Mauretanien Tour 2019 - Maik Kregel - E-Book

Mauretanien Tour 2019 E-Book

Maik Kregel

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Beschreibung

Beschreibung einer phantastischen Reise Aus dem kleinen Dorf hinaus in die weite Welt. Mit dem Jeep einmal komplett durch die Sahara. So war es geplant. Schon einmal hatte ich den Versuch unternommen und musste abbrechen. Doch Diesmal sollte die tour gelingen. Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko, Westsahara und Mauretanien. Die Erlebnisse einer Tour als kleine Erzählung zusammengefasst.

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Einleitung

Ich habe mir vorgenommen, einmal komplett in Nord- Süd- Richtung die Sahara zu durchqueren. Dafür bevorzuge ich die kompromißloseste Art zu Reisen die mir dafür in den Sinn kommt. Keine Hilfe bei der Planung, keine Hilfe bei der Ausrüstung meines privaten Expeditionsfahrzeuges. Kein Beifahrer, keine sonstigen Mitfahrer, keine notwendigen gegenseitigen Absprachen, keine Last der Verantwortung, kein Druck ein bestimmtes Ziel unbedingt erreichen zu müssen. Nur unendlich viel Zeit, die habe ich leider nicht. Mein grobes Ziel im Kopf, ich möchte den südlichen Rand der Sahara an der Sahelzone erreichen. Doch das ist kein Muß, nur ein Kann. Bereits zwei Jahre zuvor habe ich einen Versuch unternommen und bin bei mangelhafter Ausrüstung und unangemessener Vorbereitung mit Wagendefekt liegengeblieben. Jetzt scheint mir die Zeit reif, einen erneuten Versuch zu wagen.

Lass einfach Starten. Lass uns die Wüsten Mauretaniens anfahren.

Reisestart

Wir schreiben das Jahr zweitausendneunzehn. An einem kalten 1. Februar beginnt in diesem Jahr mein erster Tag als Nomade.

Das Startchaos hat mich voll im Griff.

Mein Wagen sieht aus wie der Teil einer mittelalterlichen Wagenburg. Die besteht in meinem Fall nur aus einem einzigen Wagen, aber ich bin damit unterwegs, als wollte ich den Krieg gegen die Mächte des Bösen ganz alleine gewinnen.

Auf dem Dach, sage und schreibe 6 x 20 Liter Blechkanister und noch zwei meiner alten Kunststoffkanister als Spritreserve. Im Moment sind diese leer doch im Zielgebiet ist Benzin schwer zu bekommen, hab ich so gehört. Außerdem hab ich den letzten freien Platz hinter der Solaranlage mit einem wasserdichten Seesack voller Altkleider und Schuhe aufs Dach gepackt. Der Innenraum gibt dafür nicht viel Platz her. Dort ist eine halbe Schlosserei, die Küche und ein provisorischer Schlafplatz eingerichtet. Ach ja, den Fahrersitz gibt es auch noch. Für einen Beifahrer würde es eng werden. Kameras, Stativ, Objektive, Kartenmaterial, Reiselektüre….

Kurz hinter Paris geht die mühselig gezähmte Motorkontrollleuchte an. Der Wirkungsgrad des Katalysators ist herabgesetzt, so meint die Motor-App. Ein Grenzwert ist grenzwertig. Das ist doch der höhere Sinn eines Grenzwertes, …grenzwertig zu sein. Damit muss der leben, da wo ich hin fahre, weiß sowieso niemand auf dieser Welt welches Benzin-ähnliche Gemisch die Maschine verbrennen muß. Das Zielgebiet ist eher suboptimal für moderne Kat- Systeme. Ich stell die Fehlermeldung erst einmal zurück, mal schauen wie oft die noch auf dieser Tour an geht. Im Moment schnurrt meine schwarze Raubkatze allerdings wie ein Bienchen.

Wenn man allerdings ganz genau hin hört, rasselt es ein wenig aus Richtung Motorraum. Das ist die Umlenkrolle. Die hab ich vor ein paar Tagen getauscht. Nutzt aber nicht viel. Die Neue ist fast lauter wie die Getauschte. Das Lager zwitschert, Das kann man nicht nachträglich fetten, es ist ein gekapseltes. Echt blöd. Gelegentliches äußerliches Einsprühen mit Sprühöl WD40 hilft eine Weile. WD40 ist so etwas wie das Deo für meinen Jeep. Es riecht etwas wenn die Maschine warm wird, aber der Jeep mag die regelmäßige Behandlung aus der Sprühflasche. Hoffentlich hab ich genug davon mit.

Wenigstens laufen laut Diagnose diesmal alle 6 Zylinder fehlerfrei. Nach langem Hin und Her und 2 maligem Kerzentausch hab ich seit ein paar Wochen endlich die gelegentlichen Zündaussetzer im Griff. Zwei gebrochene Zündkabel waren die Ursache. Seit die Stecker vollvergossen sind, scheinen die Übergänge von Stecker zum Kabel eine Schwachstelle zu ein. Wenn man die Kerzen tauscht, gehen die oft so schwer runter, dass es intern zu Brüchen kommt. Teiltausch des Satzes hat scheinbar geholfen. Nach 1000 km kein einziger Zündaussetzer im Diagnosespeicher. Na Wunderbar. So kann es endlos weitergehen, auf meinem Trip.

Die Kompassnadel immer Hart am Süden, die Heizung am Anschlag und das Fenster offen. So träume ich mich in die Jugendjahre zurück wo das Haar noch schulterlang und wild im Wind lag. Fast automatisch zieht der Wagen seine Spuren unbemerkt durch die Landschaft. Autobahnfahrten können tatsächlich entspannend sein.

Übernachtung Frankreich

Jetzt ist schon seit einiger Zeit dunkel. Ich hab auf einem Maut- Parkplatz noch vor Bordeaux im Süden Frankreichs gestoppt. Hier verbringe ich heute die Nacht bei sehr beruhigenden Geräuschen der nahen Autobahn.

Ein paar Tassen Cappuccino, eine 5 Minuten- Terrine und 2-3 Würstchen sollen für heute abend reichen. Es ist 4 Grad warm, windstill und ich verbringe die Zeit mit Suchen. Suchen, nach den Müllbeuteln (hab die Rolle noch immer nicht gefunden), suchen nach einer Taschenlampe, suchen nach dem Taschenmesser, suchen in welche Box ich den Cappuccino reingestopft habe.

Aufhören kann ich mit dem Suchen nach der Reserve- GPS- Maus. Da hab ich alle denkbaren Verstaumöglichkeiten durch. Ich gehe fast jede beliebige Wette darauf ein, daß die seelenruhig zu Hause auf meine Rückkehr wartet.

Es läßt sich nur schwer verbergen, ich bin sehr gut sortiert. Ich hab fast alles mit was ich brauche. Ich muß mir jetzt nur irgendwie einprägen wo all die Sachen liegen.

Deshalb erst mal einen Whisky mit Cola. Dann kann ich um so besser einschlafen. Noch ein wenig Tagebuch schreiben und dann rolle ich mich bei wohligen 4 Grad in den Schlafsack und ziehe mich in meine provisorische Schlafstätte zurück. Draußen fängt es an zu regnen. Die nahe Autobahn ersetzt das lästige Schafe- zählen. 1 Auto, 2 Autos, 3Autos ….

Am nächsten Morgen wache ich auf, es ist bereits hell, der Wecker zeigt 8 Uhr. Na das nenne ich mal tief und fest geschlafen. Wer hätte gedacht daß dies so gut funktioniert. Einfach auf die Kisten im Innenraum meine selbstaufblasende Matte drauf, das Auto im Standgas etwas vorgewärmt und man schläft wie ein Murmeltier. Nur das Rein- und Rausklettern zwischen den Vorder-Sitzen auf meine Liege muß ich noch ein klein wenig üben. Aber für kalte und vor allem nasse Nächte in Zivilisationsnähe, keine üble Alternative. Sehr viel besser als die sonst übliche Notübernachtung auf ganz zurückgeklapptem Sitz. (was bei meinem Wagen auch nicht sonderlich gut funktioniert)

Cappuccino und was zu beißen, schon geht es weiter. Ich will heute weit nach Spanien rein. Komplett durchzufahren wird kaum Sinn machen. Ich könnte rein theoretisch am Sonntag noch nach Marokko mit der Fähre rüberkommen, aber dann habe ich das Problem mit der Geldtauscherei. Sonntags ganz schlecht, will ich mal meinen. Dafür lohnt der Gewaltmarsch nicht. Ich habe bis Algeciras an der Küste zu Gibraltar noch über 1300 km. Nee das versuche ich gar nicht. Dann lieber ganz ruhig in 2 Tagesetappen bis runter. Viel entspannter. Außerdem kann ich dann noch in Ruhe kurz vor Marokko Sprit bunkern, Sodas ich erst einmal relativ autark bin auch wenn die Geldwechselgeschichte nicht auf Anhieb so klappt wie geplant. Ich habe vor 2 Jahren Richtung Tétouan schon einmal vor verschlossenen Türen nach Geld angestanden.

Die paar Dirham für Marokko die ich habe, werden schon für Maut auf der Autobahn Richtung Süden draufgehen.

Deshalb sieht mein Plan erst mal so aus, das ich bis Mitte Spanien fahre und am Sonntag weiter bis Algeciras, dort das Hotel Alborane buche. Dort steht das Auto relativ sicher und ich kann mit kleinem Gepäck Richtung Dusche und warmen Bett flüchten.

Schnee in Spanien

Der Plan wär beinahe schief gegangen. Über die seitlichen Ausläufer des Pyrenäen- Gebirges im Norden Spaniens ist die Autobahn total vereist. Es hat angefangen zu schneien und der Wind bläst in Böen bei Minusgraden. Wir wechseln in einspuriger Auto- Kriech- Kolonne zwischen Schrittgeschwindigkeit und maximal 20kmh. Gelegentlich schlängelt man sich zwischen liegengebliebenen Fahrzeugen hindurch. Die Gegenfahrbahn ist nicht mehr zu erkennen. Eine geschlossene Schneedecke ohne Fahrspuren ist zwischen den heftigen Verwehungen nur vage auszumachen. Mir fällt auf, dass ich schon seit einiger Zeit kein einziges Fahrzeug auf der anderen Seite ausmachen kann, wobei unsere Spur proppe voll ist. Wenig später wird mir auch klar warum dies so ist. Nach halbstündiger Weiterfahrt im Schneckentempo ist auf der Gegenseite ein einziges Trümmerfeld zu sehen. Abgerissene Sattel- Auflieger, umgekippte LKW´s kreuz und quer und dazwischen zig zerdepperte PKWs. Sowohl auf der Autobahn als auch im Graben zwischen den Fahrtrichtungen und drüben der Graben neben der Fahrspur, voll von Fahrzeugen die in jede erdenkliche Himmelsrichtung zeigen. Die Polizei mit Blaulicht dazwischen und die feststeckenden Räumfahrzeuge machen das Chaos perfekt. Da jetzt niemand fährt, wird die Bahn erst recht unpassierbar, denn die Schneemassen müssen erst mal auf der Bahn bleiben, bis die verunfallten Fahrzeuge geräumt sind. Na das kann da drüben dauern. In meiner Fahrtrichtung geht es sehr langsam aber fast stetig über die Eisfläche. Ich bringe das Kunststück fertig, in alle drei Spiegel und nach vorne gleichzeitig zu gucken. Zum vorausfahrenden LKW halte ich trotz Schrittgeschwindigkeit immer so mindestens 50 Meter Abstand. Der PKW hinter mir hält es genauso. Bei dem LKW der dahinter fährt bin ich mir nicht so sicher. Hoffentlich schiebt er den Kleinen hinter mir beim Bergabfahren in den Serpentinen nicht in mein Heck. Sehr angespanntes Fahren. So vergehen vielleicht 1-2 Stunden. Vor lauter Anspannung habe ich nicht auf die Uhr geschaut.

Doch genauso schnell wie der Spuk begann, ist er auch wieder vorbei. Ein bis zwei flache Täler weiter, und von Schnee keine Spur zu sehen. Einzig die Leucht- Warnschilder vor Glätte sind eingeschaltet und die Temperaturen bewegen sich um die 0 Grad. Die Strecke ist feucht, jedoch nicht mehr glatt. An einem der nächsten Parkplätze fahre ich erst mal raus. Ich hab das Gefühl, da ist vorne kein Licht mehr. Richtig! Die gesamte vordere Front ist eine einzige dicke Eispampe. Da leuchtet nichts mehr durch, da sind keine Blinker, kein Nummernschild. Alles eine einzige harte Schneekruste. Selbst der Kühlergrill ist fast komplett zu. Das musst erst mal bei Schrittgeschwindigkeit hinbekommen. Mein Wagen ist so energieeffizient wie drei durchschnittliche Kleinwagen zusammengenommen. Das bedeutet, der produziert von Haus aus eine gewaltige Menge Wärme. Hat wohl trotzdem nicht ausgereicht um den Grill freizuhalten.

Ich klopfe die Kruste erst mal runter und befreie die Lampen vom Eispanzer.

Das Wetter wird nun stetig besser, nicht wirklich wärmer, aber es schneit nicht mehr. Die Landschaft wird langsam grüner, während ich mit meiner Schaukel weiter durch die wunderschönen Landschaften Spaniens gen Süden schunkle.

Übernachtung Spanien

Die letzten 600 Kilometer hebe ich mir für den Sonntag auf. Seit ungefähr einer Stunde war ich bereits im Dunklen unterwegs. Ich habe gestoppt und meine Küche in Betrieb genommen. Cappuccino, eine Dose irgendwas Scharfes und irgendwas mit Bohnen. Na wenn das mal gut geht so unterwegs. Hier wo ich grad stehe, gibt’s keine Toilette. Nur Mut, wird schon gut ausgehen. Ich verspüre eigentlich keine große Lust mit nacktem Arsch und ohne Deckung bei Minusgraden über das offene Feld zu gehen.

Jetzt im Nachhinein, wenn ich so schreibe, frage ich mich ernsthaft ob ich einfach zu faul, zu risikofreudig oder einfach nur irreparabel verrückt bin. Das Risiko hätte nicht sein müssen, aber ich hatte grad so einen Appetit auf ein paar warme Bohnen, Kidneybohnen, Mexikanisch….

Ein herrlich klarer Sternenhimmel, lediglich leichte Schleierwolken gelegentlich, verleiten mich bei minus 1 Grad und recht unangenehmen Wind, das schwere Stativ doch noch auszupacken und auf die Schnelle ein paar Fotos vom Nachthimmel zu knipsen.

Danach bin ich aber wirklich durchgefroren. Jetzt schnell einen Whisky für die Blutzirkulation und dann noch ein paar Zeilen Tagebuch schreiben. Jetzt wird es Zeit die Schlafkoje aufzusuchen.

Ich habe es mir so gemütlich gemacht, dass ich am nächsten Morgen erst um 10 Uhr aufwache. Ich will es gar nicht glauben. Es ist tatsächlich schon 10 Uhr. Ich habe geschlafen wie ein Bär. Nicht einfach wie ein Bär im Winterschlaf, mehr so wie ein Bär während einer kompletten Eiszeit. Unglaublich. Vielleicht habe ich zwischendurch ab und zu gepupst, aber ansonsten ist alles trocken geblieben. Derzeit sind überhaupt keine Nachwirkungen der mexikanischen Bohnen zu spüren.

Nun geht es daran, die restlichen Kilometer nach Algeciras runter zu spulen.

Einchecken, Wifi, Dusche. Und ein echtes WC ist für den gebürtigen Mitteleuropäer eine wirkliche Wohltat.

Algeciras – Tanger Med

Einen Tag später geht es los. Heute, Überfahrt nach Marokko.