Mein Verhältnis zu den Ichs - Ulrike J. Fischer-Heiß - E-Book

Mein Verhältnis zu den Ichs E-Book

Ulrike J. Fischer-Heiß

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Beschreibung

Vom ICH zur Herzenergie Wer bin ich? Wer ist die Person, die mich morgens im Spiegel anschaut? Kenne ich sie, bin ich mit ihr vertraut? Wie gehe ich mit meinem Selbst um? Man darf gespannt sein, welche Rolle unser Vorname bei den Antworten spielt. Die Autorin gibt Einblicke in ihre Arbeit als Physiotherapeutin, Heilpraktikerin, Lebensberaterin und Coach. Durch kinesiologische Muskeltests ist Ulrike J. Fischer-Heiß auf Ungereimtheiten gestoßen, die ihre Arbeit revolutioniert haben. Alle ihre bisherigen Bücher widmen sich einem bestimmten Thema. Es geht um die körperliche, geistige und seelische Gesundheit. Um diese zu erreichen, beschreitet die Autorin neue Wege und liefert eine Fülle von verständlichen Informationen und Aspekten. In diesem Buch lüftet sie das Geheimnis, das sie seit vielen Jahren mit ihren Klientinnen und Klienten teilt. Dabei nutzt sie den Körper als Biofeedback-Instrument. Doch es bleibt nicht bei der Theorie. In vielen Fallbeispielen erhalten die Leserinnen und Leser eindrucksvolle und nachvollziehbare Einblicke in die Praxis, die an erster Stelle steht. Im Kern geht es darum, Stress abzubauen, den Kopf freizubekommen, um mit Neugier, Intuition und Kreativität zu mehr Spontanität, Gelassenheit und Zufriedenheit zu gelangen. Bestehende Probleme sind dann nur noch Themen oder Herausforderungen, die es zu lösen gilt. Dabei helfen Übungen, die einfach und leicht in den Alltag zu integrieren sind, Geist und Seele stärken und zu Glücksgefühlen beitragen können. Das Buch ist für alle Menschen geschrieben, die etwas in ihrem Leben verändern wollen und offen für neue Gedanken sind. KinesiologInnen und TherapeutInnen anderer Fachrichtungen können die neuen Gedanken für ihre Arbeit nutzen. Es wird einen zweiten Teil geben, in dem es um das Herz geht und darum, wie es denkt, fühlt und handelt.

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Seitenzahl: 422

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Für

alle Menschen,

die ihre Beziehung

zu sich selbst

verbessern möchten.

Für Therapeutinnen und Therapeuten,

die in ihren Therapien neue Wege gehen wollen.

Inhalt

1. Wachtraum

2. Eingangs erwähnt

3. Achtung, Vorsicht, Cave!

4.

Die Seele formt den Körper

5.

Unbewusste Ich-Erfahrungen

6. Die Ich Beobachtung

7.

Was ist Kinesiologie?

8. Was ist ein kinesiologischer Test?

9. Der kinesiologische Muskeltest

10. Der Armlängentest nach Raphael van Assche

11. Bi-Digitaler O-Ring-Test

12. Faktoren für das korrekte Testen

13. Intuitive systemische Aufstellung

14. Warum die Mama?

15. Die Gefahr des Hineinfühlens

16. Das vegetative Nervensystem

17. Der Heilzustand

18. Der Körper lügt nicht.

19. Lügen und Glauben

20. Das Man, das Ich, das Selbst

21. Das Ego

22. Bin Ich, weil ich denke?

23. Die Ichs glauben

24. Erziehung

25. Die (Familien-) Aufstellung mit den Ichs

26. Ulrike will an die Ursache

27. Das Feld

28. Das Feld der Boxautos

29. Die Ich-Entdeckung

30. Das Ich

31. Plötzliche Erkenntnis und die Konsequenzen

32. Affirmationen

33. Ichlüge und Manipulation

34. Sind wir alle schizophren?

35. Die Anderswelt

36. Ich steigere mich hinein

37. Philosophie

38. Dem ICH auf der Spur.

39. Endlich sagen wir Ich

40. Nachnamen

41. Ganzkörpertest

42. Mit der Manuellen Therapie – Zum Potential zurück

43. Lächeln-Mudra

44. Aufgeschnappt

45. Abschweifen

46. Aufmerksamkeit

47. Die Stahlwand

48. Gehirnobstipation

49. Mitspracherecht

50. Das Unterbewusstsein

51. Die Amygdala

52. Die SplitBrain-Methode

53. Das Ich als Hausverwalter

54. Bekommen Ichs Junge?

55. Gefangen in den Gedanken der anderen

56. Ich ärgere mich

57. Organe beinhalten die Ichs der Eltern

58. Die dreiköpfige Mutter

59. Menschen ohne Ichs

60. Das kann ich nicht

61. Was ist der Schweinehund?

62. Stress ist Kopfsache

63. In den Finger schneiden

64. Der freie Wille

65. Die Stahlwand und die Vergangenheit

66. Es geht mir gut und schlecht

67. Die Seele und das Ich

68. Woher weiß das Ich?

69. Die Gedankenebenen

70. Gegenwart, KI

71. Brav sein wollen

72. Schlafstörungen

73. Aufwachgedanken

74. Muriels Traum

75. Fragen

76. Selbstreflexion

77. Die Entschlüsselung des Wachtraums

78. Übungen

79. Danksagung

80. Über die Autorin

81. Bildnachweise:

1. Wachtraum

Mein eigentlicher bewusster Kontakt mit der Seelenwelt vollzog sich 1998, als ich einen Vortrag über meine Arbeit als psycho-kinesiologische Beraterin halten wollte. Zu damaliger Zeit noch recht unerfahren im Halten von Vorträgen, hatte ich mich deshalb mit der Volkshochschule zusammengetan.

Die erwarteten 30-40 Personen sollten in einer entsprechend eingerichteten Kapelle, die auch heute noch für Vorträge und Kunstausstellungen genutzt wird, Platz finden.

Obwohl ich in meiner Praxis, wo ich Heimvorteil hatte, schon ähnliche Vorträge vor etwa 8-10 Personen gehalten hatte, war ich sehr nervös. Die Aufregung wuchs, als ich darüber nachdachte, was ich vorher erledigen musste. Hatte ich das Flipchart ausreichend vorbereitet? Würde ich meine klappbare Behandlungsliege vor Ort wieder aus dem Auto holen können, da es einiges an Geschick erforderte, sie hineinzuquetschen. Mein Herz klopfte laut und hämmerte gegen meine Brust. Meine Gefühle spürten, dass etwas nicht stimmig ist, das weit von meinem Verstand entfernt war.

Meine Ichs gewannen die Oberhand und bombardierten mich mit »Wenns« und »Abers« und all den Möglichkeiten, die schiefgehen könnten. Meine Gedanken überrollten mich: »Bin ich denn in der Lage, angemessen auf die Fragen der Besucher zu reagieren?« Ich hatte mich auf die Couch im Wohnzimmer gelegt und vorsichtshalber den Wecker gestellt, falls ich doch tief einschlafen würde. Ich versuchte die Stimmen im Kopf, die mich vom Wesentlichen abhielten,mit entspannender Seelenmusik zu vertreiben.Ich atmete lange Zeit tief ein und aus, bis ich mich beruhigte und die Alpha Ebene erreichte.

Zum besseren Verständnis des Alpha-Zustands: Unser Gehirn produziert rhythmische, elektromagnetische Wellen, die in Hertz (Hz)gemessen werden können. Wenn wir wach sind, werden während einer normalen Unterhaltung zwischen 15-21 Hz (Beta-Zustand) erreicht.In unseren Tagträumen oder kurz vor dem Einschlafen sind die Zahlen niedriger, bei 7-14 Hz, (Alpha-Zustand). Wir können uns durch Übungen bewusst auf diese langsamen Wellenlängen einstimmen. Im Alphazustand sind wir intuitiv, kreativ und selbstbestimmt. Unser Organismus kennt diesen Zustand aus unserer Kindheit. Auf dieser Ebene haben die Ichs keinen Zugang mehr, lassen uns in Ruhe und wir denken klar und klug.

Mein Alpha-Seelen-Traum 1998 war ein Wachtraum, in dem ich in eine Art Halbschlaf kam. Ich sah mich als Indianer (männlich), mit bloßem Oberkörper,einem Lendenschurz aus Leder,mit einem Bogen in der rechten Hand. Die Pfeile befanden sich im Köcher, dessen Lederriemen ich lässig über meine rechte Schulter geworfen hatte. Ich schritt, scheinbar ein Ziel vor Augen habend, in leichten Mokassins auf heißem, kargem Boden und nahm eine flache, weite Landschaft wahr. Mein Begleiter war ein Tiger, ein großes kräftiges Tier, das mich mit seinen geschmeidigen, schnellen Schritten förmlich mitzog. Wir schienen vertraut miteinander zu sein, denn wir verstanden uns ohne Worte.Vor uns tauchte ein großer, aus rötlichem Gestein bestehender Felsen auf, der oben zu einem Plateau abgeflacht war. Er erinnerte an Bilder des Ayers Rock (Uluru) in Australien.

Der Felsen schien unser Ziel zu sein. Der Tiger begann mit großen Sätzen den Berg zu erklimmen. Ich machte es ihm nach und war in meinem Halbtraum überrascht, wie schnell und gewandt ich den doch recht steilen Berg hochklettern konnte. Fast ganz oben angekommen, gerade, als ich mein linkes Bein auf die Bergplatte schwang, verlor mein rechter Fuß den Halt und ich rutschte ab. Meine Hände suchten nach einem Steinvorsprung oder einem Ast, griffen jedoch ins Leere, und so prallte ich unsanft auf einem tieferliegenden Felsvorsprung, den ich zuvor nicht bemerkt hatte. Ichschaute mich um und registrierte: Rechts, links und hinter mir war steiler Abgrund, vor mir ein dunkles Loch, eine Höhle?

Ich hatte keine Lust in die Höhle zu gehen,wartete der Tiger doch schon auf dem Plateau auf mich. Doch gab es von hier aus keine Möglichkeit, auf den Berg zu gelangen. Die Bergwand, die jetzt in der Abendsonne kräftig rot schimmerte, war so glatt, als hätte sie jemand mit Schmirgelpapier bearbeitet. Mir blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich blieb hier sitzen und wartete auf Hilfe, die ich in dieser Gegend nicht erwarten konnte, oder ich erkundete die Höhle. Ich entschied mich für die zweite Variante.

Ich stand auf, klopfte mein Hinterteil ab, das sicher staubig sein musste, und konzentrierte mich jetzt auf das Dunkle vor mir. Ich machte einige Schritte in die Höhle, in der ich rein gar nichts erkennen konnte, da meine Augen von der Sonne noch geblendet waren, spürte jedoch die Kälte, die aus der Höhle kroch und meinen Körper regelrecht umschlang. Mein Frösteln war nicht nur der Kälte geschuldet, sondern auch dem Unbekannten, das mich drinnen erwartete. Welch ein Kontrast zu der wärmenden Abendsonne draußen.

Plötzlich kam ein fürchterliches Getöse unmittelbar auf mich zu. Gleich darauf erkannte ich die fliegenden Unwesen. Es waren Fledermäuse, die ich wohl gestört hatte. Mit ihren kleinen spitzen Zähnchen sahen sie wie Hunde aus, die ihre Zähne fletschen. Aus meiner Kehle kamen fürchterliche Schreitöne, die nicht nur die Flughunde verscheuchten, sondern auch mich erschauern ließen. Dann war alles still. Wohin sich die Fledermäuse so schnell verkrochen hatten, konnte ich nicht wahrnehmen. Nach dem ersten Schreck versuchte ich mich neu zu orientieren und bemerkte, wie sich meine Augen zunehmend an die Dunkelheit gewöhnten. Noch etwas zögerlich wagte ich mich mit einigen Schritten weiter in die Höhle hinein, immer darauf gefasst, dass die kleinen, wilden Tiere mich wieder attackieren könnten.

Im nächsten Moment stand ich vor einem Sumpfloch. Ich schritt es nach beiden Seiten ab, es war so breit wie die gesamte Höhle. Wollte ich weiter gehen, musste ich das Sumpfloch durchqueren. Ich ließ mich vorsichtig hineingleiten und versuchte halb gehend, halb mit den Händen paddelnd weiterzukommen, als plötzlich ein Krokodil vor mir auftauchte. Wir brauchten beide einige Schrecksekunden, um die Situation zu begreifen. Blitzschnell holte ich aus meinem Köcher, den ich jetzt auf dem Rücken trug, ein Seil aus Naturfasern, griff das geschlossene Maul des Tieres, wickelte ihm das Seil um die Schnauze und durchquerte recht zügig und sicher den Sumpf.

Als ich am anderen Ende herausgestiegen war, schaute mich das Krokodil, das nah an mich herangeschwommen war, so traurig an, dass ich Mitleid bekam und mit einem schnellen Handgriff die Fessel von seiner Schnauze wieder entfernte. Sogleich war das Tier im braunen Brei verschwunden.

Jetzt atmete ich einige Male tief durch, drehte mich um und sah in mein Spiegelbild. Vor mir, tief in der Höhle, reines, klares Quellwasser. Ich kniete nieder, formte meine Hände zu einem Gefäß und schöpfte aus der Quelle. Das Wasser schmeckte so frisch wie es aussah, belebte meinen müde gewordenen Körper. Nun hatte ich wieder einen klaren Kopf. Ich wollte weiter, doch auch hier blieb mir nur der Weg durch das Wasser. Dieses Mal ließ ich mich gerne hineingleiten. Ich schwamm etwas umher, bis ich merkte, dass ich mich am Rande eines Strudels befand. Er war nicht ohne Wirkung geblieben. Ich musste jetzt meine ganze Kraft einsetzen, um wieder aus seinen Fängen zu entkommen. Mit letzten Reserven konnte ich mich am Uferrand festhalten und mich schließlich hochziehen. Tropfnass saß ich eine Weile auf der ockerfarbenen bloßen Erde und rang nach Luft.

Ich schaute mich um. Tiefer in der Höhle war nichts als nur Dunkelheit zu erkennen. Da ich völlig erschöpft und unendlich müde geworden war,suchte ich mir,auf allen Vieren kriechend,einen Platz zum Schlafen, fand allerdings nur den kühlen, leicht feuchten, erdigen Untergrund. Während ich ihn erfühlte und seinen Geruch identifizieren wollte, war ich schon eingeschlafen.

Ich weiß nicht, wie lange ich da gelegen hatte, als mich ein grelles Licht weckte. Ich öffnete langsam die Augen und blinzelte in die Sonne. Sie strahlte aus einem hellblauen, wolkenlosen Himmel herunter, direkt auf meinen kargen Schlafplatz. Auf einmal erhob sich eine Silhouette auf einer Steintreppe, die ich am Abend zuvor nicht wahrgenommen hatte. Ich traute meinen Augen nicht, als mit geschmeidigen Bewegungen der Tiger die Treppe herunter stolzierte. Er stand jetzt vor mir. War das ein Grinsen um sein Maul herum?

»Was machst du denn hier? War die Treppe schon immer da? Warum hast du mir gestern nicht geholfen?«, schrie ich ihn an und machte damit endlich meiner Angst, die in allen Gliedern steckte, Luft.Der Tiger entgegnete ruhig: »Erstens möchte ich dich abholen, es ist ein so schöner Tag, den solltest du nicht versäumen. Zweitens war die Treppe schon immer da, vorausgesetzt man will sie tatsächlich sehen. Du warst gestern nur zu müde, um sie dir zu erschaffen. Den Sumpf und den Strudel hattest du dir gestern selbst aus deiner Unsicherheit heraus erzeugt. Schau dich um, wo sind sie?« Ich war fassungslos,als ich herumblickte.Die Höhle war leer.Es war nur die rotbraune Erde zu sehen.

»Und drittens: Hätte ich dir geholfen, hätte ich dich vieler Erfahrungen beraubt.Du kreierst deine Probleme selbst. Es gibt Aufgaben im Leben, die tatsächlich existieren und die erledigt werden sollen. Siehst du hier ein Problem? Wenn du willst, kannst du die Treppe wegdenken und es dir schwer machen, wenn du auf das Plateau gelangen möchtest.« Der Tiger machte sich wohl über mich lustig. Er forderte mich auf: »Ich will dir etwas zeigen.Kommst du mit?« Ohne auf meine Antwort zu warten, stieg er mit wiegenden, provokant langsamen Schritten die Stufen hinauf.

Was blieb mir übrig, als ihm zu folgen. Als ich die letzte Stufe erreicht hatte,konnte ich die Weite des Plateaus ausmachen.Ich stand mitten auf dem Berg.Rotbraune Felsen umgaben uns.Gestern noch überquerten wir trockenes, karges Land. Nun schaute ich auf eine saftig grüne Landschaft. In der Ferne lag ein tiefblauer See, dessen Farben an den Rändern von grünlichem und bläulichem Türkis bis hin ins Lila reichten.Ein Wasserfall stürzte in die Tiefe und erzeugte einen Strudel im See. Dort erkannte ich eine weiße Gestalt. Es war wohl ein Engel. Es war nicht zu erkennen, ob er von oben kam und nach unten wollte, oder ob er nach oben schwebte.

Der Tiger schien meine Gedanken lesen zu können,schüttelte den Kopf und meinte: »Es ist nicht wirklich ein Engel, es sieht nur so aus.Es ist deine Seele.Der Teil den du verleugnest.Du brauchst ihn, wenn du DU sein willst.« Ich schaute ihn ungläubig an. »Ich stehe doch hier und nicht dort«, gab ich ihm zur Antwort. »Und doch bist du hier und dort«, erwiderte er, ohne eine weitere Erklärung.

Ein Seeadler zog über uns majestätisch seine Kreise. Als hätte er eine Beute entdeckt, kam er auf uns zugeschossen, bremste ab und landete neben mir auf dem Felsen. »Das ist der Adler, der dir helfen wird.Er steht dir bei,wenn du Gelassenheit brauchst und die Dinge von einer höheren Warte aus sehen willst.« Der Adler erhob sich wieder und flog bis zu dem engelgleichen Wesen am See inmitten der grünen Wiese, kam dann wieder zurück, setzte sich auf meinen linken Arm, den ich dieses Mal für ihn ausgestreckt hatte, um ihn willkommen zu heißen. »Was soll das denn?«, fragte ich unwirsch »ich verstehe nicht, was ihr mit mir macht. Was hat das mit mir zu tun?« »Wir haben dir deine Zukunft gezeigt. Du wirst Seelen sichtbar machen«, erklärte mir mein Tiger. Diesmal fand ich kein Grinsen auf seinem Maul,stattdessen sah er mir ernsthaft tief in die Augen, als wolle er meinen inneren Widerstand brechen. Wich ich ihm gerade aus,weil ich feige war,mir meine Opposition anzusehen, oder war es Zeit zum Aufwachen?

Ich kam wieder zurück in meine Wirklichkeit, denn der Wecker klingelte. Es war so weit. Die Angst war verflogen und hatte einem mulmigen Gefühl im Bauch Platz gemacht.Ich brauchte eine Weile, bis ich mich besann, wo ich war und was als Nächstes anstand. Der Vortrag! Ich verstand meine Nervosität nicht. Ich raffte mich auf und brachte mit meinem Auto alle Utensilien, die ich zum Vortrag benötigte, in die Kapelle.

Als ich den Raum betrat,in dem ich den Vortrag halten sollte,war außer einer Freundin, die mir beistehen wollte, noch kein Mensch da. Wir stellten mein Flipchart auf, das ich schon zu Hause mit den wichtigsten Zeichnungen und Begriffen versehen hatte,rückten die klappbare Behandlungsliege ins rechte Licht und schmückten den Raum um das Podium herum mit Blumen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, als sich zwei, drei Menschen zu uns setzten und schüchtern fragten, ob sie hier wohl richtig wären. Als wir bejahten, schauten sie sich unsicher um und wählten einen Platz in der Mitte des Raumes. »Oh je«, dachte ich, »das wird eine Pleite!« Die bekannte Scham und der Zweifel wollten wieder hochkommen, als ich vor meinem geistigen Auge meinen Tiger sah. Unterdessen füllte sich der Raum. Die vierzig Stühle waren schnell besetzt. Neue Stühle und sogar Tische wurden zusätzlich aufgestellt und einige Besucher mussten ganz hinten sogar stehen. Einhundert Menschen waren gekommen! Meine Knie zitterten.Nichts anmerken lassen….

Ha, wenn ich die Fledermäuse in die Flucht geschlagen hatte, das Krokodil besiegen konnte,dem Strudel entkommen war und in einer dunklen Höhle furchtlos übernachtet hatte,was sollten mir dann die vielen Menschen anhaben? Ich musste kreativ sein, denn hinten im Raum waren meine Aufzeichnungen nicht zu erkennen. Ich stieg auf die Behandlungsliege, auf der ich eigentlich einige Übungen praktisch zeigen wollte. Das war unmöglich. Vom hinteren Platz konnte man die Liege nicht erkennen. So hielt ich meinen Vortrag auf der Liege stehend, gestikulierte, umschrieb, was ich vorbereitet hatte, denn auch das Flipchart war nutzlos geworden. Es gelang mir kreativ zu sein, immer mit der Gewissheit, dass mein Tiger und mein Seeadler mich begleiten, während meine Seele mich wieder gefunden hatte.

»Zwei Stunden lang hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so sehr waren die Menschen von dem Vortrag gebannt«, berichtete hinterher die Veranstalterin. Der Beifall bestätigte den Erfolg.Ich war innerlich ein Stück gewachsen und hatte zwei Krafttiere und meine Seele angenommen.

Solche Geschichten sind nichts für die ICHs. Sie haben keinen Zugang zu dieser Art von Energieräumen.Wenn die Ichs versuchen hineinzukommen, prallen sie ab, als ob sie gegen eine durchsichtige Glasscheibe gelaufen wären. Zu dieser Erkenntnis werde ich allerdings erst viele Jahre später gelangen.

Träumen, Aufwachen, Empfinden, Ängste verschwinden, sich wiederfinden. Augenblicke leben.

Wölfe sind im Traum gelegentlich Tiger

2. Eingangs erwähnt

Im Grunde beginnt das ICH-Buch mit einem Kompromiss im Titel. Es müsste eigentlich heißen: »Ulrikes Verhältnis zu den Ichs« oder »Die Entdeckung einer falschen Identität«. Im Prinzip möchte ich den ICHs nicht ein ganzes Buch widmen, denn mit jedem Wort, das ich über sie schreibe,lasse ich ihre Energie größer und mächtiger werden. Ich hoffe, wenn ich es mit dem Herzen schreibe, dass die Ich-Energie sich in Grenzen hält.

Eine Klientin fragte mich neulich, wo eigentlich mein Buch über die Herzenergie bliebe, das hätte ich in meinem ersten Buch: »… denn die Gesundheit kennt den Weg« angekündigt und sie warte jetzt schon mehrere Jahre darauf.

Als ich begann das Herzbuch zu schreiben, wurde mir klar, dass viele Boykotteure uns Menschen daran hindern, in unsere Herzenergie zu kommen. Das war der Grund, warum ich mich zuerst mit den Verhinderern, den Blockierern beschäftigt habe. Erst wenn ich weiß, was mich hindert, was die Ursache ist, kann ich mich dem eigentlichen Thema nähern und Lösungen finden.Es ist,als ob mein Herz sagen würde: »Kümmere dich erst um die Ursachen des Problems, dann wirst du für mich frei sein.«

Das Narbenbuch hatte sich zuvor heimlich, still und leise eingeschlichen, weil es sehr viele Menschen gibt, deren Narben nicht schmerzen, aber anderorts am Körper Probleme bereiten können. Narben sind in meiner Praxis ein großes Thema,weil viele unerkannte körperliche und seelische Beschwerden von Narben herrühren. Die durch sie entstandenen Blockaden,Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen fallen oft aus dem Raster der medizinischen Untersuchungen. Wichtig dabei zu wissen, der Mensch kann sehr viel selbst dazu beitragen, die Narben zu entstören und die genannten Symptome beheben.

Nun,die Pandemie hat auch mich mit großen Herausforderungen konfrontiert.Herausforderungen bedeuten Forderungen,die uns aus unserer Komfortzone werfen und Lösungen verlangen, an die wir vorher nie gedacht hätten.

Eine solche Herausforderung bringt neue Ideen hervor, lässt altbewährte Methoden wieder aufleben,die irgendwann einmal als unbrauchbar abgetan wurden.Dadurch hat sich die »Wandeltreue« leise vorgedrängt und mir gezeigt,wie sich ein Buch von selbst entwickelt und ich nur zu schreiben brauchte, was es mir vorgegeben hatte. So entstand »Wandeltreue«, obwohl ich mich da schon mit den Ichs befasst und mehrere Jahre Aufstellungen gemacht und Beratungen über die Ichs gegeben hatte.

Das Ich-Buch muss sein, sonst könnte das Buch über die Herzenergie nicht entstehen. Durch die Erkenntnisse, die ich gewonnen und die Übungen, die ich dazu gefunden habe, ist das Buch die Voraussetzung und Vorbereitung für das Herzbuch. Es scheint mir, dass wir die Dualität brauchen.Wenn sie fehlt,erschaffen wir sie uns. Ohne Krieg gibt es keinen Frieden, ohne Nacht gibt es keinen Tag, ohne Yin gibt es kein Yang, ohne Einatmung, keine Ausatmung. Ist es vielleicht so,dass es ohne die Ichs keine Herzenergie geben kann? Erschufen wir Menschen die Ichs, damit wir einen Gegenpart zu unserem intelligenten Herzen haben?

Ursprünglich sollten die Ausführungen zu den »Ichs« nur eine Einführung in das Herzbuch sein. Aber so wie die Ichs eben sind, verlangen sie mehr und mehr, bis sie ihr eigenes Buch bekommen. Sie sind mächtig und groß. Das Buch über die Herzenergie wird als zweiter Teil im Anschluss an dieses Buch erscheinen.Einige Themen werden in anderen Versionen wiederholt und ergänzt, so dass der Weg zur Herzenergie geebnet ist.

Ich schreibe in der ersten Person,weil wir schon so daran gewöhnt sind, ICH zu sagen und es tun müssen, weil unsere Gesellschaft es von uns verlangt, sonst würden wir als geisteskrank abgestempelt werden. Es gibt dafür sogar eine Bezeichnung, der Illeisimus.Wenn ich in Ichform schreibe, dann sind es allerdings Ulrike-Gedanken, die lediglich auf einem Tablett eines Ichs präsentiert werden. Diese Darstellung wird im Laufe der nächsten Kapitel näher beschrieben.

Es wird behauptet, dass wir uns als kleines Kind noch nicht als eigenständigen Menschen verstehen und das Ich uns erst dazu machen würde. Das hat man uns auch glauben gemacht 1975 in der Krankengymnastikschule im Entwicklungsunterricht. Wir sind an den Schreibfluss des Ichs gewöhnt und es wäre störend, wenn ich immer meinen Vornamen statt des Ichs schreiben würde. Hier oder da werde ich es trotzdem tun.

Dieses Mal gendere ich nicht. Das Thema habe ich im Buch Wandeltreue verkraftet. Wenn ich Freunde oder Klienten schreibe, dann meine ich alle, ob weiblich, männlich oder divers, und zwar auf gleicher Augenhöhe und Wichtigkeit und Ehrerbietung. Zum Beispiel ist in dem Wort Klientinnen alles enthalten,das Männliche auch hier wieder als Erstes genannt,das Weibliche zum Schluss,und jede/jeder kann sich dazwischen entscheiden,wer sie/er sein möchte. Auf jeden Fall sind wir alle einzigartige und wundervolle Menschen, das möchte ich hier betonen.

Die Namen,die ich nenne,sind alle erfunden und die Fallbeispiele und Geschichten sind Konglomerate.Das heißt,dass die Fälle mehrerer Personen, Ereignisse und Behandlungen adaptiert und Details sorgfältig verändert wurden. Sie zeigen dennoch den wahren Weg und die Resultate auf.

Einige Namen meiner Lehrer werde ich erwähnen, allerdings darauf verzichten, sie zu zitieren. Viele sehr kluge Personen werde ich nur als »(Neuro-) Wissenschaftler oder Quantenphysiker bezeichnen. Leider gibt es Menschen, die durch das akribische Auffinden von Namen und Zitaten, ob unrecht- oder rechtmäßig verwendet, Geschäfte machen. Das habe ich einmal erlebt und beschlossen, dass solche Aktionen mir zu viel Energie rauben,da Recht,Gerechtigkeitund Ehrlichkeit weit auseinanderklaffen. Ich verneige mich hier vor all den Personen,deren Intuition,Verstand und Scharfsinn mir neue Denk- und Wegweiser waren und noch sind.

Vorweg: Als Kleinkinder kannten wir uns nur mit unserem Vornamen, haben uns mit ihm identifiziert. Später mussten wir Ich sagen, und unsere Identität bekam eine andere Bedeutung. Bei psycho-kinesiologischen Behandlungen wurde mir der Sinngehalt bewusst, deshalb widme ich der Kinesiologie mehrere Kapitel.

Meine Erkenntnisse habe ich, wie in verschiedenen Kriminalfilmen gezeigt,final zusammengefasst.Ein Kriminalpolizist erinnert sich am Ende eines Films an die Aussagen, die Mimik und Gesten seiner Zeugen und Zeuginnen und da fällt ihm plötzlich auf, dass er von Anfang an immer wieder unbewusste Hinweise zur Täterschaft bekommen hatte. Das wird ihm nach langen Untersuchungen und Befragungen endlich klar.

So ging es mir mit den Ichs.Wie oft habe ich sie vor vielen Jahren erwähnt, im Grunde sogar richtig charakterisiert und doch waren sie für mich lange Zeit unsichtbar oder Statisten. In diesem Buch verdeutliche ich, wie sich meine Erfahrungen nach und nach entknoteten und somit hoffentlich zu einem besseren Verständnis beitragen können.

Ich wünsche Ihnen eine gute Unterhaltung. Doch Vorsicht! Es kann sein, dass Sie plötzlich ein anderes Denken über sich und die Welt bekommen.

Ihre

Ulrike Johanna Fischer-Heiß

3. Achtung, Vorsicht, Cave!

In den letzten Monaten, in denen ich mich intensiv mit den »Ichs« beschäftigt habe, beobachtete ich, wie sie mich zunehmend in Beschlag nahmen, wie sie jede Sekunde nutzten, um mich zu besetzen, während ich über sie recherchierte. Wachte ich nach sechs Monaten Ermittlungen unter ihrem Einfluss um vier Uhr morgens auf, störte es sie nicht im Geringsten, schon loszuplappern, bevor ich wirklich aufnahmebereit war. Während ich mich abmühte, wieder einzuschlafen und mich dabei fast verbog,meine Übungen zelebrieren zu können, wurden sie immer lauter und dreister, so dass es für liebevolle Gefühle kein Durchkommen mehr gab.In meiner schriftstellerischen Arbeit, aber auch beim Aufspüren der Ichs bei meinen Klientinnen und Klienten in meiner Praxis, gab ich den nutzlosen Ich-Gedanken eine enorme Macht, die mir in diesem Ausmaß in meinem Alltag noch nie passiert war.

Zwischenzeitlich hatte ich Sorge, dass Leser dieses Buches ebenfalls in die übertriebene Macht der Ichs geraten könnten. Das wäre fatal. Als ich mein vorläufiges Manuskript ausdruckte, um es zum Korrigieren durchzuschauen, beobachtete ich die Ichs. Sie standen im großen Abstand im umgekehrten Halbkreis in einiger Entfernung mit dem Rücken zu mir.Sie erinnerten mich an die »Grauen Herren« in Michael Endes Geschichte »Momo«. Im Gegensatz zu diesen Herren sind die Ichs blassgrau, haben keine Füße und keine Hände,nur angedeutete Beine und Arme.Jedoch haben die Grauen Herren und die Ichs etwas gemeinsam: Sie bewirken den Verlust von Lebensfreude und Leichtigkeit.

Meine hellgrauen Ichs konnten sich mir beim Lesen meines Manuskripts jedoch nicht nähern. Sie verhielten sich, als seien sie erstarrt oder eingefroren. Mir war, als hätte ich sie mitten in ihrer Bewegung angehalten.

Da ich über die Ichs schreibe, wie ich sie entlarvt, ihre Absichten und Charaktere durchschaut habe, scheine ich sie entkräftet zu haben. Dadurch ist es ein Leichtes in meine Herzenergie zu kommen. Somit kann ich sicher sein, dass für Sie, liebe Leserin, lieber Leser dieses Buch auf keinen Fall schädlich, sondern sehr erkenntnisreich und förderlich sein wird.

Im Anhang sind einfache Übungen,die ich an verschiedenen Stellen in den Text eingebaut habe,im Einzelnen nochmals beschrieben.

4. Die Seele formt den Körper

»Die Seele formt den Körper«,sagte unser Anatomieprofessor,wenn wir auf dem Weg zum Unterrichtsraum durch den Sezierraum gehen mussten,in dem die aufgeschnittenen Leichen lagen,und wir Schülerinnen die Körperhüllen kritisch betrachteten und feststellten,dass sie unförmig geworden waren. »Die Seele formt den Körper«, ließ mich 1976 nicht mehr los.Ich begann,mir über die Seele Gedanken zu machen…

Die Seele wird oft auch Psyche genannt. Man kann sie nicht mit den Händen greifen,nicht schmecken oder riechen.Sie bleibt immer in einer Energieform und materialisiert sich nicht. Die Seele ist das, was den Menschen ausmacht. Sie bleibt, wenn wir Menschen sterben, unser Körper kalt und starr wird. Sie lebt weiter.

Im Chinesischen wird sie Hun, die Wanderseele genannt. Sie fragen sich eventuell, wie ich auf dieses Thema komme? Weil ich als Physiotherapeutin Menschen mit unterschiedlichen Körpergrößen, -umfängen und -formen behandelt habe und selbst miterleben durfte, wie mein Körper von einer eher schlanken Figur im Laufe der Jahre immer rundlicher wurde.Was ist mit meiner Seele passiert? Habe ich sie verärgert? Sie ignoriert? Wenn ja, warum? Oder habe ich meinen Ichs den Vortritt eingeräumt und sie haben meine Seele aus meinem Körper vertrieben? Ist an die Stelle meiner Seele eine Ich-Energie getreten? Die Fragen wollten nicht enden. Bis heute konnte mir kein Mensch sagen, was wirklich ist.

Die Körperfülle komme von unserer Ernährung, sagen Ernährungsberaterinnen. Es sind die Hormone, meinen die Endokrinologinnen. Es liegt an der fehlenden Bewegung, behaupten die Fitness-Trainerinnen. Ursachen seien die Gene, wollen Genetikerinnen beweisen. Ein Physiognomiker, mit dem ich auf einem Gesundheitsevent zufällig zusammensaß, meinte, als er auf eine sehr schlanke Frau am Eingang zeigte: »Wenn du nur die Hälfte von dem isst, wie sie, dann wirst du dick.«

Ich ging die einzelnen Punkte durch. Ernährung: Ich koche selbst. Ich habe meine Gewohnheiten beobachtet.Es gab keinen Zusammenhang.Ursächlich vielleicht die Hormone,eventuell fehlende Bewegung, darauf ankommend, mit wem ich mich messe. Und die Gene? Außer einerTante,die als einzige von fünf Kindern etwas rundlicher war und einem Urgroßvater,habe ich keine fülligen Ahnen gefunden.Ist es die Epigenetik? Haben meine Vorfahren im Krieg hungern müssen? Hat sich das auf mich übertragen und bunkert mein Körper nun für die nächste Notzeit alles, was ich esse und trinke?

Das Leben bringt die unterschiedlichsten Formen hervor. Wenn ich mich umschaue, gleicht keiner dem anderen. Es gibt Menschen, die hochgewachsen und sehr schlank sind, andere haben einen birnenförmigen Körper, andere wiederum sind gedrungen, haben kurze stämmige Arme und Beine und einen dicken Bauch.Die einen gehen traurig oder verhärmt gekrümmt, andere werden durch Wut oder Stolz in eine aufrechte Haltung gezwungen.

»Wir sind alles Individuen, die einen inneren Drang verspüren, eine eigene Form zu kreieren.« Diesen Satz kann ich nicht mehr unterstreichen, denn wenn wir uns mit den Ichs identifiziert haben, folgen wir deren Gesetzen.

»Wo ist meine Seele, warum passt sie nicht auf meinen Körper auf?«, frage ich mich. »Hatte der Professor damals Unrecht gehabt?« Als er die Aussage über die körperformende Seele machte, fühlte es sich in mir sehr stimmig an. Leben ist ein Prozess, den wir in seinem Ausmaß nur ahnen können. Was wollte das Universum mit mir? Hat es mir von Anbeginn eine Form gegeben und ich bin gerade dabei, durch eine Kette einzelner organisierter Ereignisse, sie zu verändern? Veränderung geschieht dadurch, indem ich mein individuelles Denken über die Ereignisse in eine bestimmte Form presse, dadurch meine Gefühle manipuliere und mein Körper in seiner mikrokosmischen, biochemischen Innenwelt Veränderungen hervorruft, die nicht mehr der ursprünglichen Form entspricht. Im Makrokosmos meines Körpers drückt sich dieser Prozess in Haltung und Form aus.

Unser Leben ist eine einzige Kette lebendiger Begebenheiten, die signifikante Formen unserer Existenz different entfaltet. Ihnen scheint ein bestimmtes Grundkonzept zugrunde zu liegen. Ich vermute, dass ich den Ichs eine ordentliche Menge an Mitspracherecht zugestehe. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, welche Glaubenssätze und Schwüre meine linke Hirnhälfte entwickelt hat.

5. Unbewusste Ich-Erfahrungen

Schon die Fahrt in die Schweiz war es Wert, selbst am Freitagnachmittag, neue Erfahrungen zu machen. Durch den Freitagsstau benötigte ich oft mehr als zweieinhalb Stunden zum Kloster Kappel am Albis. Die Fortbildungen sollten am späten Nachmittag beginnen. Morgens hatte ich noch in meiner Praxis gearbeitet, meine Utensilien für die Fortbildung hatten schon im Auto gelegen, so dass ich gleich nach der Arbeit losfahren konnte.Es erfüllte mich immer mit Freude wieder in meine geliebte Schweiz zu fahren, denn zwanzig Jahre zuvor hatte ich ein sehr intensives Arbeits- und Freizeitjahr dort verbracht,jedoch etwa zwei Stunden Fahrzeit entfernt von Kappel, am Thunersee.

Während ich so step by step in der Autoschlange vorwärtskam, wollten meine Gedanken Stress machen, weil sie meinten, dass wir es nicht pünktlich an den Zielort schafften.Kurze Zeit habe ich mich dem Stress hingegeben,bis ich unachtsam wurde und beinahe meiner Vorderfrau ins Heck gefahren wäre. Eine Instanz in mir setzte sich durch und ließ mich unerwartet schnell bremsen. Dabei erwachte ich aus dem Gedankenkarussell, es verschwand urplötzlich und auf einmal war ein ganz entspannter Gedanke da: »Die fangen nicht ohne mich an, denn ich bin die Referentin.« Ich trällerte lauthals die Lieder im Radio mit und kam relaxed rechtzeitig am Kloster an. Ich erkannte, dass es Energien in uns gibt, die uns tragen, wenn wir sie denn dann (machen-) lassen.Es ist einerseits die Energie unseres Herzens und andererseits das Universum und wahrscheinlich noch mehr… .

Die ersten beiden Fortbildungen der Psycho-Kinesiologie unterrichtete ich, autorisiert, nach Dr. Dietrich Klinghardts Methode. Später entwickelte ich meine eigenen Fortbildungen, wie zum Beispiel: Schamanische Kinesiologie,bis sich jemand meldete,dass dieser Titel schon vergeben sei. Fortan nannte ich die Fortbildungen so, wie sie mir gerade einfielen. Wichtig war, dass wir unsere Fragen beantwortet bekamen. Denn gerade beim Referieren tauchten auch bei mir immer mehr Fragezeichen auf.

Meine Schweizer Schülerinnen und Schüler, die selbst kinesiologische Praxis hatten, die Schriftstellerinnen oder Malerinnen waren und sich für meine Kurse interessierten, brachten mich dazu, neue Denk- und Fühlrichtungswege zu betreten.Wenn wir intensiv mit unseren Emotionen beschäftigt waren,hatten unsere Ichs keinen Platz bei uns. Sie störten uns nicht. Welches Ich fragt danach, was ein Organ empfindet, wenn die Sonne scheint oder es schneit? In welchen Kontexten müssen wir bitten und danken? Es gab sehr viele Fragen,die wir besser mit meinen freien Kursen behandeln konnten, als mit den feststehenden Skripten der Psycho-Kinesiologie.

Erzählte ich zwischendurch eigene Geschichten,wurde ich immer wieder aufgefordert: »Frau Fischer, ich brauche mehr Struktur!« »Herr Lüthi, wo in unserem Körper und im Geist finden wir die feste Struktur?«, entgegnete ich dem Fragesteller. Wenn ich dann schnurstracks das Skript durchging, freuten sich unser aller Ichs, dass sie wieder im Mittelpunkt stehen konnten. Dieses Phänomen wird sich Ihnen im Laufe der nächsten Kapitel langsam erschließen.

Sollen wir bitten? Sollen wir danken? Ist es wichtig? Bringt uns das weiter? Sind wir unhöflich zum Universum, zu Gott, wenn wir es nicht tun?

Ich stellte mich für das Universum und war Sprachrohr:

»Ich habe Euch eine große, fertig eingerichtete Küche als Labor für Experimente mit ins Leben gegeben. Dieser Raum ist mit allen Geräten, mit Geschirr und Besteck ausgestattet. Doch was tut Ihr? Ihr steht an der Eingangstüre, wagt Euch noch nicht einmal in den Raum hinein, schaut von außen in die unberührte Küche und betet zu mir:‚Lieber Gott,bitte gib mir eine Gabel und ein Messer,gib mir einen Ofen und einen Braten!‘ Ihr macht keine Schubladen selbstständig auf, Ihr lasst sogar im Ofen den fertigen Braten verbrennen. Warum geht Ihr nicht einige Schritte in den Raum hinein,überlegt, was Ihr wollt, fühlt, was Ihr braucht, öffnet Schubladen und Türen und schaut in die Schränke? Denn nur dort werdet Ihr finden, was immer Ihr sucht. Alles ist schon längst da. Ich habe Euch mit allem ausgestattet, was Ihr im Leben benötigt. Mit Allem!«

Wir waren still und in uns gekehrt. Betreten zogen wir das Fazit daraus: Wir brauchen nicht zu bitten. Wir machen dem Universum die größte Freude,wenn wir selbstständig aus unserem Herzen heraus handeln, wenn wir endlich nehmen, was wir mitbekommen haben und daraus Bedeutsames machen, für uns und unsere Umwelt. Bitten brauchen wir nicht, aber eine Verneigung als Dank gibt uns ein warmes Gefühl,das sich weit über uns hinaus ausbreitet und deshalb angebracht ist.

Wir begriffen mit einer ganz simplen Übung, was wir alle schon vom Kopf her wussten, dass wir uns an eine Mehrheit anschließen. Ich benannte zwei Winkel im Raum, in die sich die Schülerinnen hineinstellen sollten, ohne zu wissen, welche Bedeutung ich den beiden Arealen gegeben hatte. Die eine Seite beinhaltete: Intuitiv, kreativ und autonom zu sein, und die andere bekam den Wert von Gehorsam,machen,was andere sagen,Sitten und Bräuche verfolgen.

Vierzehn der Kursteilnehmerinnen sprangen sofort in die zuletzt genannte Ecke, während eine Schülerin sich auf den autonomen Platz stellte. Als sie bemerkte, dass sie ganz alleine war, kamen ihr Zweifel,wir konnten ihr ansehen,wie sie ins Wanken geriet und sich letztendlich zu der Masse stellte.

Sie meinte später, sie hätte mit sich gerungen und doch nicht den Mut gehabt,alleine dazustehen.Sie fand es schade,dass sie zu Gunsten der Zugehörigkeit zu der Masse, sich selbst aufgegeben hatte.

Im Bildungshaus »Stella Matutina« in Hertenstein am Vierwaldstättersee, konnten wir ebenfalls erkennen, dass die Ichs verschwinden, wenn wir etwas tun, was Spaß macht. Etwas tun, was Erwachsene nicht mehr tun dürfen, weil es unschicklich ist.

In der Pause standen wir an einem frisch gemähten, sonnenbeschienen Abhang.Der Duft des Grases vermischte sich mit der Erde und der Blick zum See machte das Glücksgefühl perfekt.»Am liebsten würde ich mich wie ein kleines Kind jetzt hier herunterkullern lassen«, sprudelte es aus mir heraus. Die Veranstalterin, die meist perfekt gekleidet und ihre Emotionen immer gut im Griff zu haben schien, meinte strahlend: »Mach es doch einfach.«

Was mich zunächst hinderte es zu tun,waren meine Gedanken,die sofort mein freudiges Bedürfnis stoppten: »Du bist die Referentin und hast Vorbildfunktion! Du darfst dich nicht gehen lassen und zu persönlich werden. Darf man das hier überhaupt machen?« Bilder drängten sich zwischen meine Freudegefühle. Mein Vater würde schimpfen, wenn man seine frisch gemähte Wiese betreten würde.

Ich brauchte Mut,widersetzte mich meinen mahnenden Gedanken und rollte wie in Kindertagen den Hügel hinunter,jauchzte vor Freude und kam unten an, als hätte ich das größte Erlebnis meines Lebens gehabt. Da hörte ich einige andere Schreie und ein Gelächter, denn eine nach der anderen,einer nach dem anderen rollten meine Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer mir hinterher. Wir waren einfach nur glücklich,stiegen wieder hoch und rannten mit weit ausgebreiteten Armen, ich voraus, wieder bergab, immer schneller, immer fröhlicher, bis wir erschöpft und selig uns unten ins Heu fallen ließen.

Damals entdeckten wir, dass wir frei waren, weil störende und mahnende Gedanken nicht da waren. Das Ich-Thema hatten wir zu der Zeit nicht wirklich erfasst noch verstanden oder bemerkt, dass es ein großes Thema werden sollte und eigentlich schon existierte.

Oft habe ich bei Behandlungen Ahnungen gehabt, oder bei Fortbildungen Vorgänge beschrieben, die im Grunde wichtige Informationen enthielten, die ich jedoch nicht als solche wahrnahm. Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert und auf einmal ging ein Licht auf, als wäre es das Allerneueste, was ich gerade entdeckte. Dabei hatte ich zuvor wahrscheinlich nur an der Türe zur Küche gestanden, war endlich hineingegangen und hatte eine Schublade geöffnet.

Damals beschrieb ich in diesen Fortbildungen unsere beiden Gehirnhälften so: »Stellen wir uns vor, wir schauen uns im Fernsehen einen Liebesfilm an, mit herrlicher englischer Landschaft. Unsere rechte Hirnhälfte schmilzt förmlich dahin, während unsere linke Hirnhälfte ausruft,Müller vor,noch ein Tor.« Ich hatte damals nicht wirklich eine Ahnung,was sich hinter meiner Beschreibung tatsächlich verbarg. Das kam erst Jahrzehnte später.

Es ist immer wieder spannend im Nachhinein festzustellen, dass unser Unterbewusstes,unsere Herzenergie,das Universum alles schon weiß und wie das Universum sagte, wir einfach nicht in die Küche gehen und uns von dem nehmen würden, was alles längst da ist. Nein wir begreifen es tatsächlich nicht, obwohl die Lösung mit einem großen weißen Bettlaken vor unseren Augen großflächig winkt.

Unsere Gedanken, die Normen unserer Gesellschaft verstellen unseren Blick. Wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht und wenn wir ihn doch entdeckt hätten, würde die Allgemeinheit uns weiß machen, dass es gar keinen Wald gäbe. Unser Gehirn ist fähig aus Angst,Scham,Schuld,schlechtem Gewissen den Wald unsichtbar werden zu lassen. Wir sehen ihn nicht mehr, hinterfragen nicht, blenden aus, bis irgendwann eine Art Erleuchtung über uns kommt und wir das Thema »Wald« so klar vor uns sehen, dass wir den Kopf schütteln, wieso er uns nicht schon vorher aufgefallen ist.

Ein alltägliches Beispiel: Rosi hat ihren Schlüssel verlegt, weil sie wieder einmal in Gedanken war. Sie ist auf sich wütend, beschimpft sich und sucht in dieser Stresssituation wie getrieben weiter. Die Ich-Gedanken fühlen sich in Hochform und suggerieren Rosi, dass sie den Schlüssel nicht finden wird. Sie machen ihr weiß, dass sie ihn verloren, oder, dass ihr jemand den Schlüssel gestohlen hat. In dieser Phase merkt Rosi nicht, dass sie schon zweimal beim Suchen ihren Schal, der auf der Kommode liegt, von ihrem Schlüssel heruntergenommen und wieder daraufgelegt hat. Erst als sie sich beruhigt, sich tröstet, dass sie noch einen Zweitschlüssel hat und in eine Neutralität kommt, geht sie wie fremdgesteuert zur Kommode im Flur, will den Zweitschlüssel aus der Schublade holen und dabei fließt,wie von Geisterhand bewegt,der Seidenschal Richtung Boden und gibt die Sicht auf den verlorengeglaubten Schlüssel frei.Rosi lächelt und ist sich nicht darüber im Klaren,dass sie den Schlüssel nur deshalb gefunden hat, weil sie durch die beruhigende Veränderung in ihrem Inneren die Ichs außer Kraft gesetzt hat.

6. Die Ich Beobachtung

Klientinnen kommen in meine Praxis, wir setzen uns gegenüber und meine ersten einleitenden Fragen sind: »Wie geht es Ihnen?« »Warum kommen Sie zu mir?« »Mit welchem Thema möchten wir heute anfangen?« »Was ist Ihr Problem?« Im Grunde spreche ich (der, die,) das ICH meiner Klientinnen an und vermeide, im Kern unbewusst,persönlich zu werden.Natürlich bekomme ich auf meine Fragen die Antworten: »Mir geht es nicht gut.Ich habe Schmerzen.« »Ich komme zu Ihnen, weil ich ein Problem mit meiner Familie habe.« »Ich habe ständig Angst, es könnte etwas passieren.« »Ich komme mit meinem Leben nicht zurecht.«

Es ist für uns selbstverständlich, dass wir in der Ich-Form denken und uns mitteilen. Wenn ich meine Klientinnen auf das Ich anspreche, ob sie sich je einmal gefragt haben, wer der, die, das Ich ist, dann schauen sie mich fassungslos an.»Was meinen Sie damit?« »Ich will nur einmal darauf aufmerksam machen, dass wir alle Ich sagen. Sie sagen ich, ich sage ich, die Klientin, die vor Ihnen da war, sprach ebenfalls vom ich, meine Nachbarn sagen ich, im Englischen wird das Wort Ich sogar groß geschrieben (I).«

»Aber ich bin doch ich,« protestieren meine Gegenüber. »Ich aber doch auch,« gebe ich gespielt patzig zurück.»Wenn Sie ich sind und ich auch ich bin, sind wir dann ein und dieselbe Person? Das Ich unterscheidet uns ja nicht voneinander,es macht uns gleich.Das Ich uniformiert uns«, provoziere ich weiter.

»Aber ich bin doch ganz ich,ich persönlich,das ist mein Selbst.Ich bin es selbst,« kommt es verzweifelt von der anderen Seite zurück. Natürlich löse ich dann auf,um nicht noch ein zusätzliches Problem zu schaffen.

Seit dreißig Jahren behandle ich meine Klientinnen unter anderem mit der Psycho-Kinesiologie nach Dr.Klinghardt,die ich inzwischender Zeit und den Umständen angepasst, auf meine Weise verändert habe und sie jetzt HeissKin nenne. In diesem Zusammenhang fiel mir plötzlich etwas Entscheidendes auf. Dies möchte ich in den folgenden Abschnitten erläutern, da ich in letzter Zeit immer mehr Menschen begegne, die die Kinesiologie, den Muskeltest und seine Varianten noch nicht kennen.Zunächst bedarf es einer Beschreibung, da ich für das Verfahren den kinesiologischen Muskeltest,den Armlängen- oder den Beinlängendifferenztest benötige.

7. Was ist Kinesiologie?

Die Frage, was Kinesiologie darstellt, ist einfach zu beantworten, denn es handelt sich um die Lehre der Bewegung.Der Begriff kommt aus dem Griechischen: Kinesis bedeutet Bewegung und Logos wird mit Lehre übersetzt, bedeutet aber auch Geist oder Sinn. Daraus lässt sich schließen,dass Bewegung nicht nur im Äußeren,allgemein unsere Bewegung in der Welt, sondern auch im Innern stattfindet, die Bewegungsabläufe in unserem Körper und Gedanken betreffend.

Leben ist Bewegung. Selbst wenn wir uns ganz ruhig in unseren Sessel setzen, die Augen schließen, Arme, Hände, Beine und Füße stillhalten, findet in uns Bewegung statt. Das Herz schlägt, es pumpt unser Blut durch unsere Adern, zwar etwas langsamer, als wenn wir uns bewegten, aber in uns fließt es, ebenfalls unser Atem. Das Immunsystem arbeitet weiter, der Magen verdaut, die Nahrung wird im Darm gespalten, sortiert, die Enzyme, die Hormone gehen ihrer Arbeit nach und das vegetative Nervensystem reguliert den Stoffwechsel, Herzschlag und Atmung, während wir schlafen. Alles ist immer in Bewegung und Veränderung, obwohl viele Menschen genau diese Kinetik scheuen und vor ihr Angst haben,weil sie in dem Ich-Modus mehr zu Hause sind als in ihrem Herzen. Im Grunde müsste ich unsere Gedanken zu der immerwährenden Bewegung in uns dazuzählen, denn sie hören auch im Schlaf nicht auf unsinnig zu quasseln.

Die Geschichte der Kinesiologie beginnt nicht nur Anfang der 60er Jahre mit den Entdeckungen der Chiropraktiker Dr. George Goodheart und John F.Thie aus den USA, welche die Vorreiter und die Entdecker einer wichtigen ganzheitlichen Methode unserer Zeit wurden.Man weiß jedoch,dass Hippokrates (um 460 – 370 v.Christus) den Muskeltest bereits benutzte.Vor mehr als 500 Jahren wandten auch indigene Völker in verschiedenen Gebieten der Erde den Test an, um zum Beispiel zu überprüfen, ob das gefundene Wasser trinkbar ist. Es gab zwischenzeitlich immer wieder Menschen, welche die Methode des Muskeltestens anwandten, diese verbesserten und verfeinerten.

In der Geschichte der Goodheartschen Kinesiologie geht es um den Zusammenhang des Muskel-, Organ-, und Meridiansystems. Einem schwachen Muskel fehlt Energie. Es ist herauszufinden, wer der Energieräuber ist. Die Forschungen befassten sich damit, verschiedene Stressreaktionen festzustellen und daraus resultierende physische und energetische Blockaden zu erkennen und zu lösen.

Alles ist immer in Bewegung, ausgenommen, wenn eine Blockade vorherrscht.Ein Staudamm eines Baches verursacht oben ein Zuviel und unterhalb des Dammes ein zu wenig an Wasser. Das Gleiche kann in allen Gefäßen (Blutbahn,Nervenverbindungen) in uns passieren, gleichwohl auch in Energiebahnen, den Meridianen. Wenn der natürliche Fluss gestört ist, kann der menschliche Körper und der Geist anfällig für Krankheiten werden.

Die Blockaden können körperlicher,mentaler und geistiger Natur sein. Da ich Schülerin von Dr. med. Dietrich Klinghardt (Arzt, Wissenschaftler, Lehrer, Gründer des Instituts für Neurobiologie INK) war und mehrere Jahre in seinem Sinne die Psycho-Kinesiologie I und II in Deutschland und der Schweiz gelehrt habe, bin ich mit seinem vertikalen Heilsystem, den fünf Körpern des Menschen (altes Yoga-Modell aus Indien) vertraut.

Hier eine Übersicht, die meine Erfahrungen mit einschließen:

Die erste Ebene, die sich um die Struktur, Knochen, Organe und deren Biochemie dreht,dem sogenannten physischen Körper,war mir als Physiotherapeutin schon lange bekannt. Ich war für die mechanischen Bewegungen der Wirbelsäule, der Arme und Beine zuständig. Zuvor hatten Ärzte und Ärztinnen die körperlichen Untersuchungen, Röntgenkontrollen gemacht und Laborparameter bestimmt,Medikamente verordnet oder chirurgische Eingriffe vorgenommen. Zu der ersten Ebene können wir ebenfalls unsere Sinneswahrnehmungen,wie das Greifen, Geruch, Hören etc. dazu zählen.

In der zweiten Ebene, dem emotionalen oder elektrischen Körper finden wir die Gefühle, die wir in der chinesischen Medizin als innere, pathogene Faktoren anführen. Diese Befindlichkeiten können zu Beeinträchtigungen führen: Dauerhafte Wut schädigt die Leberenergie, Angst die Nierenenergie, Trauer die Lungenenergie. Natürlich geht es auch um Gut-Fühl-Gefühle,die nicht von den Ichs konstruiert, sondern vom Herz und vom Körper empfunden werden. Auf der zweiten Ebene begegnen uns auch das Nervensystem, die Meridiane, die Chakren. Hier greift die Traditionelle Chinesische Medizin mit ihrer Pulsmessung und der Akupunktur. Auf dieser Ebene untersuchen Ärzte das Elektrokardiogramm (EKG), Elektroenzephalogramm (EEG). Hier ist die von mir vielzitierte und gelehrte »Lächelnübung« (inzwischen Ganzkörpermudra) zu Hause. Als Atemtherapeutin kann ich auf der zweiten Ebene mit verschiedenen Atemtechniken viel erreichen.

Auf der dritten Ebene, dem Mental-Körper, finden wir unsere Glaubenssätze, Gedanken, die innere Haltung und innere Anschauungen. Da sind die unbewussten Schwüre unserer Kindheit beheimatet und dort greift auch meine SplitBrain-Methode. Was wir auf dieser Ebene vorfinden,ist unser bewusster und unbewusster Verstand. Hier wirken die Homöopathie, die Psycho-Kinesiologie und die Psychotherapie.

Die vierte Ebene wird als intuitiver Körper oder Traumkörper bezeichnet.Da treffen wir auf das Unterbewusste.Therapeutinnen versuchen, sich in einen medialen Zustand, in eine Trance zu begeben, die den Zugang zu einer Welt ermöglicht, in die wir im Alltagsstress nicht hineinsehen können. Handelt es sich dabei um höhere Mathematik, Quantenphysik, Energien, die wir uns nicht auf rein gedanklicher Ebene erklären können?

Auf der vierten Ebene ist die Familienaufstellung,der Schamanismus, die Hypnotherapie,und die Arbeit mit den Mudras beheimatet,ebenso unser Unbewusstes oder Unterbewusstes Wissen um die Zusammenhänge der verschiedenen Ebenen, für die unser Verstand zu klein ist.

Die fünfte Ebene, der Seelenkörper, gibt uns Einblick in das Gewahrsein, das (All-) Wissen, die große Wahrheit oder die kosmische Ordnung.Sie umfasst das höhere Bewusstsein,die Seele und das, was wir göttlich nennen und was ich als Universum bezeichne. Hier ist die Selbstheilung zu Hause.

Im Laufe der Jahre durfte ich feststellen, dass selbst dieses umfassende Modell nur eine kleine Orientierung für unseren normalen Verstand bedeutet, denn so genau kann man die Ebenen gar nicht auseinanderhalten. Das Ebenen Modell würde sich sonst im Sinne einer Blockade, eines Staudammes verhalten. Da alles im Fluss ist, fließen auch diese Ebenen ineinander. Wenn ich eine Akupunkturnadel setze, dann kann sie auf der körperlichen, wie auch auf der elektromagnetischen und der mentalen Ebene wirken und wie ich inzwischen erfahren habe noch darüber hinaus. Allopathische Arzneimittel als auch homöopathische und phytotherapeutische Mittel wirken ebenfalls auf mehreren Ebenen.

All dieses Wissen ist für die Therapeutinnen notwendig, um zu erkennen, auf welcher Ebene die aktuell effektivste Behandlung möglich ist.

Wenn jemand mit einem gebrochenen Unterschenkel in die Ambulanz kommt,steht die Erstversorgung der Wunde oder die Fraktur (Knochenbruch) im Vordergrund. Würde der Therapeut oder Arzt zuerst fragen: »Welches psychische Verhalten hat zu diesem Unfall geführt und welche Ahnenreihe könnte daran beteiligt sein?«, dann hätte der Patient ein größeres, körperlich schmerzhaftes Problem, denn der Bruch würde nur zweitrangig behandelt. Eine zusätzliche homöopathische Behandlung zur Unterstützung der körperlichen und seelischen Situation ist sinnvoll und verzögert oder behindert nicht die Erstversorgung (Operation, Frakturreposition, Verband). Danach kann nach der Ursache des Unfalls gesucht werden.

Wie ich selbst zur Psycho-Kinesiologie gekommen bin, habe ich in dem Buch: »denn die Gesundheit kennt den Weg«, ab Seite 22 beschrieben.

8. Was ist ein kinesiologischer Test?

Anfang der neunziger Jahre kannte fast jeder,dem ich begegnete,den kinesiologischen Muskeltest.Die einen tippten bei jeder Gelegenheit mit zwei Fingern der einen Hand auf den Unterarm der anderen Hand und entschieden, je nach Testergebnis, ob sie den Apfel essen können oder nicht. Andere benutzten den Mittelfinger und tippten mit der Fingerspitze auf den Zeigefinger derselben Hand, um Antworten zu bekommen.

Wieder andere verwendeten für ihre Rückmeldungen den Armlängendifferenztest. Sie streckten die Arme vor ihrem Körper aus und konnten nach einer Fragestellung, die mit Ja oder Nein zu beantworten war, ein Nein daran erkennen, dass die ausgestreckten Finger beider Hände,die aneinandergelegt waren,eine unterschiedliche Länge vorwiesen.

Heute scheint der kinesiologische Muskeltest nur noch wenigen bekannt zu sein.Nach fast dreißig Jahren sind mir die verschiedenen Testvarianten so vertraut wie das Zähneputzen, so dass es mir gar nicht in den Sinn kommt, darüber nachzudenken, warum meine Klientinnen,wenn sie die Worte Kinesiologie und Muskeltest hören, ihre Augäpfel suchend von oben rechts, nach oben links, rauf und runter wandern lassen,um in ihren Erinnerungen zu kramen,was das sein könnte. Im ersten Moment bin ich irritiert, dass diese so weit verbreiteten Testmöglichkeiten eher als spirituell und nicht wissenschaftlich belegt, abgetan werden. Da ist Aufklärung nötig.

In den neunziger Jahren verschlang ich viele Bücher und schaute Videos über die Angewandte Kinesiologie (unter anderem die Applied Kinesiology von oder über George Joseph Goodheart,Jr.,D.C.), in dem der klassische Muskeltest über den Arm demonstriert wurde. Später lernte ich weitere Testmethoden kennen.

9. Der kinesiologische Muskeltest

Wie oben schon ausgeführt, begegnet man dem kinesiologischen Muskeltest schon bei Hippokrates und den Maya-Indianern. In jüngeren Jahren können wir die Namen von Kendall, Goodheart, Beardall, Williams, Klinghardt und vielen mehr anführen. Diese Methode wird zum Diagnoseverfahren hinzugezogen. Sie kann im Stehen, im Sitzen oder Liegen angewandt werden. In Rückenlage ist der Patient eher entspannt als im Stehen. So wähle ich in meiner Praxis in der Regel diese Version für meine Tests.

Ein Beispiel: Ein Klient liegt in Rückenlage auf der Liege und hält seinen linken Arm gestreckt Richtung Decke, das Handgelenk und die Finger werden ebenfalls in gleicher Linie gehalten.Der Therapeut steht in Schulterhöhe links neben dem Klienten. Der Behandelnde fasst kurz unter dem Handgelenk den Arm des Klienten, fordert ihn auf, seinen Arm zu halten: »Bitte halten.« Der Arm soll sich nicht von der Stelle wegbewegen lassen, wenn der Therapeut den Arm nach vorne,Richtung Beine des Klienten drückt.Es geht nicht darum, wer stärker ist, sondern wann der Muskel mit minimaler Kraft die Schulter zum Arretieren, Festhalten bringen kann. Ist der Indikatormuskel (IM), der Muskel, der jetzt halten soll, stark, so bedeutet das,dass die Energie im Körper des Patienten gut und ausgeglichen fließt.Es folgen noch zusätzliche Tests und Methoden,um eventuelle Blockierungen der Regulation zu beseitigen. Jetzt kann ich einen Versuch starten: »Schauen Sie auf das linke Bild.« Und wir machen wieder den Armtest. Danach: »Schauen Sie das rechte Bild an.«

Abb.: links: Der IM wird schwach, rechts: Der IM wird wieder stark.

Dasselbe passiert,wenn wir ein aufgezeichnetes Kreuz,wie wir es von Seiten der Kirche kennen und anschließend ein gleichschenkliges Kreuz anschauen.

Die Versuche kann man mit Lebensmitteln machen,zum Beispiel mit raffiniertem Zucker oder mit einem Apfel. Es ist möglich das Bild, das wir kaufen möchten, vorher zu testen, ob es zu uns und zu unserer Wohnung passt oder wir testen Musik, ob sie uns guttut oder zu sehr erregt, wenn wir entspannen wollen. Auf diese Weise kann man auch Gedanken testen und kontrollieren. Schwächen sie mich oder sind sie förderlich für mich? Diese Tests sollten von ausgebildeten Therapeuten ausgeführt werden, da die Reaktionen von Laien oft nur schwer zu deuten sind.

Es ist wichtig,den Testmuskel im Bezug zu seinem reflektorisch reagierenden Organ zu kennen.Der starke Muskel kann eine Blockade bedeuten, eine eingeschränkte Regulation aufweisen, er kann durch Störfelder wie Narben, Zahnprobleme, Allergien, geopathischen Stress und spezielle Impfungen in seiner Kraft behindert werden. Was in uns bewirkt, dass unsere Muskeln oder unser Organismus stark oder schwach reagieren, kann ebenso an unserer Aura liegen, der Energie, die wir ausstrahlen, oder an den Faszien, die empfindsam antworten.