Mein erstes Mal - Männer aus vier Generationen erzählen - Jutta Vey - E-Book

Mein erstes Mal - Männer aus vier Generationen erzählen E-Book

Jutta Vey

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Beschreibung

Die Frauen haben vorgelegt, jetzt sind die Männer dran. Nach dem großen Erfolg ihres ersten Buches Mein erstes Mal - Frauen aus vier Generationen erzählen lässt Jutta Vey nun die andere Seite zu Wort kommen: In ihrem neuen Buch erinnern sich Männer an ihr erstes Mal. Die Autorin hat Männer zwischen 19 und 83 unterschiedlichster Herkunft und Bildung befragt. Jeder hat ihr seine ganz persönliche Geschichte erzählt: wie er erzogen und aufgeklärt wurde, welche Erwartungen und Ängste er in Bezug auf Liebe und Sex hatte, wie es dann wirklich passierte, wo er heute steht und welche Rolle Sexualität in seinem Leben spielt. Das Buch lebt von der Authentizität der Männer, die offen und freimütig von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichten, welche unterschiedlicher nicht sein könnten: So sparte Arno (73) in den 50er-Jahren für einen Bordellbesuch, Dennis (26) war bis zu seinem 24. Lebensjahr Jungfrau. In spannenden Porträts werden hier fast 70 Jahre Sexual- und Sozialgeschichte erzählt. Das erste Mal - für die meisten Frauen ist es viel mehr als Sex. Aber wie ist es bei den Männern? Die Rahmenbedingungen für Sexualität haben sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Früher war Lust zwar ein Privileg der Männer, doch kaum einer war aufgeklärt und wusste genau, was zu tun ist. Heute wiederum ist das Thema omnipräsent, erlaubt ist, was gefällt, es gibt fast keine Tabus mehr. Das wirft viele spannende Fragen auf: Wie haben junge Männer vor dem Hintergrund des jeweils herrschenden Zeitgeistes ihr erstes Mal erlebt? Welche Bedeutung hatte und hat es für sie? Wurden ihre Erwartungen erfüllt oder war es dann doch ganz anders? Und wie haben die ersten Erfahrungen ihre sexuelle Biografie geprägt? Das erste Mal Sex ist ein bedeutendes Ereignis im Leben eines Menschen - das gilt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Vor dem Hintergrund, dass sich die Rahmenbedingungen für Sexualität in den letzten Jahrzehnten radikal geändert haben, hat die Autorin Jutta Vey Männer aus vier Generationen befragt. In sehr persönlichen Geschichten erinnern sie sich daran, wie sie ihr erstes Mal erlebt haben, wie sie erzogen und aufgeklärt wurden, welche Erwartungen sie an Liebe und Sex hatten und wie das erste Mal ihre weitere sexuelle Biografie geprägt hat. Die authentischen und mitreißenden Porträts erzählen fast 70 Jahre Sexual- und Sozialgeschichte. 'Es war kurz vor meinem 17. Geburtstag, im Sommer 1979. Da führte ich ein völlig wüstes Leben. Ich war ständig unterwegs, übernachtete bei Freunden, schwänzte die Schule und hatte durch die Musik viel Kohle. Als Teenager trat ich in einer Band auf. Wenn wir auf der Bühne abrockten, flogen uns die Frauenherzen nur so zu. So lernte ich Katja kennen. Bei ihr hatte ich zum ersten Mal dieses besondere Gefühl, dieses ›Du siehst sie und irgendwie tut dir alles weh‹-Gefühl. Das ging uns beiden so. Bis wir gesagt haben, jetzt machen wir's mal, hat es drei, vier Monate gedauert. Auch wenn ich's vorher noch nicht gemacht hatte: Schiss hatte ich nicht. Natürlich nicht. Ich war ja cool damals, die Mädchen standen ja auf mich. Ich saß auf dem heruntergeklappten Klodeckel, trocknete mir gerade die Füße ab, als Katja kam und sich auf mich setzte. Vorher waren wir total angespannt gewesen, hatten schon alles Mögliche versucht gehabt. Jetzt lief es quasi von alleine. Das einzig Blöde war, dass ich sie rechtzeitig wegschieben musste, damit nichts passierte. Ein Kondom hatten wir nicht mehr. Das hatte unsere ersten Versuche nicht überlebt.' Ronald erlebte sein erstes Mal 1979

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Jutta Vey

Mein erstes Mal

Männer aus vier Generationen erzählen

Schwarzkopf & Schwarzkopf

INHALT

Vorwort

Denn sie wussten nicht, was sie tun

»Und wann sind die Männer dran?«, fragten schon kurz nach Erscheinen des ersten Buches Mein erstes Mal – Frauen aus vier Generationen erzählen viele Leserinnen. Doch würden mir Männer genauso offen von ihrem ersten Mal erzählen? Es ging ja nicht nur um Küssen, Kuscheln und Koitus, sondern auch um das biografische »Vorspiel«, um Elternhaus, Erziehung, Aufklärung und nicht zuletzt darum, wie sich die Lust mit den Jahren, den Partnern und dem Zeitgeist verändert. Kurz: um die Wahrheit jenseits von Prahlereien und Plattitüden. »Nee, dit is mir zu langweilig«, beschied mir dann auch ein Berliner (66), als er hörte, dass seine Aufreißer-Anekdoten nicht das Gros der Geschichte ausmachen würden.

Männer reden nun mal nicht gern über Sex, schon gar nicht, wenn’s ans Eingemachte geht. »Wenn ich mit einem Freund (…) über Sexualität sprechen will, das heißt es mal tiefer gehen soll, klappt das nicht. Er blockt meistens ab«, sagt Jost (56). »Jungs wollen das nicht. Wenn die in einer größeren Runde über so was reden, haben sie ja ein Problem. (…) Man hat mit dem Thema aber (…) kein Problem«, bringt es André (45) auf den Punkt. Wenn geredet werde, dann so: »In der Schule konnte man endlich sagen: ›Hey, ich hab’s gemacht.‹ Dann kam gleich: ›Wie war’s?‹, man sagte ›Gut‹, ›Cool‹, ›Klasse‹ (…). Dann war das Thema erledigt.«

Entsprechend herausfordernd waren Recherche und Interviews. Auf ein telefonisches Interview wollte sich keiner der 18 Männer zwischen 19 und 84 einlassen. »Das wird ja sehr persönlich. Da möchte ich schon sehen, wem ich das erzähle«, sagte Klaus (65). Im Schnitt dauerten die Interviews eine Stunde länger als bei den Frauen, das Gespräch mit Robert (84) zog sich über sechs Stunden hin. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. »Das habe ich erzählt, was kommt denn da noch?«, fragte Max (34), erstaunt darüber, was er sich alles hatte entlocken lassen. Er bat schließlich, wie auch fünf andere, um weitgehende Anonymisierung, hat aber, bis auf einen Satz übers Masturbieren, seinen Text autorisiert. Nur ein Einziger war für die Fortführung des Interviews nicht mehr erreichbar.

Ja, Männer reden anders über Sex, sachlicher, pointierter, manche betont lässig: »Alles hatte geklappt, wir hatten Geschlechtsverkehr, Thema erledigt.« Wieder andere erzählen mit trockenem Humor: »Für mich war es ein schönes Erlebnis. Für sie wohl nicht.« So mancher wechselte stellenweise vom »ich« zum »man«. Das Persönliche bekommt so den Deckmantel des Allgemeinen, die Aussage wird neutraler und damit kann »Mann« leben.

Doch die Geschichten stehen in ihrer Bandbreite denen der Frauen in nichts nach. Auch die Männer erzählen von flüchtigen, nichtssagenden Begegnungen ebenso wie von Liebesabenteuern mit großen Gefühlen. Sie berichten von kurzen und kuriosen, verunglückten und tragischen, enttäuschenden wie berauschenden ersten Malen. So manches Erlebnis bleibt auch wegen der Begleitumstände unvergesslich: Bei zweien krachte das Bett zusammen, einer verletzte sich, einem anderen gelang erst nach mehrmaligem Ortswechsel der Durchbruch – auf dem Toilettendeckel. Nur bei sechs Männern waren keine Gefühle im Spiel, hier ging es um den Akt an sich, den Vollzug, das Hintersichbringen. Für den Rest war klar: Es sollte ein besonderes Mädchen sein. Hermann, der Zweitälteste, verliebte sich in eine zehn Jahre ältere Schauspielkollegin: »Ihre Ausstrahlung war der Wahnsinn.« Martin, der Jüngste, sagt: »Ich wollte auf jeden Fall verliebt sein. Solange ich das nicht war, war auch gar nicht das Verlangen nach Sex da.«

Erwartungsgemäß – das bestätigen auch Studien aus den vergangenen 30 Jahren – sind die Männer beim ersten Mal älter als die Frauen. Im Schnitt erleben sie es zwischen 17 und 19. Es gibt nur zwei Ausreißer nach oben: Dennis (26) war bereits 24: »Die Richtige war vorher nicht dabei«, Uwe (51) sogar schon 25: »Ich hatte viele Chancen, habe sie aber nicht genutzt.« Mit Robert (84), der sein erstes Mal 1945 mit einem Bauernmädchen in einem Zelt erlebte, beginnt das Buch, mit Martin (19), der im Sommer 2007 zum ersten Mal mit einem Mädchen schlief, endet es. Damit liest man sich durch 60 Jahre Sozial- und Sexualgeschichte und begibt sich auf eine spannende Zeitreise …

Noch bis in die siebziger Jahre hinein hatten Jugendliche mit dem moralischen Damoklesschwert zu kämpfen. Karl-Heinz (68): »Schon das Wort ›Sex‹ war ja ein Tabu.« Viele Ältere umschreiben es auch heute noch, statt es zu verwenden, sprechen von »Liebe machen« oder schlicht »es«.

Aufklärung gab es damals kaum, weder in der Schule noch zu Hause, und wenn, dann diente sie der Abschreckung. Hermann (82) erinnert sich: »Unser Vater zeigte uns Zeichnungen und Fotos von Geschlechtsorganen, vor allem solche, die sehr kaputt und schlecht aussahen. Das waren ganz schreckliche (…) Bilder.« Das meiste erfuhren die Jungen auf der Straße, doch es war oft Halbwissen aus zweiter Hand, aus dem man nicht viel schlauer wurde. Robert (84) sagt dazu: »Wenn man hörte: ›Die haben gefickt und jetzt kriegen sie ein Kind‹, dachte man, wenn Mann und Frau das einmal machen, bekommen sie schon ein Kind.« Es ist also kaum überraschend, dass viele vor dem ersten Mal so gut wie keine Ahnung hatten.

Nur eins ließ sich bei aller Drohung keiner vermiesen: Alle masturbierten. Heinrich (58) erzählt: »Mit zehn fing ich an. (…) Zwar hörte man von den Erwachsenen, vor allem vom Pfarrer, dass man das nicht tun solle, weil es schädlich fürs Rückenmark sei und krank mache. Das hat mich aber nicht so stark beeindruckt, dass ich es bleiben ließ.« Der 84-jährige Robert, der unter den Soldaten viel mitbekam, erinnert sich: »›Im Kriege kehrt die ganze Liebe zurück zum Handgetriebe‹ war ein geflügeltes Wort damals.«

Je stärker die moralische Indoktrinierung, desto später das erste Mal. »Sexualität war etwas Schmutziges. (…). Deshalb hatte ich auch solche Anlaufschwierigkeiten. Erst mit 19 konnte ich die Dämonen meiner Kindheit vertreiben«, erzählt Hermann (82). Klaus (65) und seine Freundin ließen sich ein Jahr Zeit mit dem ersten Sex: »Man war ständig im Zwiespalt (…). Die jungen Leute hoben ihn in den Himmel (…), die Alten (…) wüteten: ›Das ist Schweinerei!‹« Heinrich (58) führt die Tatsache, dass er erst mit 34 sein Coming-out hatte, auch auf seine »stockkonservative«, katholische Herkunft zurück: »In diesem Kosmos hatten Männer Beziehungen zu Frauen. Partnerschaften zwischen Männern waren unvorstellbar. Das Wort ›schwul‹ war mir überhaupt kein Begriff.« Bei Uwe (51) hatte die Erziehung gar zur Folge, dass er sich erst mit 25 an ein Mädchen herantraute. Weil seine Großeltern ihm ständig sagten: »Vom anderen Geschlecht lass die Finger«, war eine »regelrechte Hemmschwelle« entstanden.

Dass es genauso Männer gibt, bei denen die Verbote und Drohungen ins Leere liefen, zeigt wiederum, dass der Faktor Persönlichkeit eine ebenso große Rolle spielt. Der Berliner Arno (73) grüßte als Kind stets artig die Leute, wie es ihm eingebläut worden war. So auch eines Tages eine 22-jährige Prostituierte, die in der gleichen Wohnsiedlung lebte und ihn freundlich anlächelte. »Die musst du nicht grüßen«, sagte die Mutter knapp. »Warum?«, fragte der Knirps. »Die hat viele Männer.« Die wenig erhellende Antwort entfachte seine Neugier und bewirkte das Gegenteil: Die Frauen wurden jetzt erst spannend für ihn. Acht Jahre später hatte er sein erstes Mal mit einem »Straßenmädchen«. Heute arbeitet er als Taxifahrer, viele seiner Kunden sind Prostituierte.

Rite de passage oder rite de blamage? Die meisten Männer schlagen sich mit Versagensängsten herum. Klaus (65) gibt zu: »Ich stand unter einer ziemlichen Spannung und dachte: Hoffentlich geht das nicht schief.« Martin (19) sagt: »Ich hatte voll Schiss (…). Dass ich keinen hochkriege. Dass es zu schnell gehen könnte. (…) Alles, was man sich so vorstellen kann.« Diese Ängste sind auch ein Grund, warum sich die Mehrheit, nämlich zwölf Männer, an erfahrene Frauen hielt. Hermann (82) erlebte die »Stunde null« trotzdem als blamablen Moment: »Ich kniete vor ihr und dann geschah etwas ganz Furchtbares für einen Mann. (…) Ich war sehr aufgeregt und gleichzeitig wahnsinnig erregt – und im nächsten Moment war’s dann auch schon aus. Ich konnte überhaupt nicht richtig ran an die Frau, da war’s schon vorbei.«

Auch wenn vom ersten Mal oft betont beiläufig erzählt wird – nicht zuletzt die Tatsache, dass sich alle noch an Details erinnern können, zeigt, dass es auch für die Männer mehr als ein flüchtiges Erlebnis ist. Wann ist ein Mann ein Mann? Zum ersten Mal dann! »Jetzt wusste ich, wo der Weg langgeht, (…) jetzt war ich endlich auch ein Mann«, sagt kurz und bündig Robert, der Älteste. Martin, dem Jüngsten, ging es genauso: »Ich hatte das Gefühl, dass ich vorher nicht entspannt durch die Welt gelaufen war.« Viele sehen ihr erstes Mal rückblickend gar als Dreh- und Angelpunkt ihrer sexuellen Biografie – in negativer oder positiver Hinsicht. »Dann hat sie etwas getan, das vergesse ich bis heute nicht. Das hat mich mein ganzes Leben lang geprägt«, erinnert sich Hermann (82). »Sie sprach von der sexuellen Liebe als einem großen Geschenk. (…) Und ich solle nie ein Schwein sein, nie wie ein Tier lieben, nie die Frauen nur benutzen. (…) Ich habe mir ihre eindringliche Ansprache zu Herzen genommen, (…) nie gelebt nach dem Motto ›Die kriege ich jetzt rum‹.« Jan (37) wiederum führt seine »Arschlochphase«, in der er Frauen als Trophäen wahrnahm, auf sein extrem negatives erstes Erlebnis zurück: »Ich wollte an den Frauen (…) Rache dafür nehmen, dass ich früher keinen Erfolg gehabt hatte.«

Je jünger die Männer, desto ungezwungener sprechen sie über Sexualität. Sie erzählen mehr Details und sind auch bereit, über Vorlieben und Abneigungen zu reden. Nicht zuletzt daran wird die radikale Veränderung der Sexualmoral im Laufe der letzten 60 Jahre deutlich: Sex wurde von einem tabuisierten Mysterium zu einem von moralischen Vorzeichen weitgehend losgelösten existenziellen Bedürfnis. »Ich mag es, wenn man sie hört, manche reißen sich leider richtig zusammen. Wenn sie anfängt, kurz vorm Kommen zu kratzen, macht das auch Spaß. Mal auf den Arsch zu hauen ist okay, aber Hardcore-SM ist nicht mein Ding«, sagt Daniel (22). Christian (33) beschreibt seine Initiation so: »Ich wusste zwar, wie die Vagina aussah und dass mein Schwanz da reinkommen musste, die Realität war aber (…) komplizierter: Man konnte da nicht einfach so reinschlüpfen, man musste sich wie ein Bergsteiger in diese Höhle vortasten.«

So stark die moralische Prägung in der Jugend auch gewesen sein mag, der Mehrheit gelingt es, sich von den alten Erziehungsmustern zu lösen. Robert (84) erzählt: »1949 kaufte ich mir mein erstes Motorrad, mit dem ich auch immer mal Rennen fuhr. Und dann ging es rund bei mir mit HWG. Den Begriff hat die Presse damals erfunden. Er bedeutet: ›häufig wechselnder Geschlechtsverkehr‹.« Das Ergebnis bei ihm: summa summarum »rund ein Dutzend Frauen«. Wenn der Motor gezündet hat, starten die meisten sehr schnell durch. »Benzin war genug da, jetzt konnte ich Gas geben«, sagt Dennis (26). »Zwischen 20 und 30 war meine sexuell aktivste Zeit«, erinnert sich Karl-Heinz (68). Für Daniel (22, der schon mit rund 60 Frauen geschlafen hat) ist Sex geradezu ein Lebenselixier: »Ich bin halt ein Typ, der möglichst viel ausprobieren will.« Doch es geht auch anders: Marcel (35) hatte fünf Frauen, inklusive seiner aktuellen Freundin Ria. »Bei ihr habe ich das Gefühl, angekommen zu sein.«

Manchen lockt in den Zwanzigern auch ein anderes erstes Mal: Ein Puff-Besuch gilt als comme il faut. Vier Männer im Alter von 22 bis 73 haben die Erfahrung gemacht – aus Neugierde (22/73), Gruppendruck (56) oder weil der Bruder einen mitzog (68). Doch längst nicht jeder kann damit etwas anfangen. Jost (56) zog mit Bundeswehr-Kumpels los. Doch die Sache war ihm von Anfang an nicht geheuer. Die Folge: »Sie versuchte alles, aber in den unteren Regionen tat sich nichts.« Max (34) kann es sich gar nicht erst vorstellen: »Das ist mir zu reduziert, zu kalt, da kann ich auch masturbieren.«

Ab Ende 40 gilt die Devise: Weniger ist mehr, Klasse statt Masse. »Heute ist mir Sex nicht mehr so wichtig wie früher«, gibt Ronald (49) zu. »Ich laufe jedenfalls nicht ständig triefend und tropfend durch die Gegend. Ich habe einfach keinen Bock mehr auf (…) großartiges Ausprobieren.« Bei Karl-Heinz (68) liest es sich so: »Für den Sex wie für den Alkohol gilt: Nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität. Man macht es einfach nicht mehr so oft.« Der Rest ist Schweigen. Denn die Unlust kann auch andere Gründe haben: Erektionsstörungen. Karl-Heinz, der Werbung für Potenzmittel macht, sagt: »Die meisten Männer um die 60 haben Probleme.«

Und die Moral von den Geschichten: Männer reden nicht gern darüber, sie tun es lieber. Doch wenn sie reden, dann nicht weniger offen, nur eben anders.

Das erste Mal ist auch auf der Landkarte ihres Lebens eine Marke, auch sie haben mit Unsicherheiten und Ängsten, erziehungsbedingten wie persönlichen, zu kämpfen. Sie lassen sich mehr Zeit als die Frauen, doch ist die Terra incognita erst einmal erobert, geht die Entdeckungsreise los.

Einer spricht für alle und auch wieder nicht. Denn jeder hat seine individuelle Geschichte, die sich vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit abspielt. So sind die 18 Protokolle wie Puzzleteile, aus denen sich ein Bild zusammensetzt, das alles andere ist als schwarz-weiß, sondern bunter, als man denkt. Lassen Sie sich überraschen. Viel Spaß beim Schmökern!

Jutta Vey

PS: Schreiben Sie mir, wie Ihnen das Buch gefallen hat. Per E-Mail an: [email protected]. Ich freue mich über jedes Feedback.

Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Robert, 84, Klempner

Erstes Mal 1945 mit 18 Jahren

Es war, wie man heute so sagt, ein One-Night-Stand. Ich war in einem englischen Kriegsgefangenenlager, wo mich ein Flüchtlingsmädchen verführte. Für mich war es ein schönes Erlebnis. Für sie wohl nicht. Jedenfalls wurde sie danach sehr böse, weil ich so schnell fertig war. Das hat mich ein bisschen schockiert. Ich hätte mich ja auch bemüht, es am nächsten Abend wiedergutzumachen, aber da war sie schon weg. Ich muss aber auch sagen: Wenn ich sie zur Frau hätte nehmen müssen, wär das wahrscheinlich nichts geworden. Ich kam aus der Großstadt, sie war eher eine Bauerntrutsche. Das hätte nicht gepasst.

Dass man früh anfing, das war damals nicht so ausgeprägt wie heute. Man war insgesamt zurückhaltender. Wir hatten aber auch nicht so viel Zeit für die Liebe, wir hatten was anderes zu tun. Ob zu Hause oder in der Lehre, überall lief es streng ab, man hatte kaum Freiheiten. Und dann kam ja auch noch der Krieg dazwischen. Mit Sicherheit wäre vieles anders gewesen, wenn wir nicht in dieser Zeit groß geworden wären. Ich wurde 1927 in Hamburg geboren. Im Jahr der Machtergreifung Hitlers, 1933, kam ich in die Schule. Mitten im Krieg, am 1. April 1941, begann meine Klempner-Lehre.

Zu meiner Schulzeit waren Liebe und Sexualität überhaupt kein Thema. Da wusste man nicht mal, dass zweierlei Kleider im Schrank hängen. Dann in der Lehre – ich war knapp 14, als ich anfing – war das auch noch nicht anders. Da hat man sich auf die Ausbildung konzentriert. Damals gab’s ja auch überall noch ordentlich Prügel, um uns gehörig unter Druck zu setzen: zu Hause, in der Schule, in der Werkstatt. Die Mädchen wurden mit dem Rohrstock auf die Hand gehauen, wenn sie nicht spurten, die Jungs auf den Hintern. Wenn mal in der Lehre was nicht geklappt hat, gab’s eine in den Nacken. Einmal hat Muttern fast einen Wäscheknüppel auf mir kaputt gehauen. Ich bin von der Schule aus statt nach Hause erst mal runter zur Elbe zum Baden gegangen. Da war dann Holland in Not und ich habe richtig Prügel bezogen.

Meine Eltern waren beide schon um die 30, als sie geheiratet haben. Der erste Mann meiner Mutter hatte eine Gaststätte, in der mein Vater als Kellner arbeitete. Als ihr Mann starb, heiratete sie meinen Vater. Beide machten sich dann selbstständig, gründeten in Altona einen Heißmangelbetrieb. So wurden früher Wäschereien genannt. Mein Vater war evangelisch, meine Mutter katholisch. Sie war ganz streng, wir mussten jeden Sonntag in die Kirche. Die Nachbarskinder, die währenddessen draußen spielten, verarschten uns immer, indem sie sich hinknieten, wenn wir nach dem Gottesdienst an ihnen vorbeikamen.

Durch die katholische Erziehung war einem in Fleisch und Blut übergegangen, dass alles Geschlechtliche Sünde sei. Überhaupt war alles, was mit dem Körper zu tun hatte, schlecht. Dass man die Eltern mal nackt gesehen hätte, wäre undenkbar gewesen. Ich habe auch nie etwas gehört. Aber das wäre auch nicht möglich gewesen. Zwischen dem Kinderzimmer und dem Elternzimmer lag der Flur. Wenn unsere Eltern Remmidemmi gemacht hätten, hätten wir daher gar nichts mitgekriegt.

Die Aufklärung fand damals auf der Straße statt. Das Wort »ficken« habe ich schon sehr früh aufgeschnappt, das war dort Gebrauchsjargon. »Der hat gefickt« oder »Die hat gefickt« hörte man immer mal wieder. Aus den Satzfetzen reimte man sich zusammen, dass da irgendwas zwischen Mann und Frau passiert und dass dabei Kinder entstehen. Wie genau das abläuft, das war mir aber lange nicht klar. Damals gab es ja keinen Anschauungsunterricht durch Fernsehen und die Bravo.

Wenn man hörte: »Die haben gefickt und jetzt kriegen sie ein Kind«, dachte man, wenn Mann und Frau das einmal machen, bekommen sie schon ein Kind. Damals kursierte auch der Spruch »Hätt’ste nicht gefickt, du Sau, bräuchtest’ nicht zur Finkenau«. Das war eine Entbindungsanstalt in Hamburg.

Da man von den Erwachsenen nichts erklärt bekam – ich wäre aber auch nie im Leben auf die Idee gekommen, meine Eltern zu fragen –, war man auf das angewiesen, was man hörte und sah. Und das saugte man auf und machte sich seine eigenen Gedanken dazu. Als meine Schwester älter wurde und man einen Brustansatz sehen konnte, war ich ziemlich überrascht und habe mit Sicherheit auch mal dumm geguckt. Mir war gar nicht klar, dass sich der Körper von Mädchen anders entwickelt. Woher auch?

Mit vielem konnte man aus Unwissenheit überhaupt nichts anfangen, erst später wurde einem vieles klar. So haben wir als Kinder zwar oft Präser in der Elbe rumschwimmen sehen, wussten aber gar nicht, was das ist, geschweige denn, was man damit macht. Dass man die zum Verhüten braucht, wusste bestimmt keiner von uns Jungs damals.

1942, mit 15, habe ich zum ersten Mal ein Auge auf ein Mädchen geworfen. Sie wohnte neben meiner Lehrwerkstatt, hatte schöne lange Haare und ein süßes Lächeln. Das fand ich niedlich. In dem Alter wusste ich aber immer noch nicht, was da genau zwischen Mann und Frau abläuft. Ich habe zwar ein bisschen mit ihr rumgeflirtet, aber dabei noch nicht an irgendwas gedacht. Ich gab ihr mal einen Bonbon ab, ein anderes Mal aß ich ein Eis mit ihr, alles war aber völlig harmlos und noch sehr unschuldig. Wir haben in dem Alter ja sogar noch Cowboy und Indianer gespielt.

Bevor es überhaupt richtig losgehen konnte mit den Mädels, war es auch schon wieder zu Ende: Durch den Krieg, der ein Jahr später Hamburg verwüstete, wurden wir aus unserer kleinen Welt rausgerissen.

Die Angriffe begannen in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943. Fast 800 britische Bomber legten die Stadt in Schutt und Asche. Zwei Tage später kam der zweite Angriff und das ging bis Anfang August so weiter. Insgesamt starben rund 40.000 Menschen.

Ich weiß noch, dass ich an dem ersten Wochenende, als die Angriffe begannen, wie so oft mit einem Kumpel mit Paddelboot und Zelt außerhalb von Hamburg unterwegs war. Auf dem Heimweg – wir waren auf der anderen Seite der Elbe und mussten mit dem Schiff wieder übersetzen – bekamen wir mit, wie die Stadt lichterloh brannte, wie es krachte und bumste.

Als wir nach Hause kamen, war nichts mehr da. Unser Haus stand nicht mehr. Da war gar nichts mehr. Überall qualmte es, Menschen weinten, man stolperte über Leichen. Es war ein totales Chaos. Meine Mutter und meine beiden Schwestern waren weg und auch nicht auffindbar. Ich fragte zwar viele Leute, aber keiner konnte mir helfen. Zum Glück fand ich für ein paar Tage Unterschlupf in der Werkstatt meines Lehrmeisters. Sein Haus war das einzige in unserer Straße, das noch stand.

In Hamburg-Lurup machte ich mir das Gartenhäuschen, das meine Eltern seit 1939 besaßen, zurecht und wohnte erst mal eine Weile da. Wir waren in der Zeit nach den Angriffen so eingespannt, dass wir tagelang eigentlich rund um die Uhr gearbeitet haben. Da kein Mensch mehr Wasser hatte, haben wir in den ersten vier bis sechs Wochen mit einem Tankwagen aus Bergedorf, einem Stadtteil im Südosten, Wasser geholt und in der Stadt verteilt. Am Wagen bildeten sich immer lange Schlangen.

Nach vier, fünf Monaten erfuhr ich vom Suchdienst, an den ich mich gewandt hatte, dass meine Familie überlebt hatte: Meine Mutter und Schwestern waren nach Bayern verfrachtet worden. Ich musste wie viele Gleichaltrige zum Arbeitsdienst, eine Art Kriegsvorbereitung: Dort mussten wir Schützengräben bauen und lernten schießen. Acht Wochen dauerte er, anschließend hatte ich zwei Wochen lang frei – in der Zeit war ich noch mal in unserer Gartenhütte –, dann wurde ich auch schon eingezogen, mit gerade mal 16. Die Grundausbildung absolvierte ich bei der 76er MOT in Rahlstedt, das war die motorisierte Infanterie. Von dort kam ich Mitte 1944 nach Holland, wo ich bei der Ardennen-Offensive, der letzten deutschen Großoffensive an der Westfront, eingesetzt wurde. Sie begann am 16. Dezember 1944. Nach einem Beindurchschuss wurde ich von den Engländern einkassiert und der Krieg war für mich aus. Acht Monate war ich in Gefangenschaft, in dieser Zeit verlor ich meine Unschuld.

Zum Zeitpunkt meines ersten Mals wusste ich, was man wissen musste. Beim Arbeitsdienst und in der Armee hatte ich noch viel mitbekommen. Als ich mit 16 zum Arbeitsdienst kam, hatte ich zwar schon mal einen Steifen gehabt, aber um ehrlich zu sein: Wie das genau geht mit dem Geschlechtsverkehr, das wusste ich in dem Alter immer noch nicht.

Aber da unter Männern nicht so mit dem Sieb gesprochen wird, es schon richtig zur Sache geht, wurde einem schnell klar, wie’s funktioniert. Selbstbefriedigung und Geschlechtsverkehr waren ständig Gesprächsthemen unter den Soldaten. »Im Kriege kehrt die ganze Liebe zurück zum Handgetriebe« war ein geflügeltes Wort damals.

Die Soldaten sprachen ziemlich offen darüber, ob sie schon hatten und mit wem und wie. »Dann hast du einen Steifen und dann machst du das und das …«, »Ich hab da ’ne tolle Alte«, »Ich würd gern mal wieder« – so redete man untereinander. Da denkt man natürlich auch für sich: Mensch, das möchte ich auch gerne mal. Die Hemmungen und Vorbehalte, die man durch die katholische Erziehung im Kopf hatte, dass das Geschlechtliche alles schlecht ist, gingen in der Zeit jedenfalls weg, und zwar ziemlich schnell.

Richtig angefangen hat es bei mir aber erst gegen Ende der Gefangenschaft. »Der Tommy«, wie wir die Engländer nannten, fuhr mich zusammen mit anderen Kriegsgefangenen in Lastwagen von Holland nach Schleswig-Holstein. In der Nähe von Bad Segeberg war auf einem Bauernhof ein großes Entlassungslager eingerichtet worden. Dort wurden wir zusammengepfercht. Die einen haben in leeren Hühnerställen auf Stroh geschlafen, andere in einfachen Zelten, die auf der Kuhwiese aufgebaut waren. Jeden zweiten Tag brachte der Engländer die Verpflegung, in einer Gulaschkanone wurde das Essen gekocht.

Auf dem Bauernhof waren auch viele Flüchtlingsmädels. Mit einer hatte ich kurz nach Kriegsende, im Juli 1945, mein erstes Mal. Sie kam aus Schlesien, war ein paar Jahre älter als ich, um die 23. Wir haben oft auf der Tenne geschwoft, rund 100 Mädchen und vielleicht 50 Soldaten. Bei einem dieser Tanzabende hat es sich ergeben, dass ich mit dem Mädel ein paar Mal tanzte.

Ich glaube, sie hat den Anfang gemacht. Als ich jung war, war ich ein eher schüchterner Typ, von mir aus hätte ich nicht den ersten Schritt gemacht. Viel geredet haben wir nicht. Und wenn, dann wohl eher über belanglosen Kram, wo man herkommt und so was. Wir schwoften, schmusten ein bisschen, später knutschten wir. Und dann ergab es sich. Ich will mal so sagen: Sie hat mich mehr gezogen als ich sie. Vielleicht hatte sie an dem Abend auch das Bedürfnis und dachte bei sich, Gott sei Dank, jetzt hab ich einen Esel abgeschleppt …

Irgendwann im Laufe des Abends raunte sie mir zu: »Lass uns irgendwo anders hingehen, wo wir allein sind …« Ich nickte nur. Mir war schon klar, worauf das hinauslaufen würde, und ich habe mit Sicherheit auch einen roten Kopf gekriegt. Aber ich war natürlich sehr neugierig, wollte nun endlich am eigenen Leib erleben, wovon die Soldaten immer so schwärmten. Bammel hatte ich nicht. Ich habe überhaupt nicht nachgedacht. Schon gar nicht über Verhütung. In solchen Momenten denkt man ja auch nicht. Da rutscht einem das Gehirn in die Hose.

Ich steuerte mit ihr auf mein Zelt zu. Wie alle anderen Helfer in der Küche hatte ich ein eigenes. Kaum waren wir drin, ging es auch schon los und sie zerrte an meiner Hose. Ich glaube, sie hatte schon einige Erfahrung. Sie wusste jedenfalls genau, was zu tun war, und lernte mich ein bisschen an.

Für mich war das erste Mal ein richtig schönes Erlebnis. Ich hatte es zwar vorher schon ab und zu mal selbst gemacht, aber mit einer Frau, das war doch etwas völlig anderes. Ihr hat es leider nicht gefallen. Sie schimpfte hinterher jedenfalls ziemlich mit mir, weil ich so schnell fertig war. Dabei muss sie doch gemerkt haben, dass es für mich das erste Mal war.

Ich war stolz, dass ich es nun hinter mir hatte. Jetzt wusste ich, wo der Weg langgeht, jetzt konnte ich mitreden, jetzt war ich endlich auch ein Mann. Am nächsten Tag lief ich voller Erwartung zur Tenne, weil ich hoffte, sie noch mal zu treffen und das Erlebnis zu wiederholen, aber da war sie schon nicht mehr zu haben: Sie war weg. Keiner wusste, wo sie war, und ich habe sie auch nicht mehr wiedergesehen. Damit war mein erstes Mal, wie man heute so sagt, ein One-Night-Stand. Wäre sie noch da gewesen, hätte ich mich auf jeden Fall bemüht, es wiedergutzumachen.

Etwa einen Monat später, am 11. August, wurde ich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam nach Hamburg-Lurup. Dort hatte ich erst mal keine Zeit, an Mädchen zu denken. Ich vergrößerte mit meinem Vater, der inzwischen auch aus dem Krieg heimgekommen war, unsere Gartenhütte.

Wir mussten immer sehen, wo wir Material dafür herbekamen, und nachts haben wir uns mit den Nachbarn abgewechselt bei der Wache. Damals war Essen rar, und so mussten wir ständig aufpassen, dass uns die Äpfel nicht geklaut wurden. Ich fand in der Kaserne der Engländer, die auf dem Gelände einer Zigarettenfabrik eingerichtet worden war, Arbeit als Betriebshandwerker. Dort war ich zwei Jahre lang, danach ging ich wieder in die Lehre. Durch den Krieg hatte ich ja noch keinen Abschluss als Geselle.

Mit der Zeit kamen immer mehr Tanzkapellen auf, die vor allem Walzer und Tango spielten. Ich glaube, es gab nie wieder so viele Musikgruppen und -vereine in Hamburg wie damals nach dem Krieg. Nach den harten Jahren der Entbehrung sehnten sich die Menschen nach Abwechslung, wollten wieder Spaß haben und das Leben genießen. So ging es mir auch, und so ganz allmählich fing es dann auch wieder mit den Mädchen an. Damals musste man sich aber noch rantasten. Da wurden die Mädels noch umworben, da musste man sich noch ordentlich Mühe geben.

Meine zweite Frau nach dem Bauernmädchen war die Marianne. Sie arbeitete im Büro einer Fischfabrik. Wir lernten uns auf einem dieser Tanzabende kennen, waren zweieinhalb Jahre lang ein Paar. Da hatte man dann natürlich schon allerhand Erfahrungen gesammelt, konnte schon ein bisschen was und bekam keinen roten Kopp mehr, wenn man eine neue kennenlernte.

1949 kaufte ich mir mein erstes Motorrad, mit dem ich auch immer mal wieder Rennen fuhr. Und dann ging es rund bei mir mit HWG. Den Begriff hat die Presse erfunden. Er bedeutet: »häufig wechselnder Geschlechtsverkehr«.

Ich hatte rund ein Dutzend Frauen. Das war aber nie einfach mal so für eine Nacht. Mit jeder war ich richtig zusammen. Ich wäre nie mit einem Mädchen ins Bett gegangen, von dem ich nicht auch gesagt hätte, die würde ich heiraten. Da musste bei mir schon einiges stimmen. Auf der Tanzfläche eine kennenlernen und dann mal eben schnell ins Bett … Das wäre nicht infrage gekommen für mich. Das in dem Zelt, das war eine ganz andere Sache.

1960, mit 33, habe ich zum ersten Mal geheiratet. Da kannte ich dann alles schon aus dem Effeff. Verhüterli und was weiß ich alles. 1975, als unsere Tochter drei Jahre alt war, trennten wir uns. Seitdem bin ich mit meiner zweiten Frau zusammen.

Inzwischen bin ich ziemlich abgeklärt, was auch daher kommt, dass ich während meiner Zeit als Kundschaftsklempner schon viel erlebt habe. Wie sich die Frauen einem da manchmal anbieten, das ist auch nicht der wahre Jakob. Einmal wurde mir und meinem Lehrling die Tür geöffnet und wir hatten zwei große nackte Brüste vor der Nase. Ich habe mich ganz schön erschrocken, worauf sie meinte: »Hast du noch niemals Titten gesehen?« Darauf ich: »Ich hab schon viele von den Dingern gesehen, aber ich weiß nicht, ob der Lehrling schon so viele gesehen hat.«

Spieglein, Spieglein an der Wand …

Hermann, 82, Schauspieler

Erstes Mal 1948 mit 19 Jahren Vater von Martin (19)

Kann man es einem wirklich ansehen, wenn man geliebt hat? Das beschäftigte mich lange, denn mein alter Herr pflegte zu mir und meinen drei Geschwistern immer zu sagen: »Leute mit dunklen Augenringen haben schlimme Schweinereien gemacht.« Sexualität war etwas Schmutziges, Onanieren war der Gipfel, das Verwerflichste überhaupt. Das steckte lange in mir drin. Vielleicht hatte ich deshalb auch solche Anlaufschwierigkeiten. Ich habe mich lange nicht an die Mädchen rangetraut. Erst mit 19 konnte ich die Dämonen meiner Kindheit vertreiben. Eine wunderbare Frau, von der ich nie gedacht hätte, dass sie mich erwählen könnte, führte all das, was mein Vater uns eingeimpft hatte, ad absurdum.

Die ersten Jahre meiner Kindheit habe ich in einem ganz kleinen Dorf in der Nähe einer sächsischen Kleinstadt verbracht. Das Dorf lag mitten im Wald. Mein Vater hatte dort von seinem Vater ein Ausflugslokal geerbt. Da er als Schauspieler aber ständig unterwegs war, hatte er das Geschäft in die Hände eines Oberkellners gegeben.

Wenn unser alter Herr mal da war, war er die absolute Autorität für uns. Er hatte eine unglaubliche Präsenz, war ein Mann der Extreme, wunderbar und furchtbar zugleich – ein sehr komplizierter, schwer zu beschreibender, für uns Kinder nicht zu fassender Mann. Einerseits war er unheimlich lustig, hatte sehr viel Humor, war ein richtiger Familienmensch und umarmte alle. Doch seine Stimmung konnte sich ganz plötzlich drehen und der Jähzorn brach durch.

Er kam schon mal abends, wenn wir bereits im Bett lagen, ins Zimmer und schlug plötzlich die Decke hoch. Wenn man als Kind mit den Armen zwischen den Beinen dalag, wütete er: »Was ist das? Was machst du da für Ferkeleien?« Er machte uns klar, dass man da sehr aufpassen müsse, dass das etwas Gefährliches sei. Als ich ein bisschen älter war, hielt er mir sogar mal einen Vortrag übers Onanieren und erklärte, dass dabei die Gehirnkraft aus dem Mann herausflösse. Er wollte mir mit harten Mitteln klarmachen, dass das Schweinerei sei.

Seine Art, uns aufzuklären, war wirklich sehr eigenwillig. Es war Aufklärung durch Abschreckung. Einmal kam er mit einem dicken Ärztebuch an und zeigte uns Zeichnungen und Fotos von Geschlechtsorganen. Vor allem solche, die sehr kaputt und schlecht aussahen aufgrund von Krankheiten. Das waren ganz schreckliche, eklige Bilder, da standen uns Kindern die Haare zu Berge und wir gruselten uns. Als bei mir das Interesse anfing, kam ich mir wegen seiner Erziehungsmaßnahmen erst mal schlecht vor.

Meine Mutter war das Gegenteil meines Vaters: eine kleine, zarte, ganz natürliche Frau. Sie hatte mit der Art von Erziehung, die mein Vater anwandte, überhaupt nichts zu tun. Sie war die geborene Kindererzieherin, machte das mit viel Liebe und instinktvollem Verhalten uns gegenüber. Sie sang Lieder mit uns, sagte Gedichte auf, hatte eine Fantasie, einfach sagenhaft. Wir Kinder sind alle Schauspieler und Theaterleute geworden, aber wir sagen immer, unsere kleine Mama, das war die wirklich große Schauspielerin.

Mit elf hatte ich zum ersten Mal eine Freundin. Das war zwar noch eine unschuldige Kinderliebe, aber für mich eine sehr starke. Sie hieß Iris, hatte ganz blonde Haare, war sehr schmal und biegsam wie eine Turnerin. Sie war die Erste in der Klasse. Ich war im letzten Drittel, habe aber die schulischen Defizite mit Frechheit, Humor und Kaspern wettgemacht.

Wenn Iris böse mit mir war, war ich traurig. Ein Liebhaber hätte nicht trauriger sein können, als ich das war. Bei irgendeinem Spiel, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, war die Strafe Blattküssen. Man musste das Blatt eines Baumes zwischen die Lippen halten und sich so küssen. Einmal habe ich das Blatt, kurz bevor wir uns küssen sollten, blitzschnell weggezogen, ihr schnell einen Kuss auf den Mund gegeben und bin weggerannt. Da war sie tagelang böse auf mich.

Wir haben nie darüber gesprochen, wie sehr ich sie mochte oder sie mich, aber wir waren immer zusammen. Bei Iris und Hermann, das wussten alle, kam kein Blatt dazwischen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war für mich immer ganz toll, wenn wir zusammen Schlitten fuhren. Ich habe sie dann ganz leicht gehalten, das spüre ich heute noch. Für mich ging eine unvergleichliche Süße von diesem Mädchen aus.

Ich hätte alles für sie getan. Wenn sie zum Einkaufen ging, ging ich mit ihr und trug ihre Tasche. Sie war die Einzige, bei der ich so was machte. Noch nicht mal zu Hause war ich bereit dazu. Irgendwas zu machen, was mir nicht männlich erschien, war mir damals völlig fremd. Bis 14 waren wir ständig zusammen, aber mehr als mal Hand halten, Tasche tragen, Schlitten fahren, mehr war nicht.

Als die Schule zu Ende war und ich meine Lehre als Autoschlosser begann, verliefen sich unsere Wege. Sie hat leider nie den Richtigen gefunden. Der Erste hat sie geschlagen, das ging schnell wieder auseinander, einer war Alkoholiker, und so ging das weiter mit den Männerpleiten. Sie sah später auch nicht mehr so gut aus, war etwas dick geworden, machte eine totale Typveränderung durch: vom goldigen Mädel zur tragischen Figur. Vom Leben gezeichnet, wie man so sagt.

Ab einem gewissen Alter, das kann so ab 14 gewesen sein, war ich eigentlich immer verliebt. Wo auch immer ein schönes Mädel auftauchte, war ich sofort völlig von den Socken. Und wenn ich mich verliebte, hatte ich immer das Gefühl, das war jetzt die ganz große, tiefe Liebe. Ich konnte mich auch in Filmschauspielerinnen verlieben, wenn ich sie auf der Leinwand sah. Ich bin eben kein Kopfmensch, sondern sehr emotional.

Ich erinnere mich noch an ein Mädchen, das in dem Haus neben unserer Werkstatt wohnte. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß. Ich weiß nur noch, dass sie sehr schön war. Sie ging immer über den Hof unserer Werkstatt, schaute uns »Dreckschlosser« verachtend, von oben herab an. Mir war das egal. Ich habe ihr immer bewundernd nachgeschaut, sie verehrt und geliebt.

Gesagt habe ich aber nie was zu ihr. Als junger Kerl brachte ich es nicht übers Herz, einem Mädchen zu sagen, wie sehr ich es mochte. Ich war in jeder Hinsicht selbstbewusst, konnte mit allen flirten, flachsen, feixen, bloß mit der, in die ich gerade verliebt war, nicht. Da hatte ich große Hemmungen, und das blieb auch noch ein paar Jahre lang so. Wenn einer sagte: »Also ihr zwei, ihr könnt euch noch unterhalten, ich geh schon mal«, da bekam ich schon hektische Flecken und Angstzustände, dachte: Mensch, die lassen mich mit der allein, was sag ich denn da? In solchen Situationen war ich hilflos, benahm mich blöd, wusste nicht, was ich sagen sollte. Es war, als ob mein Gehirn stillstand. Das war ganz furchtbar.

In diese verwirrende Zeit des Erwachsenwerdens fiel der Krieg. Wir bekamen ihn zunächst nur am Rande mit. 1942, da war ich 13, wurde mein Vater eingezogen. Er war verzweifelt, denn er wollte nicht in den Krieg. Inzwischen hatte er gemerkt, dass er einer falschen Idee hinterhergelaufen war. Anfangs war er angetan vom nationalsozialistischen Gedankengut gewesen, im Laufe der Zeit bekam er, der ein großer Gerechtigkeitsfanatiker war, aber mit, um was es wirklich ging, dass es sich um einen Verbrecherstaat handelte. Als er Ende 1944 aus dem Krieg zurückkam, war er ein gebrochener Mann, schwer verwundet, schmal, desillusioniert, und er machte uns klar, dass er nicht mehr unser Vorbild sein könne.

Uns Kindern und Jugendlichen gingen erst gegen Ende des Krieges die Augen auf. Wie alle anderen war auch ich in der Hitlerjugend. Dort wurden wir euphorisiert, bekamen die Überzeugung eingeimpft, dass Deutschland die Welt retten müsste, und glaubten das auch. Als 14-, 15-Jährige bildeten wir eine Volksfront der Jungen, wurden vier Tage im Monat aus den Betrieben genommen und bekamen eine Art Infanterie-Ausbildung. Wir lernten, mit der Panzerfaust zu schießen, Handgranaten zu benutzen, Schützengräben zu bauen. Ich weiß noch, dass ich im Sommer 1944 total sauer war, weil ich nicht eingezogen wurde. Gegen Ende des Krieges wurden ja schon 15-, 16-Jährige an die Front beordert. Erst war ein Bekannter eingezogen worden, der im April Geburtstag hatte, dann kamen schon diejenigen an die Reihe, die im Juni und Juli Geburtstag hatten, und ich fragte mich, ob sie den Mai vergessen hätten.

Je mehr wir über den Krieg hörten, wie er wirklich war, umso mehr relativierte sich allerdings unsere Begeisterung. Wenn Soldaten verwundet nach Hause kamen, die mit fliegenden Fahnen in den Krieg gezogen waren, und zu uns sagten: »Jungs, das läuft ein bisschen anders, als ihr euch das vorstellt« und »Freut euch nicht zu früh«, dann machten wir uns unsere Gedanken. Spätestens, als mein Vater heimkehrte und uns von vielen schlimmen Erlebnissen erzählte, war uns dann aber klar, dass wir an eine verlorene Sache geglaubt hatten.

Obwohl ich nie Schauspieler werden wollte, schlug bei mir irgendwann doch das väterliche Erbe durch. Die Lehre gefiel mir zwar gut, aber ich wollte mehr als nur Autos reparieren. Ich wollte in der Technik weiterkommen, Motoren konstruieren, Flieger bauen. Dafür musste ich allerdings studieren. Und dafür brauchte ich erst mal das Abitur. Also habe ich neben der Arbeit zweimal in der Woche Abendkurse an der Volkshochschule belegt, um mich darauf vorzubereiten. Dort gab es auch eine Laienspielgruppe, der ich mich aus Spaß anschloss.

Bis dahin war ich sehr weit weg gewesen vom Beruf meines Vaters. Ich fand es komisch, wenn er alleine in der Stube saß und laut vor sich hin sprach. Er lernte so seinen Text, aber mir war das damals suspekt. Wenn ein Freund von unten nach mir rief, ob ich mit nach draußen käme, dachte ich oft: Wenn der das hört, wie erklär ich dem bloß, dass mein Vater so laut vor sich hin redet? Das Künstlerische war überhaupt nicht meine Welt. Jedes Lied, das ich in der Schule singen, jedes Gedicht, das ich aufsagen musste, war mir ein Gräuel. Ich kam mir immer saudämlich vor, so was zu machen. Und dann kam es über Umwege doch in mein Leben. Zunächst war es ein großer Spaß für mich. Da waren viele junge Leute dabei, auch ein anderer Autoschlosser machte mit, wir scherzten, lachten, amüsierten uns. Es war eine schöne Abwechslung zum Alltag.

Eines Tages kam der Oberspielleiter des städtischen Theaters, der die Laienspielgruppe aufgebaut hatte und leitete, zu mir: »Komm mal her, Kleener, du bist doch ein Schauspieler.« Ich nahm ihn gar nicht ernst. »Ich ein Schauspieler, das wär ja was«, sagte ich und lachte laut. Aber er beharrte darauf: »Du bist ein Schauspieler!« Er hatte das schon in mir gesehen. Er sah, dass ich spielte wie der Teufel, ohne viel zu überlegen, ganz aus dem Bauch heraus.

Eine ganze Weile wollte ich davon aber nichts wissen. Schauspielerei, das war doch nichts Richtiges. Das war als Beruf nichts für richtige Männer. Da musste man sich ja sogar schminken! Nee, das kam für mich nicht infrage. Der Oberspielleiter fing aber immer wieder an. »Du kannst machen, was du willst«, sagte er oft im Brustton der Überzeugung, »du bist ein Schauspieler!« Das machte er sehr geschickt.

Irgendwann fing ich dann an zu lesen, Rollen zu studieren und Texte auswendig zu lernen. Meine Geschwister waren ganz schön verwundert, denn früher hatte ich nie gelesen. Sahen sie mich mit einem Buch in der Hand, raunten sie sich nun zu: »Mensch, seid still, der Hermann liest!« Als meine Schwester, die auch Schauspielerin werden wollte, mitbekam, dass ich Feuer gefangen hatte, nahm sie mich eines Abends ins Kino mit. Wir sahen einen Film über ein Mädchen, das Schauspielerin werden wollte. Ich war total beeindruckt. Zu Hause sagte mir meine Schwester dann auf den Kopf zu, dass sie glaubte, dass ich auch Schauspieler werden wollte. Da gestand ich ihr, dass es wahr war, und das war’s. Damit war alles klar.

Ich habe abends oft in der Wohnung des Oberspielleiters mit mehreren anderen gespielt. Wir haben geschrien, lamentiert, uns die Seele aus dem Leib gespielt, die Bude auseinandergenommen. Irgendwann sagte der Spielleiter: »Zweimal die Woche ein bisschen Unterricht neben deinem Beruf, damit wirst du kein Schauspieler. Du schrubbst dir jetzt mal die Hände ordentlich sauber, dann werde ich dich ans Stadttheater bringen. Als Ungelernter bekommst du zwar nur ab und zu mal eine kleine Rolle, aber so hast du wenigstens viel Zeit und wir können dein Studium richtig intensivieren.« Ich gab also meinen Beruf auf und bekam einen Vertrag am Theater. Der Monatslohn war damals 138 Mark.

Die ersten Jahre nach dem Krieg, das war eine verrückte, wirre, wahnsinnige Zeit, in der viel auf mich jungen Burschen einstürmte. Da war das Schauspielen, das mich mehr und mehr gefangen nahm. Ich las wie ein Verrückter, in jeder freien Minute. Ich habe noch Notizhefte aus der Zeit, in die ich geschrieben habe, welches Buch ich gerade las und warum ich es gut fand. Ich habe auch viele Filme gesehen, vor allem die alten russischen, zum Beispiel Maxim Gorki, Die Jugend des Dichters. Dann war da die Nachkriegsnot zu Hause. Um nicht zu erfrieren, mussten wir nachts aufstehen und in den Wäldern Holz klauen. Meistens zogen meine Mutter und ich los. Mein Vater lebte nicht mehr bei uns, meine Eltern hatten sich inzwischen getrennt. Na, und dann schlugen auch ständig die Hormone Purzelbaum. Man hatte nur noch Mädchen im Kopf.

Wie Kinder entstehen, hatten wir schon früh mitbekommen: dass Mama und Papa Verkehr hatten, dass da was befruchtet wurde, dass das Baby im Bauch wuchs und irgendwann rauskam. Waren wir alleine zu Hause, schnappte sich jeder von uns schon mal das große, dicke Doktorbuch und guckte rein. Das haben wir uns auch gegenseitig gestanden: »Du, da hab ich was gesehen …« Ich erinnere mich an das Bild einer weit geöffneten Vagina, eine Zeichnung, ganz naturgetreu. Man sah auch einen dicken Bauch, in dem ein Kind drin war. Viele Informationen fehlten uns aber, deshalb blieben wichtige Fragen offen. »Aber wie kommt es da raus, das passt doch gar nicht …?«, wunderten wir uns. Am allerwenigsten konnte ich mir aber vorstellen, dass meine Eltern miteinander schliefen. Man überlegte dann bei sich: Die haben uns ja gezeugt. Vier Mal werden sie also doch …

Lange habe ich mich auch gefragt, wie das überhaupt rein praktisch vonstattengehen sollte. Wie sollte man denn da reinkommen? Es gab ja nur einen kleinen Schlitz. Im Buch sah man zwar Penis und Vagina, aber ja nicht den Penis in der Vagina. So haben wir Jungs oft untereinander gerätselt: »Wie funktioniert das?«, »Wie macht man das?« und »Wie legt man sich denn auf die Frau?« Eine Zeit lang hat man auch untereinander verglichen, wie weit man schon war. Als einer erzählte, dass er schon Haare da unten hätte, wollten das die anderen sofort sehen. Es war die Phase des Erwachsenwerdens, in der es einen drängt, dass etwas passiert, in der etwas passieren müsste. Und wenn nichts geschah, onanierte man eben – wenn auch mit einem sehr schlechten Gefühl.