Meine Reisen mit Mrs. Kennedy - Clint Hill - E-Book
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Meine Reisen mit Mrs. Kennedy E-Book

Clint Hill

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Beschreibung

Während er sich darauf vorbereitet, sein Haus zu verkaufen, entdeckt der pensionierte Geheimdienstagent Clint Hill einen alten Überseekoffer in der Garage. Als er und seine Frau Lisa McCubbin diesen zum ersten Mal seit fünfzig Jahren öffnen, finden sie vergessene Fotos, handgeschriebene Notizen, persönliche Geschenke und wertvolle Erinnerungsstücke von den Reisen, auf denen Hill First Lady Jacqueline Kennedy begleitete und die sie von Paris nach London, durch Indien, Pakistan, Griechenland, Marokko, Mexiko und Südamerika führten. In seinem neuesten Buch erzählt er zum ersten Mal von der Tiefe ihrer Beziehung, von besonderen Momenten, privaten Lachern, den wilden Abenteuern und der tiefen Zuneigung, die zwischen ihnen bestand. Auch enthüllt Hill, wie er Jackie Kennedy nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy im November 1963 beschützte – und wie ihnen die Reisen beim Heilen halfen. »Meine Reisen mit Mrs. Kennedy« offenbart eine persönliche Seite der Geschichte, wie sie noch nie zuvor erzählt wurde, und lässt das Leben einer der ikonischsten und schönsten Frauen des 20. Jahrhunderts atemberaubend Revue passieren.

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Clint Hill mit Lisa McCubbin Hill

Meine Reisen mit Mrs. Kennedy

Mit bisher unveröffentlichten Bildern und Geschichten

Aus dem amerikanischen Englisch von Annika Tschöpe

Buch

Während er sich darauf vorbereitet, sein Haus zu verkaufen, entdeckt der pensionierte Geheimdienstagent Clint Hill einen alten Überseekoffer in der Garage. Als er und seine Frau Lisa McCubbin diesen zum ersten Mal seit fünfzig Jahren öffnen, finden sie vergessene Fotos, handgeschriebene Notizen, persönliche Geschenke und wertvolle Erinnerungsstücke von den Reisen, auf denen Hill First Lady Jacqueline Kennedy begleitete und die sie von Paris nach London, durch Indien, Pakistan, Griechenland, Marokko, Mexiko und Südamerika führten. In seinem neuesten Buch erzählt er zum ersten Mal von der Tiefe ihrer Beziehung, von besonderen Momenten, privaten Lachern, den wilden Abenteuern und der tiefen Zuneigung, die zwischen ihnen bestand. Auch enthüllt Hill, wie er Jackie Kennedy nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy im November 1963 beschützte – und wie ihnen die Reisen beim Heilen halfen. »Meine Reisen mit Mrs. Kennedy« offenbart eine persönliche Seite der Geschichte, wie sie noch nie zuvor erzählt wurde, und lässt das Leben einer der ikonischsten und schönsten Frauen des 20. Jahrhunderts atemberaubend Revue passieren.

Autor und Autorin

Clint Hill ist New-York-Times-Bestsellerautor und war Geheimagent im Dienste der Vereinigten Staaten von 1958 bis 1975. In dieser Zeit beschützte er First Lady Jacqueline Kennedy und befand sich am 22. November 1963 in der Autokolonne in Dallas, als Präsident John F. Kennedy ermordet wurde. Für seinen Mut und sein schnelles Handeln an diesem Tag erhielt Hill die höchste zivile Tapferkeitsauszeichnung der Nation. Hill heiratete 2021 die Autorin Lisa McCubbin.

Lisa McCubbin ist preisgekrönte Journalistin und mehrfache New-York-Times-Bestsellerautorin. Neben Betty Ford hat McCubbin Hill gemeinsam mit ihrem Mann Clint Hill drei weitere Bücher verfasst. Weitere Informationen unter: LisaMcCubbin.com

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel „My Travels with Mrs. Kennedy“ bei Gallery Books, New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Erstausgabe Oktober 2023Copyright © 2022 der Originalausgabe by Clint Hill and Lisa McCubbin HillThis translation published by arrangement with Javelin Group LLCCopyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlag: UNO Werbeagentur GmbH, München, nach einem Entwurf von Ploy SiripantUmschlagfoto Vorderseite: © Mark Shaw/mptv/ddpimages Redaktion: Franziska WillboldSatz: Lorenz+Zeller GmbH, Inning a. AmmerseeSB ∙ SZ

ISBN 978-3-641-31118-6V001

Für Chris, Corey, Connor und Cooper

Inhalt

Vorwort

DER BEGINN VON ALLEM

1 Der Koffer

DIE REISEN

2 Paris

3 Das Notizbuch

4 Hyannis Port und Palm Beach

5 Eine historische Reise

6 Mrs. Kennedy trifft den Papst

7 Indien

8 Pakistan

9 Mrs. Kennedy und die Queen

10 Lateinamerika

11 Middleburg

12 Die Spionagekamera

13 Ravello

14 Das Skizzenbuch

ZURÜCK

15 Wexford

16 Der Vorfall in Palm Beach

17 1964

18 Stowe und Antigua

19 New York City

20 Eine letzte Reise

21 Neue Wege

22 Abschied

ERINNERUNGEN

Danksagung

Vorwort

Wenn ich mir diese Fotos von Mrs. Kennedy auf unseren Reisen durch Europa, Asien und Südamerika ansehe, empfinde ich es als große Ehre, dass ich diese privaten, fröhlichen Momente mit ihr teilen durfte. Wir reisten rund um die Welt in einige der exotischsten Länder der Erde, lachten zusammen und erlebten verrückte Abenteuer. Auf einer gemeinsamen Reise – vor allem in fremde Länder – gibt es immer Erlebnisse, die man jenen, die nicht dabei waren, gar nicht richtig vermitteln kann.

Ich hoffe, Sie haben an diesen Reisen mit Mrs. Kennedy genauso viel Freude, wie wir beide sie damals hatten.

DER BEGINN VON ALLEM

1

Der Koffer

Alexandria, Virginia, 2019

Alles fing damit an, dass wir den Koffer entdeckten.

Lisa McCubbin und ich standen in der Garage des Hauses in der North Chambliss Street Nummer 1068 in Alexandria, Virginia, das ich seit 1967 besaß. Es war ein frischer Septembernachmittag im Jahr 2019, und wir waren seit drei Tagen damit beschäftigt, die Unmengen an Habseligkeiten durchzusehen, die sich in meinen 87 Lebensjahren angesammelt hatten. Seit fast zehn Jahren wohnte ich nicht mehr in diesem Haus, jetzt wollte ich es endlich verkaufen.

„Was ist da drin?“, fragte Lisa.

„Keine Ahnung“, erwiderte ich. „Den habe ich seit über fünfzig Jahren nicht geöffnet.“

Der geräumige Überseekoffer war kaum zu sehen; er stand auf dem Betonboden der feuchten Garage unter einem Regal mit rostigen Gartengeräten, die weißen Blockbuchstaben auf dem Deckel waren halb von einem Karton verdeckt, in dem laut Aufschrift ein Nass-/Trockensauger steckte.

Als Lisa den sperrigen Karton wegnahm, der tatsächlich einen leichten Staubsauger enthielt, kam der schwarze Überseekoffer aus Metall zum Vorschein. Bei diesem Anblick brach ganz unerwartet eine Welle von Erinnerungen über mich herein. Indien, Pakistan, Paris, Griechenland, Marokko, drei herrliche Wochen an der Amalfiküste.

Mit seinen Messingbeschlägen und dem schweren Schloss, das den Inhalt schützte, sah der Koffer noch eindrucksvoller aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Auf seinem Deckel stand in großen weißen Buchstaben, wem er gehörte.

CLINTON HILLWEISSES HAUSWASHINGTON D.C.

Der Koffer(Lisa McCubbin Hill, all rights reserved)

Einen Moment lang betrachteten wir den Koffer stumm, dann sagte Lisa: „Sieht genauso aus, wie du ihn immer beschrieben hast.“ Dann sah sie mich an und fragte: „Darf ich ihn öffnen?“

„Warten wir bis morgen“, erwiderte ich. „Es ist schon spät. Und du ziehst dir besser Gummihandschuhe an. Da drin ist sicherlich alles voller Schimmel und Gott weiß was.“

Mir schauderte bei dem Gedanken, welch widerlicher Inhalt uns erwarten mochte. „Vor Jahren wurde die Garage bei einem heftigen Unwetter überflutet. Das Wasser stand bis hierhin“, sagte ich und hielt mir eine Hand an die Taille. „Wahrscheinlich wimmelt es darin von Würmern und dicken schwarzen Spinnen.“

„O Gott!“ Lisa verzog das Gesicht. „Musstest du das sagen? Jetzt bekomme ich sicher Albträume. Aber du hast Recht. Lass uns jetzt ins Hotel fahren, wir nehmen das morgen in Angriff. Ich bin schon sehr gespannt.“

„Mach dir nur nicht zu große Hoffnungen“, wandte ich ein. „Wenn noch etwas zu retten ist, dann ist es vermutlich der reinste Plunder, wie alles andere hier auch.“

Ich hätte mich längst um Haus Nummer 1068 kümmern sollen, hatte mich aber nie dazu aufraffen können, es endlich leer zu räumen. Alles, was ich brauchte oder was mir wertvoll erschien, hatte ich schon lange an mich genommen, deshalb hätte ich nur zu gerne einen Entrümpelungsdienst gerufen, der mir die Arbeit abnahm.

„Was ist denn mit deinem Orden?“, hatte Lisa eingewandt. „Der muss dort irgendwo sein. Er darf doch nicht bei eBay landen, oder gar auf einer Müllhalde. Dazu ist er zu wichtig.“

Am 3. Dezember 1963 hatte mir das US-Finanzministerium die höchste zivile Auszeichnung für Tapferkeit verliehen. Es gab Fotos von der Zeremonie, sogar ein Video, das mittlerweile auf YouTube zu sehen ist, aber der Orden hatte mir nie etwas bedeutet. Ich hatte ihn nie gewollt und war nie der Meinung gewesen, dass ich ihn verdiente. Ich hielt mich nicht für mutig. Ich hatte nur meinen Job gemacht. Als Secret-Service-Agent im Weißen Haus war ich für solche Momente ausgebildet. Es war meine Aufgabe, in die Schusslinie zu springen, als menschliches Schutzschild für den Präsidenten, die First Lady oder jede andere Person, der ich zugeteilt war. Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich nicht mehr hier wäre und dass es gar keinen Orden geben würde, wenn ich nur ein kleines bisschen schneller reagiert hätte – eine Sekunde, vielleicht auch nur eine halbe. Heute, nach all den Jahren, wusste ich wirklich nicht, wo die Auszeichnung steckte. Aber Lisa konnte mich letztendlich davon überzeugen, dass es besser wäre, wenn wir alles im Haus selbst durchsahen und die Entscheidung, was Müll und was Geschichte war, keinem Fremden überließen. Im Grunde suchten wir also nur nach dem Orden.

Wir wohnten im Willard InterContinental in Washington, D.C., etwa 20 Autominuten von dem Haus in Alexandria entfernt. Lisa und ich waren in den letzten Jahren fast ständig auf Reisen gewesen – zu Recherchezwecken, auf Promotour für ein Buch, auf Vortragsreise oder, was seltener vorkam, zur Erholung. Etwa drei- oder viermal im Jahr kamen wir in die Hauptstadt. Dann gingen wir mit meinen beiden Söhnen Chris und Corey, die immer noch in der Gegend wohnten, und ihren Familien essen, wir besuchten Freunde und übernachteten meist im Willard. Das historische Hotel lag ganz in der Nähe vertrauter Restaurants, in denen wir uns mit Freunden trafen – meist anderen ehemaligen Secret-Service-Agenten und ihren Frauen –, und nur wenige Schritte vom Weißen Haus entfernt, wo ich jedes Jahr im Dezember an einem Treffen der Personenschützer des US-Präsidenten teilnahm. Zur Weihnachtszeit war die Hotellobby mit kilometerlangen Girlanden und einem riesigen Weihnachtsbaum mit weißen Lichtern und roten Schleifen geschmückt, für den die White House Historical Association eine eindrucksvolle Auswahl an Weihnachtsschmuck aus dem Weißen Haus zur Verfügung stellte.

Bei unserer ersten Übernachtung im Willard hatte man mir ein Upgrade auf eine Suite angeboten, das ich gerne annahm. Der Page brachte uns in den vierten Stock, und als wir den Aufzug verließen, bog er nach rechts und verkündete: „Da wären wir. Das ist eine ganz besondere Suite, Mr. Hill. Sie wird Ihnen sicher gefallen.“

An der Tür war ein Messingschild angebracht:

John F. Kennedy Suite410

Lisa und ich sahen uns an, sagten jedoch nichts, während der Page die Tür öffnete und uns in die geräumige Suite führte. An der Wand im Eingangsbereich hing ein Bild von JFK – eine Reproduktion des Gemäldes von Aaron Shikler, auf dem er mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen tief in Gedanken versunken ist. Genau das, das auch im Weißen Haus hängt.

Nach unserem ersten Aufenthalt schrieb Lisa dem Geschäftsführer, um sich für die wunderbare Gastfreundschaft zu bedanken und zu erklären, warum die John-F.-Kennedy-Suite für mich eine besondere Bedeutung hatte. Von da an übernachteten wir in Washington immer im Willard, und wenn es verfügbar war, bekamen wir Zimmer 410.

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder zu meinem Haus in der North Chambliss Street, bewaffnet mit mehreren Paaren Gummihandschuhen und einem neuen Vorrat an großen Müllsäcken. Lisa platzte fast vor Neugier, was in dem Koffer stecken mochte.

„Ich möchte es auf Video festhalten“, sagte sie. „Mir ist, als würden wir das Grab des Tutanchamun öffnen.“

Sie zog sich lilafarbene Gummihandschuhe an, die ihr bis an die Ellbogen reichten, und gab mir ihr iPhone. „Ich öffne den Koffer und du hältst die Kamera.“

„Jawohl, Frau Regisseurin! Aber traust du mir das wirklich zu?“

„Drück einfach auf den roten Punkt und halte die Kamera auf den Koffer“, erklärte sie lachend. „So, los!“

Ich drückte die rote Taste und Lisa öffnete langsam den Deckel.

Der Koffer war randvoll, doch auf den ersten Blick war nur die oberste Schicht zu erkennen: mehrere vollgestopfte, mit Klammern verschlossene Versandtaschen und Dutzende von Kartons aller Formen und Größen. Darunter steckten offenbar noch größere Kartons. Vieles war mit schwarzem, staubigem Schimmel bedeckt, und aus dem Koffer stieg ein durchdringender, muffiger Modergeruch, als würde die Truhe ausatmen, nachdem sie fünf Jahrzehnte lang die Luft angehalten hatte. Insgesamt war der Inhalt jedoch in einem viel besseren Zustand, als ich erwartet hatte.

„Tja, dann nimm mal etwas heraus“, sagte ich. „Schauen wir, was wir da haben.“

Lisa öffnete der Reihe nach die dünnen Pappschachteln, die wie Geschenkboxen aussahen, und spähte hinein. Wir fanden kristallene Briefbeschwerer, noch eingeschweißte Spielkarten der Air Force One, Dutzende von kleineren Schächtelchen mit blauen und goldenen Krawattenspangen, Manschettenknöpfen und Zippo-Feuerzeugen mit dem Siegel des Präsidenten.

„Geschenke des Präsidenten“, erklärte ich. „Die haben wir auf unseren Reisen immer wie Süßigkeiten verteilt. Alles Plunder, nichts, was einen Wert hätte.“

Es waren Dutzende um Dutzende, vielleicht mehr als hundert verschiedene Schächtelchen. Plastik, Samt, Pappe. In jeder konnte der Orden stecken. Oder in keiner.

„Na gut, schalte das Video ab“, sagte Lisa. „Ich bleibe hier und sehe alles durch. Es wird eine ganz Weile dauern, alle Schachteln zu öffnen. Geh du ruhig wieder ins Haus und kümmere dich um die Sachen im Büro.“

Ich hatte immer noch das Gefühl, dass wir der Aufgabe nicht gewachsen waren, und überließ Lisa deshalb gerne das Kommando. „Klingt gut“, erwiderte ich und ging von der Garage in den angrenzenden Keller.

Mein „Büro“ war nämlich eigentlich nur eine Kellerecke, in der zwischen Aktenschränken und Regalen voller Kartons – einige beschriftet, die meisten jedoch nicht – ein mächtiger Schreibtisch stand. Die Treppe zum Hauptgeschoss teilte den Keller in zwei Hälften. Gegenüber meiner Büroecke lag eine große Waschküche mit Waschmaschine und Trockner, einem Waschbecken, einem ausgedienten Kühlschrank und einem halben Dutzend Regale, die vom Boden bis zur Decke mit weiteren Kartons und Taschen gefüllt waren. So viel Zeug. War mein Orden überhaupt dabei? Wo sollte ich nur anfangen?

Als ich mich in der Waschküche umsah, fiel mein Blick auf eine gläserne Auflaufform, unter der offenbar mehrere gerahmte Bilder lagen. Ich nahm die Form zur Seite und sah auf einmal Präsident Harry S. Truman vor mir. Ein Schwarz-Weiß-Foto des 33. Präsidenten der Vereinigten Staaten im Silberrahmen, das anscheinend mit blauer Tinte signiert war. Ich zog meine Brille aus der Brusttasche und setzte sie auf, um die Widmung zu entziffern.

Für Clint J. HillHarry Truman 13.03.1968

Ich hatte Präsident Truman ein paar Mal getroffen, konnte mich aber nicht daran erinnern, dass er dieses Foto signiert hatte. Unter dem Truman-Foto fand ich ein gerahmtes Bild von Präsident Eisenhower.

Für Clint Hill

Mit innigstem Dank für seine Arbeit im Weißen Haus – und mit den besten WünschenDwight D. Eisenhower

Unter dem Bild von Ike lag umgedreht ein größerer Rahmen von etwa 30 mal 35 Zentimetern. Und wer ist das? Ich drehte ihn um. Da war sie.

Gekleidet in ein elegantes, trägerloses Ballkleid, weiße Handschuhe, die bis zu den Ellbogen reichen, und ein Diadem, das ihr dichtes, braunes Haar aus dem Gesicht hält und ihre großen Augen betont. Sie steht zwischen ihrem Ehemann und André Malraux, dem französischen Minister für Kultur, hinter dem seine Ehefrau hervorschaut. Sie lächelt erfreut, als hätte sie gerade jemanden entdeckt, den sie sehr mag und lange nicht gesehen hat. Das Schwarz-Weiß-Foto steckte in einem wunderschönen Rahmen aus Sterlingsilber, der dringend poliert werden musste und oben mit einem goldenen Präsidentensiegel, unten mit meinen eingravierten Initialen C. J. H. versehen war.

Auch dieses Foto war signiert.

Für Clinton Hill – im Gedenken daran, dass Sie die Jahre im Weißen Haus zu dem gemacht haben, was sie für Präsident Kennedy und für mich waren.

Mit meiner tiefsten DankbarkeitJacqueline Kennedy

(Lisa McCubbin Hill, all rights reserved)

Das Foto war interessant, weil sowohl Präsident John F. Kennedy als auch Malraux, beide im Smoking, und die hinter ihrem Mann versteckte Frau Malraux den Blick abwenden. Nur Mrs. Kennedy schaut den Betrachter direkt an und lächelt dabei so strahlend, dass man eigentlich nur sie wahrnimmt.

Ganz in Gedanken versunken hielt ich den Rahmen in beiden Händen, als Lisa aus der Garage kam.

„Was ist das?“, fragte sie. „Etwas Interessantes?“

Ich ließ sie näherkommen und zeigte ihr das Bild. Als sie die Inschrift las, legte sie einen Arm um mich und streichelte mir sanft den Rücken.

„Was für ein schönes Geschenk. Weißt du noch, wann sie es dir gegeben hat?“

„Ja, allerdings.“ Ich sah vor meinem inneren Auge, wie sie mit funkelndem Blick vor mir stand, als ich die Schachtel öffnete und ihre Worte las. „Das war im November 1964, bei unserem Abschied.“

„All das hier weckt sicher viele Erinnerungen.“

„Natürlich“, antwortete ich. „Manche sind gut, manche weniger gut. Aber vieles, an das ich schon lange nicht mehr gedacht habe.“

„Woran erinnert dich dieses Foto? Weißt du noch, wann es aufgenommen wurde?“

Ich schaute auf das Bild in meinen Händen und lachte. „Oh, und ob ich mich erinnere“, erwiderte ich. „Das ist André Malraux, der französische Kulturminister. Das Foto ist im Weißen Haus bei einem Dinner zu Ehren von Malraux entstanden. Müsste 1962 gewesen sein. An jenem Abend hat sie Malraux dazu überredet, die Mona Lisa an die Vereinigten Staaten auszuleihen. Sie hatte einen besonderen Draht zu ihm, und an diesem Abend ließ sie ihren weiblichen Charme spielen. Es war das erste Mal überhaupt, dass die französische Regierung die Mona Lisa aus Frankreich ausreisen ließ. Und das war allein ihr Verdienst. Es war wirklich erstaunlich.

Und alles nahm seinen Anfang, als wir in Paris waren.“

DIE REISEN

2

Paris

1961

Vier Monate, nachdem sie First Lady geworden war, begleitete Mrs. Kennedy ihren Mann auf einer historischen Europareise, die mit drei Tagen in Paris begann.

Ich war zur Vorbereitung eine Woche vor dem Präsidententross nach Paris geflogen, und als wir die unzähligen logistischen, protokollarischen und sicherheitsrelevanten Details durchgingen, zeigte sich ganz deutlich, dass man den neuen amerikanischen Präsidenten in Frankreich begeistert erwartete und ihm auf seiner ersten offiziellen Europareise einen eindrucksvollen Empfang bereiten wollte. Was mich jedoch erstaunte, war das außerordentliche Interesse an Mrs. Kennedy. Die französischen Offiziellen betonten, die Öffentlichkeit wäre sehr enttäuscht, wenn es nicht reichlich Gelegenheit gäbe, la belle Jacqui und den attraktiven président américain zu sehen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass gegenüber früheren First Ladys eine ähnliche Faszination geherrscht hatte.

Im Vorfeld der Paris-Reise gab mir vor allem der straffe Zeitplan zu denken. Von der Ankunft in Paris am 31. Mai bis zur Abreise nach Wien am 3. Juni 1961 würde Mrs. Kennedy ständig unterwegs sein und kaum Zeit zum Ausruhen haben. Zwischen den einzelnen Veranstaltungen brauchte sie zudem die Möglichkeit, sich „frisch zu machen“ und umzuziehen. Die Presse machte viel Wirbel um Mrs. Kennedys Garderobe – trug sie französische oder amerikanische Designer – und die First Lady hatte wohlüberlegt eine Reihe von angemessenen, aber auffälligen Ensembles ausgewählt.

Zum Glück war ich nicht für die vielen Schrankkoffer zuständig, die mit Kostümen und Kleidern für den Tag, Abendkleidern und Unmengen an Schuhen, Handtaschen und Hüten gefüllt waren.

Doch während sich die Medien bis ins kleinste Detail mit Mrs. Kennedys Kleidung befassten, entging ihnen, welch maßgebliche Rolle sie in der internationalen Diplomatie spielte.

Präsident Kennedy war auf Dolmetscher angewiesen, wäh­rend Mrs. Kennedy direkt mit ihren Gast­gebern sprechen konnte. Nicole Alphand, Frau de Gaulle, Präsident Kennedy, Präsident de Gaulle, Mrs. Kennedy und eine unbekannte Frau bei der Ankunft in Paris.(John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston)

Hunderttausende säumten die Straßen von Paris, als der Präsident und seine Frau mit einer feierlichen Parade eintrafen. 100 französische Motorradpolizisten geleiteten die Autokolonne ins Herz der Stadt, 101 Kanonen schossen im Rhythmus von sechs Schüssen pro Minute Salut, als die Prozession die Porte d’Orléans durchquerte, und während der Korso über den Boulevard Saint-Michel, die Rue de Rivoli hinunter und die Tuilerien entlangfuhr, gingen die Motorengeräusche im lautstarken Chor der Jubelrufe unter. Stellen Sie sich vor, an der gesamten Strecke standen Männer in Anzügen, Frauen in Röcken und hochhackigen Schuhen und sogar Kinder im Sonntagsstaat, die aus Leibeskräften schrien, johlten und brüllten: „Vive le président Kennedy!“ und „Vive Jac-qui! Vive Jac-qui!“ Die schiere Freude und Begeisterung waren überwältigend. Als die Parade auf den Place des Pyramides fuhr, teilte sich das Motorradgeleit. Eine Hundertschaft der berittenen Republikanischen Garde wartete in perfekter Formation. Reihe um Reihe prächtiger Tiere, die mit ihren Reitern in voller Galauniform im Gleichschritt zum Quai d’Orsay marschierten. Es war eine prunkvolle Veranstaltung, die von Geschichte und Tradition zeugte – ein Spektakel, wie Mrs. Kennedy es liebte.

Die Franzosen hatten für diesen Anlass eigens einen Citroën mit einem speziellen Plexiglasdach entworfen, damit die Öffentlichkeit die First Lady sehen konnte, wenn sie durch die Stadt fuhr. Der Innenraum war zwar nicht so geräumig, wie sie es gewohnt war, doch sie hat sich nie darüber beklagt. Vom ersten Moment an spürte ich, dass sie sich in Paris sehr wohl fühlte und überglücklich war, dort zu sein und die Sprache zu sprechen, die sie liebte. Natürlich wusste ich, dass sie Französisch konnte und als Studentin ein Jahr in Frankreich verbracht hatte, aber erst als sie sich mühelos sowohl mit dem Präsidenten als auch mit Frau de Gaulle unterhielt, wurde mir klar, wie gut sie die Sprache wirklich beherrschte. Das US-Außenministerium hatte Präsident Kennedy einen hervorragenden Übersetzer zur Seite gestellt, aber oft übernahm Mrs. Kennedy spontan das Dolmetschen. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber es war eindeutig mehr als Small Talk. Sie wusste über französische Politik, Kunst, Geschichte und Kultur bestens Bescheid, und die Reaktion der französischen Gastgeber zeigte deutlich, wie fasziniert und beeindruckt sie waren.

Frau de Gaulle genoss es sichtlich, mit Mrs. Kennedy Franzö­sisch sprechen zu können, und geleitete sie am Arm, während ich hinter den beiden herlief, ohne ein Wort zu verstehen.(John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston)

Sie strahlte förmlich vor Freude, wenn sie mit der Bevölkerung von Paris zu tun hatte. Wo immer wir hinkamen, kreischte man vor Bewunderung und Hochachtung. „OUI!! Vive Jac-qui! Vive Jac-qui!“ Mrs. Kennedy winkte dann fröhlich mit einer behandschuhten Hand und rief immer wieder „Merci, merci!“. Einmal durchbrach die Menschenmenge eine Polizeiabsperrung, ein französischer Reporter hielt ihr ein Mikrofon unter die Nase, und sie beantwortete mehrere Minuten lang höflich seine Fragen. So etwas hatte sie in den USA noch nie getan. Diese Reise war für Mrs. Kennedy kein politisches, sondern ein internationales Ereignis, von dem beide Länder profitierten. Auf persönlicher Ebene war es in vielerlei Hinsicht eine Heimkehr. Während ihres Studiums an der Sorbonne hatte sie bei einer französischen Familie gelebt, im Sommer 1951, mit 22 Jahren, war sie mit ihrer Schwester Lee erneut nach Paris gereist. Jetzt, nur zehn Jahre später, hatte sich die Stadt, die sie so liebte, auch in sie verliebt, und zwar Hals über Kopf.

Präsident de Gaulle verbrachte viel mehr Zeit mit Mrs. Kennedy als mit Präsident Kennedy, nicht nur, weil sie sich mühelos auf Französisch verständigen konnten, sondern weil er von ihr fasziniert war.(Hank Walker/The LIFE Picture Collection/Shutterstock)

Jeden Abend gab es festliche Diners, und während alle Gäste die Nähe der US-amerikanischen Ehrengäste suchten, wirkte Präsident de Gaulle von Mrs. Kennedy geradezu fasziniert und verwickelte sie oft in ein Gespräch.

Präsident de Gaulle war von Mrs. Kennedys Schönheit, ihrem Charme und ihren Kenntnissen der französischen Geschichte fasziniert.(Paul Schutzer/The LIFE Picture Collection/Shutterstock)

Höhepunkt des dreitägigen Staatsbesuchs war ein feierliches Candle-Light-Dinner im Spiegelsaal von Versailles mit anschließender Ballettaufführung.

Das Abendessen im Spiegelsaal von Versailles machte auf Mrs. Kennedy großen Eindruck. Zwischen Präsident Kennedy und Präsident de Gaulle sitzt ein Dol­met­scher, während Mrs. Kennedy sich auf Französisch mit Premierminister Michel Debré ­unterhält.(Cornell Capa/International Center of Photography/Magnum Photos/Agentur Focus)

Präsident und Mrs. Kennedy waren der Inbegriff von Glamour, als sie aus dem Auto stiegen und die Stufen zum Eingang von Schloss Versailles hinaufgingen. Gleichzeitig wirkten sie ein wenig erstaunt und überwältigt, als könnten sie kaum glauben, dass all das zu ihren Ehren veranstaltet wurde. Den ganzen Abend über waren sowohl Männer als auch Frauen darauf erpicht, die kleinste Gelegenheit zu einer höflichen Unterhaltung mit Mrs. Kennedy zu nutzen. Sie zeigte ununterbrochen ihr strahlendes Lächeln, während sie mühelos zwischen Französisch und Englisch wechselte und die zauberhafte Umgebung auf sich wirken ließ. Dabei war ihr nicht im Geringsten anzumerken, ob ihr bewusst war, wie sehr sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Präsident de Gaulle ließ sie die ganze Zeit über kaum aus den Augen, und ihr Gatte hätte stolzer nicht sein können.

Präsident Kennedy strahlt vor Stolz, als er nach einem Abendessen zu Ehren des Präsidentenpaars mit Mrs. Kennedy den Élysée-Palast verlässt. Alle Blicke hatten auf ihr geruht.(Bettmann/Getty Images)

Eine Freundin von Mrs. Kennedy war die Frau des französischen Botschafters in den Vereinigten Staaten, Hervé Alphand. Nicole Alphand hatte angeboten, Mrs. Kennedy während ihres kurzen Besuchs in Paris alles zu ermöglichen, was sie sich wünschte, doch diese hatte nur eine einzige Bitte: Sie wollte André Malraux treffen. Malraux hatte den Posten des Kulturministers inne, doch Mrs. Kennedy faszinierte vor allem, dass er auch Kunsthistoriker, Held des Zweiten Weltkriegs und Romanautor war. Sie hatte seine Bücher auf Französisch gelesen und teilte seine Ansicht, dass die Kunst entscheidenden Einfluss auf die Gesellschaft und die Kultur nimmt.

Mrs. Kennedy liebte den Prunk der Musik­kapellen und die Paraden, die in Paris veranstaltet wurden. Zu Hause sprach sie nur selten mit der Presse, aber in Paris beant­wortete sie die Fragen der Reporter bereitwillig auf Französisch.(adoc-photos/Corbis/Getty Images)

Tragischerweise waren die beiden Söhne von Malraux nur wenige Tage vor der Ankunft der Kennedys bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mrs. Kennedy sprach sofort ihr Beileid aus und versicherte, sie erwarte keinesfalls, dass Malraux an den geplanten Veranstaltungen teilnehme. Doch trotz des entsetzlichen Schicksalsschlags bestand Malraux darauf, seinen Verpflichtungen nachzukommen, darunter ein privates Mittagessen mit Mrs. Kennedy am Tag nach dem Abendessen in Versailles, das in dem von Napoleons Kaiserin Joséphine restaurierten Château de Malmaison stattfinden sollte.

Im letzten Augenblick wurde das Programm um einen weiteren Punkt ergänzt, denn Malraux bot Mrs. Kennedy an, ihr vor dem Mittagessen im Rahmen einer privaten Führung die impressionistische Malerei im Musée du Jeu de Paume zu zeigen. Der Minister ließ das Museum kurzfristig für die Öffentlichkeit sperren, sodass eine etwas verärgerte Touristenmenge draußen im Nieselregen warten musste.

Mrs. Kennedy hatte ihre Garde­robe sorgfältig ausgewählt, denn sie wusste genau, dass alle Augen auf sie gerichtet sein würden. Sie wirkte geradezu königlich und schien sich sehr wohlzufühlen, als Präsident de Gaulle sie durch Schloss Versailles geleitete. Madame de Gaulle folgt mit einem Dolmetscher und Präsident Kennedy (nicht im Bild).(John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston)

Damals standen die Personenschützer der First Lady unter der Leitung von Jim Jeffries, deshalb fuhr er mit ihr in dem durchsichtigen Citroën. Ich wartete vor dem Haupteingang des Museums auf Mrs. Kennedy und Monsieur Malraux. Als sie aus dem Auto stieg, schien sie nicht recht zu wissen, wohin sie gehen oder wie sie sich verhalten sollte, und Malraux spürte das offenbar. Er kam sofort zu ihr und schlug vor, ein paar Fotos für die Touristen zu machen, die aufgrund ihres spontanen Besuchs vor dem Museum warten mussten. Malraux strahlte und war sichtlich froh und stolz, der Öffentlichkeit die amerikanische First Lady präsentieren zu können, während sie freundlich in die Kameras der überraschten Museumsbesucher lächelte. Der Minister war ein perfekter Gentleman, aber unverkennbar in sie verliebt.

Auf dem Foto sieht man mich im Trenchcoat bei der Ankunft von Mrs. Kennedy und André Malraux am Musée du Jeu de Paume.(Keystone France/Getty Images)

Im Museum schlenderten die beiden gemütlich durch die Galerie mit Werken von Degas, Renoir, Monet, Manet und Seurat. Ich hielt angemessen Abstand, weiß aber noch, dass sie eine ganze Weile vor einem großen Gemälde standen, auf dem eine nackte Frau auf einem Sofa oder Bett lag. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, weil die Unterhaltung ausschließlich auf Französisch stattfand, aber es war klar, dass sie das Zusammensein genossen und fast schon flirteten. Auf beiden Seiten herrschte unübersehbare Bewunderung. Vermutlich war es für sie intellektuell anregend, mit jemandem, der ihr Interesse für Kunst und Kultur teilte, in französischer Sprache zu reden, während er zweifellos von ihrem umfangreichen Wissen und ihrer Wertschätzung der französischen Meister beeindruckt war.

Sicherlich wäre Mrs. Kennedy gerne noch länger geblieben, um mit Malraux die Ausstellungsstücke zu besichtigen, doch sie musste den vorgegebenen Zeitplan einhalten.

Mittlerweile hatte sich herumgesprochen, dass die First Lady im Museum war, und in der Stunde, die sie sich dort aufgehalten hatte, war die Menge beträchtlich gewachsen. Auf dem Weg zum Auto drängte sich ein französischer Radioreporter an den Polizisten vorbei, hielt Mrs. Kennedy ein Mikrofon entgegen und bombardierte sie mit Fragen auf Französisch.

Agent Jeffries wollte den Reporter wegdrängen, doch Mrs. Kennedy verhinderte das ruhig und sagte: „Vielleicht rede ich besser mit den Journalisten.“

Sie ging am Auto vorbei direkt in die Menge und forderte sie damit geradezu auf, sie mit Fragen zu löchern. Darüber wunderte ich mich sehr, denn so etwas hatte sie in Washington noch nie getan. Dort bat sie mich immer, ihr die Presse vom Leib zu halten, doch hier in Paris wollte sie offenbar möglichst zugewandt wirken, um einen guten Eindruck machen – ihrem Mann zuliebe und als Vertreterin der Vereinigten Staaten.

Agent Jim Jeffries (hinter Mrs. Kennedy) versucht, Mrs. Kennedy Platz zu schaffen, während sie mit französischen Reportern spricht. Im Bild ist auch der Citroën mit dem Glasdach, den die Franzosen extra für diesen Besuch produziert hatten, damit die Pariser die First Lady von allen Seiten bewundern konnten.(Bettmann/Getty Images)

Auf die Frage „Wie hat Ihnen das Museum gefallen?“ antwortete sie aufrichtig: „Ich habe gerade die schönsten Gemälde der Welt gesehen. Es war mir eine große Ehre, dass ich es besuchen durfte, und vor allem, dass Monsieur Malraux mich geführt hat.“

„Welches Bild hat Ihnen am besten gefallen?“

Ohne Zögern antwortete sie: „Ich muss sagen, das war die Olympia von Manet.“ Damit war der liegende Akt gemeint.

Dieser kurze Besuch in Paris hatte einen entscheidenden Einfluss auf Mrs. Kennedy und auf die Rolle, in der sie sich während der nächsten zweieinhalb Jahre als First Lady sah. Ich glaube nicht, dass sie ihre Wirkung damals richtig erfasste – es war nicht ihre Art, sich in den Vordergrund zu stellen –, doch an diesen drei glanzvollen Tagen war mir klar, dass ich aus nächster Nähe miterlebte, wie sich diplomatische Magie entfaltete.

Nach dem Parisaufenthalt entwickelte sich eine Art Brieffreundschaft zwischen ihr und André Malraux. Die regelmäßige Korrespondenz der beiden führte dazu, dass Malraux und seine Frau im Mai 1962 eine Einladung ins Weiße Haus annahmen.

Mrs. Kennedy führte Monsieur und Madame Malraux durch die National Gallery,