Mein Gang durch die Hölle - Renée Wum - E-Book

Mein Gang durch die Hölle E-Book

Renée Wum

4,6

Beschreibung

Koby erträgt viele Jahre lang, zuerst in Schule und Internat, dann in seinem Sportclub Mobbing, Schläge, Misshandlungen, Missbrauch durch Mitschüler und einen Erzieher. Eines Tages bricht er unter seiner ständigen Angst, vor allem der immer wiederkehrenden Todesangst vor dem Ertrinken und dem Eingesperrt sein, zusammen. Im Krankenhaus findet er endlich Mut, einen Teil seiner Leidensgeschichte zu erzählen. Als er feststellt, dass seine Eltern ihm Glauben schenken, bricht er ein weiteres Mal zusammen. Übergroß ist seine Scham und er stellt sich immer wieder die Frage, warum er das alles mit sich machen ließ. Doch sein Leidensweg ist noch nicht zu Ende ….

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Die Handlung dieses Buches beruht auf einer wahren Geschichte. Alle darin vorkommenden Personen, Orte und Institutionen sind verfremdet; eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten und tatsächlich lebenden oder bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig.

»Besser ist’s ihr fallt in Gottes Hand

als in die der Menschen.«

Johann Christoph Friedrich von Schiller

(Wilhelm Tell, 1804)

An dieser Stelle gilt der Dank den Menschen,

die nie aufgehört haben, an Koby zu glauben,

die ihm zugehört und geholfen haben,

die vergangenen schweren Jahre zu überstehen.

Die Sommerferien waren vorbei. Die Vorboten des Herbstes waren da, ein kühler Wind war spürbar. Heute war der erste Schultag, der 1. September 2004. Der Bus hielt, wie immer montags um 06.00 Uhr an der abgemachten Bushaltestelle, um die Schüler zur Schule zu fahren.

Bei dieser ersten Fahrt nach den Sommerferien hatte Koby noch keine Ahnung, was nach den zwei Grundschuljahren in derselben Schule im ersten Jahr der Sekundarstufe auf ihn zukommen würde. Seine Lebensrealität war an diesem Schulanfang eine ganz normale für einen fünfzehnjährigen Jungen.

Die zwei vergangenen Jahre Grundschule waren für ihn so positiv gewesen, er hatte viel Schulstoff aufnehmen können. Er hatte Freundschaften schließen können und doch eigentlich gar keine Lust auf Schule mehr gehabt, wenn er an die Primarschule davor dachte. Seine motivierte Klassenlehrerin hier hatte es fertiggebracht, dass er wieder mit einiger Lust am Unterricht teilnahm. Eine Bildungseinrichtung, die Kinder und Jugendliche für ein Leben in der Gesellschaft vorbereitete und wichtige Grundvoraussetzungen für das spätere Berufsleben vermittelte. Sie bot eine wahre Chance der beruflichen Weiterbildung und die Freude, neues Wissen und neue Fertigkeiten zu erlernen. In der Presse war dieses Institut überaus gelobt und vom Unterrichtsministerium empfohlen worden.

Er war aufgeregt, er hoffte, die Freunde vom letzten Jahr wohl und munter wiederzusehen, und freute sich, endlich zu den »Großen« zu gehören. Andere Freizeitaktivitäten warteten auf ihn, nicht nur Kindertheatervorführungen und Adventsbasteln wie bisher, so hoffte er jedenfalls.

Der unsympathische kleine, dicke Busfahrer mit seinem verfilzten Haar blieb, wie auch schon in den vergangenen Jahren, hinter dem Lenkrad sitzen. Es wäre trotzdem seine Aufgabe gewesen, zumindest den Laderaum zu öffnen und zu schließen.

Die Busfahrer, die sich abwechselten, überließen diese Aufgabe den Schülern, und alle Schüler schmissen wie immer montagmorgens ihre Taschen, Koffer und Schulranzen in den Laderaum des Busses und stiegen dann ein.

Koby setzte sich schräg gegenüber dem Fahrer. In die Reihe hinter ihm saß Thomas. Im letzten Schuljahr schien er ein stiller, einfühlsamer Junge zu sein, mit den extrem guten Manieren, immer adrett gekleidet. Seine Eltern waren geschieden, seine Mutter wieder verheiratet. In der Schule war Thomas gut angesehen, er war ein guter Schüler, hatte eine Freundin in der Schule, benahm sich eher vorschriftsmäßig und anständig. Gerade weil er den Anschein eines sehr netten Jungen machte, fielen viele Schüler und Schülerinnen auf ihn herein.

Thomas hatte Koby im letzten Jahr in der Primarschule so viel Verständnis entgegengebracht, als zwei der Mitschüler ihn grob angefasst und beschimpft hatten. Er hatte ihm wirklich geholfen, er hatte die beiden sogar dazu gebracht, sich bei Koby zu entschuldigen.

Neben Koby saß schon Hanna, sie war an der ersten Bushaltestelle eingestiegen, wo der Bus die ersten Schüler mitnahm. Mit ungewaschenen Haaren saß sie da, ihre Haut sah blass und schwammig aus, wie die Unterseite von einem Pilz. Sie stopfte gerade ihr drittes Marmeladebutterbrot in den Mund und schaute ganz verzweifelt drein, sie war den Tränen nahe.

Koby wunderte sich. Hat die schon heute Morgen einen solchen Appetit? Er sah gleich, dass irgendwas mit ihr nicht stimmte.

Er kannte sie schon von der Grundschule her. In der Schule hatte sie keine Freunde. Ihre Eltern hatten sich vor gut zwei Jahren getrennt, sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zusammen, das wusste Koby. Aber sie war nicht glücklich in diesem Zuhause mit dem Stiefvater, das hatte sie ihm erzählt.

Der Bus hielt noch zweimal, Schüler stiegen zu und dann waren sie vollzählig. Koby kannte sie alle.

Plötzlich näherte sich von hinten Kevin. Schwarz gekleidet war der immer, heute im schwarzen T-Shirt, mit schwarzen Schuhen, und er griff in Hannas Schulranzen und steckte ihr ein dickes Stück Schokolade in den Mund. Sie drohte daran zu ersticken. Danach noch ein Stück, dann folgte eine Handvoll Chips, sie fing an zu würgen und zum guten Schluss erbrach sie sich auf den Boden des Busses.

Der Fahrer, der alles beobachtet hatte, tat so, als hätte er nichts gesehen.

Er dachte sich bestimmt, das kommt irgendwie schon in Ordnung, aber ohne mich, ich habe nichts gesehen. Es war ihm egal, er bezog sein Gehalt jeden Monatsersten von der Busfirma, und das hier alles würde nichts ändern. Es war nicht sein Bier, er war bloß der Fahrer. Sollten sie alle machen, was sie wollten. Er hatte es sowieso satt, diese jungen Menschen in seinem Bus zu transportieren. Er würde lieber »normale« Erwachsene im Bus mitnehmen, aber heute hatte er keine Wahl gehabt. Es waren mehrere Busfahrer krankgeschrieben, also war es wieder an ihm, diese undankbare Hin- und Rückfahrt zu dieser Schule zu machen. Wenn er heute Abend den Bus zurückbrachte, würde die beauftragte Putzfirma diesen Bus wie immer putzen und säubern.

Da kam auch schon Kevin von hinten, nahm Hanna an den Zöpfen und steckte ihr den Kopf mit einem Ruck in das Erbrochene. Hanna nahm die roten Servietten, in welche ihre Butterbrote eingepackt waren, und putzte, ohne aufzumucken, alles auf. Dann steckte sie die schmutzigen, aufgeweichten Servietten in ihren Schulranzen.

Kevin öffnete Hannas Schulranzen und nahm eine Tüte an sich, es waren Gummibärchen, nur grüne, Hanna mochte nur grüne. Ihre Mutter gab ihr jede Woche eine große Tüte von ihren Lieblingsgummibärchen mit. Hanna fing an zu heulen, es waren ihre Gummibärchen für die ganze Woche, 500 Gramm.

Koby schaute ganz entsetzt, und das alles am ersten Tag, sie waren noch nicht einmal in der Schule.

Er hatte die Primarstufe mit Erfolg abgeschlossen und freute sich auf die Sekundarschule, freute sich auf das Wiedersehen mit seinen Freunden vom letzten Schuljahr.

Er warf einen Blick nach hinten, sein bester Freund Amar saß in der letzten Reihe. Nicht ein einziger Schüler im Bus sagte ein Wort, sie taten so, als würden sie schlafen. Sie sagten alle besser nichts. Denn wenn Hanna dran war, hatten sie selbst heute Morgen ihre Ruhe im Bus.

Neben Kevin saß wie jeden Montag beim Hinfahren und freitags beim Zurückfahren sein Freund Andy. Die beiden waren ein gut eingespieltes Gespann, Kevin war die treibende Kraft und Andy führte aus, was ihm befohlen wurde. Es war bekannt, dass Kevin ab dem zwölften Lebensjahr in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche gelebt hatte. Jetzt war er achtzehn Jahre alt.

Andy lebte mit seinem Bruder und der alleinerziehenden Mutter.

Letztes Jahr hatte Andy Koby zu sich nach Hause eingeladen, und so hatte er einen Tag bei ihm verbracht. Andys Bruder hatte Koby in seinem Schlafzimmer ein Arsenal an Waffen gezeigt, es waren sechs an der Zahl, Pistolen und Revolver mit Munition, sie lagen in seinem Schrank, der nicht abgeschlossen war. Einen Waffenschein hatte er nicht. »Na«, sagte Andy zu ihm, »da staunst du, ich habe dir von den Waffen erzählt und du hast mir nicht geglaubt.«

Da stand er mit seiner Tätowierung am rechten Oberarm, eine Tulpe, rot und grün.

Koby fand, dass nicht nur Andy, sondern auch sein Bruder einen irren Gesichtsausdruck hatten, zumal dann, wenn sie eine Waffe in der Hand hielten. Auf keinen Fall wollte Koby bei den beiden diese Nacht verbringen, so wie es abgemacht worden war. Er hatte Angst vor den Waffen. Andy hatte noch vier Geschwister, die wohnten aber nicht mehr zu Hause.

Auf einmal flog von hinten etwas an Kobys Kopf, und dann noch etwas, es war ein Gummibärchen, dann noch eins und noch eins. Dann folgte ein scharfkantiger, kleiner Gegenstand, noch einer, es tat weh am Hinterkopf, er bückte sich, hob auf, was da geflogen kam, es waren zwei abgebrochene Stücke von einem Lineal, und steckte es ein.

Es tat ordentlich weh jetzt, denn es folgten weitere kleine Stücke Holz. Dann folgten ein grünes Gummibärchen und noch eines und noch viele mehr. Die taten ihm nicht weh, aber sie gehörten Hanna. Koby hasste Gummibärchen, aber er wusste, wie viel Hanna an ihren Gummibärchen lag. Er hob vier Stück vom Fußboden auf und reichte sie Hanna hinüber.

Da schoss von hinten Kevin nach vorne. Er trug wie immer sein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Hose, sein Kopf war kahl geschoren. Auf seinem rechten Oberarm war die tätowierte Tulpe, rot und grün, und eine weitere Tätowierung: ein schwarzes Band, das sah so echt aus, als würde das Blut in Wirklichkeit herunterlaufen. Am linken Oberarm war ein großer roter Totenkopf tätowiert.

Er schlug Koby mit der flachen Hand ins Genick, zog ihn fest an den Ohren und sagte leise zu ihm: »Lass liegen, ich sage dir, lass liegen!« Es tat ordentlich weh, vor Schreck fielen die Gummibärchen auf den Boden. »Und gib mir die Stücke Holz vom Boden, damit ich weiter auf dich zielen kann, wenn du aufmuckst.«

Koby war steif vor Angst. Was ging hier vor am ersten Schultag, und warum sagte Thomas, der schlafend hinter ihm saß, kein Wort? Oder tat er nur so als ob er schliefe?

In der Beförderungsordnung stand unter anderem: »Der Busfahrer ist für die Sicherheit seiner Mitfahrer verantwortlich. Er muss sich auf seine Arbeit voll konzentrieren können.«

Der Fahrer hatte während der ganzen Busfahrt die Kopfhörer auf und hörte Musik. Er wollte sich auf keinen Fall mit Kevin anlegen.

* * *

Pünktlich um 8.00 Uhr kam der Bus vor dem grauen Schulgebäude an und hielt vor der Einfahrt. Hier gab es weder ein Tor noch einen Zaun, lediglich ein Schild an einer schiefen Mauer, auf dem Name der Schule stand. Welch furchtbarer erster Schultag! Koby stand vor dem uralten Schulgebäude mit der Ziegelsteinfassade. Auf der linken Seite das Bürogebäude, die flachen Gebäudekomplexe mit den Eingängen zu den verschiedenen Klassen rund um den Schulhof mit immer noch denselben rostigen Bänken. Beim Gebäude direkt der Parkplatz für Lehrpersonal und Besucher.

Alle Schüler versammelten sich am ersten Schultag in der Aula und der Schuldirektor begrüßte alle und hieß sie willkommen. Es war eigentlich so wie letztes Jahr, die Begrüßung der Lehrer, die Neuen wurden vorgestellt, Koby sah seine Klassenlehrerin von der Grundschule. Sie fragte, wie es ihm ginge, und sie hoffte, dass er sich in der Sekundarstufe gut einleben würde. Er sah einige seiner alten Schulkameraden in einer Ecke, und die erzählten nur Geschichten über Mädchen, was sie alles in den Ferien mit denen erlebt hatten. Davon konnte Koby nur träumen. Er hoffte, dass er demnächst endlich ein Mädchen als seine Freundin vorstellen könnte.

Die Bücher und Hefte wurden verteilt, es wurde ein Film in der Aula vorgeführt, ehe man sich versah, war es schon 12.00 Uhr und Zeit zum Essen. Für Koby war das Essen in der Kantine an diesem ersten Tag ein Festessen. Es gab paniertes Schnitzel und Pommes, Salat, zum Nachtisch Sahnepudding und Eis, Limonade gab es auch. Das war kein extravagantes Menü, aber am ersten Schultag war das Essen immer extra gut.

Die gute Laune gehörte heute bei allen dazu, und Koby spürte in sich den Enthusiasmus von allem Neuen, was auf ihn zukommen würde. Er wünschte sich, das Essen bliebe während des ganzen Schuljahres so, das Küchenpersonal hatte jetzt noch gute Laune, in der zweiten Schulwoche war das Kantinenessen wieder langweilig, dann war die Laune des Kochs höchstwahrscheinlich schon im Eimer und er ließ sich keine besonderen Ideen mehr einfallen.

Gegen 15.00 Uhr war am ersten Tag Schulschluss und alle Internatsschüler begaben sich zu Fuß zum nahe gelegenen Internat. Ihre Taschen und Koffer mit all ihren persönlichen Sachen standen im Eingang des Internats. Montagmorgen war der Busfahrer zum Internat gefahren und hatte die Taschen und Koffer der Schüler in der Eingangshalle abgestellt.

Da stand Koby nun mit den anderen Schülern vor dem Eingang des Internatsgebäudes. Das Internat bestand schon seit vielen Jahren. Es hatte sich nichts geändert an dem Gebäude, in dem Koby mit anderen Schülern während der ganzen Woche in der Schulzeit blieb. Der Verwalter, Herr Meffert, stand da wie jedes Jahr zum Schulbeginn und begrüßte die Schüler im Vorbeigehen. Er gab am ersten Tag eine gute Figur ab, blickte jeden mit seinen strengen, durchdringenden Augen an, schüttelte jedem die Hand. Er war zuständig für die Kontoführung, er verwaltete, was auch immer das hieß. War sein früherer Job vielleicht Buchhalter, hatte er sich in irgendeinem Job früher als untauglich erwiesen oder war er zum Verwalter geboren? Niemand wusste es. Es interessierte auch niemanden, er war der sogenannte »Chef« im Internat. Da er der »Vorsteher« des Internats war, hätten eigentlich die Jugendlichen zu ihm kommen können und müssen, um ihre Sorgen mitzuteilen. Immerhin waren sie die Woche über von zu Hause weg, und Heimweh hatten viele. Aber Koby war nicht der einzige Schüler, der nie Vertrauen zu ihm gefasst hatte.

Ob die im Internat beschäftigten Erzieher überhaupt eine – und wenn ja welche – pädagogische Laufbahn hatten, war nicht bekannt. Damit sie im Internat Erzieher sein konnten, mussten sie Erfahrung mit Menschen haben, Kommunikationsfähigkeit besitzen. Waren sie in ihrem früheren Leben Schlosser, Schreiner, Mechaniker, Techniker? Ob sie sogar brutale Rausschmeißer gewesen waren, wusste man nicht, aber manche hatten das Zeug dazu.

Koby hasste es, die Woche über hier zu sein, aber er hatte wie viele andere Schüler keine andere Wahl. Er bekam immer Heimweh und spätestens mittwochs wollte er nach Hause. Er hatte eigentlich keinen Draht zu Herrn Meffert, weder einen guten noch einen schlechten, er wirkte auf ihn unnahbar. Hatte er doch letztes Jahr die sich immer wiederholenden rassistischen Bemerkungen heruntergespielt und bagatellisiert. Das gefiel Koby gar nicht, denn er war tief getroffen von dem Rassismus, der ihm hier entgegengebracht wurde. Wenn Herr Meffert nicht wusste, was er antworten sollte, verwies er immer auf die Erzieher, die für das Wohl all dieser Jugendlichen zuständig waren. Er hatte die Leitung des Internats und das dementsprechende Gehalt, so hätte er also auch die Verantwortung tragen müssen.

* * *

Da bis zum Abendessen noch ein bisschen Zeit blieb, fragte Koby seinen Freund Amar, ob er mit ihm noch eine Partie Kicker spielen würde. Während der Partie kam Thomas von hinten, Koby hatte ihn gar nicht gesehen, hielt Kobys Hand fest, die gerade die Kugel reinschieben wollte, während Kevin von der anderen Seite des Kickers die Kugel auf Kobys Finger schoss. Koby schrie auf, das tat sehr weh. Das hatten die zwei absichtlich eingefädelt.

Die Zimmer wurden von den zwei diensthabenden Erziehern zugeteilt, aber der Verwalter, Herr Meffert, hatte natürlich das Sagen. Da Koby dieses Jahr zu den »Großen« gehörte, war sein Zimmer eine Etage höher, so wie alle Schlafzimmer der Schüler der Sekundarstufe.

Koby war glücklich, er war zusammen mit Amar, seinem besten Freund, den er seit zwei Jahren kannte, und Tobias in einem Dreibettzimmer. Sie gehörten ab diesem Jahr alle drei zu den Sekundarschülern.

Ihr Zimmer war geräumig, freundlich und nach Art eines Studentenwohnheims möbliert. Koby hatte sich für das mittlere Bett entschieden, Amar für das Bett am Fenster und Tobias wollte seines gleich neben der Tür haben. Sie fingen an, ihre Taschen zu leeren, die persönlichen Sachen in den Schrank zu räumen. Es gab eine Waschzelle im Zimmer mit fließend warmem und kaltem Wasser, jeder hatte hier seinen Platz für seine persönlichen Waschutensilien. Die Duschräume und Toiletten waren auf dem Gang.

Nicht alle Internatsschüler waren zufrieden mit der Verteilung der Schlaftrakte, wie man sie auch nannte. Kevin war wie letztes Jahr mit Frank in einem Zimmer, Andy teilte sein Zimmer mit Lukas und Thomas mit Florian, dem Neuen. Wenn es sich herausstellte, dass zwei Zimmergenossen sich überhaupt nicht verstanden, konnte natürlich mit Einverständnis des neuen Zimmerkameraden das Zimmer mit einem anderen getauscht werden. Alle Mädchen schliefen unten, Primar- und Sekundarstufe, und am Ende des Korridors war ein Zimmer vorgesehen für den Betreuer, der die Nacht über hier schlief.

Kobys Sachen hatten bequem in seine große Reisetasche gepasst. Sie räumten ihre privaten Sachen in die jeweiligen nicht abschließbaren Schränke, Koby konnte den in der Mitte für sich in Anspruch nehmen. Das Wichtigste war für ihn ohnehin sein Basketball. Er hatte von seinem Taschengeld lange gespart, um sich diesen Basketball leisten zu können. Die T-Shirts mit seinen beliebtesten Basketballspielern hatte er natürlich nicht vergessen einzupacken.

Ab dem ersten Tag im Internat waren die Jugendlichen immer und überall mit den anderen zusammen, im Schlaftrakt, beim Waschen, beim Frühstück, in der Schule, beim Mittagessen, in der Schule, beim Spielen und Sport.

Sie wohnten für ein ganzes Schuljahr mit ihren Zimmerkameraden zusammen und hatten von heute auf morgen die Woche über kein Privatleben mehr. Sie hatten sich ihre Zimmerkameraden nicht ausgesucht. Doch war Koby glücklich, dass Amar, sein bester Freund, und Tobias das Zimmer mit ihm teilten.

Schnell wurde klar, wer von den drei Zimmerbewohnern den Ton angab und wer widerwillig im eigenen Zimmer geduldet war. Bei seinen beiden Zimmergenossen war es vom ersten Tag an klar, dass Amar derjenige war, der das Sagen hatte. Koby fragte sich, warum das wohl so war.

Amar trug wie viele andere Schüler stets nur die modernste Kleidung, Markenjeans und erstklassige Schuhe.

Der lange, schmale Tobias trug immer eine schwarze Hose und meist ein kurzärmeliges kariertes Sporthemd. Koby kannte ihn erst seit letztem Schuljahr.

Ein netter Junge, aber scheu. Hoffentlich hatte seine Mutter ihm endlich abgewöhnt, ständig in der Nase zu popeln. Es gab Momente, in denen sein Finger so tief in der Nase steckte, dass es ein Wunder war, dass er sich nicht das Gehirn anbohrte.

Tobias Eltern besaßen eine schöne Hotelanlage, gehobene Klasse, mit Poolanlagen, luxuriös ausgestatteten Zimmern, Wellness und Beauty, mit vielen Freizeit- und Sportmöglichkeiten und einem traumhaft schönen Golfplatz. Jedes Wochenende war das Hotel komplett ausgebucht. Betuchte Touristen aus ganz Europa verbrachten dort ihre Ferien.

Amars Eltern waren Inhaber eines schicken Restaurants im Süden des Landes. Samstags und sonntags war das Lokal immer voll besetzt. Spezialität des Hauses war Lachsfilet in allen erdenklichen Varianten sowie Tagliatelle mit Lachs-Wein-Soße. Viele Gourmets machten den weiten Weg extra wegen dieser Spezialitäten.

Am Abend vor dem ersten gemeinsamen Essen im Speisesaal verteilte der Internatsleiter die Internatsordnung an jeden Schüler. Darin stand unter anderem: »Das Internat ist eine große Familie, dieses Jahr sind es achtzig Personen, die hier miteinander leben. Jugendliche und Erwachsene haben gewisse Regeln einzuhalten, damit sich jeder wohlfühlen kann und die Sicherheit für alle gewährleistet ist.«

Der Leiter des Internats stellte die Betreuer nacheinander vor. Koby kannte sie fast alle vom letzten Jahr. Erzieher Daniel stand da mit seinem abartig birnenförmigen, kahlen Schädel, mit Bierbauch, Specknacken; andauernd schwitzte er. Er war hier seit über dreizehn Jahren tätig, hatte also Erfahrung, wie man so schön sagte. Erzieher Werner war genau das Gegenteil von Daniel, was den Körperbau anging. Er hatte eine schmale Figur und war jünger als Daniel.

Das Internat stand den Schülern und Schülerinnen zur Verfügung, denen die tägliche Heimfahrt zum Elternhaus nicht möglich war.

Eine neue Betreuerin war auch dabei: Barbara, schlank, blond, knallroter Lippenstift, dazu trug sie ein Kleid in derselben Farbe wie der Lippenstift und hochhackige Schuhe.

Dieser Neuzugang fand natürlich gleich Gefallen bei den Schülern, handelte es sich doch bei den ihnen schon bekannten Betreuerinnen um ältere »Semester«. Sie nannten diese Betreuerinnen insgeheim »Schrullen«. Koby mochte sie alle, außer Dagmar und Elke, die schienen eingebildet zu sein und sprachen nicht viel mit ihm. Er selbst war durch sein natürliches und aufgeschlossenes Wesen bei allen beliebt. Er strahlte Lebensfreude aus, war hilfsbereit und immer gut gelaunt.

Und nun konnten alle Schüler und Schülerinnen, die das wollten, erzählen, wo sie denn ihre Ferien dieses Jahr verbracht hatten.

Einige erzählten über ihre Ferien im Zeltlager, mit der Familie waren andere in Spanien oder Italien gewesen, es war sogar einer dabei, der hatte vier Wochen in Florida verbracht und sich in vielen Freizeitparks amüsiert. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er davon berichtete.

Danach war es an Koby zu erzählen, dass er in den langen Sommerferien eine Rundreise auf Kuba mit seinen Eltern gemacht hatte, er konnte sogar einige Fotos von diesem für ihn einmaligen Abenteuer herumreichen. Der Neid stand manchen Schülern förmlich im Gesicht, aber das war eigentlich gut zu verstehen und menschlich. Aber es war nicht seine Absicht gewesen, Missgunst zu erzeugen bei den Schülern, er erzählte einfach nur von seinen Ferien.

Als sie sich alle später im Aufenthaltsraum aufhielten, schlugen plötzlich Andy und Frank von hinten nur so auf ihn ein, Koby hielt sich die Hände vor das Gesicht, sogar als er laut schrie, kam kein Betreuer in den Raum, es traute sich keiner rein. Und dann kam ein Hieb von Kevin mit seinem vierkantigen Ring zwischen die Beine. »Du wärst besser auf Kuba geblieben, aber hier wird es schöner für dich werden.« Koby war gar nicht darauf vorbereitet gewesen, er hielt nur noch seine Hände zwischen die Beine und nahm sie nicht mehr weg. Es tat ihm furchtbar weh, es brannte wie Feuer.

Die Plätze an den Tischen im Speisesaal wurden verteilt. Sie saßen eigentlich immer an demselben Tisch, konnten sich aber auch hinsetzen, wo sie wollten, es waren Tische für acht Leute. Es wurde abgewechselt, täglich mussten jeweils zwei Schüler an jedem Tisch sich darum kümmern, für das Abendessen Krüge mit Wasser an den Tisch zu bringen.

An seinem Tisch saß auch Katja, die immer weinte, wenn sie freitags mit dem Bus nach Hause musste. Sie weinte vor Angst, ob bei ihrer Rückkehr nach Hause ihr Großvater überhaupt noch da sein würde oder ob der sich in der Zwischenzeit auch heimlich und für immer aus dem Staub gemacht hatte, so wie ihre Eltern vor zwei Jahren.

Katja war in der Anpassungsklasse für junge Schüler mit starken körperlichen und geistigen Einschränkungen. Sie war zwölf, seit zwei Jahren hier und geistig auf dem Stand eines fünf- bis sechsjährigen Kindes. Sie hatte immer ihren Teddy mit dem dunkelbraunen Fell und den großen braunen Glasaugen dabei, obschon es bei Tisch verboten war, irgendwelche persönliche Sachen mitzubringen.

»Stell dich nicht so an«, sagte Werner, der Betreuer, »und leg deinen blöden Teddy hier auf die Bank.« Warum eigentlich, fragte sich Koby, der Teddybär stört doch niemanden. Auch brauchte und durfte Katja nie die Wasserkrüge zum Tisch bringen, einmal hatte genügt, da hatte sie das Wasser über das Essen aller Tischkameraden ausgeschüttet. Seitdem durfte sie nicht mehr an den Tischen helfen.

Werner war sehr charmant und witzig, er machte gerne Späße. Er gab immer Witze zum Besten, saß mit den Internatsschülern zusammen und erzählte Episoden aus seiner Studentenzeit, das gefiel den jungen Leuten.

Letztes Jahr war er sehr lieb gewesen, aber jetzt sah Koby ihn mit anderen Augen.

Die Schüler stellten sich der Reihe nach auf, und mit ihrem Tablett holten sie das Essen von der Durchreiche aus Küche ab und setzten sich an ihren Platz.

Am ersten Tag gab es Gemüsesuppe, Wurst- und Salamibrote und kleine Portionen Käsewürfel, als Nachtisch eine Scheibe Schokokuchen.

Im Vorbeigehen zog Kevin Koby fest an den Ohren, Koby schrie laut auf vor Schmerz. Einige Schüler hatten zugeschaut, sagten aber nichts, Werner schien nichts davon mitbekommen zu haben, obwohl Kobys Schrei sehr laut gewesen war.

Dann hörte Koby, wie auf der anderen Seite seines Tisches Lukas zu Frank sagte: »Wir werden dafür sorgen, dass dem Japs Kuba schnell vergehen wird, wenn nicht heute, dann aber sehr bald.«

Mit dem Essen hatten sie alle angefangen, da flog schon das erste Stückchen Käse an Kobys Kopf, dann noch ein zweites Stückchen Käse, und das fiel in seinen Teller mit der Suppe, sein T-Shirt war voller Flecken, der Tisch ebenso. Alles grölte.

Koby ging zu dem Betreuer und versuchte, ihm zu sagen, was an diesem Tisch heute wieder los war, aber der sagte zu ihm: »Stell dich nicht so an, setz dich hin und fang an zu essen.«

»Das Internat ist eine große Familie, die miteinander lebt. In einer solchen Gemeinschaft halten wir alle, Jugendliche und Erwachsene, gewisse Regeln ein, damit sich jeder wohlfühlen kann und die Sicherheit gewährleistet ist. – Auf Ruhe und Ordnung achte ich während des Essens. Ich achte auf meine Tischmanieren und respektiere meine Mitschüler.« So stand es in der Internatsordnung. Aber wozu eine Internatsordnung, wenn niemand dafür sorgte, dass sie eingehalten wurde?

* * *

Am zweiten Schultag in der großen Pause sah Koby eine Gruppe Mädchen auf dem Hof herumstehen. Er fragte Amar: »Sind das die Neuen?«, und Amar antwortete: »Ich nehme an. Nur die, die sich noch nicht hier auskennen, stehen so blöd auf dem Schulhof herum! «

Koby hatte seinen Blick auf ein Mädchen geworfen. Sie war sehr hübsch, er fand alles an ihr hübsch. Das Mädchen stach aus der Gruppe hervor und hatte die schönsten Augen, die Koby je in seinem Leben gesehen hatte.

Sie musste wohl bemerkt haben, wie er sie die ganze Zeit anstarrte. Schon nach zwei Minuten kam sie auf ihn zu und fragte: »In welche Klasse gehst du?« Er antwortete: »In die 10 b, und in welcher Klasse bist du?« – »Ich gehe auch in die 10., aber in die Parallelklasse«, hauchte sie ihm entgegen.

Er traute sich, sie nach ihrem Namen zu fragen: »Ich heiße Koby, und dein Name, kannst du mir den sagen?« – »Laura«, flüsterte sie.

Er konnte sein Glück kaum fassen. Wie war es möglich, dass er sie am ersten Schultag nicht bemerkt hatte.

Die Klassenkameraden um die beiden herum tuschelten: »Guck mal. Kaum sind die neuen Mädels da, schon macht der sich an die ran!« Er hörte es nicht, er hatte nur Augen für Laura.

Sie trafen sich am nächsten Tag in der Pause und sprachen miteinander. Er, der Schüchterne, hatte es fertiggebracht, Kontakt zu bekommen mit dem schönsten Mädchen hier aus der Schule, auf jeden Fall war sie für ihn die Schönste. Koby hatte Angst, dass Laura von ihm denken würde, er sei hässlich wie die Nacht.

Sie setzten sich auf die Bank im Schulhof und verstanden sich vom ersten Tag an. Sie konnten über vieles miteinander reden, über das Leben, über Hunde, über die Schule und das Älterwerden, warum die Mädchen einen Busen haben, über ihre Träume.

Sie war aus einer Nachbargemeinde, zehn Kilometer von der Schule entfernt, und fuhr jeden Tag mit dem Linienbus nach Hause. Schade, dass sie keine Internatsschülerin war. Seinen Eltern wollte Koby vorerst nichts von Laura erzählen.

Im Schulhof war es verboten, zu küssen, zu rauchen und zu singen. Heute sah Laura wunderschön aus, als sie sich ihm näherte. Sie trug ein geblümtes Kleid mit einem Dekolleté, darunter konnte man ihre runde, füllige Brust erahnen. Ihre goldblonden Haare hatte sie hochgesteckt. Neben ihnen auf der Bank saßen noch zwei Mädchen. Plötzlich näherte sich Laura seinem Gesicht und mit ihrem kugelrunden Mund küsste sie ihn schnell und fest auf seinen Mund, niemand schien es bemerkt zu haben. Kobys Herzklopfen war so stark, dass er dachte, die andern würden das hören.

Einige seiner Mitschüler, die ihn regelmäßig im Bus begleiteten, standen in einer Ecke des Schulhofes und waren sicherlich dabei zu kiffen, so wie auch letztes Jahr schon.

Die Faust traf Koby mit einer solchen Geschwindigkeit, dass er nicht den Hauch einer Chance hatte, ihr auszuweichen. Der Schlag erzielte seine gewünschte Wirkung, er ging zu Boden. Die Faust gehörte Kevin.

Koby lag am Boden und spürte seine Nase nicht mehr. Er hob seine Hand instinktiv. Er spürte etwas Klebriges, es war sein Blut. Ein heftiger Tritt in seine Weichteile ließ ihn nochmals laut aufschreien. Er hörte von Weitem einen gellenden Schrei, das war Laura. Gott, was hatten sie ihr angetan?

Er lag noch immer da, zusammengekrümmt vor Schmerzen auf dem Schulhof. Eine Horde von Schülern stand um ihn herum und lachte ihn aus. Da waren keine Mädchen, welche ihm mitleidsvolle Blicke zuwarfen, und auch kein einziger Klassenkamerad, der ihm auf die Beine half.

Kevin stand triumphierend über ihm, er roch nach Alkohol. Gekifft hatte er höchstwahrscheinlich auch schon wieder.

Warum war man in einem solchen Moment immer so verdammt allein? Und wo waren eigentlich die Lehrer, wenn man schon mal einen brauchte?

Die ganze Lehrerschaft war dabei, ihren Rundgang über den Schulhof zu machen, und erzählte sich gerade ihre Erlebnisse aus den Ferien, einige saßen auf den Bänken im Schatten der Bäume, sie machten Pause.

»Wenn du noch einmal ein Mädchen hier küsst, dann mache ich dich alle!«, schrie Kevin und trat Koby kräftig in die Magengrube.

Koby schreckte hoch, versuchte, aus dem Schulhof zu rennen, suchte mit den Augen nach Laura, sie war nicht zu sehen.

Dann sah er sie, sie stand nahe an der Mauer, mit Angst in den Augen, als sie ihn anschaute, ihr rannen die Tränen über die Wangen.

Er war so froh, das Klingeln zu hören, das Ende der Pause war endlich gekommen.

An den beiden Schultagen, die in dieser Woche noch verblieben, sah er Laura nur mehr von Weitem im Schulhof, sie traute sich nicht, näher zu kommen.

Der Freitag war ein verregneter Tag, alle Schüler standen im Korridor der Schule, zusammengepfercht. Heute war der Tag, an dem die Internatsschüler nach Hause zurückkehrten. Sie warteten darauf, ihre Taschen und Koffer im Bus zu verstauen. Da sah Koby Laura in der Ecke stehen. Sie näherte sich ihm, ergriff seine Hand und gab ihm mit ihrem Mäusemündchen schnell ein Küsschen auf die Wange. Er nahm all seinen Mut zusammen und küsste sie auf den Mund. Sein Herz raste vor Glück. Sie winkte ihm noch lange nach, als sein Bus sich langsam in Bewegung setzte, um das Schulgelände zu verlassen.

An diesem Abend schlief Koby ein und flog auf einer großen blauen Wolke.

So wie letztes Jahr, waren dieses Jahr auch wieder Hänseleien in der Schule an der Tagesordnung.

Da war Michael, dessen Kopf auch dieses Jahr aussah wie ein vertrockneter Apfel. Er wurde wegen seiner blauen Sommerlatschen ausgelacht. Er trug eine fleckige graue Hose, den fehlenden Knopf hatte er durch eine große blaue Büroklammer ersetzt. Tägliche Hygiene war ein Fremdwort für ihn, darum wurde er immer wieder verspottet.

Ebenso Sophia, die sich mit ihren nahezu 100 kg in viel zu enge Hosen und T-Shirts quetschte und dafür täglich eine Menge Spott von Kevin, Andy, Thomas, Frank und Lukas erntete. Sie konnte die Süßigkeiten einfach nicht lassen. Sophia hatte die Hänseleien satt und wollte nicht mehr zur Schule kommen.

Karin trug dieses Jahr anstatt ihres schäbigen, alten schwarzen Rocks einen senffarbenen, der nur bis zu den Knien reichte. Die schmuddeligen Kniestrümpfe hatte sie ersetzt durch Nylonstrümpfe. Sie sah eigentlich ganz nett aus. Sie trug einen weichen roten Wollpullover. Aber die Kleidung allein änderte nichts. Die Hänseleien waren heute schlimmer als je zuvor.

Man konnte aus nächster Nähe beobachten, wie die kleine Karin moralisch von Kevin und Thomas zugrunde gerichtet wurde. Man sah, wie ihr Lächeln verblasste, sah, wie das Leuchten ihrer Augen schwächer wurde und schließlich fast erlosch.

Am Ende des ersten Tages der zweiten Schulwoche war Karin wieder das Mädchen, das sie letztes Jahr gewesen war: Sie huschte mit gesenktem Blick durch den Flur, durch den Speisesaal, sie sah aus wie ein Gespenst. Sie trug ihren neuen Rock und den Pullover am nächsten Tag, am übernächsten Tag und am überübernächsten auch. Ihre neue Kleidung wirkte mit der Zeit glanzlos und war ganz verfilzt.

Nur diejenigen, die in modernen Klamotten daherkamen, in Designerkleidung und - schuhen, wurden von Kevin und seiner Bande, bestehend aus Andy, Thomas, Frank, Lukas, akzeptiert.

Die Zahl der Eingeschüchterten schien wieder vollzählig, der Alltag hatte wieder seinen Einzug gehalten.

Kobys Klassenlehrerin hieß Schnaller. Die Schüler nannten sie insgeheim »die Schnalle«. Koby nannte sie eigentlich nie so, also bis jetzt nicht. Er mochte sie, sie war nett, aber sie war eine »graue Maus«. Sie trug nicht nur immer schwarze, schwarzgraue Kleidung, sie machte sich auch nie zurecht. Sie unterrichtete an dieser Schule seit mehreren Jahren.

Ab der dritten Woche nach Schulbeginn wurde sie von Koby nicht nur die »Schnalle«, sondern »die böse Schnalle«

genannt. Sie hatte eine Frage in den Raum gestellt, Koby hatte sich getraut aufzustehen und zu antworten. Seine Antwort war falsch, die ganze Klasse lachte und »die Schnalle« hatte die Mitschüler nicht zurechtgewiesen.

Ein Lineal wurde ihm in den Rücken gestoßen. »Halt die Fresse, Japs, du weißt ja eh nichts, du störst nur!«

Es gab Ohrfeigen, Stöße in die Rippen von seinen Schulkameraden aus der Bank hinter ihm, die Lehrerin merkte nichts. Koby hob die Hand und »verpetzte« die beiden hinter ihm, da riefen alle: »Das stimmt nicht!« Und die »böse Schnalle« sagte nichts, sie schrieb fleißig weiter, sie wollte sicherlich ihre Ruhe haben.

Einen übergewichtigen Schüler nannten sie »Tonne«, er wurde täglich verspottet wegen seines Übergewichts, wenn er dann anfing zu heulen, hatten seine Angreifer ihr Ziel erreicht. »Nun ruf noch nach deiner Mutti, dass sie dir noch was zum Futtern bringt.«

Die Schüler hatten gerade das Klassenzimmer verlassen, da lauerten ihm die beiden aus der Bank hinter ihm auf und schlugen Koby mit Fäusten in den Magen und in den Rücken. »Das ist für dein Petzen!« Koby krümmte sich vor Pein, aber er brachte es dann doch fertig, zurückzuschlagen. Was er dann zurückkriegte, war weitaus fester als die Schläge vorher. Sie waren zu zweit. Das war einfach, nie hatte bis jetzt nur ein einzelner Schüler ihn angegriffen.

Immer dienstags war Schwimmunterricht im Hallenbad, sie gingen zu Fuß dorthin, es war nicht weit. Der Anfängerunterricht fand auf der linken Seite des Beckens statt und bestand aus Spielen, Bewegungen im Wasser, das Wasser erkunden, Entspannungsübungen.

Die rechte Seite des Beckens war für die Schwimmer. Zuallererst mussten alle Schwimmer fünfzehn Minuten lang ohne Pause schwimmen. Es gehörten auch Sprünge ins Wasser dazu, Tauchen, Wasserball.

Die letzten fünfzehn Minuten hatten die Schüler zu ihrer freien Verfügung und sie durften im Wasser spielen.

Koby hätte schon fast die erste Schwimmstunde nicht überlebt. Plötzlich drückten ihn von hinten zwei Schüler unter Wasser und hielten fest. Als er hochkam, rang er nur nach Luft, und dann wurde er nochmals unter Wasser gehalten, noch etwas länger.

Es war nie ein Schwimmlehrer in der Halle, keine Aufsicht, keine Kontrolle. Im Schwimmbad konnten alle tun und lassen, was sie wollten. Kein Vorgesetzter rief zur Ordnung.

Wenn man nicht am Schwimmen teilnehmen wollte, musste man ein ärztliches Attest vorlegen.

Die Regeln im Schwimmbecken standen auf einer großen schwarzen Tafel über dem Eingang:

Die Sicherheit geht immer vor.

Sicherheitsrisiken möglichst reduzieren.

Als die Schüler sich dann endlich in den Kabinen umzogen, spürte Koby plötzlich zwei Hände, die ihn vom Rücken abwärts abtasteten. Ihm stockte der Atem. Kevin hielt ihn fest und Lukas betastete ihn von oben bis unten und dann von vorne von den Beinen hinauf bis zu den Schultern, ganz schnell, einfach so mit beiden Händen. Koby fühlte sich schmutzig und elend, rannte zurück unter die Dusche und dann wieder in die Kabine, verriegelte diesmal die Tür und zog sich hastig an.

Es war kurz nach dem Abendessen. Alle Schüler befanden sich in ihren Trakten, Koby war mit seinen zwei Zimmerkameraden in ihrem Zimmer.

Da hörten sie laute Schreie von nebenan. Schon am Tag vorher hatte Koby geglaubt, Schreie gehört zu haben. Amar hatte allerdings zu ihm gesagt: »Du täuschst dich.«

Aber heute waren die Schreie nicht zu überhören, sie mussten im ganzen Haus zu hören gewesen sein. Koby rannte mit Tobias zum Nachbarzimmer.

Der gequälte Ben saß ganz verstört und tränenüberströmt auf seinem Bett. Kevin und seine Bande saßen in Bens Zimmer, der vor einem Paket saß, das die Jungs ihm vor die Nase gestellt hatten.

Er wollte nichts aus dem Paket essen, das seine Mutter ihm mitgegeben hatte. Sie schlugen ihn. Ben fing an zu essen, er konnte nicht mehr, er hatte so viel in sich reingesteckt, er kriegte keine Luft mehr. Er erbrach sich auf sein Bett.

Einer stand gerade mit seinem ganzen Gewicht auf Bens Oberkörper, als Koby und Tobias das Zimmer betraten, ohne anzuklopfen.

Dem herbeigeeilten Erzieher Werner erzählten sie, das Ganze sei ein Spiel und sie wollten helfen, weil dem Ben schlecht sei.

Es gab eine Verwarnung für Koby und Jonas, sogar Ben wurde vom Erzieher Werner angeschrien, er müsse alles wieder sauber machen. Keine Verwarnung für die Fünf.

In ihrem Zimmer wieder angekommen, sagte Jonas: »Was haben wir denn angestellt? Wir wollten doch nur helfen.«

Ein bisschen später flog die Tür auf, ohne anzuklopfen, die Fünf stürmten herein, setzten sich zu Amar aufs Bett, der dann zu seinem Kleiderschrank ging und aus seinem Koffer sechs kleine Flaschen und eine Literflasche Schnaps hervorholte. Dann sagte Kevin drohend zu Koby und Jonas: »Und solltet ihr nochmals in Bens Zimmer erscheinen, blüht euch beiden dasselbe.«

* * *

Im Internat war hoher Besuch für die nächste Woche angesagt. Die Vorbereitungen dauerten zwei Tage. Es sollte eine Theatervorführung geben, Lieder wurden geprobt. Tagelang wurde das ganze Haus gefegt und gesäubert. Eine Extraputzkolonne war bestellt worden, alles musste blitzblank sein. Es war bisher noch nicht vorgekommen, dass so angesehene Gäste hier erwartet wurden. Dann war es so weit.

Nach dem Mittagessen fuhr eine Wagenkolonne mit vielen Ehrengästen vor: ein Vizepremierminister, ein Ministerpräsident, ein Unterrichtsminister, der Wirtschafts- und Außenhandelsminister, eine Staatssekretärin für Erziehungsfragen, mehrere Botschafter, zwei Gemeinschaftsminister und der amtierende Bürgermeister.

Die hohen Gäste wurden draußen empfangen, begrüßt, und das ganze Personal wurde den Persönlichkeiten vorgestellt.

Zwei Bühnenauftritte wurden im Festsaal dargeboten, unter anderem »König der Löwen«. Bei diesem Besuch richtete ein Mitglied des Lehrkörpers, die psychosoziale Begleiterin der Schule, einige Willkommensworte an die Gäste. Die Schüler gaben einen spielerischen Einblick in die Inhalte des »Antigewalttrainings«, das schon einige Zeit an der Schule lief.

Geschenke wurden den Gästen überreicht. Eine Besichtigung der Schlafgemächer und ein musikalisches Ständchen, dann ein Umtrunk schlossen sich an. Pünktlich um 18.00 Uhr setzte sich die Wagenkolonne mit den Ehrengästen in Richtung Ministerium in Bewegung, um an einem Empfang mit Regierungsmitgliedern teilzunehmen.

Abends hatten alle Schüler noch mal die große Ehre, sich die Ereignisse auf Video anzusehen.

* * *

Das Wochenende nahte und Amar fragte Koby, ob er Lust hätte, dieses Wochenende bei ihm zu Hause zu verbringen. Koby fragte ihn, ob er denn seine Eltern schon gefragt hätte.

»Natürlich, aber ruf du deine Eltern an, um sie zu fragen, so kannst du am Freitagabend im Schulbus sitzen bleiben und dann fahren wir zu mir nach Hause.«

Nur der Busfahrer hatte diesmal etwas einzuwenden. Er maulte, weil er von diesem Vorhaben nicht in Kenntnis gesetzt worden war. Sonst kümmerte ihn während der Fahrt überhaupt nichts, auch dann nicht, wenn »jemandem der Kopf abgerissen wurde«.

* * *

Als der Bus am Freitagabend gegenüber Amars Haus hielt und die beiden den Parkplatz vor dem Restaurant überquerten, erwartete Amars Mutter sie schon. Sie wurden von den Eltern und dem Restaurantpersonal freundlich begrüßt. Koby kannte bis auf die üppige neue brünette Serviererin schon alle.

Danach gingen die beiden in Amars Zimmer, packten ihre Koffer aus und spielten dann Flipper im Nebenraum.

Es war knapp 18.00 Uhr, die Mutter war schon dabei, Amars Lieblingsmenü vorzubereiten: Shrimps mit grünen Bandnudeln. Für Koby gehörte ab sofort dieses Gericht zu seinen Lieblingsspeisen.

Letzte Woche im Internat hatten die beiden ihre Freundschaft mit einem dicken, festen Handschlag besiegelt: Auf immer und ewig hieß das, jeder hatte von nun an einen Freund an seiner Seite, der dem anderen immer helfen würde, ganz egal, in welcher misslichen Lage er sich befand.

Zum Nachtisch gab es eine große Portion Bananasplit.

Um 18.30 Uhr hatte das gesamte Personal das Abendbrot zu sich genommen, denn es war großes Programm angesagt. Heute Abend würde es nur Snacks geben. Abwechslungsreiche Unterhaltung erwartete die Gäste. Eine Blues-Band sorgte für eine ausgelassene und stimmungsvolle Atmosphäre. Das Restaurant verwandelte sich schlagartig in eine einzige große Tanzfläche. Die Gäste hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen und sie feierten bis in die frühen Morgenstunden.

Die beiden Jungen, fünfzehn und sechzehn Jahre alt, halfen bei der Getränkeausgabe hinter dem Tresen. Das gefiel ihnen. Koby sah amüsiert zu, wie Amar in einem Mixbecher bunte Flüssigkeiten zu einem Drink mischte und den Mixbecher ansetzte. Er fragte Koby: »Willst du auch so eine Mixtur, dann bleibst du besser auf deinen Füßen?« Koby probierte einen Schluck von diesem Drink, ließ es dann aber sein. Er hatte so was noch nie getrunken, es war sehr stark. Nach diesem Schluck trank er nur noch Mineralwasser.

Um 3.00 Uhr nachts fielen die beiden ins Bett und schliefen bis in den späten Morgen hinein.

Am Samstagmorgen, so um 11.00 Uhr, saßen sie alle am Frühstückstisch. Es gab einen ein Frühstücksbrunch mit Frühstückseiern, Obstsalat, verschiedenen Sorten Joghurt, Müsli und vielem mehr. Für Koby ein schönes Erlebnis, denn bei ihm zu Hause wurde immer nur bis 9.00 Uhr gefrühstückt.

Nach dem Frühstück nahm Amars Mutter die beiden mit zum Markt ein Dorf weiter. Das Restaurant öffnete erst wieder für das Abendgeschäft.

Auf dem Markt gab es einen Stand für Haushaltswaren, wie zum Beispiel Bürsten, Trockentücher, Nähnadeln, Fingerhüte, Haarklammern, Toilettenpapier.

Eine Frau mit roten hochtoupierten Haaren verkaufte Schuhe und Ballerinas zum halben Preis, Schlager des verflossenen Sommers, also Sommerschlussverkauf, jetzt hatten sie schon Oktober. Ein alter, verwitterter Mann saß bei seinen hässlichen Gürteln, Portemonnaies, Ledertaschen.

Vom Käsestand aus winkte sie ein dicker Käsehändler mit einem Messer heran, auf dessen Spitze ein Stück Käse zum Probieren steckte. Sie schlenderten näher, nahmen alle ein Stück von dem Käse, kauften aber nichts.

Am Speck- und Salamistand kaufte Amars Mutter ein, nur ganz dünne Scheiben wollte sie, und viele brauchte sie. Dann noch mehrere Scheiben Schinken, rohen und gekochten. Ebenso mussten Birnen, rote und grüne Weintrauben, Äpfel, Apfelsinen und Feigen eingekauft werden. Gemüse fehlte für die folgenden Tage. Hier fand sie alles: Kohl, Möhren, Zucchini, Tomaten, Paprika und Salate. Bis sie wieder vom Gemüsehändler beliefert würden, war dies eine praktische Lösung.

Nach dem Bezahlen verstauten sie die Taschen und Tüten im Auto und fuhren zurück.

Alles wurde ausgepackt, und Amars Mutter sagte in der Garage zu Koby: »Nimm diese Tüte mit nach oben und hole uns schon ein Stück Kuchen aus dem Kühlschrank in der Küche, ich werde uns dazu einen Kaffee machen.«

Koby kam am Abstellraum vorbei, da hörte er ein seltsames Geräusch. Er sah eine grüne Küchenschürze am Boden liegen. Es sah so aus, als wäre Amars Vater mit der vollbusigen, blauäugigen jungen Kellnerin beschäftigt, denn er hörte die Stimmen der beiden. Er sah einen kleinen Teil einer nackten Brust auf und ab wippen und ging leise und schnell am Abstellraum vorbei in die Küche. Anscheinend hatten die beiden Koby nicht bemerkt.

In der Küche sah er sich um. In der Mitte standen der Backofen, die Kochplatten, eine Bar mit Hockern, auf einen von denen kletterte er, um im hohen Kühlschrank an den Schwarzwälder Kuchen zu kommen.

»Na, soll ich dir helfen?«, sagte Amars Vater hinter ihm. »Ihr seid aber früh zurück, habt ihr auch alles mitgebracht?«

Alle setzten sich an den Küchentisch, die flotte Serviererin schnitt den Kuchen und gab jedem ein Stück davon auf den Teller. Die Mutter kam gerade zur Tür herein und setzte sich dazu. Koby dachte: Alles in Butter, die hat nichts bemerkt.

Den Rest des Samstags verbrachten die beiden Jungs draußen, sie machten eine ausgiebige Tour mit den Rädern.

Abends halfen sie wieder bei der Getränkeausgabe. Koby sah amüsiert zu, wie Amar wieder in einem Mixbecher verschiedene Getränke durcheinanderwirbelte und dann trank. Er merkte, dass Amar völlig betrunken war; seine Eltern merkten von alledem nichts. Es war Hochbetrieb im Restaurant, sie hatten beide alle Hände voll zu tun, die Serviererin eilte nur so hin und her und immer ganz nah an Amars Vater vorbei. Koby schaute diesem Spiel amüsiert zu und behielt alles für sich.

Koby hatte unter dem Tisch einige Fläschchen Wodka und Red Bull stehen sehen. Jetzt wunderte er sich, weil sie plötzlich nicht mehr da waren. Amar muss sie in seine Tasche getan haben, dachte er. Er verwarf diesen Gedanken wieder, vielleicht hatte der Barkeeper die nur mitgenommen oder irgendwohin gebracht.

Sonntagabend wurden die Taschen wieder gepackt. Schulaufgaben hatten sie keine aufgehabt. Das Wochenende war wunderbar gewesen, eine Abwechslung für die beiden Jungen. Es gefiel Koby, dass er behilflich sein konnte, und er half gerne, mit Amar die Getränke zusammenzustellen.

Montagmorgen fuhren sie von Amars Zuhause mit dem Bus zur Schule, so wie immer montags.

* * *

Koby hatte Laura seit drei Wochen nicht mehr in der Schule gesehen. Ihre Telefonnummer hatte er leider nicht. Er war besorgt und hatte bei ihren Klassenkameradinnen nachgefragt, aber niemand schien zu wissen, was mit ihr los war.

Heute, am Montag, war sie wieder da. Als sein Bus im Schulhof eingefahren war, hatte er schon bemerkt, wie sie ganz schnell aus ihrem Bus zu ihrem Klassenzimmer gelaufen war. Die Glocke hatte gerade die Zehnuhrpause eingeläutet, alle Schüler verließen ihre Klassenzimmer und begaben sich auf den Schulhof.

Der Zufall wollte es, dass Koby und Laura im Flur zusammentrafen, er legte schnell seinen Arm um sie. Sie blickte ganz erschrocken drein, dann hielt sie ihn an seiner Taille fest. Es war ein schönes Bild. Die beiden fünfzehnjährigen Teenager waren zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt.

»Was haben die damals mit dir im Pausenhof gemacht?«, fragte er schnell.