Mami 1800 – Familienroman - Gloria Rosen - E-Book

Mami 1800 – Familienroman E-Book

Gloria Rosen

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese einzigartige Romanreihe ist der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Heller Sonnenschein flutete über die Zinnen des stolzen Schlosses Sandberg und umschmeichelte die schöne, junge Frau, die auf dem Altan stand und einen kleinen blondlockigen Buben auf dem Arm hielt. Plötzlich begann er zu zappeln und rief aufgeregt in den Schloßhof hinunter: "Papi! Papi!" Ulrich Graf von Sandberg wollte gerade losreiten, als ihn die Stimme seines Sohnes erreichte. Er schaute hinauf und umfaßte mit liebem Blick die Seinen. Dann hob er grüßend die Reitgerte. Ein stolzes Lächeln umspielte seinen Mund. Er konnte dem Herrgott nie genug danken für das unbeschreibliche Glück, das er durch Sarah gefunden hatte. Ihre innige Liebe zueinander vertiefte sich noch durch die Geburt des Stammhalters. Daran würde sich durch nichts und niemanden etwas ändern lassen. Das schwor sich Ulrich auch jetzt wieder, als er den Blick von dem lieblichen Bild auf dem Altan löste und langsam vom Schloßhof ritt. Traurige Kinderaugen blickten ihm nach.

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Mami –1800–

Um ihres Kindes willen zu jedem Opfer bereit

Roman von Rosen Gloria

  Heller Sonnenschein flutete über die Zinnen des stolzen Schlosses Sandberg und umschmeichelte die schöne, junge Frau, die auf dem Altan stand und einen kleinen blondlockigen Buben auf dem Arm hielt.

  Plötzlich begann er zu zappeln und rief aufgeregt in den Schloßhof hinunter: »Papi! Papi!«

  Ulrich Graf von Sandberg wollte gerade losreiten, als ihn die Stimme seines Sohnes erreichte. Er schaute hinauf und umfaßte mit liebem Blick die Seinen. Dann hob er grüßend die Reitgerte. Ein stolzes Lächeln umspielte seinen Mund. Er konnte dem Herrgott nie genug danken für das unbeschreibliche Glück, das er durch Sarah gefunden hatte.

  Ihre innige Liebe zueinander vertiefte sich noch durch die Geburt des Stammhalters. Daran würde sich durch nichts und niemanden etwas ändern lassen. Das schwor sich Ulrich auch jetzt wieder, als er den Blick von dem lieblichen Bild auf dem Altan löste und langsam vom Schloßhof ritt.

  Traurige Kinderaugen blickten ihm nach. »Warum nimmt Papi mich nicht mit?«

  Robin, der in zwei Tagen drei Jahre alt wurde, kannte kein größeres Vergnügen, als vor dem Vater im Sattel zu sitzen und zu reiten.

  Liebevoll tröstete ihn die Mutter. Erst, als sie ihm versprach, mit der Kutsche aus vergangener Zeit auszufahren, strahlten die Augen wieder.

  »Fahren wir sofort?« bettelte der Kleine.

  »Sobald wir miteinander gefrühstückt haben«, versprach ihm Sarah bereitwillig.

  Zunächst erwartete sie jedoch eine mißbilligende Gräfin Leonore im Frühstückszimmer. »Ihr habt euch verspätet. Ulrich und ich haben bereits gefrühstückt.«

  »Guten Morgen, Mama«, sagte Sarah freundlich. Sie dachte nicht daran, sich zu rechtfertigen, weil es ohnehin sinnlos war. Ulrichs verwitwete Mutter stand ihr von Anfang an ablehnend gegenüber, weil sie weder aus adeligem noch vermögendem Elternhaus stamm-

te.

  Vergeblich hatte sich Sarah um ein freundliches Verhältnis zur Schwiegermutter bemüht und es schließlich aufgegeben, weil es aussichtslos war. Sie lehnte sich lediglich gegen Leonores Bevormundung auf, wobei sie sich stets diplomatisch durchzusetzen verstand, ohne die Schwiegermutter in ihrem Stolz zu verletzen. Dennoch wünschte sie sich nichts sehnli-cher, als eine bessere Beziehung

zu Gräfin Leonore zu bekom-

men.

  Robin trat bereits vor sie hin, machte artig seinen Diener und sagte: »Guten Morgen, Oma.«

  »Es heißt nicht Oma, sondern Großmama«, wies sie ihn streng zurecht. »Merk dir das endlich einmal.« Sie warf der Schwiegertochter einen ärgerlichen Blick zu. »Mir scheint, du wendest nicht die richtige Erziehungsmethode an. Besser wäre darum, Robin würde endlich eine junge Erzieherin bekommen, die sich in Adelskreisen auskennt und…«

  »Entschuldige, Mama, wenn ich dich unhöflich unterbreche. Ich halte es jedoch für schädlich, solche Probleme im Beisein eines sensiblen Kindes zu erörtern. Außerdem hat es auch so keinen Sinn, denn in der Hinsicht sind und bleiben wir geteilter Meinung.«

  Gräfin Leonore maß sie mit eisigem Blick und rauschte hoheitsvoll hinaus.

  Robin schaute die Mutter ängstlich an. »Ist die Oma böse?«

  »Nein, mein Liebling.« Beruhigend strich sie dem Buben über den Kopf. »Sie meint es nicht so.« In Gedanken fügte sie hinzu: Sie kann halt nicht aus ihrer Haut heraus.

  Während des Frühstücks sprachen Mutter und Sohn kein Wort. Auch wenn Gräfin Leonore wäh-rend einer Mahlzeit nicht anwesend war, achtete Sarah dennoch streng darauf, daß Robin um jeden Preis den Mund hielt. So beugte sie vor, damit er sich richtig verhielt und sich keinen Verweis der Großmama zuzog.

  Als sich Sarah vom Tisch erhob, war der Kleine blitzschnell an ihrer Seite. Seine Augen blickten sie erwartungsvoll an. »Fahren wir jetzt mit der Kutsche?«

  »Natürlich, mein Liebling. Ich habe es dir ja versprochen, und mein Wort halte ich auf jeden Fall. Sei bitte ganz leise.« Sarah legte den Finger bedeutungsvoll auf den Mund. Sekundenlang horchte sie angestrengt.

  Sarah atmete tief durch, als sie die Kutsche durch die ländliche Gegend um Schloß Sandberg lenkte. Überall waren fleißige Leute am Werk. Gerade jetzt zur Frühjahrszeit gab es unendlich viel zu tun. Und wenn die festangestellten Kräfte auf dem Schloßgut nicht ausreichten, stellte Graf Ulrich vorübergehend Aushilfen ein. Es fanden sich immer Leute in der Umgebung, die sich gern etwas Geld zusätzlich verdienten.

  Sarah erhielt fröhliche Zurufe und hielt immer mal wieder an, um mit dem einen oder anderen einige Worte zu wechseln. Sie ging stets auf die Nöte und Sorgen der Arbeitenden ein, tröstete sie oder besprach freundlich mit ihnen, wie man eventuell Abhilfe schaffen konnte. Auf alle Fälle erfreute sie sich größter Beliebtheit und war glücklich darüber.

  Zum Glück kümmerte sich Gräfin Leonore nicht um die Gutsarbeiten, sondern schwang lieber im Haus das Zepter. Im Schloß hatte sie alles vorzüglich im Griff. Deswegen ging Sarah auch nicht auf ihre gelegentlichen Bitten ein, sich ebenfalls in diese Pflichten einbeziehen zu lassen. Sie wußte von vornherein, daß das bestimmt zu Querelen führte.

  Während sie die Fragen des Kleinen beantwortete, ließ sie ihre Blicke schweifen. Schließlich langte sie beim Forsthaus an und legte eine Rast ein.

  »Du darfst dir jetzt die Tiere im Forstgehege anschauen. Erschrick aber keines«, ermahnte sie. »Du weißt ja,…«

  »Da haben wir ja lieben Besuch bekommen«, rief die Förstersfrau fröhlich aus. Sie war unbemerkt aus dem Haus getreten. Nun begrüßte sie die beiden Gäste und half ihnen von der Kutsche herunter. »Du kannst dir gleich die lieben Tierchen mit mir anschauen. Magst du?«

  Sie hielt Robin die Hand hin, die er gleich vertrauensvoll ergriff. »Mein Mann ist im Haus. Er…«

  Doch da trat er selbst heraus. Er begrüßte Robin und die Gräfin, die er freundlich aufforderte, ihm in sein Arbeitszimmer zu folgen.

  In kurzen, präzisen Worten erstattete er Bericht über den augenblicklichen Zustand des gräflichen Forstes.

  Gräfin Sarah sah ihn verwundert an. »Sie sind ein kluger, umsichtiger Förster. Mein Mann wird sich freuen, wenn ich ihm berichte, daß Sie alles bestens im Griff haben. Für mich ist es stets eine Freude, Ihnen zuzuhören. Sie sind ein echter Naturmensch, der die Pflanzen und Tiere liebt.«

  »Kein Wunder, denn mein Vater und Großvater waren auch schon Förster. Die Liebe zur Natur ist mir quasi mit der Muttermilch eingegeben worden. Sie sind ja auch die geborene Gutsfrau.« Er sagte absichtlich nicht Herrin, weil er wußte, daß sie das nicht mochte.

  »Wer auf dem Land aufwächst, hat auch von Kindesbeinen an eine ganz andere Beziehung zur Natur, weil er nahezu mit ihr verwachsen ist.« Sie erhob sich. »Ich hoffe, ich kann Robin von Ihren Tieren losreißen, denn er ist ganz begeistert von ihnen. Schon jetzt versuche ich, ihm klarzumachen, wie wertvoll jedes von ihnen ist, und daß man sie fürsorglich behandeln muß.«

  »Tja, man kann den Kindern nicht früh genug die Tierliebe einprägen, damit sie später die hilflosen Kreaturen nicht quälen.« Der Förster berichtete, daß er wieder zwei verletzte Tiere im Wald gefunden und in sein Gehege gebracht hatte. Er zeigte sie ihr.

  Sarah hörte jedoch kaum hin. Sie ergötzte sich vielmehr am Anblick des Buben, dessen Wangen vor Freude gerötet waren. Seine Augen glänzten, als er auf Geheiß der Förstersfrau dieses oder jenes Tier behutsam streichelte. Dabei hörte er ihr aufmerksam zu, was sie ihm über die vierbeinigen Pfleglinge erzählte.

  Robin konnte sich nur schwer vom Anblick der Waldtiere losreißen. Dennoch äußerte er beim Abschied nicht mehr den Wunsch, die Mutter möge eines der Tiere mit ins Schloß nehmen. Obwohl er noch so klein war, begriff er doch die Erläuterungen, warum sie hier im Gehege besser aufgehoben waren als im Schloß.

  Auf dem Heimweg tauchte plötzlich ein Reiter neben ihnen auf.

  Sarah hielt sofort an und lehnte sich ein wenig hinaus. In dem Augenblick hatte auch Graf Ulrich sein Pferd gezügelt. Übermütig beugte er sich zur Seite und küßte seine Frau spontan auf den Mund. Dann lächelte er spitzbübisch und wandte sich augenzwinkernd an seinen Sohn.

  »Na, Robin, wie ist es? Möchtest du vor mir im Sattel heimreiten?«

  Da jauchzte der Kleine hellauf und streckte die Arme verlangend nach dem Vater aus.

  Gräfin Sarah reichte ihn zu ihm hinauf. Sie sah den beiden gerührt nach. Welch großes Glück hatte ihr doch das Schicksal beschert!

  Auch jetzt sandte sie mit tiefbewegtem Herzen ein stummes Dankgebet zum Himmel hinauf. Sie besaß so unendlich viel durch die Liebe ihres Mannes und ihres Kindes. Was machte es da schon aus, daß ihre Schwiegermutter ihr keine wärmeren Gefühle entgegenbrachte und sie so gar nicht als Familienmitglied derer von Sandberg anerkennen wollte?

  Man kann halt nicht alles haben im Leben, dachte sie bei sich. Und stieg nicht die Sonne stets nach einer dunklen Nacht erneut auf? Die Freude war doch um so größer, wenn wieder einmal die Schatten des Lebens überwunden waren.

  Ein Lächeln blühte auf ihren Lippen auf, als sie sich dem Schloß näherte, wo Ulrich und Robin bereits bei den Stallgebäuden auf sie warteten.

*

  »Steh auf, du kleiner Langschläfer«, weckte Sarah ihren Sohn liebevoll. Sie mochte an seinem Geburtstag keine Mißstimmung seitens der Schwiegermutter riskieren, wenn sie wieder einmal nicht pünktlich am Frühstückstisch erschienen.

  Schlaftrunken öffnete Robin seine Augen und blinzelte die Mutter an.

  Sie nahm ihn zärtlich in ihre Arme und lächelte ihn an. »Ich gratuliere dir zu deinem Geburtstag, mein Liebling. Schau nur, wie schön die Sonne heute scheint. Sie hat sich zu deinem Ehrentag richtig herausgeputzt.«

  Flugs trat Sarah ans Fenster und öffnete einen Flügel. Sie wandte sich wieder ihrem Sohn zu. »Horch nur, wie fröhlich die Vögel singen. Sie bringen dir ein Ständchen.«

  Robin sprang behende aus dem Bett. Er sah sich suchend um. »Was habe ich denn bekommen?«

  Sarah trat lachend auf ihn zu. »Deine Geschenke wirst du schon auf deinem Geburtstagstisch bewundern müssen. Hoppla, hiergeblieben. Erst wollen wir dich mal hübsch herausputzen, wie es sich gehört.«

  Das war an diesem Morgen allerdings gar nicht so einfach. Robin zappelte vor Ungeduld, und seine Mutter hatte ziemlich viel Mühe mit ihm, bis er endlich angekleidet war und sie hinunter gehen konnten.

  Bevor sie das Frühstückszimmer betraten, ermahnte die Mutter ihn recht eindringlich, lieb und artig zu sein.

  Doch Gräfin Leonore schien an diesem Morgen gnädig gestimmt zu sein. Wollte sie sich an Robins Geburtstag ausnahmsweise einmal nachsichtig zeigen, oder hatte Ulrich sie zuvor kräftig ins Gebet genommen?

  Sie beugte sich sogar zu ihrem Enkel hinunter, um ihm zu gratulieren und ihn auf die Stirn zu küssen. Noch erstaunlicher war die Tatsache, daß sie mit den alten Gewohnheiten brach und vorschlug:

  »Du solltest dir erst einmal deine Geschenke ansehen, Robin. Danach können wir dann in Ruhe frühstücken.« Sie ergriff den Kleinen bei der Hand und führte ihn in den behaglichen Wohnraum zu seinem Gabentisch.

  Sarah und Ulrich wechselten einen höchst erstaunten Blick miteinander. So kannten sie Gräfin Leonore gar nicht. Des Rätsels Lösung kam ihnen jedoch, als der Kleine mit großen Augen vor einer elektrischen Eisenbahn stand, die seine Großmutter in Gang gesetzt hatte.

  Robins Wangen glühten vor Begeisterung, während er jauchzend in die Hände klatschte. Strahlend verfolgten seine Augen die kleine, fauchende Lokomotive mit den angehängten Abteilwagen. Alle anderen Geschenke beachtete er gar nicht.

  Die Augen seiner Eltern lächelten über seine kindliche Freude. Leise sagte Sarah zu ihrem Mann: »Laß die Zwei zufrieden und zerstöre das Idyll nicht. Ich bin unsagbar froh, daß deine Mutter heute wie verwandelt ist. So dürfte dieser Tag ein vielversprechendes Familienfest werden.«

  »Dem muß ich zustimmen. Trotzdem…« Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Ich möchte, daß Robin sich auch die übrigen Gaben anschaut.« Er ließ einen kurzen Seufzer hören. »Außerdem habe ich meinen Inspektionsritt bereits ganz früh gemacht und einen Mordshunger.«

  Gräfin Leonore schien endlich vollauf befriedigt zu sein, daß sie alle anderen mit ihrem Geschenk ausgestochen hatte. Sie stellte die Eisenbahn ab und ergriff ihren Enkel wiederum bei der Hand. »Nun wollen wir erst einmal frühstücken. Danach kannst du dir in aller Ruhe ansehen, was du noch bekommen hast.«

  Bevor der Kleine Einwände machen konnte, mischte sich Sarah rasch ein. Sie lächelte ihn an. »Hast du dich eigentlich schon bei der Großmama für die herrliche Eisenbahn bedankt?«

  »Das ist überflüssig«, äußerte sich Gräfin Leonore. »Schließlich war deutlich zu sehen, wie sehr sich Robin gefreut hat.«

  Sie mußte sich indessen tief hinunterbeugen, damit er sie umarmen konnte, wobei er sich überschwenglich bedankte.

  Endlich stand auch sie einmal bei ihrem Enkel im Mittelpunkt. Das kostete sie nun aus. Nachher nahm sie voller Genugtuung wahr, daß Robin sich weitaus weniger für die übrigen Geschenke interessierte.

  Bis Ulrich den Kleinen an die Hand nahm und die anderen aufforderte, ihnen zu folgen. Die Überraschung, die er geplant hatte, schlug wie eine Bombe ein.

  Er führte Robin zu einem wunderschönen schwarz-weißen Pony. »Es heißt Billy und gehört dir ganz allein. Du brauchst gar nicht ängstlich zu sein. Es ist lammfromm. Schau, wie ich es streichle. Du kannst es mir nachtun.«

  Robin folgte der Aufforderung. Zuerst berührte er das Tier behutsam. Als er merkte, daß es ruhig stehenblieb, strich er ihm forscher über das Fell.

  Bis Ulrich den Kleinen dann auf das Pony setzte und Sarah bat, es langsam an der Leine zu führen. Da kannte der Jubel keine Grenzen. Robin wollte gar nicht wieder von dem Rücken herunter. Vergessen war die schöne Eisenbahn, die die Großmutter ihm geschenkt hatte.

  Gekränkt zog sich Gräfin Leonore zurück und hielt sich im Hintergrund, als die Gäste später eintrafen und Robins Geburtstag gebührend gefeiert wurde.

  Es fiel allerdings kaum jemandem auf, denn man war viel zu sehr mit dem Kleinen beschäftigt und genoß zudem das Wiedersehen mit den Verwandten.

  Nur Sarahs scharfer Beobachtungsgabe entging das Verhalten der Gräfin nicht. Sie tat ihr sogar leid, weil Ulrich ihr die Schau bei dem Enkel gestohlen hatte. Gleichzeitig beschlich sie ein leichtes Unbehagen. Hoffentlich wurde die Gräfin nicht noch unleidlicher als bisher.

  Einstweilen widmete sich Sarah jedoch uneingeschränkt den Gästen. Besonders ihre Eltern hatte sie lange nicht gesehen. Sie versprach ihnen, sie wieder häufiger mit Ulrich und Robin zu besuchen.

  Ihre einzige vier Jahre jüngere Schwester Birthe vertraute ihr indessen an, als sie sich für ein Weilchen in einen stillen Winkel zurückgezogen hatten, daß ihr endlich der richtige Mann fürs Leben begegnet war.

  »Wir haben uns auf einer landwirtschaftlichen Tagung getroffen. Gunnar Eyben stammt von einem großen Hof, hat aber noch zwei Geschwister. Er ist der Jüngste und darum von zu Hause fortgegangen, nachdem er landwirtschaftliche Schulen besucht und erfolgreich abgeschlossen hat. Er arbeitete auf Gut Möllwitz als Verwalter.«

  »Ich kenne das Gut. Dort sind nur tüchtige Leute gefragt.« Sarah wies auf ihr Herz. »Wenn es auch da bei ihm und dir stimmt, kannst du dir wirklich keinen besseren Mann wünschen.«

  »Wir lieben uns. Deine Ehe mit Ulrich ist mir immer das beste Beispiel für ein großes Glück. Vater könnte auch gut eine Hilfe gebrauchen, damit er mit zunehmendem Alter mal kürzertreten kann. Er hat Gunnar übrigens auf Herz und Nieren geprüft und kann sich keinen tüchtigeren Schwiegersohn wünschen.«