Mein Kind ist autistisch - Britta Zytariuk - E-Book

Mein Kind ist autistisch E-Book

Britta Zytariuk

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Beschreibung

• Praktischer Leitfaden: Eltern von autistischen Kindern finden in diesem Buch konkrete Hilfestellungen von der Kita bis zum Erwachsenwerden • Erprobte Tipps und viel Herz: mit motivierenden Ideen, hilfreichen Checklisten und mutmachenden Beispielen • Schnelle Hilfe: Du erhältst Soforthilfe-Tipps für besonders herausfordernde Momente Diagnose Autismus-Spektrum: So wird euer Leben leichter Dein Kind hat gerade die Diagnose Autismus bekommen – jetzt möchtest du dich sicher erst einmal sortieren. Britta Zytariuk hilft dir, für euch als Familie gute Entscheidungen zu treffen und die nächsten Schritte sicher zu gehen: Was müsst ihr alles wissen? Was müsst ihr tun? Wie sieht ein klarer Fahrplan aus, der euch das Leben etwas leichter macht? Das Buch eignet sich als Nachschlagewerk: Es erklärt die Hintergründe einer Autismus-Spektrum-Störung, liefert Informationen über Hilfsangebote oder gibt Ratschläge, die Eltern und Kind den Alltag zu Hause, in der Kita oder in der Schule und das Erwachsenwerden erleichtern. Und es zeigt dir 6 Superkräfte, die ab sofort richtig gut helfen. Zusätzlich zu den vielen hilfreichen Informationen hat die Autorin praktische Checklisten zusammengestellt, die du nutzen kannst, um die nächsten Schritte sicher zu gehen, gut organisiert zu bleiben und nichts zu vergessen. So kannst du deinem Kind den Alltag zu Hause, in der Kita oder Schule und das Erwachsenwerden erleichtern.

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Seitenzahl: 200

Veröffentlichungsjahr: 2025

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INHALT

So war es bei uns

Jetzt wird es leichter

So nutzt du diesen Ratgeber für dich

Warum dir dieses Buch von Anfang an hilft

Autismus – kein Grund zur Panik

Was ist die Autismus-Spektrum-Störung?

Frühkindlicher oder Kanner-Autismus

Asperger Autismus

Atypischer Autismus

Wie viele Autisten gibt es?

Mädchen und Jungen

Ist Autismus gleich eine Behinderung?

Was ist dran an den Autismus-Mythen?

Mythos 1: Autisten sind geistig behindert

Mythos 2: Autisten haben keine Gefühle

Mythos 3: Autisten sind hochbegabt

Mythos 4: Autismus entsteht durchs Impfen

Mythos 5: Autismus ist heilbar

Hilfe, die du in Anspruch nehmen kannst

Welche Schritte stehen jetzt für dich an?

Was nutzt euch ein Schwerbehindertenausweis?

Kurz erklärt: Grad der Behinderung (GdB)

Was steht in einem Behindertenausweis?

Mögliche Nachteilsausgleiche für dein Kind

Merkzeichen? Kurz erklärt!

So beantragst du den Ausweis für dein Kind

Checkliste zum Schwerbehindertenausweis

Wie lange ist der Ausweis gültig?

Was bringt euch ein Pflegegrad?

So ermittelst du den Pflegegrad deines Kindes

So wirkt sich der Pflegegrad aus

So beantragst du den Pflegegrad für dein Kind

Mögliche Nachteilsausgleiche je nach Pflegegrad

So bereitest du dich optimal vor für den MDK

Checkliste zur Pflegestufe

Falscher Pflegegrad – was ist zu tun?

Was können Therapien erreichen?

Gibt es etwas für die Kleinen?

Checkliste: Selbstreflexion zu „Was ist normal?“

Welche Möglichkeiten gibt es für ältere Kinder?

Welche Ziele sollte eine Therapie verfolgen?

Gibt es noch andere Förderungen?

Checkliste zu Therapien und Fördermöglichkeiten

Was sind Verfahrenslotsen?

6 Superkräfte, die dir das Leben leichter machen

Superkraft 1: Innere Ruhe und Gelassenheit

Checkliste für mehr innere Ruhe

Checkliste für Entspannungsmethoden und Planung

Superkraft 2: Auszeiten

Checkliste für deine Auszeit

Superkraft 3: Sozialkontakte

Checkliste für gute Sozialkontakte

Superkraft 4: Gemeinsame Zeit als Paar

Checkliste für eure gemeinsame Zeit als Paar

Superkraft 5: Netzwerk

Checkliste für dein Netzwerk

Superkraft 6: Tagesstruktur

Checkliste für eine gute Tagesstruktur

So wird es leichter für dein Kind

… zu Hause und in der Freizeit

Die Stärken deines Kindes

Checkliste für die Stärken deines Kindes

Die passende Umgebung

Checkliste zum Handy- und Medienkonsum

Checkliste für störende Geräusche

Checkliste für störende Lichtquellen

Checkliste für störende Gerüche

Gefühle müssen nicht schwierig sein

Der Umgang mit Geschwistern

Checkliste Selbstreflexion Eltern

Checkliste Geschwisterkinder

Freunde finden und behalten

Ein Hobby finden

… in der Kita

Checkliste für die für euch richtige Kita

Wie gelingt der Übergang in die Kita?

Checkliste Übergang in die Kita

Mögliche Herausforderungen im Kita-Alltag

Checkliste Austausch mit der Kita

… in der Schule

Checkliste für die richtige Schule

Wie klappt der Übergang in die Schule besser?

Checkliste Übergang in die Schule

Möglichen Herausforderungen begegnen

Checkliste, um möglichen Herausforderungen zu begegnen

Wie erklärst du Autismus?

Informationen für die Lehrkräfte meines Kindes über Autismus

Checkliste Vorbereitung für eine Klasseninformation

Mögliche Regelungen und Nachteilsausgleich

Wenn dein Kind einen Schulbegleiter braucht

Checkliste für Schulbegleiter

Dein Kind wird erwachsen

Studium, Arbeit oder ganz was anderes

Wie kann ein Studium funktionieren?

Checkliste für ein Studium

Wie klappt die Ausbildung im Betrieb?

Checkliste für eine Ausbildung

Welche Hilfen gibt es?

Beziehung und Partnerschaft sind möglich

Wohnkonzepte für dein erwachsenes Kind

Therapie im Erwachsenenalter

Persönliches Budget und Rechtliches

Der Schwerbehindertenausweis ab 18

Was ich dir noch mitgeben möchte

Hilf dir mit dem Notfallkoffer

Atemübung zum Runterkommen

Öle zur Beruhigung

Handinnenfläche abwechselnd tappen

Arme abwechselnd von oben nach unten streichen

Zehen wackeln

Rescue-Bachblüten zum Entstressen

Ein Stück Schokolade

Lächle immer wieder, gerade wenn es keinen Grund gibt!

Mit Lächeln den Stresspegel senken

Klinkenatmung für mehr Entspannung

Meditationen zum Ruhefinden

Hol dir Hilfe von Profis

Verbände

Unterstützung durch mich

Empfehlungen zum Lesen und Surfen

Lesenswerte Bücher

Hilfreiche Links

Danksagung

Liebe Leserin, lieber Leser,

SO WAR ES BEI UNS

Als mein zweiter Sohn zur Welt kam, war der Große fünf Jahre alt. Wir freuten uns alle riesig. Gut, bei unserem Großen war die Freude gedämpft, denn er hätte gern eine Schwester bekommen, und es war ihm nicht begreiflich zu machen, dass wir das nicht ändern konnten. Wir waren eine normale Familie mit ganz normalen Herausforderungen.

Nach einigen Monaten merkten wir, dass unser Kleiner ein paar Eigenheiten an den Tag legte, die wir von dem Großen nicht kannten. Er schlief z. B. nicht im Kinderwagen. In seinem Bett oder auf einem von uns war das Schlafen kein Problem. Auch im Auto ging es. Das war nichts, worüber wir uns Gedanken gemacht haben. Er war halt anders. Später bemerkten wir, dass das mit dem Spielen auch anders lief als bei seinem großen Bruder. Der Kleine spielte nicht mit Autos, Lego oder Playmobil, und auch zu Rollenspielen war er nicht zu bewegen. Doch ab dem Moment, als er sitzen konnte, war er begeistert von Büchern. Ein Buch auf dem Schoß, eines rechts, eines links von ihm, und die Welt war in Ordnung. Was für ein pflegeleichtes Kind!

Im Kindergarten änderte sich das. Er war immer noch „pflegeleicht“, doch die Erzieherinnen machten sich Sorgen um ihn. Er spielte weder allein noch mit anderen. Er saß jeden Tag zwei Stunden am Frühstückstisch und beobachtete die anderen Kinder – und nicht, weil er Hunger hatte. Heute wissen wir, er beobachtete sie, weil das seine Strategie war, mit dem Stress in der Kita umzugehen. Wir führten Gespräche, die immer wieder ins Leere liefen. Dann war klar, dass wir aus beruflichen Gründen umziehen mussten. Somit sahen die Erzieherinnen keinen Handlungsbedarf mehr, sollte sich doch die nächste Kita darum kümmern. Das tat sie, und das meine ich wirklich positiv. Auch die Leiterin der nächsten Kita stellte fest, dass unser Kind nicht spielte und sich mit Stift und Schere schwertat. Für uns waren ihre Aussagen Informationen, keine Handlungsaufforderungen, was für ein Segen. Sie tat in dem einen Jahr ihr Bestes, um unser Kind auf die Schule vorzubereiten.

Die Grundschule stellte uns vor neue Herausforderungen. Unser Sohn tat sich immer noch schwer mit dem Stift und wollte nicht schreiben. Interessant war, dass seine mangelnde Bereitschaft zu schreiben keinen Einfluss auf seine Noten hatte.

Sein großer Bruder bekam mit 11 Jahren eine ADHS-Diagnose, da war der Kleine noch in der Kita. Für die Ärzte war klar, hyperaktiv ist der Kleine nicht, dann kann er nur ADS haben. Diesen Stempel bekam er kurz vor seiner Einschulung. Du fragst dich vielleicht, warum ich den Kleinen überhaupt mit vorgestellt hatte. Ich hatte ein Buch über sinngemäß „Zappelphilippe und Träumer“ entdeckt. Beim Lesen bekam ich den Eindruck, da hat jemand über meine Kinder geschrieben. Als mein Sohn in der dritten Klasse war, stieß ich auf einen Artikel im Internet, der ADS und Asperger Autismus miteinander verglich. Danach war für mich klar, Asperger Autismus passt viel besser auf all seine Eigenheiten als ADS. Doch die Ärzte wollten nichts davon hören. Ich als Mama hätte ja keine Ahnung! Das kennst du vielleicht.

Als mein Kleiner in die fünfte Klasse kam, bat mich seine Lehrerin zum Gespräch. Sie meinte, sie hätte noch vier weitere Kinder mit AD(H)S in der Klasse und einige Weiterbildungen absolviert. Bei den anderen funktionierten die Methoden, die sie sich angeeignet hatte. Bei unserem Kind meist nicht. Sie sei der Meinung, er hätte kein ADS, sondern etwas anderes, und bat mich, dies abklären zu lassen. Die ADS-Diagnose wurde erneut bestätigt, auch wenn ich der Lehrerin beipflichten konnte. Als ich zum Abschlussgespräch in die Klinik kam, erklärte mir der Professor, er wolle nun doch unser Kind auf Autismus testen. Ich war wirklich überrascht und fragte, woher dieser Sinneswandel nun käme. Da erzählte er mir, dass er ein aufschlussreiches Telefonat mit der Lehrerin meines Sohnes hatte und so zu der Erkenntnis gekommen sei, dass es doch nötig wäre. Kannst du dir vorstellen, wie angepiekst ich war?

Zum einen, dass die Lehrerin mit dem Arzt hinter meinem Rücken telefoniert hatte. Gut, das wollte ich ihr nachsehen, wenn es uns den entscheidenden Schritt weiterbringen würde. Viel mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich seit zwei Jahren das Thema Autismus in der Klinik immer wieder angesprochen hatte und es jedes Mal abgetan wurde. Ich weiß nicht, wie oft ich mir angehört habe, dass ich mich mit Diagnosen nicht auskennen würde, ich sei ja „nur“ die Mutter. Doch was offensichtlich von allen Ärzten, die wir hatten, nicht realistisch eingeschätzt wurde, ist, dass wir Eltern unsere Kinder am besten kennen. Wir sind die Experten für unsere Kinder!

Keine vier Wochen später hatten wir alle Termine hinter uns gebracht und die Diagnose Asperger Autismus. Warum spreche ich nicht von Autismus-Spektrum-Störung? Mein Sohn wurde 2007 diagnostiziert und da gab es die Unterscheidungen in Asperger-, Kanner- und atypischen Autismus noch. Was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt, beschreibe ich im Kapitel „Autismus – kein Grund zur Panik“. Ich weiß noch, wie ich bei der Psychologin im Zimmer saß und sie versuchte, mir die Diagnose schonend beizubringen. Sie hatte schon die Taschentücher in der Hand. Offensichtlich war sie es gewohnt, dass die Eltern zusammenbrechen, wenn sie ihnen die Diagnose Autismus bekannt gab. Ich weiß nicht, wie es dir ging, als du die Diagnose für dein Kind bekommen hast. Für mich war es eine echte Erleichterung. Weil ich jetzt etwas tun konnte für mein Kind und weil ich mein Kind richtig eingeschätzt hatte.

Ich bin eher der Typ, der Lösungen finden und dann umsetzen möchte. Also fragte ich die Psychologin, was denn jetzt zu tun sei. Das konnte sie mir leider nicht sagen. Das war frustrierend. Ich hätte mir so sehr eine Checkliste gewünscht, die mir sagt, mach dies und dann das. Die gab es aber nicht. Es gab auch kein Buch, das mir in dem Moment weitergeholfen hätte.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass es nicht allen so geht wie mir. Nicht jeder oder jede möchte gleich starten, um für sein Kind alles zu organisieren. Viele Eltern brauchen erst einmal Zeit, um selbst mit der neuen Situation klarzukommen. Anderen geht es wie mir damals, sie wollen erst einmal ein paar Dinge erledigt haben und sich dann mit der Diagnose auseinandersetzen. Zu welchem Typ du auch gehörst, ich wünsche dir viele interessante Erkenntnisse in diesem Buch und vor allem viel Spaß beim Umsetzen!

Wie unsere Geschichte weiterging? Die Diagnose veränderte vieles in unserem Alltag. Die Lehrerin meines Sohnes wünschte sich einen Schulbegleiter. Wir beantragten einen Schwerbehindertenausweis und stellten beim Jugendamt einen Antrag für einen Schulbegleiter und eine Autismus-Therapie. So starteten wir in die 6. Klasse mit Schulbegleitung. Das Jahr verlief ohne nennenswerte Ereignisse.

Die Autismus-Therapie war für uns ein Segen. Unsere Therapeutin schaffte es, unseren Sohn für sich zu gewinnen, und so war es eine spannende Zeit mit einer rasanten Entwicklung. Denn sie erklärte ihm, wie die anderen so ticken und welche Strategien er für sich entwickeln kann. Für die 7. Klasse stand für uns ein Umzug von Rheinland-Pfalz nach Brandenburg an. Das Interessante ist, dass Berlin und Brandenburg jeweils Schulen nur für Autisten haben. Da hätte uns das Schulamt gerne gesehen. Doch mein Mann war bei der Bundeswehr und wir konnten noch nicht sagen, wann die nächste Versetzung kommen würde. Sollte der Kleine dann noch nicht mit der Schule fertig sein, hätte das zur Konsequenz gehabt, dass er im nächsten Bundesland auf eine Förderschule hätte gehen müssen. Das kam also nicht infrage.

Ein Schulbegleiter war auch hier schnell wieder gefunden, allerdings mussten wir auf eine Therapie verzichten. Es gab einfach keine Plätze. Doch das eine Jahr in Brandenburg war großartig. Die Schule, bzw. alle Lehrer meines Sohnes, wurden von einer Sonderschullehrerin betreut, die eine Zusatzqualifikation Autismus hatte. So war ich „nur“ Mama und nicht mehr Beraterin, der man doch irgendwie nicht glaubt. Für uns ein wirklich entspanntes Schuljahr.

Schon in den nächsten Sommerferien ging es zurück nach Rheinland-Pfalz. Der Vorteil war, wir kannten dort schon alles. Die Schule und seinen Therapieplatz bekam mein Sohn auch wieder, nur der Schulbegleiter war neu. Doch wir merkten den Unterschied zwischen den Bundesländern. Durch die Sonderschullehrkraft in Brandenburg war eine andere Gesprächsqualität zwischen den Lehrern und uns Eltern gewesen. In Rheinland-Pfalz bekam ich wieder den Eindruck, ich müsse alles beweisen und sei eine Helikopter-Mom, die nur Extrawürste für ihr Kind durchsetzen wolle. Das fand ich die nächsten Jahre sehr anstrengend. Kennst du das Gefühl auch? Natürlich geht es um eine Sonderbehandlung, es ist ja auch ein besonderes Kind! Doch die Bereitschaft war bei vielen Lehrern leider nicht gegeben.

Wir können das hier abkürzen, mein Sohn ist gut durch die Schule gekommen. Er ging mit einem mittleren Bildungsabschluss von der Schule und entschied sich für den Beruf des Physiotherapeuten – also für einen Beruf mit Menschen und anfassen. Selbst seine Therapeutin fand das mehr als ungewöhnlich. Doch sein Argument war, dass das sein tägliches Therapiefeld sein würde. Hier könne er alle menschlichen Facetten kennenlernen. Nach einem Jahr Ausbildung beschloss er, Physiotherapeut sei zu viel, er wolle „nur“ Masseur werden, für uns war das völlig in Ordnung. Er schloss die Ausbildung ab und zog mit Mitte zwanzig von zu Hause aus. Wir organisierten ihm ein „betreutes Einzelwohnen“, damit das für ihn möglich wurde. Mittlerweile arbeitet er nicht mehr als Masseur. Offensichtlich sind seine menschlichen Studien abgeschlossen. Er genießt sein Leben und arbeitet heute als Autor.

Ich möchte dir mit unserer Geschichte und meinen Erfahrungen, die in diesem Buch stecken, Mut machen, auch wenn du den Wald vor lauter Bäumen gerade nicht sehen kannst. Es wird alles gut!

Deine

JETZT WIRD ES LEICHTER

Ein herzliches Hallo liebe Leserin, lieber Leser. Schön, dass du dieses Buch entdeckt hast, denn es wird dir in kurzer Zeit die Informationen liefern, die du für dich, dein Kind und deine Familie benötigst. Die Checklisten, die du in fast jedem Kapitel findest, helfen dir, den richtigen Fahrplan für deine Familie zu finden. Die Antworten, die zu euch passen, zeigen dir die nächsten Schritte auf.

Bitte verzeih mir das persönliche „Du“. Aus meiner Coaching-Praxis bin ich es gewohnt, die Menschen, mit denen ich arbeite, zu duzen. Das bringt uns viel schneller nah zusammen und die Themen meiner Klienten auf den Punkt. Daher habe ich mich entschieden, auch dich zu duzen, obwohl wir uns (noch) nicht kennen.

Vielleicht fragst du dich, was ich für eine Coaching-Praxis führe. Als mein Sohn in die Pubertät kam, war es für mich an der Zeit, beruflich wieder tätig zu werden, und so habe ich eine Coaching- und Entspannungsausbildung absolviert. In den letzten Jahren habe ich mich auf Eltern wie dich spezialisiert: Eltern, deren Kinder die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) erhalten haben und die einen Sparringspartner brauchen, der sie auf dem ersten Wegabschnitt begleitet. Und manchmal auch danach noch mal für ein kleines Stück.

Ich gehe mal davon aus, dein Kind hat vor Kurzem die Diagnose ASS erhalten. Oder ihr steht kurz vor der Diagnose. Sicher ist das zunächst nicht leicht und du musst das erst einmal verarbeiten. Leichter wird es, wenn du dich über Autismus informierst und darüber, wie du dein Kind am besten unterstützen kannst. So kann sich deine ganze Familie mit der Zeit besser mit der neuen Situation arrangieren und entspannen.

Hier möchte ich dir unterschiedliche Möglichkeiten aufzeigen, wie du dich am besten durch dieses Buch „arbeiten“ kannst, je nachdem, welcher Typ du bist.

So nutzt du diesen Ratgeber für dich

Wir sind alle anders und gehen sehr unterschiedlich mit stressigen Situationen um. Deshalb möchte ich dich einladen, dich frei durch die Kapitel dieses Buchs zu bewegen, so wie es gerade am besten zu deiner aktuellen Situation passt und deinen Bedürfnissen entspricht.

Vielleicht geht es dir so wie mir damals. Du hast die Diagnose Autismus für dein Kind erhalten und du brauchst einen klaren Fahrplan, was jetzt zu tun ist. Dann ist das Kapitel → „Hilfe, die du in Anspruch nehmen kannst“ besonders interessant für dich. Hier schildere ich die nächsten Schritte, die nach der Diagnose wichtig sind. Wenn du über einzelne Dinge bereits informiert bist, überspringe getrost die entsprechenden Kapitel und gehe weiter zu den Punkten, die du noch nicht weißt, bzw. die gerade dein besonderes Interesse wecken.

Oder du musst dich nach der Diagnose erst einmal selbst sortieren und mit der gesamten Situation klarkommen. Dann ist Hilfe von außen noch zu früh für dich und du beginnst besser mit den → „6 Superkräften, die dir dein Leben leichter machen“. Die Superkräfte zeigen dir, was du konkret für dich tun kannst, um deinen Alltag leichter zu gestalten. Und wenn das auch noch zu viel sein sollte, dann beginne hinten im Buch und suche dir erst einmal ein paar Atemübungen oder Meditationen für dich heraus. Die findest du über den jeweiligen QRCode auf meiner Website zum Herunterladen und jederzeit Anhören.

Vielleicht möchtest du dich auch zuerst um bessere Bedingungen für dein Kind kümmern, dann schau doch bei → „So wird es leichter für dein Kind“ vorbei. Um für Schule oder Kita entsprechende Unterstützung zu bekommen, sind meist ein Schwerbehindertenausweis und manchmal auch ein Pflegegrad erforderlich. Diese Informationen findest du vorne im Kapitel → „Hilfe, die du in Anspruch nehmen kannst“.

Ich habe dir zu jedem großen Thema Checklisten erarbeitet, die du für dich nutzen kannst. Mache entweder direkt im Buch Notizen oder drucke sie dir aus. Auf jeden Fall sollen sie dir dabei helfen, den Überblick zu behalten und den richtigen Fahrplan für deine Familie zu finden. Über diesen CR-Code kannst du dir alle Checklisten runterladen und ausdrucken.

Ich empfehle dir, dir einen eigenen Ordner anzulegen, in dem du alle Bescheide, den Arztbrief mit der Diagnose, gerne auch deine ausgefüllten Checklisten und wichtige Notizen, die du schnell wiederfinden möchtest, ablegen kannst. Ich habe heute noch unseren Ordner, und obwohl ich dachte, den könnte ich langsam entsorgen, gibt es immer wieder Situationen, in denen ich bei alten Bescheiden nachlesen muss.

Warum dir dieses Buch von Anfang an hilft

Als wir vor einigen Jahren die Diagnose Autismus für meinen Sohn bekamen, stand ich da und wollte wissen, was ich jetzt tun kann. Du bekommst von mir alle relevanten Informationen, die du benötigst, um für dich bzw. für euch als Familie gute Entscheidungen zu treffen und die nächsten Schritte sicher zu gehen. Mir ist wichtig, dass du zunächst Informationen über Autismus im Allgemeinen bekommst.

Natürlich findest du im Netz viele Informationen. Doch dort musst du dir alles einzeln zusammensuchen. Hier bekommst du alle notwendigen Fakten kompakt auf ein paar Seiten, die du immer wieder nachlesen kannst. Das macht es einfacher. Du brauchst diese Informationen, um entscheiden zu können, welche Hilfe ihr benötigt und welche Anträge du in welcher Reihenfolge stellen solltest.

Die Diagnose Autismus ist allumfassend. Damit will ich sagen, sie stellt vieles auf den Kopf und häufig muss man sich erst neu sortieren. Es ist keine Diagnose, die bald wieder geht, sondern sie bleibt. Wie du und dein Partner euch damit besser arrangieren könnt, erfährst du im Kapitel → „6 Superkräfte, die dir das Leben leichter machen“. Denn ausgeglichene Eltern haben mehr Energie für ihre Kinder.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, es auch deinem Kind leichter zu machen. Oft reicht es schon, auf Kleinigkeiten aufmerksam gemacht zu werden und so einen neuen Blickwinkel zu bekommen. Das kann „die passende Umgebung“ oder die „Geschwister“ betreffen.

Kindergarten und Schule sind bei autistischen Kindern häufig ein schwieriges Thema. Wie die Zeit in Kita und Schule trotzdem gelingen kann, habe ich dir in eigenen Kapiteln ausgeführt.

Vielleicht ist dein Kind jetzt noch jung und du möchtest noch warten mit dem Thema → „Was ist, wenn mein Kind erwachsen wird?“. Vielleicht ist es schon mitten in der Pubertät und Fragen wie „Wo wird mein Kind wohnen?“, „Kann es jemals allein wohnen“ oder „Wie wird mein Kind selbstständig?“ treten in den Vordergrund. Entscheide ganz frei, wann du dieses Kapitel lesen möchtest.

Am Ende findest du noch einen → „Notfallkoffer“ für besonders schwierige Momente und ich zeige dir, wo du Hilfe bekommen kannst, wenn es mal nicht so läuft, wie du dir das gewünscht oder vorgestellt hast.

Weiterführende → Links und Buchempfehlungen findest du ganz zum Schluss.

Nun fühle dich frei, mit dem Thema zu beginnen, das für dich gerade am wichtigsten ist. Mit den richtigen Fragen helfe ich dir, deine Antworten zu finden.

PS: Schreib mir gerne unter [email protected], wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst.

AUTISMUS – KEIN GRUND ZUR PANIK

Was ist denn eigentlich Autismus? Und was steckt hinter den jeweiligen Bezeichnungen? Sicherlich hast du dich schon durch die Suchmaschinen des Internets gescrollt und dich ein wenig informiert. Ich möchte dir hier ein paar nützliche Informationen zum Thema Autismus zusammenfassen.

Bei Autismus handelt es sich um eine Entwicklungsstörung. Die Diagnose gilt also ab Geburt. Die meisten Auffälligkeiten werden schon im frühen Kindesalter bemerkt, es gibt aber auch viele Diagnosen erst im Erwachsenenalter, weil diese Störung so viele Erscheinungsformen bzw. unterschiedliche Ausprägungen hat. Manche Betroffene sind stark eingeschränkt und andere nur wenig. Daher ist man von den verschiedenen Bezeichnungen Asperger, frühkindlicher oder atypischer Autismus abgerückt und spricht heute nur noch von „Autismus-Spektrum-Störung“.

Was ist die Autismus-Spektrum-Störung?

Obwohl man eigentlich nur noch von Autismus-Spektrum-Störung spricht, kommen im allgemeinen Sprachgebrauch häufig auch noch Asperger oder frühkindlicher Autismus vor. Das ist in der Tat anfänglich etwas verwirrend.

Lass uns mit dem Begriff Autismus beginnen. Autismus setzt sich aus zwei griechischen Worten zusammen: „Autos“ für selbst und „ismos“ für Ort oder Zustand. Er bezog sich ursprünglich auf die Zurückgezogenheit und Selbstbezogenheit eines Menschen. Der Kinder- und Jugendpsychiater Leo Kanner beschrieb 1943 als Erster den frühkindlichen Autismus. Autismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Die meisten Betroffenen haben Probleme mit der verbalen und nonverbalen Kommunikation sowie den sozialen Kontakten. Einige zeigen stereotype Verhaltensweisen, das sind bestimmte Handlungen, die immer wieder auf dieselbe Art und Weise wiederholt werden müssen.

Als mein Sohn 2007 die Diagnose Autismus bekam, wurde noch in die unterschiedlichen Autismusformen frühkindlicher (auch Kanner-Autismus genannt), Asperger und atypischer Autismus eingeteilt. Da die Übergänge zwischen den einzelnen Autismusformen fließend sind, kann oft gar nicht genau unterschieden werden, in welche Kategorie der Betroffene fällt. Daher wird diese Unterscheidung heute nicht mehr gemacht.

DIE AUTISMUS-FORMEN IN ZAHLEN

Auf 1.000 Kinder kommen ein bis vier, die frühkindlichen oder Kanner-Autismus haben, sieben Kinder (Tendenz steigend) haben Asperger Autismus. Atypischen Autismus haben zwei bis elf Kinder von 10.000.

Vielleicht hast du schon mal den Satz gehört: Kennst du einen Autisten, kennst du genau einen Autisten! Ich finde, das trifft es am besten.

Frühkindlicher oder Kanner-Autismus

Leo Kanner, ein austro-amerikanischer Kinder- und Jugendpsychiater, beschrieb als Erster die Symptome des frühkindlichen Autismus. Nach ihm wurde diese Art des Autismus benannt.

Die Anzeichen des frühkindlichen Autismus beginnen vor dem dritten Lebensjahr. Sie umfassen

• eine Beeinträchtigung der sozialen Interaktion, wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik.

• die Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen.

• einen Mangel an spontaner Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen.

• eine Beeinträchtigung der Kommunikation, verzögertes Einsetzen oder Ausbleiben der Sprache.

• die Unfähigkeit, ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen.

• repetitive und stereotype Verhaltensweisen.

• auffällig starres Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen und einiges mehr.

Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die Sprachentwicklung stark verzögert ist und diese Kinder meist vermindert intelligent und in sich zurückgezogen sind.

Asperger Autismus

Hans Asperger, ein Wiener Kinder- und Jugendpsychiater, entdeckte eine andere Form des Autismus. Diese nach ihm benannte Form des Autismus manifestiert sich ab dem dritten bis fünften Lebensjahr. Seine Kriterien umfassen

• Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen,

• dass es häufig schwerfällt, die eigenen Gefühle zu zeigen,

• dass es häufig schwerfällt, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen,

• bei einigen besondere Interessen bis hin zur Inselbegabung,

• bei anderen, dass sie sehr feste Gewohnheiten haben und sich kaum auf neue Situationen einlassen können,

• dass ungeschickte Bewegungsabläufe passieren,

• dass einschränkende, stereotype und sich wiederholende Verhaltensmuster möglich sind.

Kurz zusammengefasst kann man sagen, die Abgrenzung zum frühkindlichen Autismus liegt darin, dass oft keine Entwicklungsverzögerungen in Sprachentwicklung und kognitiven Fähigkeiten zu beobachten sind. Allerdings sind in der sozialen und häufig auch in der psychomotorischen Entwicklung Einschränkungen zu verzeichnen.