Medizin für Normalsterbliche - Wichard Lüdje - E-Book

Medizin für Normalsterbliche E-Book

Wichard Lüdje

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Beschreibung

Mit ihrem erfolgreichen Medizin-Podcast "Blutige Anfänger" begeistern Wichard Lüdje und Jonas Köller seit fast zwei Jahren ihre medizininteressierten Zuhörer. Dabei nehmen sie Medizinmythen ins Visier und geben Tipps und Infos zu Erstmaßnahmen, die jeder im Alltag umsetzen kann. In ihrem Buch "Medizin für Normalsterbliche" erklären Wichard Lüdje und Jonas Köller die wichtigsten Fakten zu den häufigsten Krankheitsbildern und geben Anleitungen, was wann wie zu tun ist, befragen namhafte Fachmediziner zu ausgewählten Themen und nehmen Mythen und (Google-) Halbwissen kritisch unter die Lupe. Augenhöhe, verständliches Know-how und ein entspannter Ton machen ihr Buch so überzeugend mit kurzweilig aufbereitetem Medizinwissen, das der Laie versteht. Lachen ist bei der Lektüre ausdrücklich erlaubt! Das ganze Buch ist am Ende selbst die beste "Medizin".Egal, ob man von Beschwerden selbst betroffen ist oder sich grundsätzlich informieren möchte, wie unser Körper "tickt": Dieses Buch hilft, eigene Symptome besser einzuschätzen – und ganz sicher auch beim nächsten Arztbesuch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 299

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Das ist drin:

IntroWas dich in unserem Buch erwartet

1.SOS und Erste HilfeSo reagierst du, wenn’s drauf ankommt

2.Von Broken Heart bis zum InfarktRund um Herz und Blutdruck

3.Atemlos durch die NachtEinmal von der Nase bis zur Lunge

4.Schatz, ich sterbe!Warum Männergrippe eine ernstzunehmende Erkrankung ist

5.Es wird doch kein Hirntumor sein?!Kleines Kopfschmerz-Coaching

6.Unser zweites Gehirn sitzt im BauchAlles rund um Verdauung, Darm & Co.

7.Ich hab Knie, ich hab RückenKleiner Einblick in die orthopädische Handwerkskunst

8.Einmal auf die faule Haut legen – von wegenAlles über das vielseitigste Organ, das wir haben

9.Wie tickt die Frau?Must-Know-Gyn-Basics – mit Dr. med. Elena Maria Leineweber

10.Wenn die Stimmung kippt(Fast) alles über Depressionen, Ängste und Zwänge

11. Guter Schlaf ist die halbe MieteWie du die Nacht optimal nutzt, um fit in den Tag zu starten

12.Wie gesund du bist, liegt (auch) an dirErnährung, Bewegung, Fitness – mit Christian Wolf

13.Lange Schlange vor dem Notschalter?Lieber eine gute Hausapotheke

OutroIrgendwann ist jedes Buch einmal zu Ende

Danksagung

WAS DICH IN UNSEREM BUCH ERWARTET

Zu Beginn geht es um das Wichtigste: Notfälle und wie du darauf am besten reagierst. Das ist wirklich ein Kapitel, das jeder mal gelesen haben sollte oder auch gerne bei Unsicherheit nochmal nachlesen darf. Hier geht es darum, wie du wichtige Notfälle erkennst, bei denen jede Sekunde zählt.

In den weiteren Kapiteln touren wir durch die verschiedenen Organsysteme. Ganz egal, ob Rückenschmerzen, Brustschmerzen oder Kopfschmerzen (keine Sorge, meist kein Tumor), wir stellen dir die jeweils wichtigsten Krankheitsbilder vor. Gleichzeitig wollen wir dir natürlich nicht nur dabei helfen, Erkrankungen zu erkennen, sondern auch ihnen vorzubeugen. Also findest du einige nützliche Tipps zu Krankheitsursachen und präventiven Maßnahmen, die du ergreifen kannst.

Doch manchmal hilft alles nichts: Du musst zum Arzt. Als Nicht-Mediziner fühlt man sich schnell einmal überfordert, verunsichert und verängstigt. Genau aus diesem Grund erklären wir dir auch, was dich bei einem Arztbesuch erwarten kann und welche Untersuchungen mit welchem Ziel gemacht werden. So verstehst du viel besser, was gerade passiert und kannst das Ganze in den allermeisten Fällen ganz entspannt auf dich zukommen lassen.

Aber auch das soll es noch nicht gewesen sein. Wir haben viele kleine Soforttipps für zuhause (und anderswo) eingebaut, die dir bei der Linderung verschiedener Symptome direkt vor Ort weiterhelfen sollen. Die Erkenntnis, dass du nicht immer direkt zum Arzt musst, ist doch superberuhigend und kann sowohl dich und auch das Medizinpersonal entlasten. Du hast Spannungskopfschmerz? Die wichtigsten Auslöser und Notfalltipps findest du im dazugehörigen Kapitel. Du kannst nicht schlafen? Kein Problem, wir helfen dir weiter!

Zum Schluss erwartet dich noch ein ganz besonderes Special. Wir alle wissen: Trotz des geballten Wissensinputs hier im Buch kann es immer wieder einmal sinnvoll und manchmal absolut notwendig sein, einen Fachmann aufzusuchen. Damit du nicht hilflos vor dem Halbgott in Weiß stehst und dein nächster Arztbesuch ein voller Erfolg wird, bekommst du von uns sozusagen aus erster Hand die wichtigsten Verhaltens-Guidelines mit auf den Weg. Wann geht es zu welchem Arzt und kommt man in der Notaufnahme eigentlich immer schneller dran?

Spoiler Alarm: Wegen seit sechs Wochen bestehender leichter Rückenschmerzen bitte nicht in die Notaufnahme!

Du kannst das Buch in einem Stück lesen oder einfach in diejenigen Kapitel reinblättern, die dich gerade am meisten interessieren. Eins ist sicher, es ist ganz sicher kein ödes, langweiliges Medizinbuch, wie es dein Arzt im Schrank stehen hat!

In diesem Sinne wünschen wir dir von Herzen viel Spaß, viele Einblicke und einen Haufen neues Wissen auf den nächsten 240 Seiten!

Wichard & Jonas

PS:

Wie du vielleicht schon bemerkt hast, verwenden wir beim Schreiben die männliche Form. Selbstverständlich sind zu jedem Zeitpunkt in unserem Buch immer alle Geschlechter angesprochen, ob männlich, weiblich oder divers. Es handelt sich hierbei allein um eine textliche Maßnahme, Formulierungen zu vereinfachen. Denn Medizin an sich ist ja manchmal schon kompliziert genug.

SOS und Erste Hilfe

So reagierst du, wenn’s drauf ankommt

Wichard: Hast du schon mal ein Leben gerettet?

Jonas: Ich wurde direkt mit 19 ins kalte Wasser geworfen. War Praktikant auf einer Herz-Thorax- Station. Ein Patient ist auf dem Weg zur Toilette einfach zusammengesackt.

Wichard: Und, was ist dann passiert?

Jonas: Die Schwester, die ich begleitet habe, hat sofort den Notfallknopf gedrückt und mit der Reanimation begonnen. Plötzlich waren viele Menschen im Raum. Ich stand erstmal geschockt in der Ecke, bis ich herangerufen wurde, um zu drücken. Diese Situation war der Inbegriff von Learning by Doing, auch was das Thema Muskelkraft betrifft.

Wichard: Und wie ging die Sache aus?

Jonas: Das Ganze hat 30 Minuten gedauert, am Ende hat der Patient aber überlebt. Eines aber habe ich damals sofort begriffen: Es ist definitiv nicht wie im Fernsehen.

JUNIOR AKUT – WIE DU IM NOTFALL RICHTIG REAGIERST

Auch wenn wir beide noch keine Kinder haben, müssen wir gerade auch beim Thema SOS und Erste Hilfe über die Kleinen und Kleinsten reden. Know-How rund um mögliche Kindernotfälle (und wie man mit ihnen umgeht) ist entscheidend für uns alle. Egal, ob du selber schon eine kleine Familie hast, regelmäßig auf Kinder aufpasst oder noch nicht viele Berührungspunkte mit Kindern hattest – im Akutfall musst du wissen, was zu tun ist. Kinder sind keine Miniaturversionen von uns Erwachsenen, sondern brauchen eine besondere Behandlung.

Wenn das Kind nicht mehr atmet

Damit du weißt, wie du im Ernstfall reagieren musst, hangeln wir uns zusammen durch die wichtigsten Situationen und Folgen von waghalsigem Kindesverhalten. Fangen wir gleich mit dem Worst-Case-Szenario an, der Kinder-Reanimation. Ja, auch Kinder entwickeln leider manchmal derart kritische Zustände, dass sie wiederbelebt werden müssen. Wie das bei einem Erwachsenen funktioniert, hast du in diesem Buch vermutlich gerade schon gelesen, beim Kind gibt es ein paar Besonderheiten, die zu beachten sind. Die Technik an ist gar nicht so sehr verschieden, jede Kinder-Reanimation bringt jedoch eine sehr hohe psychische Belastung mit sich. Stell dir vor, du läufst über die Straße und siehst eine schreiende Mutter mit ihrem kleinen, schon leicht blau angelaufenen Baby auf dem Arm, die panisch „sie atmet nicht, sie atmet nicht“ ruft. In dieser Situation als Ersthelfer ruhig zu bleiben, ist eine ganz besondere Herausforderung.

Wir gehen davon aus, dass Kinder durch einen akuten Sauerstoffmangel reanimationspflichtig werden und nicht, wie ein älterer Patient, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben. Je nach Alter des Kindes greifen verschiedene Reanimations-Methoden. Sie alle haben zum Ziel, möglichst schnell wieder ausreichend Sauerstoff in den Kreislauf des Kindes zu bekommen.

•Die klassische 30:2 Formel kennst du bereits aus dem Erste-Hilfe-Teil für Erwachsene: 30-mal drücken, zweimal beatmen, 30-mal drücken, zweimal beatmen. Dieser Algorithmus gilt auch für Teenager, d.h. ungefähr ab der Pubertät. Kommst du also in eine Notfallsituation und fragst dich, ob hier noch ein Kind oder schon ein pubertärer Teenager vor dir liegt, dann überlege bitte nicht länger, sondern behandle den Patienten einfach wie einen Erwachsenen. Das Alter ist heutzutage sowieso schwerer einzuschätzen, eine Analyse von Körpergröße, Bartwuchs und Gesichtszügen würde deine Reaktion nur weiter verzögern und wertvolle Zeit kosten.

•Bei einem Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt sieht das Vorgehen noch anders aus. Der Rhythmus der Reanimation in den ersten vier bis sechs Stunden des Lebens lautet 3:1, also dreimal drücken, einmal beatmen. Die Beatmung nimmt hier also eine deutlich größere Rolle ein. In diese Situation wirst du allerdings wahrscheinlich nie kommen, es sei denn du stolperst regelmäßig in Kreißsäle hinein.

•Beim Kind liegt der Algorithmus zwischen dem für ein Neugeborenes und dem für einen Erwachsenen, das heißt 15:2. 15-mal drücken, zweimal beatmen, 15-mal drücken, zweimal beatmen und so weiter. Damit hast du schon einmal die wichtigsten Basics für die ersten Erste-Hilfe-Sekunden in der Hinterhand.

Vielleicht ist dir auch schon einmal zu Ohren gekommen, dass eine Kinder-Reanimation immer mit fünf Beatmungen beginnen sollte. Klingt logisch, da Sauerstoffmangel bei den kleinen Patienten der Hauptgrund für die Wiederbelebung ist. Die fünf Initialbeatmungen sind übrigens ein europäisches Konzept, andere Länder starten direkt mit dem Drücken, um keine Zeit zu verlieren.

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BABY IN NOT – DAS KANNST DU TUN!

Die erste Amtshandlung deines Ersthelfer-Jobs muss es sein, das Baby auf einen festen Untergrund zu legen, egal wie kalt oder nass die Straße auch ist. Solange es sich den Armen der Mutter befindet, kannst du nichts machen.

•Da die Atmung das häufigste Problem ist, überprüfst du zuerst die Atemwege. Dafür eine Hand am Kopf und zwei Finger am Kinn des Säuglings platzieren und seinen Kopf leicht überstecken, bis der Mund nach oben zeigt. Danach über Mund und Nase beugen und zu den Füßen des Säuglings gucken, um Atemgeräusche zu hören, zu spüren oder die Hebung des kleinen Brustkorbs wahrzunehmen.

•Für die fünf Initialbeatmungen eines Säuglings deinen Mund auf Mund UND Nase des Kindes platzieren. Bei älteren Kindern erfolgt eine reine Mund-zu-Mund-Beatmung, wobei du die Nase des kleinen Patienten zuhältst.

•Jetzt kommen wir zu einem wichtigen Unterschied im Vergleich zur Wiederbelebung eines Erwachsenen. Wenn du auch bei einem Säugling deine Handballen aufeinanderlegen würdest, um das kleine Herz zum Pumpen zu bringen, würdest du nicht nur auf das Herz, sondern vermutlich den kompletten Körper des Babys drücken. Deshalb reanimieren wir bei Säuglingen nur mit zwei Fingern. Der dadurch erzielte Druck ist ausreichend für das kleine Herz.

•Während du diesen ganzen Zyklus durchläufst, ist es essenziell wichtig, die (vermutlich panische) Mutter dazu zu bringen, den Notruf zu wählen, damit der Kindernotarzt schnellstmöglich kommt. Ja, richtig gelesen. Es gibt spezielle Kindernotärzte.

Fieberkrämpfe: gefährlich oder nicht?

Nein, Kinder sind immer noch keine Miniaturversionen von uns Erwachsenen. Ihr Körper arbeitet anders, aus dem einfachen Grund, weil er sich erst noch entwickeln muss. Wir weisen deshalb so oft auf diese Tatsache hin, weil sie entscheidend ist, um die häufigsten Notfallsituationen richtig einzuordnen, die im Alltag mit Kindern auftreten können.

Fangen wir mit dem Fieberkrampf an. Schon mal gehört? Wenn du bereits einen miterlebt hast, wirst du rückwirkend vielleicht kurz zusammenzucken, da das Ganze am Anfang tatsächlich beängstigend aussehen kann. Die meisten Fälle verlaufen aber zum Glück harmlos. Der Krampf entsteht bei schnell ansteigendem Fieber und zeigt sich meist bei Kleinkindern. Das spiegelt auch der Altersgipfel von 18 Monaten wider. Sobald das Kind zur Schule geht, nimmt die Wahrscheinlichkeit deutlich ab, jetzt noch dieses Krankheitsbild zu entwickeln.

Welche Symptome dabei auftreten können? Zuckende Arme und Beine, der Körper wirkt unnatürlich steif und gestreckt und die Kinder abwesend. Erweiterte Pupillen oder verdrehte Augen verstärken den spontanen Eindruck, dass gerade etwas Dramatisches passiert. Selbst mit unserem medizinischen Wissen im Rücken wären wir bei unserem eigenen Kind in den ersten Sekunden ziemlich sicher auch panisch.

Das Wichtigste in dieser Situation ist trotzdem Ruhe zu bewahren. Uns ist bewusst, das formuliert sich hier am Schreibtisch einfacher als es in der Realität sein wird. Trotzdem erinnerst du dich vielleicht im Fall der Fälle an diese Zeilen.

Fieberkrämpfe können dir im Alltag tatsächlich einmal begegnen, immerhin durchleben ihn zwei bis vier Prozent aller kleineren Kinder einmal. Bitte das Kind dabei nicht festhalten, schütteln und versuchen, die Zuckungen zu unterdrücken. Dabei kannst du es möglicherweise verletzen. Stattdessen solltest du dafür sorgen, dass die Umgebung gepolstert ist, sodass es sich beim Ausschlagen nicht versehentlich die Hand bricht.

Nach dem Krampf wird das Kind verständlicherweise sehr erschöpft und müde sein. Stell dir mal vor, du zuckst drei bis vier Minuten am ganzen Körper. Bei manchen wäre das schon ein höheres Sportpensum, als es eine durchschnittliche Woche sonst mit sich bringt.

Die Dauer des Fieberkrampfes im Blick zu haben, ist außerdem wichtig, um seinen Schweregrad valide einschätzen zu können. Unkomplizierte Anfälle sind nach drei bis vier Minuten vorüber und wiederholen sich im Laufe des restlichen Tages nicht mehr. Dauert der Fieberkrampf 15 Minuten oder länger und häuft sich innerhalb von 24 Stunden, deutet alles auf eine kritischere Sachlage hin.

Auch wenn die meisten Fieberkrämpfe harmlos sind, solltest du nach dem ersten Mal trotzdem den Notruf wählen, einfach um auf Nummer sicher zu gehen (bei länger andauernden und sich wiederholenden Fällen sowieso). Theoretisch könnten sich hinter den Symptomen auch ernsthaftere Erkrankungen wie eine Epilepsie verbergen. Doch keine Sorge, wie anfangs schon gesagt, die Mehrzahl der auftretenden Fälle sind harmlos. Die Kinder erholen sich in der Regel ohne dauerhafte Schäden komplett von der durchlebten Belastung.

Vom heißen Fieberkrampf wechseln wir jetzt in die kalte Jahreszeit zum Pseudokrupp. Pseudo-was? Berechtigte Frage. Dahinter verbirgt sich ein harter, fast bellender Husten mit zischendem Geräusch, und zwar jedes Mal, wenn das Kind einatmet. Genau, klingt auch wieder dramatisch und nach einer Ausnahmesituation.

Hinter den Symptomen versteckt sich eine Entzündung der Atemwege, verursacht durch Erkältungsviren wie z.B. den Influenza-Viren. Daher geht dem Pseudokrupp oft auch eine Erkältung mit klassischen Symptomen wie Fieber und Schnupfen voraus. Der Umschwung kommt, wie sollte es anders sein, oft plötzlich über Nacht. Durch die Infektion schwillt der obere Luftröhrenabschnitt stark an, sodass das Kind deutlich schlechter Luft bekommt. Wie beim Fieberkrampf gilt es auch hier Ruhe zu bewahren und das Kind zu entspannen, damit sich seine Atemnot durch Panik nicht noch weiter verstärkt. Um ihm die Atmung zu erleichtern, solltest du es aufrecht hinsetzen oder hochnehmen. In dieser Situation kann feuchtkühle Luft wie zum Beispiel durch ein geöffnetes Fenster oder sogar aus dem offenen Kühlschrank helfen. Zum Glück kommt es beim Pseudo-Krupp nur selten zu schwerer Atemnot und echten Erstickungssymptomen, trotzdem muss ein derartiger Anfall ernstgenommen werden. Die Chance, dass er sich wiederholt, ist durchaus gegeben, vielleicht beim nächsten Mal mit weniger mildem Ausgang. Daher sollte das Kind auf jeden Fall kinderärztlich untersucht werden. Behandelt wird es im Ernstfall mit kortisonhaltigen Medikamenten, die seine Schleimhäute wieder abschwellen lassen.

Die Anfälle heißen übrigens Pseudokrupp, weil ihre Symptome dem „echten Krupp“ und damit der deutlich dramatischeren bakteriellen Infektionserkrankung Diphtherie ähneln können. Auch dieser Notfall trifft eher kleinere Kinder, hauptsächlich zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Du merkst schon, die Kleinen sind einigen Gefahren ausgesetzt.

Batterie verschluckt – was nun?

Kinder erkunden die Welt ja gerne mal mit dem Mund. Das ist bestimmt interessant, kann aber schnell zu einem Problem und im schlimmsten Fall sogar zu einem echten Notfall werden. Die meisten Fremdkörpern bleiben dabei unentdeckt. Auch die wachsamsten Eltern bekommen nicht jede fehlende Murmel mit. Verschluckt der kleine Linus mal wieder eine davon, wandert sie vom Mund über die Speiseröhre in den Magen und macht dann die große Darmtour vom Zwölffingerdarm über Dünndarm, Dickdarm bis zum Enddarm. Es gibt allerdings einige Engstellen, an denen sich ein Gegenstand verfangen kann. Dazu gehören die Speiseröhre, der Ausgang des Magens und der Übergang vom Dünn- zum Dickdarm. Bleibt eine größere Murmel in Linus Speiseröhre stecken, kommt es zu klassischen Symptomen wie Würgen, Speichelfluss, Erbrechen und Schluckbeschwerden. Wenn dir auffällt, dass nur noch drei der ehemals 12 Murmeln da sind und Linus ein typisches Reaktionsverhalten zeigt, sollte der nächste Weg schleunigst zum Arzt führen. Dort wird als erstes ein Röntgenbild erstellt, um eventuelle Gegenstände im Körper zu lokalisieren, die da nicht hingehören. Doch Achtung, Murmeln und vieles andere sind nicht durch Röntgenstrahlen darstellbar. Dazu gehören alle Fremdkörper aus Holz, Glas oder Kunststoff. In Linus’ Fall wird zur Sonde gegriffen, um das Körperinnere besser untersuchen zu können, es wird also eine Endoskopie durchgeführt, um den Gegenstand genau zu lokalisieren und gegebenenfalls zu entfernen, falls er nicht von alleine in den Magen gelangt.

Leider sind nicht alle Dinge auf dieser Welt so harmlos wie Murmeln. Viele Geräte werden von Batterien betrieben, die Kinder immer noch unglaublich gerne in den Mund nehmen. Der Vorteil: Batterien sind beim Röntgen darstellbar. Der Nachteil: Batterien können einen unglaublich großen Schaden anrichten und gelten als Notfall. Die kleine flache Knopfbatterie der Uhr kann dafür sorgen, dass es in der feuchten Umgebung der Schleimhaut der Speiseröhre zum Stromfluss kommt und dadurch Löcher und Verätzungen entstehen. Die verschluckte Batterie muss also umgehend entfernt werden.

Auch spitze Gegenstände können zu Schnitten und Löchern führen, wenn sie aus Versehen verschluckt werden. Genauso Magneten. Moment was? Genau, der kleine Küchenmagnet kann zum akuten Notfall werden. Vor allem, wenn gleich mehrere im Darm des Kindes landen. Magneten haben eine Aufgabe, und die ist, magnetisch zu wirken. Befinden sich mehrere davon im Körper, ziehen diese sich wechselseitig an und können dabei sogar Gewebe durchlöchern. Also immer darauf achten, dass diese Gegenstände im Haushalt fern von kleinen Kinderhänden aufbewahrt werden.

Viele, viele bunte Flaschen. Oder: Vergiftungsgefahr

Beim Thema Verschlucken gibt es neben der Blockade der Atemwege oder verletztem Gewebe im Körperinneren noch ein weiteres eklatantes Risiko, und das heißt: Vergiftungen. Wir reden hier klassischerweise von Medikamenten oder Reinigungsmitteln, die die Kinder so schön bunt anlächeln. Bei Verdacht auf eine akute Vergiftung bitte sofort die 112 rufen. Parallel gibt es den sogenannten Giftnotruf, eine Zentrale, die sich auf Giftnotfälle aller Art spezialisiert hat und telefonisch Anweisungen zur Ersthilfe geben kann. Dort wirst du nach genauen Angaben wie Größe, Gewicht und Alter des Kindes sowie der Menge aber auch den Inhaltsstoffen der verschluckten Substanz gefragt.

Den nächsten Satz musst du dir bitte sehr genau einprägen, denn oft ist genau das die erste intuitive Handlung: Auf keinen Fall ein Erbrechen des Kindes provozieren. Handelt es sich um ätzende Stoffe, können die Schleimhäute der Speiseröhre dadurch dauerhaft geschädigt werden oder aber ein Teil des Erbrochenen gelangt auf diese Weise in die Lunge. Der zweite wichtige Hinweis, den du dir auch merken musst: Nichts zu trinken geben, um nachzuspülen. Bei Shampoos oder ähnlichen Schaumbildnern kann dagegen ein so genannter Entschäumer verabreicht werden, falls du so etwas zur Hand hast. Dieses Mittel verhindert, dass der Schaum in Luft und Speiseröhre gelangt und dort Atemnot auslöst.