Mantra Meditation – Die Kraft von Klang und Schwingung - Radhika Das - E-Book

Mantra Meditation – Die Kraft von Klang und Schwingung E-Book

Radhika Das

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Beschreibung

Mit der heilsamen Kraft von Mantras Körper, Geist und Seele in Einklang bringen

Mantras sind viel mehr als nur Worte, die gesungen werden. Sie haben die Kraft, den Geist zu klären, Seele und Körper zu harmonisieren und verborgene innere Potenziale zu erschließen. Durch die meditative Wiederholung der heiligen Silben entsteht ein Zustand der Freude und Klarheit und ein Gefühl von Verbundenheit und grenzenloser Liebe.
Rādhikā Dās macht die uralte Kunst des Chantens für unser modernes Leben anwendbar, indem er neun Mantras vorstellt, die allein oder in Gemeinschaft gesungen werden können. Dabei müssen wir nicht gute Sänger, erfahrene Yogis oder Anhänger irgendeiner Religion oder Glaubensrichtung sein – jeder kann die heilsame Energie der Mantras erfahren!
Mit einfachen Körperübungen, Atemtechniken, Meditationen und Chants des Autors zum kostenlosen Audio-Download, um die ganze Kraft der Mantras wirkungsvoll zu entfalten.

  • Mit geführten Chants und Meditationen zum exklusiven Audio-Download

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Seitenzahl: 199

Veröffentlichungsjahr: 2025

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RĀDHIKĀ DĀS

Mantra Meditation

Die Kraft von Klang und Schwingung

Entdecke das Wunder der Verbundenheit, Freude und inneren Klarheit

Übersetzung aus dem Englischen von Sabine Zürn

Die englische Ausgabe erschien 2025 unter dem Titel Mantra Meditation bei Rider, einem Verlag von Ebury in der Penguin Random House Verlagsgruppe.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2025 by Raˉdhikaˉ Daˉs

Original English version published by Rider, an imprint of Ebury within the Penguin Random House group of companies.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2025 by Lotos Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Florian Oppermann

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung eines Motivs von © Studio Nic&Lou

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-33432-1V001

www.ansata-integral-lotos.de

Für meine verehrten Lehrer, meine Familie und Freunde und für alle, die Wahrheit und Liebe suchen

Inhalt

Geleitwort

Vorwort

Einleitung

Erfülle dein Herz

Kapitel 1 Eine zweite Chance bekommen

Kapitel 2 Entscheidungen treffen und ins Handeln kommen

Kapitel 3 Gleichgesinnte finden

Kapitel 4 Inneres Glück spüren

Kapitel 5 Neue Kraft schöpfen

Kapitel 6 Ängste und Sorgen loslassen

Kapitel 7 Zuflucht und Schutz finden

Kapitel 8 Innere Transformation erfahren

Kapitel 9 Wahre Liebe erleben

Lass dein Herz überfließen

Kapitel 10 Liebe in die Welt bringen

Nachwort

Quellenangaben

Glossar

Danksagung

Verweise

Geleitwort

Die Tradition des Chantens ist uralt und in allen Kulturen der Erde verwurzelt. Doch um auch für die heutigen Menschen Bedeutung zu haben, müssen wir Traditionen in eine zeitgemäße Form übertragen – sie sollen nicht wie Museumsstücke in einer Vitrine Staub ansetzen. Wir müssen sie allen zugänglich machen, ohne ihre Essenz zu verwässern.

Raˉdhikaˉ Daˉs trifft in seinem Buch den Ton der Gegenwart, ohne die hohen spirituellen Werte, die Weisheit und die tiefen Einsichten der ehrwürdigen Bhakti-Tradition aus den Augen zu verlieren. So wird das Buch zu einem inspirierenden Begleiter auf dem Weg zu den Schätzen des Chantens – eine lebendige und kraftspendende Verbindung zum Göttlichen.

Entdecke, erkunde und erlebe die wunderbare Welt des Mantras.

Sacinandana Swami

Vorwort

Stell dir ein Mantra wie einen mitfühlenden kosmischen Freund vor.

Ich wollte immer frei sein. Als Kind träumte ich davon, Pilot zu werden, durch die Lüfte zu fliegen und große Abenteuer zu erleben. Als Teenager versuchte ich verzweifelt, den Verboten meiner Eltern zu entkommen, und als junger Mann fand ich die Vorstellung unerträglich, den Rest meines Lebens in einem 9-to-5-Job fristen zu müssen. Das konnte ich nicht hinnehmen. Ich wollte frei sein, um zu singen, Musik zu machen, mich zu entfalten und ungewöhnliche neue Wege zu gehen – frei, einfach zu sein.

Zunächst dachte ich, äußere Dinge würden mir mein Leben schwer machen – Regeln, Normen, Erwartungen und Enttäuschungen. Aber das stimmt nicht. Irgendwann auf meinem Weg begann es mir zu dämmern, dass mein schwierigster Gegner in mir selbst steckte: mein Verstand.

Was bedeutet Freiheit?

Der Verstand ist ein hartnäckiger Gegner. Er streift oft seine Boxhandschuhe über und schlägt unsere Träume mit Ängsten und Zweifeln k. o. Dann verwirrt er uns mit widersprüchlichen Plänen, Wünschen und Bedürfnissen. So war es jedenfalls bei mir. In den letzten fünfzehn Jahren habe ich Freiheit für mich neu definiert.

Freiheit bedeutet für mich:

Zu wissen, dass ich nicht mein Verstand bin.Mein Wohlbefinden nicht von billigen Aufputschmitteln, Zucker, Alkohol oder Unterhaltungsangeboten abhängig zu machen.Mein Selbstwertgefühl nicht mehr von der Anerkennung anderer abhängig zu machen.Einen geschützten heiligen Raum in mir zu schaffen, eine Quelle der Glückseligkeit.Mein Herz bis zum Überlaufen zu füllen und alles, was überquillt, mit anderen zu teilen.In einen Ozean der Liebe einzutauchen und darin zu schweben.Freiheit wurde Wirklichkeit für mich, als ich das Mantra zu meinem besten Freund machte.

Spanien 2010: Als das Mantra zu mir fand

Meine Beziehung zum Mantra begann in den Bergen nahe des spanischen Ortes Brihuega. Zusammen mit fünfzig anderen jungen Leuten nahm ich an einem spirituellen Retreat teil, das der Hare-Krishna-Tempel in Hertfordshire organisierte.

Das Retreat fand jeden Sommer statt, um Jugendliche mit der Philosophie und dem Chanten von Mantras vertraut zu machen. Jede Reise führte zu einem wunderschönen Tempel in Europa. Ich nahm zum vierten Mal teil. In den ersten drei Jahren war ich in erster Linie dabei gewesen, um von zu Hause wegzukommen. Ehrlich gesagt erlaubten meine Eltern ihrem sechzehnjährigen Sohn nur deshalb, durch Europa zu tingeln, weil der Tempel die Reisen organisierte. Das bedeutete: kein Alkohol oder andere »lustige« Sachen. Bei allen Retreats verbrachte ich die Zeit mit anderen jungen Rebellen, schwänzte sowohl die Kurse, weil sie mir zu anstrengend waren, als auch die Mantra-Sessions mit dem ganzen Singen und Tanzen.

2010 überredeten mich die Jungs, mit nach Spanien zu fahren. Ich wusste, dass dies mein letztes Retreat war, weil ich mittlerweile auch ohne Aufsicht verreisen konnte. Insgeheim mochte ich die Leute, das Essen und den Fun, nur das Gesamtpaket war nicht so mein Fall.

Diese Retreats brachten einen weiteren inneren Konflikt mit sich: Zu Hause gehörte ich zu einer coolen Clique. Wir hingen die meiste Zeit in Clubs ab und tranken jede Menge Alkohol. Ich hatte Angst, dass die anderen mich für verrückt hielten. Ich habe ihnen nie ein Sterbenswörtchen über diese Retreats erzählt. Irgendwie führte ich ein Doppelleben. Die Jungs vom Tempel mit ihren Mantras und Meditationen waren auf ihre Art cool. Diese beiden Lebensstile waren auf unangenehme Weise extrem unterschiedlich.

Wegen Spanien belog ich auch meine neue Freundin. Sie war überzeugte Atheistin und hätte das alles für seltsamen religiösen Humbug gehalten. Ich gab vor, mit meiner Familie in den Urlaub zu fahren, um den Geburtstag meines Onkels zu feiern. Obwohl ich nicht lügen wollte, fiel es mir schwer, ihr reinen Wein einzuschenken, dass ich dieses Zeug doch irgendwie mochte.

Am letzten Tag des Retreats machte sie überraschend Schluss mit mir. Das Schlimmste war, dass sie es mir einfach per Textnachricht mitteilte, ohne jegliche Erklärung. Ich kapierte es nicht und konnte ihr nicht einmal antworten, weil ich keinen Empfang hatte. Da saß ich also ganz hinten im Tempel und tat gar nichts, bis mir auffiel, dass alle anderen in den Kirtan vertieft waren. Das ist eine Meditationsform, bei der wiederholt die heiligen Namen von Gottheiten gechantet werden. Mir gefiel der Kirtan, auch wenn ich innerlich nicht sehr davon berührt war.

Ich wusste, dass diese Praxis reinigend wirken und das Herz von Schmerz befreien sollte, aber das überzeugte mich genauso wenig wie der Gedanke, dass sie unser Bewusstsein schärfen und uns mit Liebe erfüllen soll.

Trotzdem hörte ich heute aufmerksamer zu als sonst. Der Rhythmus der Mridangas (traditionelle indische Doppelfelltrommeln) hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Die Violine erfüllte den Raum mit ihrem süßen Klang. Der Leadsänger gab sich ganz dem Mantra hin, rief es in den Raum, und das Publikum wiederholte es. Während der Wechselgesang weiterging, war es, als ob mich der Klang persönlich anspräche. Er verlangte meine ganze Aufmerksamkeit und riss mich auf die Beine. Ich glaube, ich war so frustriert wegen der Trennung, dass es mir leichtfiel, diese Emotionen beim Singen herauszulassen. Der Leadsänger ermutigte uns, unsere innersten Empfindungen durch das Mantra auszudrücken. »Erfüllt das Mantra mit dem Ruf eures Herzens«, forderte er uns auf. Das fiel mir nicht schwer, denn ich war zutiefst verletzt, durcheinander und sehnte mich nach Klarheit. Ich stand auf und wippte zur Musik mit. Tanzen war nicht wirklich mein Ding, aber der Rhythmus ging mir ins Ohr. Allmählich wurde ich ruhiger.

Je mehr ich mich auf das Mantra konzentrierte, desto besser gelang es mir, meinen Frust rauszulassen. Durch den Gesang konnte ich meine Emotionen sortieren und sie nach oben abgeben. Ich ließ sie los. Meine Wut verrauchte allmählich, und ich öffnete mich für etwas anderes – den Klang. Erheb dich, sagte er. Überlass dich ganz mir. Geh mit mir mit. Alles wird gut. Ich fühlte mich verbunden, ein wunderbares Gefühl. Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass es einen derart heilsamen Balsam gegen Liebeskummer kostenlos und ganz ohne Kater gab.

Während der ganzen Meditation strahlte der Leadsänger ein unwiderstehliches, tröstliches Lächeln aus, das eine hypnotisierende Wirkung hatte. Am Schluss eilte ich nach vorn, um mit ihm zu sprechen. »Was war das? Das war extra für mich«, stieß ich atemlos hervor. Er grinste.

Ich erzählte ihm, was mit mir los war. Er hörte mir zu und gab mir einige aufmunternde Worte mit auf den Weg, dass es Zeit brauche, um sich selbst zu finden. Ich glaube nicht, dass ich verstanden habe, was er mir damit sagen wollte, aber ich wusste, dass er es wirklich aufrichtig meinte mit dieser beruhigenden Geste.

Und so war es auch. Damals war mir nicht klar, dass dieses Erlebnis einen Wendepunkt in meinem Leben markierte. Glücklicherweise überlegte es sich meine Freundin anders und kam zu mir zurück. Wir heirateten und sind seither glücklich. Nach sieben Jahren der informellen Begleitung erklärte sich der Mantra-Leadsänger im Jahr 2017 bereit, offiziell mein spiritueller Führer zu werden, und ist seitdem ein wichtiger Teil meines Lebens.

Zu meiner großen Überraschung und Freude habe ich eine Berufung gefunden, die alles andere als gewöhnlich ist! Als ich mich selbst in Kirtan vertiefte, ergaben sich immer mehr Gelegenheiten, für andere zu singen, und ehe ich michs versah, schlug ich eine Laufbahn als Mantra-Leadsänger bei Kirtan-Veranstaltungen ein. Und hier bin ich nun: Ich singe aus voller Kehle und aus tiefstem Herzen – und hoffe, den Rest meines Lebens damit zu verbringen, Mantra zu meinem liebsten Freund und Beschützer zu machen.

Mit diesem Buch möchte ich eine Verbindung zwischen dir und dem Mantra schaffen. Ganz sicher wirst auch du erleben, wie seine kraftvolle Energie deine Stimmung hebt, deinen Tag erhellt und dein Bewusstsein verändert. Das Chanten eröffnet einen Raum für innere Stärkung, Reflexion und Heilung und kann dein Leben in vielerlei Hinsicht positiv beeinflussen – im Großen wie im Kleinen.

Ich vertraue auf das Mantra.

Fangen wir an.

Einleitung

Klang verändert die Realität.

In einem Moment der Zeitlosigkeit schenkt uns das Mantra Geborgenheit und innere Ruhe.

Oft glauben wir, dass Veränderungen im Laufe der Zeit eintreten, sei es durch spontane oder geplante Ereignisse, eine Neuorientierung, einen neuen Look, neue Bekanntschaften, berufliche Veränderungen, einen Umzug oder einen Urlaub. All dies kann natürlich eine Kursänderung bewirken, aber es gibt auch ein grundlegendes Element, das unser Leben enorm verändern kann und dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Lasst es uns endlich ins Rampenlicht rücken … Trommelwirbel bitte! … ein Wendepunkt der Extraklasse: der Klang!

Die Welt ist Klang

Eine Vielzahl von Geräuschen wirkt auf uns ein: Musik, vertraute Alltagsgeräusche, Gespräche, Lachen, Weinen, Singen, Streit und Tratsch. Unser Leben ist geprägt von einer Kakophonie unzähliger Signaltöne: Der Tag beginnt mit dem Weckerklingeln, gefolgt vom »Pling« eintreffender Textnachrichten, dem Türalarm im Zug, der akustischen Ampel, dem Piepsen des Ladenkassenscanners, dem Brummen der Kaffeemaschine und vielem mehr. Nachrichten, Meinungen und Werbebotschaften überfluten und überfordern uns oft. Dazu noch hupende Autos, Sirenen, das Dröhnen von Baumaschinen … der Lärm nimmt kein Ende und peitscht uns vorwärts.

Diese Geräusche haben eine enorme Wirkung. Unsere Stimmung ändert sich, wenn wir eines unserer Lieblingslieder hören, wenn wir schroff angesprochen oder abrupt unterbrochen werden. Klänge versetzen uns in Hochstimmung oder machen uns traurig. Warum ist das so? Weil Klänge die Realität verändern. Damit meine ich nicht nur unsere Emotionen und Gefühle, sondern auch die physische, greifbare Materie. Betrachten wir zum Beispiel ein Weinglas: Schall, der im Grunde genommen eine mechanische Schwingungswelle ist, kann ein Weinglas dazu bringen, zu schwingen oder gar zu zerbrechen, wenn Schallwellen mit der Eigenfrequenz des Weinglases auf seine Oberfläche treffen.

Seit Jahrtausenden nutzen Schamaninnen und Schamanen (Heiler und spirituelle Führer traditioneller indigener Kulturen) uralte Gesänge und Instrumente zur Behandlung von Krankheiten. Heutzutage setzen wir Ultraschall zur medizinischen Diagnostik ein. Zahlreiche Experimente zeigen, dass Pflanzen verkümmerten, die ständig beleidigt und beschimpft wurden, während Pflanzen durch lobende Worte prächtig gediehen. Auch wenn der letzte wissenschaftliche Beweis für diese Beobachtungen noch aussteht, wissen wir aus eigener Erfahrung, dass positive Selbstgespräche uns Energie geben, während abwertende Selbstkritik uns Energie raubt. Diese Beispiele verdeutlichen, dass Schallwellen uns und die Dinge um uns herum auf vielfältige Weise bewegen, beeinflussen und verändern.

Transformation durch spirituellen Klang

Nach der Bhakti-Lehre kann spiritueller Klang phänomenale Veränderungen bewirken. Diese alte östliche Lehre entwickelte sich im siebten beziehungsweise achten Jahrhundert in Indien und betonte Liebe und die hingebungsvolle Verehrung der Göttlichkeit, repräsentiert durch eine höchste göttliche Person. Diese Hingabe fand ihren Ausdruck in Mantras, Gesängen und Gedichten. Die Bhakti-Philosophie distanzierte sich von Kastenwesen, Askese und religiösen Ritualen und lud alle Menschen ein, gemeinsam die göttliche Präsenz zu verehren, zu beten und zu feiern. Besonders dem gemeinsamen hingebungsvollen Singen mit Musik und Tanz wurde die tiefgreifendste transformierende Wirkung zugeschrieben.

In prähistorischer Zeit äußerte sich der heilige Klang in Form von Mantras – Laute, die sich zu hörbaren Silben und Wörtern formten. Es wird gesagt, dass sie aus einer höheren Dimension jenseits der materiellen Welt stammen und eine reine, überirdische und kraftvolle Energie in sich tragen, die uns dauerhaften Segen schenkt.

Mantras sind für mich Geschenke der Göttlichkeit, Manifestationen der Liebe. Sie entstehen aus Liebe. Ja, ein Mantra ist Liebe – Liebe, die sich in Klang verwandelt und zu uns strömt, um Frieden, Präsenz, Verbundenheit, Vision und Furchtlosigkeit zu all jenen zu bringen, die es hören.

Auf der elementaren, atomaren Ebene bestehen Mantras aus Sanskrit-Lauten, den sogenannten Aksharas, was »unvergängliche und unveränderliche Worte« bedeutet. Wenn wir sie in die Sphäre entlassen, verwandeln sie sich von einer Energieform in eine andere. Ihre Schwingungen wirken jedoch unendlich weiter – sie heilen Herzen, Gedanken und die Atmosphäre auf bestimmbare und unbestimmbare Weise.

Das unglaubliche Geschenk des Mantras

Wir Menschen brauchen Verbundenheit. Wir haben das angeborene Bedürfnis, uns mit uns selbst, mit anderen und mit etwas Höherem zu verbinden. Mantras ermöglichen diese drei Verbindungen. Es tut gut, diese wunderbaren, liebevollen Worte zu sprechen. Ihr Klang ist berührend und melodisch. Mantras helfen uns, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren, das innere Geplapper unseres Verstandes einzudämmen, unser Bewusstsein zu erweitern und im gegenwärtigen Moment anzukommen, während ihr Klang in uns nachschwingt. Auf diese Weise können wir das Leben aus einer höheren Perspektive betrachten.

Im Laufe der Jahrtausende sind viele Erklärungen für das Mantra entstanden. Ein altes Sanskrit-Sprichwort lautet: »Manaha trayatiti mantrah.« Das klingt kompliziert, ist aber leicht zu verstehen, wenn man es aufschlüsselt:

Manaha bedeutet »Geist«.Trayatiti bedeutet »befreien«, »erlösen«, »loslassen«.Mantrah bedeutet »Mantra«.

Das Sprichwort besagt also: Mantra ist das, was den Geist befreit.

In den letzten Jahren haben mein Team und ich »Mantra-Nächte« veranstaltet – öffentliche Events in wunderschöner Umgebung, bei denen neue und erfahrene Mantra-Enthusiasten gemeinsam mit uns singen. Ich leite die Wechselgesänge an, begleitet von einer Band, die verschiedene westliche und indische Instrumente spielt, darunter Tabla, Harmonium, Saxophon, Violine, Flöte und Percussion. Wir schaffen einen heiligen Raum, in dem alle singen, ihre Gefühle ausdrücken, sich mit ihrem Herzen und miteinander verbinden können, während sie in den heiligen Klang eintauchen.

Diese Veranstaltungen fanden zum Beispiel in den Londoner Yoga-Zentren OmNom (Islington), TripSpace (Shoreditch), Swiss Church und Neal’s Yard (beide im Londoner Stadtteil Covent Garden) sowie im Clayfield House in High Wycombe statt, teilweise in Zusammenarbeit mit Wohltätigkeitsorganisationen und Selbsthilfegruppen.

Nie werde ich unser erstes Konzert vergessen, das 2022 im Cecil Sharp House in Camden, London, stattfand. Die unterschiedlichsten Leute kamen dort zusammen. Die Stimmung war elektrisierend! Alle sangen und tanzten wie eine große Familie, vereint durch das Mantra. Dieser Anblick bewegte mich zutiefst. Mir standen die Tränen in den Augen, und mich packte die brennende Leidenschaft, diese Events und die Band zu erweitern und noch mehr Menschen zu begeistern.

Wir setzten die Konzerte 2023 mit einem Auftritt in der Union Chapel fort, und da explodierte alles regelrecht. Rund tausend Teilnehmer kamen, und wir vergrößerten die Band von fünf auf fünfzehn Musikerinnen und Musiker. Neu dabei waren Rex, ein großartiger Bassgitarrist, Vik, der fantastisch Tabla spielt, Michael am Piano, Tom mit seinem himmlischen Saxophonspiel und Preetha, die mit ihrer Geige eine Atmosphäre der absoluten Ruhe und Entspannung schafft.

Ich sang ein Mantra, das die Halle zum Beben brachte. Schon bevor wir mit dem Chanten von Radha Govinda begannen, spürte ich, dass etwas Außergewöhnliches bevorstand. Wir fingen in einem langsamen und beruhigenden Tempo an, doch plötzlich überkam mich ein Kribbeln, das mich veranlasste, vom einstudierten Tempo abzuweichen. Durch ein Kopfnicken signalisierte ich Abhay an der Mridanga, in einen schnelleren Rhythmus zu wechseln. Ich fügte einige Alaaps – Instrumentalvorspiele – ein, die sich zu einem Crescendo steigerten. Nrtya Shekara (dessen Name passenderweise »König des Tanzes« bedeutet) sprang auf und legte einige coole Moves hin. Das Publikum ließ sich von seiner ansteckenden Begeisterung mitreißen und sprang ebenfalls auf. Und siehe da: Die Magie des Mantras entfaltete sich!

Zwölf Minuten lang sangen, tanzten und chanteten alle aus voller Seele. Es war unglaublich! Seitdem erleben jeden Monat etwa eine Million Menschen den Track, der uns weltweit bekannt gemacht hat. Welch ein Segen!

Inzwischen veranstalten wir Mantra-Meditationsnächte in London, New York und Mumbai, die stets ausverkauft sind. Die Veranstaltungsorte werden allmählich zu klein. Unser Publikum kommt aus allen Gesellschaftsschichten, sei es in Anzug, Sari, Lederjacke oder im Yoga-Outfit. Alle wünschen sich das Gleiche: Verbundenheit, Inspiration und eine gute Zeit. Die uralte Meditationspraxis hat sich der modernen Zeit angepasst und ist nun der Weg, um neue Energie zu tanken und inneren Frieden zu finden. Immer wieder höre ich von Teilnehmern, dass sie mit einem Gefühl der Erdung und inneren Ruhe oder einem unbeschreiblichen Glücksgefühl nach Hause gehen. Sie fühlen sich so gestärkt und wohl, dass sie ihren Weg mit dem Mantra fortsetzen wollen.

Ich empfinde dies als etwas ganz Natürliches, denn das Mantra stillt den Hunger des Herzens. Es spricht die Sprache der Liebe, die dem Herzen am vertrautesten ist. Wenn wir Liebe im Überfluss empfangen, wird der Geist auf tiefste Weise angeregt und gestärkt, ohne dass es dazu äußerer Reize oder Einflüsse bedarf. Alles ist möglich, wenn wir unser Potenzial erkennen und das Leben mit Liebe und Mitgefühl betrachten.

Das Mantra erdet uns durch seine Beständigkeit, Stabilität und Sicherheit. Es entspringt einer Sphäre der Ewigkeit, jenseits von Vergangenheit und Zukunft, wo eine immerwährende, glückselige Gegenwart existiert. Durch das Mantra erreichen wir diesen Zustand der Erdung und Ruhe. Plötzlich und in einem nicht-bewussten Zustand erkennen wir die Wahrheit: Unser wahres Selbst ist ewig und Teil des Göttlichen, unabhängig von der ständig wechselnden Komplexität der äußeren materiellen Existenz.

Wir sind Seelen – Fragmente der »Ewigkeit«, unveränderlich und konstant. Demgegenüber steht der endlose Strom neuer Stressauslöser, denen wir ausgesetzt sind: »Er liebt mich nicht mehr«, »Sie ist mir zu anhänglich«, »Ich habe Angst, meinen Job zu verlieren«, »Ich will diese Beförderung haben«, »Ich weiß einfach nicht mehr, wer ich bin«, »Wir ziehen um«, »Wir haben nicht genügend Geld«, »Die Ärzte sagen, es sieht nicht gut für mich aus«, »Ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll« … Die Liste ist endlos. Das Mantra gewährt uns Schutz und Erholung in einem zeitlosen Moment.

Den Geist befreien

Wie wir nun wissen, kann ein Mantra den Geist von Angst und Traurigkeit befreien und in einen freudigen und positiven Zustand versetzen – so wie ein Brief vom grauen London nach Hawaii geschickt wird oder man aus dem lärmenden Stadtverkehr in eine wunderschöne Landschaft gelangt.

Unser Alltag ist oft von Unsicherheit geprägt. Selbst die kleinste Nachricht kann unser Leben ohne Vorwarnung zum Besseren oder Schlechteren verändern. Das versetzt selbst den ausgeglichensten Menschen in Angst und Unruhe. Doch wenn du dich auf ein Mantra konzentrierst, kannst du dich in einen spirituellen Raum zurückziehen und dich neu sortieren. Dort findest du unvorstellbare Ruhe und Sicherheit, egal ob du in deiner Küche bist, im Yoga-Studio, in einem überfüllten Zug oder sonst wo.

Als ich zum ersten Mal von dieser Möglichkeit hörte, war ich sehr erstaunt. Funktioniert das wirklich? Ich war ein sehr ehrgeiziger Student und hatte das Ziel, beruflich erfolgreich zu sein, mir eine sichere Existenz aufzubauen und damit meine Familie und Freunde zu beeindrucken. Aber meine ersten Jobs in der Immobilienbranche waren nicht das Richtige für mich, und das setzte mir sehr zu. Ich langweilte mich zu Tode. Ich fuhr mit der U-Bahn nach Angel und war müde und lustlos. Alles erschien mir monoton. Das kann doch nicht mein Leben sein, dachte ich oft.

Dass ich nebenbei Kirtans organisierte, war meine Rettung. Die Community, die dabei entstand, und das Chanten der Mantras brachten wieder Licht und Farbe in mein Leben. Genau genommen haben sie mir mein Leben zurückgegeben.

Was ist ein Kirtan?

Kirtan stammt vom Sanskrit-Wort Kirti, das »Ruhm« oder »Ehre« bedeutet. Kirtan beschreibt die Lobpreisung des Göttlichen durch das Singen von Mantras, begleitet von Musik und oft in Gemeinschaft mit vielen anderen Menschen. Kirtan ist Ausdruck unserer Sehnsucht nach Liebe und Hingabe. Diese Meditationsform gilt als die wichtigste spirituelle Praxis unserer Zeit, da sie Menschen durch das gemeinsame Singen und ein gemeinsames spirituelles Ziel verbindet.

Pranada Comtois schreibt in ihrem Buch über die Ursprünge des Kirtan, dass die Alvars, zwölf heilige Dichter und Mystiker aus Südindien, im sechsten Jahrhundert die Entwicklung des Kirtan maßgeblich beeinflussten.[1] Sie zogen umher und sangen in Tempeln und Städten ihre Hymnen der tiefen Liebe zur Göttlichkeit. Sie brachen mit der Tradition, religiöse Lieder in Sanskrit zu singen, und verwendeten stattdessen die Sprache des Volkes. So konnten Menschen aller Gesellschaftsschichten ihre Gefühle in ihrer Muttersprache ausdrücken.

Etwa tausend Jahre später, im 16. Jahrhundert, förderte der indische Weise und Heilige Shri Chaitanya (1486 – 1533) diese Bewegung in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß in ganz Indien. Er vereinte verschiedene Bhakti-Philosophien und begründete eine Tradition, in der der Kirtan zur wichtigsten Praxis wurde, um sich mit der Göttlichkeit zu verbinden. Chaitanya war sowohl ein spiritueller Lehrer als auch ein sozialer Reformer, der die Wiederbelebung der Bhakti-Bewegung und des Kirtan im 16. Jahrhundert maßgeblich vorantrieb.

Chaitanyas Biografen beschreiben ihn als über zwei Meter großen, gutaussehenden Mann mit golden schimmernder Haut, der in seinen wallenden Gewändern stets sang und tanzte. Mit einer Gruppe von Anhängern, die den Kirtan liebten und Instrumente spielten, zog er von Dorf zu Dorf. Wie ein Wirbelwind versetzte er alle in einen wahren Gesangstaumel. Wenn er tanzte, soll die Erde gebebt haben, so viel Kraft hatte er. Seine tiefe Hingabe veranlasste viele Menschen, sich seinem Tanzen und Singen der heiligen Namen bei Tag und bei Nacht anzuschließen.

Chaitanya soll außergewöhnlich lange Arme gehabt haben, mit denen er symbolisch die ganze Welt umarmte. Seine Liebe war so unermesslich und grenzenlos, dass er keine konfessionellen Grenzen kannte. Er pflegte gute Beziehungen zu den Führern anderer Bhakti-Traditionen, Glaubensrichtungen und Philosophien, einschließlich derer, die das Göttliche nur als eine sich ausdehnende Energie betrachteten, sowie zu Buddhisten und Muslimen. Wie wir später sehen werden, wandte er sich sogar den Tieren der Wälder zu, durch die er kam. Sein melodiöser Gesang verzauberte Tiger, Elefanten und andere wilde Tiere so sehr, dass sie vergaßen, sich gegenseitig zu jagen, und in Gemeinschaft und Liebe miteinander tanzten.

Wir springen ins Jahr 2024: Künstlerinnen und Künstler aller Ethnien, Nationalitäten und Traditionen, die bei Konzerten und Festivals gemeinsam Mantras singen, prägen die globale Kirtan-Szene. Durch die Kirtan-Events und -Workshops rund um den Globus sieht mein Reisepass mit den vielen Stempeln wie eine bunte Briefmarkensammlung aus. Zu jeder Veranstaltung kommen auch Leute, die kein Englisch sprechen, sich aber durch die Sprache der Chants mit allen anderen verbunden fühlen, auf der Suche nach einem kleinen Stück spiritueller Glückseligkeit.