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Hormonstörungen, Erschöpfung und Darmerkrankungen sind auf dem Vormarsch und inzwischen fast so etwas wie eine Geißel unseres modernen Lebens geworden. Der Leidensdruck der Patienten ist hoch. Was eine ganzheitlich ausgerichtete Komplementärmedizin dagegen bei Wechseljahrsbeschwerden, Schilddrüsenproblemen und Nebennierenschwäche, aber auch bei Reizdarm, Leaky Gut, Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie den klassischen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa erreichen kann, beschreibt Kerstin Schmit in diesem Buch. Fundiert recherchiert, gut verständlich geschrieben und mit vielen realen Patientengeschichten nahe an der täglichen Praxis gehalten, bricht die Ärztin aus Leidenschaft eine Lanze für den medizinisch geschulten Blick auf den ganzen Menschen und eine entsprechende Behandlung der Patienten. Ein interessantes und lehrreiches Buch, das Mut macht und Hoffnung gibt.
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Seitenzahl: 250
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Ich widme dieses Buch meinem lieben Mann Danke, dass Du immer für mich da bist
ZUM GELEIT: MEINE MOTIVATION FÜR DIESES BUCH
TEIL I : WIE ICH DAS HORMONSYSTEM GANZHEITLICH BEHANDELE
Einführung: Von Schaltzentralen, Turbulenzen und komplexen Systemen
Unser Hormonsystem: die komplexe Steuerungszentrale unseres Körpers
Kapitel 1 Sexualhormone: Lust oder Last? Wechseljahre, Libido, PMS & Co
Zu Unrecht verpönt, weil als Rohstoff unverzichtbar: Cholesterin
Die Sexualhormone der Frau und der weibliche Zyklus
Die Sexualhormone.
Eine erste Patientengeschichte
Eine zweite Patientengeschichte
Der weibliche Zyklus
Wenn der Rhythmus sich ändert – Was passiert eigentlich in den Wechseljahren?
Eine dritte Patientengeschichte
Östrogendominanz: Ein häufiges Thema in den Wechseljahren
Eine vierte Patientengeschichte
Wenn, dann störend: Östrogenmangel in den Wechseljahren
Eine fünfte Patientengeschichte
Exkurs: DHEA – Das ›Jungbrunnen-Hormon‹
Diagnostik: Speichel- oder Bluttest? Was ich warum einsetze
Die unterschätzte Gefahr: Risiken und Nebenwirkungen der konventionellen Hormonersatztherapie (HET)
Das Pferd verkehrt herum aufgezäumt: Der Skandal um die equinen konjugierten Hormone
Im Labor nachgebaut und doch ganz natürlich: Bioidentische Hormone
Hormonungleichgewicht vor den Wechseljahren: Was hilft bei PMS und Dysmenorrhoe?
Eine sechste Patientengeschichte
Exkurs: Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und der Hormonhaushalt
Wenn die Herren der Schöpfung ›schwach werden‹: Die Andropause
Eine siebte Patientengeschichte
Kapitel 2 Wenn die Schilddrüse außer Kontrolle gerät
Hyperthyreose
Hypothyreose und Hashimoto
Eine achte Patientengeschichte
Exkurs: Ernährung – Spezielle Diätetik, etwa bei Insulinresistenz
Paleo-Ernährung
Nahrungskarenz: Die positive Wirkung des ›Dinner-Cancelling‹
Eine neunte Patientengeschichte
Glutenarme Ernährung bei Hashimoto
Spurenelemente, Vitalstoffe und Vitamine bei Hashimoto
Kapitel 3 Grundlos müde? Wenn die Nebennieren erschöpft sind
Auf der Suche nach Ursachen: Komplexe Symptome und großer Leidensdruck
Eine zehnte Patientengeschichte
Was ist Nebennierenschwäche eigentlich?
Eine elfte Patientengeschichte
Exkurs: Die Botenstoffe der Gesundheit – Neurotransmittermangel ausgleichen
Serotonin
Melatonin
Dopamin
GABA
Ausblick
TEIL II: WIE ICH DEN DARM GANZHEITLICH BEHANDELE
Über Systeme, Wechselwirkungen und Schnittstellen
Eine zwölfte Patientengeschichte
Kapitel 5 Der Darm – unser zweites Gehirn
Die Darmflora: Gesunde Vielfalt ist der Idealzustand
Kapitel 6 Typische Erkrankungen des Darmsystems und ihre Behandlung
Das Reizdarmsyndrom: Belastende Mehrdeutigkeit
Eine dreizehnte Patientengeschichte
Das ›Leaky Gut‹: Unfähig, zwischen ›gut‹ und ›böse‹ zu unterscheiden
Eine vierzehnte Patientengeschichte
Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen: Ähnlich und doch sehr verschieden
›Echte‹ Nahrungsmittelallergien sind immunologisch vermittelt
Durch Immunglobin E – (IgE) vermittelte Nahrungsmittelallergien
Allergien und unsere Darmflora
Exkurs: Zöliakie – Allergie und Autoimmunerkrankung in einem
Nahrungsmittelintoleranzen
Freund oder Feind? IgG-Diagnostik bei Nahrungsmittelintoleranzen
Wichtige Intoleranzen Thema: Histamin
Histaminintoleranz
Exkurs: Histamin in der Frauenheilkunde
Eine fünfzehnte Patientengeschichte
Eine sechzehnte Patientengeschichte
Glutenintoleranz
Eine siebzehnte Patientengeschichte
Lactoseintoleranz
Eine achtzehnte Patientengeschichte
Fructose- und Sorbitintoleranz
Die ›Klassiker‹: Divertikulitis, Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa
Divertikulitis
Morbus Crohn
Eine neunzehnte Patientengeschichte
Colitis Ulcerosa
Eine zwanzigste Patientengeschichte
Exkurs: Vitalstoffe – Ergänzen, aufbauen und heilen
AUSBLICK
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
A.
Bücher, Artikel und Studien
B.
Internetquellen
Auch Ärzte sind manchmal Patienten
Auch ich machte einmal die Erfahrung, dass »alle Werte gut seien«, ich mich aber ganz und gar nicht gesund fühlte. Alles, was ich bekam, war eine Art verbaler »Beruhigungspille«: »Hab’ Geduld, das wird schon wieder!«
Zu Beginn meines Medizinstudiums hatte ich eine sehr lästige Blasenentzündung. Nach der üblichen Antibiotikagabe war die Entzündung zwar weg, aber ich fühlte mich elend, müde und abgeschlagen. Ich schlief viel, hatte schon bei geringen Anstrengungen Schweißausbrüche und war überhaupt nicht leistungsfähig. Eine Kontrolle beim Hausarzt ergab, dass »alles in Ordnung« sei.
Ich war ein bisschen ratlos, aber meine Mutter gab mir einen Tipp: Sie ging damals schon regelmäßig wegen ihrer Schulterschmerzen zur Akupunktur und empfahl mir, das auch mal zu versuchen.
Gesagt, getan: Die in Traditionell Chinesischer Medizin ausgebildete Ärztin führte mit mir zuerst ein kurzes Gespräch. Dann untersuchte sie meine Zunge und nahm den Puls, wie es in der TCM üblich ist. Dann setzte sie mir sechs Akupunkturnadeln, davon vier mit Moxa (hierbei wird Beifußkraut auf die Nadeln aufgesteckt oder auf dem Akupunkturpunkt am Körper als kleine Pyramide aufgelegt und dann abgebrannt). Diese Therapie wirkt speziell und intensiv wärmend. Nach der Behandlung fühlte ich mich nicht nur viel besser, sondern fast wie neu geboren. Der Effekt hielt zwar nur bis zum nächsten Tag voll an und flaute dann langsam ab, aber die nächste Sitzung war bereits für zwei Tage später geplant – ich sah ihr sehnlich entgegen. Beim zweiten Mal war die Wirkung wieder sehr stark, wenn auch nicht ganz so intensiv wie beim ersten Mal. Aber mit jeder Behandlung hob sich mein Energieniveau merklich und nach nur vier Behandlungen fühlte ich mich wieder so gesund wie vor meiner Blasenentzündung. Seither bin ich grosser Fan der chinesischen Medizin – mein Interesse oder besser, meine Faszination, war geweckt.
Wie konnte es auf der einen Seite heißen: »Alles ist ok und alle Befunde sind normal«, wenn ich mich gar nicht ok oder auch nur »normal« wie sonst fühlte? Und auf der anderen Seite halfen mir nur vier Behandlungen, wieder ganz fit zu werden und mein Wohlbefinden auf ein normales Niveau zu bringen?
Wo bleibt das Wohl des Patienten?
Ein zweites Erlebnis verfestigte mein Interesse: Während meiner Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin lernte ich im Krankenhaus einen Patienten kennen, der bei uns hospitalisiert war. Er war um die 65 Jahre alt und litt neben einer anderen Grunderkrankung an starken Kopfschmerzen. Diese hatten wir schulmedizinisch abzuklärt, aber ohne, dass sich eine organische Ursache finden ließ. Darüber hinaus sprach er auf kein Schmerzmittel zufriedenstellend an. Bei der Visite stellte sich die Frage nach möglichen Behandlungsoptionen. Während der Diskussion, ob wir vielleicht auch alternative Methoden in unsere Überlegungen einbeziehen sollten, schüttelte der Oberarzt nur verächtlich den Kopf: »Ich meinte mit Optionen nur ordentliche Therapien!«, blaffte er. Ich fand das in einer Situation, in der KEIN Schmerzmittel half, unglaublich arrogant! Das Wohl des Patienten stand für meinen Kollegen meiner Meinung nach nicht an erster Stelle …
Und heute, in meiner Praxis, sitze ich wieder und wieder Patienten gegenüber, denen es so ähnlich geht wie mir, damals bei meiner Blasenentzündung, und die dann von Kollegen hören, dass »alle Befunde unauffällig« seien. So, wie eine Patientin berichtet:
»Und dann sagte er noch: ›Sie haben einen wunderschönen Darm!‹ Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr weiter. Seit Jahren schlage ich mich mit Verdauungsbeschwerden, Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen herum. Nur ganz wenige Tage im Monat bin ich überhaupt beschwerdefrei. Mein Hausarzt hat mit mir das volle Programm absolviert: Wir haben ein großes Blutbild mit allen Entzündungs-, Nieren- und Leberwerten gemacht. Wir haben Zöliakie und Lactoseintoleranz ausgeschlossen. Wir haben einen Ultraschall des Bauches und sogar zwei Darmspiegelungen gemacht, und alles, was er mir sagen kann, ist: ›Alle Untersuchungen sind perfekt in Ordnung!‹ Jetzt wollte er mir neben starken Schmerzmitteln auch noch Antidepressiva verordnen, aber das möchte ich nicht. Ich bin doch nicht verrückt! Außerdem haben die Eisentabletten, die er mir gegeben hat, meine Schmerzen nur noch verschlimmert. Gut, die Vitamin B12-Spritzen helfen mir; ich habe mehr Kraft und kann alles besser aushalten – aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie an die Ursache rangehen. Als letztes habe ich nun auf Empfehlung einer Freundin Schüssler Salze ausprobiert, aber auch das hat keine wirkliche Veränderung gebracht. Ich weiß mir nun keinen Rat mehr …«
So oder so ähnlich klingen die Berichte, die ich täglich von meinen Patienten höre. Wie ich diese Fälle in Angriff nehme, wie sich die Situation verändert und warum das nicht nur mir Freude bereitet, sondern auch den Patienten, das lesen Sie in diesem Buch!
Mein Plädoyer vorab: Eine Lanze für die Komplementärmedizin brechen
Die Schulmedizin ist unbestritten die Basis und Grundlage aller medizinischen Entscheidungen. Spätestens, wenn die Schulmedizin allerdings »an ihre Grenzen stößt« bzw. schwere Erkrankungen ausgeschlossen wurden und die Beschwerden trotzdem weiter fortbestehen – dann ist die Ganzheitsmedizin eine sehr starke Option! Und »Ganzheit« heißt hier »komplementär«, sprich »ergänzend«, und sollte auch so verstanden und angewandt werden. Es geht nicht um ein »Entweder-Oder« zwischen der Schul- und der Komplementärmedizin, sondern es geht darum, beide Behandlungsformen zum Wohle des Patienten auszuschöpfen. Und es geht um Linderung, darum, regulierend, aufbauend, stärkend, entspannend und aktivierend einzugreifen, darum, Symptome abzuschwächen oder ganz zum Verschwinden zu bringen. Unterstützung ist ein weiteres wichtiges Stichwort: Die Behandlungen von Erkrankungen wie Migräne, Neurodermitis oder Colitis ulcerosa kann man komplementärmedizinisch unterstützen und die Beschwerden mit natürlichen Maßnahmen lindern und dabei die starken Medikamente reduzieren. Das wiederum verbessert die Belastbarkeit und steigert die Verträglichkeit. Wir können also mit vereinten Kräften aus einer Abwärts- eine Aufwärtsspirale machen!
Häufig fühlen sich Patienten mit ihren Wünschen und Beschwerden nicht ernst genommen. Und jetzt stellen Sie sich vor, es gibt Kollegen die der Meinung sind: »In unseren Breiten gibt es keinen Mangel an Vitaminen«. Leider sieht die Realität anders aus … Solche Situationen führen dazu, dass enorme Kosten entstehen, weil Patienten, die sich nicht gut fühlen, so lange weitere Ärzte aufsuchen, bis ihnen jemand hilft. Oft sind es ganz einfache Testungen und simple Maßnahmen, die schon eine deutliche Verbesserung bewirken! Viele meiner Patienten kommen mit immer den gleichen Laborwerten, aber eben nicht mit den paar weiteren, die die entscheidenden Informationen liefern und den Ausschlag geben würden. Dabei bestünde hier enormes Einsparungspotenzial für die Krankenkassen!
Aber erweiterte Testungen werden nicht gern gesehen. Und besonders, wenn sich etwas findet, das jenseits der »normalen« Standardbefunde liegt, entsteht oft ein Spannungsfeld. Für mich ist das immer wieder schwer zu verstehen, weil man doch im Sinne des Patienten froh über jede Aufklärung und Unterstützung sein müsste. Und leider ist auch das Echo auf neue, »andere« Untersuchungen durch Kollegen oft negativ, trotzdem es den Patienten besser geht und ihnen geholfen werden kann! Ich selber habe E-Mails von Kollegen bekommen, über die ich blass geworden bin: »Hokuspokus« ist noch eines der netteren Wörter aus diesen Mails, auch »Abzocke« habe ich schon gehört: Mit Kritik sind manche Kollegen sehr großzügig – auch, wenn die Patienten sehr zufrieden sind, weil sie viel weniger Beschwerden haben!
Einem Patienten ging es viel besser, aber meine Kompetenz wurde massiv in Zweifel gezogen – aus Prinzip, einfach, weil ich »etwas anderes« mache. Was übrigens nicht so schlecht sein kann, wenn Patienten – vom IV-Bezieher bis zum Privatbankier – aus der ganzen Schweiz von Zermatt über Genf bis Davos (aber auch aus dem Ausland) zu mir kommen und das meist auf Empfehlung. Gleichzeitig habe ich nie behauptet jedem helfen zu können, aber bei 70-80 % ist das schon möglich.
Man nehme als Beispiel psychosomatische Beschwerden oder Reizdarmsymptome, die schulmedizinisch häufig nicht sehr erfolgreich behandelt werden können. Wenn die Darmspiegelungen bei Reizdarmpatienten immer das gleiche Resultat (»Alles in Ordnung«) zeigen und die Alternative dann ist, dass sie »halt damit leben müssen«, dann ist es nicht erstaunlich, wenn Patienten nach anderen Optionen suchen (die es gibt!), um Linderung zu finden. Meine Erfahrung ist: Acht von zehn Patienten mit Reizdarm kann man ganzheitsmedizinisch weiterhelfen!
Bleiben wir beim Reizdarm: Es war die Komplementärmedizin, die zuerst mit Stuhltransplantationen und Probiotika zur Sanierung der Darmflora gearbeitet hat. Mit gutem Erfolg! Vor einigen Jahren besuchte ich eine ärztliche Fortbildung, die vor Probiotika und »Experimenten« mit der Darmflora gewarnt hat, da solche Behandlungen »das Immunsystem angreifen könnten« … 20 Jahre später macht man an den Universitäten Studien und erkennt plötzlich, wie nützlich Probiotika und Stuhltransplantationen sein können. Hurra! Und darum heftet sich die Schulmedizin dafür nun die Orden an die Brust und heimst den Verdienst ein, für das, was die Komplementärmedizin seit 20 Jahren macht und was früher als Scharlatanerie bezeichnet wurde.
Heute wird man (wie früher) sowohl als Kollege als auch als Patient weiterhin belächelt und die Komplementärmedizin führt nach wie vor ein Schattendasein. Das gilt genauso bei Themen wie Erschöpfung und verminderter Leistungsfähigkeit, bei denen es viel mehr Möglichkeiten gibt als Antidepressiva oder Reha-Maßnahmen zu verordnen. Natürlich sind solche Dinge manchmal notwendig, aber zuvor gilt es, alle anderen Optionen auszuschöpfen! Da ist für mich unverständlich, dass dies nicht genutzt wird, da hier für die Krankenkassen ein enormes Einsparungspotenzial bestünde.
Paradox ist ja, wie Patienten sich freuen, wenn »endlich etwas gefunden wird«. Aber die pure Erleichterung darüber, dass sie sich »das alles nicht nur einbilden«, ist riesig. Und wenn man dann auch noch etwas gegen die Beschwerden tun kann, ist die Freude noch größer. Aber ich habe auch schon erlebt, dass Patienten dann ganz glücklich zu ihrem Hausarzt gehen, der ihnen dann sagt, dass die komplementärmedizinischen Tests nicht verlässlich seien. Schrecklich, denn manchmal lassen sich die Patienten dann wieder verunsichern, obwohl sie sich bereits viel besser fühlen! Und dann habe ich viel Mühe, das wieder gerade zu rücken.
Aber meine Arbeit macht mir unendlich viel Freude, weil ich einfach enorm viel positive Rückmeldung bekomme und sehr zufriedene Patienten habe. Oft fragen mich Patienten dann verständnislos: »Warum macht das mein Hausarzt nicht, bei dem ich so oft war?« Das zu beantworten, fällt mir schwer. Für mich ist es recht einfach, den Blick auf das systemische Ganze zu richten. Das kommt durch die Jahre, die ich in einer schul- und komplementärmedizinischen Klinik gearbeitet habe. Dort habe ich sehr viele verschiedene Therapien kennengelernt und besonders darauf geachtet, wie gut diese miteinander Synergien entwickeln können: Akupunktur, Neuraltherapie, Eigenbluttherapie, Homöopathie – diese Maßnahmen könnten unterschiedlicher nicht sein, aber jede Therapie hilft auf ihre Weise. Oder orthomolekulare Medizin mit Aminosäuren, Vitaminen und Spurenelementen. Oder Osteopathie, Infusionen, Atem- und Entspannungsübungen – nicht bei jedem Patienten hilft alles oder helfen die dieselben Behandlungen. Die Kunst ist, das Passende für den Patienten individuell auszuwählen und die richtige Kombination zu finden, die hilft …
Aber nun habe ich gesagt, was ich sagen wollte – machen Sie sich selbst ein Bild!
Hormone sind so etwas wie die ›heimlichen Herrscher‹1 in unserem Körper. Dort findet nämlich fast kein Prozess statt, der nicht durch ein Hormon gesteuert wird: Ob es um den weiblichen Zyklus, unseren Energiehaushalt, unsere Stimmungslage und unser Wohlbefinden oder um die Entwicklung unseres Gehirns geht – unser Hormonsystem regelt das alles und noch viel mehr. Dabei ähnelt es mit seinen vielen Regelkreisen dem Cockpit in einem Airbus: Es ist eine Steuerungszentrale, die ein äußerst komplexes System beherrscht und die in Echtzeit Werte nimmt, diese ausliest, ausbalanciert, dabei lenkt und, wenn nötig, korrigiert. Dabei gibt es, wie bei allen komplexen Systemen, tausend Möglichkeiten, wie die Dinge oder eben besagte Regelkreise aus dem Ruder laufen können. Denn Hormone als Substanzen sind schon in ganz geringen Mengen außerordentlich wirksam. Wenn also das System auch nur in eine kleine Schieflage gerät, macht sich das im Hormonhaushalt bereits schnell durch deutliche und lästige Symptome bemerkbar. Um dann das Gleichgewicht wiederherzustellen, braucht es eine genaue Feinabstimmung und einen Blick auf den ganzen Menschen.
Manche dieser kleinen Abweichungen kann unser Körper selbst wieder ins Lot bringen. Aber je nach unserer individuellen Situation und Disposition, je nach unserem Alter, unserer Arbeitsbelastung, unserem Lebensstil und noch anderen Faktoren, wirken zu viele oder zu starke Kräfte von innen und außen auf unser Hormonsystem ein. So kommt es zu Verschiebungen und zu Entwicklungen, die einer Behandlung bedürfen. Um in der oben genutzten Metapher zu bleiben: Unser Airbus wird dadurch vielleicht nicht direkt abstürzen, aber wahrscheinlich mit mehr oder weniger starken Turbulenzen zu kämpfen haben, die uns lästige Beschwerden oder sogar massiven Leidensdruck verursachen können.
Folgende Grafi k vermittelt einen Eindruck von der Komplexität unseres Hormonsystems und gibt einen Überblick darüber, welche Hormone wo produziert werden:
HORMONE – WOHER SIE KOMMEN
HORMONDRÜSEN
HORMONE
1 HypothalamusHypophyse
ADH, Oxytocin, Gonadotropin, Releasing-Hormone, Wachstumshormon RHACTH, FSH, LH, TSH, Prolaktin, GH
2 SchilddrüseNebenschilddrüsen
T3, T4, KalzitoninPTH
3 Magen
Gastrin, Ghrelin, Histamine, Somatostatin, Neuropeptide Y
4 NebennierenNiere
Aldosteron, Kortisol, Androgene, (Nor-)AdrenalinCalcitriol, Erythropoetin, Renin
5 Bauchspeicheldrüse
Insulin, Glukagon, Somatostatin, PP
6 Eierstöcke
Östrogen, Progesteron
7 Uterus
Relaxin
8 Hoden
Testosteron
In meiner ganzheitsmedizinischen Praxis sind es vor allem drei Bereiche dieses großen Systems, mit denen ich täglich zu tun habe: Da ist zum einen das umfangreiche Gebiet der Geschlechtshormone, das viele unterschiedliche Beschwerden verursachen kann, mit denen dann vor allem Frauen (aber auch Männer) zu mir kommen. Dann sind es die Schilddrüsenhormone, die natürlich im Gleichgewicht, aber mit Überfunktion, Unterfunktion oder entzündungsbedingt bei der sogenannten ›Hashimoto-Thyreoditis‹ auch mehr oder weniger stark im Ungleichgewicht sein können. Und schließlich kommen mehr und mehr Patienten mit einem Beschwerdebild zu mir, das seit ein paar Jahren im Praxisalltag und in der Forschung an Präsenz und Bedeutung gewinnt und das unter den Bezeichnungen ›Nebennierenschwäche‹ (NNS) oder auch ›Adrenal Fatigue‹ läuft.
In dem ersten Teil dieses Buches möchte ich darum ein möglichst umfassendes Bild der häufigsten Störungen in diesen drei Bereichen zeichnen und jeweils möglichst konkret und verständlich schildern, wie ich diese Störungen ganzheitsmedizinisch mit Erfolg behandle. Dabei ist es mir besonders wichtig, eben immer wieder genau den ganzheitlichen Aspekt zu betonen. Im Klartext bedeutet das, im ersten Buchteil die oben genannten drei Bereiche zum besseren Verständnis zwar in unterschiedlichen Kapiteln darzustellen, gleichzeitig aber den Blick immer auf die möglichen ›Schnittmengen‹ zwischen diesen Gebieten gerichtet zu halten und dabei ganz grundsätzlich immer den Körper als Gesamtheit sowie den ganzen Menschen in seiner individuellen Situation zu betrachten.
Denn diese Schnittmengen gibt es natürlich, weil wir es hier mit einem endokrinen System, mit einem Hormonsystem zu tun haben, das auf allen Ebenen vernetzt ist und darum heftig und untrennbar interagiert. Das machen auch die Patientengeschichten aus meiner Praxis sehr plakativ deutlich, die ich immer wieder einstreuen werde. Es gibt meiner Erfahrung nach nie die ›eine Ursache‹, die ›alle Beschwerden‹ verursacht. Und darum gibt es auch nie die ›eine Pille‹, die alles wieder ins Lot bringt. Darauf, auf diese Gemengelage eben, ist mein Behandlungsansatz ausgerichtet, bei dem ich immer den ganzen Menschen betrachte und konstant über die durch die Schulmedizin so gerne diktierten ›Tellerränder‹ schaue.
In meinem medizinischen Verständnis ist der umfassende Blick auf den ganzen Menschen mit der Betrachtung des Hormonsystems hier noch nicht ausgereizt, denn natürlich gibt es besagte Schnittmengen auch zwischen unserem Hormonsystem und dem Rest unseres Körpers. Auch darauf werde ich im Laufe des Buches eingehen, denn unser ganzer Körper, ja der ganze Mensch, ist ein komplexes System – und dabei beziehe ich selbstverständlich auch unsere Psyche und unsere Lebensumstände mit ein.
Aber nun erst einmal der kurze Blick in besagtes Cockpit zum Verständnis der grundlegenden Zusammenhänge. Die Schaltzentrale unseres Hormonsystems liegt da, wo man sie erwartet: im Gehirn. Genauer gesagt, in unserem Zwischenhirn. Der sogenannte ›Hypothalamus‹ bildet das Zentrum des Cockpits, besteht aus zahlreichen Kernen und steuert unser autonomes Nervensystem und damit alle wichtigen Körperfunktionen, die wir nicht mit unserem Willen beeinflussen können, also z. B. unsere Atemfunktion, unsere Verdauung, unsere Herzfrequenz oder unsere Körpertemperatur. Aber der Hypothalamus macht noch etwas: Er ist so etwas wie der ›Meister der Hypophyse‹, der Hirnanhangdrüse. Er versorgt und steuert sie nämlich mit den sogenannten ›Ausschüttungshormonen‹ (Release Hormons). Durch diese wird die Hypophyse veranlasst, ihrerseits als Steuerungsorgan zu fungieren und Hormone freizusetzen, deren Ziel dann die Steuerung der eigentlichen endokrinen Drüsen, unserer Hormondrüsen, im Körper ist.
Gehen wir eine Ebene weiter im System: Die drei wichtigsten dieser Hormondrüsen sind die Eierstöcke bei der Frau bzw. die Hoden beim Mann, die Schilddrüse und die Nebennieren, also genau die Drüsen, die die drei Bereiche ›regieren‹, über die wir im Folgenden sprechen wollen. Für jede dieser endokrinen Drüsen hat die Hypophyse eines oder mehrere der Steuerungshormone parat, die genau diese Drüse dann zur Bildung eigener Hormone anregt.
Für die Keimdrüsen, also die Eierstöcke (oder die Hoden), sind das die Steuerungshormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon). Dabei ist das FSH für die Bildung der Keimzellen, also der Eizelle bzw. der Spermien, und das LH bei der Frau für die Regelung des Zyklus (Eisprung, Bildung des Gelbkörpers) sowie die Bildung der weiteren Sexualhormone (Progesteron, Androgene und Östrogene) in den Eierstöcken, beim Mann dagegen für das Reifen der Spermien und die Bildung von Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) in den Hoden verantwortlich.
Für die Schilddrüse ist dies das Steuerungshormon TSH (Thyreoideastimulierendes Hormon), das die Hormonproduktion in der Schilddrüse selbst anregt oder wieder stoppt – sie also den Bedürfnissen des Körpers entsprechend reguliert.
Und für die Nebennieren ist dies das Steuerungshormon ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). ACTH sorgt vor allem dafür, dass in den Nebennieren unsere stressregulierenden Hormone gebildet werden.
Auf der letzten Ebene dieses Systems nun noch ein Blick auf die endokrinen Drüsen selbst und die Hormone, die sie produzieren und freisetzen:
Die Keimdrüsen, also die Eierstöcke oder Hoden, bilden die Sexualhormone, die Östrogene (in ihren verschiedenen Formen), das Testosteron und das Progesteron. Deren Aufbau, Wirkung und Interaktion werden wir uns im folgenden ersten Kapitel genau anschauen.
Die Schilddrüse bildet das Hormon T4 (Thyroxin) und daraus dann das aktive T3 (Thyreonin).
Und die Nebennieren sind verantwortlich für das Adrenalin, für Cortisol, für das DHEA und für eine kleine Menge des Sexualhormons Progesteron.
1 Schlagwort aus: http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/hormone/die-heimlichen-herrscher-im-koerper-sexualhormone-arbeiten-nicht-gerade-leise_id_4685066.html, letzter Zugriff am 21.11.2017.
›Ihr Cholesterinspiegel ist zu hoch ….‹ Fast könnte man fragen: Wer von uns hat diesen Satz noch nicht gehört in seinem Leben? Tatsächlich haben die meisten oder sehr viele meiner Patienten einen grenzwertig erhöhten Cholesterinspiegel, der sich um die 200 oder 220 mg / dl2 (bzw. 5-5,5mmol / l) bewegt. Doch was steckt hinter diesem Wert oder was hat das mit unserem Thema ›Geschlechtshormone‹ zu tun? Das sind die eigentlich wichtigen Fragen zum Thema Cholesterin in unserem Zusammenhang, und die werde ich im Folgenden beantworten.
Zunächst muss man verstehen, dass der für unsere Blutwerte vorgegebene Cholesterin-Grenzwert nicht vom Himmel gefallen ist oder dort festgesetzt wurde, sondern dass er eine Empfehlung darstellt. Und zwar eine Empfehlung, die Schwankungen unterliegt. Bis Mitte der 1990er-Jahre lag der Grenzwert noch bei 220 mg / dl und ist danach erst auf 200 mg / dl gesunken. Es ist dabei wichtig, die Mechanismen zu verstehen, die einer solchen Empfehlung zugrunde liegen. Bei der Entwicklung dieses empfohlenen Grenzwertes nach unten kann man wohl mit Fug und Recht vermuten, dass hier die Lobby der Pharmaindustrie am Werk ist und dass ihre Arbeit von Erfolg gekrönt war. Die Gleichung ist nämlich ganz einfach: Je niedriger der empfohlene Grenzwert liegt, desto eher sehen sich die Ärzte dazu veranlasst, Cholesterinsenker (Statine) zu verschreiben. Und sehr oft funktioniert dieses einfache System für die Pharmariesen auch sehr gut, denn oft werden die Zusammenhänge nicht hinterfragt:
Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass es zwei Arten von Cholesterin gibt: das LDL (Low Density Lipoproteine) und das HDL (High Density Lipoproteine). Und weil das eine (LDL) als die ›schädliche‹ Variante betrachtet wird, die die gefährlichen Ablagerungen in den Gefäßen verursacht, und das andere (HDL) als die ›gute‹ Spielart gilt, die unseren Körper schützt, sagt ein absolut gemessener, übergreifender Cholesterinwert nur bedingt etwas über die Qualität des vorhandenen Cholesterins und über die Gefahren aus, die eventuell von so einem Sammelwert ausgehen. Glücklicherweise sind die meisten Kollegen schon dazu übergegangen, zusammen mit dem absoluten Cholesterinwert auch den viel aussagekräftigeren Quotienten aus dem HDL und dem LDL zu erstellen. Das mache ich in meiner Praxis auch so, denn schon dieser Quotient ›entschärft‹ oftmals die Relevanz eines grenzwertig hohen Sammelwertes, macht damit das Verschreiben eines Medikaments überflüssig und öffnet den Weg für eine umfassende Behandlung über die Ernährung und andere Stellschrauben.
Und das ist eine positive Entwicklung, denn die das Cholesterin senkenden Medikamente haben eine Reihe von unerwünschten, lästigen und sogar gefährlichen Nebenwirkungen wie Muskelschmerz bis Rabdomyolyse, negativen Einfluss auf die Leistung des Herzens und noch weitere. Darüber hinaus ist Cholesterin grundsätzlich keinesfalls nur das große und schädliche Schreckgespenst, als das es so oft dargestellt wird, sondern für unseren Körper vielmehr ein äußerst wichtiger Rohstoff und ein wertvoller Baustein. Er braucht es sogar dringend: Tatsächlich ist Cholesterin der Ausgangsstoff, aus dem alle unsere Geschlechtshormone synthetisiert werden! Daneben dient es auch noch der Energiegewinnung in den Zellen und hilft bei der Herstellung von Membranen für unsere Zellen sowie von Schutzhüllen für Nervenenden.
Die folgende Grafik zeigt, wie die Synthese der Geschlechtshormone aus dem Cholesterin funktioniert:
CHOLESTERIN ALS BASIS DER HORMONSYNTHESE
Mit Cholesterin als Basis und Ausgangsstoff entsteht mit einigen Zwischenschritten das ›Basishormon‹ Pregnenolon. Daraus werden wiederum DHEA und Progesteron gebildet, aus denen dann die männlichen Hormone (Androgene) und die weiblichen Hormone (Östrogene) entstehen. Besonderes Augenmerk sollten wir jetzt schon auf das Progesteron richten. Progesteron ist ein geschlechtsneutrales Hormon, das sowohl bei Frauen als auch bei Männern zentrale Aufgaben im Körper übernimmt und deshalb unverzichtbar für unsere Gesundheit ist. Die Grafik unten stellt die Synthese von Progesteron noch einmal im Detail dar und verdeutlicht, wie wichtig Cholesterin für die Hormonherstellung ist:
PROGESTERONSYNTHESE
Herstellung im Labor (im Körper nur eingeschränkt möglich)
Und nun noch mal zurück zum Beginn dieses kleinen Kapitels: Beim Thema ›Cholesterin‹ lohnt sich nämlich (wie fast immer) die vertiefende Perspektive. Die Frage ist nämlich nicht nur: ›Wie hoch ist der Cholesterinspiegel?‹, sondern auch: ›Was bedeutet eigentlich ein leicht oder stärker erhöhter Cholesterinspiegel?‹ Punkt eins dazu haben wir oben bereits angerissen: Es ist unerlässlich, den Quotienten aus HDL und LDL zu bestimmen, um zu wissen, ob der Spiegel überhaupt ›erhöht‹ ist und gesenkt werden muss. Weiterhin aber sind die Ursachen für einen Anstieg des Cholesterins interessant, bevor einfach unreflektiert Statine verschrieben werden, die eben auch die Basis einer gesunden Hormonsynthese durcheinanderbringen (können). Nützliche Fragen in diesem Zusammenhang sind:
Arbeitet die Schilddrüse so, wie sie soll? Oder liegt vielleicht eine Unterfunktion vor, die eine Verstoffwechslung des Cholesterins bremst?
Wie ist es um die Ernährung und um die körperliche Bewegung des Patienten bestellt? Kardiovaskuläre Risikofaktoren
Familienanamnese – man bedenke dass der Grossteil des Cholesterins durch endogene Produktion bedingt ist und nicht durch Ernährung oder Bewegung zu beeinflussen ist
Funktioniert der Leberstoffwechsel gut? Wie sind die Leberwerte?
Wie alt ist der Patient und wie sind die Hormonwerte? Wird noch eine ausreichende Menge von Geschlechtshormonen gebildet oder wird das Cholesterin nicht mehr in größerem Maße weiterverarbeitet?
Neben dem Cholesterin und dem Blutzucker, ist auch der Homocysteinspiegel (nicht nur) präventiv wichtig, sowie das oxidierte LDL-Cholesterin, das am inflammatorischen Aspekt bei Arteriosklerose und deren Folgen beteiligt ist. Und das kann mit Antioxidantien, Mikronährstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Omega 3 Fettsäuren etc. positiv beeinflusst werden!
Hier schließt sich natürlich der Kreis und als Fazit können wir festhalten, dass es
wichtig ist, Cholesterin nicht in Bausch und Bogen zu verteufeln, sondern seine wichtige Rolle im Körper im Zusammenhang zu betrachten und dass
der Blick auf die ›Schnittstellen‹ innerhalb unseres Hormonsystems (hier etwa: Schilddrüse!) und auf die Prozesse im gesamten Körper unerlässlich ist.
DIE SEXUALHORMONE
Wie oben kurz beschrieben, ist das grundlegende, das ›Basishormon‹ Pregnenolon das erste Hormon, das unser Körper aus dem Cholesterin als Ausgangsstoff synthetisiert. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Wenn es im Mangel ist, etwa weil nicht genug Cholesterin als Basis zur Herstellung vorhanden ist oder weil der Herstellungs- und Umwandlungsprozess gestört ist, gibt es eine Art ›Dominoeffekt‹: Denn auch alle anderen Hormone werden dann im Mangel sein und ihr empfindliches Gleichgewicht ist gestört.
Schlüsselsubstanz Pregnenolon
Für ein gesundes Gleichgewicht in unserem Hormonsystem und wegen eines nicht zu unterschätzenden ›Wohlfühlfaktors‹ lohnt es sich, den Wert des ›Basishormons‹ Pregnenolons immer im Blick zu haben: In unserem Gehirn und Nervensystem ist es ein wichtiges Neurosteroidhormon, das massiven Einfluss auf unser komplexes System der Neurotransmitter nimmt und damit direkt darauf, ob wir ein ausgewogenes und stabiles oder ein nicht stabiles und labiles Gefühlserleben haben. Auch bei kognitiven Störungen und schlechter Gedächtnisleistung, etwa in den Wechseljahren, ist eine Kontrolle des Pregnenolon-Wertes angezeigt, denn es beeinflusst die Entstehung und Ausbildung unserer Neuronen und die damit verbundene Netzwerkentstehung. Zu niedrige Spiegel von Pregnenolon gehen also einher mit einer verringerten Neuroregeneration. Weitere Zeichen dafür, dass Pregnenolon im Körper fehlt, sind etwa das Gefühl eines Kraftmangels bzw. einer verminderten Vitalität und eine dunkle Gemütslage bis hin zur Depression und Ängsten.3
Neueste Studien eröffnen auch die Möglichkeit einer ergänzenden Behandlung von psychischen Erkrankungen mithilfe einer Pregnenolon-Gabe.4 Ich selbst habe einen solchen Patienten ergänzend mit Progesteron und DHEA-Gaben sehr effektiv behandeln können – eine kurze Geschichte dazu folgt im nächsten Kapitel über Progesteron.
Weitere vielversprechende Anwendungsgebiete von Pregnenolon sind auch noch entzündliche Erkrankungen, etwa der Gelenke, also Rheuma oder auch Polyarthritis. Dosierungen zwischen 25 und 100 mg täglich werden bei oraler Gabe meist gut vertragen, die Verstoffwechslung aber regelmäßig im Blut kontrolliert werden. Auch eine kurzfristige Hochdosierung für eine ›Initialzündung‹ der Wirkung wird als unproblematisch beschrieben; lediglich eine Überdosierung über einen längeren Zeitraum kann zu Übererregbarkeit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen führen.5 Vor der Anwendung sollten bösartige Erkrankungen, die hormonell bedingt sein könnten, wie Brustkrebs oder Prostatakrebs, ausgeschlossen werden.
Und noch einmal und ganz wichtig: Pregnenolon als Mutterhormon bildet die Basis (ist also quasi das ›Vor-Hormon‹) für Progesteron und für DHEA. Beide Hormone spielen jeweils eine wichtige Rolle für beide Geschlechter und kommen dementsprechend bei Frauen und Männern vor.
Vom Progesteron wird in diesem Kapitel noch viel die Rede sein. Es ist das von der Schulmedizin wohl am meisten unterschätzte Hormon und wird in seiner Wirkung dort ganz häufig auf seine Rolle in der Schwangerschaft (Förderung der Entwicklung des Embryos) und in der zweiten Zyklushälfte (Vorbereitung eines ›sauberen‹ Abblutens der Gebärmutterschleimhaut während der Mens) reduziert. In Wirklichkeit aber haben wir es bei Progesteron mit einem wahren ›Tausendsassa‹ zu tun, der in unserem Körper enorm viel Gutes tut:
Der unterschätzte Heilsbringer: Progesteron
Als Einstieg nun die oben angekündigte Patientengeschichte zur Wirksamkeit von Progesteron auf die Psyche …
EINE ERSTE PATIENTENGESCHICHTE
Eine Stütze im Alltag: Die positive Wirkung von Progesteron auf die Psyche