Jungs sind nun mal so … - Karina Kaiser - E-Book

Jungs sind nun mal so … E-Book

Karina Kaiser

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Sie wollten an diesem Abend feiern – unter sich und ohne Mädchen. Dazu hatten sie sich in einem Partykeller versammelt, den Familie Schuhmacher den jungen Männern zur Verfügung gestellt hatte. Schuhmachers selbst waren im Urlaub und hofften nur, daß ihr Sohn und seine Freunde nicht wie die Vandalen in ihrem gepflegten Eigenheim hausen würden. Mit Bier- und Colakästen, Piz­zakartons, Kammkoteletts, Chips und Schlafsäcken rückten sie an, diese Burschen Anfang der Zwanzig, die ein großes Mundwerk und große Ziele hatten. Arzt wollten sie werden oder Chemie studieren, die Reihen der Bundeswehr verstärken oder Brücken bauen. Auf jeden Fall würde dieses Zusammensein das letzte sein, an dem sie noch alle teilnehmen konnten. Bald schon würde jeder seinen eigenen Weg gehen müssen. Wer weiß, ob sie sich jemals wiedersahen. Diese Vermutung betrübte sie jedoch kaum. Die Neugier auf das Leben überwog und die Vorstellung, eines Tages eigenes Geld zu verdienen und nicht mehr von den »Alten« abhängig zu sein, so wie es meist noch der Fall war. Sie saßen auf alten Stühlen vor einfachen Tischen, vernichteten die Pizza und das gegrillte Fleisch im Handumdrehen, tranken Bier und Cola mit Schuß und hörten schrille Musik. Wo zu später Stunde plötzlich die vier Mädchen herkamen, wußte man nicht genau. Vermutlich hatte jemand sie gebracht, der einen Abstecher zur nahegelegenen Disco gemacht hatte. Jedenfalls waren sie da und saßen bei den Jungen, als gehörten sie dazu. Und die, die am Anfang noch laut verkündet hatten, ohne »Weiber« wäre es viel schöner, waren die ersten, die sich heimlich und in weiblicher Begleitung verdrückten. »Man immer sachte, Kröhnchen«, rief noch jemand, als Christoph Krohn ein Mädel an die Hand nahm und mit ihm in einen anderen Kellerraum ging, dorthin, wo die Wäsche gewaschen wurde, und wo heute zwei alte Matratzen lagen. »Komm schon«

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Mami – 2031 –

Jungs sind nun mal so …

Auch wenn sie erwachsen sind

Karina Kaiser

Sie wollten an diesem Abend feiern – unter sich und ohne Mädchen. Dazu hatten sie sich in einem Partykeller versammelt, den Familie Schuhmacher den jungen Männern zur Verfügung gestellt hatte.

Schuhmachers selbst waren im Urlaub und hofften nur, daß ihr Sohn und seine Freunde nicht wie die Vandalen in ihrem gepflegten Eigenheim hausen würden.

Mit Bier- und Colakästen, Piz­zakartons, Kammkoteletts, Chips und Schlafsäcken rückten sie an, diese Burschen Anfang der Zwanzig, die ein großes Mundwerk und große Ziele hatten. Arzt wollten sie werden oder Chemie studieren, die Reihen der Bundeswehr verstärken oder Brücken bauen. Auf jeden Fall würde dieses Zusammensein das letzte sein, an dem sie noch alle teilnehmen konnten. Bald schon würde jeder seinen eigenen Weg gehen müssen. Wer weiß, ob sie sich jemals wiedersahen.

Diese Vermutung betrübte sie jedoch kaum. Die Neugier auf das Leben überwog und die Vorstellung, eines Tages eigenes Geld zu verdienen und nicht mehr von den »Alten« abhängig zu sein, so wie es meist noch der Fall war.

Sie saßen auf alten Stühlen vor einfachen Tischen, vernichteten die Pizza und das gegrillte Fleisch im Handumdrehen, tranken Bier und Cola mit Schuß und hörten schrille Musik. Wo zu später Stunde plötzlich die vier Mädchen herkamen, wußte man nicht genau. Vermutlich hatte jemand sie gebracht, der einen Abstecher zur nahegelegenen Disco gemacht hatte. Jedenfalls waren sie da und saßen bei den Jungen, als gehörten sie dazu. Und die, die am Anfang noch laut verkündet hatten, ohne »Weiber« wäre es viel schöner, waren die ersten, die sich heimlich und in weiblicher Begleitung verdrückten.

»Man immer sachte, Kröhnchen«, rief noch jemand, als Christoph Krohn ein Mädel an die Hand nahm und mit ihm in einen anderen Kellerraum ging, dorthin, wo die Wäsche gewaschen wurde, und wo heute zwei alte Matratzen lagen.

»Komm schon«, flüsterte er der kleinen rundlichen Blonden zu, die ihm mit Blicken und Gesten lange genug zu verstehen gegeben hatte, daß er ihr gefiel. Und für ihre Anhänglichkeit sollte sie nun auch etwas bekommen – nämlich ihn.

»Ich weiß nicht«, stammelte sie und ließ es doch zu, daß er sie zu sich auf die Matratzen zog und sie gierig auf den Mund küßte.

»Du brauchst keine Angst zu haben, ich sehe mich vor«, versicherte er ihr und war schon damit beschäftigt, seinen Hosenbund zu öffnen. Ihre erschrockene Miene übersah er in der Dunkelheit. Er überhörte auch ihre Einwände.

»Es muß doch noch nicht heute sein«, sagte sie mit dünner Stimme, während sie seinen Rücken streichelte. »Wir könnten doch ein anderes Mal…«

»Ich muß übermorgen schon los, mein Studium fängt an. Aber ich rufe dich sofort an oder schreibe dir…«

Sie glaubte ihm – sie wollte ihm glauben. Er war doch so nett und so hübsch, nicht so picklig wie die Jungen, die sie bisher kennengelernt hatte und die sie langweilten. Dieser junge Mann, den seine Freunde nur Kröhnchen riefen, war anders – reifer und erfahrener. Davon war sie überzeugt. Man konnte ihm sicher vertrauen. Und warum sollte sie nicht auch einen Freund haben? Sie war immerhin schon achtzehn. Und als er sie jetzt wieder küßte und eine Hand unter ihren Rock gleiten ließ, flüsterte sie nur: »Kann man die Tür nicht zuschließen?«

Er lächelte zufrieden, stand sofort auf und verriegtelte die Tür. Danach war er mit wenigen Schritten wieder bei ihr, küßte sie erneut und flüsterte ihr so viele Zärtlichkeiten zu, daß sie kaum merkte, wie er sie und sich selbst entkleidete. Und es erschien ihr vollkommen richtig, mit ihm eins zu sein.

Und doch war sie hinterher enttäuscht. War das nun alles gewesen? Am liebsten hätte sie geweint, doch sie unterdrückte die Tränen. Er schlief wie ein zufriedenes Baby neben ihr und hatte seine Hände neben den Kopf gelegt. Eigentlich hätte sie ihn jetzt wecken müssen, um ihm zu sagen, daß sie nach Hause fahren mußte. Aber sie traute sich nicht. Vielleicht reagierte er dann genauso cholerisch wie ihr Vater. Es war sicher besser, wenn sie sich heimlich davon-schlich. Sie wollte auch von den anderen nicht gesehen werden. So leise wie möglich zog sie sich wieder an, verließ die Waschküche und spähte vorsichtig in den Partykeller. Dort schliefen ein paar von Kröhnchens Freunden. Wo die Mädchen, ihre Freundinnen, abgeblieben waren, wußte sie nicht, vermutete aber, daß sie zum Bahnhof gegangen waren.

Ich hätte mit ihnen gehen sollen, dachte sie und ärgerte sich über sich selbst. Gestern mußte sie nicht ganz bei Verstand gewesen sein, aber jetzt funktionierte er wieder. Sie konnte jetzt nicht einfach davonlaufen, sie mußte dem Jungen, mit dem sie geschlafen hatte, wenigstens eine Nachricht hinterlassen.

Im fahlen Licht der Morgendämmerung sah sie ihre Handtasche auf einem Tisch liegen. Sie nahm sie, holte Zettel und Stift heraus und schrieb ihre Adresse und ihre Telefonnummer auf. Dann schlich sie zurück und steckte diesen Zettel in die Hosentasche des jungen Mannes, von dem sie nur seinen Spitznamen wußte.

*

»Hey, Kröhnchen, aufstehen«, sagte jemand sehr laut und rüttelte ihn unsanft wach. Christoph nuschelte irgend etwas, was Benny Schuhmacher nicht verstand, und kroch noch tiefer in seinen Schlafsack hinein.

»Nun mach hin! Meine Alten kommen heute schon.« Benny war bereits beim Aufräumen und verbreitete eine solche Hektik, daß Christoph schließlich mürrisch und laut gähnend aufstand und zum Bad tapste. Und nun erinnerte er sich auch daran, diese Nacht nicht allein verbracht zu haben. Oder irrte er sich? War die Kleine schon bald wieder gegangen? Sie war nicht gegangen. Das stellte er fest, als er seinen Schlafsack genau betrachtete. Zumindest war sie so lange bei ihm geblieben, bis er sein männliches Begehren gestillt hatte. Das bewiesen die Flecken auf dem Stoff, die bewiesen ihm auch, daß die Kleine noch Jungfrau gewesen war.

»Auch das noch«, murmelte er und strich sich über seine schmerzende Stirn. Er versuchte, sich an das Mädchen zu erinnern. Aber ihm fielen nur die blonden Haare ein, mehr nicht, nicht einmal ihr Name. Oder hatte sie ihm den gar nicht gesagt?

Seufzend zog er sich an, packte seine Sachen zusammen und verabschiedete sich von seinen Freunden. Sie klopften sich noch gegenseitig auf die Schultern und redeten über alles mögliche, über die Zukunft, einen guten und preiswerten Gebrauchtwagen und über die neueste Musik. Von den Mädchen sprach jedoch niemand mehr, weil allen inzwischen mehr oder weniger bewußt geworden war, daß sie gestern nicht gerade Glanzleistungen vollbracht hatten.

Christoph dachte erst wieder daran, als er zu Hause war und seiner Mutter die Jeanshose zum Waschen hinlegte. Vorsichtshalber kontrollierte er die Hosentaschen. Es konnte sich ja noch ein Geldschein darin befinden. Geld fand er nicht, aber einen zusammengefalteten Zettel. Darauf stand:
Jeannette Kunze, Birkenweg 7, Martenshagen und Bitte melde dich.

Jeannette heißt sie also, und melden soll ich mich auch noch, dachte er uninteressiert und wollte den Zettel schon in den Mülleimer werfen. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Wenn sie nun ein Kind bekam? Er war sich nämlich nicht sicher, ob er wirklich aufgepaßt hatte, so wie er es ihr versprochen hatte. Schließlich war er, so wie alle anderen auch, nicht mehr ganz nüchtern gewesen. Vielleicht war es besser, den Zettel noch eine Weile aufzuheben. Man konnte ja nie wissen. Während dieser Überlegungen war er zu seinem Zimmer gegangen, holte aus seinem Schreibtisch eine Kassette hervor, öffnete sie und legte den Zettel ganz unten hinein. Schon drei Tage später dachte er nicht mehr an ihn und auch nicht an Jeannette Kunze. Sein Studium erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Schon bald fand er neue Freunde und ein anderes Mädchen.

*

Jeannette oder Janne, wie ihre Eltern und die übrigen Verwandten sie kurz nannten, verließ wie betäubt das Wartezimmer von Dr. Sommer. Dieser ältere und sehr nette Herr hatte ihr eben mitgeteilt, daß sie ein Kind erwartete. Sie hatte es geahnt. So etwas konnte auch nur ihr passieren, weil sie zu verliebt und zu vertrauensselig gewesen war. Warum war sie nur so dumm gewesen? Warum hatte sie den Jungen nicht nach seinem Namen und seiner Adresse gefragt? Weil sie davon überzeugt gewesen war, daß er sich bei ihr melden würde.

Sie würde Mühe haben, ihn zu finden. Das war ihr inzwischen klar geworden. Aber sie mußte es versuchen, er mußte doch wissen, daß er Vater wurde. Und sie hoffte, daß die anderen Mädchen seinen Namen oder den der Hauseigentümer irgendwie mitbekommen hätten.

Doch Uta, Manja und Nadine, die sie noch am gleichen Tag besuchte, konnten sich auch nicht mehr so recht erinnern, weder an den jungen Mann, mit dem Janne zusammengewesen war, noch an das Haus, in dem sie die Jungen kennengelernt hatten.

»Ist ja schon mehr als zwei Monate her«, meinte Nadine und überlegte angestrengt. »Es muß eine von diesen Neubausiedlungen gewesen sein.«

»Davon gibt es in der Nähe der Disco drei Stück«, sagte Janne tonlos. »Ich habe schon auf einem Stadtplan nachgesehen.«

»Warum willst du den Typen denn unbedingt finden?« fragte Uta geradeheraus. »Such dir einen neuen.«

»Ich bekomme ein Kind von ihm.« Janne wischte sich bei diesem Bekenntnis die Tränen aus den Augen.

»Mein Gott, auch das noch«, flüsterten die Mädchen wie aus einem Mund und blickten Janne mitleidig an, trösteten sie dann, so gut es ging, und fuhren mit ihr am nächsten Tag nach Neustadt. Gemeinsam suchten sie die Gegend um die Diskothek ab und schauten auf viele Türschilder. Aber wie kann man jemand finden, dessen Namen man nicht kennt?

Janne wurde schnell bewußt, daß sie ihr Kind allein großziehen mußte. Aber davor hatte sie keine Angst. Irgendwie würde es schon gehen. Angst hatte sie nur vor den Eltern, vor allem aber vor ihrem Vater.

Sie schob die unumgängliche Beichte ein paar Tage vor sich her, immer noch in der Hoffnung, »Kröhnchen« würde sich doch noch melden. Und dann brauchte sie gar nichts mehr zu beichten, die menschliche Natur regelte diese Sache allein – Janne wurde übel.

Sie hatte an diesem Nachmittag von ihrer Mutter den Auftrag bekommen, einen Hefekuchen zu backen, weil ihr Vater den so gern aß.

War es nun die Angst vor der Beichte gewesen oder der Geruch des frischen Kuchens, mit einem Mal wurde ihr so schlecht, daß sie nur noch zur Toilette laufen konnte. Dort übergab sie sich keuchend. Zitternd und mit sehr blassem Gesicht kehrte sie nach einer Weile in die Küche zurück, wo Vera Kunze gerade das Kuchenblech säuberte.

»Was ist denn mit dir los?« fragte ihre Mutter und musterte sie argwöhnisch. »Hast du etwas gegessen, was dir nicht bekommen ist?«

»Nein«, Janne schüttelte den Kopf. »Es ist etwas – anderes.«

»Was denn?«

»Ich bekomme ein Kind.« So, nun war es heraus. Mochte ihre Mutter dem Vater diese Tatsache schonend beibringen.

Doch Vera sah in diesem Augenblick nicht ihr verzweifeltes Kind, bemerkte nicht, wie verstört diese war, sondern dachte nur an sich selbst. Sie war doch noch nicht alt und sollte schon Großmutter werden. Das ging über ihren Horizont. Nach einem Moment der Fassungslosigkeit hauchte sie: »Bist du dir da auch ganz sicher?«

»Dr. Sommer hat es bestätigt.«

Diese Antwort genügte der Oma in spe. Wie von Furien gehetzt rannte sie aus der Küche.

*

»Gerhard!« schrie sie mit schriller Stimme und riß damit den Hausherrn aus seinem sonntäglichem Nachmittagsschlaf.

»Himmel-Herrgott, hat man denn in diesem Hause niemals seine Ruhe!« wetterte er zurück und blickte verärgert auf seine Frau, die im Türrahmen stand und ihn mit vor Schreck geweiteten Augen anstarrte.

»Was ist denn passiert?« fragte er nun etwas friedfertiger und rappelte sich aus der liegenden Stellung auf.

»Janne bekommt ein Kind.«

»Janne bekommt – ein – Kind?« wiederholte er langsam und ungläubig.

»Genauso ist es. Wie kann sie mir das antun…« Vera schluchzte laut in ihr Taschentuch.

»Na, mir tut sie es ja auch an.« Gerhard Kunze sah nun ein, daß sein Wort als Familienoberhaupt dringend erforderlich war, stand auf und fragte kurz: »Wo ist Janne?«

»Sitzt in der Küche und heult. Ich würde das am liebsten auch tun, aber…«

»Das sieht dir ähnlich«, unterbrach ihr Mann sie kalt. »Immer, wenn es brenzlig wird, dann fängst du an zu jammern und zu heulen. Besser machst du damit auch nichts.«

Er musterte sie spöttisch und ging hinaus. Seine Frau folgte ihm mit ängstlicher Miene. Hoffentlich machte Gerhard ihr nicht noch mehr Vorwürfe.

»Mutti sagt, du bekommst ein Kind?« Mit diesen Worten betrat er die Küche und stand dort wie das Gewitter persönlich. Er hatte keinen Blick für sein einziges Kind, das nun weder aus noch ein wußte und ihn verzagt ansah. Er merkte nicht, daß dieses Kind Hilfe brauchte, er blaffte es nur an, als Janne schweigend nickte.

»Es ist also wahr! Und das im Zeitalter der Pille und anderer Verhütungsmittel. Was hat man dir in der Schule bloß beigebracht? Sag mir, wie es nun weitergehen soll?«

Janne saß zusammengekauert auf einem Küchenstuhl. Ab und zu wischte sie sich die Tränen fort, und nach der lauten Frage des Vaters stieß sie lediglich tonlos hervor: »Ich kann meine Ausbildung noch zu Ende machen. Das Baby wird erst im Juli geboren.«

»Ja, und dann?« rief die Mutter dazwischen. »Meinst du, daß du so schnell Arbeit findest, damit du dein Kind ernähren kannst? Oder verdient dessen Vater genug?«

Janne zuckte die Schultern. »Ich – ich weiß es nicht…«

»Du weißt es nicht?« fragte ihr Vater streng. »Dieser junge Mann muß doch einen Beruf haben.«

»Er hat gesagt, daß er studieren will. Ich weiß aber nicht, was.«

»O Gott, o Gott«, flüsterte Vera Kunze, »das ist ja einer, der nichts ist und nichts hat, der kann doch kein Kind…«