Falch - Karina Kaiser - E-Book

Falch E-Book

Karina Kaiser

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. hatte eine langsame Strömung. Canzon blickte dem Flusslauf nach und erblickte die Umrisse einer Stadt. Er erkannte die goldenen Dächer, die weißen Bauten, die hoch und immer höher gebaut worden waren. Es war eine wohlhabende Stadt, kein Zweifel. Vermutlich vergleichbar mit Itakesh. Canzon erhob sich. Außer ihm war niemand in der Nähe, weder seine Freunde und Kameraden noch irgendein anderes Wesen. Er war allein. Wohin sollte er gehen? Was sollte er tun? Und wo befand er sich? Canzon wog seinen Kopf hin und her, um das Wasser aus seinen Ohren zu schütteln. Entweder er ging flussabwärts Richtung Stadt oder flussaufwärts einen kleinen Hügel hoch, der eine Bergregion anzukündigen schien. Falls seine Freunde mit ihm hierhergekommen waren, würde er sie vielleicht flussaufwärts finden. Vielleicht war er lediglich ins Wasser gefallen und abgetrieben. Und falls dem nicht so war, konnte er nach einigen Stunden immer noch umdrehen und flussabwärts Richtung Stadt zurücklaufen. Seine Entscheidung war also gefallen. Er hoffte, dort seine Freunde zu finden. Sabo erwachte mit dröhnendem Kopf. Sein Halblingschädel pochte, als ob er eine Nacht lang den Blutrausch von Yeruls Magie genossen hätte.

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Mami – 1987 –

Ronny wird's schon richten

… denn er wünscht sich so sehr einen Vater

Karina Kaiser

Die Firma von Anton Holzer – eine Bad und Heizung GmbH – hatte ihren Platz im Gewerbegebiet am Rande einer norddeutschen Großstadt. Ein solides, wenn auch nicht allzu großes Bürogebäude, mit einem Parkplatz davor dokumentierte einen gewissen Wohlstand und tatsächlich brauchte der Firmenchef über die Auftragslage nicht zu klagen. Auch die Angestellten waren zufrieden, angefangen vom ersten Meister bis zur Putzfrau.

Man hatte seine Arbeit und damit sein Auskommen, und es fand sich sogar manchmal Zeit für ein Schwätzchen. Die Männer saßen dabei in ihrem Bauwagen und aßen ihre Pausenbrote, die Frauen nutzten ruhige Stunden im Büro. Aber alles in allem kam es doch eher selten vor, daß man über seine privaten Dinge sprach. Meist wußte man nicht, was man zuerst machen sollte, und die Monteure hetzten von einer Baustelle zur anderen.

Die Sekretärin und die Buchhalterin hatten noch einen relativ ruhigen Posten, und sie waren es auch, die das ›Haus hüteten‹ und den Telefondienst versahen, so wie an diesem herrlichen Morgen im Vorfrühling auch.

»Ich habe Kaffee gekocht«, rief Martina Riedel eben ihrer Kollegin, der Buchhalterin Sybille Blum, zu.

»Ich komme gleich«, tönte es vom Nebenzimmer zurück.

Die ›Mutter des Geschäftes‹, wie die rundliche Martina von allen gern genannt wurde, stellte daraufhin Tassen und Frühstücksteller auf einen kleinen Tisch und goß Kaffee ein, heute jedoch nur für zwei Personen. Die übrigen Mitarbeiter waren unterwegs, die Kalkulatorin auf einer künftigen Baustelle, Anton Holzer traf sich mit einem Geschäftspartner, während die Meister und Monteure die jeweiligen Aufträge abarbeiteten.

»Ist auch mal schön, wenn sie alle ausgeflogen sind«, stellte die Sekretärin lachend fest, als Sybille sich zu ihr gesetzt hatte. Sie biß in ihr Wurstbrötchen und betrachtete die Buchhalterin mit einem Anflug von Besorgnis.

»Du siehst blaß aus, Billie. Schläfst du schlecht, oder bürdet dir der Alte soviel Arbeit auf?«

»Nicht mehr als sonst. Ich glaube, ich bin einfach nur urlaubsreif.« Sybille lachte dazu, aber es klang gezwungen.

»Na ja, ist ja bald vorbei«, tröstete Martina, die über die Urlaubsplanung der Kollegen hinreichend informiert war. »Wohin willst du denn fahren?«

»Ach, nicht allzu weit weg. Ronald und ich haben für zwei Wochen eine Ferienwohnung im Thüringer Wald gebucht. Da liegt bestimmt noch Schnee.«

Martina rührte gedankenverloren in ihrem Kaffee. »Bist du sicher, daß er mitkommt? Immerhin ist er verheiratet.«

»Er kommt mit, er hat es mir ganz fest versprochen. Er lebt ja mit seiner Frau eigentlich gar nicht mehr zusammen. Und jetzt, wo seine Tochter beinahe erwachsen ist, steht einer Scheidung auch nichts mehr im Wege.«

»Bist du davon auch wirklich überzeugt?« meldete die resolute Martina ihre Bedenken an. »Ronald Faber hat dir schon viel versprochen, aus meiner Sicht zuviel. Gehalten hat er so gut wie nichts. Er kommt zu dir, so wie es ihm paßt. Und er erwartet von dir, daß du ständig Rücksicht auf ihn nimmst und immer da bist, wenn er dich braucht.«

Sybille legte den Rest ihres Brötchens auf den Teller zurück. Sie hatte seit Wochen keinen rechten Appetit. Martinas Gezeter über Ronald schlug ihr auch auf den Magen, obwohl sie zugab, daß ihre Kollegin es nur gut mit ihr meinte. Aber die war ja auch nicht mit Ronald befreundet und wußte nicht, wie charmant und zärtlich dieser war. Deshalb sagte sie nur: »Ich bin doch froh, wenn er mich braucht, und ich bereue nicht, daß ich mit ihm zusammen bin.«

»Na, hoffentlich. Immerhin hast du seinetwegen sehr viel aufgegeben, deine schöne Arbeit und deine Freunde. Du bist von Dresden weggezogen, wo deine Eltern und deine übrigen Verwandten leben, nur, um in der gleichen Stadt zu wohnen wie dieser wortbrüchige Casanova.«

»Er ist kein Casanova«, fuhr Sybille ihre Kollegin an. »Er liebt mich und wird sich scheiden lassen, jetzt erst recht.«

»Wie meinst du denn das?«

»Ihr werdet es ja ohnehin bald erfahren«, erwiderte Herrn Holzers versierte Buchhalterin. »Ich bekomme ein Kind.«

»Ach, du dicker Vater«, rutschte es Martina Riedel heraus. Und da sie gerade dabei war, den Rest ihres Kaffees auszutrinken, verschluckte sie sich und hustete jämmerlich.

»Das hast du nun von deiner Schwarzseherei«, lächelte Sybille, während sie der Sekretärin auf den Rücken klopfte.

»Ich sehe nicht schwarz, durchaus nicht, sage nur meine Meinung. Es ist nämlich auch in der heutigen Zeit nicht leicht, ein Kind allein großzuziehen.«

»Das stimmt schon, aber ich bin ja nicht allein.« Sybilles Optimismus verdeckte die leisen Zweifel, die sie manchmal doch hegte. »Ich habe Ronald. Er wird zu mir halten, und bald werden wir eine glückliche Familie sein.«

»Weiß er schon, daß er Vater wird?«

»Nein, noch nicht. Ich werde es ihm sagen, wenn wir im Urlaub sind.«

Nun sagte Martina Riedel nichts mehr. Ihrer verblendeten Kollegin konnte man ja doch nicht die Augen öffnen. Sie war in dieser Hinsicht trotz ihrer siebenundzwanzig Jahre noch sehr naiv, blind verliebt und glaubte nur das, was sie glauben wollte.

*

Es war noch sehr früh am Morgen, als Ronald Faber seinen Jaguar vor dem großen Mietshaus parkte, in dem Sybille Blum seit zwei Jahren wohnte. Natürlich war es nicht zwingend erforderlich, eine Urlaubsreise, die ohnehin nur nach Oberhof in Thüringen führte, in den ersten Morgenstunden anzutreten. Doch es gab einen plausiblen Grund für diese frühe Stunde, oder besser gesagt: zwei Gründe. Der eine war groß und stattlich und hatte im Hause Faber die Hosen an, wie man so schön sagt. Ronald liebte diese Frau, die er vor fünfzehn Jahren geheiratet hatte. Ihre Eltern hatten ihr und damit auch ihm zu Wohlstand und Villa verholfen. Der gutaussehende Ronald hatte sich sehr bald an diesen Luxus gewöhnt und wollte ihn um keinen Preis mehr missen. Sicher, Ulrike hatte für die erotischen Freuden nicht viel übrig und war der Ansicht, nach der Geburt von Tochter Johanna hätte sie ihre Pflicht und Schuldigkeit auf diesem Gebiet getan. Er hatte anfangs dagegen gemeutert – natürlich ohne Erfolg. Inzwischen nahm er ihr die mangelnde Bereitschaft nicht mehr übel, ganz im Gegenteil. Schließlich ergab sich so für ihn die interessante Möglichkeit, sich eine Freundin zu halten. Seine Zuneigung hatte schon mehreren Damen gegolten: Annelie mit den roten Haaren, Britta, der Schmeichelkatze, und Gesine mit dem leichten Silberblick. Seit mehr als zwei Jahren hatte er nun seine kleine Billie, seine Mausi, sein Betthäschen, sein geduldiges Schäfchen… Und das war der zweite Grund, weshalb er bereits nach dem ersten Hahnenschrei einen Teil seines wohlverdienten Urlaubs antrat. Ulrike, so patent und tolerant sie sonst auch war, liebte es nun mal nicht, wenn er mit seinen jeweiligen ›Herzdamen‹ von jemand aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis gesehen wurde. Selbstverständlich hatte sie recht.

Faber war es nicht schwergefallen, beide Frauen mit einer akzeptablen Begründung zu versorgen. Ulrike hatte er erklärt, er müsse zu einem Seminar nach Stuttgart, und Sybille glaubte ihm ja sowieso wirklich alles, auch seine angebliche Lust, in aller Herrgottsfrühe eine Reise anzutreten.

Der fesche Ronald, dem man seine achtunddreißig Lenze ganz gewiß noch nicht ansah, war unterdessen vor Sybilles Wohnungstür angekommen. Noch bevor er den Schlüssel aus seiner Hosentasche ziehen konnte, hatte sie bereits die Tür geöffnet und umarmte ihn liebevoll.

»Guten Morgen, meine kleine Mausi.« Faber küßte sie mit der ihm eigenen Gemessenheit.

»Wie ich sehe, hast du deine Koffer gepackt«, sagte er danach und nickte wohlwollend. »Dann kann es ja losgehen.«

Schon bald befanden sie sich auf der Autobahn in Richtung Leipzig. Im Wagen sprachen sie nicht viel miteinander, weil Sybille Ronald nicht beim Fahren stören wollte. Und er war froh, wenn sie nicht allzuviel fragte. Dann brauchte er nicht fortwährend zu lügen. Im übrigen gefiel er sich, wie immer, in der Rolle des wohlhabenden Gentlemans, der einer zwar hübschen, aber armen Frau ein wenig von der Welt, in diesem Fall von der malerischen Gegend am Rennsteig, zeigen wollte.

Sie aßen unterwegs Frühstück und waren gegen Mittag in ihrem Urlaubsort und vor der schloßähnlichen Pension angekommen. Hier zögerte der smarte Inhaber eines renommierten Herrenausstatters nicht lange, er sorgte umgehend dafür, daß seine kleine Geliebte sich ausruhte – und zwar mit ihm im Bett.

»Bist du glücklich?« fragte sie später, als sie dicht nebeneinander unter der Bettdecke lagen.

»Hm, sehr«, murmelte er, während er über ihre Brüste strich. »Aber ich habe auch Hunger und Durst. Laß uns zum ›Weißen Hirsch‹ gehen. Dort soll es gut schmecken.«

»Gern. Aber ich muß dir vorher noch etwas sagen.« Sybilles Augen leuchteten so sehr, als wären Sterne hineingefallen.

»Was denn?«

»Ich bekomme ein Kind.«

»Ein Kind?« wiederholte Faber töricht. Er richtete sich im Bett auf und betrachtete die glücklich lächelnde Sybille mit schwer zu deutender Miene.

»Freust du dich nicht?« stammelte sie und kämpfte mit den Tränen.

»Doch, doch«, sagte er hastig, während er in Gedanken nach einer akzeptablen Lösung, die vor allen Dingen ihm gerecht wurde, suchte. Am liebsten hätte er Sybille allerdings angefaucht, etwa so: »Hast du die Pille vergessen, du blödes Frauenzimmer?«

Doch so eine verbale Entgleisung paßte nicht zu seinem Image als kultivierter, eleganter Herr mit gutem Einkommen. Deshalb atmete er einige Male tief ein und aus und fragte ruhig: »Bist du dir da ganz sicher?«

»Der Arzt hat es bestätigt. Es soll Ende Oktober kommen«, antwortete sie tonlos, setzte sich nun auch hin und blickte ihn verletzt an. Er schien sich gar nicht so zu freuen, wie sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hatte.

Faber hatte niemals damit gerechnet, daß Sybille schwanger werden könnte. In der heutigen Zeit gab es doch genug Verhütungsmittel. Er zweifelte jedoch nicht daran, daß es sich um sein Kind handelte. Seine kleine Mausi liebte ihn ja so sehr, die hatte keinen anderen. Und irgendwie würde man dieses Kind schon groß kriegen. Nur Ulrike durfte davon nicht erfahren und auch sonst niemand. Nun, Sybille würde schweigen, wenn er ihr plausibel erklärte, warum das notwendig war. So überwand er seinen Schrecken recht schnell und legte nun beide Arme um die werdende Mutter.

»Wenn es so ist, dann wollen wir uns auf das Kleine freuen. Es ist natürlich selbstverständlich, daß ich dich nicht im Stich lasse und nach meinen Kräften für das Kind sorgen werde.«

Sybille gefiel diese Antwort irgendwie nicht. »Ich dachte, wir heiraten jetzt…«

»Mein Schatz, ich bin doch schon verheiratet«, versetzte er mit unterdrücktem Ärger und ließ sie los.

»Aber – aber – du hast doch immer gesagt…«

»Was habe ich gesagt?« unterbrach er sie kühl und verließ das Bett. Er schlüpfte in seinen seidenen Morgenmantel und zündete sich danach umständlich eine Zigarette an. Er inhalierte tief und sprach nun weiter, wobei ihn ihr unglücklicher Gesichtsausdruck nur wenig rührte: »Ich kann mich nicht erinnern, dir jemals die Ehe versprochen zu haben. Das kann ich nämlich nicht, da laut Ehevertrag eine Scheidung erst in Frage kommt, wenn meine Tochter erwachsen ist und auf eigenen Füßen steht. Außerdem muß ich meine Frau dann auszahlen. Du kannst dir sicher denken, was das heißt.«

Sybille nickte tapfer, obwohl sie sich nichts vorstellen konnte.

»Na, siehst du«, versetzte er merklich zufriedener. »Nun weißt du, daß es nicht anders geht. Nur wenn ich mit meiner Frau vorerst zusammenbleibe, kann ich anständig für das Kind sorgen und für dich auch, falls das notwendig sein sollte.«

Sie unterdrückte weiterhin die Tränen, um ihn ihre Enttäuschung nicht allzu sehr merken zu lassen. Sie wußte, daß Ronald keine überschwenglichen Emotionen liebte. Sie war sich aber auch sicher, daß er recht oft davon gesprochen hatte, wie gern er sie heiraten würde, wenn seine Tochter wenigstens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt wäre. Dann würde sie den Vater besser verstehen. Von einem Ehevertrag und dessen Auswirkungen war bisher noch nie die Rede gewesen.

»Nun mache nicht so ein miesepetriges Gesicht«, schimpfte er gutgelaunt (weil es ihm wieder einmal gelungen war, sie zu beschwatzen), »ziehe dich lieber hübsch an, damit wir endlich zum Restaurant kommen. Dort können wir ja ein bißchen feiern, schließlich haben wir einen wunderschönen Anlaß dazu.«

Und Sybille schwieg, wie immer. Sie tat, was er sagte, zog einen dunkelblauen Hosenanzug an und versuchte, glücklich zu sein. Vielleicht – vielleicht kam alles ganz anders, wenn das Baby erst da war. Dann würde Ronald erst richtig merken, zu wem er gehörte. So tröstete sie sich und träumte weiter vom großen Glück mit Ronald Faber.

*

Natürlich machte sie sich wieder einmal nur etwas vor. Ronald hielt zwar weiterhin zu ihr, aber sie hatte ihm versprechen müssen, daß seine Frau und seine Tochter nichts von ihrem Kind erfahren durften. Und als das Kind geboren worden war, spielte er sehr überzeugend den glücklichen Papa. In die Klinik kam er allerdings nicht (man durfte ihn nicht auf der Wochenstation sehen), aber er besuchte Sybille oft in ihrer Wohnung, spendierte Geld für Kinderwagen und Erstausstattung und schenkte der Mutter seines Kindes einen Brillantring, wohl wissend, daß ihr ein Ehering lieber gewesen wäre.

Für seinen Sohn, den Sybille Ronald genannt hatte und jetzt zärtlich Ronny rief, zahlte er pünktlich die Alimente. Die junge Mutter fragte sich oft, wie er diese Ausgaben seiner Frau erklärte. Sie ahnte nicht, daß er gar nichts erklären mußte. Fabers hatten getrennte Konten und genug Einnahmen, daß diese relativ geringen Summen überhaupt nicht auffielen.

Nein, Sybille litt keine Not. Sie kam mit ihrem Gehalt und Ronalds monatlichen Zahlungen ganz gut klar. Doch von Jahr zu Jahr verdroß es sie mehr, die ewige Geliebte zu sein, zumal sie mittlerweile den Verdacht hegte, nicht die einzige Freundin des immer noch attraktiven Geschäftsinhabers zu sein. Und oft wollte sie ihm mal ordentlich ihre Meinung sagen, laut und ungeschminkt. Doch wenn er dann kam und sie küßte, schob sie derartige Gedanken weit von sich – jahrelang.