Mein Camino mit E-Bike - Josef Lepping - E-Book

Mein Camino mit E-Bike E-Book

Josef Lepping

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Mein Camino mit E-Bike beschreibt eine erlebnisreiche Reise von Daun in der Eifel bis nach Santiago de Compostela, in 32 Tagen mit einem Grundkonzept, immer nur die Strecke für den folgenden Tag geplant auf 2544 km bis zum Ziel im spanischen Galizien. Es gab Begegnungen mit besonderen Menschen, mit Freundlichkeit und großer Hilfsbereitschaft. Auch Probleme, die es zu bewältigen galt. Momente überbordender Gefühle, Melancholie und große Freude. Ein Monat wie ein Leben im Zeitraffer, unterwegs zum Ziel des Jakobswegs und zum Selbst. Das Buch ist angereichert mit touristischen Hinweisen und listet aktuell recherchiert 274 Übernachtungsadressen und 97 Fahrradwerkstätten auf.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 188

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Gestaltung:

Layout, Bilder und Text Josef Lepping

Buchcover: Julia Lenartz, Jutdesign, Daun

Alle in diesem Buch enthaltenen Informationen wurden vom Autor nach bestem Wissen recherchiert. Fehler inhaltlicher oder sachlicher Art können trotzdem nicht ausgeschlossen werden. Es erfolgen daher alle Angaben ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne der Produkthaftung.

Gerne werden Verbesserungs-, Korrekturvorschläge und Anregungen entgegengenommen.

Kontakt:

E-Mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Idee, Plan und Vorbereitung

Der Weg

1. Von Daun über Trier nach Le Puy en Velay

1. Mai, Daun – Merzkirchen

2. Mai, Merzkirchen – Jouy-aux-Arches

3. Mai, Jouy-aux-Arches – Vaucouleurs

4. Mai, Vaucouleurs – Contrexville

5. Mai, Contrexville – Saints Geosmes

6. Mai, Saints Geosmes – Fixin

7. Mai, Fixin – Beaune

8. Mai, ungewollte Pause in Beaune

9. Mai, Beaune- Ouroux (Gros Bois)

10. Mai, Gros Bois bis Pommiers-en-Forez

11. Mai, Pommiers-en-Forez bis Pontempeyrat

12. Mai, Pontempeyrat bis Le Puy-en-Velay

2. Von Le Puy en Velay nach St-Jean-Pie-de-Port

13. Mai, Von Le Puy-en-Velay nach Saugues

14. Mai, Von Saugues nach Nasbinals

15. Mai, Von Nasbinals nach Figeac

16. Mai, Von Figeac nach Cahors

17. Mai, Von Cahors nach Miradoux

18. Mai, Von Miradoux nach Nogaro

19. Mai, Von Nogaro nach Navarrenz (Dognen)

20. Mai, Von Dognen nach St-Jean-Pied-de-Port

3. Von St.-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela

21. Mai, Von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Villava

22. Mai, Von Villava nach Pamplona

23. Mai, Von Pamplona nach Logrono

24. Mai, Von Logrono nach Santo Domingo de la Calzada

25. Mai, Von Santo Domingo de la Calzada nach Burgos

26. Mai, Von Burgos nach Carrion de los Condes

27. Mai, Von Carrion de los Condes nach Leon

28. Mai, Von Leon nach Astorga

29. Mai, Von Astorga nach Villafranca del Bierzo

30. Mai, Von Villafranca del Bierzo nach Piedrafita del Cebrero

31.Mai, Von Piedreafita do Bierzo nach Palas de Rei

1. Juni, Von Palas de Rei nach Santiago de Compostela

2. Juni, Ausflug nach Fisterra

3. Juni, Frank kommt an

4. Juni, Rückflug Porto – Köln, Heimreise

Nachwort und Danksagung

Idee, Plan und Vorbereitung

Zuerst war der Gedanke nur etwa so groß wie ein Sandkorn. Wuchs aber schließlich zur Idee, nach Santiago de Compostela zu pilgern. In meinen letzten Dienstjahren als Polizeibeamter in Bonn stellte ich mir immer wieder die Frage, was nun, wo geht dein Weg hin? Seit mehr als 8 Jahren pendelte ich zwischen Vulkaneifel und Bonn.

Im Dezember 2016 brach ich meine Zelte in Bonn ab und zog nach Daun. Unseren Wohnwagen hatten wir schon vor Jahren gegen ein Wohnmobil ausgetauscht und waren viel in Europa, genauer Deutschland, West- und Südeuropa unterwegs. Wir beide, meine Partnerin und ich hatten Freude am Reisen und wollten dies auch weiterhin ausleben. Haus und Garten verlangten auch nach Verschönerung und Unterhaltung. So war ich also grundsätzlich nicht ohne Arbeit.

In den letzten Monaten in Bonn hatte ich viele Informationen über den Jakobsweg gesammelt und mit vielen Leuten über meine Idee gesprochen. Gelesen hatte ich allem voran die Bücher „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho und „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling.

Von einer guten Bekannten erhielt ich wichtige Tipps. Sie war den „Camino Frances“ 2016 gegangen und ihr Mann hatte sie mit dem Wohnmobil begleitet. Ein weiterer Fußpilger sowie ein Radpilger aus dem Rheinland vergrößerten meine Kenntnisse. Sie waren im Kölner Raum gestartet. Auch das Internet, speziell Youtube durchforstete ich nach Informationen.

So wurde aus der Idee langsam ein Plan. Ich fing an, mein Schulenglisch aufzufrischen und Spanisch zu lernen. Französisch lag mir nicht und ich fand zwei Sprachen müssten eigentlich ausreichen.

Nun war zu überlegen, wie trete ich den Jakobsweg an? Zu Fuß oder mit dem Fahrrad? Wo wollte ich starten?

Gelesen und gehört hatte ich oft, dass jeder seinen persönlichen Jakobsweg geht. Der Startpunkt wird immer vom Pilger selbst festgelegt. Aber wer den Camino geht oder fährt, hat das Ziel Santiago de Compostela. Aber dieser Pilgerweg ist auch immer ein innerer Weg, ein Weg zum eigenen Ich, tief in die Seele hinein.

Der Weg konnte nur bei mir an der Haustür anfangen. In meinen Freundeskreis sind zwei Kollegen, die ein Faible für das Wandern haben. Sie gehen regelmäßig „De 4Daagse“ in Nijmwegen. Eine Strecke je nach Alter von über 100 bis längstens 200 Kilometer in 4 Tagesetappen. Ich hatte in früherer Zeit eine ihrer anderen Wanderungen im Ahrtal und -Gebirge mitgemacht. Diese über 20 Kilometer wollte ich mir nicht geschätzte 100 bis 120 Tage antun. Diese gewaltige Leistung traute ich vor allem meinen Beinen nicht zu. Und der anzusetzende Zeitaufwand würde andere Reisen mit meiner Partnerin in dieser Saison fast unmöglich machen.

Nun, seit ich auf dem Fahrrad meiner Mutter als kleiner Junge diese Fortbewegungsart kennengelernt hatte, begleitete mich das Radfahren bis heute. Auf den Sattel konnte ich mich damals noch nicht setzen. Also stand ich im Wiegeschritt auf den Pedalen, gerade in der Lage, über den Lenker sehen zu können. In Daun hatte ich mich einer Radfahrsportgruppe angeschlossen und 2015, auch in Gedanken an den Jakobsweg mein erstes E-Bike-Tourenrad erworben. Hiermit wollte ich nach Santiago de Compostela fahren, und zwar von Daun aus. Das täglich erforderliche Akkuladen war grundsätzlich für die Entscheidung und meinen Infos nach möglich. So fiel die Wahl auf das E-Bike leicht. Innerhalb von vierzig Tagen wollte ich meine Pilgerfahrt beenden. Meiner Tour lagen drei Bücher aus dem Outdoor-Verlag zugrunde: Jakobsweg „Trier – Le Puy“, „Via Podiensis“ von Le Puy-en-Velay nach Saint-Jean-Pied-de-Port und „Spanien: Camino Francés“. Mein Weg sollte sich an der in den Büchern beschriebenen Route orientieren.

Mit meiner Partnerin legte ich den Starttermin auf den 1.Mai 2017 fest, so wäre ich voraussichtlich in der ersten Junihälfte zurück und wir könnten noch gemeinsame Pläne für dieses Jahr umsetzen.

In den ersten Monaten des Jahres vervollständigte ich meine Ausrüstung, Radkleidung für jedes Wetter, Freizeitkleidung, Navi, etc. Mithilfe der Bücher machte ich mich an die ungefähre Planung. Als Richtwert hatte ich 100 Tageskilometer veranschlagt. Die Art der Unterkunft war mir einerlei. Zu beachten war nur, es sollte eine Möglichkeit geben, meine Akkus und Geräte aufzuladen. Ich freute mich schon auf des Erlebnis Pilgerherberge. Aber die Entscheidung Herberge, Gite, Hostel oder Hotel wollte ich jeweils am Vortag treffen. Die Länge der nächsten Tagesetappe war abhängig von Wetter, Höhenmeter und meiner Fitness. Auch eine Panne oder ein Unfall hätten Auswirkungen. Dann gab es noch Testament, Patientenverfügung und andere Verträge zu aktualisieren.

Schließlich waren meine Radtaschen gepackt und der 1. Mai 2017 da. In Trier im Pilgerbüro gegenüber dem Dom hatte ich einen „Credencial del Pelegrino“ einen Pilgerausweis geworben, in einem nahen Fischgeschäft 2 Jakobsmuscheln. Diese befestigte ich vorne und hinten am Fahrrad. Meine Töchter hatten mir je einen Stein dazu gegeben und so war das Gepäck komplett.

Der erste Stempel kam aus dem Dauner Pfarrbüro und am Sonntag vor dem Start bekam ich in Daun nach der heiligen Messe den Pilgersegen.

„Um Träume zu verwirklichen, muss man daraus erwachen.“

(unbekannte Quelle)

Die Geschichte des Jakobsweges

Jakobus der ältere, ein Jünger (Apostel) Jesu und der Legende nach der erste Märtyrer soll nach seiner Enthauptung in Nordspanien begraben sein. Das vergessene Grab wurde aufgrund einer Vision im 9. Jahrhundert wiederentdeckt. Aus einer über dem Grab errichteten Kapelle wurde eine Kirche und schließlich eine Kathedrale. Im Umfeld entwickelte sich Santiago de Compostela.

Im 11. Und 12. Jahrhundert wurde die Stadt zum wichtigsten Pilgerziel neben Jerusalem und Rom. Die Legende bekannter gemacht und die Pilgerbewegung verstärkt hat die Geschichte, dass Karl der Große den Pilgerweg auf persönliche Order von Jakobus von den Mauren befreit haben soll.

Aufbewahrt in der Kathedrale in Santiago wird der erste Reiseführer in lateinischer Sprache aus dem 12. Jahrhundert.

In Europa bildeten sich schnell relativ feste Routen heraus, auf denen die Pilger dem Ziel entgegenstrebten. In den letzten Jahrhunderten durch Reformation und Kriege geriet der Pilgergedanke in Vergessenheit. Die Gebeine waren verloren gegangen. Im 19. Jahrhundert wurden die Reliquien wiedergefunden. 1993 erhielt der spanische Hauptweg, der Camino Frances den Status UNESCO Weltkulturerbe. 5 Jahre später erhielten 4 französische Routen den gleichen Status. Weitere Teile der französischen Wege, Orte und Gebäude wurden auch Teil der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe.

Kirchliche Vorschriften zur Wegeführung gibt es nicht. Wenn man die Pilgerurkunde haben will, muss man als Fußpilger nur die letzten 100 km, als Radpilger die letzten 200 km nach Santiago gepilgert haben.

Der Pilgerausweis

Fast ebenso alt wie der Pilgerweg ist der Pilgerausweis. Als Pilger benötigte man die Erlaubnis der Obrigkeit, um die Heimat verlassen zu können. Und auf dem Weg war es wichtig diese Erlaubnis nachweisen zu können. Zudem mussten solche Pilger, denen die Pilgerreise als Buße für kriminelle Taten auferlegt wurde, nachweisen, dass sie die Reise auch tatsächlich gemacht hatten.

Heute berechtigt der Ausweis zur Übernachtung in Pilgerherbergen und in manchen Hotels und Gasthöfen erhält man Rabatt bei Vorlage desselben. Die Stempel im Ausweis belegen die Berechtigung zur Erhaltung der Compostela. Heute ist dieser Ausweis auch ein schönes Souvenir. Stempel bekommt man in Kirchen, kirchlichen Einrichtungen, aber auch Hotels und Gaststätten.

Was mit muss oder die Packliste:

Packtaschen:

1 Lenkertasche,

2 Packtaschen für das Hinterrad,

1 Rackpack (große Packtasche, quer auf dem Hinterrad),

alle Taschen wasserdicht,

Kleidung:

1 Fahrradhelm,

Handschuhe,

1 Sport (Fahrrad) Brille

Meine normale Brille

2 Radtrikots, bestehend aus Hose und Shirt,

1 lange Radhose,

(die Radhosen mit Sitzpolster)

1 Goretexjacke mit abnehmbaren Armen,

Regenkleidung: gestehend aus Radregenjacke, Hose,

Überschuhen und Überzug für den Helm,

1 Freizeithose, lang, die Beine kürzbar,

1 kurzärmeliges Hemd,

2 T-Shirts,

3 Funktionsunterhemden,

3 Unterhosen

1 Shorty für die Nacht,

2 Schweißtücher für unter den Helm,

2 Paar Radsocken

2 Paar Freizeitsocken,

1 Paar Radschuhe,

1 Paar leichte Freizeitschuhe

1 Paar Flipflops zum Duschen

Meine Reiseapotheke:

Persönliche Medikamente

Insektenschutz,

Pflaster,

1 Päckchen Desinfektionsstücher

1 Päckchen feuchte Reinigungstücher,

1 Röhrchen Magnesiumtabletten,

Kühlgel gegen Muskelschmerzen,

Gesäßcreme für die meine „Sitzfläche“

Hygieneartikel:

Kulturbeutel,

Duschgel,

Nagelfeile,

Zahnbürste und Zahnpasta,

feuchtes Toilettenpapiertücher,

Rasierer

1 Microfaserwaschlappen

1 Microfaserbadetuch

1 Hüttenschlafsack (für fragwürdige Matratzen, zum

Schutz gegen Bettwanzen) 8gekauft im Outdoorhandel)

1 Sitzunterlage

1 Waschmittel: Rei in der Tube,

Ausweise, Zahlungsmittel:

Ausweise,

Krankenversicherungskarte,

Impfausweis,

EC und Visacard,

Sicheres Geldversteck,

Navigation und Technik:

Smartphone

1 Teasy3 Fahrrad-Navigationsgerät,

1 Ladegerät für den Fahrrad Akku

1 Powerbank,

1 Sportuhr mit Brustgurtsensor zur Messung der

Herzfrequenz,

3 Reiseführer aus dem Outdoorverlag

Sonstiges:

2 Kugelschreiber,

1 Schreibheft,

Papiertaschentücher,

Werkzeug,

Flickzeug,

1 Ersatzsachlauch,

1 Taschenlampe,

1 Luftpumpe,

1 Sicherungskette zum Abusschloss,

faltbarer Silikonbecher mit Deckel und

platzsparendes Campingbesteck aus dem

Outdoorbereich

1 verschließbarer Behälter für Schmutzwäsche aus dem

Outdoorhandel

Plastiktüten für nasse Wäsche

Proviant für den 1. Tag,

„Der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen“

(Aristoteles)

1. Mai, Montag, Daun – Merzkirchen, Montag

Um 08:15 Uhr geht es los. Gleich in Regenkleidung. Kühl ist es und der leichte Regen begleitet mich bis hinter Wittlich. Durch das Tal des Pützbaches und den Dauner Kurpark zum Dauner Bahnhof und weiter auf dem Mosel-Maare-Radweg, einer alten Bahntrasse. Hinter dem ersten der drei heute sehr kalten, feuchten Tunnel querte ein Reh meinen Weg. In Höhe der Stadt Wittlich passiere ich den durch einen Hinweis gekennzeichneten 50. Breitengrad. Ortsausgangs sehe ich zwei junge Fußpilger mit Muschel am Rucksack. „Buen Camino“ rufend und winkend überhole ich sie. Ich fahre an einem Damwild Gehege vorbei und über Dreis und Salmtal Richtung Trier. Am Waldrand entlanggleitend passiere ich ein kleines Volksfest. Unterwegs sehe ich einige Maiwanderer und auch Maistreiche, wie umgedrehte Ortschilder und zusammengetragene Gartentörchen. Mir ist nach Ruhe. Ich will eine Pause machen. Da kommt die Bank einige hundert Meter weiter genau richtig. Mit einem schönen Blick auf die vom Regen gereinigte Landschaft, genieße ich eines der gekochten Eier, ein Brot und einen Apfel. Wasser mit Magnesium angereichert sorgt für Flüssigkeitsnachschub. Ab Schweich führt der Radweg an der Mosel entlang. Jetzt nehmen die Industrieanlagen Richtung Trier zu. Als Ausgleich blicke ich links auf die Mosel.

Trier

Die alte Römerstadt, gegründet vor mehr als 2000 Jahren unter dem Namen Augusta Treverorum beansprucht für sich den Titel, die älteste Stadt Deutschlands zu sein. Nun, jedenfalls ist Trier die älteste römisch-katholische Diözese Deutschlands. Neben der Porta Nigra gibt es noch andere römische Baudenkmäler, das Amphitheater, die Kaiser- und die Barbarathermen und die Konstantinbasilika. Wie die genannten und andere römische Bauten zählen auch der Dom und die Liebfrauenkirche zum Trierer UNESCO-Weltkulturerbe. Eine geschäftige Innenstadt lädt bei gutem Wetter zum Bummeln und Verweilen ein.

Die Universitäts- und Bistumsstadt erwartet mich mit Regen und das vermittelt mir keine Lust zu längerem Verweilen. Über die Kaiser-Wilhelm-Brücke fahre ich stadteinwärts, vorbei an der Porta-Nigra zum Pilgerbüro am Dom. Mein Rad kann ich im kleinen Vorhof des Büros abstellen. An der Theke in dem kleinen Verkaufsraum mit allerlei kirchlichen Andenken für Gläubige und Touristen bekomme ich meinen zweiten Stempel.

Stadtauswärts lässt der Regen nach, Fußgänger und Radfahrer nutzen dies aus und es ist richtig was los auf meiner Strecke. In Konz mache ich die zweite Pause mit einem Blick auf die Mosel mit vielen Schwänen und Ausflugsschiffen. In der nach einer spätrömischen Kaiservilla benannten Stadt überquere ich die „Konzbrück“ und damit die Saar. Mein Weg führt mich nach Tawern und die Mosel ist für heute Geschichte. Es geht an Saarburg vorbei aufwärts zu meinem ersten Etappenziel.

In dem kleinen Ort Merzkirchen stehen vor der Herberge einige große amerikanische Fahrzeuge. Im Gastraum angekommen stoße ich auf eine belgische Gesellschaft. Ein großes Kuchenbuffet ist aufgebaut. Hinter der Theke am Kaffeeausschank steht die Tochter der Inhaberin. Sie bietet mir Kaffee, Wasser und Kuchen an, was ich gerne annehme. Ihre Mutter würde später kommen. Mein Rad habe ich vom Gepäck, dem Akku und den anderen Geräten befreit und draußen gesichert. Schließlich kommt die Inhaberin. Ich kann mir auf der ersten Etage des Hauses ein Zimmer aussuchen und mich für die Nacht einrichten. Für 18:00 h wird mir ein Abendbrot angekündigt.

Das Abendbrot bekomme ich an diesem Tisch serviert. Kein warmes Essen, wie ich es zum Aufwärmen gerne gehabt hätte, aber eine Brotzeit, die ihresgleichen sucht. Ja und zum Aufwärmen habe ich die Qual der Wahl, wie man auf dem Foto sieht. Ich entschied mich für einen im Holzfass gereiften Mirabellenbrand. Nach einem netten Gespräch mit der sympathischen Inhaberin gehe ich zu Bett.

Im Zimmer angekommen, buche ich noch meine Übernachtung in einem Hotel in Jouy.aux-Arches. Herbergen sollten im Norden Frankreichs dünn gesät sein. Außerdem habe ich Infos, wonach Radpilger erst ab 16:00 h in Herbergen Aufnahme fänden, wenn, ja wenn dann noch ein Bett frei wäre und nicht schon mit Fußpilgern belegt. Meine WhatsApp Gruppe versorge ich mit Fotos und Infos. In diese Gruppe habe ich Verwandte, die mich um gelegentliche Infos während der Reise baten, habe ich in diese Gruppe gepackt, damit ich nicht jeden einzeln informiern muss. Ein Telefonat mit meiner Herzensdame schließt den Abend ab. Den Tag überdenkend sinke ich in den Schlaf.

„Egal, wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun.“

(unbekannt)

Tageswerte:

126 km

730 Höhenmeter

7 Stunden 30 Minuten reine

Fahrzeit

Fahrradwerkstätten:

Daun

Fun-Bike, Trierer Str. 1, Tel.: +49 6592 / 3883

Gillenfeld

Fahrrad Vosen, Vulkanstraße 11, +49 6573 / 235

Wittlich

Mummert Bike, Gottfried-Daimler-Str. 12, Tel. +49 6571 / 2699845

E-Bikes Wittlich, Burgstr. 50, +49 6571 / 9548530

Molitors Bike Shop, Friedrichstr. 28, Wittlich, +49 6571 / 264166

Salmtal

Fahrradladen Salmtal, Am Kellerberg 9, Tel. +49 6578 / 985784

Schweich

B&S – Rad& Fun Sport GmbH, Im Handwerkerhof 2, Tel. +49 6502937333

Longen

Schweicher Fahrradladen, Brückenstr. 16, Tel. +49 6502 / 9977965

Trier:

Monz Fahrradwelten E-Bikes,

Loebstr. 9, Tel. +49 651 99989110

Fahrrad Heidemann,

Saarstr. 9, Tel. +49 651 9945227

Fahrrad Stemper GmbH,

Kantstr. 19, Tel. 049 651 86181

Radsport Lauter,

Paulinstr. 32, Tel. +49 651 27669

Lentes Afred GmbH Fahrräder,

Paulinstr. 94, Tel. +49 651 /27559

Velopoint Trier,

Aachener Str. 55, Tel.: +49 651 / 4631760

Cyclope Bike Store Zweiradhandel,

Lindenstr. 8, Tel. +49 651 4604924

Henn Zweiräder Trier,

Viehmarktplatz 17, Tel. +49 651 / 73382

Monz GmbH,

Bruchhausenstr. 22, Tel. +49 651 970200

Konz

Bike Passion Konz,

Konstantinstr. 1, +49 6501 12196

Meine Unterkunft:

Die Herberge, Mary Hemmerling, Raiffeisenstr. 9, 54439

Merzkirchen, Tel. Tel. 065814174

Alternativen:

Hotel am Markt, Am Markt 10 – 16, 54439 Saarburg, Tel. 0658192620

Hotel Villa Keller, Brückenstr. 1, 54439 Saarburg, Tel. 0658192910

Bauernhof Bornhofen, Kelsen 40, 54439 Mezkirchen, Tel. 06582806

Pension Boesen, Kunoweiher 31, 54439 Saarburg, Tel. 065814699

Pension Saartal, Kruterberg 14, 54439 Saarburg, Tel. 06581923243

2. Mai, Dienstag, von Merzkirchen nach Jouy- aux-Arches, Dienstag

Um 08:00 Uhr gibt es Frühstück. Noch warmes Brot, ein selbst hergestellter Kochschinken, toll gewürzt, roher Schinken, Käse und andere leckere Sachen, sowie viel Kaffee und Orangensaft versorgen mich mit frischer Energie. Die Inhaberin erzählt einiges über ihr breites Betätigungsfeld. Es war scheinbar nicht einfach hier ein ordentliches Monatseinkommen zu erarbeiten. Ich darf mir so viele Stullen schmieren, wie ich mitnehmen will. Dankbar und herzlich verabschiede ich mich.

Gegen 09:15 Uhr ist es so weit. Die zweite Etappe. Mein Navi führt mich nach Sinz über Wirtschaftswege und verkehrsruhige Straßen, vorbei am Westwallmuseum. Ein Bunker, der im zweiten Weltkrieg als Gruppenunterstand diente, restauriert ist und besichtigt werden kann. An Kreuzweiler vorbei über größtenteils asphaltierte Feldwege komme ich nach Esingen. Ich habe mich von der Mosel entfernt, anstatt ihr wieder näher zu kommen. Also Navi neu starten und einstellen, Google Maps damit vergleichen und nochmals versuchen. Jetzt lief es. Wenig befahrene Kreisstraßen bringen mich über Rohlingen nach Palzem zurück an die Mosel. Der Moselradweg führt mich an Schengen vorbei nach Frankreich, ins Lothringer Land. Am französischen Moselufer genieße ich einen Teil der Brote und danke im Stillen nochmals meiner Gastgeberin. Ein Radrennfahrer hält an, um mir zu erzählen, wann und wie er den Weg zu Fuß vor vielen Jahren gegangen war und wünscht mir „Buen Camino“. Frisch gestärkt fahre ich, Cattenom auf der anderen Moselseite sehend, weiter nach Thionville. Ich rolle südwärts entlang der Mosel. Ich sehe Enten, Schwäne und Reiher und fühle mich glücklich in der Natur, auf dem Rad.

Ich erinnere mich an meine Schulzeit. Oft war ich mit dem Rad zur Schule gefahren, Sommers wie Winters. Im Regen von einem Cape geschützt und die Hände im Winter in „Muffen“, um der Kälte Einhalt zu gebieten. Den Spaßfaktor erhöhten Tagestouren mit der Familie und Freunden im Münsterland und dem benachbarten Holland. Einer Tour von Bonn nach Heiligenhafen mit der Mutter meiner Kinder folgten Touren folgten andere, auch alleine und mit einem Freund an mehreren Flüssen in Deutschland.

In Thionville hatte ich die Mosel überquert und den Stadtkern gestreift. Die etwa 41000 Einwohner zählende Stadt konnte mich nicht locken. Das Wetter hat sich für Radfahrer gut entwickelt. Es ist zwar nicht warm, regnet aber auch nicht.

Hinter Uckange wechsele ich auf die rechte Seite des Moselkanals. Links der Kanal, ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt, rechts die Mosel. Durch ein wasserreiches Gebiet geht es südwärts, Metz entgegen. Ich höre den ersten Kuckuck des Jahres.

Metz

Seit über 5000 Jahren siedeln hier Menschen. Das Kaisergeschlecht der Karolinger hat hier seinen Ursprung. Im Mittelalter mit wirtschaftlichem Aufschwung erhielt Metz europäische Bedeutung. Die Stadt unterhielt damals Handelsbeziehungen zu norditalienischen Städten. Zu Metz gehören seit dem Mittelalter viele Kirchen, Kapellen, Stifte und Klöster. Die ehemalige gallorömische Basilika St.-Pierre-aux-Nonnains gilt als die älteste Kirche Frankreichs. Die Kathedrale von Metz hat von Marc Chagall entworfene, 6500 qm große Fenster. Sehr beeindruckend. Metz ist Bischofs- und Universitätsstadt.

In Moulins-les-Metz in einem Kreisverkehr habe ich ein kleines Problem. Hier, kurz vor dem Etappenziel will mein Navi mich partout auf die Autobahn schicken. Es kann einfach nicht begreifen, dass dies auch in Frankreich nicht gestattet ist. Auf der anderen Flußseite liegt mein Hotel. „Mister Bed“, so heißt es, war gebucht und da muss ich hin. Ich versuche es anders, finde aber auch auf der Karte keine Brücke in erreichbarer Nähe. Also halte ich Ausschau nach einer möglichen Auskunftsquelle. Weit und breit ist zunächst niemand zu sehen. Schließlich an einem kleinen Schrebergarten eine junge Frau. Allerdings spricht sie kein Deutsch, sehr wenig Englisch und ich kein Französisch. Super! So denke ich. Zum Glück kann ich ihr ein Bild und die Adresse in der Booking-App zeigen. Aber sie kennt es nicht. Endlich verstehe ich, dass ihr Vater bald kommen würde. Als er da ist, tauschen sie sich in ihrer Muttersprache aus. Daraufhin lässt sich der Vater das Bild und die Adresse zeigen. Dann leert er sein Fahrzeug, einen Caravan und bedeutet mir, mein Fahrrad und Gepäck einzuladen. Er fährt mich die letzten Kilometer über die Autobahnbrücke zum Hotel. Ich bin BAFF. Diese tolle Hilfeleistung habe ich in dem Moment nicht erwartet. Am Hotel angekommen, bedanke ich mich herzlichst. Eine kleine Entschädigung muss ich ihm regelrecht aufdrängen. Eine tiefe Dankbarkeit fühle ich nicht nur im Herzen, nein, auch in meinen Beinen.

Nach der Anmeldung darf ich mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen. Nachdem das „Pferd“ versorgt und ich geduscht bin, mache ich mich in dem kleinen Industriegebiet auf die Suche nach Ess- und Trinkbarem. In der nahegelegenen Filiale einer Fastfoodkette finde ich beides. Nach dem Essen bestelle ich mir noch ein Getränk. Ich bleibe noch etwas an dem ruhigen Plätzchen am Fenster und versorge meine WhatsApp-Gruppe. Dann plane ich die morgige Etappe und buche, wieder über Booking das Hotel dafür. Ein Spaziergang lockert die Beine und führt mich zum Hotel zurück. Im Zimmer telefoniere ich noch mit meiner Partnerin. Sie führt zu Hause Buch über den Verlauf der Tour und notiert das nächste Ziel. Ich bin müde und gehe früh schlafen. Meine Beine und mein Sitzfleisch verlangen nach der Horizontalen. Dieser zweite Tag ist schon eher ein Genuss gewesen, ich hatte meine Blicke und Gedanken schweifen lassen können. Beglückt und dankbar für das Erlebte schlafe ich ein.

„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“

(Pearl S. Buck)

Tageswerte:

107 km

225 Höhenmeter

5 Stunden 20 Minuten Fahrzeit

Fahrradwerkstätten:

Thionville

Decathlon Yutz, Zac Meilbourg, Route d’illange, Tel. +33 3 82882300

Metz

Decathlon Metz Semécourt, Zone D Activites

Commerciales Euromoselle, Tel. +33387512400

Loisibike Metz, Rue du Prayon, Tel. +33387181322

Veloland Metz, 6 Rue de Graviéres, Tel. +33387561247

Cyclo Store, Parc Aravais, 5 Allée des Tiffeuls, Tel. +33387570808

Decathlon Metz Augny, Zone Actisud, Route des Graviéres

Intersport, 1 chemin de la Griéche, Tel. +33387649870

Meine Unterkunft:

Mister Bed, RN 57 Zone Actisud, Meca, Jouy-aux-Arches, Tel.: +33387383127

Alternativen:

Hotel Premiere Classe Metz Jouy Aux

Arches, Actisud Saint-Jean, 57130 Jouy-aux-Arches, Tel.

+33387384252

Zimmer, Frederique, 6 Rue Pasteur, 57130 Ars-sur-Moselle, Tel. +33626801536

Hotel Campanile Jouy-Aux-Arches, Lieu-dit La Polka

zone, Actisud Saint-Jean, 57130 Jouy-Aux-Arches, Tel.

+33387383969

3. Mai, Mittwoch, von Jouy-aux-Arches nach Vaucouleurs.