Mami 1739 – Familienroman - Myra Myrenburg - E-Book

Mami 1739 – Familienroman E-Book

Myra Myrenburg

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese einzigartige Romanreihe ist der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. "Normalerweise nehmen wir nur Lehrkräfte mit Berufserfahrung", sagte Erich Knobel, Leiter der deutschen Schule im südamerikanischen Montelindo. Er umfing die jugendliche Erscheinung im bunten Batik-Look mit einem skeptischen Blick. "Ach wissen Sie, es wird jetzt überall gespart", entgegnete Kati Busch unbeschwert, "je länger man im Dienst ist, um so höher sind die Bezüge. Ich dagegen als Berufsanfänger bin heilfroh, überhaupt unterzukommen und daher ausgesprochen preiswert." Sie ordnete die Falten ihres locker fallenden Baumwollgewandes, das sie offensichtlich an einem der staubigen Straßenstände in ihrer neuen Heimat erworben hatte, und schenkte ihrem zukünftigen Chef ein gewinnendes Lächeln. Er seufzte, blätterte in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch und gab zu bedenken, daß zwischen Studium und Praxis ein gewaltiger Unterschied liege, nicht nur bei Medizinern, sondern auch bei Lehrern. Am täglichen Umgang mit Kindern seien schon viele nach bestandenem Examen gescheitert. "Also in diesem Punkt kann ich Sie beruhigen", erklärte Kati Busch vergnügt, "wir sind zu Hause fünf Geschwister, und ich bin die Zweitälteste. An alles, was da anfällt, bin ich gewöhnt. Krach und Zoff, wenn Sie das meinen, machen mir nichts aus." Erich Knobel gab sich geschlagen.

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Roman von Myra Myrenburg

»Normalerweise nehmen wir nur Lehrkräfte mit Berufserfahrung«, sagte Erich Knobel, Leiter der deutschen Schule im südamerikanischen Montelindo. Er umfing die jugendliche Erscheinung im bunten Batik-Look mit einem skeptischen Blick.

»Ach wissen Sie, es wird jetzt überall gespart«, entgegnete Kati Busch unbeschwert, »je länger man im Dienst ist, um so höher sind die Bezüge. Ich dagegen als Berufsanfänger bin heilfroh, überhaupt unterzukommen und daher ausgesprochen preiswert.«

Sie ordnete die Falten ihres locker fallenden Baumwollgewandes, das sie offensichtlich an einem der staubigen Straßenstände in ihrer neuen Heimat erworben hatte, und schenkte ihrem zukünftigen Chef ein gewinnendes Lächeln.

Er seufzte, blätterte in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch und gab zu bedenken, daß zwischen Studium und Praxis ein gewaltiger Unterschied liege, nicht nur bei Medizinern, sondern auch bei Lehrern. Am täglichen Umgang mit Kindern seien schon viele nach bestandenem Examen gescheitert.

»Also in diesem Punkt kann ich Sie beruhigen«, erklärte Kati Busch vergnügt, »wir sind zu Hause fünf Geschwister, und ich bin die Zweitälteste. An alles, was da anfällt, bin ich gewöhnt. Krach und Zoff, wenn Sie das meinen, machen mir nichts aus.«

Erich Knobel gab sich geschlagen.

Zwar hatte Katharina Busch aus dem niederrheinischen Battenberg seine Bedenken keineswegs zerstreut, aber da sie nun einmal da war, mußte man ihr eine Chance geben, mindestens ein Jahr lang.

»Sprechen Sie Spanisch?« fragte er der Ordnung halber.

»Als ich die Zusage bekam, habe ich gleich einen Crash-Kursus gemacht«, war die offene Antwort.

»Aha. Nun, dies ist eine deutsche Schule, und die erste Sprache ist natürlich Deutsch. Trotzdem sind Kenntnisse in der Landessprache unerläßlich. Warum, wenn ich so neugierig sein darf, haben Sie sich um eine Stelle in Montelindo beworben?«

»Oh, ich war nicht auf diese Gegend fixiert. Ich wäre auch nach Alaska gegangen oder nach Südafrika. Aber man muß nehmen, was man kriegt, nicht wahr? Ich wollte unbedingt weg, weit weg. Das war mir die Hauptsache.«

»Aha«, murmelte Erich Knobel, räusperte sich und fügte hinzu: »So so.« Weiter zu fragen verbot ihm seine Zurückhaltung, aber das brauchte er auch gar nicht, denn Kati Busch schlug die klarblauen Augen vertrauensvoll zu ihm auf und bekannte freimütig, ihre Gründe seien persönlicher Art gewesen.

»Beziehungsstreß, wissen Sie.«

Der im Auslandsdienst ergraute Schulmann Erich Knobel wußte keineswegs, was damit gemeint war. Die neue Generation, die da in der alten Heimat heranwuchs, brachte nicht nur andere Gewohnheiten und Gedankengänge mit. Sie hatte offenbar auch andere Sprachregeln entwickelt.

»Beziehungsstreß«, wiederholte er stirnrunzelnd, »was genau ist darunter zu verstehen?«

»Na ja, ich war drei Jahre lang mit Achim zusammen, so ähnlich wie verlobt, wissen Sie. Aber eines Tages kamen wir nicht mehr klar miteinander. Wenn ich keinen Schlußstrich gezogen hätte, dann wäre das noch ewig so gegangen. Für mich ist es bestimmt das Beste, die Tapeten zu wechseln und mit ganz anderen Problemen konfrontiert zu werden.«

»Hoffentlich haben Sie sich nicht zuviel vorgenommen«, murmelte Erich Knobel und fuhr sich mit der Hand durchs dichte weiße Haar, »ein Tapetenwechsel von Battenberg nach Montelindo ist ziemlich kraß, und die Probleme, mit denen Sie es hier zu tun kriegen, sind nicht zu unterschätzen. Wir arbeiten seit dreißig Jahren in diesen Ländern, meine Frau und ich, und bis heute haben wir uns an manche Härten nicht gewöhnen können. Aber vielleicht bleibt Ihnen der Einblick in die hiesige Welt erspart, denn innerhalb unserer Schule spielt sich alles im gewohnten europäischen Rahmen ab. Wir singen sogar deutsche Volkslieder«, fügte er lächelnd hinzu. In die kleine Pause, die er seinen Worten folgen ließ, wehte zweistimmig aus dem Innenhof eine fast vergessene Weise herein: »Wenn alle Brünnlein fließen…«

Kati traute ihren Ohren nicht.

Kaum zu glauben, dachte sie, bei uns zu Hause wird ja sogar in der Kirche eher Gospelmusik gespielt als schlichtes deutsches Liedgut! Na, macht nichts. Da lerne ich eben noch was dazu.

Die anschließende Besichtigung der Schule versetzte sie in erneutes Erstaunen. Alle Klassenräume lagen in Einzel-Bungalows, die durch lauschige, blumengeschmückte Innenhöfe miteinander verbunden waren. Vom Kindergarten bis zum Abitur reichte das Angebot. Für alles war gesorgt, von morgens um halb neun bis nachmittags um vier Uhr. Es gab eine umfangreiche Bibliothek, einen Musiksaal mit Instrumenten, gut bestückte Räumlichkeiten für naturwissenschaftliche Fächer, viel Luft und Licht und Spielgerät für die Kleinen.

Eine großzügigere Anlage war nicht vorstellbar.

»Ja, ja«, lächelte Angelika Knobel, die Frau des Schulleiters, eine zeitlose Erscheinung mit jungem Gesicht unter sonnengebleichtem Haar, »hier bei uns ist die Welt noch in Ordnung. Wir wollen Sie bei den Erstkläßlern einsetzen. Ist Ihnen das recht?«

»Aber ja, aber sicher«, beeilte sich Kati atemlos zuzustimmen, »ich fülle jeden Platz aus, den Sie mir zuweisen.«

»Fein, dann können Sie am Montagmorgen anfangen. Das Wochenende werden Sie brauchen, um Ihre Sachen auszupacken und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Wissen Sie schon, wo Sie wohnen?«

»Nein, ich bin gestern mit einem Gutschein für das Hotel Imperial angekommen, aber der gilt nur für zwei Nächte.«

»Machen Sie sich darum keine Sorgen. Alle ausländischen Kräfte werden für die Dauer ihres Aufenthalts ganz in der Nähe untergebracht. Warten wir noch bis zur großen Pause, dann gehe ich mit Ihnen hinüber.«

Die Wohnsiedlung war in der gleichen offenen Bauweise angelegt wie die Schule, und zu Katis sprachloser Verwunderung erhielt sie einen eigenen kleinen Bungalow mit Innenhof und Vordergärtchen, sowie einer mütterlichen, einheimischen Zugehfrau namens Serafina.

»Ich kann’s nicht fassen«, sagte sie zu Frau Knobel, die ihr das Schlafzimmer mit den eingebauten Schränken, den luftigen großen Wohnraum und die perfekt eingerichtete Küche zeigte, »in meinem ganzen Leben habe ich nicht so komfortabel gewohnt.«

»Dafür müssen Sie auf einiges andere verzichten«, erwiderte die Frau des Schulleiters mit ihrem verhaltenen Lächeln, »zum Beispiel auf ein Auto, das importiert werden müßte und daher in der Anschaffung viel zu teuer wäre.«

»Ach, daran bin ich sowieso nicht gewöhnt«, bekannte Kati offenherzig, »bei uns zu Hause im Flachland haben wir Fahrräder, und in den Städten benutzen wir öffentliche Verkehrsmittel.«

»Damit sieht es hier nicht so gut aus«, erwiderte Angelika Knobel mit warnendem Unterton in der sanften Stimme, »wenn Sie die altersschwachen Busse gesehen haben, an denen Trauben von Menschen hängen – das sind die einzigen Fortbewegungsmittel außer den Taxis. Aber alles, was Sie fürs tägliche Leben brauchen, finden Sie in nächster Nähe. Serafina wird Sie überall hinführen und auch für Sie einkaufen, wenn Sie das wollen. Sie ist absolut zuverlässig. Eine bessere Hilfe könnte ich Ihnen nicht empfehlen. Durch die lange Zusammenarbeit mit ausländischen Mietern hat sie etwas Deutsch gelernt, und im Spanischen kann sie Ihnen viel beibringen.«

»Großartig«, sagte Kati dankbar und erleichtert, »das ist nämlich der einzige Punkt, der mir Kopfzerbrechen macht. Alles andere dürfte kein Problem sein, ganz im Gegenteil! Bis jetzt kann ich nur sagen, daß Montelindo meine Erwartungen bei weitem übertrifft!«

»Wollen wir hoffen, daß es so bleibt«, lächelte Angelika Knobel, setzte ihre Sonnenbrille auf und trat in den gleißenden Sonnenschein vor der blau gestrichenen Haustür, »wenn Ihnen etwas fehlt, rufen Sie uns an. Die Telefonnummer steht auf der kleinen Liste neben dem Apparat. Ansonsten sehen wir uns am Montagmorgen.«

*

Den Rest des Tages verbrachte Kati glücklich in ihrem neuen Heim, wo sie barfuß über die Steinfußböden lief, den Inhalt ihres großen Koffers und der beiden Reisetaschen in die eingebauten Schränke räumte, die Dusche ausprobierte und Serafina beim Kochen zusah.

Es gab Fleischbällchen mit Reis in einer würzigen Soße, die einen verführerischen Duft verbreitete. Hübsches, buntes Geschirr wurde durch das weit geöffnete Küchenfenster auf eine breite, steinerne Fensterbank geschoben. Draußen, unter einem Ziegeldach öffnete sich der Innenhof, mit Hibiskus und wilden Orchideen und einem kleinen Springbrunnen. Der Eßplatz mit rundem Tisch und vier Stühlen befand sich praktischerweise gleich vor dem Küchenfenster.

Kati nahm Teller und Besteck, Schüsseln und Gläser entgegen und stellte benommen fest, daß nicht einmal ein Serviettenständer fehlte.

Sie kam sich vor wie Alice im Wunderland bis zu dem Moment, da Serafina freundlich und bestimmt ablehnte, sich zu ihr zu setzen.

Aber das Essen war so köstlich, die selbstgebraute Zitronenlimonade mit Minzeblättchen so erfrischend und Serafinas Miene so zufrieden, daß sich der kleine Schatten rasch wieder verzog.

Die Mittagsstunde verbrachte Kati auf ihrem Bett liegend und vor sich hin träumend, nachdem sich Serafina bis zum nächsten Morgen verabschiedet hatte.

Am späten Nachmittag besichtigte Kati ihren kleinen Vorgarten, goß ein paar üppige Fettpflanzen neben dem Eingang und ein paar Küchenkräuter in einem Blumenkasten.

Sie sah zu, wie die Sonne hinter einer weiß leuchtenden Kirche im Kolonialstil unterging und zuckte erschrocken zusammen, als ein Motorroller heranbrauste, eine Staubfahne hinter sich her zog und mit Getöse vor dem Nebengärtchen zum Stehen kam.

»Hallo«, sagte der Fahrer und wandte ihr sein staubbedecktes Gesicht zu, »sind wir vielleicht Landsleute?«

»Könnte gut sein«, erwiderte Kati, die Gestalt in Jeans und T-Shirt neugierig betrachtend, »ich komme aus Deutschland.«

»Ich auch«, erklärte der Rollerfahrer mit bemerkenswertem Gleichmut und blies sich ein Büschel glatter heller Haare aus der Stirn, die ebenso verstaubt waren wie seine Unterarme, »die meisten in dieser Wohnanlage sind Deutsche. Ein paar Amerikaner gibt es auch, und ab und zu kommen zwei Italiener von einer Baufirma. Bist du neu im Land?«

»Kann man sagen, ja. Seit gestern. Ich habe eine Stelle in der deutschen Schule. Und du?«

»In der Botschaft. Übrigens, ich bin Christof.«

Er streckte ihr eine ölverschmierte Hand entgegen, die sie herzhaft schüttelte.

»Trägst du keinen Helm?« fragte sie erstaunt.

Er fuhr sich unwillkürlich durchs Haar.

»Ach so – wegen dem Roller! Nein, das tut hier kein Mensch!«

»Solltest du aber«, meinte Kati, nickte ihm zu und griff wieder nach ihrer Gießkanne.

»Man merkt’s doch immer gleich«, seufzte Christof.

»Was?«

»Wenn man eine Lehrerin vor sich hat!«

»Paß auf, daß ich dich nicht begieße!«

»Mit dem bißchen Wasser in dem Kännchen kannst du mich nicht schrecken! Außerdem muß ich sowieso jetzt duschen. Also, mach’s gut. Wenn du mich erreichen willst, brauchst du nur gegen deine Wohnzimmerwand zu hämmern. Oder in deinem Patio nach mir zu rufen. Wie heißt du überhaupt?«

»Kati.«

»Aus Bayern?«

»Nein, vom Niederrhein.«

»Na dann, Kati, adios und guten Start in Montelindo! Samstags um fünf ist bei mir Happy Hour. Würde mich freuen, dich zu sehen.«

»Was genau ist das?«

»Eine gute tropische Sitte. Drinks, Musik, nette Gesellschaft. Wird dir bestimmt gefallen. Ist ein guter Ausgleich zur strengen Schulordnung.«

Er warf seine staubigen blonden Haare zurück, grinste sie an und schob seinen Roller ins Haus.

Kopfschüttelnd kehrte Kati zu ihren Pflanzen zurück. Der war ja richtig verwildert, der Typ!

Und so was arbeitete in der Botschaft! Diplomaten, dachte Kati, habe ich mir immer ganz anders vorgestellt.

Den Abend verbrachte sie mit Eintragungen in ihr Tagebuch und einem langen Brief an ihre Eltern und Geschwister mit begeisterten Schilderungen ihrer neuen Umgebung.

Die Versuchung, auch an Achim zu schreiben, ging vorüber. Gott sei Dank. Schließlich war sie hier, um ihn zu vergessen. Zu tief hatte er sie enttäuscht.

Daran ließ sich im Nachhinein nichts mehr ändern, so sehr er es auch darauf anlegte.

Nein, sie wollte unerreichbar sein und bleiben, ihm keine Zeile schicken und vor allem keine Adresse.

»Vorbei ist vorbei!« sagte Kati laut in die Stille ihres Schlafzimmers, wo man die Musik aus dem Nachbarpatio nicht hören konnte.

Auf ihrem Bett liegend legte sie ein Vokabelheft an und notierte sich alle spanischen Wörter, die sie heute gehört hatte.

Am nächsten Morgen kam Serafina schon früh, zeigte Kati den eingebauten Safe hinter der Küche, gab ihr den Schlüssel und legte ihr nahe, alle Wertsachen einzuschließen.

Dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu den kleinen Geschäften und dem großen Einkaufszentrum, wo es von Menschen wimmelte, dann überquerten sie die breite Straße, besuchten die schöne, kühle alte Kolonialkirche, in der gerade eine Taufe stattfand, und kehrten zurück in die vergleichsweise ruhige Umgebung der Wohnanlage mit den schmalen, von Araukarien gesäumten Wegen und den gepflegten Vordergärtchen.

Auf Anraten Serafinas hatten sie eine Tageszeitung gekauft, fast so dick wie ein Buch, mit vielen, leicht verschwommenen, bunten Bildern und unzähligen Anzeigen. Nichts, so erklärte Serafina, bringt einem Menschen die neue Heimat und die Umgangssprache so nahe wie die Tageszeitung. Noch effizienter erschien ihr das Fernsehprogramm, aber in Katis Behausung in der Caille Santa Trinidad Nummer 12 gab es aus unerfindlichen Gründen keinen Fernseher.

Nebenan, bei Don Christof, teilte Serafina ihrer neuen Schutzbefohlenen mit, könne sie, wenn sie wolle, sicher ab und zu wenigstens die Nachrichten sehen. Er nämlich habe sich einen Apparat gekauft, noch dazu einen tragbaren, der leicht überallhin mitzunehmen sei. Sogar an den Strand. Allerdings nicht auf einem Motorroller.

Aber manchmal verfüge Don Christof über ein Auto von der Botschaft. Sollte Kati etwas zu transportieren haben, würde er das sicher gern für sie erledigen.

Kati bedankte sich für die Information, hoffte jedoch zuversichtlich, ohne Don Christofs Hilfe auszukommen, jedenfalls vorläufig, und sah Serafina zu, die ein halbes Dutzend kleine grüne Bananen in einer großen Pfanne briet.

Sie schmeckten zuckersüß und waren so sättigend, daß Kati den Gemüseeintopf, der gleichzeitig fertig war, später in den Kühlschrank stellte für den nächsten Tag, den Sonntag, an dem Serafina frei hatte.

Abends um sechs Uhr landete ein Ping-Pong-Bällchen im Patio, das an die Happy Hour bei Nachbar Christof erinnerte, woraufhin sich Kati in einen langen Rock mit Bluse und Westchen warf und hinüberging. Sie fand ein kleines Grüppchen internationaler Jugend vor, bunte Vögel aus aller Herren Länder, die um acht Uhr abends loszogen zum Steak-Essen in einer Hazienda.

»Komm doch mit!« rief Christof.

Kati schüttelte entschieden den Kopf.

»Warum denn nicht?«

»Ich gehe doch nicht in ein Restaurant, wenn ich den ganzen Kühlschrank voll leckerer Sachen habe!«

Christof runzelte verdutzt die Stirn.

»Wenn du das so siehst, wirst du in Montelindo nie anderswo essen als zu Hause. Serafina wird dich immer mit allem versorgen! Sie ist eine Weltmeisterin im Kochen!«

Kati zuckte die Schultern, winkte der Gruppe zum Abschied zu und fiel im Hinausgehen fast über den Motorroller, der mitten im Wohnzimmer stand.

Höchste Zeit, daß ich hier wegkomme, dachte sie, ich bin ja schon leicht benebelt. Nach nur zwei Drinks! Aber die hatten es in sich! Meine Güte! Das scheint ja eine trinkfeste Bande zu sein! Im Vergleich dazu bin ich überhaupt nicht im Training!