutter hielt.

Heute sind wir als Familie angekommen. Ich bin zwar immer noch oft übermüdet, aber die Überforderung ist zum Glück einem Gefühl von Sicherheit gewichen. Ich weiß mittlerweile, dass es okay ist, wenn es nicht perfekt ist. Dass es auch gut ist, wenn ich es anders mache als die anderen. Dass mein Weg für uns der richtige ist.

Ich habe gelernt, meinen Weg im Dschungel der verschiedenen Erziehungsansätze zu finden und wegzuhören, wenn jemand versucht, mir seine Sichtweise aufzudrängen. Ich bin dafür, dass wir endlich akzeptieren, dass Menschen, Familien, Mütter, Väter und Kinder verschieden sind. Dass jede Familie ihren eigenen Weg finden muss.

Ich habe mich viel mit Erziehungsstilen und Konzepten beschäftigt. Viel gelesen, das mir gefällt. Viel, das mir nicht gefällt. Ich tausche mich mit Müttern darüber aus, wie sie es machen, und lerne dabei immer wieder, wie wichtig Akzeptanz für die verschiedenen Herangehensweisen ist.

Ich selber erziehe nach keinem konkreten Erziehungsstil. Ich erlaube mir das anzuwenden, was mich anspricht, informiere mich und entscheide am Ende nach Bauchgefühl. Ich möchte informiert und bewusst entscheiden, weil ich dabei hinterfrage, und mein Vorwissen hilft mir, bestimmte Dinge einordnen zu können.

UND DANN IST MAN MAMA

Wenn man schwanger ist, dann hat man ganz klar ein Ziel vor Augen: den ET (errechneten Termin oder auch Entbindungstermin). Man zählt die Wochen, die Tage. Man fiebert diesem Tag in freudiger Erwartung entgegen, gepaart mit (mehr oder weniger großer) Angst. Schmerzhaft wird es werden. Das weiß man. So wird es einem ja immer erzählt. Wenn man Glück hat, dann geht es schnell, bei „Erstgebärenden” ist das aber eher unwahrscheinlich. Innerlich bereitet man sich also vor. Auf diesen Tag X.

Auf Schmerzen.

Zumindest versucht man das. Denn so wirklich kann man sich gar nicht vorstellen, was da auf einen zukommt. Ich zumindest konnte es nicht.

Und dann?

Ja, dann ist man Mama. Dann hat man ein Baby. Wenn die Geburt erst mal geschafft ist, dann wird alles gut. Vielleicht ein bisschen anstrengend. Klar, Babys weinen, aber als Mama wird man schon wissen, was zu tun ist. Und wahrscheinlich schläft man erst mal nicht so viel. Aber das hat man ja auch nicht, wenn man die ganze Nacht in der Disco verbracht hat. So schlimm kann es also gar nicht sein, oder?!

So oder so ähnlich dachte ich. Wobei, eigentlich dachte ich nicht wirklich darüber nach. Meist dachte ich nur bis zu Tag X und nicht viel weiter. Worüber sollte ich auch groß nachdenken? Ich wusste nicht, wie es sein würde, ein Baby zu haben, und konnte es mir auch kaum vorstellen.

Man könnte nun sagen, dass das naiv sei.

Aber letztendlich ist doch die Frage, wie man sich etwas vorstellen soll, von dem man gar nicht weiß, wie es werden kann. Babys sind so verschieden wie ihre Eltern. Und niemand kann einem sagen, wie das eigene Baby werden wird.

Natürlich bereiteten wir uns, so gut es eben ging, vor. Wir kauften die Erstausstattung. Suchten den perfekten Kinderwagen. Machten uns Gedanken darüber, wie wir schlafen würden und kauften ein Babybay. Ich besorgte eine Packung Pre-Nahrung für den Notfall, nahm mir aber vor zu stillen und besorgte ein Stillkissen. Ich las Ratgeber über Ratgeber, nahm an Diskussionen im Social Web teil und hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ich als Mutter tun würde und was nicht.

Aber wir rechneten nicht damit, dass unser Sohn die erste Zeit hauptsächlich schreien würde. Dass wir lernen müssten, einfach für ihn da zu sein und auszuhalten. Ich rechnete nicht damit, dass ich mein altes Leben vermissen würde. Dass ich einen Ausschlag bekäme und aufgrund dessen mein Kind kaum halten könnte. Verdauungsbeschwerden, Wachstumsschmerzen, Zahnen – auf all diese Dinge kann man sich kaum vorbereiten. Man kann auch kaum etwas dagegen tun, außer: aushalten. Das Kind halten. Sich selbst halten. Mehr geht manchmal gar nicht.

Und auch die Geburt ist, wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist, in den meisten Fällen nicht direkt vergessen. Risse, Nähte, Hämorrhoiden, Nachwehen und manch anderes kann Schmerzen bereiten. Man ist schwach und erschöpft, denn der Körper hat gerade eine Höchstleistung vollbracht und braucht nun Ruhe.

HILFE BEI STARKEN NACHWEHEN

Nachwehen sorgen dafür, dass die Gebärmutter sich wieder auf ihre ursprüngliche Größe zurückbildet. Vor der Schwangerschaft hat die Gebärmutter ungefähr die Größe einer Birne und wiegt ca. 70 g, am Ende einer Schwangerschaft ist sie hingegen so groß wie zwei Fußbälle und allein die Muskeln wiegen rund 500 g.

In der Regel sagt man, dass Nachwehen stärker sind, je mehr Kinder man geboren hat. Doch auch hier gibt es natürlich Ausnahmen.

Bei sehr starken und unangenehmen Nachwehen kann Wärme, zum Beispiel durch eine Wärmflasche oder warme Wickel Linderung verschaffen, auch das Veratmen der Wehen (wie bei Geburtswehen) und das Einnehmen der Bauchlage haben sich als hilfreich erwiesen.

Wenn das alles nicht ausreicht, kann man in Absprache mit dem Gynäkologen oder der Hebamme auch leichte Schmerzmittel nehmen.

Der Wochenfluss erinnert einen die ersten Tage regelmäßig daran, dass man gerade ein Kind geboren hat, und die Hormonumstellung tut ihr Übriges. Dass der Beckenboden nicht direkt wieder im Ursprungszustand ist, merkt man oft noch Tage, Wochen oder gar Monate später.

Und wenn man dann merkt, dass man ständig kurz davor ist, in Tränen auszubrechen, die neue Situation einen völlig überfordert und man sich Sorgen macht, wie das in Zukunft alles werden soll, dann lassen auch die Schuldgedanken nicht lange auf sich warten. Denn als frisch gebackene Mutter sollte man doch eigentlich rundherum glücklich sein.

Und ja, Mutter zu werden ist wunderschön. Es ist aber auch sehr anstrengend. Während der Schwangerschaft (oft auch schon vorher) träumen wir davon. Malen es uns in den schönsten Farben aus. Sehen überall nur glückliche Mamis, Papis und Kinder. Wir lieben unser Kind, noch bevor es auf der Welt ist.

Und dann ändert sich auf einmal unser ganzes Leben. Wir stehen da im Auge des Sturms und wissen oft einfach nicht weiter. Wir lieben unser Kind – aber gleichzeitig ist es uns fremd. Wir könnten oft weinen vor Glück – und genauso oft weinen wir vor Erschöpfung. Wir möchten alles richtig machen – und haben das Gefühl, dass das nie klappt.

Mutterschaft ist manchmal ein einziger Widerspruch. Nichts ist so, wie wir es uns vorgestellt haben. Es ist so viel schöner. So viel anstrengender. So viel erdrückender.

Dass andere nur davon berichten, wie toll es ist, ein Kind zu haben und wie glücklich sie sind, hilft nicht, diesen Widerspruch aufzulösen. Dazu kommen die Werbung und mittlerweile auch immer mehr soziale Netzwerke, die uns weismachen, dass Kinder immer nur lachend in weißer Kleidung durch den blühenden Garten laufen.

Was wir brauchen, ist ein ehrliches Bild von Elternschaft. Ein Bild, das zeigt, wie wunderschön es ist, Kinder zu haben und das gleichzeitig deutlich macht, dass das nicht heißt, dass immer alles perfekt ist und man immer gut gelaunt durch die Wiesen tobt.

Wir brauchen Menschen, die ehrlich davon berichten, wie sehr sie ihre Kinder lieben – und wie sehr sie von ihnen in den Wahnsinn getrieben werden. Kaum jemand hat wirklich Freude daran, den ganzen Tag Windeln zu wechseln, zu füttern und das Kind zu schaukeln. Wir tun es, weil wir unsere Kinder lieben. Weil sie uns brauchen.

Aber es ist okay, das nicht immer nur toll zu finden.

Hinzu kommen die Grabenkämpfe, die überall geführt werden. Wie sollte man sein Kind tragen, halten, füttern, kleiden? Schon kleine Fragen können in den Weiten der sozialen Medien wahre Shitstorms auslösen – von den großen Themen wie Impfen, Haustiere und Kinder, Kinderbetreuung und „Erziehung” ganz zu schweigen.

Oft steht man da als frisch gebackene Mutter und weiß kaum mehr, was man machen soll. Das Schwierige ist, dass in solchen Diskussionen meist diejenigen am lautesten schreien, die am intolerantesten sind. Andere Meinungen werden dann direkt verteufelt und Mütter als „Rabenmütter” hingestellt, die ihre Kinder nicht lieben.

Ich persönlich habe hingegen die Erfahrung gemacht, dass man selten zwei Familien den gleichen Ratschlag geben kann. Wer sagt, dass eine Lösung für alle gilt, der vergisst, wie verschieden wir sind. Dass wir zum Teil ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Natürlich gibt es Grundprinzipien, die auf uns alle zutreffen und Dinge, in denen die meisten Menschen sich ähneln – aber selbst da gibt es Abstufungen. Nuancen, in denen Unterschiede deutlich werden.

In diesem Buch versuche ich darum vor allem, verschiedene Wege aufzuzeigen. Wie kann man etwas machen? Was sollte man dabei beachten? Dabei haben fast alle Wege ihre Vor- und ihre Nachteile. Am Ende sollte jede Familie für sich entscheiden, welchen Weg sie gehen möchte.

Erfahrungsberichte verdeutlichen zudem, dass man auf jedem dieser Wege glücklich sein kann. Und das ist auch gleichzeitig die Essenz: Man wird nicht glücklich, weil man einen bestimmten Erziehungsstil durchzieht. Man wird auch nicht glücklich, nur weil man es so macht, wie alle es gerade machen.

Glücklich wird man, weil man in Einklang mit sich selbst ist.

Unsere Kinder brauchen neben Liebe und Geborgenheit auch Eltern, die sich selbst lieben, zufrieden mit sich sind und nicht unter dem Druck, „perfekt” zu sein, zerbrechen.

DIE GEBURT

Wenn der Entbindungstermin näher rückt, merkt man irgendwann, wie wenig dieser Tag eigentlich bedeutet: Selbst in unserer durchgetakteten Welt halten sich die Babys nicht an einen Termin. Es geht los, wenn das Baby so weit ist.

Darauf muss man sich einlassen. Was nicht leicht ist. Darum fragen sich viele werdende Mamas, wie man die Geburt natürlich anstupsen kann. Wie man dafür sorgen kann, dass Wehen regelmäßiger oder stärker werden.

Wir sind nicht gut im Warten.

Und das medizinische Personal ist es oft auch nicht. Mit wehenfördernden Medikamenten, Wehencocktails oder einer Eipolllösung soll die Geburt angekurbelt werden.

Wie die Geburt an sich verläuft, lässt sich nicht vorhersagen.

Es gibt Frauen, die nur wenige Stunden in den Wehen liegen und bald unverletzt ihr Kind im Arm halten. Andere müssen die Wehen fast schon tagelang aushalten und haben danach schwere Geburtsverletzungen. Auf der anderen Seite ist es genauso gut andersherum möglich. Hinzu kommen die Geburten, bei denen früher oder später entschieden wird, dass ein Kaiserschnitt notwendig ist.

Geburten sind so verschieden, so unplanbar wie der Mensch selbst. Während wir das meiste bei einer Geburt nicht planen können, gibt es eine Sache, die geplant (und gepackt!) werden kann und um die Frauen sich meist akribisch kümmern: die Kliniktasche. Was genau hineingehört, da scheiden sich die Geister. Was für die eine essenziell war, war für die andere unnötig. Die folgende Checkliste hilft dir, nichts Wichtiges zu vergessen.

WAS GEHÖRT IN DIE KLINIKTASCHE?

• In jedem Fall wichtige Unterlagen wie Mutterpass, Ausweis und Krankenkassenkarte

• Bequeme Kleidung (weite Jogginghose, T-Shirt)

• Warme Socken (viele Frauen berichten von kalten Füßen unter der Geburt)

• Bademantel

• Haargummis

• Brille

• Zahnbürste, Zahnpasta, Duschsachen, Deo

• Handtücher und Waschlappen

• Hausschuhe oder Schlappen

• Still-BH, Still-Einlagen

• Erstlings-Outfit (Body, Hose, Jäckchen oder Strampler in Gr. 50/56, eventuell Mütze und eine Decke)

• Musik zum Entspannen

• Etwas zu naschen oder knabbern

Der Geburtsplan

Wer sich dennoch etwas Sicherheit verschaffen möchte und zumindest theoretisch überlegt, wie die Geburt ablaufen sollte, der kann einen Geburtsplan schreiben. Ein Geburtsplan enthält Angaben darüber, was man sich unter der Geburt wünscht und was nicht. Welche Medikamente möchte man nehmen, welche Interventionen lehnt man ab?

Auch für Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, kann es sinnvoll sein, einen Geburtsplan zu schreiben. So kann man sich mit dieser Situation auseinandersetzen. Man schaut schon im Vorfeld, welche Möglichkeiten es gibt, und ist informiert. Allerdings sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass es am Ende ganz anders kommen kann.

Eine Geburt ist oft überraschend. Überraschend schnell. Überraschend langsam. Überraschend schmerzhaft. Geburtspläne sind keine Fahrpläne. Unter der Geburt kann es sein, dass doch ganz anders gehandelt wird. Dass Frau sich etwas anderes wünscht oder etwas anderes braucht. Ein Abweichen vom Geburtsplan ist kein Manko und keine Schwäche.

Wenn man einen Geburtsplan schreiben möchte, sollte man sich zuvor gut informieren: Welche Möglichkeiten gibt es? Was bietet das Krankenhaus oder das Geburtshaus an, in dem ich entbinden möchte? Wenn ich zu Hause entbinden möchte, sollte ich mit Frauen sprechen, die selber schon eine Hausgeburt hatten. Auch Gespräche mit Hebammen, Ärzten und anderen Fachpersonen sind wichtig, damit klar wird, was möglich ist und wo eventuelle Grenzen liegen.

Ein Geburtsplan sollte auch immer mit dem Partner be- und ab gesprochen werden. Im Zweifelsfall sollte er ebenfalls wissen, was darauf steht, damit er sich für seine Frau einsetzen kann. Unter der Geburt ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen nicht direkt alles mitbekommen. Der Partner hingegen kann oft besser darauf achten, was Hebammen und Ärzte besprechen und auf die Wünsche der Frau verweisen.

Ein Geburtsplan kann sehr ausführlich sein oder nur die (für die jeweilige Frau) wichtigsten Themen enthalten. Mögliche Themen sind:

Geburtsbegleiter

Wer soll mit im Kreißsaal sein? Soll der Partner mitkommen, die Mutter oder eine Freundin? Soll eine Doula mit zur Geburt kommen? Ist es in Ordnung, wenn auch Hebammenschülerinnen oder Assistenzärzte zur Geburt hinzukommen? Sollen diese Personen den Kreißsaal zu bestimmten Zeiten verlassen?

Gebärhilfen

Gibt es ein Gebärbecken und möchte die Frau dieses nutzen? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Ist ein Geburtshocker oder Pezziball erwünscht, wenn einer verfügbar ist?

Betreuung unter der Geburt

Ist es erwünscht, dass die Frau viel unterstützt wird, oder soll sie lieber in Ruhe gelassen werden? Möchte sie Anweisungen haben, wann sie pressen soll oder lieber auf ihr Gefühl vertrauen?

Medikamente

Welche Medikamente möchte die Frau gegen Schmerzen nehmen, welche nicht? Dabei sollte immer bedacht werden, dass nicht jedes Krankenhaus jede Art der Schmerztherapie unterstützt und durchführt. Es sollte also im Vorfeld abgeklärt werden, welche Möglichkeiten bestehen.

In vielen Krankenhäusern ist es heute üblich, dass die Patientinnen einige Zeit vor der Geburt über Risiken und Vorteile einer PDA (Peridualanästhesie) aufgeklärt werden. Dadurch entfällt unter der Geburt der Papierkram und man kann direkt handeln. Auch wenn man sich sicher ist, eine solche nicht zu wollen, ist es sinnvoll, die Aufklärung schon im Vorfeld zu machen. Sollte es zu einem Kaiserschnitt kommen oder man sich einfach umentscheiden, geht alles schneller. Eine Verpflichtung, die PDA zu nehmen, gibt es natürlich nicht.

Wünsche für den Kaiserschnitt

Ein Geburtsplan kann auch erstellt werden, wenn ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. Und selbst wenn dieser nicht geplant ist, ist es sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, was man sich wünscht, wenn ein solcher notwendig wird.

Fragen sollte man sich hier, wer mit in den OP soll, ob man das Baby direkt auf die Brust gelegt bekommen möchte und wer es nehmen soll, wenn dies nicht möglich ist.

Nach der Geburt

Auch direkt nach der Geburt gibt es Fragen, die aufkommen und die man schon im Vorfeld besprechen sollte. Ein großes Thema ist die Ernährung des Babys: Wünscht die Frau zu stillen? Ist es für sie okay, wenn das Baby eine Flasche Pre-Nahrung erhält? Oder einen Schnuller?

Mittlerweile gibt es immer mehr Krankenhäuser, die als stillfreundlich ausgezeichnet werden. In diesen Krankenhäusern werden Mütter darin unterstützt, ihr Baby zu stillen, und es werden keine Fläschchen oder Schnuller angeboten, um einer Saugverwirrung vorzubeugen. Dennoch ist es letztendlich die Entscheidung der Frau, ob sie stillt oder nicht.

Weiteres

Letztendlich gehört in einen Geburtsplan all das, worüber sich die werdende Mutter (und natürlich auch der werdende Vater) Gedanken macht. Bei der Geburtsanmeldung sollten die wichtigsten Punkte besprochen und der Geburtsplan in schriftlicher Form abgegeben werden.

Wege sein Kind zu gebären

Heute können wir uns entscheiden, wo und auf welche Weise wir unser Kind auf die Welt bringen möchten. Diese Wahlfreiheit ist neu, und es haben sie auch heute nur anteilmäßig wenige Frauen auf der Welt.

Hier in Deutschland bekommen die meisten Frauen ihre Kinder in einem Krankenhaus. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, die Schwangeren offen stehen. In Deutschland gibt es, anders als in Österreich, keine gesetzliche Pflicht, eine Hebamme zur Geburt hinzuzuziehen oder sein Kind in einer bestimmten Umgebung auf die Welt zu bringen.

Alleingeburt

Frauen in Deutschland haben somit grundsätzlich die Möglichkeit, ihr Kind alleine, an einem von ihnen ausgesuchten Ort, zur Welt zu bringen. Nur wenige Frauen machen jedoch von diesem Recht Gebrauch. Ein Baby ganz allein, ohne Unterstützung, auf die Welt zu bringen, ist für die meisten eher eine beängstigende Vorstellung.

Auch Hebammen und Ärzte raten davon ab, da nicht sicher ist, ob Frauen alleine wirklich einschätzen können, ob die Geburt gut verläuft und es dem Baby gut geht. Sollte ein Baby bei einer Alleingeburt zu Schaden kommen, könnte es sein, dass sich die Mutter der fahrlässigen Körperverletzung oder gar fahrlässigen Tötung schuldig macht (Paragraf 222 und Paragraf 229 StGB).

Trotzdem gibt es Frauen, die ihr Kind alleine, ohne Unterstützung durch eine Hebamme oder einen Arzt, auf die Welt bringen und von dieser Art der Geburt überzeugt sind. Für sie ist der Körper der Frau dafür geschaffen, eine Geburt zu meistern. Dass heutzutage viele unnötige Interventionen durchgeführt werden und Frauen unter der Geburt nicht immer so behandelt werden, wie es ihnen eigentlich zustände, sind oft Hauptgründe, sich für die Alleingeburt zu entscheiden.

Hausgeburt

Die Hausgeburt unterscheidet sich von der Alleingeburt darin, dass hier mindestens eine Hebamme anwesend ist. Sie wird von der Gebärenden gerufen, sobald diese merkt, dass der Geburtsvorgang beginnt.

Eigentlich hätte jede Frau das Recht auf eine Hausgeburt, aufgrund steigender Versicherungskosten und schlechter Bezahlung bieten viele Hebammen jedoch keine außerklinische Geburtshilfe mehr an. Wer mit dem Gedanken einer Haugeburt spielt, sollte sich somit schon sehr früh um eine Hebamme bemühen, die eine Hausgeburt begleitet.

Die Kosten einer Hausgeburt werden von den Krankenkassen getragen, allerdings nehmen viele Hebammen mittlerweile eine sogenannte „Bereitschaftsgebühr”, die nicht oder nur zum Teil von den Kassen gezahlt wird. Diese Gebühr kostet meist einige Hundert Euro und dient letztendlich dazu, diese Art der Geburtshilfe überhaupt finanziell möglich zu machen.

Die „Deutsche Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe” erhebt regelmäßig Daten dazu, wie sicher außerklinische Geburten sind und kam 2016 zu dem Ergebnis, dass Hausgeburten (entgegen der landläufigen Meinung) sehr sicher sind. Nur wenige Frauen müssen während des Geburtsvorganges wegen Komplikationen in eine Klinik verlegt werden (16,3 Prozent) und 95,1 Prozent der Mütter haben keinerlei Probleme nach der Geburt. Bei 38,7 Prozent wird keinerlei Intervention während des Geburtsvorgangs durchgeführt, nur bei 3,9 Prozent ein Dammschnitt gemacht. Die Kaiserschnittrate liegt bei 5,6 Prozent, und 91,9 Prozent erleben eine Spontangeburt.

„Ich habe mein Kind spontan zu Hause geboren”

Nina, 34 Jahre

Nachdem die Geburt meines ersten Kindes in einer Klinik eine wahre Katastrophe war, war für mich klar, dass ich nie wieder ein Kind an diesem Ort zur Welt bringen würde.

Ich wollte mein Kind in einer vertrauten Umgebung auf die Welt bringen. Dort wo ich mich sicher fühle und ich ganz auf mich und meinen Körper vertrauen kann. Für mich war dabei klar, dass eine Hebamme dabei sein müsse. Ich erinnerte mich von der ersten Geburt nur allzu gut an die Schmerzen und das verlangsamte Denken. Allerdings wollte ich gerne eine Hebamme, die ich schon vorher kennenlernen konnte und die mich mit meinen Wünschen ernst nähme.

Als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, rief ich somit verschiedene Hebammen an, die hier bei uns eine Hausgeburt begleiten würden. Schnell stellte sich heraus, dass dies nur eine Einzige zu dem errechneten Zeitpunkt machen würde. Doch ich hatte Glück: Schon beim ersten Treffen verstanden wir uns auf Anhieb und ich wusste, dass sie die richtige ist.

Unser Zuhause bereitete ich auf den großen Tag vor, indem ich Handtücher bereitlegte, extra Bettlaken kaufte und große Müllsäcke bereitstellte.