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In diesem Buch berichte ich schonungslos offen über die Gefühle und Probleme, die die Pubertät meiner Tochter für mich mit sich brachte. Das ehemals harmonische Familienleben wurde zur Katastrophe und brachte mich immer wieder an meine physischen und psychischen Grenzen. Ich schildere - oft mit einem Augenzwinkern - meine Selbstzweifel und meine Hilflosigkeit sowie den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. Lehne dich zurück und leide mit mir...
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Seitenzahl: 113
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Sämtliche Namen der handelnden Personen in diesem Buch sind frei erfunden.
Eventuelle Ähnlichkeiten mit Namen lebender Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt.
Dieses Buch widme ich meiner geliebten Tochter Janie, die mich zwar schon einige Male zur Weißglut getrieben hat, die ich aber dennoch mehr als alles Andere auf der Welt liebe!
Janie, du hast mein Leben bereichert wie niemand sonst, es komplett auf den Kopf gestellt und ihm erst einen wirklichen Sinn gegeben. Durch dich habe ich gelernt, viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und Einiges gelassener hinzunehmen.
Egal was war oder kommt; eines wird sich nie ändern:
DREAM TEAM FOREVER!!!
Ich bin sehr stolz auf dich und dankbar, deine Mutter sein zu dürfen!
Widmung
Einleitung
Wie alles begann
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
Epilog
Mein Name ist Anna S. Nesor.
Ich wohne im westlichsten Kreis Deutschlands, bin inzwischen erschreckende fast fünfundfünfzig Jahre alt, verheiratet, Hausfrau und Mutter einer zweiundzwanzigjährigen Tochter namens Janie.
Ich liebe es, Mutter zu sein und würde niemals mehr ohne meine Tochter sein wollen, aber sehr häufig ist es unsagbar schwer!
Geht es dir auch so???
Klar, Janie war (und ist!!!) ein absolutes Wunschkind! Und natürlich war mir von Anfang an sonnenklar, dass es auch weniger harmonische Phasen in unserem Miteinader geben wird.
Das Kind wird eines Tages in die Pubertät kommen und vielleicht aufmüpfig werden, aus Prinzip vielleicht immer die gegenteilige Meinung von meiner vertreten und mich plötzlich - quasi über Nacht - als peinlich oder altmodisch empfinden.
Na und, das geht doch auch schnell wieder vorbei!!!Das sitze ich locker aus, lächele es souverän weg, und ruck zuck ist alles wieder wie vorher oder gar noch besser und wir lachen gemeinsam über diese Zeit.
Dachte ich!!!
Ich weiß ja nicht, wie du das Erwachsenwerden deines Kindes (oh, du hast mehrere? Respekt!) erlebt beziehungsweise ÜBERlebt hast, aber ich muss mir meine Zweifel, Sorgen, Ängste und all den Frust der letzten Jahre einfach einmal von der Seele schreiben.
Du weißt ja: Geteiltes Leid ist halbes Leid, und ich teile von Natur aus sehr gerne!
Also lehne dich entspannt zurück, nimm dir gerne ein wenig Nervennahrung deiner Wahl und leide mit mir. Vielleicht erkennst du dich ja in der einen oder anderen Passage selbst wieder?!
Viel Spaß wünscht dir deine
Anna S. Nesor
Damit du etwas im Bilde bist, berichte ich in Kurzform von den ersten Jahren meines gemeinsamen Lebens mit Janie.
Die Schwangerschaft und die Geburt verliefen absolut vorbildlich und ohne auch nur das kleinste Problem und Janie kam sogar als Sonntagskind zur Welt. Super, erste Hürde locker genommen!
Bange Minuten direkt nach der Geburt während der ersten ärztlichen Begutachtung, aber Entwarnung: das Kind ist kerngesund und putzmunter! Mensch, was war ich glücklich. Zweite Hürde locker genommen! So kann es weitergehen mit unserem künftigen Zusammenleben.
Aber hey, was war das denn? Anscheinend fand Janie entweder ihre neue Umgebung außerhalb meines Bauches oder die Leute um sie herum oder schlimmer noch: MICH echt Sch…, denn ihre erste Amtshandlung in dieser neuen Welt war die Ablage vom Kindspech auf meinem Oberkörper! Na danke auch, so schlimm bin ich nun wirklich nicht.
Aber Schwamm drüber, was muss das muss und ich war natürlich von der ersten Sekunde an total verzückt von diesem kleinen Geschöpf. Kennst du sicher auch, oder?
Was soll ich sagen: Ab dem ersten Tag verlief unser gemeinsames Leben glücklich, harmonisch und absolut reibungslos. Janie wuchs langsam (und doch viel zu schnell für mich!) heran und kaum geboren, war sie schon vier Jahre alt und besuchte vormittags einen Kindergarten. Super, nächste Hürde locker genommen. Weiter geht’s.
Einen Tag vor ihrem sechsten Geburtstag wurde das Kindergartenkind zum I-Dötzchen und freute sich wie Bolle. Endlich lesen, schreiben und rechnen lernen. Janie war eine sehr gute Schülerin(und ich gebührend stolz) und schloss die Grundschule mit fantastischen Noten ab. Super, schon wieder eine Hürde locker genommen. Junge Junge, das geht ja wie am Schnürchen und das beste ist: unser Zusammenleben ist immer noch fast ausschließlich harmonisch, lustig, voller Liebe und mit ganz viel Spaß! Na, wenn ich kein Glückskind bin. Was soll da noch schiefgehen? Dachte ich…
Zehn Jahre waren schon vergangen, und ich war so blauäugig zu denken, dass es immer so schön und reibungslos weitergeht, doch mit circa zwölf Jahren veränderte sich meine Tochter von einem Tag auf den anderen. Aus dem lieben Püppchen wurde allmählich ein immer häufiger meckerndes Pubertier, und plötzlich schienen wir zwei vollkommen unterschiedliche Sprachen zu sprechen!
Immer häufiger gab es Streit zwischen uns und ich hatte das Gefühl, dass wir uns immer weiter voneinander entfernen. Ja, natürlich hatte ich schon unzählige Horrorgeschichten von Pubertier-Eltern gehört und nach dem ersten Schock, dass es bei uns jetzt auch soweit war, entspannte ich mich wieder.
Anna, denke daran: das geht schnell wieder vorbei, also gute Miene zum bösen Spiel machen und locker flockig zur Tagesordnung übergehen…
Wie ich schon schon eingangs erwähnt habe, ist Janie inzwischen zweiundzwanzig Jahre alt, und vorbei ist es immer noch nicht!
Ich erzähle dir einfach einmal, wie unser gemeinsames Leben so abläuft seit Beginn der Pubertät...
Janie war im achten und neunten Schuljahr leider sehr nennen wir es doch uninteressiert, was immer wieder zu ausschweifenden Diskussionen zwischen uns beiden führte. Und tatsächlich fast ausschließlich zwischen uns beiden, denn bei Papa war sie meistens wie ausgewechselt! Na danke auch, das war nicht fair. Warum war ich immer der emotionale Fußabtreter? Warum musste ich bei allen Dingen immer daran glauben?
Zu der Zeit fing es an, dass ich mich immer öfter abends in den Schlaf geweint habe. Natürlich heimlich, still und leise.
War ICH schuld?
Was machte ICH falsch?
Habe ich die falsche Einstellung oder eine völlig falsche Sichtweise der Dinge?
Bin ICH zu streng? Oder zu nachlässig?
Mische ICH mich zu sehr in ihr Leben ein?
Bin ICH zu neugierig?
Sehe ICH sie noch zu sehr als das kleine Mädchen?
Geht es den anderen Müttern auch so?
Fragen über Fragen…
Ich führte unzählige verzweifelte Gespräche mit meinen Freundinnen (selbst Mütter von gleichaltrigen Kindern, meist auch Mädchen) und auch anderen Müttern und stellte fest: einige hatten die gleichen Probleme, andere wesentlich weniger und einige wenige blieben vollends verschont von Pubertieren.
Wie unfair! Dabei war ich immer so stolz darauf gewesen, dass es meine Tochter nur fröhlich, lachend, zufrieden, herzlich, liebevoll, hilfsbereit und verständnisvoll gab! Wo war das alles hin? Hatte Janie mit Eintritt in die Pubertät all das fröhlich winkend irgendwo abgelegt und litt plötzlich unter extremer Demenz, sodass sie nicht mehr wusste wo? Gespräche mit ihr brachten rein gar nichts außer bestenfalls den nächsten Streit, und natürlich war sie sich nie einer Schuld bewusst.
Hatte sie vorher immer gerne und ohne zu murren bei Kleinigkeiten geholfen, war ihr plötzlich alles zu viel.
War sie vorher immer dankbar und mit allem zufrieden, stellte sie plötzlich Ansprüche ohne Ende und akzeptierte kein „nein“ mehr.
War sie vorher immer eine fleißige und sehr gute Schülerin, sah sie plötzlich keinen Sinn mehr in nervigen Aktionen wie Hausaufgaben, Vokabeln lernen oder ähnlichem.
Kontrolle meinerseits durfte auch keine mehr stattfinden, und das Ergebnis war ein blauer Brief in Englisch im ersten Halbjahr der neunten Klasse!
Kannst du dir vorstellen, wie mir das den Boden unter den Füßen weggezogen hat?
Von ursprünglich Note 1 bis 2 im Wechsel auf einmal auf 5 bis 6!? Wie bitte??? Sämtliche wöchentlichen Vokabeltest zwischen 4 und 6?! Aha, von wegen „natürlich habe ich gelernt“… alles nichts als eine einzige Lüge. Zur Kenntnis genommen. Und auch in anderen Dingen stellte ich fest, dass ich immer häufiger absolut grundlos angelogen wurde.
Ich habe mich immer hilfloser gefühlt und wusste einfach nicht mehr weiter.
Früher war meine Tochter doch immer ein offener und ehrlicher Mensch. Wir konnten über alles reden, und ihr Umfeld hatte sich auch nicht geändert. Sie hatte seit dem Kindergarten immer noch die gleichen Freundinnen und auch sonst noch den gleichen Umgang. Daran lag es also nicht.
Ich dachte, mein schönes Leben entgleitet mir vollkommen!
Lange Rede, kurzer Sinn: der blaue Brief war für Janie dann anscheinend ein Warnschuss, und sie hat sich wieder mehr aufs Lernen konzentriert und bestand mit noch fünfzehn Jahren zu unserer großen Überraschung und unglaublicher Erleichterung ihren Schulabschluss auf der Realschule mit Gymnasialqualifikation. Na geht doch, toll gemacht. Und wieder eine Hürde genommen!
Für meine Tochter stand allerdings seit circa zwei Jahren schon fest, dass sie nach der zehnten Klasse die Schule nicht weiterführen wollte. Sie war fest entschlossen, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen. In Ordnung, denn schließlich ist es ihr Leben, und für welchen Beruf auch immer sie sich entscheidet: SIE muss ihn ausüben, und ihr muss er Spaß machen. Bei mir war es damals noch etwas anders… Das Kind (also ICH) sollte es einmal besser haben, und mit den Schulnoten und der Intelligenz kam nichts Anderes in Frage als Bankerin oder in einer Behörde… Ich habe mich also seinerzeit für letzteres entschieden, aber wirklich glücklich war ich damit nicht. Ich habe daraus gelernt, deshalb haben wir Janie nicht in die Berufswahl reingeredet.
Und schon kamen die nächsten Probleme:
Mit noch fünfzehn Jahren war es nicht möglich, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu beginnen. Dies war erst ab frühestens siebzehn Jahren möglich! Da half es auch nicht, dass sie schon seit über zwei Jahren als Schulsanitäterin gearbeitet und außerdem bereits mit knapp fünfzehn den Rettungshelferschein beim Deutschen Roten Kreuz gemacht hatte.
War das ein Drama, und wieder einmal musste ich beim Frust von Fräulein Tochter herhalten.
Ja mein Gott, was kann ich denn bitteschön für die Gesetze unseres Landes? Habe ich sie etwa verabschiedet? Und ganz nebenbei bemerkt, finde ich zumindest dieses Gesetz gar nicht so verkehrt. Von wegen Jugendschutz, psychische und körperliche Belastung, Nachtarbeit und so weiter. Aber erkläre das bitte einmal einer sturen aufmüpfigen Fünfzehnjährigen!!!
Nach einigen nervenaufreibenden Wochen mit ich weiß nicht mehr wie vielen Bewerbungen (trotz ihres jungen Alters, denn geht nicht gibt’s nicht!), Telefonaten ohne Ende mit Gott und der Welt (natürlich geführt von mir, wobei ich immer und überall wieder ihre wilde Entschlossenheit zum Ausdruck brachte) fanden wir eine Lösung, die auch unsere Prinzessin zufrieden stellte: sie begann ein freiwilliges soziales Jahr in einem Altenheim! Tadaaaaa! Hurra! Jubel!
Kleine Anmerkung am Rande: dies war nur möglich, da Janie seit Jahren aktives Mitglied beim Jugend-Rotkreuz und das Deutsche Rote Kreuz Träger des sogenannten FSJ war. Egal, wir haben schon wieder eine Hürde genommen! Wer hätte das gedacht?
Ich muss ehrlich gestehen, dass die Hürden vom Schulabschluss und dem Beginn des FSJ wahnsinnig schwer und beinahe gefühlt schon viel zu hoch waren.
Wie sollte das erst in Zukunft werden?
Ruhig Blut Anna, habe ich mir gesagt. Janie wird immer älter, und bald ist sie sechzehn und aus dem Pubertier wird ganz bald bestimmt wieder meine Tochter, wie ich sie in bester Erinnerung habe. Das bekommen wir ganz locker auch noch hin…
Ganz locker? Wirklich? Du meine Güte, was war ich doch naiv und blauäugig! Aber lies selbst…
Anfangs war Janie noch voller Elan und Enthusiasmus bei der Sache und hellauf begeistert. Ach wie toll es doch war, den netten Senioren und Seniorinnen bei den für sie schwierig gewordenen alltäglichen Dingen zu helfen. Auf Anhieb hatte sie einen mehr als nur guten Draht zu den „Omis“ und „Opis“, wie sie sie liebevoll nannte wenn sie von ihnen und ihrem Arbeitstag sprach. Betten machen, Körperpflege, Essen anreichen, mit den Leuten basteln, singen, kochen und soviel mehr… nichts war ihr zu viel und sie war sich absolut sicher, die perfekte Richtung für ihren beruflichen Werdegang eingeschlagen zu haben. Alles war super und hätte so bleiben können. Wenn…
Ja, wenn…
Die meisten Kolleginnen und Kollegen waren sehr nett, erklärten gerne und führten Janie behutsam in das vollständig neue Aktivitätenfeld ein. Und alle waren sehr erstaunt, dass sie in diesem Alter schon so vehement ihre Ziele verfolgte. Es gab nur ein „kleines“ Problem, und das war die zuständige Stationsleitung, die meiner Tochter bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Leben zur Hölle machte. Vom ersten Tag an war sie mit wirklich gar nichts zufrieden. Dann war etwas nicht schnell genug, dann war sie zu schnell, dann war etwas nicht ordentlich genug, dann war sie zu freundlich zu den Bewohnern…
Die gute Frau behandelte Janie wie eine bereits fertig ausgebildete examinierte Altenpflegerin, und auch nach Gesprächen mit ihr änderte sich nichts.
Gut ein halbes Jahr lang zog meine Tochter das FSJ trotzdem durch, immerhin gab es ja mehrere willkommene Unterbrechungen durch mehrtägige Seminare und Fortbildungen beim Jugend-Rotkreuz. Diese Tage waren auch für mich eine Wohltat, denn Zuhause musste natürlich ich den aufgestauten Frust immer aushalten und Janie´s Launen ertragen. Na klar, einer muss ja immer herhalten, und wer bietet sich da besser an als die liebe Mama?!
Als es langsam unerträglich für alle wurde, das Fräulein Tochter aber dennoch irgendwie oder irgendwo ihr FSJ auf Biegen und Brechen weiterführen wollte bis zum Ende, musste eine Alternative her.
Händeringend suchten wir alle gemeinsam nach einer Lösung und fanden sie in Form einer Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe. Dort konnte sie nahtlos weitermachen und fühlte sich sehr wohl. Auch mit diesen Menschen samt den Betreuern kam sie bestens klar, und so führte sie das FSJ ein komplettes Jahr durch.