Mein Mann liebt einen Mann - Bettina von Kleist - E-Book

Mein Mann liebt einen Mann E-Book

Bettina von Kleist

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Beschreibung

Nach vorsichtiger Schätzung leben in Deutschland eine Million Männer in zwei Welten: Sie sind verheiratet, haben Kinder und führen parallel dazu eine homosexuelle Beziehung. Der gesellschaftliche Druck und die Angst, ihre Familie zu verlieren, hindern sie oft jahrelang daran, sich zu offenbaren.
Für viele Frauen bricht mit dem Coming-out des Partners dann eine Welt zusammen. Sie müssen sich durch ein Gefühlschaos kämpfen, denn nicht nur Gegenwart und Zukunft ihrer Partnerschaft sind in Frage gestellt, sondern auch die Vergangenheit erscheint plötzlich in einem anderen Licht. Außerdem stehen sie vor der Frage, ob und wie weit sie die Kinder einweihen sollen.
Zum ersten Mal schildern betroffene Frauen und Männer ihre Konflikte und berichten, wie sie diese Lebenskrise in kleinen Schritten bewältigt haben.

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Bettina von KleistMein Mann liebt einen Mann

Bettina von Kleist

Mein Mann

liebt einen Mann

Wie Frauen das Coming-outihres Partners bewältigen

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Auflage als E-Book, Juli 2016

entspricht der 1. Druckauflage vom September 2003

© Christoph Links Verlag GmbH

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32 - 0

Internet: www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Cover: KahaneDesign, Berlin

unter Verwendung eines Fotos von Arno Kiermeir

Lektorat: Heike Olbrich, Andernach

ISBN: 978-3-86284-344-2

Inhalt

Vorwort

Wenn die andere ein Mann ist

Bisexualität: Sexuelle Orientierung oder Tarnbegriff?

Wahl eines schwulen Partners

Die unbewusste Wahl: Der Reiz des Unbekannten

Die bewusste Wahl: Ein untypischer Mann

Warum homosexuelle Männer eine Familie gründen

Laura Brahms: »Ich dachte, ich sei die Frau, die ihn auf die andere Seite zieht«

Wenn der Verdacht zur Gewissheit wird

Zwischen Wissen und Nichtwissenwollen

Auf Schleichwegen zur Wahrheit – Signale der Männer

Cornelia Hagen: »Ich habe mir die Augen ausgeheult«

Lore Schütz: »Liebe macht blind. Und ich fühlte mich wohl dabei«

Wechselbad der Gefühle

Plötzlich wird alles ungewiss

Wie Frauen auf den Liebesverlust reagieren

Das Stadium der Konfusion

Marie Stern: »Am schlimmsten sind die Lügen«

Karen Helms: »Manchmal habe ich nur noch Hass auf den Kerl«

Rosemarie Kohn: »Sein Verstand rutscht in die Unterhose«

Ende des Versteckspiels

Der Kampf an vielen Fronten

Großmut oder Selbstaufgabe?

Partner des Mannes – integrieren oder ausgrenzen?

Reaktionen des sozialen Umfeldes

Barbara Mühlen: »Man fällt aus jeder Norm«

Johanna Tannen: »Wir spielen Familie. Aber wir sind es nicht mehr«

Trennung mit Trauschein

Räumliche Trennung

Warum Frauen sich nicht scheiden lassen

Gründe für die Trennung

Martina Koch: »Ich habe vieles ausgeblendet, damit er in meine Welt passt«

Hannah Kerzin: »Ich bin auf die nächste Stufe der Liebe gekommen«

Brigitte Weißfeld: »Zum Trost stellte er mir manchmal was Schönes hin«

Seitenwechsel

Wie Männer das Coming-out schildern

Das neue Leben

Claus Grieger: »Es kommen in mir andere Teile zum Schwingen«

Verteidigung des Glücks

Den eigenen Frieden wiederfinden

Wege aus dem Tief

Birgit und Heiner Pfeifer: »Unsere Ehe war nie ein sicherer Hafen«

Gislinde Seifert: »Wir haben uns unglaubliche Dinge zugemutet«

Michael Henning: »Ich machte ihren Liebhaber zu meinem«

Schlusswort

Erste Krisenhilfe für betroffene Frauen

Anhang

Anmerkungen

Literatur

Über die Autorin

»Sie waren einander verfallen und vermieden,sich kennen zu lernen.«

Hans Arndt, Im Visier

Vorwort

Ein Buch zu einem Thema, das mein eigenes Leben betrifft? »Es wird dir helfen, Erlebtes zu verarbeiten, aber vielleicht ist es noch zu früh«, meinten Freunde, als ich vor zwei Jahren begann, Partnerinnen homosexueller Männer zu befragen. Damit griff ich ein Thema auf, mit dem ich mich vor langer Zeit schon einmal beruflich beschäftigt hatte. Damals stellte ich mir diese Beziehungskonstellation zwar als schwierig vor, jedoch bot sie aus meiner Sicht im besten Fall auch die Chance, den Lebensrahmen weit zu stecken und kleinmütige Besitzansprüche zu überwinden. Dass mich das Thema selbst jemals einholen würde, ahnte ich nicht.

Heute weiß ich, dass ich die Last des geheimen Doppellebens und die Auswirkungen des Coming-out auf das Familienleben damals nicht annähernd ermessen konnte. Merkwürdig leichtfertig kam mir später mein Blick auf die vielen Facetten des Begehrens und auf die Grenzgänger der Liebe vor, als ich in meiner größten Krise steckte.

In diesem Buch berichten 13 Frauen und drei Männer im Schutz der Anonymität über einen Lebensumbruch, der noch immer umgeben ist von Schweigen. Meine Interviewpartnerinnen und -partner sprechen über ein Tabu. Freunde, Verwandte und Beratungsstellen vermittelten mir die Kontakte. Während ich einige Frauen seit geraumer Zeit kenne, gewährten mir andere in langen Gesprächen Einblick in ihre Lebenswende. Alle Frauen zeichnete die Fähigkeit aus, Dinge von mehreren Seiten zu betrachten. Die mit dem Coming-out häufig verbundene Selbstbezogenheit ihres Mannes und seine oft rigorose Aufkündigung der geltenden Familienregeln treffen Frauen bis ins Mark, weil sie sein Verhalten oft nicht mehr mit dem Bild vom zuverlässigen Partner vereinbaren können, den sie gewählt haben.

Viele Frauen waren bewegt und aufgewühlt, als sie die Zeit zwischen Verdacht und Wissen, zwischen ersten Signalen und dem Bekenntnis ihres Partners in ihrem Bericht noch einmal durchlebten. Die Hoffnung, anderen betroffenen Frauen zu helfen, gab oft den Ausschlag dafür, ihre Geschichte zu erzählen. An dieser Stelle danke ich meinen Gesprächspartnern und -partnerinnen für ihr Vertrauen. Ihre unterschiedlichen Geschichten zeigen, dass es »das typisch betroffene« Paar nicht gibt. Die Beziehung zu einem homosexuellen Mann ist kein Gleichmacher. So verschieden wie die Frauen sind auch ihre Wege, nach dem Coming-out ihrer Partner eine andere Lebensform zu finden. Dennoch lassen sich in ihren Berichten Parallelen erkennen. In vielerlei Hinsicht erleben und erleiden sie etwas anderes als die Frauen, deren Partner eine Geliebte haben.

Dieses Buch will Frauen ermutigen, den Teufelskreis von Lügen und Leugnen zu durchbrechen. Es will ihnen helfen, das Dickicht widersprüchlicher und verworrener Gefühle zu lichten. Nichts ängstigt mehr, als Veränderungen ausgesetzt zu sein, die man sich nicht erklären kann. Ursachen zu erkennen und Verhaltensweisen zu verstehen ist der erste Schritt, das Gefühl der Ohnmacht zu überwinden. Das Buch möchte betroffenen Frauen helfen, zwischen Weitherzigkeit und Selbstverleugnung zu unterscheiden und klarer einzuschätzen, was der sexuelle Seitenwechsel bewirkt und welche Eigenschaften er vielleicht nur verstärkt. Es möchte dazu beitragen, dass Männer die Gefühle ihrer Partnerin nicht aus dem Blick verlieren und sorgsam mit Verletzungen umgehen. Auch an Verwandte und Freunde betroffener Frauen richtet sich dieses Buch: Wenn nichts mehr gewiss ist, sind sie oft ein lebensnotwendiger Halt. Ihr Verständnis für einen komplizierten seelischen Prozess gibt betroffenen Paaren ein Stück Heimat, wenn sie zu fremden Ufern aufbrechen.

Berlin, im Juni 2003

Bettina v. Kleist

Wenn die andere ein Mann ist

Je nach Blickwinkel als spannend oder verworren etikettiert, sind unkonventionelle Verhältnisse fast immer ein Objekt der Neugier. Was für eine Ehe führt der Professor, der seit Jahren wechselweise mit seiner Frau in Bonn und mit seinem Freund in Berlin eine Wohnung teilt? Wie erträgt es die Redakteurin, dass ihr Lebensgefährte jede Woche für 24 Stunden in die schwule Szene abtaucht? Was gibt einer dreifachen Mutter den Mut, nach dem homosexuellen Coming-out ihres Partners nochmals schwanger zu werden? Und trennte sich die Nachbarin deshalb von ihrem Mann, weil sie von dessen schwulem Doppelleben erfuhr?

Takt und Diskretion halten jedoch viele Menschen davon ab, mit Paaren über den Spagat zwischen Frau und Freund oder den Hintergrund ihrer Trennung zu reden. Selbst dann, wenn Paare ihre dauerhafte Dreiecksbeziehung nicht verhehlen, empfinden Nachbarn und Bekannte, aber auch Freunde und Verwandte es häufig fast als ungehörig, dass sie von den homosexuellen Kontakten des Mannes Kenntnis haben. Für den allenfalls flüchtigen Blick hinter die Familienkulisse wird meist als Grund angegeben, die Privatsphäre anderer nicht verletzen zu wollen. Auch die liberale Einstellung »Jeder soll lieben, wen er will« ist oft mit der Scheu verbunden, den Deckel über dem Geheimnis zu lüften.

Wie viele Frauen mit dem Verdacht leben, dass ihr Mann auch Männer liebt, oder das Coming-out ihres Partners bewältigen müssen, lässt sich nur schätzen. Erhebungen zufolge bevorzugen fünf bis zehn Prozent aller Männer sexuell ihr eigenes Geschlecht oder bezeichnen sich als bi.1 Experten glauben, dass jeder fünfte schwule Mann und jede dritte lesbische Frau Kinder hat und es in Deutschland mindestens eine Million homosexuelle Eltern gibt.2 Etwa 40 Prozent der Männer, die in der schwulen Szene verkehren, leben oder lebten mit einer Frau zusammen.3 Nicht zuletzt die Anzahl der Beratungsangebote zeigt, dass der sexuelle Seitenwechsel so ungewöhnlich nicht ist. Immer mehr Homosexuelle befreien sich aus dem gesellschaftlichen Randdasein. Eine immer größere Anzahl von Familienvätern bekennt sich dazu, schwul zu sein.

Doch ihre Partnerinnen kommen im öffentlichen Bewusstsein kaum vor. Während homosexuelle Männer im schwulen Netzwerk Unterstützung erhalten, fühlen Frauen sich nach dem Coming-out ihres Partners oft völlig isoliert. Scham und die irrtümliche Annahme, dass kaum jemand ihr Schicksal teilt, sind Gründe, weshalb viele Frauen allein eine Situation bewältigen, die nicht nur den Verlust des Partners bedeutet, sondern meist auch die eigene Identität erschüttert und alles – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in Frage stellt.

Viele Frauen, deren Partner sich Männern zuwendeten, berichten von einer Phase, in der sie sich von aller Welt verlassen und von ihrem Mann entwertet und ausgebootet fühlen. Dass die andere ein Mann ist, löst bei vielen Frauen besondere Verlustängste aus. Sie sind wehrlos, werden nie mit dem Rivalen konkurrieren können. Andere Frauen reagieren gelassener, als es bei einer Rivalin der Fall wäre. Da sie mit einem Mann ohnehin nicht wetteifern können, wird ein homosexuelles Verhältnis nicht in dem Maße als Bedrohung empfunden. Während einige berichten, dass sich ihre Phantasie gerade am Fremden entzündet, sagen andere, dass die Sexualität zwischen Männern sich schonungsvoll ihrer Vorstellungskraft entzieht.

Bisexualität: Sexuelle Orientierung oder Tarnbegriff?

Der Modeschöpfer Wolfgang Joop beschreibt seine bisexuelle Lebensweise »als emotionale Potenz, auf die ich stolz bin« und erläutert den Kick: »Rollenwechsel und Tabubruch finde ich erotisch. Natürlich habe ich den Helden gespielt bei Frauen, obwohl es mich manchmal angestrengt hat. Ich finde es verlockend, auch mal eine andere Seite zu zeigen, die Seite des Opfers einem Mann gegenüber, oder ihn dazu zu bringen, den Helden zu spielen vor mir. Ich kann eine Frau auch ganz anders verführen als einen Mann.«4

Auch der Sexualwissenschaftler Oswalt Kolle bricht eine Lanze für die bisexuelle Lust. Im Buch mit dem anzüglich plastischen Titel »Nach beiden Seiten offen« bedauern er und seine Koautorin Sabine zur Nieden, dass Bisexualität der Ruf anhafte, die feigere Version der Homosexualität und die begriffliche Tarnung schwuler Neigungen zu sein. Selbst unbeschwert zwischen den Geschlechtern wechselnd, stellte sich für Kolle jedenfalls noch nie die Frage, ob er eigentlich ein verkappter Schwuler sei, schreibt er. Er schildert seine gelegentlichen Beziehungen zu Männern als Vergnügen, das das Spektrum erotischer Genüsse erweitere: »Es waren glückliche Stunden mit großer Lust (…) Schwieriger war es mit Männern, die ihre offene oder verborgene Angst vor Homosexualität nicht vergessen konnten, auch in den orgiastischen Momenten noch Furcht vor den lustvollen Berührungen durch einen anderen Mann zeigten, aber dann doch selbst lachen mussten, wenn ich ihnen sagte, sie seien doch deshalb nicht etwa homosexuell, sondern nur über ihren eigenen Schatten gesprungen und im Wesen eben offen für beide Geschlechter wie ich auch.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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