Mein Kalifats-Kochbuch - Hasnain Kazim - E-Book

Mein Kalifats-Kochbuch E-Book

Hasnain Kazim

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Himmelbett dem Zwiebelmett! Kalif Kazim bittet zu Tisch

Drei Gerichte bilden die kulinarischen Grundpfeiler des Kalifats des Kalifen Kazim: Grünkohl und Curry und Punschkrapfen. Doch das ist nicht alles, wovon ein Kalif sich ernährt. Sein Speiseplan muss abwechslungsreich und ausgewogen sein, Vitamine bieten, Kraft und Energie schenken für die aufreibenden Tage eines Staatsoberhaupts. Auf mehrfachen, ausdrücklichen Wunsch seiner Untertanen lupft der Kalif des Kalifats Karfiolien die Deckel seiner Kochtöpfe. Getreu seinem Staatswappen, das ein Blumenkohl schmückt, lässt er Kohl und Kurkuma ihren Duft verbreiten und seinen Untertanen die Sinne vernebeln. Dazu wartet er auf mit Kuriosem, Hilfreichem und Geheimnisvollem aus der Kochstube seiner Majestät und verrät, wie man beim Kaiser- pardon, Kalifenschmarrn mogeln kann, warum ein Leben ohne Mango sinnlos ist und warum Inder keine Glatzen kriegen. Das Ganze in toller Ausstattung, durchgehend farbig illustriert!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 170

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hasnain Kazim ist gebürtiger Oldenburger und Sohn indischpakistanischer Einwanderer. Er wuchs im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, und in Karatschi in Pakistan auf, studierte Politikwissenschaften und schlug eine Laufbahn als Marineoffizier ein. Er liebt Grünkohl und Curry, aber nicht zusammen. Das journalistische Handwerk lernte er im Schwäbischen, bei der »Heilbronner Stimme«; danach schrieb er unter anderem für das dpa-Südasienbüro in Delhi und von 2004 bis 2019 für den SPIEGEL und SPIEGELONLINE, die meiste Zeit davon als Auslandskorrespondent in Islamabad, Istanbul und Wien.

Für seine Arbeit wurde er bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der »CNN Journalist Award«. Er lebt als freier Autor nach wie vor in der österreichischen Hauptstadt und hat mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem »Grünkohl und Curry«, »Plötzlich Pakistan« und »Krisenstaat Türkei«. Das Taschenbuch »Post von Karlheinz« (2018), das seine Dialoge mit wütenden Leserinnen und Lesern versammelt, stand viele Wochen auf der Bestsellerliste. »Auf sie mit Gebrüll!« (2020), eine Anleitung zum richtigen Streiten, wurde ebenfalls direkt nach Erscheinen ein Bestseller. Zuletzt erschien »Mein Kalifat. Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte«.

Außerdem von Hasnain Kazim lieferbar:

Post von Karlheinz. Wütende Mails von richtigen Deutschen – und was ich ihnen antworte

Auf sie mit Gebrüll! … und mit guten Argumenten. Wie man Pöblern und Populisten Paroli bietet

Mein Kalifat. Wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte

HASNAIN KAZIM

MEIN

KALIFATS-

KOCHBUCH

Weisheiten und Rezepte

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten,

so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung,

da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich

auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2022 by Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Grafiken: Hafen Werbeagentur gsk GmbH, Hamburg

Umschlaggestaltung und Umschlagmotiv: Hafen Werbeagentur gsk GmbH, Hamburg

Satz: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-29165-5V001

www.penguin-verlag.de

»Man kann nicht gut denken, gut lieben, gut schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat.«

Virginia Woolf, 1882 bis 1941

»Bescheidenheit, Bescheidenheit,

verlass mich nicht bei Tische!

Und gib, dass ich zur rechten Zeit

das größte Stück erwische.«

Mündlich überliefert seit mindestens 1900

All den Menschen, die selbstlos und großherzig anderen Menschen einen Platz an ihrem Tisch anbieten

Inhalt

Chili und Licht

So gehet hin, kochet, esset, frohlocket!

Die 99 Namen des Essens

Instrumentenkammer der Hofküche

Wtihigcer Hiwines!

Wer kann kochen im Kalifat?

Vom Experimentieren

Zaubertrank

Wundermittel

Karfiolischer Karfiol

Kalifatische Rosenkohlregel

Grünkohl, das Curry des Nordens

Vorwort zum Curry

Curry, das Gericht des südlichen Himmels

Hohelied des Currys

Kindercurry/Kalifatsfaschiertes

Arbeitercurry

Chapati

Eine kleine Reiskunde

Das weiße Glück

Daal, aber dalli!

Hollern-Twielenflether Linsensuppe

Mannomann, Menemen!

Schönheit des Essens

Eier-Zubereitung I (kalifatisch)

Eier-Zubereitung II (klassisch)

Pfannenglück

Kaputter Pfannkuchen oder: Kalifenschmarrn

Zitronenkuchen Koranhändlerinnen-Art

Außen rot, innen braun und immer a bisserl betrunken

Die wertvollste Zutat: Zeit

Der beste Pizzateig der Welt

Die beste Pizzasauce der Welt

Umami- und Foodieverbot

Gärtrud und Hermann

Ein Himmelbett fürs Zwiebelmett

Kabelsalat

Profi-Himmelbett fürs Zwiebelmett

Die sehr hervorragende Schokoladendiät

Puchheimer Zwiebelmettbrötchen

Die große Zwiebelmettbrötchenspaltung

Die wundersame Zwiebelheilung

Teetirade

Der Tee aller Tees: Masala Chai

Keine Ode an die Mango

Mango, eisgekühlt

Lass sie Lassi trinken!

Lass sie Lassi salzig machen!

Moral und gebackene Bananen

Frittologie

Kartoffeln für das Volk!

Kartoffelkabumm

Kalifatisches Himmel un Ääd

Kartoffelsalatfatwa

Trenderdäpfel

Trendfood

Goldwasser

Antiideologische Butter

Der weltbeste Salat

Kalifatische Fehlerkultur

Müll am Zahni

Faschiertes im Kerker

Dämmstoff II

Dämmstoffummantelung

Shocking!

Andrea-Hofmann-Tomatensuppe

Alles Käse! Oder auch nicht.

Politisch korrektes Kalifatsessen

Überbackeritis

Minarettfrüchte

Sauce Kalifataise

Gewürzfatwa

Fischeintopf à la Maria

Satansbraten!

Görgönsölöd

Rotkohl/Blaukraut/Rotkraut/Blaukohl

Gehet hin und teilet!

Lobpreisung

Chili und Licht

Ihr seid das Chili der Erde. Wenn nun das Chili nicht mehr schärft, womit soll man schärfen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.1

1Sollte jemand an dieser Stelle den Verdacht hegen, der Kalif könnte sich aus der Bergpredigt bedient haben – er oder sie hat recht!

So gehet hin, kochet, esset, frohlocket!

»Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen«, liest der Kalif. »Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden aus Israel.«2

Große Güte! Weil man etwas Falsches gegessen hat! Ausgerottet, aber nicht, weil man etwas Schlechtes verzehrt hat und nun elendig daran verendet, sondern weil eine höhere Instanz Gehorsam bei der Wahl der Speisen einfordert – und im Falle von Ungehorsam straft! Das stößt dem Kalifen immer öfter auf: Essen als Ausdruck eines Glaubens, Essen als Zeichen einer Weltanschauung, Essen als Symbol eines Lebensstils – du bist, was du isst!

Dies darfst du nicht!

Jenes musst du unbedingt!

Wenn du auf dich hältst, isst du dieses auf jeden Fall!

Wenn du nicht sündigen willst, nimmst du jenes auf gar keinen Fall zu dir!

Nahrungszufuhr, denkt der Kalif, dient längst nicht mehr allein der Überlebenssicherung. Ganze Philosophien haben sich darum entsponnen. Dabei sollte sie in seinem Kalifat vor allem genussvoll sein. Die Sinne erfreuen. Es gibt doch nichts Schöneres als ein köstlich Mahl!, denkt er sich.

Ist nicht das Sauerteigbrot aus der kalifatischen Hofbäckerei ganz besonders vorzüglich? Und darauf soll er sieben Tage verzichten?

Der Kalif, ein ebenso leidenschaftlicher Esser wie leidenschaftlicher Koch, wälzt das Thema in seinem Kopf hin und her. Iss dies, iss das, iss dies nicht, iss das nicht! Alle möglichen Instanzen mischen sich ein, wenn es darum geht, was man essen soll und was nicht – von der Mutter bis zu Gott.

Der Kalif denkt an die Menschen, die Hunger leiden, weil sie in Armut leben und nicht wissen, wovon sie ihr Essen bezahlen sollen. Er denkt an jene, die im Überfluss leben und Essen gedankenlos wegwerfen. Andere beginnen, aus unterschiedlichen Gründen auf Fleisch zu verzichten: weil es ihnen nicht schmeckt, weil sie glauben, dass, wenn weniger Tiere gezüchtet werden, die Welt gerettet werden wird, oder weil sie das Leid der Tiere nicht ertragen. Wieder andere verzichten gleich auf sämtliche tierische Produkte, auf Honig, Milch und Eier. Was machen die bloß im Kalifat, wo Milch und Honig in Strömen fließen?, fragt er sich. Dann sind da die, die bestimmte Lebensmittel meiden, weil die eine bestimmte ungesunde Wirkung haben – tatsächlich oder angeblich. Ja, klar, denkt er, natürlich hat Ernährung Auswirkung auf den Körper! Aber was die Leute so alles behaupten … Manches kann der Kalif nachvollziehen, anderes erschließt sich ihm nicht.

Der Kalif sieht, dass viele Untertanen sich in die merkwürdigsten Diäten stürzen (»Friss die Hälfte!« – »Low-Carb-Diät!« – »High-Carb-Diät!« – »Trennkost!« – »Paleo-Diät: Essen wie in der Steinzeit!« – »Fettdiät!« (ernsthaft!) – »Die neue Wasserdiät!« – »Intervallfasten!« und so weiter und so fort).

Die Fähigkeit zum Verzicht hält der Kalif für eine Tugend – aber Butter, Zucker, Salz für immer entsagen? Das wäre so, als entsagte man in der Sprache einzelner Buchstaben, weil sie vielleicht zu hart klingen. Verzichten wir zuersd ab soford auf das harde t und ersedsen es durch ein weiches d! Danak das im Hals kradzende ch und ebenso g durk k. Ausnahmslos nadürlik. Und wosu das unnödike sch und z, wenn ein s reikd? Als näksdes verswinden sinlose Dopelunken und Verlänkerunken. Jedsd haben wir son einige Buksdaben einkespard – ein doles Siknal in Seiden, in denen wir ale den Kürdel enker snalen und auf besdimde lebensmidel versikden müsen: Auk di Rekdsreibunk bleibd nikd versond. wir versikden kunfdik auf kros- und kleinsreibunk, auf umlaude, und das v safen wir auk ab, da ein f folik ausreikd. rekdsreibunk und esen sind nun slikd und einfak. di frake »wi wird das kesriben?« sdeld sik nikd mer. »wi wird das kekokd oder kebaken?« auk nikd. aber wolen wir das? isd das son? so eine sprake isd kenau so blod wi su fil fersikd beim esen furkdbar isd.

Aber wir kommen vom Weg ab.

Also: Nein!

Also: Butter! Zucker! Salz!

aber in masen, bide.

Dann wieder stellt der Kalif fest, dass manche Geschäfte Grundnahrungsmittel wie Juwelen präsentieren. Bäcker, die ihr Brot in Vitrinen ausstellen und dafür horrende Preise verlangen. Klar, zurück zum Handwerk, keine chemischen Fabrikprodukte! Ein Bäcker soll gutes Brot backen, mit guten Zutaten, und für sein gutes Produkt soll er einen angemessenen Preis erhalten. Aber, stellt der Kalif fest, ein paar übertreiben es gewaltig.

Es gibt, beobachtet der Kalif weiter, Menschen, die nur noch auf ihre Gesundheit achten und die merkwürdigsten Dinge essen in der Überzeugung, dies sei ihrem Wohlbefinden förderlich. Andere frönen maßlos und unersättlich dem Genuss, stopfen gedankenlos Dinge in sich hinein: Süßes, Salziges, Fettiges, ungeachtet der Schädlichkeit diverser Speisen. Manche sehen in der Tätigkeit des Essens ausschließlich Kalorienzufuhr, exakt berechnet nach dem Bedarf ihres Körpers. Einige treiben es gar auf die Spitze und greifen, anstatt das Essen zu genießen und das Sinnliche zu feiern, zu Pillen, Tropfen, Spritzen, als wären sie Astronauten. Ihr Speiseplan besteht aus Eiweißpulver, Vitaminpillen und Fibre Drinks. Dann gibt es die, die sich in Völlerei ergehen, für sie darf es nur das Teuerste, Beste, Seltenste sein, auch wenn es noch so scheußlich schmeckt: Champagner, Kaviar, Schneckenschleim! Kobe-Rind, Kugelfisch, Mäusespeichel!

Scharlatane nutzen die Verwirrung, sie preisen bestimmte Ernährungsweisen und bereichern sich an der Verunsicherung der Menschen. Sie warnen vor Harmlosem und verharmlosen Warnungsbedürftiges.

Meine verwirrten Kalifatlinge brauchen Rat und Anleitung!, denkt sich der Kalif. Er registriert, welche Flut an Kochbüchern, Kochkursen, Kochshows, Ernährungsratgebern, Gourmetreisen et cetera es gibt. Und wie oft, erinnert er sich, haben die Untertanen mich trotzdem nach Rezepten gefragt? Wie oft hat er sich selbst überfordert gefühlt angesichts der unendlichen Rezeptflut im Internet und der Vielzahl der Kochbücher auf den Bücherbasaren?

Die Menschen brauchen einen, der ihnen sagt, wo es langgeht, was sie guten Gewissens kochen und essen können und was nicht! Ein Rezeptbuch und Gesetzeswerk gleichermaßen, eine Anleitung und Anregung zum Zubereiten köstlichster Speisen, vom Arbeitercurry bis zum Zwiebelmettbrötchen. Und von den verbotenen Dingen, also von der Aubergine bis zur Zucchini.

Dies ist das Standardwerk der kalifatischen Küche! Es ist das Kochbuch aller Kochbücher! Das Maß der Dinge!

Mögen euch die hier vorgestellten Speisen immer munden und nie schwer im Magen liegen!

2Man werfe einen Blick in die Bibel! Und zwar in das Zweite Buch Mose (Exodus)!

Die 99 Namen des Essens

»Kalif, mein Bester, warum um Himmels willen wollt Ihr ein Kochbuch veröffentlichen, wo es doch schon eine Milliarde Kochbücher gibt? Und man ohnehin nahezu jedes Rezept im Internet findet?«, fragt der Großwesir den Kalifen.

Und der Kalif, der mehr noch als das Essen die Sprache und schöne Wörter liebt, antwortet dem Großwesir: »Ich möchte, dass meine Kalifatlinge immer gut essen! Sie sollen sich laben, futtern, mampfen, ja fressen! Sie sollen sich verköstigen, Essen fassen, etwas zu sich nehmen, sich etwas einverleiben, schmackofatzen, tüchtig löffeln, sich ordentlich ernähren, sich vollstopfen, Völlerei betreiben, vertilgen, verputzen, jausen, spachteln, schnabulieren, zulangen, verzehren, verdrücken, frühstücken und dinieren, naschen, picken, knabbern, knuspern, sich gütlich tun, reinhauen, habern, speisen, tafeln, sich vollfressen, soupieren, schlemmen, schlingen und verschlingen, picknicken, über etwas herfallen, zu Tisch sein und bei Tisch sitzen, den Hunger stillen, ebenso den Appetit, beim Mahl sitzen, schmausen, genießen, etwas einnehmen, sich etwas einwerfen, sich stärken, kosten, sich verpflegen, zugreifen, schlucken, beißen, sich versorgen, vernichten, sich etwas reinziehen, konsumieren, backen und banken, die Zunge streicheln, degustieren und probieren, sich den Magen vollschlagen, den Verdauungsapparat anwerfen …«

»Gut, Kalif«, lenkt der Großwesir nun ein. »Ich denke, ich habe verstanden.«

Instrumentenkammer der Hofküche

Was braucht der Kalifatling in der Küche? Diese Frage rührt an etwas Existenziellem, nämlich an der grundsätzlichen Frage: Was braucht der Mensch zum Leben? Nun, wir Kalifatlinge sind unterschiedliche Wesen, entsprechend gibt es eine Bandbreite von Bedürfnissen – auch in der Küche. Wer beispielsweise täglich mehrere Teige kneten muss, sollte vielleicht über die Anschaffung einer Knetmaschine nachdenken. Wer täglich Dutzende Konserven öffnen muss, dem ist vielleicht ein elektrischer Dosenöffner von großem Nutzen. Und wer ein Brot nach dem anderen schneidet, dem ist möglicherweise mit einer Brotschneidemaschine geholfen. In anderen Fällen tun es beim Teigkneten die Hände (welch herrlich Gefühl!), genügt ein normaler mechanischer Dosenöffner (vielleicht sogar das ansonsten nutzlos in der Schublade herumliegende Taschenmesser), reicht ein einfaches Brotmesser (das, findet der Kalif, in jeden kalifatischen Haushalt gehört).

Welches Instrumentarium also vonnöten ist, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Bei seinen Erkundungsreisen durch sein großes Reich hat der Kalif jedoch Folgendes festgestellt: Bis zu einem bestimmten Punkt steigt mit zunehmender Qualität und Quantität der Küchenausstattung die Leidenschaft am Kochen und die Qualität der zubereiteten Speisen. Dann macht die Kurve einen Knick, und je teurer, feiner, ausgewählter und zahlreicher die Küchengeräte sind, desto weniger, freudloser und schlechter wird gekocht. Da geht es nur noch ums Materielle, ums Sammeln, um die große Show – seht her, was ich besitze!

Die einen kochen, weil sie kochen wollen. Sie nehmen dazu, was ihnen zur Verfügung steht. Einen Topf, ein Messer, einen Kochlöffel, eine Kochstelle. Und sie zaubern damit ein wunderbares Essen. Der Kalif hat Menschen kennengelernt, die auf kleinstem Raum mit dem einfachsten Werkzeug ein unfassbar hervorragendes Essen zubereiten. Die anderen suchen ein Leben lang nach dem besten Topf, dem richtigen Herd, dem schärfsten Messer, und alles ist ganz exquisit ausgestattet – aber sie kochen nicht.

Grundsätzlich sind der Kalif und sein Leibkoch, ein rundlicher Mann mit feinen Gesichtszügen und gezwirbeltem Schnurrbart, ein Maître, den der Kalif aus einer der feinsten Küchen Frankreichs abgeworben hat, deshalb überzeugt: Weniger ist mehr. Drei Töpfe in unterschiedlicher Größe genügen. Der größte ist ein – zugegebenermaßen – teures, exquisites Ding, das nicht nur als Kochtopf, sondern auch als Bräter und als Backform für Brot Verwendung findet und ewig haltbar und nahezu unzerstörbar ist. Bei Pfannen greifen Kalif und Leibkoch eher auf preiswerte, beschichtete Modelle zurück – die erfüllen, finden die beiden, ihren Zweck genauso gut wie teurere Modelle mit was auch immer für hochtechnologischen Beschichtungen. »Braucht kein Mensch«, pflegt der Leibkoch zu sagen. Der Kalif sieht es genauso, wobei es nicht so ist, dass die beiden in Fragen der Sinnhaftigkeit von Küchengeräten immer einer Meinung wären. So schwört der Leibkoch auf einen Käseschneider mit austauschbarer Drahtklinge. »Nichts eignet sich besser, um Brie, Camembert, Roquefort, Gorgonzola oder die vorzüglichsten Ziegenkäse in feine oder auch etwas dickere Scheiben zu schneiden!«, preist er das Instrument. Der Kalif hingegen nennt das Ding verächtlich »Käsegeige« und rührt es nicht an.

Überhaupt, Schneidewerkzeug: Um Messer betreiben manche Menschen einen Fetisch, besitzen Dutzende Modelle in allen möglichen Größen für die unterschiedlichsten Zwecke. Der Kalif und sein Leibkoch nutzen vor allem ein Messer: ein Santokumesser, das ursprünglich aus Japan kommt und dort, wie sie in einer Kochzeitschrift gelesen haben, »Messer der drei Tugenden« genannt wird, weil es für Fleisch, Fisch und Gemüse gleichermaßen geeignet ist. Es ist also ein Allzweckmesser. Zudem kommen in der kalifatischen Hofküche ein kleines Küchenmesser, auch Gemüsemesser genannt, zum Einsatz, ein schönes, großes Brotmesser und ein Universalschäler.

Was man sonst noch so braucht – Siebe, Trichter, Reiben, Hobel, Formen, Messbecher, Bestecke, Schüsseln, Schalen, Schneidebretter, Mühlen, Streuer, Mixer, Rührbesen, Pinsel und so weiter und so fort –, das möge jeder Kalifatling für sich selbst herausfinden. Gutes, schönes, mitunter teures Material mag nicht immer sinnvoll sein, erfreut aber hier und dort die Sinne und motiviert vielleicht zu kochen. Klar ist: Haben ersetzt Tun nicht. Also mit welchem Instrumentarium auch immer: Ran an den Herd!3

3Die Mengenangaben in den Rezepten beziehen sich meist auf vier Personen. Wobei der Kalif nicht genau sagen kann, ob das wirklich stimmt, denn er weiß ja nicht, wie viel die Leute essen. Manche essen für drei, andere stets halbe Portiönchen. Aber so in etwa für vier Leute kommt das schon hin.

Wtihigcer Hiwines!

Biem Kohecn ist es wie mit der Saprhce: Es günget nciht, nur die rigchietn Ztueatn zu whelän, sdnoren man msus acuh die Rihoeneflge bhectaen. Wnan gbit man weclhe Ztuat dzau? Biem Crury zum Biepseil: Esrt Zieeblwn, dnan Kolbancuh und Ignewr, dnan Fseilch oedr Gmesüe, dnan Gzwüree baretn, snost wrid es seslatm. Das Eregnbis mag, wie in der Spacrhe, acuh bei fhalcser Reilhnfeoge heabwlgs geßienabr sien, so wie acuh Spachre vnertäsdlcih ist, wnen man inearnlhb eiens Wtroes die Bucetsabhn verutachst und nur den etsren und lzetetn Bcbhstuaen blesäst. Aebr so riicthg gut sihet das ja nchit aus. Owbhol… Mnacmhal mahct es acuh Sapß. Irre, was das Ghiren liseten knan!

Aebr das heir vehstert dnan nenmaid mher, oedr?!

.nehcok sträwkcür thcin hcua resseb blahseD .rhem dnamein nnad thetsrev saD .nehcerps uz redo nebierhcs uz sträwkcür sella, tsi remmilhcs hcoN

Wer kann kochen im Kalifat?

Es ist, stellt der Kalif mit Sorge fest, Mode im Kalifat zu behaupten, jeder könne alles. »Du kannst das!«, sagen die Kalifatlinge. »Du musst es nur wollen!« Oder: »Du musst nur an dich glauben!«

Ganz falsch, denkt der Kalif, ist das nicht. Die Leute können meist wirklich mehr, als sie sich zutrauen. Sie geben vorschnell auf, wenn ihnen etwas nicht sofort gelingt. Sie geben sich oft nicht die Mühe, etwas wieder und wieder und wieder zu versuchen, bis sie es schaffen. Oder sie reden sich von vornherein ein, dass sie etwas nicht können.

Andere wiederum treten mit ihrem Nichtkönnen sofort auf die große Bühne, posten es im Internet, zeigen sich damit und erwarten, dass man sie auf der Stelle feiert. Als wäre ein Star vom Himmel gefallen! Kritisiert man sie, reagieren sie beleidigt und verletzt und traumatisiert.

Es gibt Menschen, stellt der Kalif fest, die, nun ja, ein bisschen kochen können, aber sich für Sterneköche halten. Und dann wiederum drücken sich sehr viele Menschen vor dem Kochen, mit der Begründung, sie könnten es sowieso nicht.

Kann jeder kochen? Braucht man Talent dazu? Oder Übung? Oder beides?

Der Kalif liest im Internet, dass »eine Begabung oder ein Talent oft als angeborenes Potenzial gesehen« wird. »Sie bestehen unabhängig davon, ob sie sich bereits durch besondere Leistung manifestiert haben.« Man kann also, fragt sich der Kalif, ein sehr talentierter Koch sein, ohne je gekocht zu haben? Merkwürdig. Talent hat also jemand, der es einfach kann, ohne etwas dafür getan zu haben. Aber, denkt der Kalif, man muss es ja wenigstens einmal ausprobieren, um in Erfahrung zu bringen, dass man es kann. Was ist aber mit denen, die einfach Freude am Kochen haben, ohne es gut zu können? Zählt nicht auch der Spaß an der Sache? Und wird nicht jede und jeder immer besser, wenn er oder sie etwas häufig macht?

Und so kommt der Kalif zu dem Schluss, dass manche Leute manche Dinge von vornherein besser können als andere. Eben größeres Talent haben. Manche haben ein besonderes Gespür für Geschmack und Hitze und den Umgang mit Lebensmitteln. Menschen sind unterschiedlich und können Dinge unterschiedlich gut. Aber er kommt auch zu dem Ergebnis, dass jeder sehr gut werden kann, wenn man übt und übt und übt. Übung und Fleiß können Talent nicht ersetzen, aber kompensieren. Talent wiederum kann Übung nicht wettmachen. Dranzubleiben, weiterzumachen, Freude an der Sache zu entwickeln, das setzt voraus, dass man es wirklich will. Fehlt der Wille oder die Lust oder der Spaß, dann geht’s eben nicht. Oder nicht so gut. Auch nicht schlimm. Es müssen nicht alle alles können.

Vom Experimentieren

Und als die Kunde vom Kochbuch des Kalifen die Runde machte, fragten manche Untertäninnen und Untertanen: »Oh, großer Kalif, müssen wir uns nun strikt an die Rezepte halten? Ist dies des Kalifen Wort, das keiner Interpretation bedarf?«