Mein Weg ins L-ICH-T - Sabine Bongardt - E-Book

Mein Weg ins L-ICH-T E-Book

Sabine Bongardt

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Beschreibung

Kennst du auch die Frage nach dem Sinn des Lebens? Wünschst du dir Impulse, um deinen eigenen Weg deutlicher sehen und ihn gehen zu können? Diese Neue Zeit, in der wir leben, hat es in sich. Mein Weg führte mich durch viele Höhen und Tiefen - heraus aus den Schmerzen, hin zu meiner Berufung. Komm mit mir auf eine besondere Reise durch mein Leben - ich lade dich ein. Lass dich berühren und erlebe, was ich erleben durfte. Vielleicht wird auch dein Leben sich auf wundersame Weise verändern. Alles ist möglich! »Schmerzen als Schicksal? Nicht für diese Frau. Eine wahre Geschichte, erzählt aus dem Herzen als Credo für das Leben.« (Thomas Georg Hartig)

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Sabine Bongardt

Mein Weg ins L-ICH-T

Pionier der Neuen Zeit

Engelsdorfer Verlag 2017

Bibliografische Information durch

die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

Buchcover:

Gestaltung: Susanne Küch, Duisburg

Foto: Fotostudio HaWart, Duisburg

Lektorat:

Birgit Rentz, Itzehoe

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Mein Weg ins L-ICH-T

Nachwort

Danke

Vorwort

Jetzt sitze ich hier und weiß genau: »Die Zeit ist reif.« Aber wie fange ich an, wie bekomme ich es hin, dich mitzunehmen auf dem Weg durch mein Leben?

Ich wünsche mir, dass du beim Lesen lachen musst, vielleicht auch weinen, dass du berührt wirst und miterlebst, was ich erleben durfte. Vielleicht stellt sich ein seltsames Kribbeln ein oder dir wird ganz kalt oder auch warm. Von Schmetterlingen im Bauch bis Höhenflug und Totalabsturz ist alles möglich.

Ich werde in der Du-Form bleiben und gehe davon aus, dass es für dich in Ordnung ist und es sich dadurch persönlicher anfühlt, wenn ich eine abenteuerliche Reise mit dir mache. Schnall dich also an oder mach es dir bequem – wie auch immer. Tue das, was sich für dich gut anfühlt.

Wieso eigentlich auf eine Reise? Tja, weil mein Leben eine Abenteuerreise war und ist. In einem Telefonat hörte ich die Worte: »Mach doch endlich die Reise, die du schon seit Längerem machen möchtest!« Abgesehen davon, dass es ein aufwühlendes, emotionales Gespräch war, wusste ich danach nicht, welche Reise gemeint war, und hatte nur Fragezeichen vor Augen.

Weil damals viel passierte und ich mich »gefühlt« in keiner guten Phase befand, suchte ich nach Antworten. In diesem Gespräch war ich deutlich darauf hingewiesen worden, dass es an der Zeit war, für mich zu entscheiden. Meine Lebensenergie war total am Boden! Es war an der Zeit, das Ruder herumzureißen, bevor es zu spät war. Ich war wohl zu sehr von meinem Seelenplan abgekommen.

Während eines Gesprächs mit meiner älteren Tochter hatte ich plötzlich eine Vorahnung, was mit dieser Reise gemeint war. Klar, ich wollte auch schon mal über den großen Teich nach Amerika und vor Jahren im Rahmen einer Ausbildung, deren Ursprung in Australien liegt, auch dorthin und vielleicht auch mal in die Toskana. Aber war damit ein Herzenswunsch verbunden?

Und dann kam die »Erleuchtung«! Seit einigen Jahren sagte ich oft: »Ich schreibe mal ein Buch über das, was ich erlebt habe.« Vielleicht sollte ich mich für einige Zeit zurückziehen und tatsächlich schreiben. Noch nie hatte ich Dinge aufgeschrieben, aber nun war der Wunsch da.

Teilweise wurde ich belächelt, von einigen wurde ich mit Verwunderung angesehen. Wahrscheinlich hatte diese Aussage zu der Zeit für mich noch nicht die Kraft, um es wirklich umzusetzen. Eine Kollegin jedoch sagte schon damals: »Das glaub ich gerne. Wenn das jemand hinkriegt, dann du!« Sie lachte und meinte: »Wenn du erzählst, klebe ich immer an deinen Lippen. Mach das bitte, das Buch will ich lesen!« Es ist schon erstaunlich, dass andere einem oft so viel mehr zutrauen als man sich selbst.

Dass die Zeit »jetzt« reif war, wusste ich natürlich nicht, aber als meine Tochter meinte, dass es vielleicht gar keine Reise in diesem Sinn sei, sondern »die Reise« durch mein Leben, da war es um mich geschehen. Genau! Ja! Das fühlte sich gut an! So oft hatte ich das Vorhaben über den Haufen geworfen oder es mir doch nicht zugetraut. Der Entschluss stand fest: »Ja, die Zeit ist reif!«

Nun ist es so weit – es ist vollbracht. Fast drei Jahre sind inzwischen vergangen. Das Buch ist fertig! Es fühlt sich ein bisschen so an wie am Ende einer Schwangerschaft. Ich freue mich zwar riesig auf die Geburt, bin aber auch ein wenig unsicher und aufgeregt. Ich vertraue darauf, da ich meinen Impulsen gefolgt bin, dass es einen »höheren« Grund hat, dass es dieses Buch gibt.

In mir gab es zwischendurch immer wieder »Zweifler«, aber auch »Antreiber«. Ich wurde »überprüft«, ob ich es ernst meinte und ob ich so in die Öffentlichkeit wollte. Nachdem das Manuskript fertig war, zeigten sich einige Dinge, die ebenfalls hineingehört hätten, aber mir war wichtig, dass der Kreis sich schließt. Wer weiß, was das Leben noch für mich bereithält, vielleicht packt es mich ja ein weiteres Mal …

Mein Mann und unsere zwei wunderbaren Töchter werden in meinem Buch natürlich »vorkommen«, aber ohne Details und persönliche Dinge. So, wie es für jeden Einzelnen wichtig ist. Ohne sie wäre meine »Reise« ja eine ganz andere.

Nun tauche ein in meine Welt, ich lege dir mein Herz und mein Leben auf ein Silbertablett. Lass dich mitnehmen und berühren.

Licht und Liebe

Sabine

In meiner Familie haben Haustiere einen festen Platz als Familienmitglieder. Zwei Kater begleiteten uns schon viele Jahre durch alle Höhen und Tiefen. Einer von beiden »war« ein traumschöner, grauer und stolzer Kater. Ich hatte oft gesagt, dass Sammy uns von Gott gesandt wurde, weil er eine ganz besondere Seele war. In den neun Jahren seines Lebens unterstützte er gerade mich durch seine liebevolle Art, wenn mich, wie so oft, Schmerzen plagten. An dem Wort »war« siehst du, was passiert sein muss. Sammy wurde »krank«. Später wirst du verstehen, warum ich das Wort »krank« hervorgehoben habe.

Bereits eine Woche nach der Diagnose des Tierarztes starb Sammy. Es ging alles viel zu schnell. Da dieses wundervolle Geschöpf kaum noch Luft bekam, fuhren wir zum Tierarzt, um ihn zu erlösen. Ein unsagbar schwerer und schmerzhafter Gang für uns. Worte können nicht vermitteln, wie es sich anfühlte. Unsere jüngere Tochter konnte dabei sein, die ältere nur mental, da es anders nicht möglich war.

Irgendwann, wenn der Schmerz verblasst, werden wir es wahrscheinlich zu schätzen wissen, wie schön es sein muss, im Kreis seiner Familie so liebevoll behandelt zu werden, wenn man geht. Ich spürte unsere Familienbande, und trotz der traurigen Situation fühlte es sich so gut an.

Bestimmt ist es ein Geschenk, ein Tier erlösen zu können. Ich hatte vorher nie näher darüber nachgedacht, aber es war auch eine Bürde. Uns fiel die Entscheidung sehr schwer, obwohl wir genau wussten, dass sie richtig war.

Wir nahmen, weil es uns wichtig erschien, eine längere Autofahrt in Kauf, um zu der Tierärztin zu fahren, bei der wir in den ersten Jahren mit unseren Katern bereits gewesen waren. Irgendwann später hatten wir einen Arzt in der Umgebung gewählt, da beide Kater die lange Autofahrt nicht gut vertrugen.

Unterwegs gingen mir tausend Dinge durch den Kopf. Diese reine Seele hatte mir so oft geholfen, und wer wusste schon, was Sammy mir jetzt gerade abnahm. Es war ein quälender Gedanke, aber er war da. Die Tierärztin sollte Sammy erlösen. Es fühlte sich richtig an, da sie auf diese Weise den ersten und somit auch den letzten Kontakt zu ihm hatte. Der Kreis durfte sich nun schließen.

In meiner Unsicherheit, dort in der Tierarztpraxis »anscheinend« über Leben und Tod zu entscheiden, rief ich einen guten Freund an. Ich werde später von ihm berichten, da ich ihn während meiner Ausbildung kennenlernte. Nach diesem Telefonat wusste ich, dass es wichtig war, was wir taten.

Am nächsten Tag schrieb er in einer E-Mail Folgendes:

Ich glaube nach wie vor nicht, dass du bzw. ihr entscheiden konntet, ob das Leben von Sammy zu Ende gegangen ist. Einzig und allein das Leben entscheidet dieses, und nur dann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. In diesem Fall gibt es nur unterstützende Kräfte, die dazu beitragen, dass es so ist. Ich wünsche dir und euch, aus ganzem Herzen, die Kraft und die Möglichkeit, das Licht und das Leben aus dieser Situation wahrzunehmen und aufzunehmen, zu transportieren in euer Leben, zu genießen, bis der Zeitpunkt kommt.

In tiefer Verbundenheit

Ich war tief berührt von diesen Worten und auch dankbar für diese große Verbundenheit. Es ist schon etwas Besonderes, so eine Verbindung erleben zu dürfen.

Es gab durch unsere Töchter immer irgendwelche Haustiere, sie gehörten zu unserem Leben. Doch bei keinem von ihnen standen wir vor so einer Entscheidung.

Tiere sind geniale Geschöpfe, die auf diese Erde geschickt werden, um unser Leben zu bereichern und um einen »Auftrag« zu erfüllen. Wahrscheinlich war es Sammys Auftrag, mir das Leben mit meinen Schmerzen zu erleichtern. Wer weiß, wie es mir ergangen wäre, wenn er mich nicht mit seiner wundervollen Art, seinem weichen Fell und seinem Schnurren immer wieder aufgemuntert hätte. Vielleicht hätte mich der Mut verlassen und ich würde heute noch feststecken.

»Auftrag«, das hört sich für dich vielleicht fremd an, aber es ist meine Überzeugung. Da wir gerade dabei sind: Es ist mir wichtig, dass du weißt, meine Einstellungen und Überzeugungen müssen nicht deine sein, stell sie bitte auf den Prüfstand. Ist es für dich stimmig, ist es gut. Ist es für dich nicht stimmig, ist es genauso gut. Es gibt da meiner Meinung nach kein »richtig« oder »falsch«.

Jeder Mensch ist ein Individuum, und das ist gut so.

Apropos richtig oder falsch: Seit Ende 2012, in unserer jetzigen Zeit, dem »Wassermann-Zeitalter«, geht es um das »Fühlen«! Das Herz entscheidet, ob etwas wichtig oder unwichtig ist. Vorher, im »Fische-Zeitalter«, da ging es ums »Denken«, der Kopf entschied und es gab richtige und falsche Entscheidungen. Nach meinem Gefühl stecken so manche Menschen fest in der alten Energie, schließlich war dieser Zeitabschnitt sehr lang. Viele versuchen sich quasi »durchzumogeln«, aber unsere Körper sind sehr ehrlich und lassen sich nicht betuppen.

Wenn du dich umschaust, siehst du sehr deutlich, wie viele Menschen aufgrund von Krankheiten oder auch Trennungen an ihre Grenzen gelangen und oft auch neu entscheiden müssen bzw. dürfen. Niemand trägt die »Schuld« dafür, aber häufig werden diese Herausforderungen »unbewusst« durch alte Muster und Glaubenssätze »erschaffen«. Mit jeder dieser Herausforderungen »wächst« du, auch wenn es sich mittendrin nicht so anfühlt.

In dieser Neuen Zeit ist die Bewusstheit für Veränderungen sehr wichtig. Wenn keine Veränderungen zugelassen werden, fließt das Leben an uns vorbei anstatt durch uns hindurch.

Grundsätzlich tut es dir wahrscheinlich gut, dich einmal zu fragen:

∼Lebst du?

∼Oder wirst du gelebt?

∼Machst du die Dinge, da sie von dir erwartet werden oder weil du sie möchtest?

∼Bleibst du dir selbst treu?

∼Hast du einen Traum – einen Herzenswunsch?

∼Hast du Angst, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen?

Oft stellt man sich diese Fragen erst, wenn das Leben einen dazu auffordert.

Vielleicht kennst du den Begriff der »Löffelliste«. Ich finde den Namen gewöhnungsbedürftig, aber auf der anderen Seite trifft es den Kern. Was wünschst du dir noch alles zu tun, bevor du den sogenannten »Löffel« abgeben musst?

Es liegt mir fern, dich belehren zu wollen. Es sind Erfahrungen, die ich gemacht habe, und jeder macht eben andere Erfahrungen in seinem Leben. Ich möchte dir aber Impulse geben, damit du über gewisse Dinge einmal nachdenkst und sie vielleicht neu beleuchtest.

Nach dieser Entscheidung beim Tierarzt war die Trauer so groß, dass ich manchmal das Gefühl hatte, es zerreißt mich innerlich. Jeder in der Familie erlebte es verschieden intensiv, und die ersten Tage war es schon gewaltig. Ich denke, dass es immer dann schmerzlich ist, wenn man im Herzen mit einer Seele so stark verbunden ist, egal ob Mensch oder Tier.

Unser anderer Kater – Barny – verstand das Ganze natürlich nicht. Wir hatten ihm die Möglichkeit des Abschieds gegeben, indem wir Sammy erst einmal wieder mit nach Hause genommen hatten, aber er tigerte ständig durch die Wohnung und suchte seinen Kumpan. Mal hatten die beiden in der Vergangenheit friedlich vereint auf dem Sofa gelegen und mal waren sie prügelnd durch die Wohnung gefegt, ähnlich wie man es von Geschwistern kennt. Aber jetzt trauerte er mit uns und verlangte mehr Aufmerksamkeit als zuvor.

Ein paar Tage später erhielten wir Post von der Tierärztin. Nach meiner persönlichen Meinung folgt diese Frau eher ihrer Berufung, als »nur« ihren Beruf auszuüben. Es war ein Text mit liebevollen Worten. Eine berührende Geschichte, die uns sehr bewegte. Es ging um die bedingungslose Liebe von Tieren gegenüber ihrem Besitzer. Das Schicksal dabei war, dass sie unsere Herzen mit dieser Liebe füllten, wir aber irgendwann Abschied nehmen mussten. Durch den Verlust wählte man die Tränen – allerdings im fairen Tausch für ihre Liebe.

Genauso fühlte es sich für uns gerade an. Wir hatten die Tränen gewählt, waren aber auch dankbar für die schönen Jahre und würden sie nicht missen wollen. Es war ein fairer Tausch gegen die Liebe, die Sammy uns gegeben hatte.

Wir entschieden uns, Sammy in einem Tierkrematorium einäschern zu lassen und in einer Urne wieder mit nach Hause zu nehmen. Auch das war kein leichter Weg, aber es schien uns die beste Lösung zu sein. Die Idee hatte mein Mann gehabt, und so fuhren wir an einem schönen, sonnigen Tag dorthin.

Es flossen nochmals viele Tränen und auf der Heimfahrt hielt ich die kleine Urne in meinen Händen. Die Sonne fiel auf das silberne Herz mit den goldenen Pfötchen. Da hatte ich plötzlich eine Vorstellung, wo sie zu Hause ihren Platz haben würde. Sammy hatte es geliebt, auf der Fensterbank in der Sonne zu sitzen, und dort sollte auch in Zukunft sein Platz sein.

Ich stellte also die Urne auf die Fensterbank und daneben ein Teelicht. Wann immer wir es anzündeten, hatten wir das Gefühl, dass Sammy bei uns war. Ab und zu flackerte die Flamme und dann fühlte es sich an, als ob auch er im Raum wäre.

Während dieser eher traurigen Zeit kamen Nachrichten von Freundinnen, die mich sehr berührten. Ihre liebevollen Worte und die Anteilnahme taten einfach gut.

Die Nachricht einer Freundin war außergewöhnlich. Wir hatten ein bisschen mit dem Handy hin und her geschrieben und sie bewegte sich eher vorsichtig tastend. Behutsam schrieb sie ihre Gedanken zum Thema »Tod« nieder:

Es könnte doch sein, dass, wenn man alle Erfahrungen gemacht hat, die für das Leben wichtig waren, es vollendet ist und man sich dann »entscheidet« zu sterben. Dann würde niemand sterben, bevor das geschehen ist. Dadurch wären die Bedingungen und der Zeitpunkt des Todes genau richtig, ähnlich wie bei der Geburt. Beides wären dann Momente der Schöpfung – also perfekt.

Dieser Versuch einer Erklärung war für mich »begreifbar«. Die Vorstellung, dass ein Baby beim Geburtsvorgang nicht wissen konnte, was es erwartete, und dass es in diesem Moment auch ein »Ende« war, machte es für mich vergleichbar mit dem Tod. Man durchschritt eine Tür, ohne zu wissen, was danach kam.

Wenn nach der Geburt das »Leben« auf mich wartete, warum sollte es beim Tod nicht ähnlich sein? Nur weil wir es nicht wissen oder vielleicht etwas anderes vermittelt bekommen, kann es doch möglich sein, oder? Ich glaube fest daran, dass alles einen Sinn hat und »danach« noch etwas »kommt«, und das gibt mir Mut und Kraft.

Das Vermissen quälte mich am Anfang doch sehr. Vielleicht war es auch gerade die Tatsache, dass dieser Kater anscheinend seinen Auftrag erfüllt und er all seine Erfahrungen gemacht hatte. Mir durfte es jetzt immer besser gehen und er konnte gehen. Das war genauso schön wie schmerzhaft. Wenn man liebt, empfindet man den Verlust immer sehr intensiv, denke ich.

Die Freundin schrieb weiter, dass ich bestimmt an vielen Stellen merke, dass mein Kater noch in der Nähe sei und mich liebevoll durch diese Zeit begleite. Es könne doch sein, dass er mir durch ihre Worte diese Informationen zukommen lasse.

Es fühlte sich an wie ein Puzzleteilchen, wenn man bedenkt, dass ich abends nicht einschlafen konnte, ohne zu weinen, und betete, dass Gott oder Sammy mir einen Hinweis geben sollten, damit es leichter sein durfte.

Weil die Freundin das Gefühl hatte, Sammy wolle uns etwas mitteilen, schrieb sie Folgendes – ver-rückt und genial zugleich:

Seid nun wieder froh, mir geht es wunderbar.

Ich kann verstehen, dass ihr die Gewohnheit vermisst, aber unsere Verbindung besteht weiterhin.

Die letzten gemeinsamen Tage waren so wunderbar mit euch, eure Liebe zu spüren. Aber nun seid bitte wieder glücklich, ich bin weiterhin bei euch.

Mir ist wichtig, dass es euch gut geht. Geht hinaus in die Sonne, fasst euch an den Händen, genießt eure Familienbande, ich bin bei euch. In Liebe, euer Sammy

Ich war überwältigt von ihren Worten, tieftraurig und glücklich zugleich, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass es so war, wie sie es schrieb. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie ihrem Gefühl gefolgt ist.

Angeregt durch diese Worte, die Phase der Trauer und der Verbindung, die wir und ganz besonders ich zu diesem Kater Sammy hatten, fasste ich den Entschluss, mit dem Buch anzufangen.

Oft setzen die schmerzhaften Dinge und Zeiten im Leben genug Kraft frei, um etwas zu bewegen. Mit dieser Kraft und der Überzeugung, dass alles, auch wenn wir es oft mittendrin nicht verstehen, einen Sinn hat, legte ich »jetzt« und nicht wieder später los.

Nach Aussagen wie »Wie funktioniert das denn?«, »Du kannst dich doch nicht einfach hinsetzen und schreiben!«, »Wie geht es denn dann weiter?«, »Was kostet so etwas denn?« oder »Wie willst du die entsprechenden Kontakte knüpfen?« lächelte ich und erwiderte: »Ich habe keine Ahnung, aber ich spüre und weiß, dass ich das tun ›muss‹, und zwar jetzt!«

Oft fragen wir uns im Leben nach dem Wie, dabei wäre es entscheidender, uns um das Warum zu kümmern. Wenn dein Wunsch, deine Einstellung zu dem, was du tun möchtest, stimmt, ist alles andere egal. Das mag provokant klingen, aber es fordert dich auch auf, es auszuprobieren. Um das Wie kümmert sich das große Ganze, wenn du im Vertrauen bist. Die Motivation »dahinter«, ob du wirklich für dein Vorhaben brennst, ist entscheidend.

Die Meinungen der »anderen«, die uns immer wieder beeinflussen, sind häufig auch nur Ängste und Sorgen, die sich auf diese Art und Weise zeigen. Dann ist es wichtig, dass du in diesem Bewusstsein letztendlich nur auf dich hörst. Sag einfach mal »Ja« zu deinen Träumen. Vielleicht ist es leichter und einfacher, als du es für möglich hältst.

Bei »leichter und einfacher« fällt mir eine Geschichte ein, die ich mal gehört habe. Sie handelte von einem Bildhauer aus Indien, der wegen seiner hervorragenden Arbeit beliebt und bekannt war. Aus einem Felsen arbeitete er die Form eines Elefanten so fantastisch heraus, dass man meinen konnte, das Tier würde lebendig vor einem stehen. Als er einmal von einem reichen Palastbesitzer einen Auftrag erhielt, fragte dieser ihn: »Wie machst du das, dass sie so echt aussehen?« Er überlegte kurz und antwortete: »Ich schlage von dem Felsen einfach alles weg, was nicht Elefant ist …«

Diese Antwort war genial. So einfach ist es. Übertragen heißt das für mich: Schlage von deinem Leben alles weg, was nicht zu deinem Leben gehört! Mache die Dinge nicht, um anderen zu gefallen, sondern mache sie, weil du sie willst.

Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Lass dich nicht davon abbringen, etwas zu tun, nur weil andere es für »ver-rückt« halten. Jeder Einzelne ist ein Funke Gottes, mach dir das bewusst.

Also setzte ich mich hin und fing an zu schreiben. Wie du weißt, um dich mitzunehmen, aufzurütteln, aufzumuntern, zu bewegen und vieles mehr. Es ist ein Bestseller, der in Arbeit ist, das steht fest – das sagt mir nämlich mein Herz. Schau selbst, was es mit dir macht. Du hast die Wahl!

Ich weiß sehr gut, dass man manchmal meint, man könnte nicht »wählen«. Aber aus allen Erfahrungen, die ich in den ganzen Jahren machen durfte, habe ich Folgendes gelernt: Auch wenn es sich anders anfühlt, man hat immer die Wahl! Schließlich bin ich über fünfzig Jahre alt und blicke schon auf einige Jahre zurück, was allerdings absolut nicht die Voraussetzung ist, um es so zu sehen. Vielleicht kommt es auf die Dinge an, die man erlebt, oder darauf, mit welchem »Auftrag« man hier auf dieser schönen Erde »gelandet« ist.

Vielleicht überlegst du gerade wegen des Buchtitels »Mein Weg ins L-ICH-T«: Was meint sie denn eigentlich damit?

∼Das »L« steht für mich für das Leben – eine Illusion.

∼Dann kommt das »ICH« – dort, wo ich ganz und gar ankommen möchte, bei mir.

∼Das »T« steht für mich für den Tod – die Wahrheit.

Denn wenn der letzte »Lebensfilm« vor meinem inneren Auge abläuft, ist es die Wahrheit und kann nicht mehr verändert werden. Mein Weg von der Illusion zur Wahrheit führt mich zum ICH.

Da ich spontan schreibe, was mir gerade in den Kopf kommt, kann es gut sein, dass ich hin und her springe, in den Zeiten und der Abfolge. Aber ich bin mir sicher, du verstehst trotzdem gut, worum es geht und was ich meine. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, haben für mich die einzelnen Wörter oder auch Sätze eine besondere Be-deutung. Sie »deuten« auf etwas hin. Unsere deutsche Sprache zeigt sich uns so tiefsinnig und genial, wenn wir wieder lernen, hin-zu-hören und hinzu-sehen. Wie oft sagt man dem anderen leichtfertig etwas, ohne darüber nachzudenken.

Ich zerlege die Wörter gerne, um deutlich zu machen, was in ihnen steckt. Beispielsweise: »ver-rückt«: In dem Moment bist du von etwas, was andere vielleicht als »normal« empfinden, abgerückt, also verrückt. Schau es dir mal genauer an, wenn du möchtest, ohne es zu bewerten. Mir eröffnet dieses »Hinschauen« eine neue Sichtweise.

Ich möchte dir nicht meinen Lebenslauf präsentieren, sondern die Reise durch mein Leben. In einem bewegten Leben geht es schon mal von rechts nach links, ohne Blinker und Schulterblick, und auch von oben nach unten. Wenn es sich anfühlt wie in einer Achterbahn – okay! Dann halte dich bitte fest.

Da man sich nach meiner heutigen Überzeugung seine Eltern selber aussucht, lebte ich die ersten zwei Jahrzehnte bei meinen von mir ausgewählten Eltern mit einer älteren Schwester zusammen.

Meine Schwester und ich waren und sind grundverschieden, jeder ist auf eigenen Wegen unterwegs. Wir akzeptieren die jeweils andere so, wie sie ist, selbst wenn wir manches, was sie tut, nicht verstehen, aber das ist auch nicht nötig. Es ist schön, eine Schwester zu haben.

In meiner Kindheit sind einige Dinge geschehen, die mir sehr nahegegangen sind, die mir wehgetan und mich nachhaltig geprägt haben. Auch hier möchte ich aus Respekt und Achtung auf Details und Einzelheiten verzichten.

Von Zeit zu Zeit gab es Situationen, in denen mein Vater nicht berechenbar war und die Familie nicht wusste, was als Nächstes geschehen würde. Er geriet dann in einen Strudel der Verzweiflung. Meine Mutter war mit den Gefühlsausbrüchen höchstwahrscheinlich überfordert und nicht in der Lage, einzuschreiten. Wie »gelähmt« von der Situation konnte sie keine Entscheidung fällen und mich schützen. Offenbar fühlte sie sich als »Opfer der Situation«. Heute weiß ich, dass sie es so gut gemacht hat, wie es für sie möglich war.

Auch mein Vater wollte uns nicht wehtun, er handelte aus einer Hilflosigkeit heraus. Eine besondere Rolle spielte damals ein Gewehr, das sich bei uns im Keller befand. Ich glaube, es war ein Überbleibsel aus dem Krieg, den mein Vater als Junge erlebt hatte.

Damals konnte ich diese Vorkommnisse weder verstehen noch klären. Als Kind und später als Jugendliche hatte ich einfach Angst, da ich nicht abschätzen konnte, was gerade passierte. Des lieben Friedens willen und in einer Zeit, in der es anscheinend wichtig war, was die Nachbarn dachten, wurden dann die Vorkommnisse unter den Teppich gekehrt. Ich konnte das nicht verstehen.

Meine Patentante und ihr damaliger Partner kamen uns in den entsprechenden Situationen zu Hilfe, da wir sie anriefen. Sie holten quasi für uns »die Kohlen aus dem Feuer«. Durch die besonnene Art der beiden beruhigte sich dann mein Vater, wofür ich ihnen sehr dankbar war.

All diese Dinge weiter auszuführen, würde zu weit gehen, und ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass es immer so war, es gab auch viele positive Zeiten und schöne Momente.

Als ich erwachsen wurde, heiratete ich und bekam zwei Töchter, so wie ich es mir immer gewünscht hatte. Alles schien in bester Ordnung. Kinder zu haben ist ein ungemein großes Geschenk.

Dass ich viele Jahre lang an allen Fronten »unbewusst« versucht hatte, das liebe »Kind« zu sein, so wie ich es aus der Situation heraus gewohnt war, merkte ich erst, als mein Körper mir immer mehr Signale schickte. Allerdings sprach zu dieser Zeit mein Körper eine Sprache, die ich nicht verstand. Ständig unterhielten »wir« uns in zwei verschiedenen Sprachen. Und dabei kam einfach nichts Gescheites heraus. Ich war stets um Harmonie bemüht, ständig im »Machen-Modus«, zu jeder Zeit in Aktion. Oft merkte ich gar nicht, dass es alles zu viel war. In meinen heutigen Worten gesprochen, war das »Glas« oft randvoll und es lief sogar manches Mal über.

Später wirst du besser verstehen, was das »Glas« für eine wichtige Bedeutung hat, und zwar für jeden von uns.

Es stellten sich immer mehr körperliche Probleme ein, mein Körper sprach immer lauter mit mir und ich verstand ihn einfach nicht. Ob Kindergarten oder Schule, ich machte ständig irgendetwas zusätzlich, tanzte quasi stets in »der ersten Reihe«. Heute weiß ich, dass ich um ein Lob und Liebe bemüht war. Rückenprobleme, Magen-Darm-Probleme und Migräneattacken schreckten mich nicht ab. Weiter ging es, oft in einem enormen Tempo. Ich ignorierte meine Bedürfnisse völlig, alles andere war schließlich wichtiger. Wenn es allen anderen gut ging, würde es mir bestimmt auch gut gehen. Natürlich ahnte ich da noch nicht, dass es irgendwann aus dem Ruder laufen würde und ich der wichtigste Mensch in meinem Leben war.

Ich wurde dafür bewundert, dass ich tolle Kindergeburtstage organisierte und in Theaterstücken im Kindergarten mitmachte. Da gelebte Liebe und Anerkennung in meiner Kindheit nicht präsent gewesen waren, wollte ich es allen beweisen und freute mich sehr, egal ob in der Schule der Kinder oder im Bekanntenkreis, wenn ich mich in den Vordergrund stellen konnte. Die Worte »Wie du das alles schaffst …« oder »Wie du das alles so hinbekommst …« waren Balsam für meine Seele. Ständig um Eltern, Mann, Kind und Kegel bemüht, merkte ich nicht, dass ich mich selbst dabei vergaß.

Ich hörte letztens einen Radiobericht, der zu diesem Thema passte. Sehr interessant wurde darin die Schöpfungsgeschichte nach dem hebräischen Mythos geschildert. Es ging darum, dass es an der Zeit war, die »Lilith« in uns wieder zu aktivieren.

Was davon wahr ist, ist sehr umstritten, deshalb möchte ich es hier nicht komplett ausführen. Nur so viel: Adams erste Frau – vor Eva – hieß Lilith. Die beiden waren zwei »gleichwertige« Geschöpfe. Allerdings war es nicht einfach im Zusammenleben. Lilith stellte genauso ihre Ansprüche wie Adam – eben gleichwertig. Sie hatte eine aktive »innere Kriegerin« in sich, und so lief es in der Gemeinschaft nicht gut und sie verließ Adam.

Was ich dadurch zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass es manchmal wichtig ist, die »innere Kriegerin« in uns wieder zu spüren und zuzulassen, anstatt, manchmal fast süchtig, um Harmonie bemüht zu sein und uns selbst aufzugeben. Wie jede Sucht ist auch das nicht gesund. Und wie bei allem anderen macht es letztendlich die Dosierung aus.

Mich berührten die Worte über Lilith, denn aus meiner heutigen Sicht war es bei mir damals ähnlich. Ständig bemüht, im »Außen« Lob und Wertschätzung zu erlangen, war ich wie getrieben, auf der Suche. Meine »innere Kriegerin« war mir verloren gegangen, da bin ich mir sicher.

Ich probierte dies und das, vom Töpferkurs über Bauchtanz bis hin zu Yoga und einigen anderen Dingen. Für meinen Mann, der seit fast dreißig Jahren an meiner Seite ist, war es oft ein Abenteuer. Ging es mir gerade nicht schlecht bzw. war ich nicht »krank«, hatte ich tausend Ideen im Kopf und ruderte so durchs Leben. Klar, ich hatte ihm schon vor der Hochzeit gesagt, dass es mit mir sehr aufregend werden würde, aber sicher hatte er zu der Zeit keine Vorstellung davon gehabt, was ich damit meinte.

Na Gott sei Dank!

Und mit ihm war es für mich, so wie er gestrickt ist, auch oft ein gefühltes Abenteuer. Wenn zwei Originale aufeinandertreffen, ist es halt so, und das ist auch gut so.

Selbst als mir bei einem Sturz die beiden oberen Schneidezähne abbrachen, ging mir kein Licht auf. Wie es dazu kam? Eines Nachts stand ich auf, von Magen-Darm-Krämpfen geschüttelt, und ging ins Bad. Natürlich wollte ich niemanden aufwecken und versuchte erst mal, alles allein in den Griff zu bekommen. Bald ging es mir so schlecht, dass ich beschloss, wenigstens meinem Mann Bescheid zu sagen. Ich wollte nicht rufen, um die Kinder nicht aufzuwecken, und versuchte zum Schlafzimmer zurückzugehen. Mit einem Kreislaufzusammenbruch klappte ich im Türrahmen zusammen. Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich, dass mir die beiden Zähne fehlten, und war total geschockt.

Wie in Trance regelte ich alles: Zahnarzt, Hausarzt, die Kinder mussten in den Kindergarten und in die Schule … Ich war völlig fertig, aber trotzdem im Funktionsmodus. Was musste eigentlich noch passieren? Hatte ich es immer noch nicht verstanden? Anscheinend nicht. Die Zeit schien für diese Einsicht wohl noch nicht reif gewesen zu sein.

Mit dem heutigen Wissen und Bewusstsein verstehe ich, dass oft nicht nur die Einflüsse dieses Lebens, sondern auch noch einiger anderer Leben dafür verantwortlich sind. Häufig zieht sich so eine »Opferrolle« durch etliche Leben hindurch, bis sie irgendwann erlöst wird.

Meine Zahnärztin klebte mir die Zähne provisorisch wieder an und der Hausarzt empfahl mir Ruhe, da ich eine leichte Gehirnerschütterung hatte. Ruhe! Ich? Ohje! Na dann …

Danach ging es weiter. Ich bekam Pfeiffersches Drüsenfieber – zwei Mal sogar innerhalb kürzester Zeit, aber auch das warf mich nicht um. Ich rappelte mich immer wieder auf und ahnte nicht, dass alles eine »Bedeutung« hatte. Stattdessen fühlte ich mich vom Leben betrogen und mit Krankheit gestraft, da ständig etwas anderes war.

Auch die Kinder hatten von klein an des Öfteren »Erkrankungen«, was mich aus meiner heutigen Sicht nicht wundert. Von Keuchhusten über Mittelohrentzündungen bis hin zu Pseudokrupp-Husten und Neurodermitis war einiges vertreten, was für alle Beteiligten sehr anstrengend war. Der Schichtdienst meines Mannes machte die Situation auch nicht einfacher.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass er einmal nach der Nachtschicht morgens nach Hause kam und ich fix und fertig war, da unsere Kinder und ich nicht eine Minute geschlafen hatten. Am liebsten hätte ich ihm beide »Mäuse« auf den Arm gegeben und hätte mich hingelegt. Die Kinder spiegelten uns wunderbar, damit wir es besser erkennen konnten. Aus reiner Liebe nehmen sie uns auch so einiges ab und übernehmen quasi unsere Last, denke ich. Allerdings hatte ich damals nicht diese Sicht auf die Dinge, und deshalb war es, so wie es war, anscheinend richtig.

Es hilft niemandem – das weiß ich heute –, irgendwem die Schuld für etwas zu geben. Es war in der Situation eben genau richtig, weil wir es nicht anders wussten oder anders machen konnten. Wir erschaffen uns die Dinge und Situationen, ohne zu wissen, dass es so ist. So nahm alles seinen Lauf und das »Hamsterrad« drehte sich weiter.

Im Nachhinein finde ich es erstaunlich, wie lange ein Körper so wenig Eigenliebe und Eigenverantwortung mitmacht. Nach vielen Jahren »Funktionsmodus« und einigen Vorkommnissen in meiner Ursprungsfamilie war ich mit meinem Latein am Ende.

Im Anschluss an zahlreiche Auseinandersetzungen mit meinem Vater startete ich den Versuch, mit ihm ein vernünftiges Gespräch zu führen. Er bedauerte sich oft selbst und beklagte sich, dass er es im Leben nicht gut gehabt hätte. Oft malte er sein Leben »schwarz« aus, anstatt in hellen, leuchtenden Farben. Ihm die positiven Dinge in seinem Leben aufzuzählen, half dabei nicht.

Nach meiner damaligen Logik musste mein Vater doch verstehen, dass ich oft unter der Vergangenheit litt und es endlich »loswerden« wollte. Alle Versuche, ihm zu vermitteln, dass mir das Erlebte aus der Kindheit ständig wieder hochkam, sowie der Wunsch, es ein für alle Mal zu klären, scheiterten.

Ich wollte doch nur verstanden werden. Ich hatte doch nur reden wollen – ohne Vorwurf –, um ihm meinen Standpunkt zu vermitteln. Mein Vater und ich redeten wohl in zwei verschiedenen Sprachen – anders konnte ich es mir nicht erklären.

Ich möchte nicht alles aufführen, was danach geschah. Mein Vater fühlte sich angegriffen und reagierte dementsprechend. Heute weiß ich, dass meine Eltern mit ihren eigenen Geschichten und Mustern auch Pakete in den Händen hielten und deshalb nicht anders handeln konnten. Die Erfahrungen, die ich machte, schienen für meine eigene Ent-wicklung wichtig zu sein.

Es war nicht einfach zu nehmen, da ja Eltern »eigentlich« ihre Kinder schützen sollen, gerade in jungen Jahren, aber meine Eltern fühlten sich dazu wohl nicht in der Lage. Es ist auch nicht wichtig, dass ich Details nenne, damit du den weiteren Verlauf verstehst. Ich persönlich war nie davon angetan, wenn solche Geschichten einer Abrechnung glichen. So etwas würde weder zu mir passen noch irgendjemanden weiterbringen. Wenn meine Eltern nicht wären, wäre ich schließlich auch nicht. Dafür bin ich sehr dankbar. Sie haben mir das Leben geschenkt, und das ist das größte Geschenk, das es gibt.

Es kam erst mal zum Stillstand im Kontakt zu meinen Eltern – sie sprachen nicht mehr mit mir – und zum »Stillstand« in meinem Körper – er »funktionierte« nicht mehr. Ob Bandscheibenvorfall, Probleme mit Knien und Schultern, Verdacht auf Fibromyalgie, Migräne und … und … und … Nichts ging mehr.

Mit meinem heutigen Wissen ist mir klar, wie groß der Selbstwerteinbruch gewesen sein muss und wie viel Druck es mir bereitet hat. Ich will den Fokus nicht auf das legen, was laut der Schulmedizin defekt war, aber so kannst du vielleicht besser verstehen, dass es mich aus der Bahn warf.

Nach zahlreichen eigenen und therapeutischen Ansätzen, die mich wieder auf Kurs bringen sollten, begab ich mich erst mal völlig in schulmedizinische Hände. Da ich mich bisher immer lieber »Quarkwickeln und Co.« zugewandt hatte, war es für mich nicht einfach, mich der Schulmedizin quasi zu »ergeben«. Damals hatte ich aber vom Gefühl her keine andere »Wahl«.

Mein Leben spielte sich dann lange Zeit in Arztpraxen und bei Therapeuten ab. Eine Vielzahl von Tabletten gehörte zu meinem Alltag – angefangen bei Magentabletten, Schmerzmitteln, Betablockern und Wassertabletten ging es über Stimmungsaufheller bis hin zu Hormonpräparaten. Für mich eine unfassbare Situation. Hinzu kam die gefühlte Hölle – was auch immer das für dich bedeuten mag. Ich hatte Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen und noch mal Schmerzen.

Nach dem Motto »Wer suchet, der findet« wurde ich durch die Schulmedizin quasi »auf links gedreht«. Immer neue Ideen, wo es »herkommen könnte«, führten zu ständig neuen Untersuchungen und Behandlungsverfahren. Ich möchte das nicht werten, denn damals war ich froh, dass überhaupt etwas geschah.

Ob MRT oder CT, Arzttermine in sämtlichen Fachrichtungen oder Schlaflabor – nichts, was ich vorgeschlagen bekam, ließ ich unversucht. Allen Bemühungen zum Trotz rebellierte mein Körper weiter und schickte mir Schmerzen an immer wieder neue Stellen. Weder für meine Familie noch für mich war es erträglich. Eine große »Be-lastung« für alle! Der »Funktionsmodus« war futsch.

An manchen Tagen konnte ich kaum noch laufen, und selbst der Absatz eines Bürgersteigs war dann eine fast unüberwindbare Hürde. Ich musste schließlich mein Bein mit den Händen anheben. In meinem unteren Rücken fühlte es sich an, als würden dort einige Messer stecken.

Schon bald war ich seelisch auf dem Tiefpunkt. Ich war mit der Situation überfordert und oft maßlos traurig, fühlte mich »auch« vom Leben betrogen und verstand die Welt nicht mehr. Immer hatte ich es gut gemeint, und nun wurde ich dafür auch noch bestraft – »gefühlt« zumindest. Ein Glaubenssatz, der meinen Vater sein ganzes Leben begleitet hatte und der vielleicht durch mich erlöst werden konnte und durfte.

Mein Vater war zu keiner Zeit wirklich glücklich, sah nicht die schönen Dinge in seinem Leben – irgendwie schien er sich nie die Erlaubnis gegeben zu haben, das Glück beim Schopfe zu packen.

Töchter sind mit ihren Vätern oft sehr eng verbunden. Sie versuchen die Lasten zu tragen, die nicht ihre sind, und werden davon fast erdrückt.

Mir ging es immer schlechter, ich sah kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Mein Mann und meine Kinder standen oft hilflos da und ich wusste nicht, ob es schlimmer war, dass ich litt oder dass meine Lieben dabei zusehen mussten.

Gerade in dieser Zeit war mein Kater Sammy oft genial. Er spürte, wie es mir ging, und kam zu mir, um mich zu trösten. Sein gleichmäßiges Schnurren beruhigte mich auf sanfte Weise. Ich sagte dann oft zu ihm: »Dich schickt der Himmel!«, ohne zu wissen, wie wahr meine Worte waren. Ich denke, dass ich diese Seele an die Seite gestellt bekam, um die damalige Phase meines Lebens besser überstehen zu können. Damals war mir noch nicht bewusst, wie kraftvoll meine Gedanken und Worte sind. Heute weiß ich es, Gott sei Dank.

Da ich berufstätig war und das »liebe Mädchen« nicht krank sein wollte und zusätzlich Respekt hatte, die Arbeit zu verlieren, hangelte ich mich sehr lange mit starken Schmerzen durch Job und Alltag. Zu dieser Zeit arbeitete ich im Einzelhandel und das tägliche Stehen, Bücken, Recken und das Tragen von Kartons machten das Ganze nicht einfacher.

Beruflich habe ich in meinem Leben einige Zwischenstationen eingelegt. Heute bin ich mir sicher, dass jede Station wichtig war und für alles Weitere, was noch kam und kommen wird, von großer Bedeutung war und ist.

Als ausgebildete Groß- und Außenhandelskauffrau wechselte ich damals in den Einkauf. Danach arbeitete ich einige Jahre lang als Bankangestellte, bis ich schwanger wurde. Es machte mir wirklich Spaß, da mir in der Bank im Kundenkontakt der Umgang mit den Menschen sehr wichtig war. Es lag mir, auf Kunden zuzugehen und auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten individuell einzugehen – durch meine offene Art eine Leichtigkeit.

Als beide Kinder da waren, wollte ich für sie da sein, sie versorgen und selbst erziehen.

Nach einigen Jahren Erziehungspause war es schwierig, wieder in das Berufsleben einzusteigen. Also versuchte ich, im Direktvertrieb Fuß zu fassen, was mir auch gelang. Ich konnte meine Termine so legen, dass mein Mann für die Kinder da war. Für einige Jahre war das genau mein Ding, zu festen Terminen zu Kunden nach Hause zu fahren und die Produkte anzubieten. Verkauf war und ist mein Element, wenn ich von den Produkten überzeugt bin. Anfangs war ich tagsüber unterwegs und später meistens in den Abendstunden.

Die Kinder wurden größer und ich wollte lieber wieder tagsüber zu festen Zeiten und Einkünften arbeiten. So arbeitete ich in einem Geschäft, in dem Mode verkauft wurde. Es machte mir Spaß und ich kam super bei den Kunden an. Dort lernte ich fürs Leben und wusste noch nicht, wie wichtig all diese Erfahrungen später einmal sein würden.

Alles, was wir tun, macht meiner Meinung nach Sinn, es gibt keine »sinn-losen« Situationen im Leben, egal ob wir es mit unserem Verstand begreifen können oder nicht.

Nach einiger Zeit wechselte ich in eine andere Filiale und arbeitete in einem Shoppingcenter. Immer noch artig im Funktionsmodus, signalisierte mir mein Körper ständig intensivere Schmerzen. Die längeren Öffnungszeiten und die unterschiedlichsten Tätigkeiten fielen mir immer schwerer. Es war nicht einfach, in der Arbeitswelt zu bestehen, weil es mir oft nicht gut ging.

Irgendwann empfahl mir mein Arzt eine stationäre Reha in einer Klinik, da immer mehr Beschwerden hinzukamen. Seelisch ging es weiter bergab. Ich weinte oft, da ich mich nur noch sehr eingeschränkt bewegen konnte und ohne Tabletten fast gar nichts mehr ging. Wenn man bedenkt, dass ich immer gerne gelaufen bin und stets flotten Fußes unterwegs war, nicht einfach zu nehmen. Vor allem mein unterer Rücken ließ kaum noch Bewegungsabläufe zu. Das Kreuzbein war völlig steif – wie mit Beton ausgegossen. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie war es ein Ausnahmezustand. Nach außen wahrte ich noch »den Schein«, aber zu Hause war es oft heftig.

Ich suchte nach dem Grund und sah einen Zusammenhang zwischen den Auseinandersetzungen mit meinem Elternhaus und meinen Beschwerden. Ich war enttäuscht und frustriert, wie mit allem umgegangen wurde, und wusste keinen Ausweg. Während dieser Zeit fühlte ich mich als »Opfer« der gesamten Situation und erkannte erst viel später die Zusammenhänge. Heute weiß ich, dass mich niemand verletzen kann. Wenn mich die Situation kränkt, berührt oder antriggert, wenn es sozusagen etwas mit mir macht, dann hatte ich für dieses Thema noch einen »Tiegel offen stehen«. Das bedeutet nach meiner Ansicht, dass ein altes Muster hochkommt und sich ein »bekanntes«, unterdrücktes Gefühl quasi zeigt, damit man hinschauen und es erlösen kann. Ich glaube, die Kunst ist, es dankend anzunehmen.

Ist mein »Glas« zu voll – später mehr dazu –, kann man es oft nicht annehmen, man fühlt sich schlecht. Ist mein »Glas« leer – ist mein System also nicht überladen –, kann ich es gut nehmen und verstehe den Sinn dahinter. Man bekommt eh so lange ähnliche Situationen vom Leben präsentiert, bis man »verstanden« hat und sich die Dinge erlöst haben.

Nach immer neuen Ansätzen suchend und mit der Hoffnung, dass mir doch irgendeine Therapieform Erleichterung verschaffen musste, probierte ich einiges aus. Chinesische Medizin, Dorn-Preuss-Anwendungen Osteopathie und Akupunktur brachten bei mir oft nicht die gewünschten Erfolge.

Für einige Wochen ging ich auf Empfehlung meines Hausarztes zu einem sehr guten Therapeuten. Ich fühlte mich dort gut aufgehoben, obwohl die Behandlung alles andere als angenehm war. Mein Gewebe war teilweise so verhärtet, dass es ziemlich schmerzhaft war, es wieder aufzulockern. Kam ich nach der Therapie nach Hause, fühlte es sich ganz gut an, aber spätestens am nächsten Tag war der Effekt wie verflogen und mein Körper machte wieder, was er wollte. Es war zum Verzweifeln!

Über einige Zeit begleitete mich eine Heilpraktikerin mit den unterschiedlichsten Therapieverfahren. Jedes Mal hoffte ich, dass sich eine langfristige Besserung einstellen würde. Kurzfristig war es zwar besser, aber so wirklich kam ich nicht weiter. Die Liste meiner Medikamente wurde länger und ich fühlte mich immer »machtloser«.

Da ich nicht weiterwusste, nahm ich sogar das Angebot an, zu einer Psychotherapeutin zu gehen, um eine Gesprächstherapie zu beginnen. Noch Jahre zuvor hätte ich mir das nicht vorstellen können. Ich kann mich noch gut an die ersten Stunden erinnern, in denen ich fast nur weinte. Ich versuchte meine Geschichte mit dem Argument abzutun, dass es ja nicht so schlimm sei und dass es bestimmt schwerere Fälle gäbe. Die Therapeutin schüttelte den Kopf, da sie merkte, wie tief die Vorkommnisse immer noch saßen. Sie erklärte, dass es oft nicht darauf ankam, was genau man erlebt hatte, sondern ob es immer noch »wehtat« und ob man es bereits verarbeitet hatte. Bei meinen weiteren Ausführungen merkte ich selbst, wie sehr es mich noch bewegte und belastete. In einer Sitzung musste ich ein Kissen in den Arm nehmen, stellvertretend für die kleine Sabine. Ich sollte sie trösten, da sie immer noch in einer Ecke saß und sehr traurig war. Ich konnte damals nicht aufhören zu weinen. Es ist schon enorm, wie viele Tränen nicht geweint werden und irgendwann doch hinauswollen.

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