Mein gefährlicher Beschützer - Janet Chapman - E-Book

Mein gefährlicher Beschützer E-Book

Janet Chapman

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Beschreibung

Ein dunkles Geheimnis und eine verflossene Liebe, die jedes Risiko wert ist …

Als Willow Foster erfährt, dass mit dem Wasser in ihrer Heimatstadt etwas nicht stimmt, beschließt sie, auf eigene Faust zu ermitteln – selbst wenn sie dabei ihrer verflossenen Liebe Duncan Ross begegnen sollte, der sie noch immer zurück möchte. Während sie mit allen Mitteln versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, findet Willow heraus, dass jemand giftige Substanzen im Meer ablädt. Um jeden Preis will sie herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, doch dabei begibt sie sich in große Gefahr. Plötzlich ist auch noch Duncan in die Sache verstrickt – denn niemand hat das Recht, seine zukünftige Braut zu bedrohen …

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Seitenzahl: 438

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Buch

Als Willow Foster heimlich von einem alten Freund darüber informiert wird, dass mit dem Wasser in ihrer Heimatstadt etwas nicht stimmt, beschließt sie als Assistentin des Justizministers auf eigenen Faust in der Angelegenheit zu ermitteln – selbst wenn sie dadurch Gefahr läuft, ihrer verflossenen Liebe Duncan Ross zu begegnen.

Jeder in der Stadt weiß, dass Duncan längst ein Auge auf Willow geworfen hat, es werden sogar Wetten abgeschlossen. Während sie mit allen Mitteln versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, stellt Willow fest, dass irgendjemand giftige Substanzen in der Nähe von Thunder Island ablädt. Um jeden Preis will sie herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, und diese Umweltsünder stoppen. Und ob sie will oder nicht, ist Duncan auf einmal in die Sache verwickelt – denn niemand hat das Recht, seine zukünftige Braut zu bedrohen …

Autorin

Seit sie denken kann, hat Janet Chapman sich Geschichten ausgemalt, und daher ist das Schreiben von Romanen – viele davon wurden bereits mit Preisen ausgezeichnet – ihre größte Leidenschaft. Mit ihrer Zeitreise-Saga schrieb sie sich direkt auf die Spitzenplätze der New York Times-Bestsellerliste. Janet Chapman lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen, drei Katzen und einem Elchbullen, der sie regelmäßig im Garten besucht, in Maine.

Von Janet Chapman bei Blanvalet lieferbar:

In den Armen des Schotten (37096)An den Klippen der Sehnsucht (0185)

Von Janet Chapman bei Blanvalet als eBook lieferbar:

Das Herz des Highlanders, Mit der Liebe eines Highlanders, Der Ring des Highlanders, Der Traum des Highlanders, Küss niemals einen Highlander, Lockruf der Highlands, Zärtliche Brandung, Wogen der Leidenschaft, Zur Liebe verführt, Mein verräterisches Herz

Janet Chapman

Mein gefährlicherBeschützer

Roman

Deutschvon Christiane Meyer

Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel»The Dangerous Protector« bei POCKET BOOKS,a division of Simon & Schuster, Inc., New York.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

1. AuflageCopyright der Originalausgabe © 2005 by Janet ChapmanCopyright der deutschsprachigen Ausgabe© 2016 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Margit von CossartUmschlaggestaltung und -motiv: © Johannes Wiebel | punchdesign,unter Verwendung von Motiven von Chris Cocozzaund Shutterstock.comJvN · Herstellung: kwSatz: DTP Service Apel, HannoverISBN 978-3-641-16059-3V001Besuchen Sie uns auch auf www.facebook.com/blanvaletund www.twitter.com/BlanvaletVerlag.www.blanvalet.de

Für Maine und für alle Menschen,die diese wunderschöne Regionin Neuengland ihre Heimat nennen.

Kapitel 1

»Ich bin mir noch nicht sicher, ob du der geduldigste Mann bist, den ich je getroffen habe, oder einfach nur der dümmste.«

Duncan Ross stellte sein Glas auf den Tresen und folgte Keenan Oakes’ Blick zu einer Sitzecke im hinteren Teil des Pubs. »Ich ziehe den Begriff ›ausgefuchst‹ dem Ausdruck ›geduldig‹ vor«, sagte Duncan, während sie die beiden Frauen beobachteten, die sich unterhielten. »›Geduld‹ impliziert, dass ich ruhig warte, bis irgendetwas passiert, und ›ausgefuchst‹ bedeutet, dass ich einen Plan habe.«

Kee kniff die Augen zusammen. »Beinhaltet dieser Plan auch das eine oder andere Date, oder sparst du dir deine Energie für die Flitterwochen auf?«

Duncan grinste, nahm seinen Drink und sah über den Rand des Glases hinweg wieder zu der Sitznische. Willow Foster und Rachel Oakes saßen sich an einem breiten Eichentisch gegenüber und sprachen gedämpft miteinander. Plötzlich lehnte Rachel sich zurück und lachte ausgelassen. Willow verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte so laut, dass man es über die Unterhaltungen der anderen Gäste hinweg hören konnte.

Duncan grinste. »Das werden unglaubliche Flitterwochen.«

Kee schob Duncan sein leeres Glas zu und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass er noch mehr vertragen könnte. »Halb Puffin Harbor zur Hochzeit einzuladen, noch bevor man die Braut überhaupt für sich gewonnen hat, ist einfach keine gute Idee.«

Duncan spürte, wie er sich anspannte. Falls er jemals herausfinden sollte, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte, konnte derjenige ein blaues Wunder erleben. Dass sein Liebesleben in aller Öffentlichkeit diskutiert wurde, war nicht nur kein Teil seines Plans, sondern möglicherweise sogar sein Ende. Er nahm die Flasche, die er erst einige Minuten zuvor geöffnet hatte, und strich abwesend mit dem Daumen über das erhabene Wappen auf dem Verschluss.

»Hast du jemals erlebt, dass ich ein Ziel, das ich mir in den Kopf gesetzt habe, nicht erreicht hätte?«, fragte er ruhig.

»Nein«, antwortete Kee. »Andererseits gehört die Jagd nach einer Ehefrau auch nicht zu den Zielen, die du für gewöhnlich verfolgst. Und Willow Foster ist nicht gerade … leichte Beute.«

Duncan hatte angefangen, Kees Glas wieder aufzufüllen, hielt nun jedoch unvermittelt inne und stellte die Flasche ab. »Willow hat nur Angst, das ist alles. Es ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als sie glaubte, ihr Vater hätte ihre Mutter und Thaddeus Lakeman umgebracht. Anders als Rachel, die dachte, Leidenschaft sei die Wurzel allen Übels, findet Willow noch immer, dass ›Bindung‹ und ›Hingabe‹ Schimpfwörter sind. Ich muss Willow jetzt einfach nur davon überzeugen, dass eine Ehe mit mir nicht das Ende ihres bisherigen Lebens bedeuten würde, sondern dass dieser Schritt ein Anfang wäre.«

Kee stöhnte. »Das wird dir bestimmt gelingen«, erwiderte er und nahm sein Glas. »Zumindest wenn du aufhörst, dich wie ein Höhlenmensch zu benehmen.«

»Troglodyt«, sagte Duncan, atmete durch und strich sich das Hemd glatt. »Sie nennt mich einen Troglodyten.«

Kee zog die Augenbrauen hoch. »Das sagt sie dir mitten ins Gesicht?«

Duncan ignorierte Kees Worte und blickte wieder zu der Nische, in der die beiden Frauen saßen. Willow funkelte ihre Schwester aufgebracht an. Als sie sich nun über den Tisch beugte und leise auf sie einsprach, spiegelte sich in ihren braunen Augen das Feuer wider, das im gemauerten Kamin prasselte. Rachel lachte nur erneut.

»Willow weiß übrigens, dass die Leute Wetten darüber abschließen, ob die Hochzeit stattfinden wird«, sagte Kee. »Mikaela hat es ihr erzählt.«

»Diese kleine Petze«, entgegnete Duncan, und sein Lächeln verriet, wie sehr er Kees siebenjährige Tochter liebte. »Sie sollte eigentlich ein Teil meines Plans sein und ihn nicht ruinieren.«

Kee zuckte mit den Achseln, doch auch er lächelte. »Meine Tochter ist, was dich betrifft, eben genauso ungeduldig wie wir anderen.« Er beugte sich zu Duncan hinüber. »Sie möchte, dass du Willows Herz im Sturm eroberst und dass ihr bis ans Ende eurer Tage glücklich zusammenlebt.«

»Anscheinend hat irgendjemand unserer Kleinen wieder Märchen vorgelesen«, sagte Duncan vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. »Ist Luke der Schuldige? Ich hab dem Mann schon tausendmal gesagt, dass er damit unweigerlich eine Katastrophe heraufbeschwört. Du weißt ja, wie Mikaela mit diesen Geschichten umgeht: Sie möchte, dass das, was sie hört, Realität wird. Deshalb nennt sie unseren Wolf ja auch Mickey Mouse und Jonathan Captain Ahab … Das war, nachdem irgendjemand ihr Moby Dick vorgelesen hat, richtig?«

Kee hob die Hand. »Willow ist schuld an alldem: An mindestens vier Abenden in der Woche liest sie Mikaela am Telefon Gutenachtgeschichten vor.«

Duncan verschränkte die Beine und lehnte sich an den Tresen. Er versteckte sein Grinsen hinter dem Glas in seiner Hand und sah wieder zu der Sitzecke hinüber. Es überraschte keinen von ihnen, dass Willow ihre Telefonrechnungen bereitwillig in astronomische Höhen jagte, um Mikaela vorlesen zu können. Was Willow betraf, konnte ganz besonders ihn nichts überraschen.

Vor allem nicht seine Gefühle für sie.

Seit nunmehr fast zwei Jahren, als Duncan Willow zum ersten Mal gesehen hatte, war er dieser erstaunlichen Frau hoffnungslos verfallen. Die Männer und er hatten sie und ihre Schwester eines Nachts beim Steinweitwurf beobachtet. Die beiden hatten diskutiert und gekichert und waren immer wieder gefährlich ins Wanken geraten, wenn sie einen weiteren Stein in das nebelverhangene Meer geworfen hatten. Auf ihrer Veranda hatte Kee sieben leere Erdbeerschalen und eine leere Flasche Rum entdeckt. Rachel und Willow waren so betrunken gewesen wie zwei Matrosen auf Landgang. Am nächsten Abend, als er und Kee den beiden geholfen hatten, möglichst unentdeckt eine riesige Papageientaucherskulptur im Stadtpark aufzustellen, hatte Willow Foster sein Herz endgültig erobert.

Sie war eine rechthaberische, impulsive kleine Tyrannin mit einem frechen Mundwerk. Die Bedeutung des Begriffes »nachgeben« war ihr nicht bekannt. Doch sie war auch wunderschön, intelligent und unglaublich weiblich. Wenn sie einen Raum betrat, drehten alle Anwesenden den Kopf nach ihr um, und die Herzen der Männer schmolzen nur so dahin.

Willow arbeitete im Büro des Generalstaatsanwalts von Maine. In ihre Rolle als Verteidigerin hatte sie sich schnell eingefunden – genauso schnell, wie Duncan nun seinen Drink leerte.

Und sie hielt ihn für einen Troglodyten.

Nicht dass er bisher irgendetwas getan hätte, um sie von ihrer Meinung abzubringen.

»Hast du keine Angst, dass ein aufstrebender Politiker in Augusta sich Willow schnappt?«, fragte Kee.

Duncan wandte sich wieder seinem Freund zu. »Eigentlich nicht«, gab er ruhig zu. »Willow ist in mich verliebt.«

Kee zog erneut die Augenbrauen hoch. »Eine ziemlich anmaßende Vermutung, findest du nicht?«, erwiderte er leise.

Duncan drängte erneut die Verärgerung zurück, die sich in ihm breitmachen wollte. »Nicht anmaßend. Selbstsicher. Das ist ein Riesenunterschied.«

Kee musterte Duncan skeptisch. »Weshalb bist du dir so sicher, dass sie verliebt in dich ist?«, fragte er. »Sie bemüht sich stets, dir aus dem Weg zu gehen.« Er wollte einen Schluck von seinem Drink nehmen, hielt jedoch inne. »Das klingt für mich jedenfalls nicht danach, als wäre sie total verliebt in dich.«

Duncan grinste und schüttelte den Kopf. »Nein? Warum, glaubst du, gibt sie sich solche Mühe, mich zu meiden? Weil Willow Angst vor ihren Gefühlen für mich hat«, beantwortete Duncan die Frage selbst, bevor Kee etwas sagen konnte. »Und warum hat sie sich noch für keinen dieser Anzugträger in Augusta erwärmt? Angeblich sieht sie sich um, aber laut Rachel kann Willow sich für niemanden so richtig entscheiden.« Er wurde ernst. »Ich habe mir das, was vor eineinhalb Jahren zwischen uns passiert ist, nicht nur eingebildet. Willow Foster war definitiv verliebt, als sie die Nacht in meinem Bett verbracht hat. Und das ist sie noch immer. Es ist ihr nur eben selbst noch nicht bewusst, dass es so ist.«

»Verdammt, Ross«, versetzte Kee scharf und stützte sich auf der Bar ab. »Dann hör auf, irgendwelche Spielchen zu spielen. Warte nicht darauf, dass sie zur Vernunft kommt. Zeig ihr, dass du kein Höhlenmensch bist, und erobere ihr Herz im Sturm, verflucht noch mal!«

Duncan holte wortlos eine abgegriffene kleine Lederschatulle aus seiner Jackentasche, öffnete den silbernen Verschluss und nahm ein wie eine Tulpe geformtes Glas aus dem mit Samt ausgekleideten Inneren. Er schenkte es halb voll.

»Es heißt Troglodyt«, korrigierte er Kee ruhig. »Und das Spiel hört auf, sobald Willow beschließt, dass es vorbei ist.«

Willow wartete darauf, dass ihre Schwester aufhörte zu lachen. Doch weil das in absehbarer Zeit nicht zu passieren schien, beugte sie sich über den Tisch und sah sie finster an.

»Das ist mein Ernst, Rae«, zischte sie. »Jedes Mal, wenn ich glaube, dass die Chemie zwischen mir und dem Mann, mit dem ich mich treffe, stimmen könnte, geht meine Libido den Bach runter. Ich stecke mitten in einer sexuellen Flaute.« Sie ballte die Hände auf dem Tisch zu Fäusten. »Und wenn es so weitergeht, läuft demnächst die Verjährungsfrist ab. Dann werde ich ganz offiziell wieder zur Jungfrau erklärt.« Rachels Augen funkelten, als sie versuchte, sich zu beruhigen. Willow beugte sich noch weiter vor. »Ich bin so frustriert, dass ich drauf und dran bin, mich dem ersten männlichen Wesen an den Hals zu werfen, das meinen Weg kreuzt. Ich kann nicht …«

Willow klappte den Mund zu, als sie die Veränderung an ihrer Schwester bemerkte. Rachel lachte nicht mehr, vielmehr war in ihren Augen ein verschmitzter Ausdruck zu lesen. »Dann ist das jetzt deine Chance, Willow«, sagte sie und blickte über die Schulter ihrer Schwester hinweg.

Willow ließ stöhnend den Kopf sinken. »Sag mir nicht, dass er gerade hierherkommt«, murmelte sie.

»Es ist definitiv ein männliches Wesen, das da kommt.«

»Verdammt.«

»Und ich glaube, die Chemie hier macht ihm keine Angst.«

»Verdammt.«

»Genau genommen glaube ich nicht, dass ihm überhaupt irgendetwas Angst macht«, sagte Rachel und legte den Kopf schräg. »Nicht einmal du.« Ihre Augen funkelten, und sie rutschte ein Stück auf ihrer Sitzbank zur Seite. »Komm zu mir, Kee«, sagte sie. »Hi, Duncan. Wo steckt Ahab? Meine Schwester ist auf der Suche nach einem männlichen Wesen, über das sie herfallen kann, und ich dachte, er hätte vielleicht Interesse.«

»Ahab hat der Frauenwelt noch für mindestens einen Monat abgeschworen«, entgegnete Duncan, setzte sich zu Willow auf die Bank und stellte ihr ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit hin. »Ich hätte allerdings Interesse«, fuhr er fort. »Wenn sie verspricht, lieb zu mir zu sein.«

Willow fand sich gefangen zwischen einer eichengetäfelten Wand und einem gestählten männlichen Körper. Die Luft war erfüllt von einem berauschenden männlichen Duft und von Wärme – wie immer, wenn Duncan Ross in ihre Nähe kam. Willow musste sich beherrschen, um nicht zu erzittern.

Sofort tauchte die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht wieder auf. Vor ihrem inneren Auge sah sie Bilder ihrer nackt miteinander verschlungenen Körper, sah Duncans starke Hände, die erwartungsvoll über ihre Haut strichen, sah seine eindringlichen waldgrünen Augen. Sie erinnerte sich an das Gefühl seines muskulösen Körpers, der auf ihr lag, und an die Höhepunkte, die er ihr im Laufe des nächtlichen wundervoll sinnlichen Tanzes geschenkt hatte.

Diese sexuelle Durststrecke war die Hölle. Willow war ernsthaft versucht, auf das Angebot des Mannes, der für jeden ihrer schlüpfrigen Träume verantwortlich war, zurückzukommen.

Lächelnd wandte sie sich ihm zu. »Danke, Dunky, aber ich fürchte, meine Absichten sind alles andere als ehrenhaft, und ich bringe es nicht über mich, dein … Zartgefühl zu verletzen.«

Ein teuflisches Funkeln stand in den grünen Augen, die sie musterten. »Wie nett von dir, Willow Foster«, sagte Duncan, legte seinen Arm auf die Rückenlehne der Sitzbank und ließ seine Hand auf Willows Schulter gleiten, »dass du mich nicht ausnutzt.« Mit der anderen Hand schob er ihr das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit entgegen.

Willow erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, als sie mit Duncan Ross etwas getrunken hatte. Er hatte damals gerade die Papiere unterzeichnet, um die heruntergekommene Bar Drop Anchor zu kaufen. Die anschließende Feier hatte damit geendet, dass sie am nächsten Morgen in einem ähnlich heruntergekommenen Farmhaus in Duncans Bett aufgewacht war – wundervoll befriedigt und angemessen entsetzt. Von da an war es ziemlich schnell ziemlich steil bergab gegangen.

Bevor sie ihre Kleider hatte finden, geschweige denn hineinschlüpfen können, hatte Duncan schon angefangen, ihren Einzug bei ihm zu planen. Offenbar war ihm ihr schockiertes Schweigen entgangen, während er darüber philosophiert hatte, wie sie es logistisch lösen könnten, dass ihr täglicher Arbeitsweg zwei Stunden betragen würde.

»Es freut mich, dass du das bemerkst«, sagte Willow, tätschelte ihm den Arm und schlang dann die Finger um das Glas, das vor ihr stand, »denn unsere Freundschaft ist mir sehr wichtig.« Sie hob das Glas, sog den Duft der Flüssigkeit ein und blickte Duncan an. »Single Malt«, vermutete sie. »Fünfzehn oder zwanzig Jahre alt.«

»Dreißig«, korrigierte er sie leise und hob sacht ihre Hand mit dem Glas an, um sie zu ermutigen, davon zu kosten. »Ich habe lange darauf gewartet, diese Flasche endlich in den Händen zu halten. Sag mir, kleine Anwältin, ob sich meine Geduld ausgezahlt hat.«

Willow nahm einen Schluck. Wie Duncan es ihr beigebracht hatte, nahm sie den vollmundigen, leicht torfig schmeckenden Alkohol mit all ihren Sinnen auf, ehe sie ihn die Kehle hinunterrinnen ließ.

»Mhmmm«, machte sie und schloss die Augen, während sich der Whisky in ihrem Magen ausbreitete wie die warme Sommersonne. »Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.« Sie sah Duncan an und lächelte. »So schmeckt also ein dreißig Jahre alter Scotch.«

Er nahm ihr das Glas ab und wiederholte das Verkostungsritual, das sie gerade vollzogen hatte. Dann hob er das Glas, hielt es gegen das Licht und betrachtete die gelbbraune Flüssigkeit. »Yep. Es ist schwer zu glauben, dass ich ein fünfjähriger Junge war, als dieses schottische Gold abgefüllt wurde.« Er reichte Willow noch einmal das Glas und bedeutete ihr, einen zweiten Schluck zu nehmen. »Und es ist nicht nur ein Single Malt«, fuhr er fort, während sie erneut nippte. »Es ist ein Single Barrel, also ein Scotch aus einem Einzelfass, der nicht mit dem aus anderen Fässern derselben Brennerei gemischt worden ist.«

Willow genoss die zweite Welle der Hitze, die sie durchströmte, wandte sich dann Duncan zu, der nun lässig den Arm um sie legte, und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Für einen Troglodyten weißt du ziemlich viel über exklusiven Whisky.«

Willow hörte Rachel keuchen. Kee hätte sich beinahe beim Trinken verschluckt. Verdammt. Sie hatte glatt vergessen, dass sie Zuhörer hatten.

Duncan zog sie an sich, sodass sie in seine Augen blicken musste, in denen Belustigung aufblitzte. »Ich weiß über einige Dinge Bescheid, meine kleine Anwältin«, flüsterte er. »Unter anderem, wie man einen Frontalangriff übersteht.« Er beugte sich vor, bis sein Mund nur noch Zentimeter von ihren Lippen entfernt war. »Und es braucht weit mehr als eine freche kleine Göre wie dich, um mein Zartgefühl zu verletzen.«

»Mann«, knurrte Kee. »Ihr seid wie zwei Teenager, die eher von ihren Hormonen als von ihrem Verstand geleitet werden. Willow, erlös den Mann und schlaf endlich mit ihm.«

Willow blinzelte. Sie war sich nicht sicher, ob sie über Kees Aufforderung schockiert war oder eher über die Eindringlichkeit, mit der er die Aufforderung ausgesprochen hatte. Ihr Schwager sollte sie eigentlich verteidigen und nicht verkuppeln. Plötzlich verengte sie die Augen zu schmalen Schlitzen.

»Wie hoch ist dein Wetteinsatz?« Kee wurde rot. Willow nickte. »Tja, ich habe fünfhundert auf mich selbst gesetzt und habe vor, meinen Gewinn für einen hübschen kleinen Urlaub auf den Bermudainseln zu verwenden.«

»Fünfhundert?«, krächzte Rachel. »Du hast fünfhundert Dollar verwettet?«

»Fast jeder aus Puffin Harbor hat schon auf diese imaginäre Hochzeit gewettet«, erwiderte Willow und hob das Kinn an. »Warum sollte ich nicht auch mitmischen?«

»Weil es um dich geht?«, sagte Rachel und warf Duncan einen kurzen Blick zu, ehe sie wieder Willow ansah. »Ist das nicht unmoralisch? Bist du nicht befangen?«

»Nein«, antwortete Duncan und lachte leise. »Willow sorgt nur dafür, dass wir unsere Flitterwochen auf Tahiti verbringen können, statt mit den Bermudainseln vorliebnehmen zu müssen.«

Wenn sich in ihrem Glas nicht gerade dreißig Jahre alter Scotch befunden hätte, hätte Willow ihm das Getränk in diesem Moment ins Gesicht geschüttet.

Natürlich wusste Duncan, was ihr durch den Kopf ging. Lachend zog er sie an seine breite Brust, und ganz plötzlich wurde Willow von knisternder Hitze verzehrt. Sie konnte den Schauer, der über ihren Körper rieselte, weil sie sich Duncans Nähe mit einem Mal so bewusst war, nicht leugnen. Duncans Arm schloss sich fester um sie, und sie verfluchte ihren verräterischen Körper.

Warum gerade dieser Mann?

Warum musste sie sich, obwohl es auf der Welt so viele nette, anständige Männer gab, ausgerechnet zu Duncan Ross hingezogen fühlen? Er war ein Abenteurer, der jetzt als Barkeeper arbeitete. Er war ein großer, sehr männlicher Kerl mit blonden Haaren, und er verkörperte die Rückkehr in eine Zeit, als Muskeln noch nützlicher waren als Verstand, wenn es darum ging, eine naive junge Frau zu umwerben.

Willow löste sich aus seiner Umarmung, lehnte sich an die holzgetäfelte Wand und verschränkte die Arme, um ihre Erregung zu überspielen. Entweder geisterten einige vernachlässigte Gene in ihrem Körper herum, oder der sexuelle Entzug machte ihr doch mehr zu schaffen, als ihr klar gewesen war.

Um die Dürrezeit zu beenden, war es definitiv an der Zeit für einen Regentanz. Und sie war allmählich so verzweifelt, dass sie sogar bereit war, ihn auf den Stufen vor dem Verwaltungsgebäude in Augusta stattfinden zu lassen.

»Also«, sagte sie ein bisschen zu fröhlich und sah ihre Schwester an. »Hast du eigentlich wieder ein paar Briefkästen fertig, die wir aufstellen könnten?«

Rachel blinzelte verwirrt, als Willow so abrupt das Thema wechselte. »Ich … äh … Zwei sind fertig«, sagte Rachel schließlich und lächelte schief. »Mikaela hat sie dekoriert.«

»Oh …«

Willow zuckte zusammen, als sie sich vorstellte, wie die von ihrer Schwester so liebevoll gestalteten Briefkästen aussahen, nachdem eine Siebenjährige sie »dekoriert« hatte. Seit ein paar Jahren ersetzten Rachel und Willow den ahnungslosen Einwohnern von Puffin Harbor nun schon anonym ihre alten, verbeulten Briefkästen durch neue. Im Schutz der Nacht gruben sie Löcher in die Erde und stellten die kleinen Kunstwerke vor den Häusern auf. Die Hausbesitzer entdeckten sie am nächsten Morgen in der Regel sprachlos. Doch das Beste war mitzuerleben, wie der gesamte Ort rätselte, wer der geheimnisvolle »Briefkastenspender« sein mochte.

Vor zwei Jahren hatten sie ihren Wirkungskreis vergrößert, indem sie die zweieinhalb Meter hohe Statue in Form eines Papageientauchers im Stadtpark aufgestellt hatten. Es gab noch immer Spekulationen darüber, wer der Wohltäter von Puffy, wie alle den Vogel liebevoll nannten, sein könnte.

Und Kees Tochter Mikaela, die Rachel und Willow in ihr Herz geschlossen hatten, bestand darauf, sowohl bei der Dekoration der Kästen als auch beim Aufstellen zu helfen. Selbst der kleine Nicholas, Rachels und Kees vierzehn Monate alter Sohn, zeigte schon Interesse am heimlichen Hobby von Rachel und Willow, auch wenn er eher das Sägemehl verspeiste, als zu helfen.

»Du bist nur übers Wochenende in der Stadt, also sollten wir heute Abend einen Briefkasten aufstellen«, schlug Rachel vor und wollte nach Willows Drink greifen.

Sofort nahm Willow ihr das Glas wieder aus der Hand. »Das darfst du nicht trinken. Du könntest schwanger sein.«

Einige Sekunden lang herrschte erstauntes Schweigen, dann wandte Keenan Oakes sich seiner Frau zu. Der Ausdruck in seinen Augen war so eindringlich, dass es ein Wunder war, dass Rachel nicht in Flammen aufging.

Sie errötete, funkelte Willow an und drehte dann den Kopf, um ihren Mann anzulächeln. »Ich … äh … Es ist nur eine Vermutung. Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht … Es ist nicht …«

Willow stieß Duncan in die Seite und schob ihn von der Bank. »Ich kann heute Abend keine Briefkästen aufstellen, Schwesterherz«, sagte sie, stand auf und blickte ihre aufgebrachte Schwester an. »Ich bin in einer Stunde verabredet. Wahrscheinlich bin ich erst morgen Vormittag wieder zurück.«

Abermals herrschte Schweigen, so drückend dieses Mal, dass das Gemurmel der anderen Gäste ebenfalls zu verstummen schien.

Willow verspürte das Bedürfnis, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Sie entfachte an diesem Abend ein Feuer nach dem anderen, und wenn sie nicht schnell verschwand, würde sie sich verbrennen.

»Ich muss jetzt los«, murmelte sie und machte auf dem Absatz kehrt.

Auch Duncan sah sie nicht an. Sie war zu feige oder, besser gesagt, zu intelligent, um sich dem Blick zu stellen, den sie im Rücken spürte.

Willow ging an dem Feuer im Kamin vorbei und nickte einigen Freunden zu. Unwillkürlich hielt sie die Luft an, denn sie rechnete damit, dass sich jeden Augenblick eine große starke Hand auf ihre Schulter legte.

Sie wollte Duncan Ross nicht heiraten, ihn aber auch nicht provozieren. Einen Troglodyten am Schwanz zu ziehen, war nicht gerade das Klügste, was eine Frau während einer sexuellen Dürreperiode tun konnte.

Sie erreichte die Damentoilette, ohne aufgehalten zu werden. Willow schloss die massive Eichentür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und stöhnte auf. Endlich gab sie dem Bedürfnis nach, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.

»Dämlich. Dämlich«, zischte sie und schloss die Augen, als ihr klar wurde, dass sie den Pub besser verlassen hätte, anstatt sich hinter der nächstbesten Tür zu verstecken.

Ganze fünf Minuten stand sie da und schimpfte mit sich selbst. Sie wusste genau, dass Duncan auf sie wartete. Missmutig beäugte sie das schmale Toilettenfenster und dachte darüber nach, ob sie hindurchpasste. Schließlich seufzte sie resigniert, drückte das Fenster auf und kletterte hinaus in die kühle Juninacht.

Kapitel 2

Mit der Geduld eines Raubtiers, das auf seine Beute wartete, lehnte Duncan auf dem nur spärlich beleuchteten Parkplatz an seinem bonbonroten Geländewagen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine gekreuzt. Jeder, der ihn nicht kannte, würde denken, dass es eine lässige Pose war.

Schon bald wurde er durch den Anblick Willows belohnt, die aus dem Toilettenfenster seines Pubs kletterte. Zuerst tauchte ein Bein auf, dann der kleine Po, der in der engen Jeans besonders gut zur Geltung kam, und danach das zweite Bein. So hing sie über dem Sims. Ihr Pullover blieb an einem vorstehenden Nagel hängen, während sie mit dem Fuß nach Halt suchte. Plötzlich rutschte sie ab, fiel in einen Stapel Feuerholz und fluchte so laut, dass es bis zum Parkplatz zu hören war.

Duncan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war ein Wunder, dass sie noch so tadellos aussah, nachdem sie gerade noch von einem Fettnäpfchen ins andere gehüpft war. Sie hatte Rachels Geheimnis verraten und dann erzählt, dass sie die Nacht nicht zu Hause verbringen und erst spät am nächsten Vormittag zurück sein würde.

Dass Rachel Duncan anvertraut hatte, dass sie Willow mit einem alten Freund von der Highschool hatte telefonieren hören, verhieß auch nichts Gutes für das freche kleine Ding.

Duncan stand kurz davor, Willow zu sich nach Hause zu entführen, auch wenn sie sich heftig wehren sollte. Dann würde er sie an sein Bett fesseln und nicht eher gehen lassen, bis sie eingewilligt hätte, ihn zu heiraten. Erneut grinsend, stellte er sich die Szene vor und beobachtete, wie Willow in die Freiheit schlich. Immer wieder sah sie über die Schulter zum Pub zurück. Eine kühle Meeresbrise wehte ihr das lange Haar ins Gesicht. Sie kramte in ihrer Tasche nach ihrem Autoschlüssel, hatte offensichtlich ganz vergessen, dass sie dieselbe schlechte Angewohnheit wie die meisten anderen Bewohner von Puffin Harbor besaß: Sie ließen ihre Schlüssel einfach im Fußraum ihres Autos liegen. Die Schlüssel zu Willows Wagen steckten sicher in Duncans Hosentasche.

Willow war anscheinend zufrieden, dass ihr die Flucht unbemerkt und unbeschadet gelungen war. Sie rannte auf ihren Pick-up zu. In diesem Moment erblickte sie Duncan, keuchte hörbar auf und blieb ein paar Meter von ihm entfernt stehen.

Duncan sah sie weiter an, beobachtete, wie sie unwillkürlich das Kinn hob und die Schultern straffte. Ein kämpferischer Ausdruck trat in ihre Augen. Er hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt. Gespannt wartete er darauf, wie einfallsreich ihre Ausrede sein würde.

Gott, er liebte ihre Spielchen.

Plötzlich hielt sie ihre Armbanduhr in das schummrige Licht der Straßenlaterne und tat so, als wäre ihr soeben ein wichtiger Termin eingefallen.

»Ich komme zu spät, Dunky«, sagte sie. Ungeduld schwang in ihrer Stimme mit. Sie zog eine Augenbraue hoch und blickte wieder zu ihm. »Wolltest du irgendetwas Bestimmtes?«

»Yep. Dich.«

Sie zupfte ihren Pullover zurecht, stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Wir wissen beide, dass das nicht passieren wird. Niemals.«

»Sag niemals nie, kleine Anwältin. Es ist ein Wort, das dich möglicherweise dein Leben lang verfolgen wird. Wohin willst du, Willow?«

»Es geht dich zwar nichts an, aber ich treffe mich mit einem alten Freund, den ich seit der Highschool nicht mehr gesehen habe.«

»Und du bleibst über Nacht?«

Sie hob ihr Kinn noch etwas weiter an und ballte die Hände zu Fäusten. »Wir werden wahrscheinlich etwas trinken, also werde ich nicht mehr nach Hause fahren können, sondern bei ihm übernachten. Und so, wie ich seine Frau kenne, wird sie ein Frühstück zubereiten, das so verführerisch ist, dass ich nicht einfach so verschwinden kann.«

»Ray und Patty Cobb haben sich vor drei Monaten getrennt.«

Willow ließ die Arme sinken. »Sie haben sich getrennt?«

Ihre Überraschung war nicht gespielt. Duncan wurde klar, dass sie es tatsächlich nicht gewusst hatte. »Yep«, sagte er ruhig. »Hast du Cobb angerufen, oder hat er sich bei dir gemeldet?«

Unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück und erstarrte. »Woher weißt du, dass ich mich mit Ray treffe?« Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Und wer hat dir erzählt, dass er und Patty sich getrennt haben?«

»Deine Schwester hat es mir gesagt, als du dich auf der Damentoilette versteckt hast«, erklärte er mit einem gleichgültigen Achselzucken. »Vermutlich aus Rache, weil du Kee so gedankenlos verraten hast, dass sie schwanger ist.«

Duncan sah, wie Willow zusammenzuckte. »Rachel ist sich ja noch nicht sicher«, murmelte sie und drehte sich in Richtung ihres Wagens um.

Duncan war bei ihr, noch ehe sie irgendetwas unternehmen konnte. Er packte sie an der Taille, hob sie hoch, setzte sie auf der Motorhaube ab und stellte sich zwischen ihre Knie – und das alles ging so schnell, dass Willow sich an seinen Schultern festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, nahm dann ihr Gesicht in die Hände und hielt sie fest genug, um ihr klarzumachen, dass sie sich besser nicht widersetzte. Sie erstarrte und blickte ihn mit vor Angst geweiteten Augen an.

Oder war es einfach das Bewusstsein, wie nahe er ihr war?

»Komm heute Nacht mit zu mir.«

»Das kann ich nicht, Duncan. Und du weißt auch, warum.« Ärger schwang in ihrer geflüsterten Antwort mit. Und Bedauern.

»Dann bleib und hilf mir, die Flasche Scotch zu leeren.«

Langsam schüttelte sie in seiner Umarmung den Kopf. »Ich würde nur wieder in deinem Bett aufwachen.«

»Eineinhalb Jahre Enthaltsamkeit, das ist …«

Die Röte schoss ihr in die Wangen, in ihre Augen trat ein trotziger Ausdruck. »Wie kommst du darauf, dass ich enthaltsam gelebt habe? Ich hatte viele Dates. Um nicht zu sagen mehr als hundert«, sagte sie und fuchtelte zornig mit den Händen.

»Aber mit keinem dieser Männer hattest du am Ende Sex.«

»Woher weißt du …?« Sie wand sich, um sich aus seinem Griff zu lösen und schob ihn von sich. »Lass mich los. Ich muss meine Schwester umbringen!«

Er ignorierte ihren Widerstand und gab ihr einen Kuss, der längst überfällig war. Er hielt sie fest, während er das torfig schmeckende Gerstenmalz kostete, das sich mit ihrem süßen Geschmack vermischte.

Willow sog den Atem ein, erstarrte und vergrub die Finger in seiner Lederjacke. Duncan fuhr mit der Hand über ihren Rücken und zog sie näher zu sich heran. Er stöhnte auf, ließ die Lippen nicht von ihren, bis sie erschauerte.

»Himmel«, knurrte er und löste sich dann widerwillig von ihr, um Luft zu holen. »Willow, tu uns das nicht an. Du willst es genauso sehr wie ich.«

Sie legte ihre zitternden Hände an seine Wangen und lächelte ihn traurig an, auch wenn in ihren Augen Leidenschaft aufblitzte. »Damals hast du jede Chance auf eine gemeinsame Zukunft vermasselt, Duncan. Du hast mich mit zu dir genommen, hast eine wundervolle Nacht mit mir verbracht und bist am nächsten Morgen völlig unvermutet zu einem Höhlenmenschen mutiert.«

»Troglodyt ist der richtige Ausdruck«, flüsterte er und presste sie an sich.

»Ja, das stimmt«, erwiderte sie leise. »Du bist besitzergreifend, mehr als fürsorglich und unglaublich körperlich, und du lebst in einem längst vergangenen Jahrhundert. Wenn ich nicht aufpasse, wenn ich auch nur eine Sekunde lang unaufmerksam bin, habe ich am Ende mehr Schwierigkeiten, als ich verkraften kann.«

Er löste ihre Hände von seinem Gesicht und hielt sie an seine Brust gedrückt. »Das ist doch wunderbar, meine Kleine. Deine Kraft harmoniert mit meiner und das auf eine Art, die lebenslängliche Leidenschaft verspricht.«

»Ich kann eine solche Verpflichtung nicht eingehen, Duncan. Kannst du das nicht verstehen?«

»Doch«, sagte er und seufzte. Er beugte sich vor und gab ihr noch einen zärtlichen Kuss, dann zog er sich zurück und sah ihr in die Augen. »Ich habe das von Anfang an verstanden. Sag deine Verabredung mit Cobb ab.«

»Das kann ich nicht.« Sie seufzte ebenfalls. »Es ist keine richtige Verabredung. Ich treffe mich heute Abend mit Ray, weil er mir etwas zeigen will.«

Duncan wollte darauf wetten, dass Ray Cobb ihr »etwas zeigen« wollte. »Dann komme ich mit.«

Sie schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Es ist etwas Berufliches.«

»Etwas Berufliches? Du bist stellvertretende Generalstaatsanwältin!« Er legte den Kopf schräg. »Deine Schwester meinte, Cobb sei ein Hummerfischer. Was sollte er mit dir zu besprechen haben?« Duncan drückte ihre Hände. »Und warum musstest du hierherkommen, um dich mit ihm zu treffen? Abends? Die ganze Nacht, um genau zu sein?«

Sie wand sich, um sich aus seiner Umarmung zu befreien, und Duncan trat zurück, damit sie von der Kühlerhaube des Pick-ups springen konnte. Mit einem Schnauben wandte sie sich um und öffnete die Fahrertür.

»Genau aus diesem Grund können wir nicht zusammen sein. Ich kann mich nicht einmal mit jemandem treffen, ohne dass du deine Besitzansprüche geltend machst und überfürsorglich reagierst. Ich mache den Job jetzt schon seit einiger Zeit, und ich bin bisher sehr gut ohne deine Hilfe zurechtgekommen. Geh und kümmere dich um deine Bar.«

»Ich hab Leute dafür. Ich nehme mir heute Abend frei.«

»Du kannst nicht mitkommen …« Sie verstummte mitten im Satz, griff in ihren Wagen, holte die Flasche hervor, die er auf den Sitz gelegt hatte, bevor sie gekommen war, und blickte ihn fragend an. »Du bist dir deiner Sache ziemlich sicher, oder?« Sie nahm die Flasche und hielt das Etikett ins Licht der Straßenlaterne. »Rosach Distillery«, las sie vor. »So heißt deine Bar heute, Rosach Pub.«

Er nahm ihr die Flasche ab. »Das sind meine stillen Teilhaber.«

»Aber ich dachte, du hättest die Bar mit dem Anteil der Belohnung gekauft und renoviert, die du, Kee und die anderen bekommen habt, als ihr Thaddeus Lakemans gestohlene Kunstgegenstände wiederbeschafft habt.«

»Yep, das habe ich. Ich hab die Rosach Distillery trotzdem als Partner mit ins Boot geholt.«

Willow sah ihn nachdenklich an, bückte sich dann noch mal in den Wagen und holte die Lederschatulle heraus, die neben der Flasche gelegen hatte.

»Was ist das?«, fragte sie und strich mit den Fingerspitzen über die verblassten goldenen Buchstaben auf dem Deckel. »Wer ist Galen Ross?«, wollte sie wissen und öffnete die kleine Box.

Willow warf ihm einen überraschten Blick zu, nahm das Glas aus der mit Samt ausgeschlagenen Schatulle und hielt es hoch, um sich die Gravur anzusehen. »Das ist das Glas, aus dem ich gerade im Pub getrunken habe«, sagte sie und blickte ihn erneut an. »Auf dem Glas ist das gleiche Wappen wie auf der Flasche. Wer ist Galen Ross?«, wiederholte sie.

»Mein Vater.«

»Du hast einen Vater?«, platzte sie heraus, schüttelte dann den Kopf und lächelte. »Ich meine, ich weiß natürlich, dass du nicht elternlos aus einer Höhle gekrochen bist, aber ich hab nie darüber nachgedacht, dass du eine Familie haben könntest. Du sprichst nie über sie.«

Er klemmte sich die Flasche unter den Arm und nahm ihr die Schatulle und das Glas ab. Behutsam legte er das Glas zurück in die Box und klappte vorsichtig den Deckel zu. »Mein Vater und ich wollten den Scotch eigentlich zusammen probieren, wenn der Tropfen lange genug gereift und alt genug gewesen wäre. Aber er ist vor sechs Jahren gestorben.«

»Das tut mir leid, Duncan«, sagte sie leise.

Er nahm die Schatulle und die Flasche unter den Arm. »So ist das Leben«, war alles, was ihm dazu einfiel.

»Deshalb weißt du so viel über Whisky«, fuhr sie fort. »Dein Vater hat für die Rosach Distillery gearbeitet. Er war einer dieser … Wie nennt man diese Leute? Whiskysommelier?«

»Yep. Galen Ross hatte eine legendäre Nase, was Whisky betraf.«

»Und das ist sein Verkostungsglas«, sagte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und zog am Ärmel von Duncans Jacke. »Danke, dass du diesen besonderen Scotch mit mir geteilt hast, Duncan«, flüsterte sie. »Und dafür, dass du mich aus dem Glas deines Vaters hast trinken lassen.«

Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, drehte sich dann um und stieg in ihren Wagen. Duncan sah zu, wie sie im Fußraum nach ihrem Schlüssel suchte, sich kurz darauf fluchend zur Seite lehnte und ihre Suche im Fußraum des Beifahrersitzes fortsetzte.

Duncan zog die Schlüssel aus seiner Tasche, sagte jedoch nichts. Er wollte, dass Willows Frust wuchs – denn er war sicher, dass ihr Frust seinem nicht annähernd gleichkam. Er lächelte, als Willow mit einem Mal innehielt. Sein Lächeln wurde noch breiter, als sie sich abrupt aufrichtete, ihn anfunkelte und wortlos die Hand ausstreckte.

Er ließ die Schlüssel unerreichbar für sie an seinem Finger baumeln. »Nimm mich mit, und ich verspreche dir, keinen Pieps zu sagen. Ich werde dich nicht bei deiner Arbeit stören.«

Sie stieg wieder aus, baute sich vor Duncan auf und blickte ihn mit einer Grimmigkeit an, die selbst dem Teufel Angst gemacht hätte. »Vertraust du mir, Duncan?«

Er verlagerte das Gewicht auf ein Bein, schloss die Hand um die Schlüssel und schob sie unter den Arm, unter den er auch die Schatulle und die Flasche geklemmt hatte. »Ich glaube, dass du mich in wirklich wichtigen Fragen nicht anlügen würdest«, sagte er ruhig. »Und ich glaube, dass du weißt, was du tust, wenn es um deine Arbeit geht. Aber ich glaube, dass dein ehemaliger Freund ganz bestimmte Absichten hat.«

»Ray und ich waren gerade mal drei Monate zusammen«, blaffte sie. Offensichtlich war sie mit ihrer Geduld am Ende – und anscheinend beeindruckte es sie überhaupt nicht zu hören, dass er ihr traute. »Ich bin nicht an Ray Cobb interessiert. Also jedenfalls nicht als Mann.«

»Dann solltest du kein Problem damit haben, dass ich mitkomme.«

Wieder streckte sie die Hand aus. »Du kommst nicht mit.«

Er legte seine Hand auf ihre, die Schlüssel noch immer in der Faust verborgen. »Wenn ich darauf eingehen soll, musst du wenigstens morgen Abend mit mir essen gehen.«

Willow stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf, und Duncan wurde klar, dass sie sich gerade sehr zusammenreißen musste, um ihn nicht zu treten. »Ich möchte mich nicht bei einem Date in der Öffentlichkeit mit dir sehen lassen, das würde das Gerede über uns nur noch weiter anheizen.«

»Kein Problem. Wir können bei mir zu Hause essen.«

Sie sah hinunter auf sein Bein – genauer gesagt auf sein Schienbein. Ganz offensichtlich überlegte sie, ob ein Tritt dorthin genügend Wirkung haben würde. Doch im nächsten Moment blickte sie wieder hoch, denn sie hörte die Schlüssel klimpern. Fassungslos sah sie zu, wie Duncan sie in die Brusttasche seiner Jacke steckte, beobachtete, wie er kurz darauf einen Stift hervorholte.

Er griff nach ihrer Hand, die sie noch immer ausgestreckt hatte. Wie vermutet, hielt Willow still. Zu groß war ihre Neugier. Sie versuchte zu entziffern, was er in kleinen blauen Lettern darauf schrieb.

»Was bedeutet das?«, wollte sie wissen, hielt ihre Handfläche ins Licht und blinzelte. »Potes currere …« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Entweder kannst du nicht richtig schreiben, Dunky, oder das ist irgendeine andere Sprache.« Sie sah wieder auf ihre Hand und las die Wörter vor. »Potes currere sed te occulere non potes.«

Duncan zuckte zusammen. »Das ist ein echter Anschlag auf die Sprache.«

ENDE DER LESEPROBE