Eine Rosskur für den Casanova - Karina Kaiser - E-Book

Eine Rosskur für den Casanova E-Book

Karina Kaiser

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Sie waren gestern Abend bei dieser ziemlich einsam gelegenen Pension angekommen, hatten die Nacht miteinander verbracht und saßen nun am Frühstückstisch. Sie schenkte ihm Kaffee ein, er dankte ihr flüchtig und war mit seinen Gedanken offenbar bei seiner Arbeit. Die Frau schien Mitte der Zwanzig zu sein, war in Wirklichkeit aber schon 32. Gut sah sie aus, sehr gut sogar. Mittelgroß, blond und schlank, an den richtigen Stellen jedoch gut gerundet. Das schmale, etwas unregelmäßige Gesicht hatte sie vorteilhaft geschminkt und sich elegant und jugendlich gekleidet, so wie immer. So kannte er sie seit mehr als zwei Jahren, so mochte er sie und brauchte sie – zuweilen – auch. Bastian Sollbach war ein attraktiver, dunkelhaariger und hochgewachsener Mann, an dessen rechter Hand ein schmaler goldener Ring zu sehen war – ein Ehering. Sie trug diesen Ring nicht, sie war ja auch nicht seine Frau. Sie war Sekretärin an der Hainburger Universität und hieß Lydia Holmsen. Immer, wenn es plausible und triftige Gründe gab, war sie die ideale Begleitung auf seinen oft langen und zahlreichen Dienstreisen. An seine Familie dachte der Physiker während dieser Zeit nur selten. Er war davon überzeugt, immer alles für Frau und Kinder getan zu haben und noch zu tun. Seine Frau war eine hervorragende Managerin in Sachen Kindererziehung, Krankenpflege, Haushalt und Garten und nahm ihm stets alles ab, wozu er selbst keine Zeit und keine Lust hatte. Sie war mit den Jahren allerdings auch ein biss­chen unscheinbar und langweilig geworden. Aber er liebte sie immer noch und konnte sie sich nicht aus seinem Leben wegdenken. Sie und die Kinder gehörten zu dem Ort, an dem er innerlich zur Ruhe kommen und sich entspannen konnte. So fand er es gut und so sollte es noch möglichst lange bleiben. Mitunter hatte er jedoch das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Er musste jedenfalls gut aufpassen, dass er sich nicht in seinen Lügen verstrickte.

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Mami – 2050 –

Eine Rosskur für den Casanova

Kann er ein guter Ehemann und Vater werden?

Karina Kaiser

Sie waren gestern Abend bei dieser ziemlich einsam gelegenen Pension angekommen, hatten die Nacht miteinander verbracht und saßen nun am Frühstückstisch. Sie schenkte ihm Kaffee ein, er dankte ihr flüchtig und war mit seinen Gedanken offenbar bei seiner Arbeit. Die Frau schien Mitte der Zwanzig zu sein, war in Wirklichkeit aber schon 32. Gut sah sie aus, sehr gut sogar. Mittelgroß, blond und schlank, an den richtigen Stellen jedoch gut gerundet. Das schmale, etwas unregelmäßige Gesicht hatte sie vorteilhaft geschminkt und sich elegant und jugendlich gekleidet, so wie immer.

So kannte er sie seit mehr als zwei Jahren, so mochte er sie und brauchte sie – zuweilen – auch.

Bastian Sollbach war ein attraktiver, dunkelhaariger und hochgewachsener Mann, an dessen rechter Hand ein schmaler goldener Ring zu sehen war – ein Ehering.

Sie trug diesen Ring nicht, sie war ja auch nicht seine Frau. Sie war Sekretärin an der Hainburger Universität und hieß Lydia Holmsen. Immer, wenn es plausible und triftige Gründe gab, war sie die ideale Begleitung auf seinen oft langen und zahlreichen Dienstreisen.

An seine Familie dachte der Physiker während dieser Zeit nur selten. Er war davon überzeugt, immer alles für Frau und Kinder getan zu haben und noch zu tun. Seine Frau war eine hervorragende Managerin in Sachen Kindererziehung, Krankenpflege, Haushalt und Garten und nahm ihm stets alles ab, wozu er selbst keine Zeit und keine Lust hatte. Sie war mit den Jahren allerdings auch ein biss­chen unscheinbar und langweilig geworden. Aber er liebte sie immer noch und konnte sie sich nicht aus seinem Leben wegdenken. Sie und die Kinder gehörten zu dem Ort, an dem er innerlich zur Ruhe kommen und sich entspannen konnte. So fand er es gut und so sollte es noch möglichst lange bleiben. Mitunter hatte er jedoch das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Er musste jedenfalls gut aufpassen, dass er sich nicht in seinen Lügen verstrickte.

Lydia Holmsen hatte indessen andere Pläne. Sie wollte nicht nur die Frau an seiner Seite sein, wenn die Gelegenheit mal wieder günstig war. Sie wollte, dass er sich scheiden ließ und danach ganz schnell sie heiratete.

Kinder wollte sie nicht haben – und er hoffentlich auch nicht mehr. Zwei waren doch sowieso mehr als genug.

Inzwischen hatten der Dozent und die Sekretärin ihr Frühstück beendet und gingen zu ihrem Zimmer zurück. Dort angekommen, sagte er: »Ich muss noch ein Geschenk für Maxi besorgen. Er hat am Samstag Geburtstag.«

»Das heißt, wir müssen unseren Aufenthalt früher als sonst beenden«, ergänzte sie seufzend. »Das ist schade, aber nicht zu ändern.«

»So ist es«, gab er nüchtern zurück. »Mein Sohn soll seinen Ehrentag nicht ohne seinen Papa verbringen. Meine Frau hat sicher auch schon allerhand vorbereitet, was ihm und seinen Freunden Spaß macht. Aber so ganz allein möchte ich sie dabei nicht lassen.«

Seine Frau! Sie konnte diese beiden Worte schon nicht mehr hören und musste sie doch oft genug ertragen. Die sanfte Marlene besaß alles, was sie selbst nicht hatte, einen ausgezeichnet verdienenden, gut aussehenden und charismatischen Ehemann, ein Landhaus und einen Bungalow an der Ostsee. Und sie hatte zwei Kinder von ihm, mit denen sie, Lydia, zwar nichts zu tun haben wollte, die Bastian aber an diese nichtssagende Hausfrau banden. Er würde sich wahrscheinlich erst von ihr trennen, wenn seine Ableger ihre eigenen Wege gingen. Und so lange musste sie eben warten. Vielleicht fand sie aber doch noch einen anderen Mann, einen, der ihr noch mehr bieten konnte als Bastian Sollbach, einen, der sie auch heiraten wollte.

»Dann sollten wir die Zeit nutzen«, antwortete sie und bedachte ihn mit jenem sinnverwirrenden Blick, dem er nur selten widerstehen konnte.

Er reagierte genauso, wie sie es wollte, riss sie in seine Arme und küsste sie so stürmisch und leidenschaftlich, dass der geplante Ausflug zur Kreisstadt verschoben werden musste.

Nach der Liebesstunde schliefen sie ein und bemerkten nicht, wie eine Frau vom Zimmerservice vorsichtig die Tür öffnete und gleich darauf wieder schloss. Sie hatte dennoch genug gesehen und war tief bestürzt.

Die Dame, die mit Bastian Sollbach im Bett lag, kannte Susanne Freitag zwar nicht, den Herrn umso besser. Er war der Mann ihrer Freundin Marlene.

*

»Papa ist da, Papa ist da!« Melitta und Maximilian Sollbach, kurz Litte und Maxi genannt, stürmten ihrem Vater entgegen, der eben aus dem Auto gestiegen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Bastian lachte, nahm seine Kinder in die Arme und drückte sie für einen Moment fest an sich. Dabei flüsterte er ihnen zu: »Ich habe euch etwas mitgebracht.«

Der Vater brachte ihnen immer etwas mit. Daran waren sie gewöhnt und fanden das auch super. Aber noch viel lieber wäre es ihnen gewesen, wenn er nicht so oft wegfahren würde, sondern sich mehr mit ihnen beschäftigt oder etwas unternommen hätte.

Die Mutti tröstete sie jedoch gut und hinreichend und machte mit ihnen kleinere Ausflüge, half bei den Schulaufgaben und spielte und lernte mit ihnen. Und so vermissten die Geschwister eigentlich doch nichts, zumal sie Freunde hatten, mit denen sie sich oft trafen.

Bastian hatte unterdessen seine Frau mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt und dachte unwillkürlich, während er sie kurz musterte: Sie sieht schon wieder aus wie eine graue Maus. Hat sie nichts anderes zum Anziehen als Jeanshosen und schlabbrige Pullis?

Er ließ sich seinen Unmut natürlich nicht anmerken, sondern freute sich, wieder bei seiner Familie zu sein. Und es gab ja so viel zu erzählen. Und so berichtete er zuerst von seiner Reise und hörte dann seinen Kindern zu, die ihm von ihren Erlebnissen in der Schule, beim Sport und von Freizeitvergnügungen der verschiedensten Art erzählten.

Litte hatte mit ihren dreizehn Jahren diverse Freundinnen, mit denen sie über Kosmetik, schicke Frisuren und coole Jungs reden konnte. Die Interessen ihres fast neunjährigen Bruders beinhalteten vor allem Fußball und Computerspiele. Beide liebten die Mutti über alles und halfen auch schon im Garten und im Haushalt.

Die Mutti selbst hatte nach der dreiwöchigen Dienstreise ihres Mannes nicht viel zu sagen. Was denn auch? Weite Reisen unternahm sie nicht, und für ihren sogenannten Hauswirtschaftskram, ihre Eltern und ihre Freundin Susanne interessierte er sich nun einmal nicht. Er wollte mit ihr auch nicht allein sein, das hatte er ja schließlich auch nicht nötig. Er wollte eigentlich nur seine Ruhe haben und vor allen Dingen möglichst lange schlafen.

Marlene sah ihm seiner Verfassung an und nickte nur, als er bald nach dem Abendessen mit den Worten: »Bin hundemüde« in Richtung Schlafzimmer verschwand.

»Papa ist eigentlich immer hundemüde, wenn er von einer Reise nach Hause kommt«, stellte Melitta ein wenig spöttisch fest, als sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor dem Fernseher saß.

»Papa muss ja auch viel arbeiten«, hielt Maxi dagegen. »Da muss er ja müde sein. Oder was sagst du, Mutti?«

»Ja, so wird es sein«, erwiderte Marlene lächelnd. »Sein Beruf ist nun einmal so anstrengend.«

Insgeheim fragte sie sich jedoch, ob es wirklich nur an seiner Arbeit lag, dass er stets so geschafft heimkam. Außerdem dauerten seine Dienstreisen immer sehr lange. Das war mittlerweile schon mehr als verdächtig!

Natürlich wagte sie nicht, ihn direkt zu fragen, oder richtiger: Sie wagte es nicht mehr, seitdem er sie einmal regelrecht angefaucht hatte, dass sie ihn nicht mit ihren dämlichen Fragen nerven solle. Und schließlich hätte sie als Hausfrau ohnehin keine Ahnung von seinem Beruf und den damit verbundenen Strapazen.

Seitdem schwieg sie. Sie beschwerte sich auch nicht, weil seine Zärtlichkeiten immer spärlicher wurden. Mitunter hatte sie allerdings das Gefühl, dass er in ihr nur noch eine Schwester sah. Über die weiteren Schlussfolgerungen dieser Erkenntnis mochte sie nicht nachsinnen und tröstete sich mit den Gedanken, dass ihr Mann die Kinder und sie trotz allem liebte und sie niemals verlassen würde.

Nein, das würde er nicht tun, zumindest vorläufig nicht. Aber vielleicht gefiel ihm später eine andere Frau doch besser. Dann würde sie allein sein, würde wahrscheinlich keine Stellung mehr finden und auf die Mittel angewiesen sein, die er ihr zur Verfügung stellte.

So weit musste es jedoch nicht kommen. Sie konnte doch jetzt schon damit beginnen, nach einer Arbeit zu suchen. Sie war eine gelernte Tierarztgehilfin und musste durchaus nicht von ihrem Mann abhängig sein.

Marlene Sollbach grübelte noch lange in dieser Nacht und schlief erst gegen Morgen ein. Dennoch fühlte sie sich einigermaßen ausgeruht und war für Mann und Kinder die fürsorgliche Mutti, wie sie sie kannten und liebten.

Ihren Entschluss, bald wieder berufstätig sein zu wollen, vergaß Marlene jedoch nicht. Vielleicht wurde sie dann von Bastian wieder anerkannt und auch anders gesehen. Vielleicht erinnerte er sich dann wieder an die Zeit, als sie sich noch leidenschaftlich geliebt hatten.

In den nächsten Tagen kam sie allerdings nicht dazu, in dieser Hinsicht wirksam zu werden. Zu Maxis Geburtstag reisten nämlich seine Großeltern an, die stets gut versorgt und betreut werden wollten. Und eine große Kindergeburtstagsfeier gab es natürlich auch. Ihr Sohn hatte fünf Freunde einladen dürfen, mit denen er an diesem herrlichen Sonnen- und Ferientag im Garten herumtoben durfte.

Litte war ihr bei allen Arbeiten schon eine große Hilfe. Unermüdlich kümmerte sie sich um die Jungen, besorgte Getränke und stellte Chips und Naschereien hin.

Bastian fungierte als Oberindianer, als Sheriff oder Superman, war also der Boss bei den wilden Spielen. Die Großeltern schlossen sich ebenfalls nicht aus, so dass Maxis neunter Geburtstag ein voller Erfolg wurde.

Nach diesen turbulenten Tagen kehrte – Gott sei Dank – wieder Ruhe ein, was Marlene nur recht war. Die Großeltern reisten ab, Bastian ging noch eine Woche zur Arbeit und fuhr anschließend mit seiner Familie für zwei Wochen an die Ostsee, wo sie einen herrlichen Urlaub verbrachten. Die Sommerferien waren damit selbstverständlich noch nicht zu Ende. Deshalb schlug Bastian vor, dass jeder noch eine Woche allein Urlaub machen sollte. Maxi würde sicher von dem einen Großelternpaar aufgenommen, Litte von dem anderen, die Mutti konnte sich mit Freundin Susanne in einem Wellnesshotel entspannen – und er selbst mit Freunden nach Budapest fliegen.

Sein Vorschlag wurde von den Kindern schnell angenommen, Marlene überlegte zwar ein bisschen, war aber schließlich auch einverstanden und meinte, ein paar Tage mit Susanne würden ihr durchaus gut tun.

»Ja, ganz bestimmt«, pflichtete Bastian ihr erfreut bei und gab ihr den üblichen Kuss auf die Wange. »Du brauchst auch mal Zeit für dich allein.«

Mit dieser Aussage beschwichtigte er sein (manchmal doch vorhandenes) schlechtes Gewissen. Er würde nach Budapest fliegen, aber nicht mit seinen Freunden, sondern mit Lydia. Er würde auch dafür sorgen, dass sie Urlaub bekam. Ein Grund fand sich ja immer.

*

»Bastian ist mit seinen beiden Freunden nach Budapest geflogen«, erzählte Marlene, als Susanne und sie an ihrem ersten Erholungsabend in ihrem Zimmer beieinander saßen, Weinschorle tranken und klönten. So nannte man in Norddeutschland eine Plauderstunde über Gott und die Welt, über die Familie sowie Kollegen, Nachbarn und unbequeme Zeitgenossen.

»Da wird er bestimmt viel Spaß und Ablenkung haben«, versetzte Susanne ironisch. »Freunde sind ja bekanntlich für alles gut.«

»Du sagst das so, als könntest du mir nicht glauben.« Marlene schaute ihre Freundin irritiert und befremdet an.

»Natürlich glaube ich dir, aber – ihm – nicht«, entfuhr es dieser unbedacht und in verächtlichem Tonfall.

Marlene wurde plötzlich heiß und kalt zugleich, während sie mit belegter Stimme erwiderte: »Das – musst du mir jetzt näher erklären.«

»Ja, mache ich. Ist vielleicht auch besser, wenn du Bescheid weißt. Dann kannst du deinen seitenspringenden Göttergatten mit dem Ausklopfer bearbeiten.« Susanne holte tief Luft und begann damit, dass sie den Ehemann ihrer Freundin bereits vor einem Vierteljahr in der Pension gesehen hätte, in der sie arbeitete. Bei seinem letzten Aufenthalt hätte er garantiert die gleiche Frau bei sich gehabt, so ein auf silberblond getrimmtes Luder, dem die Ehe nicht heilig war.

»Anfangs habe ich ja noch geglaubt, sie ist seine Mitarbeiterin oder ist eine alte Bekannte und er hat sie nur zufällig getroffen«, führte die Freundin weiter aus. »Aber so ist es nicht. Jetzt weiß ich es ganz genau. Ich wollte in dem Zimmer putzen, weil ich angenommen habe, sie sind weggefahren. Und stell dir mal vor, da liegen die beiden noch im Bett, hatten offenbar nichts an und schliefen seelenruhig.«

Marlene war inzwischen sehr blass geworden, aber sie beherrschte sich. Im Grunde genommen war genau das passiert, was sie insgeheim schon lange befürchtet hatte und was sie dennoch nicht wahrhaben wollte. Bastian betrog sie und sehr wahrscheinlich schon lange.

Wie sollte sie bloß mit dieser Tatsache umgehen?

»Ich habe dann noch ein Foto von ihnen gemacht, als sie am Nachmittag im Lokal saßen. Ich dachte, vielleicht hilft es dir, ihm eine ordentliche Standpauke zu halten.« Susanne holte aus ihrer Handtasche ihr Handy hervor, drückte auf ein paar Tasten und lieferte der Freundin dann den Beweis für die kurvenreiche Freizeitbeschäftigung ihres Mannes.

»Die ist es also«, sagte Marlene leise, nachdem sie die Aufnahme einige Sekunden betrachtet hatte. »So muss die Frau aussehen, die ihm gefällt. Ich bin ja nur sein Aschenputtel, das es ihm daheim zwar bequem machen, das er aber belügen und betrügen darf.«

»Kennst du sie?«, erkundigte sich Susanne mitfühlend.

»Kennen ist zu viel gesagt. Ich habe sie schon einmal auf einer Feier gesehen und weiß, dass sie Lydia Holmsen heißt. Neben der kann ich natürlich nicht bestehen.«

»Doch, das kannst du«, entgegnete ihre Freundin nach kurzer Überlegung. »Du musst bloß energischer werden und rein äußerlich mehr aus dir machen, ich meine, eine schicke Frisur, schöne Klamotten und Kosmetik. In einem Satz: Du musst mehr für dich selbst tun.«