Meditieren zu Hause - Anleitungen für ein achtsames Retreat - - Renate Seifarth - E-Book

Meditieren zu Hause - Anleitungen für ein achtsames Retreat - E-Book

Renate Seifarth

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Beschreibung

Ruhe, Klarheit, Gelassenheit im oft stressigen Alltagsleben zu finden und in der Stille tiefe Weisheiten zu erkennen - wer wünscht sich das nicht? Die erfahrene Meditationslehrerin Renate Seifarth begleitet in diesem Buch auf einem Retreat zu Hause. In sieben Schritten führt sie durch die wichtigsten Themen und gibt Hilfestellungen für mögliche Hindernisse. Ein wunderbares Buch für alle, die ernsthaft meditieren lernen möchten, aber auch für bereits Geübte, die die Meditation im Alltag verankern möchten.

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Seitenzahl: 166

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Renate Seifarth

Anleitungen für ein achtsames Retreat

Für meine Mutter

ISBN: 978-3-641-30030-2V001© 2023 by Bassermann Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright der Originalausgabe © 2014 Nymphenburger im Langen Müller Verlag GmbH. Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Buddha at Home.

Zum Buch gehört eine Audiodatei mit geführten Meditationen, die unter diesem Link abrufbar sind:www.bassermann-verlag.de/meditieren-zuhauseGesprochen von Renate Seifarth. Aufnahme: Zino Mikorey Mixing & Mastering, Berlin

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.Umschlaggestaltung: Atelier Versen, Bad Aibling

Satz: Grafikdesign Storch, Ulrike Vohla, Rosenheim

Fotos innen: shutterstock; außer: [1] shutterstock/Cyril Hou, [2] shutterstock/Tappasan Phurisamit, [3] Markus Aatz

Herstellung: Timo Wenda

Inhalt

Einführung

1 ANKOMMEN IM HIER UND JETZT

Wir lernen, den Autopiloten auszuschalten und Bewusstheit zu entwickeln für das, was im Moment geschieht.

Ankommen und vertraut werden

Die Atemmeditation im Sitzen

2 KLARHEIT ENTWICKELN

Wir kommen in Kontakt mit den momentanen Erfahrungen und versuchen, sie so zu lassen, wie sie sind – ohne zu werten oder zu urteilen.

Körperempfindungen wahrnehmen

Gehmeditation

3 EINE LIEBEVOLLE HALTUNG KULTIVIEREN

Wir nehmen unsere innere Haltung zum Leben wahr und lernen, wie wir uns bewusst für eine liebevolle Ausrichtung entscheiden können.

Meditation zur Entwicklung liebevoller Güte

4 GEFÜHLE ENTDECKEN

Meditation mit Gefühlen und Geisteszuständen

Meditation der Versöhnung

5 DEN GEDANKEN DIE MACHT ENTZIEHEN

Wir ergründen die Natur unseres Denkens und entlarven und beenden destruktive Gedanken.

Die Beobachtung des Denkens in der Meditation

6 ALLES IST IM WANDEL

Wir erkennen die kontinuierliche Veränderung in jedem Augenblick, lernen, tief in die Angst vor Verlust und Tod zu schauen, und sehen die Chance des Neubeginns.

Meditation mit Wandel als Objekt

7 INNERE WEITE

Wir überwinden die Trennung von Ich und anderen, lassen einengende Selbstkonzepte los und erleben die Verbundenheit mit allem.

Meditation mit Betrachtung des Ichs

Meditation über die Verflochtenheit des Lebens

Meditation: Grenzen auflösen

DANKE

LITERATURHINWEISE

DIE AUTORIN

Wir alle möchten glücklich sein und ein erfülltes Leben führen. Wir wünschen uns Erfolg im Beruf, einen gesunden Körper, liebe Freunde, schöne Urlaube und vieles mehr. Unsere Pläne und unser Tun sind darauf ausgerichtet, diese Ziele zu erreichen. Dabei haben wir schon so viel. Jederzeit können wir uns eine unendliche Vielfalt an Waren kaufen, ständig gibt es neue Unterhaltungsangebote, unsere Kleiderschränke quellen über. Doch all das und selbst eine tolle berufliche Karriere, eine erfüllende Partnerbeziehung und ein langes Leben garantieren uns nicht das Glück, nach dem wir uns sehnen.

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Meditationskurse stehen mitten im Leben und manche können auf reichlich Besitz und Erfolg in ihrem Leben blicken. Sie haben sich beruflich verwirklicht, sind materiell gut versorgt und leben in stabilen Beziehungen. Dennoch sind sie auf der Suche. Auf die Frage, warum sie meditieren, höre ich Antworten wie: »Ich möchte gelassener werden«, »Ich suche nach einem Sinn in meinem Leben«, »Das kann doch nicht alles gewesen sein«.

Auch wenn viele äußere Anlässe Glücksgefühle auslösen können – ein solches Glück hält nicht lange an. Wir gewöhnen uns an das neue Smartphone, das tolle Auto oder schicke Shirt. Selbst ein Sprung auf der Karriereleiter steigert unser Lebensgefühl nur für kurze Zeit. Die anfangs aufregende sexuelle Vereinigung mit dem neuen Partner verliert mit der Zeit ihre schillernde Qualität. Schnell gewöhnen wir uns an den Status quo. So fällt uns auch unser gesunder Körper nicht weiter auf. Erst wenn wir krank werden, bemerken wir, wie kostbar unsere Gesundheit ist – um dies kurz nach unserer Genesung wieder zu vergessen. Die Zahnschmerzen verblassen, das Gehen nach dem Beinbruch wird zur Selbstverständlichkeit.

Statt uns an den schönen Dingen zu erfreuen, konzentrieren wir uns auf Unerreichtes und werden doch nicht glücklicher. Ständig eröffnen sich neue Unzulänglichkeiten, die beseitigt werden wollen. Immer größer, schneller, besser, heißt die Devise. Doch auf diese Weise kommen wir nie zur Ruhe. Das tiefe Glück und Erfülltsein, nach dem wir streben, entfernt sich mit jedem Versuch, es zu ergreifen.

Wir machen weiter, bis wir plötzlich aufwachen und bemerken, dass wir uns irgendwie verrannt haben. Auf einmal spüren wir eine innere Leere, die sich durch keine äußeren Gegebenheiten füllen lässt. Wir erkennen, dass es nicht um mehr Quantität gehen kann, denn wir sind schon lange nicht mehr fähig, das Einzelne zu genießen. Uns beschleicht eine Ahnung, dass Glück nur durch eine innere Veränderung erreicht werden kann.

Wertschätzung entwickeln

Zufriedenheit und Glück entstehen aus einem wertschätzenden inneren Kontakt mit dem Augenblick, den wir gerade erleben.

Wo sonst kann unser Leben stattfinden als im Hier und Jetzt?

Im Erleben des Moments werden wir uns der vielen alltäglichen Wunder unseres Lebens bewusst, empfinden tiefe Freude und Dankbarkeit. Doch wir verlieren diesen Kontakt allzu leicht. Wie können wir ihn wiedererlangen?

Der buddhistische Lehrer Anagarika Munindra, der vielen westlichen Schülern die Vipassana-Meditation vermittelt hat, beschrieb seine Motivation zur Meditation einmal so: »Ich meditiere, um die kleinen purpurfarbenen Blümchen zu bemerken, die am Wegrand blühen und die ich sonst wahrscheinlich übersehen würde.«

Es kann durchaus sein, dass wir zufrieden sind mit unserem Leben, unseren Beziehungen und unserem Beruf. Doch plötzlich ereignet sich eine einschneidende Veränderung: Jemand, der uns nahesteht, stirbt oder wir selbst werden mit einer ernsthaften Krankheit konfrontiert. Vielleicht verlieren wir unsere Arbeit und können keine neue finden. Oder wir bekommen einen Vorgesetzten, mit dem wir uns nicht verstehen. Auf solche Veränderungen sind wir nicht vorbereitet. Sie waren in unserem Lebensentwurf nicht vorgesehen. Das Glück verlässt uns oder verwandelt sich in Unglück. Wir erfahren, dass wir unser Leben nicht unter Kontrolle haben. Nicht selten reagieren wir auf schmerzhafte Erfahrungen mit Groll, Ohnmacht, Verbitterung oder anderen schwierigen Gefühlen, die weiteres Unheil nach sich ziehen. Wie können wir mit solchen Erfahrungen umgehen? Gibt es eine Möglichkeit, trotz solcher schwierigen Situationen glücklich zu sein?

Es mag uns zunächst nicht nachvollziehbar sein, aber wir wissen, dass Menschen grundsätzlich in allen Lebenssituationen Glück empfinden können, selbst unter extrem schwierigen Bedingungen. So schreibt die junge Jüdin und Holländerin Etty Hillesum, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde, in ihrem Tagebuch: »Wenn man ein inneres Leben hat, spielt es mit Sicherheit keine Rolle, auf welcher Seite des Gefängniszauns man sich befindet. […] Ich bin schon tausend Mal in Konzentrationslagern gestorben. Das alles kenne ich. Es gibt keine Neuigkeiten, die mich beunruhigen könnten. Auf die eine oder andere Weise weiß ich schon alles. Und dennoch empfinde ich dieses Leben als schön und sinnvoll. In jedem Augenblick.«

Meditation als Weg zu innerer Veränderung

Dieser Lebenseinstellung liegt eine tiefe innere Weisheit zugrunde, eine Stärke, die nicht jeder von uns in die Wiege gelegt bekommen hat.

Wie können wir eine innere Veränderung herbeiführen, die uns den Moment sehen und schätzen lernen lässt? Wie können wir eine innere Akzeptanz entwickeln für den natürlichen Wandel im Leben und unterscheiden, wann die Zeit des Handelns und wann die Zeit des Geschehenlassens gekommen ist? Wie können wir lernen, auf Erfahrungen mit Gelassenheit zu reagieren, statt von ihnen gebeutelt zu werden? Wie können wir authentisch leben und unserem Leben einen eigenen Sinn geben?

Meditation ist eine mögliche Antwort. Wir lernen, im Moment zu ruhen, und entwickeln einen klaren Blick auf die Erfahrungen, die wir jetzt erleben. Statt auf eine Zukunft zu warten, öffnen wir uns den Erfahrungen, die jetzt stattfinden. Wir entdecken ignorierte Körperempfindungen, abgeschnittene Gefühle, diktierende Gedankenkreisläufe. Wir bemerken, welche Strategien in einer Sackgasse enden und welche zu Glück führen. Wir beginnen, das Leben umfassend und tief zu verstehen und mit ihm in Einklang zu leben. Wir schaffen eine neue Beziehung zu unserem Leben, aus der wir den Sinn schöpfen können, nach dem wir suchen.

Meditation ist eine Geistesschulung.

Wir erlernen eine Technik, die wie ein Muskeltraining geistige Kräfte in uns weckt, die wir in unserem Leben anwenden können und die zu tiefen Veränderungen führt. Meditation ist jedoch weitaus mehr als bloßes Herumsitzen und sie hört auch nicht auf, wenn wir uns von unserem Meditationskissen erheben. Wie der große thailändische Meditationsmeister Ajahn Chah einmal anmerkte: »Manche Leute glauben, je länger sie sitzen können, desto weiser müssten sie sein. Ich habe Hühner tagelang auf ihrem Nest sitzen sehen! Weisheit erwächst durch Achtsamkeit in allen Situationen. Deine Praxis soll beginnen, sobald du morgens aufwachst. Sie soll dauern, bis du einschläfst. Sorge dich nicht, wie lange du sitzen kannst. Wichtig ist nur, dass du achtsam bleibst, ob du arbeitest, sitzt oder zur Toilette gehst.«

Wie können wir meditieren lernen?

In Asien wird Meditation in Klöstern gelehrt. Im Westen können wir Meditationszentren besuchen, in denen Meditationskurse unterschiedlicher Länge, Stile und buddhistischer Traditionslinien angeboten werden. Sie führen Namen wie Sesshin, Tara- oder Vipassana-Retreat. Daneben gibt es schier unzählige neuzeitliche Angebote, die sich Klangmeditation, dynamische Meditation, Kundalini-Meditation, AUM-Meditation, Meditation surprise, Tanzmeditation oder anders nennen. Die Fülle ist schwer durchschaubar. Ich führe jedes Jahr ungefähr zwanzig Vipassana-Retreats durch. Vipassana bedeutet »klar sehen« und bezeichnet eine Meditationsform, die in Thailand, Myanmar, Kambodscha und Sri Lanka gelehrt wird. Die Retreats erstrecken sich meist über eine Woche, manche sind etwas kürzer, andere länger.

Da es vielen Personen nicht möglich ist, an solchen Kursen teilzunehmen, habe ich aus all meinen Erfahrungen einen Leitfaden für ein Retreat zu Hause zusammengestellt. Die einzelnen Schritte spiegeln in ihrem Inhalt und in ihrer Reihenfolge den Aufbau meiner Kurse. Die Abfolge der Themen hat sich über Jahre hinweg herausgeschält und bewährt.

Der Leitfaden ist vor allem für diejenigen gedacht, die ernsthaft meditieren lernen möchten und nicht oder nicht so häufig, wie sie gerne würden, an einem Meditationskurs teilnehmen können. Und natürlich profitieren auch Erfahrene, die ihre Meditation vertiefen und im Alltag verankern möchten, davon.

Sie können sich bewusst eine Auszeit zu Hause gönnen und sich Schritt für Schritt den Kapiteln zuwenden oder die einzelnen Anweisungen über Wochen verteilt in Ihren täglichen Ablauf integrieren. Konkrete Hinweise finden Sie am Ende jedes Kapitels.

Bevor Sie beginnen, möchte ich Sie ermuntern, Meditation nicht als etwas zu betrachten, was Sie auch noch tun müssen, sondern als einen Weg zu sehen, sich für Ihr Leben zu begeistern. Es geht nicht um ein Selbstverbesserungsprogramm, sondern um eine Liebeserklärung an das Leben.

Aufbau des Buches

Falls Sie keine oder wenig Erfahrung mit Meditation haben, empfehle ich Ihnen, sich beim ersten Durchlesen des Buches an die Reihenfolge der Kapitel zu halten. Später, wenn Sie mit Achtsamkeit und der damit verbundenen inneren und äußeren Haltung vertraut sind, spricht nichts dagegen, zwischen den einzelnen Kapiteln hin und her zu springen.

In den Kapiteln 1 bis 3 wird die Grundlage für unser Erforschen gelegt, für ein entspanntes Dasein und eine direkte, interessierte und wohlwollende Achtsamkeit auf den Körper. Mit dieser Achtsamkeit wenden wir uns in den Kapiteln 4 und 5 unseren Gefühlen, Bewusstseinszuständen und unseren Gedanken zu. Wir lernen, all unsere Erfahrungen mit Achtsamkeit wahrzunehmen und zuzulassen. So können wir beginnen, besser zu verstehen, welche Impulse uns leiten, und uns entscheiden, wie wir im Leben handeln wollen.

In den letzten beiden Kapiteln setzen wir uns mit grundlegenden Bedingungen des Lebens auseinander. Unsere Erfahrungen und Erkenntnisse werden mit der Zeit Entscheidungen, Prioritäten und gar Reaktionen verändern. Sie werden von größerer Offenheit, Gelassenheit und Leichtigkeit im Herzen getragen sein.

Zeitlicher Ablauf

Ein Retreat beinhaltet immer mehrere Aspekte. Wichtig ist zum einen die Wissensvermittlung, zum anderen die formale Praxis. Neben den Hintergrundinformationen enthält jedes Kapitel Anleitungen für eine Meditationspraxis. Um die Themen, Schwierigkeiten und Entwicklungen zu verdeutlichen, stelle ich zahlreiche Beispiele aus meiner eigenen Praxis und der meiner Teilnehmer und Teilnehmerinnen dar. Selbstverständlich habe ich alle Namen und situativen Beschreibungen, die auf ihre Identität schließen lassen würden, verändert.

Integriert in den Alltag

Wählen Sie für die formale Meditationspraxis einen Zeitpunkt, zu dem Sie sich ungestört zurückziehen können. Wie viel Sie üben, bestimmen allein Sie. Schön wäre es, wenn Ihnen dies für fünfzehn bis dreißig Minuten am Tag gelingen würde, aber es darf auch kürzer oder länger sein. Machen Sie sich keinen Druck. Lesen Sie sich die Meditationsanleitung durch und versuchen Sie sodann, das umzusetzen, woran Sie sich erinnern. Unter dem Link auf Seite 4 finden Sie mehrere geführte Meditationen, die Sie begleitend hören können und die Sie auch längerfristig auf Ihrem Weg unterstützen. Es lohnt sich, ab und zu einen halben oder ganzen Tag für eine intensivere Auseinandersetzung mit einem der Kapitel zu reservieren.

Es gibt keine »falschen« Erfahrungen.

Es gibt auch keine Noten für Ihre Meditation. Bewerten Sie nicht, was Sie erfahren oder wie gut Sie meditieren können. Sie müssen niemandem etwas beweisen. Am Ende der Meditation lassen Sie die Erfahrung genau so, wie sie war, ein wenig auf sich wirken. Falls Sie sich unsicher sind, ob Sie alles richtig gemacht haben, bemerken Sie diese Verunsicherung.

Es ist hilfreich, die Meditationsanleitungen wiederholt zu lesen. Es kann sein, dass Ihnen etwas auffällt, was Sie überlesen oder vergessen haben. Achten Sie dieses Mal darauf. Mit der Zeit werden Sie vertraut mit dem Ablauf.

Ich werde oft gefragt, wann man meditieren soll. Es gibt keinen allgemein richtigen Zeitpunkt für die Meditation. Sie werden jedoch feststellen, dass es für Sie einen Unterschied macht, wann Sie meditieren. Achten Sie darauf, möglichst einen Zeitpunkt zu wählen, an dem Sie sich einigermaßen wach fühlen, und quetschen Sie die Meditation nicht zwischen zwei Tätigkeiten, sodass Sie unter Druck geraten. Manche meditieren morgens nach dem Aufstehen, andere, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen.

Routine hilft, eine Tätigkeit zu etablieren. Wie der Kaffee, den wir am Morgen nicht nur trinken, um wach zu werden, sondern der zum alltäglichen Ritual gehört, mit dem wir den Tag beginnen, so kann die tägliche Meditation zu einem festen Bestandteil unseres Tages werden. Ein über achtzigjähriger Freund sagt dazu: »Die Meditation gehört für mich einfach dazu. Ohne sie verläuft mein Tag anders. Ich fühle mich weniger verbunden mit mir selbst und anderen.«

In jedem Kapitel finden Sie Anregungen, wie Sie das Thema im Alltag weiter vertiefen können. Dazu gehört auch der Impuls. Dabei handelt es sich um einen kurzen Satz, den Sie sich einprägen oder aufschreiben können. Er soll Sie durch den Tag begleiten und an die aktuelle Auseinandersetzung erinnern. Gleiches gilt für andere Sätze im Buch, die Sie bewegen. Sie können sich diese notieren, bei sich tragen und ab und zu einen Blick darauf werfen. Vielleicht lassen Sie das Buch aufgeschlagen an einem Ort liegen, an dem Sie es immer wieder sehen und so an das Thema erinnert werden. All das soll Ihnen helfen, sich an die Themen, Fragen und Übungen zu erinnern. Sie werden feststellen, dass die Übungen an sich einfach sind, die Schwierigkeit besteht darin, inmitten der Fülle des Alltags daran zu denken.

Viele sorgen sich sehr darum, ob sie richtig meditieren. Dahinter steckt häufig eine erstickende Angst vor Fehlern, die ein interessiertes Erproben und Experimentieren nicht zulässt. Doch gerade durch Ausprobieren und die natürlich folgenden Resultate können wir lernen und herausfinden, was für uns stimmt und was nicht. Eine solche Herangehensweise bringt Freude und Leichtigkeit im Umgang mit jeder Tätigkeit mit sich und trägt zur Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins bei.

Retreat zu Hause

Wenn Sie den Wunsch und die Möglichkeit haben, sich für ein paar Tage allein zu Hause zurückzuziehen, können Sie ein Selbstretreat durchführen.

Bleiben Sie in liebevollem und wohlwollendem Kontakt mit sich selbst.

Nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Meditationsanfängern rate ich, mit einem Tag zu beginnen. Die Dauer können Sie langsam steigern, wenn Sie sich psychisch stabil und wohl fühlen. Personen mit einer schweren psychotischen Vorgeschichte, insbesondere bei Schizophrenie, Wahnerkrankungen oder einer starken Tendenz zur Dissoziaton, rate ich im Allgemeinen von derartigen Unterfangen ab. Gehen Sie nicht über maximal sieben Tage hinaus. Sieben Tage Retreat ohne eine Begleitung durch einen erfahrenen Meditationslehrer ist bereits eine lange Zeit. Beginnen Sie mit den ersten Kapiteln und erweitern Sie Ihre Praxis schrittweise. Wenn Sie jedoch merken, dass Sie einem Thema mehr Zeit widmen möchten, gönnen Sie sich diese Zeit.

Ein Tagesablauf könnte beispielsweise so aussehen:

6.45 Aufstehen

7.00 Leichte Dehnübungen oder Yoga

7.30 Sitzmeditation (45 Minuten)

8.15 Frühstück mit Zubereitung und Abwasch

9.30 Lesen eines Kapitels

10.00 Sitzmeditation evtl. mit Audiobegleitung (45 Minuten)

10.45 Gehmeditation (45 Minuten)

11.30 Sitzmeditation (45 Minuten)

12.15 Gehmeditation (45 Minuten)

12.45 Mittagessen mit Zubereitung und Abwasch, danach Ruhen, Spazierengehen etc.

15.30 Sitzmeditation evtl. mit Audiobegleitung (45 Minuten)

16.15 Gehmeditation (45 Minuten)

17.00 Sitzmeditation (45 Minuten)

17.45 Leichte Körperübungen

18.15 Abendessen mit Zubereitung und Abwasch, danach Ruhen

20.15 Vortrag hören oder Lesen verwandter Inhalte (siehe Literaturhinweise)

21.00 Gehmeditation (15 Minuten)

21.15 Sitzmeditation (30 Minuten)

21.45 Nachtruhe

Dieser Tagesplan entspricht in etwa einem Retreattag meiner Kurse. Überfordern Sie sich nicht. Passen Sie die Länge der einzelnen Perioden Ihrer eigenen Befindlichkeit und Gegebenheiten an. Achten Sie auf einen ausgewogenen Wechsel zwischen stillem Sitzen und Bewegung. Hetzen Sie nicht bei den Essensperioden, weder beim Zubereiten noch beim Verzehr der Mahlzeiten. Lediglich bei der Länge Ihrer Lese- und Studierzeiten ist zu bedenken, dass eine ausgedehnte intellektuelle Beschäftigung das empirische Erleben in der Meditation einschränken kann.

Was wir als Resultat erwarten können

Wir tun nichts ohne ein Ziel vor Augen, ohne eine Erwartung an unser Tun. Natürlich hängt das Ergebnis unserer Praxis von uns selbst ab, davon, wie viel Zeit wir aufwenden, wie viel Interesse wir entwickeln, von den Bedingungen, in denen wir uns befinden. Es gibt Resultate, die möglich sind, und es gibt unrealistische Erwartungen. Völlig unmöglich ist, dass wir aufgrund unserer Meditation keinen Unannehmlichkeiten im Leben mehr begegnen. Aber wir können darauf hoffen, mit der Zeit von der Hektik des Alltags nicht so mitgerissen zu werden, unangenehmen Situationen mit mehr Gelassenheit zu begegnen und Freundschaft mit uns selbst zu schließen. So entsteht Raum für eine interessierte, authentische und mitfühlende Begegnung mit unserem Leben, die uns Zugang verschafft zu einem Glück, das aus unserem tiefsten inneren Herzen strömt und unzerstörbar ist.

Eine alte Geschichte erzählt von zwei Mönchen, denen zu Ohren kommt, am Ende der Welt existiere ein Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren. Sie beschließen, diesen Ort zu suchen. Gemeinsam durchstreifen sie die ganze Welt, von Westen nach Osten, von Norden nach Süden. Unzählige Gefahren müssen sie überstehen und wunderschönen, verführerischen Frauen widerstehen, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Unbeirrt suchen sie nach der Tür, an der man nur anzuklopfen brauche und direkt vor Gott stünde.

Nach langer Zeit treffen sie schließlich auf eine solche Tür. Bangen Herzens schauen sie sich gegenseitig an, öffnen sie, erheben vorsichtig ihre Augen – und finden sich jeweils in ihrer eigenen Klosterzelle wieder, dort, wo ihre Reise begann.

Betrachten wir unser Leben und stellen fest, dass wir nicht glücklich sind, drängt sich manchmal die Vorstellung auf, wir müssten alles stehen und liegen lassen, vielleicht die bestehende Partnerschaft verlassen, den Job kündigen oder uns auf eine Weltreise begeben. Doch wie die Geschichte zeigt, können wir dort beginnen, wo wir bereits sind, statt lange an anderen Orten nach unserem Glück zu suchen. Wir brauchen nicht nach Asien in buddhistische Klöster gehen, wir brauchen nicht unsere Arbeit niederlegen, wir brauchen nicht unsere Familie verlassen, um Ruhe, Klarheit und Frieden zu finden. Wir können unser Leben verändern, uns selbst verändern und gleichzeitig ein normales weltliches Leben führen, das erfüllt von Liebe, Mitgefühl und Weisheit ist. Wir können in unserem Herzen ankommen.

Der erste Schritt: Ankommen im Hier und Jetzt

Der erste Schritt dahin besteht darin zu lernen, in diesem Moment, an diesem Ort anzukommen, wo wir uns befinden.