Mein Leben als Dagobert - Arno Funke - E-Book + Hörbuch

Mein Leben als Dagobert Hörbuch

Arno Funke

4,5

Beschreibung

Kaufhauserpresser »Dagobert« gilt ohne Zweifel als Deutschlands populärster Nachkriegsganove.

Jahrelang hatte er die Spezialisten des Bundeskriminalamtes und Tausende Polizeibeamte mit raffinierten technischen Tricks in Atem gehalten. Da bei seinen Anschlägen nie jemand ernstlich verletzt wurde und seine Aktionen von Witz und Humor zeugten, gewann er zunehmend die Sympathien der Öffentlichkeit. Von den Medien angeheizt, kursierten die abenteuerlichsten Spekulationen darüber, wer sich hinter diesem modernen »Hauptmann von Köpenick« verbarg.

Als das Rätsel bei seiner Verhaftung am 20. April 1994 gelöst wurde, war die Überraschung groß: Es war der 43-jährige Schildermaler Arno Funke aus Berlin-Mariendorf, der in seiner Hobbywerkstatt all die einzigartigen Geräte und originellen Geldübergabetechniken erdacht hatte. Kein Wunder, lag sein Intelligenzquotient doch bei überdurchschnittlichen 145. Nach seiner Verurteilung zu neun Jahren Haft hat Funke in seiner Einzelzelle Rechenschaft abgelegt und in verblüffender Ehrlichkeit und sprachlicher Gewandtheit seine ungewöhnliche Geschichte aufgeschrieben. Sie spiegelt auf ihre Weise ein Stück jüngster deutscher Zeitgeschichte.

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Zeit:9 Std. 5 min

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Inhalt

Titelseite

Impressum

Widmung

Vorbemerkung

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

Epilog

Nachbemerkung

Zum Autor

Arno Funke

Mein Leben als Dagobert

Ch. Links Verlag, Berlin

Die Berichte des Landeskriminalamtes sowie die verschrifteten Telefongespräche mit der Kripo wurden aus den Ermittlungsakten gegen Arno Funke im Wortlaut übernommen.

Namen, die auf Wunsch der betreffenden Personen geändert wurden, sind bei ihrer Erstnennung mit einem * gekennzeichnet.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet

diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage, April 2012 (entspricht der 3. Druck-Auflage von März 2010)

© Christoph Links Verlag GmbH, 1998

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,

unter Verwendung eines Fotos von Josephine Links

eISBN: 978-3-86284-162-2

Für meinen Sohn

Vorbemerkung

Zwölf Jahre sind vergangen, seit »Mein Leben als Dagobert« erschienen ist. Die Leserreaktionen darauf waren höchst unterschiedlich, aber überwiegend positiv.

Zur Neuauflage dieses Buches habe ich überlegt, den Text zu überarbeiten. Einiges würde ich heute anders formulieren und manches ausführlicher beschreiben. Aber dann habe ich mich entschlossen, alles so zu lassen, wie es damals von mir geschrieben worden ist, schließlich soll im Nachhinein nichts verfälscht oder geglättet werden. Die Zeit verändert unsere Erinnerungen bekanntlich, ohne dass es uns bewusst wird.

Einige Frauen äußerten den Wunsch nach mehr Emotionalität und Zwischenmenschlichkeit in diesem Buch. Aber ich war 1988 bis 1998 krankheitsbedingt in meiner Emotionalität eben eingeschränkt, und das kommt in dem Text auch zum Ausdruck.

Von Männern gab es vereinzelt die Kritik, ich hätte mehr über technische Details schreiben und noch genauer meine Überlegungen schildern sollen, wie man die Polizei reinlegt. Das habe ich ganz bewusst nicht getan, denn ich will mit dem Buch wahrlich keine Anleitung zum Erpressen geben.

Berlin, im März 2010

Arno Funke

Prolog

Wer kann schon mit Gewissheit sagen, was Wirklichkeit ist und was Traum, wenn Träume Wirklichkeit werden und das, was man für die Wirklichkeit hielt, sich als Traum erweist.

Vieles, was mir im Laufe meines Lebens widerfahren ist, hatte ich Jahre zuvor geträumt, jedoch glaube ich nur bedingt an eine Vorbestimmtheit des Lebens. Denn die Zukunft verliert sich im unberechenbaren Chaos möglicher Ereignisse oder Zufälle. Einzig die Vergangenheit offenbart die Determiniertheit des Lebens. Die Gegenwart ist nur eine Illusion, denn die Zukunft wird übergangslos zur Vergangenheit.

Seit meiner Kindheit träumte ich von Eisenbahnen, Bahnhöfen und Gleisen, an denen ich entlangspazierte. Diese Träume kamen nicht aus einem Vakuum, sondern ich hatte als Kind tatsächlich auf den Gleisen eines stillgelegten Güterbahnhofes gespielt. Das muss mich so sehr beeindruckt haben, dass ich ein Leben lang davon träumte. Dass die Eisenbahn in meinem späteren Leben eine so spektakuläre Bedeutung bekam, war sicherlich nur ein Zufall.

Andererseits war es nicht der einzige Traum, der zum Faktum wurde. So träumte ich als 13-Jähriger, dass ich durch einen dunklen U-Bahn-Tunnel laufe und ständig nach oben schaue, um eine Öffnung zu finden, durch die ich wieder auf die Straße gelangen konnte. Ich weiß noch, wie erleichtert ich war, als ich die gesuchte Öffnung endlich fand und mich durch das enge Loch auf eine nächtliche Straße hangelte. Als ich dann als 43-Jähriger einen U-Bahn-Tunnel auf seine Tauglichkeit als Fluchtweg untersuchte und in dem finsteren Tunnel auf den Luftstoß wartete, der einer fahrenden Bahn vorauseilt, wusste ich nicht mehr, ob ich wache oder träume.

Als ich 1981 – ich war damals 31 Jahre alt – auf Heiner traf, war es genauso. Schon viele Jahre zuvor hatte ich immer wieder von Autowerkstätten geträumt. Und Heiner war Eigner einer Autowerkstatt, in der er auch Trikes – ähnlich einem Motorrad, aber mit der Hinterachse eines Autos – baute. Ein 60-PS-Boxermotor beschleunigte die Trikes bis auf 160 km/h. Ich bemalte und verzierte für Heiner die Blechteile mit bildhaften Motiven, dekorativen Mustern und schillernden Effektlacken.

Ehe ich für Heiner arbeitete, war ich schon seit zwei Jahren als freiberuflicher Kunstmaler tätig gewesen. Viele meiner Kunden ließen sich ihre Motorräder und Sportwagen von mir bemalen. Aber ich beteiligte mich auch regelmäßig an der Freien Berliner Kunstausstellung. Auch in kleineren Ausstellungen hing hin und wieder ein Bild von mir, und ich konnte einige meiner Kunstwerke sogar verkaufen. Nebenbei verdiente ich als semiprofessioneller Fotograf noch ein paar Mark.

Während man mich mit Recht als introvertiert bezeichnen kann, ist Heiner ausgesprochen extrovertiert. Aber beide haben wir den gleichen Lebensgrundsatz: leben und leben lassen.

Dann gibt es da noch einen anderen guten Freund, mit dem ich diese Maxime teile und der in der nun folgenden Geschichte ebenfalls in Erscheinung treten wird: Lothar. Wir lernten uns 1978 in der Eierschale, einem stadtbekannten Tanzlokal in Berlin, kennen. Mit Lothar philosophierte ich über Sinn und Unsinn des Lebens, wobei nicht selten unser subtiler Hang zum schwarzen Humor bemüht wurde. Heiner bezeichnete uns in seiner unverblümten Art als »Seelchen«.

Während Lothar im Laufe der Jahre auf die höhere Beamtenlaufbahn geriet, stolperte ich auf die schiefe Bahn.

Oft ist es in den vergangenen Jahren schwierig für mich gewesen, nichts von meinen Aktivitäten zu erzählen – weder Lothar noch Heiner, meiner Frau oder sonst irgendjemandem. Ich wollte niemanden in die Sache hineinziehen und ihm womöglich sein Leben ruinieren. Auf mein Leben musste ich da weniger Rücksicht nehmen, denn das war schon ruiniert.

Irgendwann, den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht, begannen sich meine Gefühle zu verändern. Langsam und unaufhaltsam wurde ich immer depressiver. Diese Veränderungen gingen so schleichend vor sich, dass ich ihrer nicht gewahr wurde. Und als ich sie endlich bemerkte, war es zu spät.

Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass die psychischen Veränderungen vom täglichen intensiven Umgang mit Farben und Lösungsmitteln herrührten, die mein Gehirn angegriffen hatten.

Wie die ganze Geschichte aus meiner Sicht abgelaufen ist, wie ich sie erlebt habe, ist hier niedergeschrieben.

22. 4. 1994

Holst du mich heute von der Arbeit ab?«

Arno Funke verspürte einen ziehenden Schmerz im Magen, als seine Frau ihm die Frage vom Schlafzimmer aus zurief. Es war eine Frage von banaler Normalität, aber gerade deshalb machte sie ihm schmerzlich bewusst, was für ein absonderliches Leben er führte. Seit Jahren war an seinem Leben nichts mehr normal. Er atmete tief durch, um sich von dem Druck zu befreien, der seine Brust einengte.

»Nein, ich habe heute keine Zeit!« rief er aus dem Bad.

Malu*, seine Frau, ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Eilig zog sie Wolfgang*, dem dreijährigen Sohn, einen Pullover über und putzte ihm die Nase.

»Es kann heute spät werden, denn ich habe in Magdeburg einige geschäftliche Sachen zu erledigen, die Zeit brauchen. Vielleicht muss ich dort sogar übernachten«, versuchte Funke seine Absage zu erklären. Wieder einmal eine glatte Lüge, aber die Wahrheit konnte und wollte er ihr nicht sagen. Niemandem konnte er die Wahrheit sagen, auch nicht, wie sehr ihn das Schweigen und die Lügen belasteten.

»Du musst dich beeilen, es ist schon 8 Uhr, der Bus kommt gleich!« mahnte er Malu zur Eile und stieg dann unter die Dusche. Das heiße Wasser verwandelte den kleinen Raum augenblicklich in ein türkisches Dampfbad.

»Tschüß, mein Schatz, ich gehe jetzt!« rief Malu noch zwischen Tür und Angel, als sie mit Wolfgang die Wohnung verließ.

Vor fünf Jahren hatte Funke seine Frau auf den Philippinen kennengelernt und sie nach Deutschland geholt. In den ersten drei Jahren hatten sie sich hauptsächlich in Englisch verständigt, und deshalb haperte es bei ihr noch immer mit dem Deutschen. Um das endlich zu ändern und um ihre beruflichen Chancen zu verbessern, besuchte sie nun regelmäßig eine Sprachenschule, in der Wolfgang während des Unterrichts im angeschlossenen Kindergarten betreut wurde.

Am späten Mittag würden beide wieder zurück sein. Und dann würde Malus Schwester Wolfgang beaufsichtigen, damit Malu putzen gehen und so die Haushaltskasse aufbessern konnte.

Ach, was könnte man doch für ein sorgenfreies Leben führen, wenn das ganze Theater mit dem Geld nicht wäre, ging es Funke durch den Kopf. Aber der monetäre Stress sollte bald ein Ende haben. So oder so! Resignation, Wut und Trotz stiegen in ihm hoch, und mit einer heftigen Bewegung stellte er das Duschwasser ab.

Das heutige Treffen mit seinen »Geschäftspartnern« war wieder einmal mit der heißen Nadel gestrickt. Nur drei Tage hatte er sich für die Vorbereitungen Zeit gelassen. Normal wären drei Wochen gewesen, oder auch drei Monate.

Es war 9 Uhr, als er langsam die knarrende, enggewundene Treppe hinunterstieg. Auf der Straße empfing ihn ein milder, sonniger Frühlingsmorgen. Ein winziger japanischer Mietwagen stand vor dem Gartentor für ihn bereit. Er atmete noch einmal tief durch und stieg ein. Den ganzen Morgen hatte das mulmige Gefühl im Magen nicht nachgelassen, denn eines war ihm bewusst: Wenn es heute mit der Übergabe nicht klappte, würde es kaum eine Möglichkeit für einen erneuten Versuch geben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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